• August Wilhelm von Schlegel to Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Unknown · Date: 28.08.1802
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
  • XML
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 28.08.1802
    Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph: Historisch-kritische Ausgabe. Hg. v. Thomas Buchheim, Jochen Hennigfeld, Wilhelm G. Jacobs, Jörg Jantzen u. Siegbert Peetz. Stuttgart 1976ff. Reihe III: Briefe 2,1: Briefwechsel 1800–1802. Hg. v. Thomas Kisser unter Mitwirkung von Walter Schieche und Alois Wieshuber. Stuttgart 2010, S. 459–460.
  • Incipit: „B[erlin] d. 28sten Aug. 2.
    So eben werde ich durch einen Brief von Spazier an die kleine Fehde über den Ion erinnert, [...]“
    Manuscript
  • Provider: Deutsches Literaturarchiv Marbach
  • Classification Number: A:Schelling 57.1525
  • Number of Pages: 4 S., hs.
  • Format: 8°
  • Particularities: E. Br. o. U.
B[erlin] d. 28sten Aug. 2.
So eben werde ich durch einen Brief von Spazier an die kleine Fehde über den Ion erinnert, die ich bey jenem ernsthaften Handel ganz vergessen hatte. Ich hoffe, Ihnen wird auch nach Lesung meines Briefes die ganze Sache nur wie ein Scherz erscheinen.
Ich weiß nicht, wie es kommt, daß ich gerade jetzt auf einmal in eine Menge Händel verwickelt werde. Es wird hier, wie es scheint, absichtlich, verbreitet, ich sei V[erfasser] eines Spottgedichtes auf Iffland, welches kurz nach meiner Abreise von hier unter dem Titel der Bärentanz in einer hiesigen politischen Zeitung gestanden hat, und zwar nicht nach der juristischen Bestimmung, aber dem Geiste, ein wahres Pasquill seyn soll. Ich habe es noch nicht zu lesen bekommen können. – Wegen des Aufsatzes von Genelli scheinen ebenfalls Anfechtungen zu entstehen. Endlich hat der schlechte hiesige Schauspieler Schwadke, wegen einer Theaterkritik in der E. Zeitung sich sehr trotzig bey dem Herausgeber beklagt, und meine Nennung verlangt, wobey ich ihm denn auch gewillfahrt habe, mit einer derben | Abfertigung, die nächstens in derselben Zeitung zu lesen seyn wird.
Nicolai hat sich in der Allg. Bib. neuerdings wieder so gröblich an mir und verschiednen meiner Freunde vergangen, unter andern eine so pöbelhafte Rec. des Musenalmanachs, vermuthlich von Göckingk (mit Gk. unterzeichnet) daß ich mich gemüßigt sehe, einmal wieder zum allgemeinen Schrecken drein zu schlagen u ein großes Gericht des Witzes über die Sünder anzustellen. Eine solche Gelegenheit wie Kotzebue’s Sendung nach Sibirien wird mir aber schwerlich je wieder zu Theil. Überhaupt weiß ich noch nicht wie bald ich dazu komme.
Da Sie mich in Beziehung auf den Streit mit Schütz zur Lesung des Aufsatzes: über das Benehmen des Obscurantismus pp auffodern, so erlauben Sie mir auch, Ihnen offenherzig zu äußern, daß einige Wendungen und Ausdrücke darin nicht ganz mit den Grundsätzen meiner Polemik übereinstimmen. – So könnte ich das Ritter betreffende in etwas anders wünschen. – Sie werden mich nicht misdeuten, es ist nur mein individuelles Gefühl, das ich niemanden aufdringen will. Es kann auch für mich nicht auf die | entfernteste Art die Rede davon seyn, als ob die Härte des immer nur literarischen Angriffs Schützen zu irgend einiger Entschuldigung für seine namenlose Niederträchtigkeit gereichen könnte. Allein es ist immer schon ein Nachtheil, wenn die Rücksicht auf jene auch nur bey einigen ˹sonst˺ gut gesinnten Menschen das reine Urtheil über diese verdunkelt.
