• August Wilhelm von Schlegel to Gottlieb Hufeland

  • Place of Dispatch: Leipzig · Place of Destination: Jena · Date: [April/Mai 1798]
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Gottlieb Hufeland
  • Place of Dispatch: Leipzig
  • Place of Destination: Jena
  • Date: [April/Mai 1798]
  • Notations: Empfänger und Datum erschlossen. – Datierung durch den Brief vom 16. Juni 1798. Nach der Ostermesse in Leipzig.
    Manuscript
  • Provider: Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv
  • Classification Number: GSA 96/5285 (bzw. NZ 14/12)
  • Incipit: „[1] Leipzig freytags
    Verzeihen Sie, daß ich Ihnen mit einer kleinen Besorgung beschwerlich falle. Ich schicke nach dem Auftrage meines Bruders [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
[1] Leipzig freytags
Verzeihen Sie, daß ich Ihnen mit einer kleinen Besorgung beschwerlich falle. Ich schicke nach dem Auftrage meines Bruders zwey Exemplare von der Geschichte der Gr. Poesie nach Jena, die Fiedler mit nehmen wird. Das eine ist für Schütz bestimmt, das andre für Eschen. Dieses müßte an H. Lange geschickt werden, der Eschens Bücher und Sachen in Verwahrung hat. Ich kann aber Fiedlern das Haus nicht nennen, wo er wohnt: es ist dasselbe, worin Gries gewohnt hat und auch dasselbe Zimmer. Wollten Sie wohl Sorge tragen, daß das Buch richtig zu seiner Bestimmung gelangt?
Ich vergaß vor meiner Abreise Ihnen zu sagen, daß mir Becker aus Dresden ein Bändchen Erzählungen und dergl. unter dem Titel Darstellungen geschickt hat, und dabey sehr gebeten, sie möchten doch einem andern Beurtheiler zugetheilt werden, als dem Recensenten der Erhohlungen, der ihm freylich etwas schnöde begegnet hat. Ich habe ihm versprochen, entweder selbst eine kurze Anzeige zu machen, oder wenigstens über [2] seinen, wie mir däucht, billigen Wunsch mit Ihnen zu sprechen. Nun wünschte ich zu wissen, ob das Buch schon jemandem zugetheilt ist, oder ob Sie eine Anzeige von mir noch brauchen können.
Ich hatte Ihnen gesagt, ich wünschte von den Aufträgen Erscheinungen dieser letzten Messe gar keine Aufträge zu bekommen, und dabey bleibt es auch im Ganzen. Das einzige, was mich reizen könnte, eine Ausnahme zu machen, wären Ovids Metamorphosen von Voß, die ich hier sehr zierlich gedruckt vorfand. Ich glaube, es würde mir nicht eine angenehme, und nach dem Homer, eine leichte Arbeit seyn. Nach allem, was ich davon gelesen, scheint es mir bey weitem die gelungenste Arbeit von Voß zu seyn. Schütz hätte also nicht zu befürchten, was er mir einmal sagte, wie ich meinen Bruder zu den mythologischen Briefen vorschlug: Voß würde den Namen Schlegel perhorresciren, man könne ihm keinen Schlegel wieder zum Beurtheiler geben. Lassen Sie mich wissen, ob darüber schon fest diponirt ist. Wo nicht, so könnte ich die Anzeige, die, wie mir scheint, [3] nicht zu umständlich werden dürfte, leicht übernehmen und noch während des Sommers liefern
Unger sagte mir, der 3te Band vom Shaks. werde wahrscheinlich bey meiner Ankunft in Berlin schon fertig seyn. Ich hoffe ihn also Ihnen nächstens schicken zu können. Vielleicht erinnern Sie sich, daß ich Ihnen schon nach Erscheinung des 2ten Theils sagte, ich wünschte, Tieck möchte die Fortsetzung beurtheilen. Er ist durch sein tiefes und gelehrtes Studium Shʼs gewiß sehr in Stande dazu, und ich ob wir gleich in einem freundschaftlichen Verhältnisse stehen, so liebt er doch den großen Dichter so sehr, daß er unpartheyisch darüber urtheilen wird, in wie weit ich ihn erreicht habe oder nicht. Überdieß bin ich gewissermaßen sein Nebenbuhler, denn er hätte den Sh. selbst übersetzt, wenn ich ihm nicht zuvorgekommen wäre. – Ich weiß nicht, wie Sie mit ihm stehen, ob er schon Aufträge für die ALZ bekommen, und ob er schon etwas geliefert. Ist dieß letzte nicht, so müssen Sie ihn mit seinen eignen Arbeiten [4] (es ist von ihm ein vierter Band der Volksmährchen und ein angefangner Roman, Franz Sternbalds Wanderungen, erschienen) mit einer Krankheit und endlich mit der Heirath, die ihm im Kopfe gesteckt hat, entschuldigen. – Haben Sie die Güte mir einige Zeilen nach Berlin zu schreiben, ob Sie und Schütz es zufrieden sind, so übergebe ich ihm Tieck den 2ten u 3ten Band des Sh. und treibe ihn, sie baldigst zu besorgen.
