Ich sage also: der Mönch hat es vom heiligen Hieronymus, und zwar aus seinem Commentar über die Epistola Divi Pauli ad Galatas, wo der Kirchenvater erörtert, in wie fern der Apostel an die Galater habe Griechisch schreiben können, da doch ihre eigenthümliche Muttersprache die Galische, und zwar dieselbe gewesen, wie man sie noch zu seiner Zeit in Trier gesprochen.
Geht man aber weiter und fragt, wo hat der heilige Hieronymus dieses her? so antworte ich: abgesehn, daß derselbe am Rhein, in Constantinopel, in Asien, ob grade auch in Galatien weiß ich nicht, persönlich gewesen, auf alle Fälle doch aus Strabo.
Dieser erzählt Lib. IV. und XII. von den Tolistobojen in Asien und den Tectosagen, daß sie das alte Galische Idiom beibehalten hätten und sich unter einander wohl verständen. Daß aber der h. Hieronymus den Strabo wohl gekannt, läßt sich überhaupt von der tiefen Litteratur dieses Kirchenvaters und daraus verbürgen, daß er nach seiner eigenen Berechnung mehr als sechstausend Autoren versichert gelesen zu haben.
Dieses hat nun wahrscheinlich der Mönch zu seiner poetischen Fiction benutzt von Gesprächen der Baiern (dafür gelten ihm die Tolistobojen wegen des ähnlichen Namenslautes) in Armenien und überhaupt in Indien, ein Name, mit dem man es damals, am wenigsten in Gedichten, nicht so genau geographisch nahm. Ist der Mönch nicht jünger, als Sie glauben, also schon aus dem zwölften Jahrhundert, so kann sein Gedicht nur den Kreuzzug von 1147 bezeichnen, an welchem Baiern Theil genommen. Spätere Chronisten erzählen den nämlichen Umstand vom Krcuzzuge im Jahr 1190, wo ich nicht irre Andreas Presbyter, dem aber Marcus Welser, (Rer. Boicar.) überhaupt ganz und gar widerspricht.
Daß auch überall nicht die mindeste Ahndung von einer Bairischen Sprache in Armenien gewesen, die Tolistobojische als eine ganz andere auf die Seite gesetzt, erhellet insonderheit aus Tagenonis Decani Pataviensis descriptio expeditionis Asiaticae, (1190) der alles, was von Tag zu Tage vorgefallen, umständlich meldet, immer von gebrauchten Dollmetschern spricht, und dann schildert, wie wohl es den Baiern gethan, in Armenien wieder Kreuze und dadurch gleichsam eine Aehnlichkeit der alten Heimath zu finden. Wie viel mehr hätten sie von einer Gleichheit der Sprache selbst ergriffen werden müssen! Auch Nicetas, Arnoldus Lubecensis, Otto de S. Blasio, Gotfridus Monachus, schweigen von einem solchen Umstande.