• Sophie Bernhardi to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Rom · Place of Destination: Coppet · Date: 04.09.1805
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Sophie Bernhardi
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Rom
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 04.09.1805
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 225‒227.
  • Incipit: „[1] Rom den 4ten Septbr 1805
    Sie haben mir liebster Freund eine rechte Freude mit Ihrem Brief gemacht. Ich habe so oft [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,15,41
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 25,2 x 19,2 cm
[1] Rom den 4ten Septbr 1805
Sie haben mir liebster Freund eine rechte Freude mit Ihrem Brief gemacht. Ich habe so oft das betrübte Gefühl daß ich mich von allen meinen Freunden, wen[n] sie von mir entfernt sind vergessen glaube, dann ist ein solcher Brief eine rechte Stärkung. Ich weiß daß ich Ihnen damit Unrecht thue, daß Ihre Freundschaft für mich unwandelbahr dieselbe bleibt, und sage mir das auch oft selbst, aber es hilft nichts, wen[n] in so vielen Wochen kein Brief von Ihnen komt so macht es mich traurich. Sie sehen daß ich meinen Fehler des Nichtschreibens ganz abgelegt habe und jeden Brief von Ihnen sogleich wie ich ihn empfangen beantworte, lassen Sie es sich doch also auch nicht verdriessen öfter zu schreiben. Ein seltsames Gefühl hatt es mir gemacht daß Sie in diesem Briefe sich so über den Frieden freuen welchen ich mit der Cabinetsordre erhalten habe, und wodurch mir wenigstens zwei Jare gesichert sind. Dieser Frieden mein theurer Freund ist lange wieder gestöhrt. H. v. Humbold welcher früher glaubte daß die königliche Erlaubniß mir alles helfen könte versichert nun daß sie nichts fruchten würde da B[ernhardi] seine Erlaubniß nicht dazu gegeben hätte und ich immer noch von seiten der preusischen Gerichtsbarkeit als seine Frau die ihm gehorchen müsse betrachtet würde. Doch ich will Ihnen mein liebster Freund die Sachen in der Ordnung erzählen damit Sie sehen wie viele Sorgen und Schmerzen mir meine armen Kinder ohne daß sie es wissen verursachen. Bernhardi ist eingekommen beim Kabinetsministerio mit dem Vorgeben seine Frau sei gegen seinen Willen ausser Landes und [habe] ihm seine beiden Söhne gewaltsam entführt, er bittet also daß man vermöge des hiesigen Ministers mich zwingen möchte mit den Kindern zurick zu kommen oder wenigstens diese mit ihm zu ver[2]einigen. Humboldt hatt ein Rescript erhalten (welches er sehr wichtig nimt) dieß auf alle weise ins Werck zu richten indem es dem State nicht gleichgültig sein kann daß die Söhne einseitig von der Mutter und vollends ausser Landes erzogen werden. Bernhardi hatt an H. v. Humboldt zugleich geschrieben und ihn gebeten meine Kinder zu sich zu nehmen so lange bis er sie abhohlen könte oder einen andern mit seiner Volmacht schiken wirde um sie in empfang zu nehmen. H. v. Humbold hatt hierauf von mir eine Antwort gefodert und sehr in mich gedrungen zu versprechen daß ich im April zurickkommen wolte, indem er mir versicherte daß ich sehr im Unrecht wäre weil gar keine Klage nichts von mir anhängig gemacht sei. Mann versichert mir auch daß es mir grosse Schwierigkeit machen wirde meine Kinder zu behalten weil es Söhne sind und diese eine ausgedehntere Erziehung bedürfen als Töchter, und mein Auskommen unbestimt wäre, Bernhardis Vater dagegen doch ein Vermögen habe und wen[n] er selbst nicht fähig wäre die Kinder zu erziehen so wirde man ihnen für sein Vermögen einen Vormund geben. Nur allein das Versprechen im April zurück zu kommen könte die Sache bis dahin beruhigen welche sonst noch leicht schärfere Befehle bewürken könne wodurch ich hier in grosse Verlegenheit kommen und gezwungen werden könne gleich mit meinen Kindern zu gehen oder sie wenigstens zu senden.
