• Caroline von Schelling to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Berlin · Date: 18. Januar [1802]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Caroline von Schelling
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 18. Januar [1802]
  • Notations: Datum (Jahr) sowie Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 370516575
  • Bibliography: Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 2. Leipzig 1913, S. 274‒280 u. S. 634 (Kommentar).
  • Incipit: „[Jena] Montag d. 18 Jan. [1802].
    Lieber Freund, ich schreibe Dir gleich wieder und wünschte nur, ich hätte manches in meinen lezten [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-36905
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.22,Nr.17
  • Number of Pages: 12 S. auf Doppelbl. u. 2 S., hs. m. U.
  • Format: 18,9 x 11,7 cm
[Jena] Montag d. 18 Jan. [1802].
Lieber Freund, ich schreibe Dir gleich wieder und wünschte nur, ich hätte manches in meinen lezten Brief erst heut zu schreiben, damit er Dich nicht in Deinen Planen vielleicht gestört hätte. Welche sie auch seyn mögen, so darf er die Wirkung nicht haben. Brauchst Du eine Summe zu etwas, so ist sie ja noch zu schaffen, und Du hättest nur früher dergleichen erwähnen sollen, so konnte das bey Philipps Darlehn sein Bewenden haben. Mir selbst ist schon eingefallen, ob Du nicht zu der eignen guten Unternehmung mit dem Shakesp. eine Auslage zu machen hättest. Melde mir nur gleich alles, wovon die Rede ist ‒ und wenn Du willst, so mache Philipp der Beschleunigung wegen von dortaus unmittelbar den Vorschlag uns das ganze Capital noch zu lassen. Ich will ihm alle Sicherheit geben.
Wegen der hiesigen Vorlesungen ist noch nichts geschehn, weil Schelling eben, indem er die Sache näher ins Auge faßte und dazu thun wollte, zweifelhaft gemacht wurde. Nicht als wenn an Zuhörern zu zweifeln wäre, aber Carl, der viel unter den Studenten ist, versicherte, es sey ihnen gar nicht angemessen sich gleichsam durch Subscription binden zu lassen. Sie liefen weit lieber ohne weiteres zu. Es gehörte ein Mensch, eine immer wiederkommende Fliege wie Winkelmann dazu, um sie zusammen zu treiben, wie dieser für Friedrich that, aber eben dieses Beyspiel sey bey manchen noch in schlechten Andenken. Sie fanden nicht, was sie suchten, und wollten sich viele dem Teufel über ihre Unterschrift ergeben, der dritte Theil wenigstens ließ sich nicht einmal dadurch festhalten. Schelling dachte es also unter der Hand und gewiß wirksamer zu betreiben. Späterhin hättest Du selbst einen Anschlag machen müssen und allerdings eine Zahl festsetzen. Dieses bleibt Dir ja immer frey, wenn jetzt nichts weiter geschehn soll. ‒ Noch sind die ästhetischen Landsmannschaften ganz in der Gewalt von Schütz und dergleichen Leuten. Nicht ein Liev- oder Curländer ZB. hört bey Schelling. Da ist ein gewisser Doktor Fries oder wie er heißt, bey dem sie Logik hören, ein Schmidtianer; Loder soll auch dazu beygetragen haben, indem er seinen Landsleuten versichert, Schelling wäre zu schwer für den Anfang. Dieses wird sich gewiß geben, aber sehr wahrscheinlich würde Schütz jetzt noch allen vorgängigen Anstalten entgegen wirken. Viele Schweizer sind kürzlich angekommen.
Das bleibt doch gewiß, daß Du im künftigen Sommer hier bist? Ich erwarte übrigens die Mittheilungen Deiner Plane mit großem Interresse.
