• August Wilhelm von Schlegel to Philipp Joseph von Rehfues

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Unknown · Date: 24.11.1831
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Philipp Joseph von Rehfues
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 24.11.1831
    Manuscript
  • Provider: Bonn, Universitäts- und Landesbibliothek
  • OAI Id: 1917516
  • Classification Number: S 1392 : 14
  • Number of Pages: 1 e. Br. (1 Doppelbl.=4 S.)
  • Particularities: Mit Empfangsvermerk Rehfuesʼ und Anstreichungen
  • Incipit: „[1] Paris d. 24 sten Nov.
    1831.
    Hochzuverehrender Herr Geheime-Rath!
    Ew. Hochwohlgeboren zu schreiben, habe ich mich schon längst verpflichtet gefühlt: Sie kennen [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Strobel, Jochen
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[1] Paris d. 24 sten Nov.
1831.
Hochzuverehrender Herr Geheime-Rath!
Ew. Hochwohlgeboren zu schreiben, habe ich mich schon längst verpflichtet gefühlt: Sie kennen indessen diese Hauptstadt, und wissen, wie man in den Wirbel hinein geräth; vollends wer so viele Anknüpfungs-Punkte ehemaliger Bekanntschaften vorfindet wie ich, und neben den gesellschaftlichen Anfoderungen wissenschaftliche Zwecke zu verfolgen hat. Jetzt aber habe ich einen Bewegungsgrund, meinen Brief nicht länger zu verschieben. Ich bin vor wenigen Tagen durch eine Ehrenbezeugung, ich kann wohl sagen, überrascht worden: der König hat mich zum Ritter der Ehren-Legion ernannt. Die näheren Umstände werden Sie aus meinem Schreiben an Herrn Staatsminister von Altenstein ersehen, welches ich so frei bin abschriftlich beizulegen. Ich bin Ihrer Theilnahme an einem für mich so angenehmen Ereignisse gewiß; eine solche Anerkennung ist vielleicht auch für den auswärtigen Ruf unserer Universität nicht ganz gleichgültig. Eine kurze Anzeige in der Cölnischen Zeitung wäre vielleicht nicht unzweckmäßig, welches jedoch Ew. Hochwohlgeboren geneigtem Ermessen überlassen bleibt.
[2] England habe ich nicht aus den Augen verloren: aber bis jetzt war der Zeitpunkt allzu ungünstig. So lange die große Frage noch nicht entschieden ist, hat niemand dort Ohr und Sinn für irgend etwas andres, am wenigsten für entfernt liegende gelehrte Gegenstände. Unterdessen suche ich meine dortigen Geschäfte von hieraus zu fördern. Wegen des Druckes meiner Schrift bin ich in Unterhandlung. Mit dem Dr. Stenzler habe ich wegen der fortzusetzenden Collation des Ramayana eine Übereinkunft getroffen. Ich muß ihm freilich die Arbeit aus eignen Mitteln vergüten, dieß reicht aber nicht hin, um in dem theuern London zu leben. Ich werde deßhalb für diesen verdienstvollen und liebenswürdigen jungen Gelehrten bei dem Ministerium um eine Unterstützung anhalten: diese fällt dann auf keinen Fall unserer Universitäts-Casse zur Last. Hr. Alex. von Humboldt hat mir seine Mitwirkung versprochen.
Wann ich nach England hinübergehe, das hängt von den politischen Aussichten ab; wie lange ich dort bleibe, das wird sich nach der Aufnahme richten, die ich finde. Auf jeden Fall werde ich, wo nicht früher, doch sehr zeitig im Frühlinge in Bonn wieder eintreffen. Da ich mich zu einer großen Reise nur nach langem Zögern entschließe, auch immer beträchtliche Schwierigkeiten zu überwinden sind, ehe man sich von der Heimath los macht, so denke ich, ist es gerathen, einmal [3] unterwegs, die Zwecke so vollständig wie möglich zu erreichen. Unterdessen bin ich hier auf das beste aufgehoben: ich lebe abwechselnd in den glänzendsten Zirkeln der großen Welt, und im Schooße freundschaftlicher Gastfreiheit, in einer erlauchten edlen und geistreichen Familie. Die Betrachtung merkwürdiger Gegenstände, mannichfaltige schriftliche und mündliche Mittheilungen der Gelehrten, erheitern und erfrischen meinen Geist, der unter der Einförmigkeit des täglichen Lebens nur allzu leicht ermüdet. Daneben arbeite ich nicht wenig: ich habe ein beträchtlich starkes Manuscript schon zur Hälfte abgeschrieben.
Da unser Lections-Catalog immer so zeitig nach Berlin eingesendet werden muß, so ist es nöthig schon jetzt darauf bedacht zu seyn, wie ich meine Stelle darin ausfüllen will. Dazu wäre für jetzt nichts erfoderlich, als die auf den Winter angekündigten Vorlesungen, in das Sommer-halbe Jahr zu verlegen. Bin ich erst wieder gesund eingetroffen, so wird sich das Verzeichniß vielleicht noch vermehren lassen: wiewohl ich bei der allgemeinen Richtung unserer Studirenden befürchten muß, daß meine Vorlesungen nicht sonderlich vermißt werden.
Ich wünsche von ganzem Herzen, daß Ew. Hochwohlgeboren mit den Ihrigen, die schlimme [4] Jahreszeit, die sich hier bis jetzt leidlich ankündigt, in vollkommner Gesundheit zubringen mögen; und ich freue mich auf den Zeitpunkt, wo ich die Ehre haben werde, Ihnen die Versicherung der ausgezeichneten Verehrung werde erneuern können, womit ich unveränderlich verbleibe,
Ew. Hochwohlgeboren
gehorsamster
AW von Schlegel
Adresse:
Rue de lʼUniversité 90
chez MʼLe Duc de Broglie
Ich lege auch die Abschrift des Schreibens bei, womit ich die dem Könige von Frankreich zu überreichenden Indischen Werke begleite.
