• August Wilhelm von Schlegel to Christian Friedrich Tieck

  • Place of Dispatch: Coppet · Place of Destination: Bern · Date: 31. März [1812]
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Christian Friedrich Tieck
  • Place of Dispatch: Coppet
  • Place of Destination: Bern
  • Date: 31. März [1812]
  • Notations: Datum (Jahr) sowie Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-37187
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.7,Nr.66(37)
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 19,3 x 11,8 cm
  • Incipit: „[1] d. 31sten März
    Tausend Dank, lieber Freund, für deinen schönen u deutlichen Brief. Ich werde dich nicht ungebührlich treiben, ich [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] d. 31sten März
Tausend Dank, lieber Freund, für deinen schönen u deutlichen Brief. Ich werde dich nicht ungebührlich treiben, ich weiß wie verdrießlich das ist; aber beklagen möchte ich es freylich, daß du nicht zwey Manieren hast, eine gründliche für die Kenner u eine flüchtige für alle Welt. Man kommt sonst auf keinen grünen Zweig, u ich kann es nicht leiden, daß solche Gesellen wie der Hesse irgend einen Vorzug vor dem wahren Talent haben sollen.
Heute habe ich allerley Geschäfte. Gehe bey Burgdörfer vor, sage ihm die Bücher seyen angekommen, u danke ihm für die Besorgung.
Gehe auch zu Guyots, bezahle ihnen eine kleine Auslage für ein Packet – 7 Batzen – es war das Deutsche Museum. Sage ihnen aber zugleich, das Packet sey von Bern hieher nicht mit dem Fourgon, sondern mit der Diligence oder Briefpost was einerley ist, gekommen u habe mir daher fast einen Brabanter Thaler gekostet. Sie möchten doch die Güte haben, wenn wieder Packete für mich ankämen, sie nur dem Buchhändler Burgdörfer einzuhändigen. Laß ihnen diese Adresse allenfalls schriftlich zurück.
Von Weißer habe ich einen Brief – Geldmangel u Mistrauen wie lange die Bezahlung ausbleiben möchte war die Ursache der Verzögerung. Dieß Hinderniß ist nun schon durch meinen Brief an Frommann gehoben. Ich will aber nun sogleich wieder an [2] diesen u an Weißer selbst schreiben. Zu Ende Aprils hofft er die Arbeiten fertig zu haben, u will das Stück zu 1 Frdʼor liefern.
Nun einen gelehrten Auftrag. Ich muß wissen, in welchem Jahre der heil. Anno, Erzbischof von Cöln, canonisirt worden. Gestorben ist er 1075, u A. 1183 sind seine Gebeine ausgegraben u zur Verehrung ausgestellt worden. Unter dem Volke war er aber schon kurz nach seinem Tode durch Wunderzeichen an seinem Grabe als Heiliger berühmt, u ich glaube auch die eigentliche Heiligsprechung ist viel früher erfolgt. Mein Gelehrter Freund in Genf hat das Datum im Baronius nicht finden können, u Surius ist nicht dort. Dieß sind über solche Dinge die Hauptbücher. Da du kein Lateinisch weißt, so nimm allenfalls den Vogt Wyß zu Hülfe, u zieh dich aus dem Handel wie du kannst. Mir liegt daran, wegen meiner altdeutschen Untersuchungen. Laß aber die Beweisstelle genau ausziehen.
Du pfuschest mir stark ins Handwerk mit deinen Versen – schick sie mir doch, ich habe Freude daran. Du wirst dich in Bern durch alle möglichen Künste berühmt machen außer durch die Bildhauerkunst. Ich habe ein Lobgedicht auf Bern im Sinne – wenn das Glück gut ist, u ich es recht herausbringen kann so muß es schön werden.
[3] Bertold von Zäringen, sey hoch gepriesen!
Du schufst ein Werk in Üchtlands waldʼgen Gauen,
Das sechs Jahrhunderte sich groß erwiesen.