Rühmen muß ich Dich, mein allerliebster Freund, daß Du in dem Zeitpunkt der ersten Nachrichten vom Ion noch so viel anders erzählst, und Dich nicht wie Narcissus ganz in das schöne Bild vertiefest. ‒ Hätte ich vor Eifer und Eile jenen Abend nicht versäumt „über Leipzig“ auf die Adresse zu setzen, so wären mir derley ungesunde Berichte nicht zuvorgekommen. ‒ Wie hätte diese Person so früh erfahren können, der Herzog habe gestirt, und was Schiller gesagt usw.? Schelling war den ganzen folgenden Tag bey Goethe und hörte die Berichte aus der Stadt bey Tisch. Diesen, der doch auch nur aus der Stadt durch Ritter und den Bauren Meyer [Majer] an sie erlassen seyn konnte, aber nicht. Wenn indeß Goethe kömmt, so soll ers uns vom Herzog bestimmt sagen, der mir höchst neugierig und begierig immer näher zu kommen, aber keinesweges ungeduldig schien. ‒ Hätte Fr. von Kotzebue, die auf der adlichen Seite war, vielleicht dies an Frommans berichtet und so wär es zur Veit gelangt? Ich werd es gewiß noch erfahren, wie auch Schillers genaues Urtheil. Es wäre sehr hübsch, wenn er sich dergleichen wirklich hätte verlauten lassen, sehr charakteristisch, da er den logischen Zusammenhang immer auf Kosten des poetischen im Auge hat. Indeß weiß ich nicht, wie Ion auch im ersten Betracht im mindesten getadelt werden könnte.
Tiek jetzt schon zu nennen als Verfasser der Zeichnungen, das ging doch schwerlich. Tiek nennen, hätte Schlegel nennen heißen, und ganz im Geheimniß der Aufführung seyn. Alles das kann nachgehohlt werden. Wird das Stück gedruckt, so müssen sie dazu in illuminirten Umrissen gegeben werden.
Ich hoffe mir den Spaß machen zu können, Dir eine soeben erschienene Recension der Jungfrau von Orleans in der ALZ. beyzulegen. Darin ist die Jungfrau nach Prinzipien der Naturphilosophie construirt, und ist eigentlich eine Abhandlung bey Gelegenheit der Jungfrau, denn es komt wenig von ihr darin vor, aber viel von Potenzen, von Duplicität und Identität, vom Magneten sogar. Du wirst Deine Freude haben. Und dieses ist das Werk eines jungen Mannes, oder vielmehr Jünglings, der sich Schützen erst nennen will, nachdem dieser es habe abdrucken lassen, Herrmann aus Leipzig hat es eingeschickt. Ich werde den Nahmen auch wohl erfahren, da Carl Schelling mit einem Studenten sehr vertraut ist, dem Schütz alles vertraut. Schütz hält es für ein eminentes Werk, und gründet die Hofnung einer neuen Epoche für die ALZ. auf diesen Pfeiler. Du wirst sehen, daß manches recht gute darinn ist, nur nichts zu diesem Ziel treffendes, aber bemerke doch gefälligst die angezeichnete Ignorirung. Die Recension der Maria Stuart wirst Du ja gesehn haben; mich bedünkte sie fast, als wäre sie von Vermehren, oder gar von dem precieusen Historiker Breyer, aber obgemeldeter Student sagt aus, sie sey von Dellbrük, was denn auch sehr glaublich ist.
Ists aber nicht sehr komisch, daß Schütz mit solcher Devotion jene aufnimmt, die ihm doch offenbar aus Schellings Hörsaal zukommt. Schelling meynt, der Mensch müsse fast vorigen Sommer noch bey ihm gehört haben, einiger Partikularitäten wegen.
–––––
Was Du von Fichte schreibst, erklärt nun, was wir eben zuvor erfahren hatten, daß dieser nehmlich ein Manifest an Schad hat ergehn lassen, worin er ihm sein System nochmals explizirt, und wie gewöhnlich behauptet, Schelling verstände ihn nicht, aber auch, wie ungewöhnlich, nachher wieder sagt, sie wären Eins, im Grunde. Schad hatte einen ganzen Abend von diesem Briefe besonders den Frauenzimmern erzählt, und die Kilian hatte eine Menge Sachen daraus behalten, ZB. Schellings Natur wäre sein Nicht ich. Es ist doch artig, welch ein Sinn für Spekulation hier rege ist.
Dieses hatte Fichte unstreitig in seinem Zorn gethan. Schad hatte übrigens gemeynt, umgekehrt, diesmal verstehe Fichte Schelling nicht.
Was Cotta geäußert haben mag, ist nicht zu begreifen. Er hat sich vielleicht blos auf den möglichen Fall gegen Fichtes Unwillen verschanzt. Schelling hatte ihm nur geschrieben ‒ mit Fichte ein kritisch Journal zu unternehmen, dazu habe er keine Aussicht mehr, aber doch etwas hinzugefügt, als fehle es F. blos an Lust und Zeit. Wir sind sehr begierig auf die nähere Entwicklung. Es freut mich, daß Sch. hievon noch nichts wußte, da er seinen lezten Brief an F. schrieb, der dadurch sehr unbefangen herzlich wurde. Indeß ist er doch auch jetzt, da er es weiß (denn er war da, wie Dein Brief kam, und so lieferte ich es ihm unbedenklich aus), ganz sanftmüthig gegen Fichtes Zorn gesinnt. Äußerst merkwürdig war ihm die Nachricht von den 2 Bogen Wissenschaftslehre.
