• Friedrich August Rosen to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: London · Place of Destination: Bonn · Date: 18.12.1832
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich August Rosen
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: London
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 18.12.1832
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-35028
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.18,Nr.120
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 25,6 x 20 cm
  • Incipit: „[1] London, den 18. Decbr. 1832.
    Hochzuverehrender Herr Professor!
    Ihr gütiges Schreiben vom 26. und 27. October ist bereits seit mehreren Wochen [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] London, den 18. Decbr. 1832.
Hochzuverehrender Herr Professor!
Ihr gütiges Schreiben vom 26. und 27. October ist bereits seit mehreren Wochen in meinen Händen. Eine zufällige Vermehrung meiner gewöhnlichen Arbeiten während der letzten Zeit hat mich genöthigt, die Beantwortung desselben bis jetzt zu verschieben, und ich bitte deshalb um Ihre gütige Nachsicht.
Ihre Erklärung, daß Sie jedes persönliche Verhältniß zwischen Sich und Herrn Haughton als aufgehoben betrachten, hat mich mit einigem Bedauern erfüllt. Bei dem völligen Vertrauen welches mir Herr Haughton bei jeder Gelegenheit beweist, durfte ich ihm die Mittheilung davon nicht vorenthalten: auch konnte dieß unmöglich in Ihrer Absicht liegen, da ich selbst in Herrn Haughtons Auftrag an Sie geschrieben hatte. Wie groß auch immer der Verzug seyn mochte, dessen er sich in der Beantwortung Ihres Schreibens schuldig gemacht hatte, so hätte ich doch meiner Meinung nach die Weise, wie er sich darüber durch mich gegen Sie aussprach – zumal bei Ihnen, der seit Jahren mit seiner freundschaftlichen Gefälligkeit, und jetzt auch durch persönliche Gegenwart mit seiner wankenden Gesundheit und seinen überhäuften Geschäften vertraut war – deshalb wohl entschuldigen können.
Mich selbst betreffend, muß ich das Misverständniß entfernen, als hätte ich in Ihrem anfänglichen Auftrage irgend eine Besorgniß um [2] den hiesigen Absatz einer Anzahl Exemplare Ihrer Réflexions erblickt. Ihnen war, wie ich glaubte, zunächst an der Verbreitung Ihrer Schrift gelegen; aber Sie erwarteten dabei zugleich einen theilweisen Ersatz der Kosten, welche der Druck der Schrift Ihnen veranlaßt hatte. Es lag mir ob, Ihnen die Schwierigkeiten zu bezeichnen, welche sich gegen die Erreichung dieses doppelten Zweckes auf dem von Ihnen vorgeschlagenen Wege zu erheben scheinen.
Etwa gleichzeitig mit Ihrem Schreiben vom 26. Octob. langten bei den hiesigen Buchhändlern Exemplare Ihrer Réfléxions an, und unmittelbar darauf erschien eine Anzeige derselben in dem Athenæum. An Lesern wird es dem Werke sicherlich nicht fehlen. Ihr Name und das Interesse des Gegenstandes bürgt dafür hinlänglich. Ob aber der Inhalt und der Ton der Schrift den Beifall Ihrer hiesigen Freunde gewinnen, und ob man darin überall eine umsichtige und wohlwollende Würdigung der hiesigen Bestrebungen für Orientalische Litteratur anerkennen wird, muß ich bezweifeln. Ich gestehe offen, daß die Weise, wie Sie den Plan der Oriental Translation Committee beurtheilt haben, mir leid thut. Daß bei der Gründung eines solchen Institutes und während der ersten Jahre seiner Wirksamkeit manche Misgriffe