• Franz Bopp to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Mommenheim · Place of Destination: Unknown · Date: 26.08.1820
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Franz Bopp
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Mommenheim
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 26.08.1820
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 362642923
  • Bibliography: Lefmann, S.: Franz Bopp, sein Leben und seine Wissenschaft. Erste Hälfte. Berlin 1891, S. 90‒92.
  • Incipit: „[1] Mommenheim, den 26ten Aug. 1820.
    Hochwohlgeborner, hochgeehrtester Herr und Freund!
    Recht sehr hat es mich gefreut Ihre beiden Briefe zu erhalten, die [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-38972
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.3,Nr.69
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,2 x 18,9 cm
    Language
  • German
[1] Mommenheim, den 26ten Aug. 1820.
Hochwohlgeborner, hochgeehrtester Herr und Freund!
Recht sehr hat es mich gefreut Ihre beiden Briefe zu erhalten, die mir vorgestern zugekommen. Wenn ich nicht so sehr eilte nach München zu kommen, um meine Angelegenheit persönlich zu betreiben, so würde ich sehr gerne eine Reise nach Bonn unternommen haben, um Sie und unseren wackeren Freund Windischm. zu besuchen. – Freytag ist, wenn ich nicht übel unterrichtet, jetzo in Königsberg. – Ich habe meine Reise nach München, über Heidelberg und Stuttgard, auf künftige Woche festgesetzt und kann also leider das Glück nicht haben Sie vor lhrer Rückkunft von Paris zu sehen. – Sehr vortheilhaft würde es gewiß für mich seyn, wenn Sie Ihrem gütigen Versprechen gemäß Ihre Indische Bibl. recht bald an den Kronpr. von Bayern schickten und dabey meiner in Ihrem [2] Briefe noch gedenken wollten. Ihre Recension meines Nalus wird mir indessen schon zur günstigsten Empfehl. dienen. Suchen Sie gefälligst den Kronprinzen zu überzeugen, daß eine Anstellung bey der Akademie für mich das zweckmäßigste sey; darauf hat auch A. Humboldt zu wirken gesucht, welcher mir einen Brief an ihn mitgegeben.>
Für das mir zugedachte Exempl. Ihrer lnd. Bibl. sage ich Ihnen im voraus meinen herzlichsten Dank; ich werde stolz darauf seyn, es als ein Geschenk von dem Verfasser zu besitzen. – Der vorzüglichste Herausgeber der Oriental Annals ist Hr. Raynouard, der im Orient gewesen und gründliche Kenntnisse des Arabischen, Türkischen und Persischen besitzt. Er versteht Deutsch, und zwar, wie ich glaube, recht gut. Er ist indessen noch nicht öffentlich als der Herausgeber der Annals aufgetreten, und da er nicht in London wohnt, so bleibt die Leitung des Druckes einem gewissen Hr. Mickel überlassen, der an der Biblioth. der Ostind. Comp. angestellt ist und auch für den Herausgeber der Zeitschrift gilt. Sie können blos an den Verleger Longman adressiren, um die Sache an den Herausgeber verabfolgen zu lassen.
Treuttel u. Würtz werden Ihnen dieses am besten besorgen. Letzterem habe ich ein Exemplar [3] der Annals für Ihren Hr. Bruder übergeben; ich bitte Sie mich demselben in Ihrem nächsten Briefe ehrerbietigst zu empfehlen. Den erwähnten Aufsatz über eine Schrift von Rhode freue ich mich in München lesen zu können; in London hatte ich keine Gelegenheit hierzu. – Wenn Sie die Güte haben wollten die Oriental Annals anzuzeigen, so würden Sie die Herausgeber hierdurch sehr verbinden. Die Nummern dieser Zeitschrift sind, wie alle Englische, einzeln zu haben.
Das Wurzel-Lexicon von Wilkins werden Sie wahrscheinlich durch Treuttel und Würtz erhalten können, im widrigen Falle werde ich es Ihnen verschaffen. Es ist angenehm zum Gebrauche, die 3te Person der Zeitwörter ist jedesmal angegeben. Wilkins ist ein großer Feind vom Briefschreiben, seine Correspondenz mit Sacy besteht auch vorzüglich nur darin, daß er Briefe von ihm empfängt, die er höchst selten beantwortet. Um die Sanskrit Sprache bleibt ihm doch immer ein unsterbliches Verdienst wegen seiner klaren, verständlichen Grammatik, die durch die Gebrechen derer von Colbrooke und Carey in einem um so vortheilhafteren Lichte erscheint. Er hat bey weitem mehr Sinn für die Größe der alten Indischen Litteratur, als Colebrooke. Dieser erscheint [4] mir als ein Mann von Talent und umfassenden Kenntnissen, aber ohne Geist und Genie. Er vergißt über dem Versmaß den Sinn des Verses und zieht daher die spätere Poesie der lndier ihrer älteren vor, die durch ihre liebenswürdige Einfalt verbunden mit imposanter Größe und Würde jeden der Herz und Gemüth hat so sehr ergreift. – In Auslegung schwieriger Stellen ist es mir noch nie eingefallen weder den einen noch den andern zu Rath zu ziehen.
Der Bhagavad-gita wird wahrscheinlich jetzo wieder bey Black zu haben seyn, aber nicht der Gitagovinda, und Manu schwerlich. lm Falle Sie den Bhagavadgita nicht mehr erlangen können, so will ich Ihnen mein Exemplar gerne leihen, wenn Sie noch gesonnen sind einen litterarischen Gebrauch davon zu machen. – Sehr wird es mich freuen, wenn es mit Ihren Sanskrit-Typen vorangeht.
