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Unendliche Freude haben mir deine Briefe gemacht, deine Liebe, deine Theilnahme noch zu besitzen woran ich beynahe zu zweifeln anfing! du kannst denken wie mir das Herz dabey aufging, <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB28347"/>mein Gustchen<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE28347"/> war auch ganz wie berauscht sie wollte gleich zu dir hin, ich mußte ihr erst recht begreiflich machen, daß der Weg über <anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB28348"/>Bonn<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE28348"/> nach <anchor type="b" n="354" ana="10" xml:id="NidB28363"/>München<anchor type="e" n="354" ana="10" xml:id="NidE28363"/> ein bischen gar zu sehr aus dem Wege wäre, aber der Gedanke ist danach fest bey ihr, besuchen muß sie dich ich muß dir nur gestehen sie war ... bitter und böse auf dich, daß sie keine Antwort aus dich herauspreßen konnte, aber nun war auch ihr Triumph desto größer. Sie hatte gehört du wärst in Baden, da hatte sie einem <hi rend="overstrike:1">jungen</hi> Freunde, aufgetragen dich auf zu suchen und ihm mündlichen Auftrag an dir gegeben kurz sie ließ <hi rend="overstrike:1">und</hi> nun einmal nicht locker das drollichte Ding hat es gar zu gerne solche berühnte Onkels zu haben. Du wirst schon von dem guten Professor Neke gehört haben, daß wir uns entschloßen <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB28350"/>meine Tochter<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE28350"/> nach München reisen zu laßen, etwas geschehen mußte, und da war dieß das schädlichste schon die Veränderung des Orts thut vil, es ist wie eine P<hi rend="offset:-4">f</hi>lanze die nicht immerwährend in dem nämlichen Boden gedeiht. Auch aus den <milestone unit="start" n="275"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="275"/> häuslichen Verhältnißen gerißen zu werden, ist ihr gut, vorigen Winter wurde sie beynahe Muthlos, es geschieht auch in Dresden gar zu wenig, Hinderniße überall, kein einziger Künstler den es am Herzen liegt Schüler zu ziehen alles wird den Frauen erschwert, auch nicht einmal nach den Abgüßen dürfen sie zeichnen auch wenn sie sich ganz allein darinnen einschließen laßen die Antiken sind so schlecht beleuchtet daß es sich von selbst verbietet. Gemälde sollen gar nicht herunter genommen werden, als die gewöhnlichen von allen Schülern hundert mal abgedroschen Gustchen stand ihr Sinn diesen Sommer nach dem Holbeinschen Bilde, es wäre Verbot, es nicht herunter zu nehmen, es gienge nicht, so ging es mit noch einigen, sie war ganz trostlos als ein besondres Glück, Gustchen eine Bestellung zu führte grade von dieser Madonna von dem General Witzleben in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB28352"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE28352"/>. Und nun connivirte man anfänglich hieß es man wolle es ihr einige Tage herüber heben zum aufzeichnen, Friese wäre jetzt nicht da, aber so gieng es fort es blieb unten, Friesen begünstigte sie unter der Hand da er nicht grade zu sein Verbot aufheben wollte. Es kam ein neues Leben in meiner Tochter, es war nun auch ihre Ehre im Spiel, es gerieth auch über erwarten, alles hat ihr Beyfall gezollt, die Profeßoren haben alle er...t daß sie die Erste unter den Copistinnen hier wäre, und die Fräulein Win.el trotz ihrer großen Pratick, und Farbenglanz, hinter <milestone unit="start" n="276"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="276"/> meine Tochter gesetzt, du kannst denken wie wohl ihr das gethan, auch hat sie zwey sehr gute Portraits gemacht, die sprechend ähnlich sind. Ein großer Vortheil bey dieser Reise ist daß sie nun ganz als eine Schülerinn der Kunst auftritt und bey allem die damit <hi rend="offset:4">sichrer</hi> zu thun haben als solche bekannt geworden ist, mein Mann hat auch schon angebaut, daß bey einer weitern Reise ihr etwas Unterstützung gegeben würde, welches mir darum sehr wichtig seyn würde, welches mir darum sehr wichtig seyn würde, weil es einmal zu einer Pension als Künstlerinn führen kann, welches ich hauptsächlich im Augenmerk habe. Was ihr hier abgeht findet sie in München, die Anstalten sollen <hi rend="family:Courier">unique</hi> seyn. 30 Zeichensäale werden geheizt, jede Figur wird durch eine Maschinerie in das beste Licht für den