• Friederike Helene Unger to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Unknown · Date: 05.04.1806
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friederike Helene Unger
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 05.04.1806
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-9
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,IV,e,8
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19,5 x 16,1 cm
  • Incipit: „[1] Berlin d. 5. April 1806.
    Hätten Sie mein vortreflicher Freund, mit Ihrer Antwort so lange gezögert, meine Freue nur um [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
[1] Berlin d. 5. April 1806.
Hätten Sie mein vortreflicher Freund, mit Ihrer Antwort so lange gezögert, meine Freue nur um so vollständiger werden zu laßen, wäre Ihr Zweck vollkommen erreicht. Aber – ich bitte – auf diese Weise, ist Freude doch mit zu großes Opfer erkauft. Rache übe ich nicht, den ich spreche zu gern mit Freunde meines Unvergeßlichen um mich nicht gern einem so in jedem Punkt interresanten zu nähern.
Und nun jezt die Beantwortung Ihres Theuren Schreibens. Freudig gehe ich Ihre Anerbietungen für den Damen Calender ein. Nur – laßen Sie sich ja nicht hier au Defaut finden, den hier hänge ich ganz vom Publikum ab: je schneller ich alles erhalten je beßer ists, den spätestens Anfangs Maiʼs muß der Druk begonnen werden. Auf den Brief an Fr: Unzelmann: freue ich mich: aber Lieber, den Namen Bethmann confisziren Sie ja nicht; sie ist stolz darauf; und ich würde ihn doch hinzu fügen müssen. Das Bild der Frau von Stael umfaße ich izt schon im Geiste. Nie traf ein weibliches Gemüth das meinige so tief, wie diese seltene [2] Frau. Welche Tiefe, welch ein Reichthum! Wie männlich, und wieder wie durchaus zart weiblich: Doch wieder wegen des Bildes: ich bin durch die ungeheuere Pacht, von 30.000 r. und den ungewißen, dem der Laune des Publikums abhängenden Erfolg sehr gebunden. Meno Haas, der die Portraits sticht, nimmt 3. L. dʼor. also – höher als höchstens 5. dürfte ich ohne Nachtheil nicht gehen. Der Künstler muß aber Wort halten, daß ich die Platte, zur rechten Zeit erhalte. Ich habe einen sehr guten Kupferdrucker, der sich von Paris, hier niedergelassen hat. Der soll ja wohl die Abdrücke gut besorgen. Aber wie dann? Sie mein Freund werden ja wohl, um diese Zeit schon wieder ausgeflogen sein; wird er auch Wort halten, und mir nden? es ist mit den Kalendern nicht wie mit andre Verlags Artikel hier gilt schnell da sein alles; und an Nachliefrung, wie bei Büchern, ist nicht zu denken.
Ich lege hier das Format der Kupfer und des Kalenders bei: dem Künstler zur Norm. Ich verlaße mich ganz, auf Ihre Freundschaft und Genauigkeit, von der wir sonst so viel Beweise erhielten: leztere scheint in der That [3] izt ein wenig, im abnehmendem Lichte zu stehen: könnte Erstere sie wieder anheischen!
Den Erfolg Ihrer herrlichen Elegie, will ich Ihnen ehrlich melden. Sie ist von dem beßern Theil des Publikums, gekauft, bewundert worden. Die Königinn hat mehrere Ex. holen laßen. Das ist nun freilich für die Kasse des Buchhändlers nicht genug: aber er muß auch der Ehre etwas aufopfern wollen. Es thut mir wohl, jedesmal, wenn ich mich mit den Namen Schlegel brüsten kann: bin ich um einige Zoll länger: wenn Sie den also eine neue Auflage unter den erwähnten Umständen und Zusätzen wünschen, werde ich sie gern veranstalten. Daß der Druk mit Didots nicht mit Ungers Lettern geschahe hatte die Ursache, weil diese nicht mehr schön und scharf genug waren, das Woltmannsche Journal Geschichte & Politik hat sie verbraucht, und ich konnte mich nicht so schnell mit neue versorgen als ich den Druk beendigt zu sehen wünschte.
