• August Wilhelm von Schlegel to Gottlieb Hufeland

  • Place of Dispatch: Dresden · Place of Destination: Unknown · Date: 22.07.1798
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Gottlieb Hufeland
  • Place of Dispatch: Dresden
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 22.07.1798
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 78‒79.
  • Incipit: „[1] Dresden d. 22 Jul [17]98
    Werthester Freund,
    Sie haben letzthin so gütig Besorgungen für mich übernommen, und nun komme ich schon wieder [...]“
    Manuscript
  • Provider: Frankfurt am Main, Freies Deutsches Hochstift
  • Classification Number: Hs-436
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 8°
    Language
  • German
[1] Dresden d. 22 Jul [17]98
Werthester Freund,
Sie haben letzthin so gütig Besorgungen für mich übernommen, und nun komme ich schon wieder mit einer Bitte angezogen, so daß ich fürchten muß, Sie werden meine Dresdensche Reise und mein Zutrauen zu Ihrer Gefälligkeit verwünschen. Ich fragte neulich bei Ihnen an, was ich außer den Gebühren bey meiner Ernennung zum Professor etwa geben müßte. Nun bekomme ich seitdem wieder einen Brief von dem Geh. Canzley Bothen in Gotha, der nun die Gebühren mahnt und zugleich an sein „Tusehr“ erinnert. Ich darf ihn also wohl nicht länger warten lassen. Da ich aber immer noch nicht weiß, was ich ihm geben soll, so bitte ich Sie, es nach Gutbefinden zu bestimmen, und das Geld nebst den Gebühren dem Briefe, [2] den ich deshalb offen gelassen, beyzulegen. Sie könnten diese Auslage sogleich von dem Honorar abziehen, das ich um diese Zeit von der ALZ erhalte. Den Brief an den Coburgschen Geh. Botenmeister habe ich auch mit beygelegt; diesen glaubte ich „Ew. Wohlgeb.“ nennen zu müssen, weil er orthographisch schreibt und kein Douceur fodert. Ich bin hier also doppelt im Zweifel, ob ich überhaupt, und wie viel ich ihm anbieten muß. Wollten Sie es ebenfalls bestimmen, dem Briefe beylegen und ihn weiter befördern, und dann Ihre Auslagen mit Postgeld und allem zurückbehalten, oder wenn das Honorar abgeschickt seyn sollte, mir zu melden.
Ich bemerke noch daß mir der Gothaische Bote eingeschärft hat die Gebühren seyen in gutem Golde den Laubthaler a 1 rthl 12 gr. berechnet.
Verzeihen Sie diese trockne Weitläuftigkeit, und nun noch ein paar Worte von litterarischen Neuigkeiten. – Die Briefe [3] des alten Kant an Nicolai über die Buchmacherey werden Sie schon gelesen haben. Es hat mich recht ergötzt, mit welchem Glimpf und welcher Ruhe er ihm seine Dummheit und Niederträchtigkeit vorhält. Die alte Zeit war doch höflicher als die jetzige, denn von den jüngeren Gegnern Nicolais würdigt ihn gewiß keiner der Aufmerksamkeit, auf seine neuesten Scharteken zu antworten.
Im Juliusstück der Jahrbücher der Preußischen Monarchie werden Sie einen Aufsatz von eben dem Novalis finden, von dem der Blüthenstaub im Athenäum herrührt, worin er ein Ideal der monarchischen Verfassung als in der Person des jetzigen Königs realisirt betrachtet, und dieß zum Vehikel braucht, seine Philosopheme darüber beynah poetisch einzukleiden. Dieser Aufsatz hat in Berlin große Sensazion gemacht, die Aufmerksamkeit des Königs selbst auf sich gezogen, und ein Minister hat sich angelegentlich nach dem Verfasser erkundigt.
Das 2te Stück Athenäum muß nun schon [4] in Ihren Händen seyn, und wir sind begierig, bald etwas darüber in der ALZ zu vernehmen.
Wir haben uns alle sehr darüber gefreut, daß die guten Nachrichten von Ihrer werthen Gattin fortdauern. Meine Frau hätte heute gern an Ihre Mlle Schwägerin geschrieben, wenn es ihr nicht unmöglich wäre. Sie trinkt heute zum ersten male den Brunnen wieder, den sie vorige Woche hatte aussetzen müssen, weil ihr die schnellen Wetterveränderungen eine Verkältung zuzogen. Jetzt ist es wieder sehr schön und wir genießen und benutzen auf alle Weise den angenehmen Aufenthalt. Die herzlichsten Grüße von Carolinen, Augusten und mir an Sie und alle die Ihrigen. Wenn Goethe noch in Jena ist, so haben Sie doch die Güte mich ihm zu empfehlen und zu fragen, ob er ein Packet erhalten, das ich nach Weimar addressirt.