Das 2te St. Athen. kann ich Ihnen hoffentlich auch bald schicken; es ist recht fatal, daß es nicht gleich hat mit auf die Messe kommen können.
Leben Sie recht wohl und grüßen Sie Ihre liebe Frau und Schwägerin von mir. Auch Schütz, Loders, und wer sich sonst meiner erinnert.
Ganz der Ihrige
AWSchlegel
[1] Leipzig freytags
Verzeihen Sie, daß ich Ihnen mit einer kleinen Besorgung beschwerlich falle. Ich schicke nach dem Auftrage meines Bruders zwey Exemplare von der Geschichte der Gr. Poesie nach Jena, die Fiedler mit nehmen wird. Das eine ist für Schütz bestimmt, das andre für Eschen. Dieses müßte an H. Lange geschickt werden, der Eschens Bücher und Sachen in Verwahrung hat. Ich kann aber Fiedlern das Haus nicht nennen, wo er wohnt: es ist dasselbe, worin Gries gewohnt hat und auch dasselbe Zimmer. Wollten Sie wohl Sorge tragen, daß das Buch richtig zu seiner Bestimmung gelangt?
Ich vergaß vor meiner Abreise Ihnen zu sagen, daß mir Becker aus Dresden ein Bändchen Erzählungen und dergl. unter dem Titel Darstellungen geschickt hat, und dabey sehr gebeten, sie möchten doch einem andern Beurtheiler zugetheilt werden, als dem Recensenten der Erhohlungen, der ihm freylich etwas schnöde begegnet hat. Ich habe ihm versprochen, entweder selbst eine kurze Anzeige zu machen, oder wenigstens über [2] seinen, wie mir däucht, billigen Wunsch mit Ihnen zu sprechen. Nun wünschte ich zu wissen, ob das Buch schon jemandem zugetheilt ist, oder ob Sie eine Anzeige von mir noch brauchen können.
Ich hatte Ihnen gesagt, ich wünschte von den Aufträgen Erscheinungen dieser letzten Messe gar keine Aufträge zu bekommen, und dabey bleibt es auch im Ganzen. Das einzige, was mich reizen könnte, eine Ausnahme zu machen, wären Ovids Metamorphosen von Voß, die ich hier sehr zierlich gedruckt vorfand. Ich glaube, es würde mir nicht eine angenehme, und nach dem Homer, eine leichte Arbeit seyn. Nach allem, was ich davon gelesen, scheint es mir bey weitem die gelungenste Arbeit von Voß zu seyn. Schütz hätte also nicht zu befürchten, was er mir einmal sagte, wie ich meinen Bruder zu den mythologischen Briefen vorschlug: Voß würde den Namen Schlegel perhorresciren, man könne ihm keinen Schlegel wieder zum Beurtheiler geben. Lassen Sie mich wissen, ob darüber schon fest diponirt ist. Wo nicht, so könnte ich die Anzeige, die, wie mir scheint, [3] nicht zu umständlich werden dürfte, leicht übernehmen und noch während des Sommers liefern
Unger sagte mir, der 3te Band vom Shaks. werde wahrscheinlich bey meiner Ankunft in Berlin schon fertig seyn. Ich hoffe ihn also Ihnen nächstens schicken zu können. Vielleicht erinnern Sie sich, daß ich Ihnen schon nach Erscheinung des 2ten Theils sagte, ich wünschte, Tieck möchte die Fortsetzung beurtheilen. Er ist durch sein tiefes und gelehrtes Studium Shʼs gewiß sehr in Stande dazu, und ich ob wir gleich in einem freundschaftlichen Verhältnisse stehen, so liebt er doch den großen Dichter so sehr, daß er unpartheyisch darüber urtheilen wird, in wie weit ich ihn erreicht habe oder nicht. Überdieß bin ich gewissermaßen sein Nebenbuhler, denn er hätte den Sh. selbst übersetzt, wenn ich ihm nicht zuvorgekommen wäre. – Ich weiß nicht, wie Sie mit ihm stehen, ob er schon Aufträge für die ALZ bekommen, und ob er schon etwas geliefert. Ist dieß letzte nicht, so müssen Sie ihn mit seinen eignen Arbeiten [4] (es ist von ihm ein vierter Band der Volksmährchen und ein angefangner Roman, Franz Sternbalds Wanderungen, erschienen) mit einer Krankheit und endlich mit der Heirath, die ihm im Kopfe gesteckt hat, entschuldigen. – Haben Sie die Güte mir einige Zeilen nach Berlin zu schreiben, ob Sie und Schütz es zufrieden sind, so übergebe ich ihm Tieck den 2ten u 3ten Band des Sh. und treibe ihn, sie baldigst zu besorgen.
Das 2te St. Athen. kann ich Ihnen hoffentlich auch bald schicken; es ist recht fatal, daß es nicht gleich hat mit auf die Messe kommen können.
Leben Sie recht wohl und grüßen Sie Ihre liebe Frau und Schwägerin von mir. Auch Schütz, Loders, und wer sich sonst meiner erinnert.
Ganz der Ihrige
AWSchlegel
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