Wegen der Drukfehler – Ach Gott mein Freund wie habe ich gezittert u gezagt. Zehn Correktoren inclusive meiner Wenigkeit, hatten die Sache von allen Seiten beäugt. und nun kommt, der [4] fast blinde Hofeland darüber, und frägt mich ganz naif, ob Fr: v: Stael Necker sich mit einem G. schreibe? wo so ein G. ja hier steth geb. Negker. Weg war meine Freude am Ganzen, und mein Zutrauen zu Spaldings Blick. Gott Lob daß Sie das nicht rügten! Da es oben an der Stirne steth!
Ihren Auftrag wegen Ihrer Bibliotheck werde ich so bald ich den Schlüßel erhalte, und das Liebe Osterfest hinter mir habe besorgen. Der D. Neubert den Sie vieleicht noch von Jena her kennen, besorgt hier alle Katalogen u s w. er wird unter meiner Aufsicht die Besorgung übernehmen. Er ist ein pauvre genie aber da alles bei ihm zur Ehrlichkeit geschlagen zu sein scheint, mag ich ihn wohl zu derlei mechanischem Wesen haben. Der Verkauf des Schrankes dürfte leicht das schwierigste bei der Sache sein. Ich bin izt dran dies & jenes für mich entbehrliche verkaufen zu wollen. Aber wie! Mein lieber Unger ließ sich kurz vor unsrer Trennung ein Secretair von ächt Mahoganny für 100. r. machen. Keiner will mir izt 30. dafür geben. so mit anderm.
Zu meiner Bibliotheck fand sich noch kein Käufer. u es wird endlich wohl zur Versteigrung kommen müßen. – Liebster Freund expatriiren Sie sich auch nicht ganz. Im Nahmen des gedrükten und tief gebeugten Vaterlandes bitte ich Sie darum. Soll unser Ruhm ganz von uns genommen werden? Wie haben wir arme Deutsche doch bei den Göttern diese Schmach verdient! – Soll ich Sie den nicht wieder sehen? ach ich habe hier tief gewurzelt, und muß jeden Wunsch für eine schönere Heimath zurück weichen! Leben Sie wohl. Ich bin von Herzen die Ihrige Unger.
[1] Mit der liebenswürdigen Ahlefeldt, die im vorigem Sommer bei mir war, stehe ich in stetem Briefwechsel. Sie soll den S. gewiß erhalten aber wann werde ich den edlen Britten von Sie erhalten!
Freund Freund. möchte
ihm das herumreisen so wohl wie Ihnen bekommen.
[1] Berlin d. 5. April 1806.
Hätten Sie mein vortreflicher Freund, mit Ihrer Antwort so lange gezögert, meine Freue nur um so vollständiger werden zu laßen, wäre Ihr Zweck vollkommen erreicht. Aber – ich bitte – auf diese Weise, ist Freude doch mit zu großes Opfer erkauft. Rache übe ich nicht, den ich spreche zu gern mit Freunde meines Unvergeßlichen um mich nicht gern einem so in jedem Punkt interresanten zu nähern.
Und nun jezt die Beantwortung Ihres Theuren Schreibens. Freudig gehe ich Ihre Anerbietungen für den Damen Calender ein. Nur – laßen Sie sich ja nicht hier au Defaut finden, den hier hänge ich ganz vom Publikum ab: je schneller ich alles erhalten je beßer ists, den spätestens Anfangs Maiʼs muß der Druk begonnen werden. Auf den Brief an Fr: Unzelmann: freue ich mich: aber Lieber, den Namen Bethmann confisziren Sie ja nicht; sie ist stolz darauf; und ich würde ihn doch hinzu fügen müssen. Das Bild der Frau von Stael umfaße ich izt schon im Geiste. Nie traf ein weibliches Gemüth das meinige so tief, wie diese seltene [2] Frau. Welche Tiefe, welch ein Reichthum! Wie männlich, und wieder wie durchaus zart weiblich: Doch wieder wegen des Bildes: ich bin durch die ungeheuere Pacht, von 30.000 r. und den ungewißen, dem der Laune des Publikums abhängenden Erfolg sehr gebunden. Meno Haas, der die Portraits sticht, nimmt 3. L. dʼor. also – höher als höchstens 5. dürfte ich ohne Nachtheil nicht gehen. Der Künstler muß aber Wort halten, daß ich die Platte, zur rechten Zeit erhalte. Ich habe einen sehr guten Kupferdrucker, der sich von Paris, hier niedergelassen hat. Der soll ja wohl die Abdrücke gut besorgen. Aber wie dann? Sie mein Freund werden ja wohl, um diese Zeit schon wieder ausgeflogen sein; wird er auch Wort halten, und mir nden? es ist mit den Kalendern nicht wie mit andre Verlags Artikel hier gilt schnell da sein alles; und an Nachliefrung, wie bei Büchern, ist nicht zu denken.