Ein fürstlich Thun wars, ohne miszutrauen
Verwegnem Misbrauch stolzer Bürger-Rechte
Der Freyheit hier den festen Sitz zu bauen.
Weiter bin ich noch nicht. Klingt das nicht recht herrlich?
Lebe wohl, treuer Freund u Bruder.
[4] [leer]
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[1] d. 31sten März
Tausend Dank, lieber Freund, für deinen schönen u deutlichen Brief. Ich werde dich nicht ungebührlich treiben, ich weiß wie verdrießlich das ist; aber beklagen möchte ich es freylich, daß du nicht zwey Manieren hast, eine gründliche für die Kenner u eine flüchtige für alle Welt. Man kommt sonst auf keinen grünen Zweig, u ich kann es nicht leiden, daß solche Gesellen wie der Hesse irgend einen Vorzug vor dem wahren Talent haben sollen.
Heute habe ich allerley Geschäfte. Gehe bey Burgdörfer vor, sage ihm die Bücher seyen angekommen, u danke ihm für die Besorgung.
Gehe auch zu Guyots, bezahle ihnen eine kleine Auslage für ein Packet – 7 Batzen – es war das Deutsche Museum. Sage ihnen aber zugleich, das Packet sey von Bern hieher nicht mit dem Fourgon, sondern mit der Diligence oder Briefpost was einerley ist, gekommen u habe mir daher fast einen Brabanter Thaler gekostet. Sie möchten doch die Güte haben, wenn wieder Packete für mich ankämen, sie nur dem Buchhändler Burgdörfer einzuhändigen. Laß ihnen diese Adresse allenfalls schriftlich zurück.
Von Weißer habe ich einen Brief – Geldmangel u Mistrauen wie lange die Bezahlung ausbleiben möchte war die Ursache der Verzögerung. Dieß Hinderniß ist nun schon durch meinen Brief an Frommann gehoben. Ich will aber nun sogleich wieder an [2] diesen u an Weißer selbst schreiben. Zu Ende Aprils hofft er die Arbeiten fertig zu haben, u will das Stück zu 1 Frdʼor liefern.
Nun einen gelehrten Auftrag. Ich muß wissen, in welchem Jahre der heil. Anno, Erzbischof von Cöln, canonisirt worden. Gestorben ist er 1075, u A. 1183 sind seine Gebeine ausgegraben u zur Verehrung ausgestellt worden. Unter dem Volke war er aber schon kurz nach seinem Tode durch Wunderzeichen an seinem Grabe als Heiliger berühmt, u ich glaube auch die eigentliche Heiligsprechung ist viel früher erfolgt. Mein Gelehrter Freund in Genf hat das Datum im Baronius nicht finden können, u Surius ist nicht dort. Dieß sind über solche Dinge die Hauptbücher. Da du kein Lateinisch weißt, so nimm allenfalls den Vogt Wyß zu Hülfe, u zieh dich aus dem Handel wie du kannst. Mir liegt daran, wegen meiner altdeutschen Untersuchungen. Laß aber die Beweisstelle genau ausziehen.
Du pfuschest mir stark ins Handwerk mit deinen Versen – schick sie mir doch, ich habe Freude daran. Du wirst dich in Bern durch alle möglichen Künste berühmt machen außer durch die Bildhauerkunst. Ich habe ein Lobgedicht auf Bern im Sinne – wenn das Glück gut ist, u ich es recht herausbringen kann so muß es schön werden.
[3] Bertold von Zäringen, sey hoch gepriesen!
Du schufst ein Werk in Üchtlands waldʼgen Gauen,
Das sechs Jahrhunderte sich groß erwiesen.
Ein fürstlich Thun wars, ohne miszutrauen
Verwegnem Misbrauch stolzer Bürger-Rechte
Der Freyheit hier den festen Sitz zu bauen.
Weiter bin ich noch nicht. Klingt das nicht recht herrlich?
Lebe wohl, treuer Freund u Bruder.
[4] [leer]
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