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Nov: <lb/>1810.<lb/>Ob dieser Brief Sie mein<hi rend="offset:-4">en</hi> verehrten Freund noch in <hi rend="family:Courier">Europa</hi> ereilen wird, steth dahin; ich riskire ihn, mit der Bitte, mir, wo es nicht schon unwiederuflich versagt ist, <anchor type="b" n="339" ana="12" xml:id="NidB40940"/>das neueste Werk <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB40917"/>der Frau <hi rend="family:Courier">von Stael</hi><anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE40917"/><anchor type="e" n="339" ana="12" xml:id="NidE40940"/> zum Uebersetzen zukommen zu lassen. Ich hoffe ich bin dessen nicht unwer<milestone unit="start" n="23041"/>[th]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Papierbeschneidung</title></note><milestone unit="end" n="23041"/> auch in Hinsicht, daß es mir für <anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB51642"/>so manche <hi rend="underline:1">andre</hi> <hi rend="underline:1">Ver</hi>zögrung<anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE51642"/> <anchor type="b" n="766" ana="11" xml:id="NidB40918"/><anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB40919"/>des edlen Brüder Paares<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE40919"/><anchor type="e" n="766" ana="11" xml:id="NidE40918"/>, einigen Schaden Ersatz gäbe. Den Preiß für diese Gefälligkeit, mögen Sie selbst bestimmen. Durch den Beitritt eines reichen vielvermögenden Freundes, hoffe ich bald im Stande zu neuen Unternehmungen zu sein. Die öffentliche Blätter haben oft und viel wiedersprechendes von und über Fr: <hi rend="family:Courier">v Stael</hi> und ihrem merkwürdigem Buche gesagt; welches leztere ich eigentlich für <anchor type="b" n="766" ana="11" xml:id="NidB40921"/>Schlegels<anchor type="e" n="766" ana="11" xml:id="NidE40921"/> Geist der die Gestalt <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB40922"/>dieser geistreichen Dame<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE40922"/> anzunehmen würdigt, halte. Aus dieser Gewährung oder Nichtgewährung werde ich abnehmen, ob Sie Verehrter einen Teil der für <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB40923"/><hi rend="family:Courier">Unger</hi><anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE40923"/> gehegten Freundschaft auf <anchor type="b" n="380" ana="11" xml:id="NidB51643"/>dessen Wittwe<anchor type="e" n="380" ana="11" xml:id="NidE51643"/> übertragen haben! Für eine gute Uebersetzung und correkten Druck werde ich möglichst sorgen, daß Nichts dem hohen Geiste nicht entsprechendes unterlaufe. Sie wissen wie ich die Verfasserin und den welchen Sie, (oder er Sie repräsentirt) verehre: Deutschland ist gegenwärtig in der That arm, an edler Geistesfrucht: <milestone unit="start" n="19618"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="19618"/> wir werden ja nun sehen, ob <anchor type="b" n="6004" ana="15" xml:id="NidB51638"/>die neue in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB51644"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE51644"/> gestiftete <anchor type="b" n="6161" ana="15" xml:id="NidB51641"/><hi rend="family:Courier">pepiniere</hi><anchor type="e" n="6161" ana="15" xml:id="NidE51641"/><anchor type="e" n="6004" ana="15" xml:id="NidE51638"/> etwas Großes wird gedeyen machen. 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Den Preiß für diese Gefälligkeit, mögen Sie selbst bestimmen. Durch den Beitritt eines reichen vielvermögenden Freundes, hoffe ich bald im Stande zu neuen Unternehmungen zu sein. Die öffentliche Blätter haben oft und viel wiedersprechendes von und über Fr: <span class="family-courier ">v Stael</span> und ihrem merkwürdigem Buche gesagt; welches leztere ich eigentlich für <span class="index-766 tp-40921 ">Schlegels</span> Geist der die Gestalt <span class="index-222 tp-40922 ">dieser geistreichen Dame</span> anzunehmen würdigt, halte. Aus dieser Gewährung oder Nichtgewährung