gemacht werden würden, war leicht vorauszusehn. Die Beförderer des Unternehmens haben sich dieß nie verhehlt, und die kurze Geschichte des Institutes zeigt schon jetzt einen unverkennbaren Fortschritt zum Bessern. Bei einer öffentlichen Beurtheilung desselben wäre es wohl billig gewesen, vor Allem von der gegenwärtigen Organisation der Anstalt, und von [3] ihren neuesten Leistungen Kenntniß zu nehmen; und von Ihnen durfte man das um so zuversichtlicher hoffen, da Sie nach Ihrem hiesigen Besuche von Allem auf das Genaueste unterrichtet seyn konnten, und mit den thätigsten Mitgliedern der Committee in freundschaftlichen Verhältnissen standen. Statt dessen richten Sie aber Ihren Tadel vorzugsweise gegen den ursprünglichen Entwurf des Unternehmens, und ziehen Irrthümer ans Licht, die man auch hier längst eingesehen, und zum Theil beseitigt hat. – Sie werden es, wie ich hoffe, nicht ungeziemend finden, daß ich mich der Oriental Translation Committee gegen Sie annehme. Ich habe zu manchen Beweis von der liebenswürdigen Bereitwilligkeit der Mitglieder, jeden wohlmeinenden Rath zu berücksichtigen, erfahren, als daß ich nicht an dem Fortgang der Anstalt den wärmsten Antheil nehmen, und jedes Ereigniß, was den Freunden derselben ihren Eifer verleiden könnte, schmerzlich empfinden sollte. –
Von meinen Arbeiten kann ich leider nicht viel berichten. Das erste Buch der Sanhitá des Rig Veda hoffe ich mit der Zeit herauszugeben. Die Translation Committee hat versprochen, meine Bearbeitung (Text, Scholien, und Lateinische Uebesetzung) auf ihre Kosten drucken zu lassen.
Stenzler bittet mich, Ihnen zu sagen, daß er seit einigen Wochen mit großem Verlangen Ihrer Antwort auf seinen Brief an Sie entgegengesehen. Er hat bis jetzt in der Abschrift und Collation des dritten Buches des Rámáyana fortgearbeitet, aber bei der unerwarteten Zögerung Ihrer Antwort sich durch seine Lage genöthigt gesehen, andere Arbeiten zu unternehmen.
Hochachtungsvoll empfehle ich mich als
Ihr
gehorsamster
F. Rosen.
[4] Sr Hochwohlgeboren
Herrn Professor von Schlegel
in
Bonn.
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[1] London, den 18. Decbr. 1832.
Hochzuverehrender Herr Professor!
Ihr gütiges Schreiben vom 26. und 27. October ist bereits seit mehreren Wochen in meinen Händen. Eine zufällige Vermehrung meiner gewöhnlichen Arbeiten während der letzten Zeit hat mich genöthigt, die Beantwortung desselben bis jetzt zu verschieben, und ich bitte deshalb um Ihre gütige Nachsicht.
Ihre Erklärung, daß Sie jedes persönliche Verhältniß zwischen Sich und Herrn Haughton als aufgehoben betrachten, hat mich mit einigem Bedauern erfüllt. Bei dem völligen Vertrauen welches mir Herr Haughton bei jeder Gelegenheit beweist, durfte ich ihm die Mittheilung davon nicht vorenthalten: auch konnte dieß unmöglich in Ihrer Absicht liegen, da ich selbst in Herrn Haughtons Auftrag an Sie geschrieben hatte. Wie groß auch immer der Verzug seyn mochte, dessen er sich in der Beantwortung Ihres Schreibens schuldig gemacht hatte, so hätte ich doch meiner Meinung nach die Weise, wie er sich darüber durch mich gegen Sie aussprach – zumal bei Ihnen, der seit Jahren mit seiner freundschaftlichen Gefälligkeit, und jetzt auch durch persönliche Gegenwart mit seiner wankenden Gesundheit und seinen überhäuften Geschäften vertraut war – deshalb wohl entschuldigen können.