Ich habe mich dadurch nicht schreken lassen und mit kaltem Blute alles gethan waß nothwendig ist. Ich habe hier das Glück gehabt die Erzherzogin von Österreich Maria Anna kennen zu lernen, diese liebt mich und meine Kinder wie eine Freundin und ich kann sicher darauf rechnen daß auf [3] den Fall daß das Schlimste eintreten solte wen[n] nemlich B[ernhardi] selbst herkäme mit allen möglichen Volmachten daß ich selbst in ihrem Palast mit meinen Kindern Schutz fände, und daß sie B[ernhardi] ohne sich an seine Volmachten zu kehren nach hause schickte und daß erst ein weitläuftiger Prozeß mit ihr sein müste ehe etwaß mit mir erfolgen könte. Nie bin ich so glücklig gewesen eine Schwester zu haben und habe sie nun in dieser Fürstin gefunden die mich wahrlig liebt. Ich habe also auf ihren Rath, den[n] wir treiben meine Sache gemeinschaftlich, H. v. Humbold geantwortet auf alle Fragepunkte, jedoch nicht versprochen im April zurückzukommen. Dann haben meine Brüder vermöge meiner Volmacht den Prozeß gegen B[ernhardi] anhängig gemacht, dan habe ich noch einmal an den König geschrieben, meine Klage gegen B[ernhardi] erwähnt und ihn gebehten mir zu erlauben troz B[ernhardis] Anzeigen meine Kinder bis nach ausgemachter Sache bei mir zu behalten. Dan habe ich an den Geheimerath Beime geschrieben, um seinen Schutz mit möglichster Dehmuht gebeten und auch ihm im kurzen meine Klagen gegen Bernhardi geschrieben. Dieß alles habe ich natürlich Hufeland geschickt, i[h]m die Freundschaft der Herzogin für mich auf ihren Auftrag geschrieben und ihm gesagt daß [er] mit dem waß er für mich thut sie verbinden würde. Ich habe ihm auch geschrieben daß ich einem Reisenden eine Summe mitgegeben habe welcher sie Ihnen mein geliebter Freund einhändigen würde um sie an ihn zu befördern. Ich bitte Sie nun liebster bester Freund so bald Sie können eine Summe so groß als möglig an Hufeland zu befördern, und ihm recht freundlig dabei zu schreiben. Die Herzogin selbst wird [4] sehr angelegentlich in meiner Sache an den König schreiben und solte dieser eine solche Kleinigkeit einer Fürstin abschlagen, so giebt es noch viele Mittel um mir meine Kinder zu erhalten. Solte man mir die Einwendung machen von seiten des Gerichts daß ich kein sicheres Auskommen habe um meine Söhne zu erziehn, so darf ich sagen daß die Herzogin meine Kinder wie die ihrigen betrachtet und niemand wird zweiflen daß sie mittel hatt zwei Söhne zu erziehn. Sie sehen aber wohl mein theurer Freund daß ich nicht wünschen kann daß es dahin komt daß ich in der that ihrer Unterstützung in dem Sinne bedarf, den[n] wie sie zu mir ihren Rang als Fürstin aufhebt und ihn nur zu meinem Vortheil braucht so kann ich nicht wünschen daß es erscheint als wolle ich sie als Fürstin brauchen. Bernhardi fährt fort mich zu lästern und erlaubt sich das Schmähligste, darum bitte ich Sie geliebter Freund vertrauen Sie Egidio und Isabella doch der Post damit es nur noch zu Ostern gedruckt wird, ich bitte Sie thuen Sie dieß ja, es ist schon ein zu langer Zwischenraum. Von meinem Briefe wird Ihnen Ihre eigne Klugheit sagen waß Sie verschweigen müssen. Meine Brüder grüssen Sie wie Knorring von ganzen Herzen. Die Kinder sind recht wohl und glücklig und bitten Sie sie nicht zu vergessen. Schreiben Sie mir doch wie die Folgen des Krieges einen Einfluß auf Ihr Leben haben können. Leben Sie recht wohl, lassen Sie mich versichert sein daß Sie immer mein Freund bleiben wie ich ewig bin
Ihre Freundin
S[ophie] Tieck

Ich habe diesen Brief in höchster Eil geschrieben, und bitte Sie mir nicht übel zu nehmen wen[n] alles abgerissen klingt, Sie wissen wohl selbst wie meine Seele ewig gleich bleibt, noch einmal leben Sie recht glücklig. Ich wolte ich könte Sie einmal sprechen.