Daß er Schleyermachers Weigerung nicht für rein ansah, hast Du aus seinen wenigen Worten darüber abnehmen können, und wir haben freylich gleich an einen unmittelbaren Einfluß Friedrichs dabey gedacht. Ein mittelbarer ist viel schlimmer, nehmlich, daß sich Schleiermacher im Allgemeinen so sklavisch scheuen sollte. So ist er denn wirklich nicht mehr werth wie das? Ich muß lachen, daß Friedrichs Propheten Gewalt grade auf die Berliner so heftig wirkt. Aber Friedrich geht eben zu Grunde in solchen Wirkungen.
Da Du mir die Sander unter seinem Umgang nennst, so ist er es ja auch wohl, gegen den sie sich über meine vermeynte Médisance beklagt hat? O welch ein schlechter Zusammenhang! Glaub nur, er ist ganz gemein, er scheut sich nicht gegen diese Weiber von mir zu sprechen. Es soll mir recht lieb seyn ihn noch zu treffen.
[Geschäfte.] Die Loder ist mit einem heißen Anliegen zu mir gekommen, um ein schönes Shawl, und damit es recht neu und gustos sey, soll ich die Unzelmann bitten es auszusuchen ...
Potstausend, lieber Schlegel, Du willst mir bis Potsdam entgegen kommen! Das nehm ich an.
–––––
Eben bekomme ich die Blätter von der Jungfrau. Höre, fast habe ich Lust folgendes durch die dritte oder sechste Hand in die ALZ. einrücken zu lassen: „Der vortrefliche wahrscheinlich junge und hoffnungsvolle Verfasser hat den und den Fehler gegen die Chronologie begangen. Hr. Hofr. Schütz würde ihm dieses unstreitig anders berichten, wenn er sich bey ihm darüber befragen wollte.“ Oder etwas dem ähnliches Ich will darüber zu Rath gehn.
Da dieß doch einmal ein doppeltes Briefgeld kostet, so lege ich die skizzirte und noch mehr gekrizelte Notiz von Tiek über die Ausstellungsbilder bey, ob euch der Vergleich vielleicht amüsire wie mich. Dagegen habe ich folgende Bitten: die unterstrichnen völlig indechiffrablen Worte sollst Du mir deutlich geschrieben schicken (denn wir haben hier diesen verworrnen Text ins reine geschrieben, auch ein klein wenig gereinigt), ferner was Tiek damals seiner Schwester über den Hummel geschrieben hat. Ich will damit die Akten ergänzen, und dann Tieks Zeichnung auch hinzufügen, die ich zu meinen Ergötzen in eben den cavalieren Ton behandlen will, wie der seinige ist, der doch wunderbar nahe an französische Manier gränzt.
Ist Tieks Goethe angekommen? Meiner sieht jetzt göttlich auf einen sehr wohl proporzionirten Postament aus. Goethe hat den seinigen hinten ein wenig ausfuttern lassen, daß er sich mehr vorwärts neigt, was ihm ein schlankes und hohes Ansehn geben soll; ich habe dieß bey meinen gar nicht nöthig gefunden. Goethe hat die Büste auf seinem eignen Zimmer. Was sagen denn Hummel und die andern? Wenn Du mir etwas zu schicken hast, so kannst Du es zum Shawl fügen, etwa die französischen Comödien. ‒
Noch eins, sollte Alarkos fertig gedruckt werden, ehe ich hinkomme, so schicke uns gleich ein Exemplar.
Da ich Deinem Bruder in Hannover schreiben mußte, habe ich mich nicht entbrechen können ihnen die Freude mit dem Ion zu machen, doch verboten es laut werden zu lassen. Auch von Deinen Vorlesungen glänzende Relationen. Hätt ich das mit dem Prinzen schon gewußt, das wäre noch ein Leckerbissen gewesen.
Also Fichte ließt nun auch? Ey!
Lebe wohl, mein herzlieber Freund.
Die Kälte hat sich gebrochen. Es kann nun wieder viel Koth und abscheuliche Wege geben. Deine C.