werde ich abnehmen, ob Sie Verehrter einen Teil der für <span class="index-67 tp-40923 family-courier ">Unger</span> gehegten Freundschaft auf <span class="index-380 tp-51643 ">dessen Wittwe</span> übertragen haben! Für eine gute Uebersetzung und correkten Druck werde ich möglichst sorgen, daß Nichts dem hohen Geiste nicht entsprechendes unterlaufe. Sie wissen wie ich die Verfasserin und den welchen Sie, (oder er Sie repräsentirt) verehre: Deutschland ist gegenwärtig in der That arm, an edler Geistesfrucht: <span class="notice-19618 ">[2]</span> wir werden ja nun sehen, ob <span class="index-6004 tp-51638 ">die neue in </span><span class="index-6004 tp-51638 index-15 tp-51644 ">Berlin</span><span class="index-6004 tp-51638 "> gestiftete </span><span class="index-6004 tp-51638 index-6161 tp-51641 family-courier ">pepiniere</span> etwas Großes wird gedeyen machen. Ihre Schriften & Briefe so viel deren mir abgeliefert sind, habe ich nach Ihrer Anweisung, an <span class="index-1393 tp-40924 ">Ihren Hhn Bruder</span> nach <span class="index-173 tp-40925 family-courier ">Hannover</span> spedirt. <span class="index-272 tp-40926 ">Die erste Abtheilung des 9. Bandes vom </span><span class="index-272 tp-40926 index-4 tp-40927 ">Schakespear</span> habe ich gegenwärtig unter der Presse. Der großen Dürre wegen, standen fast alle Papiermühlen still; und eben war mir die Gattung auf welche der Shakespear gedrükt wird, ausgegangen: das hat die Verzögrung der Erscheinung veranlaßt: möchte ich bald bald, die zweite Abtheilung auftreten <span class="offset-4 ">zu</span> lassen im stande gesezt werden? Von <span class="index-8 tp-40920 ">Fr: Schlegel</span> an den ich schrieb, erhalte ich keine Antwort: <span class="index-48 tp-40928 ">Tieck</span> ist wieder im Lande bei <span class="index-117 tp-40929 family-courier ">v: Burgsdorf</span>. O des ambulanten Geschlechtes!<br><span class="index-6043 tp-51645 ">Die lezte </span><span class="index-6043 tp-51645 index-22 tp-40930 ">Leipziger</span><span class="index-6043 tp-51645 "> Messe</span> hat nichts Ausgezeichnetes geliefert. Der Krieg, und dessen Folgen haben bei meinen Landsleuten vollends alle Lustigkeit verbannt, und man kann sagen, das Lachen sei theuer geworden. <span class="index-50 tp-40931 ">Kotzebue</span> bekozt die Bühne, mit elenden Possen, einen <span class="index-6159 tp-40937 ">Rochus Pumpernickel</span> ist eine gemeine Bearbeitung <span class="index-6158 tp-40933 ">des </span><span class="index-6158 tp-40933 index-923 tp-40932 ">Molierischen</span><span class="index-6158 tp-40933 "> </span><span class="index-6158 tp-40933 family-courier ">Pourceaugnac</span>. Sein andres <span class="index-6160 tp-40938 ">Pachter Feldkümmel</span> was auch eine Fortsezzung hat: ist unter der Kritik. <span class="index-74 tp-40934 ">Die Bethmann</span> spielt selten, sie ist eine Landwirthin geworden; <span class="index-543 tp-40939 ">ihr Mann</span> gar nicht; er liegt verlahmt an der Gicht: mit unsrer Bühne sieth es überhaupt sehr übel aus, und <span class="index-15 tp-51646 ">die große Königsstadt</span>, muß sich mit Anfänger in der Kunst gnügen. <span class="index-25 tp-40935 ">Ifflandt</span> ist viel auf Reisen, und wir sind auch in dieser Hinsicht verwayset. – In diesem Augenblik vernehme ich daß <span class="index-867 tp-40936 family-courier ">Hitzig</span> <span class="index-339 tp-51647 ">das Werk der </span><span class="index-339 tp-51647 index-222 tp-51648 ">Fr </span><span class="index-339 tp-51647 index-222 tp-51648 family-courier ">v Stael</span> durch Sie zu <span class="notice-19621 ">erhalten glaubt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie einen Ihnen fremden Mann der alten Verbindung vorziehen werden, die alle böse Tage und so viel Verluste mit übertrug. Thun Sie das nicht: ich weiß sonst was ich denken und sagen werde. Leben Sie wohl und sein freundlichst eingedenk der, die nicht aufhörte & aufhören wird zu sein, Ihre treue & wahre Freundin & Verehrerin<br></span><span class="notice-19621 family-courier ">Unger</span><span class="notice-19621 ">.