• Peter Busch to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Stuttgart · Place of Destination: Unknown · Date: 14.04.1841
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Peter Busch
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Stuttgart
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 14.04.1841
    Printed Text
  • Bibliography: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 15 (1933), H.1, S. 122–124.
  • Incipit: „Hochzuverehrender Herr.
    Nicht ohne Furcht ergreife ich die Feder um nach verlauf so langer Zeit mich Ihnen wieder zu nähern.
    Es sind [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 512520879
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIIb,Nr.1
  • Number of Pages: 3 S., m. U.
Hochzuverehrender Herr.
Nicht ohne Furcht ergreife ich die Feder um nach verlauf so langer Zeit mich Ihnen wieder zu nähern.
Es sind bereits 4 Jahre verflossen, daß ich von Cöln abreißte um hier in Stuttgart als Steinzeichner beschäftigt zu werden. In den ersten Jahren war ich vollauf beschäftig[t] die Bestellungen erfolgten rasch aufeinander, und da ich fleißig und sparsam war, konnte ich nach 1 verlauf von zwei Jahren über eine zimliche Summe bestimmen; ich wollte mit drei hundert Gulden nach München und dort wieder anfangen zu Malen; aber im Herbst 1838 wurde ein Brustleiden woran ich schon einige Zeit leidend war, so stark, das mir der Arzt sagte ich solte entweder zurück nach meiner Heimath, oder der besserer Pflege wegen ins hiesige Krankenhaus gehen, da ich mich zu keinem von beiden entschließen konnte, so vertraute ich mich einem fürstlichen Leib Arzt an, der meinen Zustand auch bedenklich fand, mir doch alle Hoffnungen machte, ich brachte den ganzen Winter zwar leidend aber über erwarten gut durch, und im Frühjahr nach beendigte Molkenkuhr fühlte ich mich so zimlich wieder hergestellt; hatte aber nicht allein mein Erspartes an zwei hundert Gulden eingebüßt, sondern auch die bisherigen Bestellungen hörten auf. Ich sah mich nun in einer äußerst fatalen Lage, in dieser Noth nachdem ich vergebens auf neue Arbeit gewartet hatte, nahm ich Palett und Pinseln wieder zur Hand mit dem festen Entschluß sie nicht wieder von mir zu werfen und jede Entbehrung wodurch ich mich dem Ziele nähern würde standhaft zu ertragen. Ich war gut ausgestattet in Kleidungsstucke und hatte auch sonst Sachen von einigem Werth, daraus nahm ich nun die Mittel mir Farbe und die sonst nöthigen Bedürfnissen anzuschaffen, und nach sechs Wochen konnte ich ein kleines Bildchen ausstellen. Es stellte drei Buben dar von 8–14 Jahren alt, die sich in eine zerfallnen Scheuer zurückgezogen um zu rauche, die verschiedene Wirkung die ein Versuch zu Rauchen auf Knaben von den alter magt habe ich gesucht darzustellen. Nach verlauf von drei Wochen kaufte mir es der Würtemb.[ergische] Kunst Verein für die geforderte Summe von 90 fl. ab. Durch diesen günstigen Erfolg aufgemuntert, strengte ich alle Kräfte an zu neuen und besseren Versuche. Im November 1839 hatte ich die Summe erhalten und durfte vor Mai 1840 nicht hoffen abermals was zu verkaufen. Ew. Wohlgeb. können sich denken mit welchen Entberungen ich diese Zeit zu kämpfen hatte, Wochen lang hatte ich außer dem Mittagessen nichts, dazu kam noch das mit Februar mein Holz aufgebraucht war und genöthigt im ungeheitztem Zimmer zu arbeiten, wodurch meine Hände durch Frostbeulen so aufschwollen das ich zuletzt kaum den Pinsel führen konnte, aber die Hoffnung das mit dem Frühjahr auch das Ende meiner Leiden herannahe ließ mich mit ungeschwächte Anstrengung meine Arbeiten fortsetzen, so das ich Anfangs Aprill zwei Bilder dem Kunst Verein anbieten konnte, aber erst im August verkaufte ich eines meiner Bilder weil Abwesenheit einiger Mitglieder des Ausschußes den Ankauf von Gemälden bis dahin