Du wirst Unzelinen sagen, daß der Loder durchaus drum zu thun ist, daß sie ihn aussucht. ‒ Wenn Unzelinen meine Ionischen Berichte zu Gesicht gekommen sind, so hab ich wohl unsern Ion zu sehr gelobt.
[Jena] Montag d. 18 Jan. [1802].
Lieber Freund, ich schreibe Dir gleich wieder und wünschte nur, ich hätte manches in meinen lezten Brief erst heut zu schreiben, damit er Dich nicht in Deinen Planen vielleicht gestört hätte. Welche sie auch seyn mögen, so darf er die Wirkung nicht haben. Brauchst Du eine Summe zu etwas, so ist sie ja noch zu schaffen, und Du hättest nur früher dergleichen erwähnen sollen, so konnte das bey Philipps Darlehn sein Bewenden haben. Mir selbst ist schon eingefallen, ob Du nicht zu der eignen guten Unternehmung mit dem Shakesp. eine Auslage zu machen hättest. Melde mir nur gleich alles, wovon die Rede ist ‒ und wenn Du willst, so mache Philipp der Beschleunigung wegen von dortaus unmittelbar den Vorschlag uns das ganze Capital noch zu lassen. Ich will ihm alle Sicherheit geben.
Wegen der hiesigen Vorlesungen ist noch nichts geschehn, weil Schelling eben, indem er die Sache näher ins Auge faßte und dazu thun wollte, zweifelhaft gemacht wurde. Nicht als wenn an Zuhörern zu zweifeln wäre, aber Carl, der viel unter den Studenten ist, versicherte, es sey ihnen gar nicht angemessen sich gleichsam durch Subscription binden zu lassen. Sie liefen weit lieber ohne weiteres zu. Es gehörte ein Mensch, eine immer wiederkommende Fliege wie Winkelmann dazu, um sie zusammen zu treiben, wie dieser für Friedrich that, aber eben dieses Beyspiel sey bey manchen noch in schlechten Andenken. Sie fanden nicht, was sie suchten, und wollten sich viele dem Teufel über ihre Unterschrift ergeben, der dritte Theil wenigstens ließ sich nicht einmal dadurch festhalten. Schelling dachte es also unter der Hand und gewiß wirksamer zu betreiben. Späterhin hättest Du selbst einen Anschlag machen müssen und allerdings eine Zahl festsetzen. Dieses bleibt Dir ja immer frey, wenn jetzt nichts weiter geschehn soll. ‒ Noch sind die ästhetischen Landsmannschaften ganz in der Gewalt von Schütz und dergleichen Leuten. Nicht ein Liev- oder Curländer ZB. hört bey Schelling. Da ist ein gewisser Doktor Fries oder wie er heißt, bey dem sie Logik hören, ein Schmidtianer; Loder soll auch dazu beygetragen haben, indem er seinen Landsleuten versichert, Schelling wäre zu schwer für den Anfang. Dieses wird sich gewiß geben, aber sehr wahrscheinlich würde Schütz jetzt noch allen vorgängigen Anstalten entgegen wirken. Viele Schweizer sind kürzlich angekommen.
Das bleibt doch gewiß, daß Du im künftigen Sommer hier bist? Ich erwarte übrigens die Mittheilungen Deiner Plane mit großem Interresse.
Rühmen muß ich Dich, mein allerliebster Freund, daß Du in dem Zeitpunkt der ersten Nachrichten vom Ion noch so viel anders erzählst, und Dich nicht wie Narcissus ganz in das schöne Bild vertiefest. ‒ Hätte ich vor Eifer und Eile jenen Abend nicht versäumt „über Leipzig“ auf die Adresse zu setzen, so wären mir derley ungesunde Berichte nicht zuvorgekommen. ‒ Wie hätte diese Person so früh erfahren können, der Herzog habe gestirt, und was Schiller gesagt usw.? Schelling war den ganzen folgenden Tag bey Goethe und hörte die Berichte aus der Stadt bey Tisch. Diesen, der doch auch nur aus der Stadt durch Ritter und den Bauren Meyer [Majer] an sie erlassen seyn konnte, aber nicht. Wenn indeß Goethe kömmt, so soll ers uns vom Herzog bestimmt sagen, der mir höchst neugierig und begierig immer näher zu kommen, aber keinesweges ungeduldig schien. ‒ Hätte Fr. von Kotzebue, die auf der adlichen Seite war, vielleicht dies an Frommans berichtet und so wär es zur Veit gelangt? Ich werd es gewiß noch erfahren, wie auch Schillers genaues Urtheil. Es wäre sehr hübsch, wenn er sich dergleichen wirklich hätte verlauten lassen, sehr charakteristisch, da er den logischen Zusammenhang immer auf Kosten des poetischen im Auge hat. Indeß weiß ich nicht, wie Ion auch im ersten Betracht im mindesten getadelt werden könnte.