</span><br><span class="notice-19619 ">[3]</span> [leer]<br><span class="notice-19620 ">[4]</span> [leer]' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1569' $description = 'Friederike Helene Unger an August Wilhelm von Schlegel am 06.11.1810, Berlin, Coppet' $adressatort = 'Coppet <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1027948-9">GND</a>' $absendeort = 'Berlin <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/2004272-3">GND</a>' $date = '06.11.1810' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 4709 => array( 'ID' => '4709', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-03-21 13:33:27', 'timelastchg' => '2017-08-15 16:26:52', 'key' => 'AWS-ap-00ij', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Unger, Friederike Helene', '39_namevar' => 'Rothenburg, Friederike H. von Unger, Friederike Helene Rothenburg, Friederike Helene von', '39_geschlecht' => 'w', '39_toddatum' => '1813-09-29', '39_pdb' => 'GND', '39_lebenwirken' => 'Schriftstellerin, Buchdruckerin, Verlegerin, Übersetzerin Friederike Helene Unger war die Tochter des preußischen Generals Rudolf Graf von Rothenburg und der Marquise de Vieuville. 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Den ersten Roman Ungers, „Julchen Grünthal“ (1797), besprach er in einer Rezension für die Jenaer Allgemeine Literaturzeitung wohlwollend. Zur Entzweiung mit Unger kam es 1800/1801, als August Wilhelm Schlegel feststellte, dass Unger einen Nachdruck des ersten Bandes der Shakespeare-Übersetzungen angefertigt hatte, ohne den Autor in Kenntnis darüber zu setzen. Über seinen Anwalt Grattenauer prozessierte August Wilhelm Schlegel, doch seiner Forderung nach Entschädigung entsprach das Gerichtsurteil nicht. Das Verhältnis blieb infolge dessen angespannt. 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Nov: <br>1810.<br>Ob dieser Brief Sie mein<span class="offset--4 ">en</span> verehrten Freund noch in <span class="family-courier ">Europa</span> ereilen wird, steth dahin; ich riskire ihn, mit der Bitte, mir, wo es nicht schon unwiederuflich versagt ist, <span class="index-339 tp-40940 ">das neueste Werk </span><span class="index-339 tp-40940 index-222 tp-40917 ">der Frau </span><span class="index-339 tp-40940 index-222 tp-40917 family-courier ">von Stael</span> zum Uebersetzen zukommen zu lassen. Ich hoffe ich bin dessen nicht unwer<span class="notice-23041 ">[th]</span> auch in Hinsicht, daß es mir für <span class="index-344 tp-51642 ">so manche </span><span class="index-344 tp-51642 underline-1 ">andre</span><span class="index-344 tp-51642 "> </span><span class="index-344 tp-51642 underline-1 ">Ver</span><span class="index-344 tp-51642 ">zögrung</span> <span class="index-766 tp-40918 index-8 tp-40919 ">des edlen Brüder Paares</span>, einigen Schaden Ersatz gäbe. Den Preiß für diese Gefälligkeit, mögen Sie selbst bestimmen. Durch den Beitritt eines reichen vielvermögenden Freundes, hoffe ich bald im Stande zu neuen Unternehmungen zu sein. Die öffentliche Blätter haben oft und viel wiedersprechendes von und über Fr: <span class="family-courier ">v Stael</span> und ihrem merkwürdigem Buche gesagt; welches leztere ich eigentlich für <span class="index-766 tp-40921 ">Schlegels</span> Geist der die Gestalt <span class="index-222 tp-40922 ">dieser geistreichen Dame</span> anzunehmen würdigt, halte. Aus dieser Gewährung oder Nichtgewährung werde ich abnehmen, ob Sie Verehrter einen Teil der für <span class="index-67 tp-40923 family-courier ">Unger</span> gehegten Freundschaft auf <span class="index-380 tp-51643 ">dessen Wittwe</span> übertragen haben! Für eine gute Uebersetzung und correkten Druck werde ich möglichst sorgen, daß Nichts dem hohen Geiste nicht entsprechendes unterlaufe. Sie wissen wie ich die Verfasserin und den welchen Sie, (oder er Sie repräsentirt) verehre: Deutschland ist gegenwärtig