verzögert hatte. Die Summe etwas über zwei hundert Gulden, welche ich erhalten reichte nicht hin meine Schulden ganz zu tilgen, und [ich] mußte abermals meine Hoffnungen auf dieses Frühjahr stellen, ich kann jetzt außer das ich dem hiesigen Kunst Verein ein Bild anbieten noch vier andere mit dem Monath Mai fortschicken auf diese Art hoffe ich wenigstens künftig den nächsten Sorgen überhoben zu sein. Ich hatte diesem Winter mit Furcht entgegen gesehen und alle die Entbehrungen vom vorletzten erwartet, aber damit war es nicht genug die immer währenden Sorgen und Anstrengung hatten mein altes Leiden mit Hefftigkeit zurückgeführt – Herr Professor viel habe ich diesen Winter gelitten und habe es standhaft und männlich ertragen, wenn mir aber jetzt nicht baldige Hülfe wird so gehe ich zu Grund. Mein Artzt besteth durchaus auf eine Luftveränderung und Molkenkuhr als das einzige Mittel was mich völlig wieder herstellen könnte. Da ich die Rede davon steths zu vermeiden gesucht hatte weil ich keine Möglichkeit einsah dieses ausführen zu können, da ich erst im verlauf vom Sommer Geld erwarten kann erhielt ich vor einige Tagen eine Einladung von dem Sohne meines Arzt der selbst praktischer Arzt in einer der schönsten Gegenden Würtembergs ist ihn auf einige Zeit zu besuchen, die Nothwendigkeit einer Veränderung von Arzte bestimmt erklärt besonders das zureden seiner Familie nöthigten mich die Einladung anzunehmen und mit dem ersten Mai abzureisen. In dieser Noth wende ich mich nun mit der Bitte an Sie mir hundert Thaler bis Ende Sommer vorzuschießen ich würde dadurch in den Stand gesetzt dem Rathe meines Arzt nachzukommen und eine Schuld zu bezahlen die ich seit dem verflossenen Herbst für Kost und Miethe schulden ohne diese vorher berichtigt zu haben wäre ich auch sonst außer Stand abzureise. Ich erkenne den ganzen Umfang dieser Bitte aber meine Gesundheit mein Leben hängt von deren Erfüllung ab. Ew. Wohlg. sind ein edler Mann Sie haben sich steths gegen mich so gezeigt und Sie werden auch jetzt den nicht in Verzweiflung untergehen lassen für den Sie in seiner Jugend so viel Theilnahme zeigten.
In gespannter Erwartung verharret Ihr ergebenster
Busch.
Stuttgart den 14ten April 1841.
Adresse
Charlotten Platz No. 5
Stuttgart
Hochzuverehrender Herr.
Nicht ohne Furcht ergreife ich die Feder um nach verlauf so langer Zeit mich Ihnen wieder zu nähern.
Es sind bereits 4 Jahre verflossen, daß ich von Cöln abreißte um hier in Stuttgart als Steinzeichner beschäftigt zu werden. In den ersten Jahren war ich vollauf beschäftig[t] die Bestellungen erfolgten rasch aufeinander, und da ich fleißig und sparsam war, konnte ich nach 1 verlauf von zwei Jahren über eine zimliche Summe bestimmen; ich wollte mit drei hundert Gulden nach München und dort wieder anfangen zu Malen; aber im Herbst 1838 wurde ein Brustleiden woran ich schon einige Zeit leidend war, so stark, das mir der Arzt sagte ich solte entweder zurück nach meiner Heimath, oder der besserer Pflege wegen ins hiesige Krankenhaus gehen, da ich mich zu keinem von beiden entschließen konnte, so vertraute ich mich einem fürstlichen Leib Arzt an, der meinen Zustand auch bedenklich fand, mir doch alle Hoffnungen machte, ich brachte den ganzen Winter zwar leidend aber über erwarten gut durch, und im Frühjahr nach beendigte Molkenkuhr fühlte ich mich so zimlich wieder hergestellt; hatte aber nicht allein mein Erspartes an zwei hundert Gulden eingebüßt, sondern auch die bisherigen Bestellungen hörten auf. Ich sah mich nun in einer äußerst fatalen Lage, in dieser Noth nachdem ich vergebens auf neue Arbeit gewartet hatte, nahm ich Palett und Pinseln wieder zur Hand mit dem festen Entschluß sie nicht wieder von mir zu werfen und jede Entbehrung wodurch ich mich dem Ziele nähern würde standhaft zu ertragen. Ich war gut ausgestattet in Kleidungsstucke und hatte auch sonst Sachen von einigem Werth, daraus nahm ich nun die Mittel mir Farbe und die sonst nöthigen Bedürfnissen anzuschaffen, und nach sechs Wochen konnte ich ein kleines Bildchen ausstellen. Es stellte drei Buben dar von 8–14 Jahren alt, die sich in eine zerfallnen Scheuer zurückgezogen um zu rauche, die verschiedene Wirkung die ein Versuch zu Rauchen auf Knaben von den alter magt habe ich gesucht darzustellen. Nach verlauf von drei Wochen kaufte mir es der Würtemb.