Ganz der Ihrige
A. W. Schlegel
[1] Dresden d. 22 Jul [17]98
Werthester Freund,
Sie haben letzthin so gütig Besorgungen für mich übernommen, und nun komme ich schon wieder mit einer Bitte angezogen, so daß ich fürchten muß, Sie werden meine Dresdensche Reise und mein Zutrauen zu Ihrer Gefälligkeit verwünschen. Ich fragte neulich bei Ihnen an, was ich außer den Gebühren bey meiner Ernennung zum Professor etwa geben müßte. Nun bekomme ich seitdem wieder einen Brief von dem Geh. Canzley Bothen in Gotha, der nun die Gebühren mahnt und zugleich an sein „Tusehr“ erinnert. Ich darf ihn also wohl nicht länger warten lassen. Da ich aber immer noch nicht weiß, was ich ihm geben soll, so bitte ich Sie, es nach Gutbefinden zu bestimmen, und das Geld nebst den Gebühren dem Briefe, [2] den ich deshalb offen gelassen, beyzulegen. Sie könnten diese Auslage sogleich von dem Honorar abziehen, das ich um diese Zeit von der ALZ erhalte. Den Brief an den Coburgschen Geh. Botenmeister habe ich auch mit beygelegt; diesen glaubte ich „Ew. Wohlgeb.“ nennen zu müssen, weil er orthographisch schreibt und kein Douceur fodert. Ich bin hier also doppelt im Zweifel, ob ich überhaupt, und wie viel ich ihm anbieten muß. Wollten Sie es ebenfalls bestimmen, dem Briefe beylegen und ihn weiter befördern, und dann Ihre Auslagen mit Postgeld und allem zurückbehalten, oder wenn das Honorar abgeschickt seyn sollte, mir zu melden.
Ich bemerke noch daß mir der Gothaische Bote eingeschärft hat die Gebühren seyen in gutem Golde den Laubthaler a 1 rthl 12 gr. berechnet.
Verzeihen Sie diese trockne Weitläuftigkeit, und nun noch ein paar Worte von litterarischen Neuigkeiten. – Die Briefe [3] des alten Kant an Nicolai über die Buchmacherey werden Sie schon gelesen haben. Es hat mich recht ergötzt, mit welchem Glimpf und welcher Ruhe er ihm seine Dummheit und Niederträchtigkeit vorhält. Die alte Zeit war doch höflicher als die jetzige, denn von den jüngeren Gegnern Nicolais würdigt ihn gewiß keiner der Aufmerksamkeit, auf seine neuesten Scharteken zu antworten.
Im Juliusstück der Jahrbücher der Preußischen Monarchie werden Sie einen Aufsatz von eben dem Novalis finden, von dem der Blüthenstaub im Athenäum herrührt, worin er ein Ideal der monarchischen Verfassung als in der Person des jetzigen Königs realisirt betrachtet, und dieß zum Vehikel braucht, seine Philosopheme darüber beynah poetisch einzukleiden. Dieser Aufsatz hat in Berlin große Sensazion gemacht, die Aufmerksamkeit des Königs selbst auf sich gezogen, und ein Minister hat sich angelegentlich nach dem Verfasser erkundigt.
Das 2te Stück Athenäum muß nun schon [4] in Ihren Händen seyn, und wir sind begierig, bald etwas darüber in der ALZ zu vernehmen.
Wir haben uns alle sehr darüber gefreut, daß die guten Nachrichten von Ihrer werthen Gattin fortdauern. Meine Frau hätte heute gern an Ihre Mlle Schwägerin geschrieben, wenn es ihr nicht unmöglich wäre. Sie trinkt heute zum ersten male den Brunnen wieder, den sie vorige Woche hatte aussetzen müssen, weil ihr die schnellen Wetterveränderungen eine Verkältung zuzogen. Jetzt ist es wieder sehr schön und wir genießen und benutzen auf alle Weise den angenehmen Aufenthalt. Die herzlichsten Grüße von Carolinen, Augusten und mir an Sie und alle die Ihrigen. Wenn Goethe noch in Jena ist, so haben Sie doch die Güte mich ihm zu empfehlen und zu fragen, ob er ein Packet erhalten, das ich nach Weimar addressirt.
Ganz der Ihrige
A. W. Schlegel
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