in der That arm, an edler Geistesfrucht: <span class="notice-19618 ">[2]</span> wir werden ja nun sehen, ob <span class="index-6004 tp-51638 ">die neue in </span><span class="index-6004 tp-51638 index-15 tp-51644 ">Berlin</span><span class="index-6004 tp-51638 "> gestiftete </span><span class="index-6004 tp-51638 index-6161 tp-51641 family-courier ">pepiniere</span> etwas Großes wird gedeyen machen. Ihre Schriften & Briefe so viel deren mir abgeliefert sind, habe ich nach Ihrer Anweisung, an <span class="index-1393 tp-40924 ">Ihren Hhn Bruder</span> nach <span class="index-173 tp-40925 family-courier ">Hannover</span> spedirt. <span class="index-272 tp-40926 ">Die erste Abtheilung des 9. Bandes vom </span><span class="index-272 tp-40926 index-4 tp-40927 ">Schakespear</span> habe ich gegenwärtig unter der Presse. Der großen Dürre wegen, standen fast alle Papiermühlen still; und eben war mir die Gattung auf welche der Shakespear gedrükt wird, ausgegangen: das hat die Verzögrung der Erscheinung veranlaßt: möchte ich bald bald, die zweite Abtheilung auftreten <span class="offset-4 ">zu</span> lassen im stande gesezt werden? Von <span class="index-8 tp-40920 ">Fr: Schlegel</span> an den ich schrieb, erhalte ich keine Antwort: <span class="index-48 tp-40928 ">Tieck</span> ist wieder im Lande bei <span class="index-117 tp-40929 family-courier ">v: Burgsdorf</span>. O des ambulanten Geschlechtes!<br><span class="index-6043 tp-51645 ">Die lezte </span><span class="index-6043 tp-51645 index-22 tp-40930 ">Leipziger</span><span class="index-6043 tp-51645 "> Messe</span> hat nichts Ausgezeichnetes geliefert. Der Krieg, und dessen Folgen haben bei meinen Landsleuten vollends alle Lustigkeit verbannt, und man kann sagen, das Lachen sei theuer geworden. <span class="index-50 tp-40931 ">Kotzebue</span> bekozt die Bühne, mit elenden Possen, einen <span class="index-6159 tp-40937 ">Rochus Pumpernickel</span> ist eine gemeine Bearbeitung <span class="index-6158 tp-40933 ">des </span><span class="index-6158 tp-40933 index-923 tp-40932 ">Molierischen</span><span class="index-6158 tp-40933 "> </span><span class="index-6158 tp-40933 family-courier ">Pourceaugnac</span>. Sein andres <span class="index-6160 tp-40938 ">Pachter Feldkümmel</span> was auch eine Fortsezzung hat: ist unter der Kritik. <span class="index-74 tp-40934 ">Die Bethmann</span> spielt selten, sie ist eine Landwirthin geworden; <span class="index-543 tp-40939 ">ihr Mann</span> gar nicht; er liegt verlahmt an der Gicht: mit unsrer Bühne sieth es überhaupt sehr übel aus, und <span class="index-15 tp-51646 ">die große Königsstadt</span>, muß sich mit Anfänger in der Kunst gnügen. <span class="index-25 tp-40935 ">Ifflandt</span> ist viel auf Reisen, und wir sind auch in dieser Hinsicht verwayset. – In diesem Augenblik vernehme ich daß <span class="index-867 tp-40936 family-courier ">Hitzig</span> <span class="index-339 tp-51647 ">das Werk der </span><span class="index-339 tp-51647 index-222 tp-51648 ">Fr </span><span class="index-339 tp-51647 index-222 tp-51648 family-courier ">v Stael</span> durch Sie zu <span class="notice-19621 ">erhalten glaubt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie einen Ihnen fremden Mann der alten Verbindung vorziehen werden, die alle böse Tage und so viel Verluste mit übertrug. Thun Sie das nicht: ich weiß sonst was ich denken und sagen werde. Leben Sie wohl und sein freundlichst eingedenk der, die nicht aufhörte & aufhören wird zu sein, Ihre treue & wahre Freundin & Verehrerin<br></span><span class="notice-19621 family-courier ">Unger</span><span class="notice-19621 ">.</span><br><span class="notice-19619 ">[3]</span> [leer]<br><span class="notice-19620 ">[4]</span> [leer]', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="19617"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="19617"/> <placeName key="15">Berlin</placeName> d. 6. 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[1] Berlin d. 6. Nov:
1810.
