• Johann Carl Christian Fischer to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Komarno (Hirschberg, Riesengebirge) · Place of Destination: Unknown · Date: 12.02.1799
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johann Carl Christian Fischer
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Komarno (Hirschberg, Riesengebirge)
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 12.02.1799
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 83‒84.
  • Incipit: „Kammerswaldau 12 Febr [17]99
    Als ich so glücklich war, in Ihrer Nähe zu leben, verwarfen Sie nicht ganz den Gedanken, den Gebirgen [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-33563
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.8,Nr.57
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19,4 x 11,9 cm
Kammerswaldau 12 Febr [17]99
Als ich so glücklich war, in Ihrer Nähe zu leben, verwarfen Sie nicht ganz den Gedanken, den Gebirgen eine kleine Schrift zu widmen. Die erste Probe unter der Form eines Taschenbuchs werden Sie gesehen haben. Jezt, da ich an die Fortsetzung unter einer andren Form denke, bedarf ich Ihres Raths; ich habe mich Ihrer Humanität stets mit so erhebender Rührung erinnert, daß ich Sie mit Freudigkeit darum bitte.
Am meisten drückt mich der Vorwurf, den man den historischen Romanschreibern gemacht hat, daß sie ihre eigne Sterilität durch den gegebenen Stoff trösten wollen. Ich habe mir vorgenommen, so viel als möglich zu idealisiren, und weniger von der Natur abzuschreiben; und wenn auch diese Blätter mehr nur aus dem Gebirge als von demselben seyn sollten.
Gewiß ist diese Poesie der Natur der Beschauung wohl werth, und eine dichterische Seele würde auf diesem Standpunkt nichts gemeines erzeugen. – Ich kan blos hoffen, daß auch ein unvollkommner Versuch Etwas Gutes haben könne.
Sie riethen zu einer Erzehlung von Opitzens Leben und einer Würdigung seiner Verdienste. Bei den wenigen Hülfsmitteln die ich dazu aufgetrieben habe (unter denen Coleri Laudatio das vornehmste ist) habe ich es doch unternommen, die erstere zu schreiben; ich bitte um Erlaubniß den Versuch Ihrer Beurtheilung und Nachhülfe übergeben zu dürfen. – Der beste Gebrauch, den Sie davon machen könnten, wäre der, wenn Sie es als Materialiensammlung zu einer neuen Biographie ansehen wollten. – Um das zweite aber, bitte ich Sie bei den Manen des Vaters der deutschen Dichtkunst.
Neubek hat mir unter mehreren köstlichen Blumen auch eine Felsenschrift über einen Gesundbrunnen gesandt, die noch in sein Brunnengedicht gehört, deßen lezte Ausgabe er noch nicht für die vollendete hält. Wahrlich, durch diese Anerkennung des unbekannten Verdienstes haben Sie Ihrem duftenden Dichterkranze eine der schönsten Perlen der Menschheit eingeflochten! Nie wird dieser Zug des Herzens seine Kraft an dem meinen verlieren.
„Möchte, schreibt Neubeck von Ihrer Profeßur, dieß neue Verhältniß ihn nicht hindern, unsre Literatur durch seine vortreflichen Hervorbringungen zu bereichern, und ich darf hinzusetzen, zu verherrlichen“; und ich sage Amen dazu.
Wenn Sie nicht in kurzer Zeit mir es ausdrücklich verbieten, so sende ich Ihnen die Vita Martini; heut wollte ich nur den Brief meiner Freundin an die Ihre mit einigen flüchtigen Worten begleiten und Ihnen meine Zudringlichkeit ankündigen.
Wie gern möchte ich etwas über Pietro an Sie schreiben, aber es wäre zu weitläuftig. Wie man ihn auch in ästhetischer Rücksicht beurtheile, so haben doch diese meine Wahrheiten, die mir am Herzen lagen, so schön gewuchert, daß ich über jedes Hoffen belohnt bin.
