• Amalie Wolper to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Harburg, Elbe · Place of Destination: Bonn · Date: 12.10.1843
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Amalie Wolper
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Harburg, Elbe
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 12.10.1843
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34336
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.29,Nr.74
  • Number of Pages: 3S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 21,4 x 13,9 cm
  • Incipit: „[1] Harburg d. 12ten Octbr.
    1843.
    Wie unendlich gütig ist es von Ihnen, theuerster Oheim, daß Sie, um meiner armen Schwester und [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Varwig, Olivia
  • Zeil, Sophia
Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 350]/version-01-20/letters/view/4032" data-language="">
[1] Harburg d. 12ten Octbr.
1843.
Wie unendlich gütig ist es von Ihnen, theuerster Oheim, daß Sie, um meiner armen Schwester und mir eine gesunde und angenehme Wohnung zu verschaffen, die Bezahlung der Miethe übernehmen wollen. Innig bin ich dadurch gerührt und erfreut worden. Erst heute erhielt ich Ihre liebevollen Zeilen vom 5ten d. M. und beeile mich, Ihnen sogleich den richtigen Empfang der 50 rthr. zu melden und Ihnen unsern wärmsten, aufrichtigsten Dank auszusprechen. Die Cassen-Anweisungen haben hier den vollen Werth und werden häufig zum Versenden benutzt.
Zu unserm großen Bedauern, lieber Oheim, muß ich Ihnen jedoch sagen, daß die bisherige Wohnung meiner guten Mutter auf nächsten Ostern bereits vermiethet ist. Hier nämlich werden die Miethscontracte pünktlich zu Michaelis und Ostern abgeschlossen oder erneuert. Da hier ein [2] großer Mangel an Wohnungen ist und diese zu den besten und bequemsten gehört, so war man schon bei Lebzeiten meiner theuern Mutter sehr dahinter her, bot höhere Miethe, um sie zu verdrängen u. d. gl.
Der Hauswirth war jedoch so rechtlich, nie darauf einzugehen und hat auch uns wiederholt gefragt, ob wir sie zu demselben Preise behalten wollten, denn zöge er so ruhige Bewohner anderen vor, die mehr gäben. Mit schwerem Herzen und innerem Widerstreben mußte ich ihm an dem bestimmten Tage, um ihn nicht unnöthig hinzuhalten, sagen, es sei uns nicht möglich, nicht ahnend, daß Ihre große Güte uns dazu in den Stand gesetzt hätte. Wir haben nun eine etwas billigere Wohnung gefunden, zu 80 rthr. jährlich, die aber viel beschränkter und mangelhafter ist und wie ich fürchte, auch feucht, da sie jetzt noch ausgebaut wird. Den fatalen und besonders für meine Schwester so lästigen Umzug müssen wir nun freilich halten, doch da sich die Sache nicht wieder rückgängig machen läßt, da man hier aber auf halbjährige Kündigung steht, so läßt sich vielleicht bald eine Änderung treffen und die Rückkehr hier in’s Haus ist gar nicht unmöglich. Jedenfalls haben Sie, geliebter Oheim, durch [3] Ihr gütiges Geschenk uns einer schweren Sorge überhoben, wofür der Himmel Ihnen lohnen möge!
Wegen der Spritzbäder werde ich nochmals ernstlich mit dem Arzt reden und im Fall er diese rathsam hält, die nöthigen Vorkehrungen treffen. Stärkende Einreibungen hat meine Schwester schon oft und anhaltend gebraucht, aber ganz ohne allen Erfolg, eben so in früheren Zeiten Brunnen getrunken u. d. gl. daher ist sie jetzt muthlos geworden und meint, ihr sei doch nicht zu helfen, was ich freilich auch fürchte. Die Schwächen und Beschwerden, woran sie leidet, kann ich Ihnen nicht alle beschreiben, lieber Oheim, sie sind aber für sie und ihre Umgebungen gleich schwer zu ertragen. So viele auf einander folgende traurige Eindrücke, Sorge, Kummer, haben auch auf mich geistig und körperlich nachtheilig eingewirkt. Ich fühle mich unbeschreiblich angegriffen, kann mich noch gar nicht wieder erholen und leide besonders an Schlaflosigkeit und einer großen Aufgeregtheit. Der Arzt meint, ich müsse durchaus einmal in andere Umgebungen und daher werde ich wohl die Einladung einer Jugendfreundinn annehmen und diese im November auf einige Wochen besuchen. Sie wohnt auf ihrem Gute bei Boitzenburg, daher sind [4] die Beschwerden und Kosten der Reise nur gering. Meine Schwester kann mich jetzt am ersten entbehren, da sie außer ihrer Tochter noch Mutter ihre Mamsell während dieses Winters zur Pflege bei sich hat. Ich werde hoffentlich bald meine verlorenen Kräften und damit meine innere Ruhe und Heiterkeit wieder erlangen, damit ich leichter und besser ertrage, was Gott mir auferlegt hat.
Ich werde, wenn Sie es erlauben, Ihnen von Zeit zu Zeit Nachricht von uns geben und namentlich, wenn es noch zu meiner kleinen Reise kommt, nach der Rückkehr von derselben. Es versteht sich, daß ich nicht immer Antwort erwarte, sondern Sie mich nur, wenn Sie grade Muße und Lust haben, durch einige Zeilen erfreuen.
