• August Wilhelm von Schlegel to Johann Carl Fürchtegott Schlegel

  • Place of Dispatch: Göttingen · Place of Destination: Unknown · Date: 09.08.1790
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Johann Carl Fürchtegott Schlegel
  • Place of Dispatch: Göttingen
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 09.08.1790
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 10‒11.
  • Incipit: „Gött.[ingen] d. 9 Aug. 1790
    Entschuldigen will ich mich nicht wegen meiner Nachläßigkeit – ich bin überall kein Freund davon – aber [...]“
    Manuscript
  • Provider: Universitätsbibliothek Leipzig
  • Classification Number: II A IV 1582
  • Number of Pages: 4 S.
Gött.[ingen] d. 9 Aug. 1790
Entschuldigen will ich mich nicht wegen meiner Nachläßigkeit – ich bin überall kein Freund davon – aber erzählen will ich Dir doch, wie es zugegangen, daß ich einen so lieben und freundschaftlichen Brief, als der Deinige war, so lange unbeantwortet lassen konnte. Kurz darauf, nachdem ich ihn empfangen hatte, bekam ich einen äußerst angenehmen Besuch von einem Freunde, den ich in zwey Jahren nicht gesehen, der auch so lange nichts von sich hören lassen, und auf den ich daher gar nicht gehofft hatte. Ich glaube, ich habe Dir wohl sonst schon von ihm gesprochen: es ist Herr v. Mastiaux aus Bonn. Er blieb etwan 14 Tage hier; ich brachte mit ihm alle Zeit zu, während welcher ich nicht beschäftigt war, und als er wegging überredete er mich, ihn zu begleiten. Ich begleitete ihn bis Marburg (14 bis 15 Meilen von Göttingen entfernt) blieb dort mit ihm ein Paar Tage und ritt allein wieder zurück. Die ganze Reise war in 5½ Tagen gethan. Freylich noch lange kein solcher Ritt wie der des Otto von Wittelsbach von München nach Aachen, aber doch schon aller Ehren werth; und was das beste ist, ich befinde mich herrlich darnach. Heute vor 8 Tagen kam ich heim. Ich hätte Dir schon mit vorigem Posttage schreiben können, aber ich denke doch, daß Dich dieser Brief noch in Braunschweig treffen soll. – Nun auf Deine Reise zu kommen. Ich freute mich sehr, als ich den Plan dazu in Deinem Briefe las; wenn ich gleich nicht sehr an die Ausführung desselben glaubte, so war die Idee doch gut, und hatte als Dichtung Werth für mich. Desto angenehmer war mirʼs, als ich bey meiner Zurückkunft von Fritzen erfuhr, daß Du wirklich im Begriff seyst nach Braunschweig abzureisen. Du befragst mich wegen meiner Reise nach dem Harz, die ich vorigen Sommer unternahm. Sie kostete mir ziemlich viel; aber dieß kam daher daß ich, ob ich gleich ganz allein war, doch in einem beträchtlichen Umkreise des Harzes, beständig mit Boten die mir den Weg zeigten und meine Sachen trugen, umherstreifte. Von Goslar nach Clausthal sinds nur ein Paar Meilen, und doch kannst Du in Goslar ein sehr merkwürdiges Bergwerk sehen, den Rammelsberg; (welches ich versäumt habe, da ich grade an einem Sonnabend ankam, wo Feuer darin angezündet war) und in Clausthal sind die Hauptwerke. Ich bin folgendermaßen gereist von Wolfenbüttel nach Goslar; von da über Ilsenburg auf den Brocken; von da herab nach Elbingerode,um die Baumannshöhle zu sehen; von da nach Andreasberg, und dann erst nach Clausthal. Ich weiß nicht, wie weit Dein Plan geht. Zu einer Pilgrimsfahrt auf den Brocken ist wohl bey der jetzigen abwechselnden Witterung eben nicht zu rathen. Auf jeden Fall mache ich gewisse Rechnung Dich hier zu sehen; besonders wärʼ es herrlich, wenn Du hier mit Papen zusammenträfest. Ich rathe Dir, in der Stadt London zu logiren. Komm nur – bester Bruder, wir wollen frohe Stunden zusammen haben. Wenn ich nicht darauf rechnete, würde ich jetzt noch mehr schreiben. – Henriette ist wohl noch in Braunschweig; grüße sie tausendmahl von mir und wünsche ihr Glück zur Ausführung ihrer Reiseplane. Meine Empfehlungen an alle, die sich in Braunschweig meiner erinnern. – Lebe recht wohl, liebster Bruder, bis ich des Vergnügens theilhaftig werde, Dich zu umarmen.
Der Deinige
A. W. Schlegel

