• Karl Schütz to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Bielefeld · Place of Destination: Bonn · Date: 23.06.1839
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Karl Schütz
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Bielefeld
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 23.06.1839
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-34477
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.25,Nr.46
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
  • Format: 26,8 x 22,1 cm
  • Incipit: „[1] Bielefeld, 23sten Juni, 1839.
    Hochverehrter Herr Professor,
    Mit mehrfachen Anliegen komme ich heute zu Ihnen, und bitte Sie dringend, mich recht [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] Bielefeld, 23sten Juni, 1839.
Hochverehrter Herr Professor,
Mit mehrfachen Anliegen komme ich heute zu Ihnen, und bitte Sie dringend, mich recht bald mit einigen Worten Antwort zu erfreuen. Meine erste Bitte betrifft Ihre Ausgabe des Râmâyana. Hoch erfreut war ich, als ich im Börsenblatt las, daß die Fortsetzung (I, 2 u. II, 1.) in Leipzig eingetroffen sey, und erwartete täglich daß die Hahn’sche Buchhandlung in Hannover, bei der ich subscribirt habe, mir dieselbe zusenden werde. Bis jetzt aber habe ich Nichts bekommen, und auf mein wiederholtes Andringen hat mir die Hahnsche Buchhandlg versichert, die Schuld dieser langen Verzögerung liege durchaus nicht an ihr, sondern an dem Bonner Buchhändler. Sie kennen meinen Eifer für das Sanskrit, und können danach beurtheilen, wie schmerzlich es mir ist, dieses Werk so lange entbehren zu müssen – deshalb darf ich überzeugt seyn, daß Sie Herrn Weber antreiben werden, die Expedition desselben zu beschleunigen. – Zu meinem zweiten Gesuche veranlaßt mich die hiesige Buchhandlung Velhagen u. Klasing. Dieselbe beabsichtigt von dem Buche der Mrs Jameson Female Characters of Shakespeare sowohl einen Abdruck des Originals, als auch eine neue Uebersetzung als Supplement zu Ihrer Uebersetzung Shakespearʼs zu veranstalten. Wären Sie vielleicht geneigt, dieselbe mit einer Vorrede zu versehen? Einige Worte von Ihnen, dem tiefsten Kenner des Unsterblichen, würden den Werth des Buches ungemein erhöhen – daß Ihre Arbeit auf das Anständigste honorirt werden würde, bedarf kaum der Bemerkung. –
Meine Sanskritstudien schreiten nur langsam vorwärts, da ich gar zu sehr mit anderweitigen Arbeiten überhäuft bin, und keine Seele hier habe, der ich mich mittheilen könnte. – Meine Vergleichung der Lesarten der Calc Ausgabe mit den Boppschen Episoden in der Hall Lit Ztg ist Ihnen vielleicht zu Gesichte gekommen. Bei dieser Arbeit ist mir recht klar geworden, wie unermeßlich viel noch für die tiefere Kenntniß des Sanskrit zu thun ist. Die Zahl derjenigen, die sich ganz in dieses Studium vertiefen, scheint noch immer sehr klein zu seyn, da die Philologen sich mit einer ganz oberflächlichen Kenntniß begnügen, die nach ihrer Meinung zum vergleichenden Sprachstudium hinreicht [2] Meine Uebersetzung des Mâgha hoffe ich im nächsten Jahre zu beendigen – freilich nur in der Weise der den 5 Gesängen des Bhatti-K. angehängten Probe – dann werde ich ein vollständiges Realwörterbuch dazu ausarbeiten, was auch für das Verständniß der übrigen Kunstgedichte von Nutzen seyn u manche Anmerkung überflüssig machen wird – die Ausgabe des Textes nebst einem ganz vollständigen Glossar wird wohl erst in einigen Jahren erfolgen können. Eine lateinische Bearbeitung kann ich wegen mangelnder Fertigkeit im Lateinschreiben nicht wohl unternehmen – da die Engländer u Franzosen das Sanskrit in englischen u. französischen Uebersetzungen schreiben, so können wir uns am Ende auch mit gutem Fug unsrer Muttersprache bedienen. – Ungemein würde ich Ihnen verbunden seyn, wenn Sie mich auf etwanige Fehler in der Uebersetzungsprobe aus dem Mâgha aufmerksam machten. –
Ist die neue Ausgabe des Pânini schon beendigt? und was ist Ihr Urtheil darüber? – Sie können nicht glauben, wie weh es mir thut, von allem Verkehr mit Sanskritisten abgeschnitten zu seyn – einige ermunternde Worte von Ihnen würden mich sehr aufrichten u. stärken. – Hr Gildemeister ist wohl von seiner Pariser Reise noch nicht zurück? –
Mit ausgezeichneter Hochachtung u Verehrung
der Ihrige
K. Schütz.
[1] beantw. d. 5ten Jul. 39
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[1] Bielefeld, 23sten Juni, 1839.
