• August Wilhelm von Schlegel to Sophie Bernhardi

  • Place of Dispatch: Coppet · Place of Destination: Rom · Date: 08.08.1805
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Sophie Bernhardi
  • Place of Dispatch: Coppet
  • Place of Destination: Rom
  • Date: 08.08.1805
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 222‒224.
  • Incipit: „Coppet d. 8 Aug 1805
    Theuerste Freundin
    Ihren vorletzten Brief mit dem Manuscripte erhielt ich kurz nach Absendung des meinigen mit dem Wechsel. [...]“
Coppet d. 8 Aug 1805
Theuerste Freundin
Ihren vorletzten Brief mit dem Manuscripte erhielt ich kurz nach Absendung des meinigen mit dem Wechsel. An Hufeland hatte ich schon Ihrem Auftrage gemäß geschrieben, und zwar zu meiner Freude gerade so wie Sie es wünschen, ich hatte alle die von Ihnen erwähnten Gründe mit möglichster Wärme und Eindringlichkeit geltend gemacht. Eine Antwort habe ich noch nicht von ihm, indessen darf ich bey seinen überhäuften Geschäften auch nicht so bald, oder vielleicht gar nicht darauf rechnen, er hat mir vorigen Sommer ebenfalls nicht geantwortet, demungeachtet dürfen wir überzeugt seyn, daß er unsrer Bitte gemäß handeln wird. Dieß ist leider das einzige was ich in Ihren Angelegenheiten habe thun können. Was ich wegen der Bittschrift an den König gesagt nehme ich nun, da Sie mir die Nothwendigkeit davon in Ihrem letzten Briefe zeigen, gänzlich zurück. Ich kannte das Gesetz nicht, welches allen Preußischen Unterthanen verbietet ohne besondre Erlaubniß außer Landes zu reisen, ich glaubte es beziehe sich nur auf die in Ämtern angestellten Personen. Wenn Sie nun, wie ich nicht zweifle, die Erlaubniß erhalten, mit Ihren Kindern einige Jahre außer Landes zuzubringen, so ist die Hauptsache damit gewonnen, denn unterdessen wird sich B.[ernhardi] entweder zu geben, oder wieder zu verheirathen wünschen, oder durch unmäßige Lebensart seinem nichtswürdigen Leben ein Ende gemacht haben. Widrigenfalls aber wird es dann, wenn Ihre Gesundheit gestärkt und Ihre Kinder herangewachsen sind, leichter seyn die erfoderlichen Maßregeln zu nehmen. – H. v. H.[umboldt] wird gewiß alles mögliche thun, was ihm sein Verhältniß erlaubt: theils ist seine eigne Gesinnung billig, theils hat es ihm Fr.[au] von Staël vor ihrer Abreise angelegentlichst empfohlen. Wenn Sie an den Minister v. Hard.[enberg] einen Weg haben finden können, wie ich fast vermuthe (vielleicht auch durch Carl von Hardenberg) so wäre es sehr gut, da er die Besorgung der auswärtigen Geschäfte hat. Wenn sich Hufeland mit Wärme interessirt, so hat er bey Beyme etwas ausrichten können. Ich vermuthe, daß ihr Verhältniß noch besteht. – Da Hard.[enberg] auch die Aufsicht über die Akademie führt, so hat Ihr Bruder Gelegenheit, ihm mit einer Zeichnung oder sonst etwas schmeichelhaftes zu erweisen.
Daß Ihre Brüder oder wenigstens der Bildhauer am 26sten Juli noch nicht in Rom waren, ist mir nach dem letzten Briefe aus München sehr befremdlich und ich warte mit der äußersten Ungeduld auf die Nachricht von ihrer Ankunft.
Ich wollte Ihnen Cottaʼs Antwort melden, und habe sie endlich vorgestern erhalten, aber sie enthält nichts sonderliches, er entschuldigt sich mit seinem überhäuften Verlage, daß er nichts mehr unternehmen könne. Ich schreibe nun an Fromman. Aber über alles dieß verstreicht die Zeit. Es ist mir äußerst verdrießlich, daß meine weite Entfernung mich hindert die Sache schleuniger zu betreiben. Auch weiß ich keinen Freund in Deutschland, dem man das Manuscript selbst zusenden, und seiner gewissenhaften und schnellen Besorgung des Auftrags gewiß seyn könnte. Ich habe Egidio und Isabella mit neuem Vergnügen wieder gelesen und nur Kleinigkeiten in Versbau und Sprache zu ändern gefunden. Zur Vollendung von Florio und Blanscheflur wünsche ich Ihnen Glück, und bewundre die Leichtigkeit womit Sie arbeiten. Es wird ein herrliches Ganzes seyn, das hauptsächlich Ihren Ruhm gründen muß.
