• Friedrich de La Motte-Fouqué to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Nennhausen · Place of Destination: Berlin · Date: 04.03.1804
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich de La Motte-Fouqué
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Nennhausen
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 04.03.1804
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 182‒183.
  • Incipit: „[1] Nennhausen am 4ten Maerz 1804
    Theuerster Freund,
    Indem ich Dir den Cochem mit vielem Danke, und hoffentlich wohl bewahrt, zurück sende, theile [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-37104
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.2,Nr.19(13)
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,6 x 18,8 cm
[1] Nennhausen am 4ten Maerz 1804
Theuerster Freund,
Indem ich Dir den Cochem mit vielem Danke, und hoffentlich wohl bewahrt, zurück sende, theile ich Dir eine Nachricht mit, welche nur dann keine Neuigkeit für Dich sein würde, wenn mein Schwiegervater, durch den ich diese Zeilen nach Berlin befördre, abgehalten wäre, Dich zu besuchen, und Dir meinen Brief selbst zu übergehen, wo er Dir dann vermuthlich die Veränderung selbst mittheilen möchte, welche unsern hiesigen Verhältnißen bevorsteht. Ich denke jedoch, sie soll den schönen Genuß, welchen mir bisher das friedliche Landleben, und seine unschätzbare Muße gewährte, noch erhöhen, da der Kreis nur dichter und inniger dadurch geschloßen wird. Einer lang gehegten, und wohl nur äußrer Rücksichten halber zurückgestellten Idee zu Folge heirathet nehmlich mein Schwieger Vater das älteste Fräulein Luck. Ueberzeugt von seiner Tochter und meiner Bereitwilligkeit, alles zu thun, was sein Glück befördern könne, aber auch von der Nothwendigkeit, die Verhältniße auf das bestimmteste festzusetzen, hat er Alles glücklich zu verbinden gewußt. Er tritt seiner Tochter und mir sein zweites Gut Namens Bamme ab, und sichert unsre Kinder für die Zukunft gegen allen Schaden. [2] Unsre jetzigen Einkünfte thun wir jedoch zu den seinigen, bleiben in einem Hause wohnen, und bilden nach wie vor den alten vertraulichen Cirkel, in welchem es Dir, wie ich hoffe, im Frühlinge recht wohl sein soll. Beschleunige die Zeit Deiner Ankunft ja so sehr als möglich, und berede Madame Bernhardi nebst unserm Freunde und den Kindern zur Begleitung. Jener (ich meine der Prorector) läßt uns zwar noch immer in Hoffnung, aber fast möchte ich fürchten, in vergeblicher. Führe es ihm zu Gemüthe, daß wir alle Sonnabend mit lebhaftem Verlangen nach ihm aussehen.
Von literarischen Angelegenheiten kann ich Dir nur sagen, daß ich im Cochem noch viele treffliche Sachen gefunden habe, und Dir besonders (im Falle daß Du sie noch nicht kennst) die Legende des H.[eiligen] Hermannus empfehle. Die Anordnung unsrer neuen Verhältniße, und ein Besuch haben den Falken seit einiger Zeit sehr zurückgehalten, um so mehr, da meine Frau mich zum Geburtstag mit einer Guitarre beschenkte, und die Uebung darauf mir manche Stunde raubt. Ich könnte auf solche Weise um die erworbne Reputation der schnellen Versemacherei kommen, wenn es sich nicht voraussetzen ließe, daß der so lang gefeßelte Dämon mit erneuter Begier seine Freiheit nutzen werde. – Vom Spanischen habʼ ich mich jedoch durch nichts zurückhalten laßen, und nach 100 Seiten, die ich im Quixote gelesen, fühle [3] ich meine Arbeit sehr erleichtert. Ich denke, Du sollst ziemlich mit mir zufrieden sein, und ich werde die Zeit Deiner längern Anwesenheit bei uns auch in dieser Hinsicht vortheilhaft genießen können. – Maurer giebt mir durchaus keine Hoffnung mehr zu dem Walther von Aquitanien. Habe doch die Güte, mich zu benachrichtigen, von welcher Buchhandlung Du Dein Exemplar erhalten hast. Deine mir ehemals mitgetheilte Vermuthung: Wachsenstein seie aus Aquitanien corrumpirt scheint mir durch den 9179ten Vers des Liedes der Nibelungen widerlegt zu werden, wo von dem Wachsensteine (oder wie dort übel geschrieben steht: Waschensteine) als von einer Burg oder Höle geredet wird. Theile mir doch gelegentlich Deine Meinung darüber mit.