Leben Sie wohl, geliebter Oheim, der Himmel schütze und erhalte Sie, dieß ist der innigste Wunsch
Ihrer
Sie aufrichtig liebenden Nichte
Amalie Wolper.
Meine Schwester empfiehlt sich Ihnen bestens.
Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 432]/version-01-20/letters/view/4032" data-language="">
[1] Harburg d. 12ten Octbr.
1843.
Wie unendlich gütig ist es von Ihnen, theuerster Oheim, daß Sie, um meiner armen Schwester und mir eine gesunde und angenehme Wohnung zu verschaffen, die Bezahlung der Miethe übernehmen wollen. Innig bin ich dadurch gerührt und erfreut worden. Erst heute erhielt ich Ihre liebevollen Zeilen vom 5ten d. M. und beeile mich, Ihnen sogleich den richtigen Empfang der 50 rthr. zu melden und Ihnen unsern wärmsten, aufrichtigsten Dank auszusprechen. Die Cassen-Anweisungen haben hier den vollen Werth und werden häufig zum Versenden benutzt.
Zu unserm großen Bedauern, lieber Oheim, muß ich Ihnen jedoch sagen, daß die bisherige Wohnung meiner guten Mutter auf nächsten Ostern bereits vermiethet ist. Hier nämlich werden die Miethscontracte pünktlich zu Michaelis und Ostern abgeschlossen oder erneuert. Da hier ein [2] großer Mangel an Wohnungen ist und diese zu den besten und bequemsten gehört, so war man schon bei Lebzeiten meiner theuern Mutter sehr dahinter her, bot höhere Miethe, um sie zu verdrängen u. d. gl.
Der Hauswirth war jedoch so rechtlich, nie darauf einzugehen und hat auch uns wiederholt gefragt, ob wir sie zu demselben Preise behalten wollten, denn zöge er so ruhige Bewohner anderen vor, die mehr gäben. Mit schwerem Herzen und innerem Widerstreben mußte ich ihm an dem bestimmten Tage, um ihn nicht unnöthig hinzuhalten, sagen, es sei uns nicht möglich, nicht ahnend, daß Ihre große Güte uns dazu in den Stand gesetzt hätte. Wir haben nun eine etwas billigere Wohnung gefunden, zu 80 rthr. jährlich, die aber viel beschränkter und mangelhafter ist und wie ich fürchte, auch feucht, da sie jetzt noch ausgebaut wird. Den fatalen und besonders für meine Schwester so lästigen Umzug müssen wir nun freilich halten, doch da sich die Sache nicht wieder rückgängig machen läßt, da man hier aber auf halbjährige Kündigung steht, so läßt sich vielleicht bald eine Änderung treffen und die Rückkehr hier in’s Haus ist gar nicht unmöglich. Jedenfalls haben Sie, geliebter Oheim, durch [3] Ihr gütiges Geschenk uns einer schweren Sorge überhoben, wofür der Himmel Ihnen lohnen möge!
Wegen der Spritzbäder werde ich nochmals ernstlich mit dem Arzt reden und im Fall er diese rathsam hält, die nöthigen Vorkehrungen treffen. Stärkende Einreibungen hat meine Schwester schon oft und anhaltend gebraucht, aber ganz ohne allen Erfolg, eben so in früheren Zeiten Brunnen getrunken u. d. gl. daher ist sie jetzt muthlos geworden und meint, ihr sei doch nicht zu helfen, was ich freilich auch fürchte. Die Schwächen und Beschwerden, woran sie leidet, kann ich Ihnen nicht alle beschreiben, lieber Oheim, sie sind aber für sie und ihre Umgebungen gleich schwer zu ertragen. So viele auf einander folgende traurige Eindrücke, Sorge, Kummer, haben auch auf mich geistig und körperlich nachtheilig eingewirkt. Ich fühle mich unbeschreiblich angegriffen, kann mich noch gar nicht wieder erholen und leide besonders an Schlaflosigkeit und einer großen Aufgeregtheit. Der Arzt meint, ich müsse durchaus einmal in andere Umgebungen und daher werde ich wohl die Einladung einer Jugendfreundinn annehmen und diese im November auf einige Wochen besuchen. Sie wohnt auf ihrem Gute bei Boitzenburg, daher sind [4] die Beschwerden und Kosten der Reise nur gering. Meine Schwester kann mich jetzt am ersten entbehren, da sie außer ihrer Tochter noch Mutter ihre Mamsell während dieses Winters zur Pflege bei sich hat. Ich werde hoffentlich bald meine verlorenen Kräften und damit meine innere Ruhe und Heiterkeit wieder erlangen, damit ich leichter und besser ertrage, was Gott mir auferlegt hat.
Ich werde, wenn Sie es erlauben, Ihnen von Zeit zu Zeit Nachricht von uns geben und namentlich, wenn es noch zu meiner kleinen Reise kommt, nach der Rückkehr von derselben. Es versteht sich, daß ich nicht immer Antwort erwarte, sondern Sie mich nur, wenn Sie grade Muße und Lust haben, durch einige Zeilen erfreuen.
Leben Sie wohl, geliebter Oheim, der Himmel schütze und erhalte Sie, dieß ist der innigste Wunsch
Ihrer
Sie aufrichtig liebenden Nichte
Amalie Wolper.
Meine Schwester empfiehlt sich Ihnen bestens.
×