Lieber Freund, ich will es in aller Eile noch versuchen einmal mit der Leipziger Post zu schreiben, ob es vielleicht früher ankommt, denn die andre scheint ja gewaltig langsam zu verfahren. Es fehlt mir zwar an Zeit, an Federn, vor einem Augenblick auch noch an Papier, aber durch alle Hindernisse durch macht sich die große Dankbarkeit Luft. Du allerliebster Schlegel, hast mich nicht vergessen, hast alles geschickt, und so kluge Gelegenheit dazu ersehn! o wie schäme ich mich, daß ich Dich in meinem lezten Brief so halb unmuthig gebeten habe. Aber ich war unmuthig, Du must mir verzeihn, wenn Dich auch der ganze Brief nicht freute; es war nun eben so allerley über mich gekommen, ist indessen auch schon lange wieder weggegangen, und ich habe dazu Deinen Mareschino nicht nöthig gehabt, denn ich habe ihn erst heut erhalten. Schelling will sich vor gerührter Erkenntlichkeit ganz von Sinnen thun; der Breslauer hat ihm diesen Morgen schon sein Kopfweh vertrieben. ‒ Eben geht Catel hier weg, der diesen Morgen kam und vorlieb mit uns nahm, wofür er mir erzählen mußte von der Jungfrau und auch von Dir. Er will gehört haben, daß Du der Jungfrau geholfen haben solst, sie angelernt zu ihrer Rolle, (eigentlich hätte sie doch Stunden in der Jungfrauschaft so gut wie im Fechten nehmen müssen) wenn das nun die Kleine erfährt, wird sie da nicht bitterböse? obschon so klein. Ich las in diesen Tagen den Sommernachtstraum und habe mir es recht toll gedacht, wenn die beyden die Hermia und Helena einmal zusammen spielen müsten. ‒ Das Bild vom Ifland hat uns königlich divertirt; sie erkannten es alle gleich ohne die Unterschrift. Schelling hat es an Goethe geschickt, und auch das andere ist bestellt, so eben habe ich Catel die Shakesp. Exemplare wieder mit gegeben. Das Bildchen ist darin gut, daß es kein verzerrtes Zerrbild ist, und Iflands Katzenbuckel nur so ganz leise da oben sich erhöhet.
Ich habe mich über Deinen lezten Brief herzlich gefreut und bin sehr begierig auf den nächsten. Catel findet, daß es Dir weit über sein Erwarten mit dem zu stande bringen der Vorlesungen geglückt sey ‒ daß nur, da es so weit glückte, es schade wäre für Dich nicht 4 Louisd. gefordert zu haben, dann hättest Du alles Vornehmste und vielleicht die Königin gehabt.
[Geldsachen mit dem „Drehschaf“ Hufeland. Bücherbesorgung. ] Nun, ihr habt Tiek bekommen, worüber ich sehr froh bin, daß doch endlich alle Noth gestillt ist ‒ außer die über die abgeschabten Kleider, denn das ist wahr, er kann sich nicht sehn lassen, er muß gleich von neu auf gekleidet werden, allein wie kann sich die Schwester darüber betrüben, das ist ja so hübsch und lustig.
Schreib mir nur ja, wie alles geht. Wegen der Büste der Arnsteiner meynt Catel, daß es eher eine Spitzbüberey von der eiteln kleinen verzwickten Judenprinzessin wäre als von Schadow.
Hast Du wohl nicht vergessen, von Schelling an Fichte die Anfrage wegen einer Bekantmachung in Absicht der ewigen Litaney, daß die doch noch hier wären, die ihm damals hätten folgen wollen, zu bestellen?
An Schellings Journal wird schon gedruckt. Er schickt es.
Ich habe Nathan nicht gesehn, das Wetter war gut, ich war wohl, aber die Lust fehlte uns, 1 Carolin dran zu wenden; Schelling sagte mir ein unglücklich Wort, das mir sie wenigstens verdarb: es wäre ja doch nur ein Ding anzusehn wie der Mahomet und würde einem nicht kalt noch warm dabey. Sie sollen gut gespielt haben, besonders Graf und Vohß. Es trift sich wohl noch, daß ichs sehe. Schelling hat Goethe gebeten uns wegen des Ion etwas Bestimmtes zu melden. Recht gut ist es ja mit dem Grattenauerschen Saal und Logis. Sage mir, lieber Freund, wann Du mich nun so eigentlich erwartest und herwünschest. Meine Idee ist, um Weinachten komme ich noch nicht, sondern etwa Ende Januar. Ich schreibe das nur vorläufig, wir müssen noch mehr darüber ausmachen, und uns auch nach dem Geld richten.
Höre, darf ich die einzelnen Shakespear Theile an Schelling verkaufen? [Geschäftliches.] Ich habe schon wieder 3 rh. für Bücher eingenommen. Apropos, den Fichtischen Nicolai verkauf ich auch frisch weg.
Lebe wohl, wohl, mein lieber guter Schlegel, ich muß enden, weil dies weg soll, aber bald schreib ich ordentlicher. Wir grüßen Dich herzlich und Tiek und die Bernhardi.