Schüler gestellt, hundert und siebzig Schüler und Schülerinnen sind da, auch bekomt Gustchen einen weiblichen Akt ins Haus wenn sie will, den muß sie sogleich behalten auch zum <hi rend="family:Courier">componiren</hi> geschieht ihnen aller mögliche Vorschuß, es sitzen ihnen Menschen in den verlangten Stellungen mit der gehörigen <hi rend="family:Courier">Draperie</hi>, ein eignes geheiztes Zimmer alles auf Kosten des Königs. Gustchen ist mit der größten Artigkeit von allen empfangen worden, <anchor type="b" n="4984" ana="11" xml:id="NidB28353"/>der HofMaler Stieler<anchor type="e" n="4984" ana="11" xml:id="NidE28353"/> ein ausgezeichneter PortraitMaler nimmt sich ihrer als warmer Freund an <milestone unit="start" n="277"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="277"/> kurz es geht alles sehr gut, nur daß der Aufenthalt theurer ist als wir berechnet der eintretende Landtag macht die Gu... theuer. Ueberhaupt ist die <hi rend="overstrike:1">ganze</hi> Stadt in Zunahme, <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB28354"/>mein Schwiegersohn<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE28354"/> hat sie fast nicht wieder erkannt, die Vorstädte sind noch im Werden, aber nach dem größten Styl es sollen jetzt 81.000 Einwohner darin seyn <lb/>Du scheinst in deinem Briefe darauf anzuspielen daß Gustchen manches allein unternehmen sollte, ohne ihren Mann, das ist aber nicht thunlich lieber Bruder. Für erste kann Gustchen einen Mann nicht seinem eignen Schicksal überlaßen (es wäre als wolle sie ihn den Wellen des Meeres Preiß geben) der in nichts gegen sie <hi rend="family:Courier">manquirt</hi> hat, er ist ihr unverwandt treu, macht keine Schulden <milestone unit="start" n="103"/>*und ist ein zärtlicher Vater<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Einfügung des Schreibers am linken Blattrand</title></note><milestone unit="end" n="103"/>, und sie leben innig verbunden mit einander, sollten wir ihn unterdeßen bey uns behalten, dafür bedanke ich mich das würde auch sehr schlecht ablaufen, denn ich habe nicht dieselbe Vorliebe für ihn wie Gustchen wenn er nun indeßen Schulden machte oder sich in Verirrungen einließe Gustchen würde ihr Vermögen dran setzen ihn zu retten, auch würde sie sich den allgemeinen Tadel der Welt zuziehen da sie jetzt ihre Verehrung hat. Dann hat Gustchen auch einen Beschützer in der Fremde nöthig und dazu paßt er gut, so allein aufzutreten <milestone unit="start" n="278"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="278"/> das würde ihr sehr hart ankommen es stellte auch Gustchen einer üblen Nachrede bloß, jung, hübsch würde jede ihrer Schritte bekrittelt werden, ein Mann der ihr ein bischen die <hi rend="family:Courier">cour</hi> machte, würde eine schlimme Auslegung bekommenm so ist er ein Ehrenwächter, sie kann frey und unschuldig unter seinen Augen mit Männern umgehen, seine Gegenwart entfernt jeden ungeziemenden Gedanken bey diesen, übrigens würde er auch darüber keinen Spas verstehen, denn sein Ehrgefühl ist sehr rege. Kosten macht es auch nicht mehr ganz allein kann sie doch nicht reisen, sie müßte also eine weibliche Bedienung haben, und die ernähren, er macht übrigens keine Pretensions, das logis ist nicht größer seinetwegen als wenn er nicht dabey wäre, und in Ansehung der Oekonomie hat er durch seine ...te Erfahrung mehr Behutsamkeit erworben als Gustchen allein haben würde, w.l.s betrift als Gesellschafterinn bey einer vornehmen Dame daß ist nichts dabey gedeiht keine Kunst, und diese Herrschaften verstehen gar nicht was man ihnen aufopfert wenn man ihnen seine Zeit hingiebt, sie rechnen es vielleicht noch als ein Geschenk an. Wir wollen also gern nicht eingreifen in <milestone unit="start" n="279"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="279"/> eines Menschenschicksal alles gehn laßen wie es kam, haben wir wirklich eine Seele wenn verdorben errettet dann ist es doch auch was großes was geschehen. Das wir Eltern nicht manches zu dulden und zu tragen haben das will ich freylich nicht läugnen, wir müssen es also ansehen als den Weg der Gustchen durch den wir uns läutern, und der Vollkommenheit näher kommen. Wenn man sich in seine unglückliche Lage hinein denkt wie tief so ein stolzer Charakter die die demüthigende Abghängigkeit fühlen muß, in der er von uns ist, so muß es einen dauren freylich ist