Erhalten Sie mir stets Ihre Freundschaft und Wohlwollen, und genehmigen Sie nebst herzlichstem Gruße die Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung und freundschaftlichsten Gesinnung, womit ich die Ehre habe zu verharren Ihr
ergebenster
F. Bopp.
[1] Mommenheim, den 26ten Aug. 1820.
Hochwohlgeborner, hochgeehrtester Herr und Freund!
Recht sehr hat es mich gefreut Ihre beiden Briefe zu erhalten, die mir vorgestern zugekommen. Wenn ich nicht so sehr eilte nach München zu kommen, um meine Angelegenheit persönlich zu betreiben, so würde ich sehr gerne eine Reise nach Bonn unternommen haben, um Sie und unseren wackeren Freund Windischm. zu besuchen. – Freytag ist, wenn ich nicht übel unterrichtet, jetzo in Königsberg. – Ich habe meine Reise nach München, über Heidelberg und Stuttgard, auf künftige Woche festgesetzt und kann also leider das Glück nicht haben Sie vor lhrer Rückkunft von Paris zu sehen. – Sehr vortheilhaft würde es gewiß für mich seyn, wenn Sie Ihrem gütigen Versprechen gemäß Ihre Indische Bibl. recht bald an den Kronpr. von Bayern schickten und dabey meiner in Ihrem [2] Briefe noch gedenken wollten. Ihre Recension meines Nalus wird mir indessen schon zur günstigsten Empfehl. dienen. Suchen Sie gefälligst den Kronprinzen zu überzeugen, daß eine Anstellung bey der Akademie für mich das zweckmäßigste sey; darauf hat auch A. Humboldt zu wirken gesucht, welcher mir einen Brief an ihn mitgegeben.>
Für das mir zugedachte Exempl. Ihrer lnd. Bibl. sage ich Ihnen im voraus meinen herzlichsten Dank; ich werde stolz darauf seyn, es als ein Geschenk von dem Verfasser zu besitzen. – Der vorzüglichste Herausgeber der Oriental Annals ist Hr. Raynouard, der im Orient gewesen und gründliche Kenntnisse des Arabischen, Türkischen und Persischen besitzt. Er versteht Deutsch, und zwar, wie ich glaube, recht gut. Er ist indessen noch nicht öffentlich als der Herausgeber der Annals aufgetreten, und da er nicht in London wohnt, so bleibt die Leitung des Druckes einem gewissen Hr. Mickel überlassen, der an der Biblioth. der Ostind. Comp. angestellt ist und auch für den Herausgeber der Zeitschrift gilt. Sie können blos an den Verleger Longman adressiren, um die Sache an den Herausgeber verabfolgen zu lassen.
Treuttel u. Würtz werden Ihnen dieses am besten besorgen. Letzterem habe ich ein Exemplar [3] der Annals für Ihren Hr. Bruder übergeben; ich bitte Sie mich demselben in Ihrem nächsten Briefe ehrerbietigst zu empfehlen. Den erwähnten Aufsatz über eine Schrift von Rhode freue ich mich in München lesen zu können; in London hatte ich keine Gelegenheit hierzu. – Wenn Sie die Güte haben wollten die Oriental Annals anzuzeigen, so würden Sie die Herausgeber hierdurch sehr verbinden. Die Nummern dieser Zeitschrift sind, wie alle Englische, einzeln zu haben.
Das Wurzel-Lexicon von Wilkins werden Sie wahrscheinlich durch Treuttel und Würtz erhalten können, im widrigen Falle werde ich es Ihnen verschaffen. Es ist angenehm zum Gebrauche, die 3te Person der Zeitwörter ist jedesmal angegeben. Wilkins ist ein großer Feind vom Briefschreiben, seine Correspondenz mit Sacy besteht auch vorzüglich nur darin, daß er Briefe von ihm empfängt, die er höchst selten beantwortet. Um die Sanskrit Sprache bleibt ihm doch immer ein unsterbliches Verdienst wegen seiner klaren, verständlichen Grammatik, die durch die Gebrechen derer von Colbrooke und Carey in einem um so vortheilhafteren Lichte erscheint. Er hat bey weitem mehr Sinn für die Größe der alten Indischen Litteratur, als Colebrooke. Dieser erscheint [4] mir als ein Mann von Talent und umfassenden Kenntnissen, aber ohne Geist und Genie. Er vergißt über dem Versmaß den Sinn des Verses und zieht daher die spätere Poesie der lndier ihrer älteren vor, die durch ihre liebenswürdige Einfalt verbunden mit imposanter Größe und Würde jeden der Herz und Gemüth hat so sehr ergreift. – In Auslegung schwieriger Stellen ist es mir noch nie eingefallen weder den einen noch den andern zu Rath zu ziehen.
Der Bhagavad-gita wird wahrscheinlich jetzo wieder bey Black zu haben seyn, aber nicht der Gitagovinda, und Manu schwerlich. lm Falle Sie den Bhagavadgita nicht mehr erlangen können, so will ich Ihnen mein Exemplar gerne leihen, wenn Sie noch gesonnen sind einen litterarischen Gebrauch davon zu machen. – Sehr wird es mich freuen, wenn es mit Ihren Sanskrit-Typen vorangeht.
Erhalten Sie mir stets Ihre Freundschaft und Wohlwollen, und genehmigen Sie nebst herzlichstem Gruße die Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung und freundschaftlichsten Gesinnung, womit ich die Ehre habe zu verharren Ihr
ergebenster
F. Bopp.
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