Ob dieser Brief Sie meinen verehrten Freund noch in Europa ereilen wird, steth dahin; ich riskire ihn, mit der Bitte, mir, wo es nicht schon unwiederuflich versagt ist, das neueste Werk der Frau von Stael zum Uebersetzen zukommen zu lassen. Ich hoffe ich bin dessen nicht unwer[th] auch in Hinsicht, daß es mir für so manche andre Verzögrung des edlen Brüder Paares, einigen Schaden Ersatz gäbe. Den Preiß für diese Gefälligkeit, mögen Sie selbst bestimmen. Durch den Beitritt eines reichen vielvermögenden Freundes, hoffe ich bald im Stande zu neuen Unternehmungen zu sein. Die öffentliche Blätter haben oft und viel wiedersprechendes von und über Fr: v Stael und ihrem merkwürdigem Buche gesagt; welches leztere ich eigentlich für Schlegels Geist der die Gestalt dieser geistreichen Dame anzunehmen würdigt, halte. Aus dieser Gewährung oder Nichtgewährung werde ich abnehmen, ob Sie Verehrter einen Teil der für Unger gehegten Freundschaft auf dessen Wittwe übertragen haben! Für eine gute Uebersetzung und correkten Druck werde ich möglichst sorgen, daß Nichts dem hohen Geiste nicht entsprechendes unterlaufe. Sie wissen wie ich die Verfasserin und den welchen Sie, (oder er Sie repräsentirt) verehre: Deutschland ist gegenwärtig in der That arm, an edler Geistesfrucht: [2] wir werden ja nun sehen, ob die neue in Berlin gestiftete pepiniere etwas Großes wird gedeyen machen. Ihre Schriften & Briefe so viel deren mir abgeliefert sind, habe ich nach Ihrer Anweisung, an Ihren Hhn Bruder nach Hannover spedirt. Die erste Abtheilung des 9. Bandes vom Schakespear habe ich gegenwärtig unter der Presse. Der großen Dürre wegen, standen fast alle Papiermühlen still; und eben war mir die Gattung auf welche der Shakespear gedrükt wird, ausgegangen: das hat die Verzögrung der Erscheinung veranlaßt: möchte ich bald bald, die zweite Abtheilung auftreten zu lassen im stande gesezt werden? Von Fr: Schlegel an den ich schrieb, erhalte ich keine Antwort: Tieck ist wieder im Lande bei v: Burgsdorf. O des ambulanten Geschlechtes!
Die lezte Leipziger Messe hat nichts Ausgezeichnetes geliefert. Der Krieg, und dessen Folgen haben bei meinen Landsleuten vollends alle Lustigkeit verbannt, und man kann sagen, das Lachen sei theuer geworden. Kotzebue bekozt die Bühne, mit elenden Possen, einen Rochus Pumpernickel ist eine gemeine Bearbeitung des Molierischen Pourceaugnac. Sein andres Pachter Feldkümmel was auch eine Fortsezzung hat: ist unter der Kritik. Die Bethmann spielt selten, sie ist eine Landwirthin geworden; ihr Mann gar nicht; er liegt verlahmt an der Gicht: mit unsrer Bühne sieth es überhaupt sehr übel aus, und die große Königsstadt, muß sich mit Anfänger in der Kunst gnügen. Ifflandt ist viel auf Reisen, und wir sind auch in dieser Hinsicht verwayset. – In diesem Augenblik vernehme ich daß Hitzig das Werk der Fr v Stael durch Sie zu erhalten glaubt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie einen Ihnen fremden Mann der alten Verbindung vorziehen werden, die alle böse Tage und so viel Verluste mit übertrug. Thun Sie das nicht: ich weiß sonst was ich denken und sagen werde. Leben Sie wohl und sein freundlichst eingedenk der, die nicht aufhörte & aufhören wird zu sein, Ihre treue & wahre Freundin & Verehrerin
Unger.