dieses selbst verschuldet, desto tiefer aber der Stachel, obgleich mag es ihn kränken, daß wir so wenig daran setzen ihn zu <hi rend="family:Courier">poussiren</hi>, dazu halten wir uns aber gar nicht verpflichtet, das ist nun einmal verfehlt, und wir wenden es lieber an das weit sichrere Haupt unsrer Tochter oder schlagen es zum Capital als mit vergeblichen Versuchen der Art das Geld zu verthun. es ist doch nun mit der göttlichen Gnade gelungen 1700 rth. von unsren Häusern abzutragen, wenn es uns nun noch gelingen sollte, die letzten 1000, (und so abzutragen und noch ein kleines Capital zur Deckung der Unkosten des Hauses, so wäre dieses doch ein reiner Ertrag der gut <hi rend="family:Courier">menagirt</hi>, die allernothwendigsten Bedürfniße der Familie <milestone unit="start" n="280"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="280"/> deckte, freylich wird wohl nun jetzt ein Riß darinn geschehen, besonders wenn ich noch eine Pariser Reise bewerkstelligen könnte, auf die mein ganzer Sein gerichtet ist, weil es ihr erst den rechten Stempel geben würde. Indeßen ein Capital aufnehmen thuen wir nun einmal bestimt nicht, Rückwärts dürfen wir nicht wieder gehen da <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB28355"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB28356"/>Kinder<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE28356"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE28355"/> da sind, sollte es möglich zu machen seyn rechne ich ganz auf deine <hi rend="family:Courier">Protection</hi><lb/>Du kannst ihr die Wege bahnen, man hat mir gesagt man könne eben so wohlfeil wie in jeder andern Stadt dort leben wenn man es nur verstünde.<lb/><anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB28357"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB28358"/>Die zwey Kinder<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE28358"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE28357"/> sind kräftig und gesund versprechen intereßant wenn auch nicht schön zu werden, schöne Augen und ein gut gebauter Körper haben sie beide, die älteste verspricht viel Verstand, wie man es bey einem Kinde von 2½ Jahren erwarten kann ich widme mich ihnen ganz, werde aber auch dafür belohnt, ich habe mir recht von Herrn Näken alle <hi rend="family:Courier">details</hi> über dich erzählen laßen, du wohnst so schön, alles <hi rend="family:Courier">elegant</hi>, das läßt sich von dir erwarten wie würde dir deine unmoderne alte Schwester vorkommen, doch der Geist hoffe ich ist noch immer derselbe der Kummer <milestone unit="start" n="281"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="281"/> hat ihn nicht ganz nieder beugen können könnte es doch möglich seyn, <hi rend="offset:4">dich wieder zu sehen</hi> daß wäre doch einmal wieder ein Jugendfunke in einem Leben, ich will daran glauben daß es noch einmal geschieht, übrigens schicke mir doch mit, was ich von deinem sehr gelehrten thun und treiben verstehen kann daß ich so vil möglich mit dir fortlebe<lb/>Schreibst du einmal wieder an Gustchen so erwähne doch Buttlars, ich habe es gemerkt daß es in deinem letzten Briefe ihn tief gekränkt hat.<lb/><anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB28359"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE28359"/> führt ein glücklich Leben, ich fürchte nur sie laßen sich in zu vil <hi rend="family:Courier">depensen</hi> entrainiren wenn das Haus einmal ge...et ist und alles herzu strömt, läßt sich nicht gut hemmen, er wird <hi rend="family:Courier">adorirt</hi> ein Haus machen, um dabey die angenehmste Unterhaltung durch sein Vorlesen schaffen daß läßt man sich nicht umsonst anbieten übrigens beabsichtigt er auch wohl dabey vile und vornehme Parthien für seine Tochter. Man spricht schon lange von <anchor type="b" n="135" ana="11" xml:id="NidB28360"/>dem Graf Kalkreuth<anchor type="e" n="135" ana="11" xml:id="NidE28360"/>, dieser Mann scheint mir aber seht stolz auf seine Familie, dann glaube ich würde ihr catholisch schon ein Hinderniß, man <hi rend="background:#ff80ff">muß</hi> schon ist die Liebe groß so überwindet sie alles. die jüngste ist vil schöner soll aber nicht so klug seyn beide sind sehr gut gezogne gesittete bescheidne <milestone unit="start" n="89"/>Mädchen. <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB28361"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE28361"/> bewirbt sich glaube ich um etwas, wollte Gott daß es ihm gelänge doch währt es mir zu lange daß ich keine Nachricht bekomme ich fürchte es ist wieder gescheitert. <anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB28362"/>Mein guter Ernst<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE28362"/> befindet sich wohl, und grüßt seinen lieben Bruder herzlich <milestone unit="start" n="282"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="282"/> Schreib mir bald wenn es möglich ist, wenn auch nur ein paar Zeilen und ob du die Münchner Reise app...st. 