Ich habe seit kurzem wieder an meiner Römischen Elegie geschrieben, doch ist sie kaum noch zur Hälfte fertig. Diese Arbeit führt mich darauf manches Lateinische, und über Römische Geschichte und Alterthümer zu lesen. – Da August jetzt nach Paris in eine Pension geht, so habe ich ihm zuvor noch viel Griechische Stunden geben müssen, überhaupt des Tages 4 bis 6 Stunden unterrichtet und zwar die besten Morgenstunden. An Gesellschaft fehlt es auch nicht, der ich mich nicht ganz entziehn kann. So vertheilt sich die Zeit sehr.
Reimer hat mir einen albernen Brief geschrieben (darum mag ich ihm auch Egidio und Isabella nicht anbieten) das schlimmste, daß sich dabey eine Bücherrechnung von 140 rth. befindet, die ich ihm nächstens bezahlen muß. Der Schneider Wust ist gestorben, und nun will seine Witwe natürlich bezahlt seyn.
Ich habe allerlei neue Briefe aus Deutschland bekommen. Fouqué hat mir 2 Schauspiele in einem kleinen Gedicht sehr freundlich zugeeignet.
Der Abgang der Post hindert mich mehr zu schreiben. Auch ist von mir selbst wenig neues zu melden. Der Sommer ist hier schlecht und vermuthlich wird auch in Rom die Hitze nicht übertrieben seyn. Tausend Grüße an die Kinder, und viele und freundschaftliche Empfehlungen an Knorring. St. Martins Werke will ich zu bekommen suchen, aber wie befördere ich sie nur nach Rom?
Meinen Zweifel wegen der öffentlichen Erwähnung Ihres Aufenthalts in Rom in einem Journal haben Sie gänzlich misverstanden. Wenn Sie mein Bedenken gegründet gefunden hätten, so würde ich den ganzen Aufsatz zurückbehalten haben, den ich nun nächstens zur Einrückung in die A[llgemeine] L[iteratur] Z.[eitung] befördern will.
Coppet d. 8 Aug 1805
Theuerste Freundin
Ihren vorletzten Brief mit dem Manuscripte erhielt ich kurz nach Absendung des meinigen mit dem Wechsel. An Hufeland hatte ich schon Ihrem Auftrage gemäß geschrieben, und zwar zu meiner Freude gerade so wie Sie es wünschen, ich hatte alle die von Ihnen erwähnten Gründe mit möglichster Wärme und Eindringlichkeit geltend gemacht. Eine Antwort habe ich noch nicht von ihm, indessen darf ich bey seinen überhäuften Geschäften auch nicht so bald, oder vielleicht gar nicht darauf rechnen, er hat mir vorigen Sommer ebenfalls nicht geantwortet, demungeachtet dürfen wir überzeugt seyn, daß er unsrer Bitte gemäß handeln wird. Dieß ist leider das einzige was ich in Ihren Angelegenheiten habe thun können. Was ich wegen der Bittschrift an den König gesagt nehme ich nun, da Sie mir die Nothwendigkeit davon in Ihrem letzten Briefe zeigen, gänzlich zurück. Ich kannte das Gesetz nicht, welches allen Preußischen Unterthanen verbietet ohne besondre Erlaubniß außer Landes zu reisen, ich glaubte es beziehe sich nur auf die in Ämtern angestellten Personen. Wenn Sie nun, wie ich nicht zweifle, die Erlaubniß erhalten, mit Ihren Kindern einige Jahre außer Landes zuzubringen, so ist die Hauptsache damit gewonnen, denn unterdessen wird sich B.[ernhardi] entweder zu geben, oder wieder zu verheirathen wünschen, oder durch unmäßige Lebensart seinem nichtswürdigen Leben ein Ende gemacht haben. Widrigenfalls aber wird es dann, wenn Ihre Gesundheit gestärkt und Ihre Kinder herangewachsen sind, leichter seyn die erfoderlichen Maßregeln zu nehmen. – H. v. H.[umboldt] wird gewiß alles mögliche thun, was ihm sein Verhältniß erlaubt: theils ist seine eigne Gesinnung billig, theils hat es ihm Fr.[au] von Staël vor ihrer Abreise angelegentlichst empfohlen. Wenn Sie an den Minister v. Hard.[enberg] einen Weg haben finden können, wie ich fast vermuthe (vielleicht auch durch Carl von Hardenberg) so wäre es sehr gut, da er die Besorgung der auswärtigen Geschäfte hat. Wenn sich Hufeland mit Wärme interessirt, so hat er bey Beyme etwas ausrichten können. Ich vermuthe, daß ihr Verhältniß noch besteht. – Da Hard.[enberg] auch die Aufsicht über die Akademie führt, so hat Ihr Bruder Gelegenheit, ihm mit einer Zeichnung oder sonst etwas schmeichelhaftes zu erweisen.