Tiek jetzt schon zu nennen als Verfasser der Zeichnungen, das ging doch schwerlich. Tiek nennen, hätte Schlegel nennen heißen, und ganz im Geheimniß der Aufführung seyn. Alles das kann nachgehohlt werden. Wird das Stück gedruckt, so müssen sie dazu in illuminirten Umrissen gegeben werden.
Ich hoffe mir den Spaß machen zu können, Dir eine soeben erschienene Recension der Jungfrau von Orleans in der ALZ. beyzulegen. Darin ist die Jungfrau nach Prinzipien der Naturphilosophie construirt, und ist eigentlich eine Abhandlung bey Gelegenheit der Jungfrau, denn es komt wenig von ihr darin vor, aber viel von Potenzen, von Duplicität und Identität, vom Magneten sogar. Du wirst Deine Freude haben. Und dieses ist das Werk eines jungen Mannes, oder vielmehr Jünglings, der sich Schützen erst nennen will, nachdem dieser es habe abdrucken lassen, Herrmann aus Leipzig hat es eingeschickt. Ich werde den Nahmen auch wohl erfahren, da Carl Schelling mit einem Studenten sehr vertraut ist, dem Schütz alles vertraut. Schütz hält es für ein eminentes Werk, und gründet die Hofnung einer neuen Epoche für die ALZ. auf diesen Pfeiler. Du wirst sehen, daß manches recht gute darinn ist, nur nichts zu diesem Ziel treffendes, aber bemerke doch gefälligst die angezeichnete Ignorirung. Die Recension der Maria Stuart wirst Du ja gesehn haben; mich bedünkte sie fast, als wäre sie von Vermehren, oder gar von dem precieusen Historiker Breyer, aber obgemeldeter Student sagt aus, sie sey von Dellbrük, was denn auch sehr glaublich ist.
Ists aber nicht sehr komisch, daß Schütz mit solcher Devotion jene aufnimmt, die ihm doch offenbar aus Schellings Hörsaal zukommt. Schelling meynt, der Mensch müsse fast vorigen Sommer noch bey ihm gehört haben, einiger Partikularitäten wegen.
–––––
Was Du von Fichte schreibst, erklärt nun, was wir eben zuvor erfahren hatten, daß dieser nehmlich ein Manifest an Schad hat ergehn lassen, worin er ihm sein System nochmals explizirt, und wie gewöhnlich behauptet, Schelling verstände ihn nicht, aber auch, wie ungewöhnlich, nachher wieder sagt, sie wären Eins, im Grunde. Schad hatte einen ganzen Abend von diesem Briefe besonders den Frauenzimmern erzählt, und die Kilian hatte eine Menge Sachen daraus behalten, ZB. Schellings Natur wäre sein Nicht ich. Es ist doch artig, welch ein Sinn für Spekulation hier rege ist.
Dieses hatte Fichte unstreitig in seinem Zorn gethan. Schad hatte übrigens gemeynt, umgekehrt, diesmal verstehe Fichte Schelling nicht.
Was Cotta geäußert haben mag, ist nicht zu begreifen. Er hat sich vielleicht blos auf den möglichen Fall gegen Fichtes Unwillen verschanzt. Schelling hatte ihm nur geschrieben ‒ mit Fichte ein kritisch Journal zu unternehmen, dazu habe er keine Aussicht mehr, aber doch etwas hinzugefügt, als fehle es F. blos an Lust und Zeit. Wir sind sehr begierig auf die nähere Entwicklung. Es freut mich, daß Sch. hievon noch nichts wußte, da er seinen lezten Brief an F. schrieb, der dadurch sehr unbefangen herzlich wurde. Indeß ist er doch auch jetzt, da er es weiß (denn er war da, wie Dein Brief kam, und so lieferte ich es ihm unbedenklich aus), ganz sanftmüthig gegen Fichtes Zorn gesinnt. Äußerst merkwürdig war ihm die Nachricht von den 2 Bogen Wissenschaftslehre.