[1] Rom den 4ten Septbr 1805
Sie haben mir liebster Freund eine rechte Freude mit Ihrem Brief gemacht. Ich habe so oft das betrübte Gefühl daß ich mich von allen meinen Freunden, wen[n] sie von mir entfernt sind vergessen glaube, dann ist ein solcher Brief eine rechte Stärkung. Ich weiß daß ich Ihnen damit Unrecht thue, daß Ihre Freundschaft für mich unwandelbahr dieselbe bleibt, und sage mir das auch oft selbst, aber es hilft nichts, wen[n] in so vielen Wochen kein Brief von Ihnen komt so macht es mich traurich. Sie sehen daß ich meinen Fehler des Nichtschreibens ganz abgelegt habe und jeden Brief von Ihnen sogleich wie ich ihn empfangen beantworte, lassen Sie es sich doch also auch nicht verdriessen öfter zu schreiben. Ein seltsames Gefühl hatt es mir gemacht daß Sie in diesem Briefe sich so über den Frieden freuen welchen ich mit der Cabinetsordre erhalten habe, und wodurch mir wenigstens zwei Jare gesichert sind. Dieser Frieden mein theurer Freund ist lange wieder gestöhrt. H. v. Humbold welcher früher glaubte daß die königliche Erlaubniß mir alles helfen könte versichert nun daß sie nichts fruchten würde da B[ernhardi] seine Erlaubniß nicht dazu gegeben hätte und ich immer noch von seiten der preusischen Gerichtsbarkeit als seine Frau die ihm gehorchen müsse betrachtet würde. Doch ich will Ihnen mein liebster Freund die Sachen in der Ordnung erzählen damit Sie sehen wie viele Sorgen und Schmerzen mir meine armen Kinder ohne daß sie es wissen verursachen. Bernhardi ist eingekommen beim Kabinetsministerio mit dem Vorgeben seine Frau sei gegen seinen Willen ausser Landes und [habe] ihm seine beiden Söhne gewaltsam entführt, er bittet also daß man vermöge des hiesigen Ministers mich zwingen möchte mit den Kindern zurick zu kommen oder wenigstens diese mit ihm zu ver[2]einigen. Humboldt hatt ein Rescript erhalten (welches er sehr wichtig nimt) dieß auf alle weise ins Werck zu richten indem es dem State nicht gleichgültig sein kann daß die Söhne einseitig von der Mutter und vollends ausser Landes erzogen werden. Bernhardi hatt an H. v. Humboldt zugleich geschrieben und ihn gebeten meine Kinder zu sich zu nehmen so lange bis er sie abhohlen könte oder einen andern mit seiner Volmacht schiken wirde um sie in empfang zu nehmen. H. v. Humbold hatt hierauf von mir eine Antwort gefodert und sehr in mich gedrungen zu versprechen daß ich im April zurickkommen wolte, indem er mir versicherte daß ich sehr im Unrecht wäre weil gar keine Klage nichts von mir anhängig gemacht sei. Mann versichert mir auch daß es mir grosse Schwierigkeit machen wirde meine Kinder zu behalten weil es Söhne sind und diese eine ausgedehntere Erziehung bedürfen als Töchter, und mein Auskommen unbestimt wäre, Bernhardis Vater dagegen doch ein Vermögen habe und wen[n] er selbst nicht fähig wäre die Kinder zu erziehen so wirde man ihnen für sein Vermögen einen Vormund geben. Nur allein das Versprechen im April zurück zu kommen könte die Sache bis dahin beruhigen welche sonst noch leicht schärfere Befehle bewürken könne wodurch ich hier in grosse Verlegenheit kommen und gezwungen werden könne gleich mit meinen Kindern zu gehen oder sie wenigstens zu senden.