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Unendliche Freude haben mir deine Briefe gemacht, deine Liebe, deine Theilnahme noch zu besitzen woran ich beynahe zu zweifeln anfing! du kannst denken wie mir das Herz dabey aufging, <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB28347"/>mein Gustchen<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE28347"/> war auch ganz wie berauscht sie wollte gleich zu dir hin, ich mußte ihr erst recht begreiflich machen, daß der Weg über <anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB28348"/>Bonn<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE28348"/> nach <anchor type="b" n="354" ana="10" xml:id="NidB28363"/>München<anchor type="e" n="354" ana="10" xml:id="NidE28363"/> ein bischen gar zu sehr aus dem Wege wäre, aber der Gedanke ist danach fest bey ihr, besuchen muß sie dich ich muß dir nur gestehen sie war ... bitter und böse auf dich, daß sie keine Antwort aus dich herauspreßen konnte, aber nun war auch ihr Triumph desto größer. 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Gemälde sollen gar nicht herunter genommen werden, als die gewöhnlichen von allen Schülern hundert mal abgedroschen Gustchen stand ihr Sinn diesen Sommer nach dem Holbeinschen Bilde, es wäre Verbot, es nicht herunter zu nehmen, es gienge nicht, so ging es mit noch einigen, sie war ganz trostlos als ein besondres Glück, Gustchen eine Bestellung zu führte grade von dieser Madonna von dem General Witzleben in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB28352"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE28352"/>. Und nun connivirte man anfänglich hieß es man wolle es ihr einige Tage herüber heben zum aufzeichnen, Friese wäre jetzt nicht da, aber so gieng es fort es blieb unten, Friesen begünstigte sie unter der Hand da er nicht grade zu sein Verbot aufheben wollte. Es kam ein neues Leben in meiner Tochter, es war nun auch ihre Ehre im Spiel, es gerieth auch über erwarten, alles hat ihr Beyfall gezollt, die Profeßoren haben alle er...t daß sie die Erste unter den Copistinnen hier wäre, und die Fräulein Win.el trotz ihrer großen Pratick, und Farbenglanz, hinter <milestone unit="start" n="276"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="276"/> meine Tochter gesetzt, du kannst denken wie wohl ihr das gethan, auch hat sie zwey sehr gute Portraits gemacht, die sprechend ähnlich sind. Ein großer Vortheil bey dieser Reise ist daß sie nun ganz als eine Schülerinn der Kunst auftritt und bey allem die damit <hi rend="offset:4">sichrer</hi> zu thun haben als solche bekannt geworden ist, mein Mann hat auch schon angebaut, daß bey einer weitern Reise ihr etwas Unterstützung gegeben würde, welches mir darum sehr wichtig seyn würde, welches mir darum sehr wichtig seyn würde, weil es einmal zu einer Pension als Künstlerinn führen kann, welches ich hauptsächlich im Augenmerk habe. Was ihr hier abgeht findet sie in München, die Anstalten sollen <hi rend="family:Courier">unique</hi> seyn. 30 Zeichensäale werden geheizt, jede Figur wird durch eine Maschinerie in das beste Licht für den Schüler gestellt, hundert und siebzig Schüler und Schülerinnen sind da, auch bekomt Gustchen einen weiblichen Akt ins Haus wenn sie will, den muß sie sogleich behalten auch zum <hi rend="family:Courier">componiren</hi> geschieht ihnen aller mögliche Vorschuß, es sitzen ihnen Menschen in den verlangten Stellungen mit der gehörigen <hi rend="family:Courier">Draperie</hi>, ein eignes geheiztes Zimmer alles auf Kosten des Königs. Gustchen ist mit der größten Artigkeit von allen empfangen worden, <anchor type="b" n="4984" ana="11" xml:id="NidB28353"/>der HofMaler Stieler<anchor type="e" n="4984" ana="11" xml:id="NidE28353"/> ein ausgezeichneter PortraitMaler