• August Wilhelm von Schlegel to Christian Friedrich Tieck

  • Place of Dispatch: Coppet · Place of Destination: Bern · Date: 4. April [1812]
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Christian Friedrich Tieck
  • Place of Dispatch: Coppet
  • Place of Destination: Bern
  • Date: 4. April [1812]
  • Notations: Datum (Jahr) sowie Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-37187
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.7,Nr.66(39)
  • Number of Pages: 2 S., hs.
  • Format: 19,3 x 11,4 cm
  • Incipit: „[1] d. 4ten April
    Freylich geschehen Zeichen u Wunder, mein treuer Achates, daß du mir so regelmäßig alle Posttage schreibst – [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
[1] d. 4ten April
Freylich geschehen Zeichen u Wunder, mein treuer Achates, daß du mir so regelmäßig alle Posttage schreibst – ich werde es dir zeitlebens gedenken.
Daß du dir in der Sonntags-Gesellschaft nicht sonderlich gefallen kannst, begreife ich wohl – aber gewiß doch bey den beyden Schwestern – u dann denke ich, ist es immer angenehm, wenn einem die Leute Wohlwollen zeigen.
Ich bin nicht dazu bestellt, mein Freund, dich bey deinen Arbeiten zu treiben, denn mir ist es ein großer Trost dich dort zu wissen. Aber ich fürchte, daß du am Ende dabey mit deinen Aufgaben zu kurz kommst. Nun, ersetzt müßte es dir werden so bald ich kann.
Maria schreibt mir Wunder viel schönes von dem Bilde der beyden Kinder – schmeichle nur ja die Ähnlichkeit der kleinen Frau recht.
Bey deinen Versen rathe ich dir, immer leichte u einheimische Sylbenmaße zu wählen. Bey den Italiänischen Formen ist man in Gefahr in schleppende Wortfügungen zu verfallen, wenn man nicht ganz Meister der Sprache ist. Sonst hast du nach so wenigen Versuchen gewiß eine ungewöhnliche Leichtigkeit – doch das liegt auch im Blute.
Der Harmes muß ich die Gerechtigkeit wider[2]fahren lassen, daß sie mir die Geschichte mit W. bloß als eine jugendliche Unbesonnenheit vorgestellt hat, wobey der Ruf ihrer Freundin ohne wahre Schuld gefährdet worden.
Den Lobgesang auf den heil. Anno setzte ich immer in die erste Hälfte des 12ten Jahrh. gesetzt wegen der sehr veralteten Sprache und der unförmlichen Verse. Nun bin ich aber an dem Alter einiger Gedichte auch am Rother – ganz irre geworden. Ist Anno wirklich erst im J. 1183 heilig gesprochen worden, so ist dieß ein unwiderleglicher Beweis, daß das Gedicht erst später geschrieben worden. Es liegt mir gar sehr an der Nachsuchung des Datums weil ich eher nichts über die Nibel. an Friedrich abschicken kann.
Gieb der Freundin mit dem Briefe diese sorgfältig getrockneten Feldblumen, u lebe wohl
Es ist erschrecklich, wie viel ich im Altdeutschen arbeite. Gestern habe ich den ganzen Rother, der teufelmäßig schwer ist, in Einem Zuge mit der größten Aufmerksamkeit durchgelesen. Ich muß noch ihrer aller Meister werden.
[1] d. 4ten April
Freylich geschehen Zeichen u Wunder, mein treuer Achates, daß du mir so regelmäßig alle Posttage schreibst – ich werde es dir zeitlebens gedenken.
Daß du dir in der Sonntags-Gesellschaft nicht sonderlich gefallen kannst, begreife ich wohl – aber gewiß doch bey den beyden Schwestern – u dann denke ich, ist es immer angenehm, wenn einem die Leute Wohlwollen zeigen.
Ich bin nicht dazu bestellt, mein Freund, dich bey deinen Arbeiten zu treiben, denn mir ist es ein großer Trost dich dort zu wissen. Aber ich fürchte, daß du am Ende dabey mit deinen Aufgaben zu kurz kommst. Nun, ersetzt müßte es dir werden so bald ich kann.
Maria schreibt mir Wunder viel schönes von dem Bilde der beyden Kinder – schmeichle nur ja die Ähnlichkeit der kleinen Frau recht.
Bey deinen Versen rathe ich dir, immer leichte u einheimische Sylbenmaße zu wählen. Bey den Italiänischen Formen ist man in Gefahr in schleppende Wortfügungen zu verfallen, wenn man nicht ganz Meister der Sprache ist. Sonst hast du nach so wenigen Versuchen gewiß eine ungewöhnliche Leichtigkeit – doch das liegt auch im Blute.
Der Harmes muß ich die Gerechtigkeit wider[2]fahren lassen, daß sie mir die Geschichte mit W. bloß als eine jugendliche Unbesonnenheit vorgestellt hat, wobey der Ruf ihrer Freundin ohne wahre Schuld gefährdet worden.
Den Lobgesang auf den heil. Anno setzte ich immer in die erste Hälfte des 12ten Jahrh. gesetzt wegen der sehr veralteten Sprache und der unförmlichen Verse. Nun bin ich aber an dem Alter einiger Gedichte auch am Rother – ganz irre geworden. Ist Anno wirklich erst im J. 1183 heilig gesprochen worden, so ist dieß ein unwiderleglicher Beweis, daß das Gedicht erst später geschrieben worden. Es liegt mir gar sehr an der Nachsuchung des Datums weil ich eher nichts über die Nibel. an Friedrich abschicken kann.
Gieb der Freundin mit dem Briefe diese sorgfältig getrockneten Feldblumen, u lebe wohl
Es ist erschrecklich, wie viel ich im Altdeutschen arbeite. Gestern habe ich den ganzen Rother, der teufelmäßig schwer ist, in Einem Zuge mit der größten Aufmerksamkeit durchgelesen. Ich muß noch ihrer aller Meister werden.
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