[3] [leer]
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1810.
Ob dieser Brief Sie meinen verehrten Freund noch in Europa ereilen wird, steth dahin; ich riskire ihn, mit der Bitte, mir, wo es nicht schon unwiederuflich versagt ist, das neueste Werk der Frau von Stael zum Uebersetzen zukommen zu lassen. Ich hoffe ich bin dessen nicht unwer[th] auch in Hinsicht, daß es mir für so manche andre Verzögrung des edlen Brüder Paares, einigen Schaden Ersatz gäbe. Den Preiß für diese Gefälligkeit, mögen Sie selbst bestimmen. Durch den Beitritt eines reichen vielvermögenden Freundes, hoffe ich bald im Stande zu neuen Unternehmungen zu sein. Die öffentliche Blätter haben oft und viel wiedersprechendes von und über Fr: v Stael und ihrem merkwürdigem Buche gesagt; welches leztere ich eigentlich für Schlegels Geist der die Gestalt dieser geistreichen Dame anzunehmen würdigt, halte. Aus dieser Gewährung oder Nichtgewährung werde ich abnehmen, ob Sie Verehrter einen Teil der für Unger gehegten Freundschaft auf dessen Wittwe übertragen haben! Für eine gute Uebersetzung und correkten Druck werde ich möglichst sorgen, daß Nichts dem hohen Geiste nicht entsprechendes unterlaufe. Sie wissen wie ich die Verfasserin und den welchen Sie, (oder er Sie repräsentirt) verehre: Deutschland ist gegenwärtig in der That arm, an edler Geistesfrucht: [2] wir werden ja nun sehen, ob die neue in Berlin gestiftete pepiniere etwas Großes wird gedeyen machen. Ihre Schriften & Briefe so viel deren mir abgeliefert sind, habe ich nach Ihrer Anweisung, an Ihren Hhn Bruder nach Hannover spedirt. Die erste Abtheilung des 9. Bandes vom Schakespear habe ich gegenwärtig unter der Presse. Der großen Dürre wegen, standen fast alle Papiermühlen still; und eben war mir die Gattung auf welche der Shakespear gedrükt wird, ausgegangen: das hat die Verzögrung der Erscheinung veranlaßt: möchte ich bald bald, die zweite Abtheilung auftreten zu lassen im stande gesezt werden? Von Fr: Schlegel an den ich schrieb, erhalte ich keine Antwort: Tieck ist wieder im Lande bei v: Burgsdorf. O des ambulanten Geschlechtes!
Die lezte Leipziger Messe hat nichts Ausgezeichnetes geliefert. Der Krieg, und dessen Folgen haben bei meinen Landsleuten vollends alle Lustigkeit verbannt, und man kann sagen, das Lachen sei theuer geworden. Kotzebue bekozt die Bühne, mit elenden Possen, einen Rochus Pumpernickel ist eine gemeine Bearbeitung des Molierischen Pourceaugnac. Sein andres Pachter Feldkümmel was auch eine Fortsezzung hat: ist unter der Kritik. Die Bethmann spielt selten, sie ist eine Landwirthin geworden; ihr Mann gar nicht; er liegt verlahmt an der Gicht: mit unsrer Bühne sieth es überhaupt sehr übel aus, und die große Königsstadt, muß sich mit Anfänger in der Kunst gnügen. Ifflandt ist viel auf Reisen, und wir sind auch in dieser Hinsicht verwayset. – In diesem Augenblik vernehme ich daß Hitzig das Werk der Fr v Stael durch Sie zu erhalten glaubt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie einen Ihnen fremden Mann der alten Verbindung vorziehen werden, die alle böse Tage und so viel Verluste mit übertrug. Thun Sie das nicht: ich weiß sonst was ich denken und sagen werde. Leben Sie wohl und sein freundlichst eingedenk der, die nicht aufhörte & aufhören wird zu sein, Ihre treue & wahre Freundin & Verehrerin
Unger.
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· Erste Ausfertigung , 06.11.1810
· Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
· Mscr.Dresd.App.2712,B,IV,e,26a
· Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
· Mscr.Dresd.App.2712,B,IV,e,26a