Mit den freundlichsten Grüßen von allen hiesigen Freunden für Dich und Deine Hausgenoßen sage ich Dir Lebewohl!
Ewig der Deinige,
Fouqué
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[1] Nennhausen am 4ten Maerz 1804
Theuerster Freund,
Indem ich Dir den Cochem mit vielem Danke, und hoffentlich wohl bewahrt, zurück sende, theile ich Dir eine Nachricht mit, welche nur dann keine Neuigkeit für Dich sein würde, wenn mein Schwiegervater, durch den ich diese Zeilen nach Berlin befördre, abgehalten wäre, Dich zu besuchen, und Dir meinen Brief selbst zu übergehen, wo er Dir dann vermuthlich die Veränderung selbst mittheilen möchte, welche unsern hiesigen Verhältnißen bevorsteht. Ich denke jedoch, sie soll den schönen Genuß, welchen mir bisher das friedliche Landleben, und seine unschätzbare Muße gewährte, noch erhöhen, da der Kreis nur dichter und inniger dadurch geschloßen wird. Einer lang gehegten, und wohl nur äußrer Rücksichten halber zurückgestellten Idee zu Folge heirathet nehmlich mein Schwieger Vater das älteste Fräulein Luck. Ueberzeugt von seiner Tochter und meiner Bereitwilligkeit, alles zu thun, was sein Glück befördern könne, aber auch von der Nothwendigkeit, die Verhältniße auf das bestimmteste festzusetzen, hat er Alles glücklich zu verbinden gewußt. Er tritt seiner Tochter und mir sein zweites Gut Namens Bamme ab, und sichert unsre Kinder für die Zukunft gegen allen Schaden. [2] Unsre jetzigen Einkünfte thun wir jedoch zu den seinigen, bleiben in einem Hause wohnen, und bilden nach wie vor den alten vertraulichen Cirkel, in welchem es Dir, wie ich hoffe, im Frühlinge recht wohl sein soll. Beschleunige die Zeit Deiner Ankunft ja so sehr als möglich, und berede Madame Bernhardi nebst unserm Freunde und den Kindern zur Begleitung. Jener (ich meine der Prorector) läßt uns zwar noch immer in Hoffnung, aber fast möchte ich fürchten, in vergeblicher. Führe es ihm zu Gemüthe, daß wir alle Sonnabend mit lebhaftem Verlangen nach ihm aussehen.
Von literarischen Angelegenheiten kann ich Dir nur sagen, daß ich im Cochem noch viele treffliche Sachen gefunden habe, und Dir besonders (im Falle daß Du sie noch nicht kennst) die Legende des H.[eiligen] Hermannus empfehle. Die Anordnung unsrer neuen Verhältniße, und ein Besuch haben den Falken seit einiger Zeit sehr zurückgehalten, um so mehr, da meine Frau mich zum Geburtstag mit einer Guitarre beschenkte, und die Uebung darauf mir manche Stunde raubt. Ich könnte auf solche Weise um die erworbne Reputation der schnellen Versemacherei kommen, wenn es sich nicht voraussetzen ließe, daß der so lang gefeßelte Dämon mit erneuter Begier seine Freiheit nutzen werde. – Vom Spanischen habʼ ich mich jedoch durch nichts zurückhalten laßen, und nach 100 Seiten, die ich im Quixote gelesen, fühle [3] ich meine Arbeit sehr erleichtert. Ich denke, Du sollst ziemlich mit mir zufrieden sein, und ich werde die Zeit Deiner längern Anwesenheit bei uns auch in dieser Hinsicht vortheilhaft genießen können. – Maurer giebt mir durchaus keine Hoffnung mehr zu dem Walther von Aquitanien. Habe doch die Güte, mich zu benachrichtigen, von welcher Buchhandlung Du Dein Exemplar erhalten hast. Deine mir ehemals mitgetheilte Vermuthung: Wachsenstein seie aus Aquitanien corrumpirt scheint mir durch den 9179ten Vers des Liedes der Nibelungen widerlegt zu werden, wo von dem Wachsensteine (oder wie dort übel geschrieben steht: Waschensteine) als von einer Burg oder Höle geredet wird. Theile mir doch gelegentlich Deine Meinung darüber mit.
Mit den freundlichsten Grüßen von allen hiesigen Freunden für Dich und Deine Hausgenoßen sage ich Dir Lebewohl!
Ewig der Deinige,
Fouqué
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