Hochverehrter Herr Professor,
Mit mehrfachen Anliegen komme ich heute zu Ihnen, und bitte Sie dringend, mich recht bald mit einigen Worten Antwort zu erfreuen. Meine erste Bitte betrifft Ihre Ausgabe des Râmâyana. Hoch erfreut war ich, als ich im Börsenblatt las, daß die Fortsetzung (I, 2 u. II, 1.) in Leipzig eingetroffen sey, und erwartete täglich daß die Hahn’sche Buchhandlung in Hannover, bei der ich subscribirt habe, mir dieselbe zusenden werde. Bis jetzt aber habe ich Nichts bekommen, und auf mein wiederholtes Andringen hat mir die Hahnsche Buchhandlg versichert, die Schuld dieser langen Verzögerung liege durchaus nicht an ihr, sondern an dem Bonner Buchhändler. Sie kennen meinen Eifer für das Sanskrit, und können danach beurtheilen, wie schmerzlich es mir ist, dieses Werk so lange entbehren zu müssen – deshalb darf ich überzeugt seyn, daß Sie Herrn Weber antreiben werden, die Expedition desselben zu beschleunigen. – Zu meinem zweiten Gesuche veranlaßt mich die hiesige Buchhandlung Velhagen u. Klasing. Dieselbe beabsichtigt von dem Buche der Mrs Jameson Female Characters of Shakespeare sowohl einen Abdruck des Originals, als auch eine neue Uebersetzung als Supplement zu Ihrer Uebersetzung Shakespearʼs zu veranstalten. Wären Sie vielleicht geneigt, dieselbe mit einer Vorrede zu versehen? Einige Worte von Ihnen, dem tiefsten Kenner des Unsterblichen, würden den Werth des Buches ungemein erhöhen – daß Ihre Arbeit auf das Anständigste honorirt werden würde, bedarf kaum der Bemerkung. –
Meine Sanskritstudien schreiten nur langsam vorwärts, da ich gar zu sehr mit anderweitigen Arbeiten überhäuft bin, und keine Seele hier habe, der ich mich mittheilen könnte. – Meine Vergleichung der Lesarten der Calc Ausgabe mit den Boppschen Episoden in der Hall Lit Ztg ist Ihnen vielleicht zu Gesichte gekommen. Bei dieser Arbeit ist mir recht klar geworden, wie unermeßlich viel noch für die tiefere Kenntniß des Sanskrit zu thun ist. Die Zahl derjenigen, die sich ganz in dieses Studium vertiefen, scheint noch immer sehr klein zu seyn, da die Philologen sich mit einer ganz oberflächlichen Kenntniß begnügen, die nach ihrer Meinung zum vergleichenden Sprachstudium hinreicht [2] Meine Uebersetzung des Mâgha hoffe ich im nächsten Jahre zu beendigen – freilich nur in der Weise der den 5 Gesängen des Bhatti-K. angehängten Probe – dann werde ich ein vollständiges Realwörterbuch dazu ausarbeiten, was auch für das Verständniß der übrigen Kunstgedichte von Nutzen seyn u manche Anmerkung überflüssig machen wird – die Ausgabe des Textes nebst einem ganz vollständigen Glossar wird wohl erst in einigen Jahren erfolgen können. Eine lateinische Bearbeitung kann ich wegen mangelnder Fertigkeit im Lateinschreiben nicht wohl unternehmen – da die Engländer u Franzosen das Sanskrit in englischen u. französischen Uebersetzungen schreiben, so können wir uns am Ende auch mit gutem Fug unsrer Muttersprache bedienen. – Ungemein würde ich Ihnen verbunden seyn, wenn Sie mich auf etwanige Fehler in der Uebersetzungsprobe aus dem Mâgha aufmerksam machten. –
Ist die neue Ausgabe des Pânini schon beendigt? und was ist Ihr Urtheil darüber? – Sie können nicht glauben, wie weh es mir thut, von allem Verkehr mit Sanskritisten abgeschnitten zu seyn – einige ermunternde Worte von Ihnen würden mich sehr aufrichten u. stärken. – Hr Gildemeister ist wohl von seiner Pariser Reise noch nicht zurück? –
Mit ausgezeichneter Hochachtung u Verehrung
der Ihrige
K. Schütz.
[1] beantw. d. 5ten Jul. 39
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