• Friederike Helene Unger to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Coppet · Date: 09.06.1809
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friederike Helene Unger
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 09.06.1809
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-9
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,IV,e,19
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19,3 x 12,5 cm
  • Incipit: „[1] Berlin d. 9. Juny 1809.
    Wie das, mein verehrter Freund! auch der späteste Termin der Verheissung ist verflossen, und immer [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
[1] Berlin d. 9. Juny 1809.
Wie das, mein verehrter Freund! auch der späteste Termin der Verheissung ist verflossen, und immer noch kein Shakespear o weh o weh! was muß das für ein Paradieß sein, in dem mein Freund Schlegel versezt ist, daß er so ganz der armen, aller Erden noth ausgesezten Freunde vergißt. Die Schaar der Shakespear Lustigen ist nicht mehr zu bändigen: und schon gibt ein hiesiger Buchhändler eine Uebersezzung heraus, die seiner Ankündigung nach, sich anschliessen soll, wo die Schlegelsche aufhört. Ich habe dies geschehen lassen müssen, weil ich, 1) so wenig Sicherheit über Ihre Arbeit habe, 2) ganz Tödtlich krank darnieder lag, und jezt erst wieder, mat & mühseelig ins Leben hinein krieche. Erbarmen Sie mein Freund sich doch, Ihrer Kindlein, und geben nicht zu, daß Bastarde sich an sie andrängen, und wegschnappen, was allein, Ihnen gebührt. Schikten Sie nur, daß ein Band zu Michaelis erscheine, so wäre doch eine Aussicht. Ich möchte wüthen, über diese ambulante deutsche Litteratur. Da ist der Tiek, der in mich drang zu Neujahr eine Fortsezzung seines Sternbald anzufangen & m. und siehe da weg ist er; und läßt nichts weiter von sich hören. Der Frid: Schlegel – nun über [2] dessen eingeschlagnen sonderbaren Weg schweige ich. Seine Bestimmung schien mir die edelste zu sein. Ich nenne nur diese, aber hundert andre führen mich eben so bei der Nase herum. Nun, den A W- Schlegel kennen Sie ja; und wissen wie arg ders mir macht: mir ehrlichen Treuherzigen Haut.
Mit Ihrer Bibliothek hats immer noch Schwürigkeiten: Der Bernhardy ist ein Malicios; er gesteth daß er kein Recht habe, sie zurükzuhalten; indeß ohne ein gerichtliches Decret werde er sie nicht ausliefern. Um dieses habe ich nun angehalten; der Just. Ko. Bode hats längst ausfertigen wollen; indeß bin ich bettlägrig geworden, & so scheint ein feindseeliger Dämon über diese Sache zu walten: und sie wird wohl liegen wie der Calderon bei mir – bis ich wieder zur Stadt komme, & ich wieder wirken kann.
Den Shakespear! den Shakespear! den Shakespear! diesen Refrain sollen Sie so oft & lange hören, [3] bis er endlich erscheint; und ich sagen kann, habe Dank, den du hast mich erhört. –
Ich empfehle mich Ihrer Huld & Gnade unsichtbarer Gott! der Sie mir sind; Ich versichre Sie; so böse ich zu sein Ursach habe, dennoch meiner wahrsten und innigsten Hochachtung, und bin mit herzlicher Verehrung & Freundschaft
Ihre
sehr Ergebene
Unger. –
[4] [leer]
[1] Berlin d. 9. Juny 1809.
Wie das, mein verehrter Freund! auch der späteste Termin der Verheissung ist verflossen, und immer noch kein Shakespear o weh o weh! was muß das für ein Paradieß sein, in dem mein Freund Schlegel versezt ist, daß er so ganz der armen, aller Erden noth ausgesezten Freunde vergißt. Die Schaar der Shakespear Lustigen ist nicht mehr zu bändigen: und schon gibt ein hiesiger Buchhändler eine Uebersezzung heraus, die seiner Ankündigung nach, sich anschliessen soll, wo die Schlegelsche aufhört. Ich habe dies geschehen lassen müssen, weil ich, 1) so wenig Sicherheit über Ihre Arbeit habe, 2) ganz Tödtlich krank darnieder lag, und jezt erst wieder, mat & mühseelig ins Leben hinein krieche. Erbarmen Sie mein Freund sich doch, Ihrer Kindlein, und geben nicht zu, daß Bastarde sich an sie andrängen, und wegschnappen, was allein, Ihnen gebührt. Schikten Sie nur, daß ein Band zu Michaelis erscheine, so wäre doch eine Aussicht. Ich möchte wüthen, über diese ambulante deutsche Litteratur. Da ist der Tiek, der in mich drang zu Neujahr eine Fortsezzung seines Sternbald anzufangen & m. und siehe da weg ist er; und läßt nichts weiter von sich hören. Der Frid: Schlegel – nun über [2] dessen eingeschlagnen sonderbaren Weg schweige ich. Seine Bestimmung schien mir die edelste zu sein. Ich nenne nur diese, aber hundert andre führen mich eben so bei der Nase herum. Nun, den A W- Schlegel kennen Sie ja; und wissen wie arg ders mir macht: mir ehrlichen Treuherzigen Haut.
Mit Ihrer Bibliothek hats immer noch Schwürigkeiten: Der Bernhardy ist ein Malicios; er gesteth daß er kein Recht habe, sie zurükzuhalten; indeß ohne ein gerichtliches Decret werde er sie nicht ausliefern. Um dieses habe ich nun angehalten; der Just. Ko. Bode hats längst ausfertigen wollen; indeß bin ich bettlägrig geworden, & so scheint ein feindseeliger Dämon über diese Sache zu walten: und sie wird wohl liegen wie der Calderon bei mir – bis ich wieder zur Stadt komme, & ich wieder wirken kann.
Den Shakespear! den Shakespear! den Shakespear! diesen Refrain sollen Sie so oft & lange hören, [3] bis er endlich erscheint; und ich sagen kann, habe Dank, den du hast mich erhört. –
Ich empfehle mich Ihrer Huld & Gnade unsichtbarer Gott! der Sie mir sind; Ich versichre Sie; so böse ich zu sein Ursach habe, dennoch meiner wahrsten und innigsten Hochachtung, und bin mit herzlicher Verehrung & Freundschaft
Ihre
sehr Ergebene
Unger. –
[4] [leer]
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