• Friederike Helene Unger to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Coppet · Date: 06.11.1810
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friederike Helene Unger
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 06.11.1810
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-9
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,IV,e,26a
  • Number of Pages: 2 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19,5 x 15,2 cm
  • Incipit: „[1] Berlin d. 6. Nov: 1810.
    Ob dieser Brief Sie meinen geehrten Freund in Copet, oder gar noch in Europa antreffen [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
[1] Berlin d. 6. Nov: 1810.
Ob dieser Brief Sie meinen geehrten Freund in Copet, oder gar noch in Europa antreffen wird, steth dahin! ich riskire ihn, mit der Bitte, mir wo es nicht schon unwiederuflich versagt ist, das neueste Werk der Frau v Stael, zum Uebersetzen zukommen zu lassen. Ich hoffe dieser Vergünstigung nicht unwerth zu sein auch in Hinsicht, daß es mir für so manche andre Verzögrung einigen Schaden Ersatz gäbe. Den Preiß für diese Gefälligkeit werden und mögen Sie selbst bestimmen. Durch den Beitrag eines reichen viel vermögenden Freundes, hoffe ich bald im Stande zu neuen Unternehmungen zu kommen. Die öffentlichen Blätter haben oft und viel wiedersprechendes von und über Fr: von Stael gesagt, so wie über ihrem merkwürdigen Buche: welches leztere ich eigentlich, für Schlegels Geist, der die Gestalt, dieser merkwürdigen Frau anzunehmen würdigt halte. An dieser Gewährung oder Nichtgewährung meiner Bitte, werde ich abnehmen, ob Sie Verehrter einen Theil der für Unger gehegten Freundschaft, auf dessen Wittwe übertragen haben? Für eine gute Uebersetzung und Correkten Druk, würde ich möglichst sorgen, daß nichts dem hehren Geiste nicht entsprechendes einlaufe. Sie wissen, wie ich die edle Verfasserin hochhalte: und den, welchen Sie, (oder der Sie repräsentirt.) verehre! Deutschland ist gegenwärtig sehr arm, an edler Geistesfrucht; wir werden ja nun sehen, ob die neue in Berlin gestiftete pepiniere etwas Großes wird gedeyen machen.
Ihre Schriften und Briefe, so viel mir deren abgeliefert sind, habe ich nach Ihrer Anweisung, an Ihren Herren Bruder nach Hannover geschikt. Die erste Abtheilung des 9. Bandes von Shakespear, ist jezt unter der Presse, der großen Dürre des Sommers halben, [2] standen fast alle Papier Mühlen still; und das veranlaßte auch Verzögrung des Erscheinens. Möchte ich nun bald recht bald die zweite Abtheilung nachsetzen lassen können! Ich besorge, daß ein so rüstiger Uebersetzer, des Schrekschusses, den Ihre Ankündigung unter sie machte, sich nicht werde abschrecken lassen; den Hitzig ist rüstig drüber her. Von Fr: Schlegel habe ich bis izt keine Antwort erhalten; Tiek ist wieder im Lande bei seinen Frund von Burgsdorf. O des ambulanten Geschlechtes!
Die lezte Leipziger Messe hat nichts Ausgezeichnetes geliefert. Der Krieg und dessen Folgen haben bei meinen Lands Leuten alle Lustigkeit verbannt, und mann kann sagen, das Lachen sei Theuer geworden. Kotzebue bekozt die Bühne mit elenden Possen. Einen Rochus Pumpernickel, eine gemeine Nachbildung des Molierischen Pourceaugnac. Einen Pachter Feldkümmel, dem auch eine Fortsezzung angehängt ist, unter der Kritik.
Die Bethmann ist eine Landfrau worden & spielt selten; ihr Mann der an der Gicht elend ist, gar nicht. Ifflandt ist viel auf Reisen, und die große Königsstadt, muß sich meist mit Anfänger in der Kunst begnügen. – In diesem Augenblik vernehme ich, daß Hitzig das Werk der Fr v Stael durch Sie zu erhalten glaubt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie einen Ihnen ganz fremden Mann, der alten Verbindung vorziehen werden, die so langmüthig alle böse Tage, und so viel Verlust mit übertrug. Thun Sie das nicht, ich weiß sonst was ich denken, sagen, und thun werde. Leben Sie wohl & sein freundlichst eingedenk, der, die nicht aufhörte und aufhören wird zu sein Ihre treue und wahrste Freundin
& Verehrerin
Verwitt. Unger.