[ergische] Kunst Verein für die geforderte Summe von 90 fl. ab. Durch diesen günstigen Erfolg aufgemuntert, strengte ich alle Kräfte an zu neuen und besseren Versuche. Im November 1839 hatte ich die Summe erhalten und durfte vor Mai 1840 nicht hoffen abermals was zu verkaufen. Ew. Wohlgeb. können sich denken mit welchen Entberungen ich diese Zeit zu kämpfen hatte, Wochen lang hatte ich außer dem Mittagessen nichts, dazu kam noch das mit Februar mein Holz aufgebraucht war und genöthigt im ungeheitztem Zimmer zu arbeiten, wodurch meine Hände durch Frostbeulen so aufschwollen das ich zuletzt kaum den Pinsel führen konnte, aber die Hoffnung das mit dem Frühjahr auch das Ende meiner Leiden herannahe ließ mich mit ungeschwächte Anstrengung meine Arbeiten fortsetzen, so das ich Anfangs Aprill zwei Bilder dem Kunst Verein anbieten konnte, aber erst im August verkaufte ich eines meiner Bilder weil Abwesenheit einiger Mitglieder des Ausschußes den Ankauf von Gemälden bis dahin verzögert hatte. Die Summe etwas über zwei hundert Gulden, welche ich erhalten reichte nicht hin meine Schulden ganz zu tilgen, und [ich] mußte abermals meine Hoffnungen auf dieses Frühjahr stellen, ich kann jetzt außer das ich dem hiesigen Kunst Verein ein Bild anbieten noch vier andere mit dem Monath Mai fortschicken auf diese Art hoffe ich wenigstens künftig den nächsten Sorgen überhoben zu sein. Ich hatte diesem Winter mit Furcht entgegen gesehen und alle die Entbehrungen vom vorletzten erwartet, aber damit war es nicht genug die immer währenden Sorgen und Anstrengung hatten mein altes Leiden mit Hefftigkeit zurückgeführt – Herr Professor viel habe ich diesen Winter gelitten und habe es standhaft und männlich ertragen, wenn mir aber jetzt nicht baldige Hülfe wird so gehe ich zu Grund. Mein Artzt besteth durchaus auf eine Luftveränderung und Molkenkuhr als das einzige Mittel was mich völlig wieder herstellen könnte. Da ich die Rede davon steths zu vermeiden gesucht hatte weil ich keine Möglichkeit einsah dieses ausführen zu können, da ich erst im verlauf vom Sommer Geld erwarten kann erhielt ich vor einige Tagen eine Einladung von dem Sohne meines Arzt der selbst praktischer Arzt in einer der schönsten Gegenden Würtembergs ist ihn auf einige Zeit zu besuchen, die Nothwendigkeit einer Veränderung von Arzte bestimmt erklärt besonders das zureden seiner Familie nöthigten mich die Einladung anzunehmen und mit dem ersten Mai abzureisen. In dieser Noth wende ich mich nun mit der Bitte an Sie mir hundert Thaler bis Ende Sommer vorzuschießen ich würde dadurch in den Stand gesetzt dem Rathe meines Arzt nachzukommen und eine Schuld zu bezahlen die ich seit dem verflossenen Herbst für Kost und Miethe schulden ohne diese vorher berichtigt zu haben wäre ich auch sonst außer Stand abzureise. Ich erkenne den ganzen Umfang dieser Bitte aber meine Gesundheit mein Leben hängt von deren Erfüllung ab. Ew. Wohlg. sind ein edler Mann Sie haben sich steths gegen mich so gezeigt und Sie werden auch jetzt den nicht in Verzweiflung untergehen lassen für den Sie in seiner Jugend so viel Theilnahme zeigten.
In gespannter Erwartung verharret Ihr ergebenster
Busch.
Stuttgart den 14ten April 1841.
Adresse
Charlotten Platz No. 5
Stuttgart
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