nimmt sich ihrer als warmer Freund an <milestone unit="start" n="277"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="277"/> kurz es geht alles sehr gut, nur daß der Aufenthalt theurer ist als wir berechnet der eintretende Landtag macht die Gu... theuer. Ueberhaupt ist die <hi rend="overstrike:1">ganze</hi> Stadt in Zunahme, <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB28354"/>mein Schwiegersohn<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE28354"/> hat sie fast nicht wieder erkannt, die Vorstädte sind noch im Werden, aber nach dem größten Styl es sollen jetzt 81.000 Einwohner darin seyn <lb/>Du scheinst in deinem Briefe darauf anzuspielen daß Gustchen manches allein unternehmen sollte, ohne ihren Mann, das ist aber nicht thunlich lieber Bruder. Für erste kann Gustchen einen Mann nicht seinem eignen Schicksal überlaßen (es wäre als wolle sie ihn den Wellen des Meeres Preiß geben) der in nichts gegen sie <hi rend="family:Courier">manquirt</hi> hat, er ist ihr unverwandt treu, macht keine Schulden <milestone unit="start" n="103"/>*und ist ein zärtlicher Vater<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Einfügung des Schreibers am linken Blattrand</title></note><milestone unit="end" n="103"/>, und sie leben innig verbunden mit einander, sollten wir ihn unterdeßen bey uns behalten, dafür bedanke ich mich das würde auch sehr schlecht ablaufen, denn ich habe nicht dieselbe Vorliebe für ihn wie Gustchen wenn er nun indeßen Schulden machte oder sich in Verirrungen einließe Gustchen würde ihr Vermögen dran setzen ihn zu retten, auch würde sie sich den allgemeinen Tadel der Welt zuziehen da sie jetzt ihre Verehrung hat. Dann hat Gustchen auch einen Beschützer in der Fremde nöthig und dazu paßt er gut, so allein aufzutreten <milestone unit="start" n="278"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="278"/> das würde ihr sehr hart ankommen es stellte auch Gustchen einer üblen Nachrede bloß, jung, hübsch würde jede ihrer Schritte bekrittelt werden, ein Mann der ihr ein bischen die <hi rend="family:Courier">cour</hi> machte, würde eine schlimme Auslegung bekommenm so ist er ein Ehrenwächter, sie kann frey und unschuldig unter seinen Augen mit Männern umgehen, seine Gegenwart entfernt jeden ungeziemenden Gedanken bey diesen, übrigens würde er auch darüber keinen Spas verstehen, denn sein Ehrgefühl ist sehr rege. Kosten macht es auch nicht mehr ganz allein kann sie doch nicht reisen, sie müßte also eine weibliche Bedienung haben, und die ernähren, er macht übrigens keine Pretensions, das logis ist nicht größer seinetwegen als wenn er nicht dabey wäre, und in Ansehung der Oekonomie hat er durch seine ...te Erfahrung mehr Behutsamkeit erworben als Gustchen allein haben würde, w.l.s betrift als Gesellschafterinn bey einer vornehmen Dame daß ist nichts dabey gedeiht keine Kunst, und diese Herrschaften verstehen gar nicht was man ihnen aufopfert wenn man ihnen seine Zeit hingiebt, sie rechnen es vielleicht noch als ein Geschenk an. Wir wollen also gern nicht eingreifen in <milestone unit="start" n="279"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="279"/> eines Menschenschicksal alles gehn laßen wie es kam, haben wir wirklich eine Seele wenn verdorben errettet dann ist es doch auch was großes was geschehen. Das wir Eltern nicht manches zu dulden und zu tragen haben das will ich freylich nicht läugnen, wir müssen es also ansehen als den Weg der Gustchen durch den wir uns läutern, und der Vollkommenheit näher kommen. Wenn man sich in seine unglückliche Lage hinein denkt wie tief so ein stolzer Charakter die die demüthigende Abghängigkeit fühlen muß, in der er von uns ist, so muß es einen dauren freylich ist dieses selbst verschuldet, desto tiefer aber der Stachel, obgleich mag es ihn kränken, daß wir so wenig daran setzen ihn zu <hi rend="family:Courier">poussiren</hi>, dazu halten wir uns aber gar nicht verpflichtet, das ist nun einmal verfehlt, und wir wenden es lieber an das weit sichrere Haupt unsrer Tochter oder schlagen es zum Capital als mit vergeblichen Versuchen der Art das Geld zu verthun. es ist doch nun mit der göttlichen Gnade gelungen 1700 rth. von unsren Häusern abzutragen, wenn es uns nun noch gelingen sollte, die letzten 1000, (und so abzutragen und noch ein kleines Capital zur Deckung der Unkosten des Hauses, so wäre dieses doch ein reiner