[3] [leer]
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[1] Berlin d. 6. Nov: 1810.
Ob dieser Brief Sie meinen geehrten Freund in Copet, oder gar noch in Europa antreffen wird, steth dahin! ich riskire ihn, mit der Bitte, mir wo es nicht schon unwiederuflich versagt ist, das neueste Werk der Frau v Stael, zum Uebersetzen zukommen zu lassen. Ich hoffe dieser Vergünstigung nicht unwerth zu sein auch in Hinsicht, daß es mir für so manche andre Verzögrung einigen Schaden Ersatz gäbe. Den Preiß für diese Gefälligkeit werden und mögen Sie selbst bestimmen. Durch den Beitrag eines reichen viel vermögenden Freundes, hoffe ich bald im Stande zu neuen Unternehmungen zu kommen. Die öffentlichen Blätter haben oft und viel wiedersprechendes von und über Fr: von Stael gesagt, so wie über ihrem merkwürdigen Buche: welches leztere ich eigentlich, für Schlegels Geist, der die Gestalt, dieser merkwürdigen Frau anzunehmen würdigt halte. An dieser Gewährung oder Nichtgewährung meiner Bitte, werde ich abnehmen, ob Sie Verehrter einen Theil der für Unger gehegten Freundschaft, auf dessen Wittwe übertragen haben? Für eine gute Uebersetzung und Correkten Druk, würde ich möglichst sorgen, daß nichts dem hehren Geiste nicht entsprechendes einlaufe. Sie wissen, wie ich die edle Verfasserin hochhalte: und den, welchen Sie, (oder der Sie repräsentirt.) verehre! Deutschland ist gegenwärtig sehr arm, an edler Geistesfrucht; wir werden ja nun sehen, ob die neue in Berlin gestiftete pepiniere etwas Großes wird gedeyen machen.
Ihre Schriften und Briefe, so viel mir deren abgeliefert sind, habe ich nach Ihrer Anweisung, an Ihren Herren Bruder nach Hannover geschikt. Die erste Abtheilung des 9. Bandes von Shakespear, ist jezt unter der Presse, der großen Dürre des Sommers halben, [2] standen fast alle Papier Mühlen still; und das veranlaßte auch Verzögrung des Erscheinens. Möchte ich nun bald recht bald die zweite Abtheilung nachsetzen lassen können! Ich besorge, daß ein so rüstiger Uebersetzer, des Schrekschusses, den Ihre Ankündigung unter sie machte, sich nicht werde abschrecken lassen; den Hitzig ist rüstig drüber her. Von Fr: Schlegel habe ich bis izt keine Antwort erhalten; Tiek ist wieder im Lande bei seinen Frund von Burgsdorf. O des ambulanten Geschlechtes!
Die lezte Leipziger Messe hat nichts Ausgezeichnetes geliefert. Der Krieg und dessen Folgen haben bei meinen Lands Leuten alle Lustigkeit verbannt, und mann kann sagen, das Lachen sei Theuer geworden. Kotzebue bekozt die Bühne mit elenden Possen. Einen Rochus Pumpernickel, eine gemeine Nachbildung des Molierischen Pourceaugnac. Einen Pachter Feldkümmel, dem auch eine Fortsezzung angehängt ist, unter der Kritik.
Die Bethmann ist eine Landfrau worden & spielt selten; ihr Mann der an der Gicht elend ist, gar nicht. Ifflandt ist viel auf Reisen, und die große Königsstadt, muß sich meist mit Anfänger in der Kunst begnügen. – In diesem Augenblik vernehme ich, daß Hitzig das Werk der Fr v Stael durch Sie zu erhalten glaubt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie einen Ihnen ganz fremden Mann, der alten Verbindung vorziehen werden, die so langmüthig alle böse Tage, und so viel Verlust mit übertrug. Thun Sie das nicht, ich weiß sonst was ich denken, sagen, und thun werde. Leben Sie wohl & sein freundlichst eingedenk, der, die nicht aufhörte und aufhören wird zu sein Ihre treue und wahrste Freundin
& Verehrerin
Verwitt. Unger.
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