Daß die Unruhen Dich nicht abhalten dürfen zu kommen, weißt Du wohl schon durch Fritz.
Gött.[ingen] d. 9 Aug. 1790
Entschuldigen will ich mich nicht wegen meiner Nachläßigkeit – ich bin überall kein Freund davon – aber erzählen will ich Dir doch, wie es zugegangen, daß ich einen so lieben und freundschaftlichen Brief, als der Deinige war, so lange unbeantwortet lassen konnte. Kurz darauf, nachdem ich ihn empfangen hatte, bekam ich einen äußerst angenehmen Besuch von einem Freunde, den ich in zwey Jahren nicht gesehen, der auch so lange nichts von sich hören lassen, und auf den ich daher gar nicht gehofft hatte. Ich glaube, ich habe Dir wohl sonst schon von ihm gesprochen: es ist Herr v. Mastiaux aus Bonn. Er blieb etwan 14 Tage hier; ich brachte mit ihm alle Zeit zu, während welcher ich nicht beschäftigt war, und als er wegging überredete er mich, ihn zu begleiten. Ich begleitete ihn bis Marburg (14 bis 15 Meilen von Göttingen entfernt) blieb dort mit ihm ein Paar Tage und ritt allein wieder zurück. Die ganze Reise war in 5½ Tagen gethan. Freylich noch lange kein solcher Ritt wie der des Otto von Wittelsbach von München nach Aachen, aber doch schon aller Ehren werth; und was das beste ist, ich befinde mich herrlich darnach. Heute vor 8 Tagen kam ich heim. Ich hätte Dir schon mit vorigem Posttage schreiben können, aber ich denke doch, daß Dich dieser Brief noch in Braunschweig treffen soll. – Nun auf Deine Reise zu kommen. Ich freute mich sehr, als ich den Plan dazu in Deinem Briefe las; wenn ich gleich nicht sehr an die Ausführung desselben glaubte, so war die Idee doch gut, und hatte als Dichtung Werth für mich. Desto angenehmer war mirʼs, als ich bey meiner Zurückkunft von Fritzen erfuhr, daß Du wirklich im Begriff seyst nach Braunschweig abzureisen. Du befragst mich wegen meiner Reise nach dem Harz, die ich vorigen Sommer unternahm. Sie kostete mir ziemlich viel; aber dieß kam daher daß ich, ob ich gleich ganz allein war, doch in einem beträchtlichen Umkreise des Harzes, beständig mit Boten die mir den Weg zeigten und meine Sachen trugen, umherstreifte. Von Goslar nach Clausthal sinds nur ein Paar Meilen, und doch kannst Du in Goslar ein sehr merkwürdiges Bergwerk sehen, den Rammelsberg; (welches ich versäumt habe, da ich grade an einem Sonnabend ankam, wo Feuer darin angezündet war) und in Clausthal sind die Hauptwerke. Ich bin folgendermaßen gereist von Wolfenbüttel nach Goslar; von da über Ilsenburg auf den Brocken; von da herab nach Elbingerode,um die Baumannshöhle zu sehen; von da nach Andreasberg, und dann erst nach Clausthal. Ich weiß nicht, wie weit Dein Plan geht. Zu einer Pilgrimsfahrt auf den Brocken ist wohl bey der jetzigen abwechselnden Witterung eben nicht zu rathen. Auf jeden Fall mache ich gewisse Rechnung Dich hier zu sehen; besonders wärʼ es herrlich, wenn Du hier mit Papen zusammenträfest. Ich rathe Dir, in der Stadt London zu logiren. Komm nur – bester Bruder, wir wollen frohe Stunden zusammen haben. Wenn ich nicht darauf rechnete, würde ich jetzt noch mehr schreiben. – Henriette ist wohl noch in Braunschweig; grüße sie tausendmahl von mir und wünsche ihr Glück zur Ausführung ihrer Reiseplane. Meine Empfehlungen an alle, die sich in Braunschweig meiner erinnern. – Lebe recht wohl, liebster Bruder, bis ich des Vergnügens theilhaftig werde, Dich zu umarmen.
Der Deinige
A. W. Schlegel

Daß die Unruhen Dich nicht abhalten dürfen zu kommen, weißt Du wohl schon durch Fritz.
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