• Valerius Wilhelm Neubeck to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Steinau, Oder · Place of Destination: Jena · Date: 20.10.1797
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Valerius Wilhelm Neubeck
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Steinau, Oder
  • Place of Destination: Jena
  • Date: 20.10.1797
  • Notations: Da der Brief im Druck unvollständig wiedergegeben ist, wurde er neu transkribiert. – Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Fambach, Oscar: Das grosse Jahrzehnt in der Kritik seiner Zeit. Die wesentlichen und die umstrittenen Rezensionen aus der periodischen Literatur des Übergangs von der Klassik zur Frühromantik, begleitet von den Stimmen der Umwelt; in Einzeldarstellungen. Berlin: Akademie Verl. 1958, S. 148.
  • Incipit: „[1] Der Handel mit meinem neuen Verleger ist abgeschlossen, und ich bin eben im Begriff das Mspt. nach Leipzig abzuschicken.
    Wie bin [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-35010
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.17,Nr.5
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,5 x 11,9 cm
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
[1] Der Handel mit meinem neuen Verleger ist abgeschlossen, und ich bin eben im Begriff das Mspt. nach Leipzig abzuschicken.
Wie bin ich Ihnen verbunden für die Erinnerungen, u. vertrauliche Kritik über diejenigen Mängel meines Gedichts, denen ich nunmehr nach bestem Vermögen abgeholfen zu haben glaube. Insonderheit habe ich den weiblichen Abschnitt im vierten Fuß im Durchschnitt zu vermeiden getrachtet, einige wenige Stellen ausgenommen, wo eine Aenderung den Sinn zu sehr verschoben haben würde. Bey einigen Zusätzen, die das Ganze hoffentlich nicht entstellen werden, habe ich besondern Fleiß auf den Hexameterbau verwendet, und Sie werden finden, [2] daß Sie mir nicht umsonst unsern Voß als Rigoristen in Erinnerung gebracht haben. Das Schneidegeräth an mehreren Stellen, als geschehen ist, anzuwenden, traute ich mir, mit Bürger zu reden, nicht Unbefangenheit genung zu. Damit Sie mich nicht der Eilfertigkeit beschuldigen, so muß ich Ihnen noch sagen, daß ich schon seit geraumer Zeit bemüht gewesen bin, den technischen Theil des Gedichts mehr auszuarbeiten, und der Vollkommenheit zu nähern. Ihrem Rathe gemäß habe ich auch dafür gesorgt, daß bei der neuen Ausgabe nichts mit veränderten Typen abgedruckt wird. Auch die Klammern und Inhaltsanzeigen bleiben weg.
Daß Sie die Italiener den Britten vorziehen, würde niemanden mehr freuen, als meinen Freund Schmit in Liegnitz, der mit ganzer Seele [3] an ihren Schriften hängt, und einen ausnehmend großen Vorrath ital. Dichter besitzt. Ich muß es mir (er war mein Lehrer im Ialienischen) oft von xxxx ihm vorwerfen lassen, daß ich die Engländer, welche ich erst in Göttingen kennen lernte, xxx mehr so xxxxx wie er es nennt, überschätze, und die Ialiener nicht mehr so ausschließlich liebe, wie ehemals. Wohl liebe ich sie noch immer; inzwischen, wenn ich Dante, Ariost, Tasso und Petrarka, und einige wenige Lyriker ausnehme, so war mir oft, besonders in einigen neuern Gedichten dieser Nation, die Gedankenarmuth bey so tönendem Wortklang manchmal anstößig. Doch vielleicht bin ich nicht an die besten gerathen, u. leider! erhalten wir auch aus England gegenwärtig manches neue, das denselben Tadel verdient.
[4] Da mich heute meine Geschäfte abhalten, mich länger mit Ihnen zu unterhalten, und ich doch gern diesen Brief in den an Göschen mit einschließen möchte, so bringe noch schlüßlich meinen besten Dank für Ihre gütige Verwendung bey meinem nunmehrigen Verleger, und versichere Sie, daß ich Ihnen dafür auf immer verpflichtet bleiben werde. Vale et ama!
Neubeck.
Steinau an der Oder
d. 20 Octobr. 1797.
[1] Der Handel mit meinem neuen Verleger ist abgeschlossen, und ich bin eben im Begriff das Mspt. nach Leipzig abzuschicken.
Wie bin ich Ihnen verbunden für die Erinnerungen, u. vertrauliche Kritik über diejenigen Mängel meines Gedichts, denen ich nunmehr nach bestem Vermögen abgeholfen zu haben glaube. Insonderheit habe ich den weiblichen Abschnitt im vierten Fuß im Durchschnitt zu vermeiden getrachtet, einige wenige Stellen ausgenommen, wo eine Aenderung den Sinn zu sehr verschoben haben würde. Bey einigen Zusätzen, die das Ganze hoffentlich nicht entstellen werden, habe ich besondern Fleiß auf den Hexameterbau verwendet, und Sie werden finden, [2] daß Sie mir nicht umsonst unsern Voß als Rigoristen in Erinnerung gebracht haben. Das Schneidegeräth an mehreren Stellen, als geschehen ist, anzuwenden, traute ich mir, mit Bürger zu reden, nicht Unbefangenheit genung zu. Damit Sie mich nicht der Eilfertigkeit beschuldigen, so muß ich Ihnen noch sagen, daß ich schon seit geraumer Zeit bemüht gewesen bin, den technischen Theil des Gedichts mehr auszuarbeiten, und der Vollkommenheit zu nähern. Ihrem Rathe gemäß habe ich auch dafür gesorgt, daß bei der neuen Ausgabe nichts mit veränderten Typen abgedruckt wird. Auch die Klammern und Inhaltsanzeigen bleiben weg.
Daß Sie die Italiener den Britten vorziehen, würde niemanden mehr freuen, als meinen Freund Schmit in Liegnitz, der mit ganzer Seele [3] an ihren Schriften hängt, und einen ausnehmend großen Vorrath ital. Dichter besitzt. Ich muß es mir (er war mein Lehrer im Ialienischen) oft von xxxx ihm vorwerfen lassen, daß ich die Engländer, welche ich erst in Göttingen kennen lernte, xxx mehr so xxxxx wie er es nennt, überschätze, und die Ialiener nicht mehr so ausschließlich liebe, wie ehemals. Wohl liebe ich sie noch immer; inzwischen, wenn ich Dante, Ariost, Tasso und Petrarka, und einige wenige Lyriker ausnehme, so war mir oft, besonders in einigen neuern Gedichten dieser Nation, die Gedankenarmuth bey so tönendem Wortklang manchmal anstößig. Doch vielleicht bin ich nicht an die besten gerathen, u. leider! erhalten wir auch aus England gegenwärtig manches neue, das denselben Tadel verdient.
[4] Da mich heute meine Geschäfte abhalten, mich länger mit Ihnen zu unterhalten, und ich doch gern diesen Brief in den an Göschen mit einschließen möchte, so bringe noch schlüßlich meinen besten Dank für Ihre gütige Verwendung bey meinem nunmehrigen Verleger, und versichere Sie, daß ich Ihnen dafür auf immer verpflichtet bleiben werde. Vale et ama!
Neubeck.
Steinau an der Oder
d. 20 Octobr. 1797.
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