[1] 1831.
pr. d. 30. Nov. 31
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[1] Paris d. 24 sten Nov.
1831.
Hochzuverehrender Herr Geheime-Rath!
Ew. Hochwohlgeboren zu schreiben, habe ich mich schon längst verpflichtet gefühlt: Sie kennen indessen diese Hauptstadt, und wissen, wie man in den Wirbel hinein geräth; vollends wer so viele Anknüpfungs-Punkte ehemaliger Bekanntschaften vorfindet wie ich, und neben den gesellschaftlichen Anfoderungen wissenschaftliche Zwecke zu verfolgen hat. Jetzt aber habe ich einen Bewegungsgrund, meinen Brief nicht länger zu verschieben. Ich bin vor wenigen Tagen durch eine Ehrenbezeugung, ich kann wohl sagen, überrascht worden: der König hat mich zum Ritter der Ehren-Legion ernannt. Die näheren Umstände werden Sie aus meinem Schreiben an Herrn Staatsminister von Altenstein ersehen, welches ich so frei bin abschriftlich beizulegen. Ich bin Ihrer Theilnahme an einem für mich so angenehmen Ereignisse gewiß; eine solche Anerkennung ist vielleicht auch für den auswärtigen Ruf unserer Universität nicht ganz gleichgültig. Eine kurze Anzeige in der Cölnischen Zeitung wäre vielleicht nicht unzweckmäßig, welches jedoch Ew. Hochwohlgeboren geneigtem Ermessen überlassen bleibt.
[2] England habe ich nicht aus den Augen verloren: aber bis jetzt war der Zeitpunkt allzu ungünstig. So lange die große Frage noch nicht entschieden ist, hat niemand dort Ohr und Sinn für irgend etwas andres, am wenigsten für entfernt liegende gelehrte Gegenstände. Unterdessen suche ich meine dortigen Geschäfte von hieraus zu fördern. Wegen des Druckes meiner Schrift bin ich in Unterhandlung. Mit dem Dr. Stenzler habe ich wegen der fortzusetzenden Collation des Ramayana eine Übereinkunft getroffen. Ich muß ihm freilich die Arbeit aus eignen Mitteln vergüten, dieß reicht aber nicht hin, um in dem theuern London zu leben. Ich werde deßhalb für diesen verdienstvollen und liebenswürdigen jungen Gelehrten bei dem Ministerium um eine Unterstützung anhalten: diese fällt dann auf keinen Fall unserer Universitäts-Casse zur Last. Hr. Alex. von Humboldt hat mir seine Mitwirkung versprochen.
Wann ich nach England hinübergehe, das hängt von den politischen Aussichten ab; wie lange ich dort bleibe, das wird sich nach der Aufnahme richten, die ich finde. Auf jeden Fall werde ich, wo nicht früher, doch sehr zeitig im Frühlinge in Bonn wieder eintreffen. Da ich mich zu einer großen Reise nur nach langem Zögern entschließe, auch immer beträchtliche Schwierigkeiten zu überwinden sind, ehe man sich von der Heimath los macht, so denke ich, ist es gerathen, einmal [3] unterwegs, die Zwecke so vollständig wie möglich zu erreichen. Unterdessen bin ich hier auf das beste aufgehoben: ich lebe abwechselnd in den glänzendsten Zirkeln der großen Welt, und im Schooße freundschaftlicher Gastfreiheit, in einer erlauchten edlen und geistreichen Familie. Die Betrachtung merkwürdiger Gegenstände, mannichfaltige schriftliche und mündliche Mittheilungen der Gelehrten, erheitern und erfrischen meinen Geist, der unter der Einförmigkeit des täglichen Lebens nur allzu leicht ermüdet. Daneben arbeite ich nicht wenig: ich habe ein beträchtlich starkes Manuscript schon zur Hälfte abgeschrieben.
Da unser Lections-Catalog immer so zeitig nach Berlin eingesendet werden muß, so ist es nöthig schon jetzt darauf bedacht zu seyn, wie ich meine Stelle darin ausfüllen will. Dazu wäre für jetzt nichts erfoderlich, als die auf den Winter angekündigten Vorlesungen, in das Sommer-halbe Jahr zu verlegen. Bin ich erst wieder gesund eingetroffen, so wird sich das Verzeichniß vielleicht noch vermehren lassen: wiewohl ich bei der allgemeinen Richtung unserer Studirenden befürchten muß, daß meine Vorlesungen nicht sonderlich vermißt werden.
Ich wünsche von ganzem Herzen, daß Ew. Hochwohlgeboren mit den Ihrigen, die schlimme [4] Jahreszeit, die sich hier bis jetzt leidlich ankündigt, in vollkommner Gesundheit zubringen mögen; und ich freue mich auf den Zeitpunkt, wo ich die Ehre haben werde, Ihnen die Versicherung der ausgezeichneten Verehrung werde erneuern können, womit ich unveränderlich verbleibe,
Ew. Hochwohlgeboren
gehorsamster
AW von Schlegel
Adresse:
Rue de lʼUniversité 90
chez MʼLe Duc de Broglie
Ich lege auch die Abschrift des Schreibens bei, womit ich die dem Könige von Frankreich zu überreichenden Indischen Werke begleite.
[1] 1831.
pr. d. 30. Nov. 31
· Beiliegender Brief von/an A.W. Schlegel , [24. November 1831]
· Bonn, Universitäts- und Landesbibliothek
· S 1392 : 14 : Beil.
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