Daß er Schleyermachers Weigerung nicht für rein ansah, hast Du aus seinen wenigen Worten darüber abnehmen können, und wir haben freylich gleich an einen unmittelbaren Einfluß Friedrichs dabey gedacht. Ein mittelbarer ist viel schlimmer, nehmlich, daß sich Schleiermacher im Allgemeinen so sklavisch scheuen sollte. So ist er denn wirklich nicht mehr werth wie das? Ich muß lachen, daß Friedrichs Propheten Gewalt grade auf die Berliner so heftig wirkt. Aber Friedrich geht eben zu Grunde in solchen Wirkungen.
Da Du mir die Sander unter seinem Umgang nennst, so ist er es ja auch wohl, gegen den sie sich über meine vermeynte Médisance beklagt hat? O welch ein schlechter Zusammenhang! Glaub nur, er ist ganz gemein, er scheut sich nicht gegen diese Weiber von mir zu sprechen. Es soll mir recht lieb seyn ihn noch zu treffen.
[Geschäfte.] Die Loder ist mit einem heißen Anliegen zu mir gekommen, um ein schönes Shawl, und damit es recht neu und gustos sey, soll ich die Unzelmann bitten es auszusuchen ...
Potstausend, lieber Schlegel, Du willst mir bis Potsdam entgegen kommen! Das nehm ich an.
–––––
Eben bekomme ich die Blätter von der Jungfrau. Höre, fast habe ich Lust folgendes durch die dritte oder sechste Hand in die ALZ. einrücken zu lassen: „Der vortrefliche wahrscheinlich junge und hoffnungsvolle Verfasser hat den und den Fehler gegen die Chronologie begangen. Hr. Hofr. Schütz würde ihm dieses unstreitig anders berichten, wenn er sich bey ihm darüber befragen wollte.“ Oder etwas dem ähnliches Ich will darüber zu Rath gehn.
Da dieß doch einmal ein doppeltes Briefgeld kostet, so lege ich die skizzirte und noch mehr gekrizelte Notiz von Tiek über die Ausstellungsbilder bey, ob euch der Vergleich vielleicht amüsire wie mich. Dagegen habe ich folgende Bitten: die unterstrichnen völlig indechiffrablen Worte sollst Du mir deutlich geschrieben schicken (denn wir haben hier diesen verworrnen Text ins reine geschrieben, auch ein klein wenig gereinigt), ferner was Tiek damals seiner Schwester über den Hummel geschrieben hat. Ich will damit die Akten ergänzen, und dann Tieks Zeichnung auch hinzufügen, die ich zu meinen Ergötzen in eben den cavalieren Ton behandlen will, wie der seinige ist, der doch wunderbar nahe an französische Manier gränzt.
Ist Tieks Goethe angekommen? Meiner sieht jetzt göttlich auf einen sehr wohl proporzionirten Postament aus. Goethe hat den seinigen hinten ein wenig ausfuttern lassen, daß er sich mehr vorwärts neigt, was ihm ein schlankes und hohes Ansehn geben soll; ich habe dieß bey meinen gar nicht nöthig gefunden. Goethe hat die Büste auf seinem eignen Zimmer. Was sagen denn Hummel und die andern? Wenn Du mir etwas zu schicken hast, so kannst Du es zum Shawl fügen, etwa die französischen Comödien. ‒
Noch eins, sollte Alarkos fertig gedruckt werden, ehe ich hinkomme, so schicke uns gleich ein Exemplar.
Da ich Deinem Bruder in Hannover schreiben mußte, habe ich mich nicht entbrechen können ihnen die Freude mit dem Ion zu machen, doch verboten es laut werden zu lassen. Auch von Deinen Vorlesungen glänzende Relationen. Hätt ich das mit dem Prinzen schon gewußt, das wäre noch ein Leckerbissen gewesen.
Also Fichte ließt nun auch? Ey!
Lebe wohl, mein herzlieber Freund.
Die Kälte hat sich gebrochen. Es kann nun wieder viel Koth und abscheuliche Wege geben. Deine C.

Du wirst Unzelinen sagen, daß der Loder durchaus drum zu thun ist, daß sie ihn aussucht. ‒ Wenn Unzelinen meine Ionischen Berichte zu Gesicht gekommen sind, so hab ich wohl unsern Ion zu sehr gelobt.
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