Ertrag der gut <hi rend="family:Courier">menagirt</hi>, die allernothwendigsten Bedürfniße der Familie <milestone unit="start" n="280"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="280"/> deckte, freylich wird wohl nun jetzt ein Riß darinn geschehen, besonders wenn ich noch eine Pariser Reise bewerkstelligen könnte, auf die mein ganzer Sein gerichtet ist, weil es ihr erst den rechten Stempel geben würde. Indeßen ein Capital aufnehmen thuen wir nun einmal bestimt nicht, Rückwärts dürfen wir nicht wieder gehen da <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB28355"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB28356"/>Kinder<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE28356"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE28355"/> da sind, sollte es möglich zu machen seyn rechne ich ganz auf deine <hi rend="family:Courier">Protection</hi><lb/>Du kannst ihr die Wege bahnen, man hat mir gesagt man könne eben so wohlfeil wie in jeder andern Stadt dort leben wenn man es nur verstünde.<lb/><anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB28357"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB28358"/>Die zwey Kinder<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE28358"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE28357"/> sind kräftig und gesund versprechen intereßant wenn auch nicht schön zu werden, schöne Augen und ein gut gebauter Körper haben sie beide, die älteste verspricht viel Verstand, wie man es bey einem Kinde von 2½ Jahren erwarten kann ich widme mich ihnen ganz, werde aber auch dafür belohnt, ich habe mir recht von Herrn Näken alle <hi rend="family:Courier">details</hi> über dich erzählen laßen, du wohnst so schön, alles <hi rend="family:Courier">elegant</hi>, das läßt sich von dir erwarten wie würde dir deine unmoderne alte Schwester vorkommen, doch der Geist hoffe ich ist noch immer derselbe der Kummer <milestone unit="start" n="281"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="281"/> hat ihn nicht ganz nieder beugen können könnte es doch möglich seyn, <hi rend="offset:4">dich wieder zu sehen</hi> daß wäre doch einmal wieder ein Jugendfunke in einem Leben, ich will daran glauben daß es noch einmal geschieht, übrigens schicke mir doch mit, was ich von deinem sehr gelehrten thun und treiben verstehen kann daß ich so vil möglich mit dir fortlebe<lb/>Schreibst du einmal wieder an Gustchen so erwähne doch Buttlars, ich habe es gemerkt daß es in deinem letzten Briefe ihn tief gekränkt hat.<lb/><anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB28359"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE28359"/> führt ein glücklich Leben, ich fürchte nur sie laßen sich in zu vil <hi rend="family:Courier">depensen</hi> entrainiren wenn das Haus einmal ge...et ist und alles herzu strömt, läßt sich nicht gut hemmen, er wird <hi rend="family:Courier">adorirt</hi> ein Haus machen, um dabey die angenehmste Unterhaltung durch sein Vorlesen schaffen daß läßt man sich nicht umsonst anbieten übrigens beabsichtigt er auch wohl dabey vile und vornehme Parthien für seine Tochter. Man spricht schon lange von <anchor type="b" n="135" ana="11" xml:id="NidB28360"/>dem Graf Kalkreuth<anchor type="e" n="135" ana="11" xml:id="NidE28360"/>, dieser Mann scheint mir aber seht stolz auf seine Familie, dann glaube ich würde ihr catholisch schon ein Hinderniß, man <hi rend="background:#ff80ff">muß</hi> schon ist die Liebe groß so überwindet sie alles. die jüngste ist vil schöner soll aber nicht so klug seyn beide sind sehr gut gezogne gesittete bescheidne <milestone unit="start" n="89"/>Mädchen. <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB28361"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE28361"/> bewirbt sich glaube ich um etwas, wollte Gott daß es ihm gelänge doch währt es mir zu lange daß ich keine Nachricht bekomme ich fürchte es ist wieder gescheitert. <anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB28362"/>Mein guter Ernst<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE28362"/> befindet sich wohl, und grüßt seinen lieben Bruder herzlich <milestone unit="start" n="282"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="282"/> Schreib mir bald wenn es möglich ist, wenn auch nur ein paar Zeilen und ob du die Münchner Reise app...st. 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