Daß Ihre Brüder oder wenigstens der Bildhauer am 26sten Juli noch nicht in Rom waren, ist mir nach dem letzten Briefe aus München sehr befremdlich und ich warte mit der äußersten Ungeduld auf die Nachricht von ihrer Ankunft.
Ich wollte Ihnen Cottaʼs Antwort melden, und habe sie endlich vorgestern erhalten, aber sie enthält nichts sonderliches, er entschuldigt sich mit seinem überhäuften Verlage, daß er nichts mehr unternehmen könne. Ich schreibe nun an Fromman. Aber über alles dieß verstreicht die Zeit. Es ist mir äußerst verdrießlich, daß meine weite Entfernung mich hindert die Sache schleuniger zu betreiben. Auch weiß ich keinen Freund in Deutschland, dem man das Manuscript selbst zusenden, und seiner gewissenhaften und schnellen Besorgung des Auftrags gewiß seyn könnte. Ich habe Egidio und Isabella mit neuem Vergnügen wieder gelesen und nur Kleinigkeiten in Versbau und Sprache zu ändern gefunden. Zur Vollendung von Florio und Blanscheflur wünsche ich Ihnen Glück, und bewundre die Leichtigkeit womit Sie arbeiten. Es wird ein herrliches Ganzes seyn, das hauptsächlich Ihren Ruhm gründen muß.
Ich habe seit kurzem wieder an meiner Römischen Elegie geschrieben, doch ist sie kaum noch zur Hälfte fertig. Diese Arbeit führt mich darauf manches Lateinische, und über Römische Geschichte und Alterthümer zu lesen. – Da August jetzt nach Paris in eine Pension geht, so habe ich ihm zuvor noch viel Griechische Stunden geben müssen, überhaupt des Tages 4 bis 6 Stunden unterrichtet und zwar die besten Morgenstunden. An Gesellschaft fehlt es auch nicht, der ich mich nicht ganz entziehn kann. So vertheilt sich die Zeit sehr.
Reimer hat mir einen albernen Brief geschrieben (darum mag ich ihm auch Egidio und Isabella nicht anbieten) das schlimmste, daß sich dabey eine Bücherrechnung von 140 rth. befindet, die ich ihm nächstens bezahlen muß. Der Schneider Wust ist gestorben, und nun will seine Witwe natürlich bezahlt seyn.
Ich habe allerlei neue Briefe aus Deutschland bekommen. Fouqué hat mir 2 Schauspiele in einem kleinen Gedicht sehr freundlich zugeeignet.
Der Abgang der Post hindert mich mehr zu schreiben. Auch ist von mir selbst wenig neues zu melden. Der Sommer ist hier schlecht und vermuthlich wird auch in Rom die Hitze nicht übertrieben seyn. Tausend Grüße an die Kinder, und viele und freundschaftliche Empfehlungen an Knorring. St. Martins Werke will ich zu bekommen suchen, aber wie befördere ich sie nur nach Rom?
Meinen Zweifel wegen der öffentlichen Erwähnung Ihres Aufenthalts in Rom in einem Journal haben Sie gänzlich misverstanden. Wenn Sie mein Bedenken gegründet gefunden hätten, so würde ich den ganzen Aufsatz zurückbehalten haben, den ich nun nächstens zur Einrückung in die A[llgemeine] L[iteratur] Z.[eitung] befördern will.
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