Ich lege hier das Format der Kupfer und des Kalenders bei: dem Künstler zur Norm. Ich verlaße mich ganz, auf Ihre Freundschaft und Genauigkeit, von der wir sonst so viel Beweise erhielten: leztere scheint in der That [3] izt ein wenig, im abnehmendem Lichte zu stehen: könnte Erstere sie wieder anheischen!
Den Erfolg Ihrer herrlichen Elegie, will ich Ihnen ehrlich melden. Sie ist von dem beßern Theil des Publikums, gekauft, bewundert worden. Die Königinn hat mehrere Ex. holen laßen. Das ist nun freilich für die Kasse des Buchhändlers nicht genug: aber er muß auch der Ehre etwas aufopfern wollen. Es thut mir wohl, jedesmal, wenn ich mich mit den Namen Schlegel brüsten kann: bin ich um einige Zoll länger: wenn Sie den also eine neue Auflage unter den erwähnten Umständen und Zusätzen wünschen, werde ich sie gern veranstalten. Daß der Druk mit Didots nicht mit Ungers Lettern geschahe hatte die Ursache, weil diese nicht mehr schön und scharf genug waren, das Woltmannsche Journal Geschichte & Politik hat sie verbraucht, und ich konnte mich nicht so schnell mit neue versorgen als ich den Druk beendigt zu sehen wünschte.
Wegen der Drukfehler – Ach Gott mein Freund wie habe ich gezittert u gezagt. Zehn Correktoren inclusive meiner Wenigkeit, hatten die Sache von allen Seiten beäugt. und nun kommt, der [4] fast blinde Hofeland darüber, und frägt mich ganz naif, ob Fr: v: Stael Necker sich mit einem G. schreibe? wo so ein G. ja hier steth geb. Negker. Weg war meine Freude am Ganzen, und mein Zutrauen zu Spaldings Blick. Gott Lob daß Sie das nicht rügten! Da es oben an der Stirne steth!
Ihren Auftrag wegen Ihrer Bibliotheck werde ich so bald ich den Schlüßel erhalte, und das Liebe Osterfest hinter mir habe besorgen. Der D. Neubert den Sie vieleicht noch von Jena her kennen, besorgt hier alle Katalogen u s w. er wird unter meiner Aufsicht die Besorgung übernehmen. Er ist ein pauvre genie aber da alles bei ihm zur Ehrlichkeit geschlagen zu sein scheint, mag ich ihn wohl zu derlei mechanischem Wesen haben. Der Verkauf des Schrankes dürfte leicht das schwierigste bei der Sache sein. Ich bin izt dran dies & jenes für mich entbehrliche verkaufen zu wollen. Aber wie! Mein lieber Unger ließ sich kurz vor unsrer Trennung ein Secretair von ächt Mahoganny für 100. r. machen. Keiner will mir izt 30. dafür geben. so mit anderm.
Zu meiner Bibliotheck fand sich noch kein Käufer. u es wird endlich wohl zur Versteigrung kommen müßen. – Liebster Freund expatriiren Sie sich auch nicht ganz. Im Nahmen des gedrükten und tief gebeugten Vaterlandes bitte ich Sie darum. Soll unser Ruhm ganz von uns genommen werden? Wie haben wir arme Deutsche doch bei den Göttern diese Schmach verdient! – Soll ich Sie den nicht wieder sehen? ach ich habe hier tief gewurzelt, und muß jeden Wunsch für eine schönere Heimath zurück weichen! Leben Sie wohl. Ich bin von Herzen die Ihrige Unger.
[1] Mit der liebenswürdigen Ahlefeldt, die im vorigem Sommer bei mir war, stehe ich in stetem Briefwechsel. Sie soll den S. gewiß erhalten aber wann werde ich den edlen Britten von Sie erhalten!
Freund Freund. möchte
ihm das herumreisen so wohl wie Ihnen bekommen.
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