Der Neid andrer, daß ich Sie persönlich kenne, kan nicht größer seyn, als meine Sehnsucht, Sie wiederzusehen, denn so viel lieber mir Ihre Werke sind, als andrer, so viel sind Sie selbst mir lieber, als Ihre Werke.
Leben Sie wohl!
Fischer
Kammerswaldau 12 Febr [17]99
Als ich so glücklich war, in Ihrer Nähe zu leben, verwarfen Sie nicht ganz den Gedanken, den Gebirgen eine kleine Schrift zu widmen. Die erste Probe unter der Form eines Taschenbuchs werden Sie gesehen haben. Jezt, da ich an die Fortsetzung unter einer andren Form denke, bedarf ich Ihres Raths; ich habe mich Ihrer Humanität stets mit so erhebender Rührung erinnert, daß ich Sie mit Freudigkeit darum bitte.
Am meisten drückt mich der Vorwurf, den man den historischen Romanschreibern gemacht hat, daß sie ihre eigne Sterilität durch den gegebenen Stoff trösten wollen. Ich habe mir vorgenommen, so viel als möglich zu idealisiren, und weniger von der Natur abzuschreiben; und wenn auch diese Blätter mehr nur aus dem Gebirge als von demselben seyn sollten.
Gewiß ist diese Poesie der Natur der Beschauung wohl werth, und eine dichterische Seele würde auf diesem Standpunkt nichts gemeines erzeugen. – Ich kan blos hoffen, daß auch ein unvollkommner Versuch Etwas Gutes haben könne.
Sie riethen zu einer Erzehlung von Opitzens Leben und einer Würdigung seiner Verdienste. Bei den wenigen Hülfsmitteln die ich dazu aufgetrieben habe (unter denen Coleri Laudatio das vornehmste ist) habe ich es doch unternommen, die erstere zu schreiben; ich bitte um Erlaubniß den Versuch Ihrer Beurtheilung und Nachhülfe übergeben zu dürfen. – Der beste Gebrauch, den Sie davon machen könnten, wäre der, wenn Sie es als Materialiensammlung zu einer neuen Biographie ansehen wollten. – Um das zweite aber, bitte ich Sie bei den Manen des Vaters der deutschen Dichtkunst.
Neubek hat mir unter mehreren köstlichen Blumen auch eine Felsenschrift über einen Gesundbrunnen gesandt, die noch in sein Brunnengedicht gehört, deßen lezte Ausgabe er noch nicht für die vollendete hält. Wahrlich, durch diese Anerkennung des unbekannten Verdienstes haben Sie Ihrem duftenden Dichterkranze eine der schönsten Perlen der Menschheit eingeflochten! Nie wird dieser Zug des Herzens seine Kraft an dem meinen verlieren.
„Möchte, schreibt Neubeck von Ihrer Profeßur, dieß neue Verhältniß ihn nicht hindern, unsre Literatur durch seine vortreflichen Hervorbringungen zu bereichern, und ich darf hinzusetzen, zu verherrlichen“; und ich sage Amen dazu.
Wenn Sie nicht in kurzer Zeit mir es ausdrücklich verbieten, so sende ich Ihnen die Vita Martini; heut wollte ich nur den Brief meiner Freundin an die Ihre mit einigen flüchtigen Worten begleiten und Ihnen meine Zudringlichkeit ankündigen.
Wie gern möchte ich etwas über Pietro an Sie schreiben, aber es wäre zu weitläuftig. Wie man ihn auch in ästhetischer Rücksicht beurtheile, so haben doch diese meine Wahrheiten, die mir am Herzen lagen, so schön gewuchert, daß ich über jedes Hoffen belohnt bin.
Der Neid andrer, daß ich Sie persönlich kenne, kan nicht größer seyn, als meine Sehnsucht, Sie wiederzusehen, denn so viel lieber mir Ihre Werke sind, als andrer, so viel sind Sie selbst mir lieber, als Ihre Werke.
Leben Sie wohl!
Fischer
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