Mich selbst betreffend, muß ich das Misverständniß entfernen, als hätte ich in Ihrem anfänglichen Auftrage irgend eine Besorgniß um [2] den hiesigen Absatz einer Anzahl Exemplare Ihrer Réflexions erblickt. Ihnen war, wie ich glaubte, zunächst an der Verbreitung Ihrer Schrift gelegen; aber Sie erwarteten dabei zugleich einen theilweisen Ersatz der Kosten, welche der Druck der Schrift Ihnen veranlaßt hatte. Es lag mir ob, Ihnen die Schwierigkeiten zu bezeichnen, welche sich gegen die Erreichung dieses doppelten Zweckes auf dem von Ihnen vorgeschlagenen Wege zu erheben scheinen.
Etwa gleichzeitig mit Ihrem Schreiben vom 26. Octob. langten bei den hiesigen Buchhändlern Exemplare Ihrer Réfléxions an, und unmittelbar darauf erschien eine Anzeige derselben in dem Athenæum. An Lesern wird es dem Werke sicherlich nicht fehlen. Ihr Name und das Interesse des Gegenstandes bürgt dafür hinlänglich. Ob aber der Inhalt und der Ton der Schrift den Beifall Ihrer hiesigen Freunde gewinnen, und ob man darin überall eine umsichtige und wohlwollende Würdigung der hiesigen Bestrebungen für Orientalische Litteratur anerkennen wird, muß ich bezweifeln. Ich gestehe offen, daß die Weise, wie Sie den Plan der Oriental Translation Committee beurtheilt haben, mir leid thut. Daß bei der Gründung eines solchen Institutes und während der ersten Jahre seiner Wirksamkeit manche Misgriffe gemacht werden würden, war leicht vorauszusehn. Die Beförderer des Unternehmens haben sich dieß nie verhehlt, und die kurze Geschichte des Institutes zeigt schon jetzt einen unverkennbaren Fortschritt zum Bessern. Bei einer öffentlichen Beurtheilung desselben wäre es wohl billig gewesen, vor Allem von der gegenwärtigen Organisation der Anstalt, und von [3] ihren neuesten Leistungen Kenntniß zu nehmen; und von Ihnen durfte man das um so zuversichtlicher hoffen, da Sie nach Ihrem hiesigen Besuche von Allem auf das Genaueste unterrichtet seyn konnten, und mit den thätigsten Mitgliedern der Committee in freundschaftlichen Verhältnissen standen. Statt dessen richten Sie aber Ihren Tadel vorzugsweise gegen den ursprünglichen Entwurf des Unternehmens, und ziehen Irrthümer ans Licht, die man auch hier längst eingesehen, und zum Theil beseitigt hat. – Sie werden es, wie ich hoffe, nicht ungeziemend finden, daß ich mich der Oriental Translation Committee gegen Sie annehme. Ich habe zu manchen Beweis von der liebenswürdigen Bereitwilligkeit der Mitglieder, jeden wohlmeinenden Rath zu berücksichtigen, erfahren, als daß ich nicht an dem Fortgang der Anstalt den wärmsten Antheil nehmen, und jedes Ereigniß, was den Freunden derselben ihren Eifer verleiden könnte, schmerzlich empfinden sollte. –
Von meinen Arbeiten kann ich leider nicht viel berichten. Das erste Buch der Sanhitá des Rig Veda hoffe ich mit der Zeit herauszugeben. Die Translation Committee hat versprochen, meine Bearbeitung (Text, Scholien, und Lateinische Uebesetzung) auf ihre Kosten drucken zu lassen.
Stenzler bittet mich, Ihnen zu sagen, daß er seit einigen Wochen mit großem Verlangen Ihrer Antwort auf seinen Brief an Sie entgegengesehen. Er hat bis jetzt in der Abschrift und Collation des dritten Buches des Rámáyana fortgearbeitet, aber bei der unerwarteten Zögerung Ihrer Antwort sich durch seine Lage genöthigt gesehen, andere Arbeiten zu unternehmen.
Hochachtungsvoll empfehle ich mich als
Ihr
gehorsamster
F. Rosen.
[4] Sr Hochwohlgeboren
Herrn Professor von Schlegel
in
Bonn.
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