Ich habe mich dadurch nicht schreken lassen und mit kaltem Blute alles gethan waß nothwendig ist. Ich habe hier das Glück gehabt die Erzherzogin von Österreich Maria Anna kennen zu lernen, diese liebt mich und meine Kinder wie eine Freundin und ich kann sicher darauf rechnen daß auf [3] den Fall daß das Schlimste eintreten solte wen[n] nemlich B[ernhardi] selbst herkäme mit allen möglichen Volmachten daß ich selbst in ihrem Palast mit meinen Kindern Schutz fände, und daß sie B[ernhardi] ohne sich an seine Volmachten zu kehren nach hause schickte und daß erst ein weitläuftiger Prozeß mit ihr sein müste ehe etwaß mit mir erfolgen könte. Nie bin ich so glücklig gewesen eine Schwester zu haben und habe sie nun in dieser Fürstin gefunden die mich wahrlig liebt. Ich habe also auf ihren Rath, den[n] wir treiben meine Sache gemeinschaftlich, H. v. Humbold geantwortet auf alle Fragepunkte, jedoch nicht versprochen im April zurückzukommen. Dann haben meine Brüder vermöge meiner Volmacht den Prozeß gegen B[ernhardi] anhängig gemacht, dan habe ich noch einmal an den König geschrieben, meine Klage gegen B[ernhardi] erwähnt und ihn gebehten mir zu erlauben troz B[ernhardis] Anzeigen meine Kinder bis nach ausgemachter Sache bei mir zu behalten. Dan habe ich an den Geheimerath Beime geschrieben, um seinen Schutz mit möglichster Dehmuht gebeten und auch ihm im kurzen meine Klagen gegen Bernhardi geschrieben. Dieß alles habe ich natürlich Hufeland geschickt, i[h]m die Freundschaft der Herzogin für mich auf ihren Auftrag geschrieben und ihm gesagt daß [er] mit dem waß er für mich thut sie verbinden würde. Ich habe ihm auch geschrieben daß ich einem Reisenden eine Summe mitgegeben habe welcher sie Ihnen mein geliebter Freund einhändigen würde um sie an ihn zu befördern. Ich bitte Sie nun liebster bester Freund so bald Sie können eine Summe so groß als möglig an Hufeland zu befördern, und ihm recht freundlig dabei zu schreiben. Die Herzogin selbst wird [4] sehr angelegentlich in meiner Sache an den König schreiben und solte dieser eine solche Kleinigkeit einer Fürstin abschlagen, so giebt es noch viele Mittel um mir meine Kinder zu erhalten. Solte man mir die Einwendung machen von seiten des Gerichts daß ich kein sicheres Auskommen habe um meine Söhne zu erziehn, so darf ich sagen daß die Herzogin meine Kinder wie die ihrigen betrachtet und niemand wird zweiflen daß sie mittel hatt zwei Söhne zu erziehn. Sie sehen aber wohl mein theurer Freund daß ich nicht wünschen kann daß es dahin komt daß ich in der that ihrer Unterstützung in dem Sinne bedarf, den[n] wie sie zu mir ihren Rang als Fürstin aufhebt und ihn nur zu meinem Vortheil braucht so kann ich nicht wünschen daß es erscheint als wolle ich sie als Fürstin brauchen. Bernhardi fährt fort mich zu lästern und erlaubt sich das Schmähligste, darum bitte ich Sie geliebter Freund vertrauen Sie Egidio und Isabella doch der Post damit es nur noch zu Ostern gedruckt wird, ich bitte Sie thuen Sie dieß ja, es ist schon ein zu langer Zwischenraum. Von meinem Briefe wird Ihnen Ihre eigne Klugheit sagen waß Sie verschweigen müssen. Meine Brüder grüssen Sie wie Knorring von ganzen Herzen. Die Kinder sind recht wohl und glücklig und bitten Sie sie nicht zu vergessen. Schreiben Sie mir doch wie die Folgen des Krieges einen Einfluß auf Ihr Leben haben können. Leben Sie recht wohl, lassen Sie mich versichert sein daß Sie immer mein Freund bleiben wie ich ewig bin
Ihre Freundin
S[ophie] Tieck

Ich habe diesen Brief in höchster Eil geschrieben, und bitte Sie mir nicht übel zu nehmen wen[n] alles abgerissen klingt, Sie wissen wohl selbst wie meine Seele ewig gleich bleibt, noch einmal leben Sie recht glücklig. Ich wolte ich könte Sie einmal sprechen.
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