Den ersten Aufsatz in dem Heft habe ich schon mit großem Interesse gelesen, und besonders die Klarheit darin bewundert. Ich wünschte doch recht sehr, daß Fichte ihn läse, u. sich überhaupt auf das Verhältniß seines Systems zu dem ihrigen einließe.
Ich bitte den inliegenden Zettel zu besorgen und mir bald wieder Nachricht zu geben.
Meinen verbindlichsten Dank für das schöne Exemplar vom Bruno und die Zeitschrift nicht zu vergessen
B[erlin] d. 28sten Aug. 2.
So eben werde ich durch einen Brief von Spazier an die kleine Fehde über den Ion erinnert, die ich bey jenem ernsthaften Handel ganz vergessen hatte. Ich hoffe, Ihnen wird auch nach Lesung meines Briefes die ganze Sache nur wie ein Scherz erscheinen.
Ich weiß nicht, wie es kommt, daß ich gerade jetzt auf einmal in eine Menge Händel verwickelt werde. Es wird hier, wie es scheint, absichtlich, verbreitet, ich sei V[erfasser] eines Spottgedichtes auf Iffland, welches kurz nach meiner Abreise von hier unter dem Titel der Bärentanz in einer hiesigen politischen Zeitung gestanden hat, und zwar nicht nach der juristischen Bestimmung, aber dem Geiste, ein wahres Pasquill seyn soll. Ich habe es noch nicht zu lesen bekommen können. – Wegen des Aufsatzes von Genelli scheinen ebenfalls Anfechtungen zu entstehen. Endlich hat der schlechte hiesige Schauspieler Schwadke, wegen einer Theaterkritik in der E. Zeitung sich sehr trotzig bey dem Herausgeber beklagt, und meine Nennung verlangt, wobey ich ihm denn auch gewillfahrt habe, mit einer derben | Abfertigung, die nächstens in derselben Zeitung zu lesen seyn wird.
Nicolai hat sich in der Allg. Bib. neuerdings wieder so gröblich an mir und verschiednen meiner Freunde vergangen, unter andern eine so pöbelhafte Rec. des Musenalmanachs, vermuthlich von Göckingk (mit Gk. unterzeichnet) daß ich mich gemüßigt sehe, einmal wieder zum allgemeinen Schrecken drein zu schlagen u ein großes Gericht des Witzes über die Sünder anzustellen. Eine solche Gelegenheit wie Kotzebue’s Sendung nach Sibirien wird mir aber schwerlich je wieder zu Theil. Überhaupt weiß ich noch nicht wie bald ich dazu komme.
Da Sie mich in Beziehung auf den Streit mit Schütz zur Lesung des Aufsatzes: über das Benehmen des Obscurantismus pp auffodern, so erlauben Sie mir auch, Ihnen offenherzig zu äußern, daß einige Wendungen und Ausdrücke darin nicht ganz mit den Grundsätzen meiner Polemik übereinstimmen. – So könnte ich das Ritter betreffende in etwas anders wünschen. – Sie werden mich nicht misdeuten, es ist nur mein individuelles Gefühl, das ich niemanden aufdringen will. Es kann auch für mich nicht auf die | entfernteste Art die Rede davon seyn, als ob die Härte des immer nur literarischen Angriffs Schützen zu irgend einiger Entschuldigung für seine namenlose Niederträchtigkeit gereichen könnte. Allein es ist immer schon ein Nachtheil, wenn die Rücksicht auf jene auch nur bey einigen ˹sonst˺ gut gesinnten Menschen das reine Urtheil über diese verdunkelt.
Den ersten Aufsatz in dem Heft habe ich schon mit großem Interesse gelesen, und besonders die Klarheit darin bewundert. Ich wünschte doch recht sehr, daß Fichte ihn läse, u. sich überhaupt auf das Verhältniß seines Systems zu dem ihrigen einließe.
Ich bitte den inliegenden Zettel zu besorgen und mir bald wieder Nachricht zu geben.
Meinen verbindlichsten Dank für das schöne Exemplar vom Bruno und die Zeitschrift nicht zu vergessen
×
×