• Henriette Ernst to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Amsterdam · Date: 25.08.1793 bis 27.08.1793
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Henriette Ernst
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Amsterdam
  • Date: 25.08.1793 bis 27.08.1793
  • Notations: Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-33449
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.7,Nr.73
  • Number of Pages: 6S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,7 x 11,3 cm; 18,6 x 12,4 cm
  • Incipit: „[1] 1793 den 25sten August
    Liebster Bruder,
    Dein letzter Brief traf gerade hier ein, wie wir nach unserer Art, ein sehr wüstes [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] 1793 den 25sten August
Liebster Bruder,
Dein letzter Brief traf gerade hier ein, wie wir nach unserer Art, ein sehr wüstes Leben führten; wie die jungen Schindlers hier waren! Wir sind recht vergnügt zusammen gewesen, Morgens Mitt Nachmittags Abends beständig auf Promenaden, und auf den Füßen. Du wirst daß leicht begreifen können wenn ich dir sage daß wir binnen den 8 Tagen daß sie hier waren, auf Platen Garten, den Lindner Berge Herrenhausen, Monbrillant, dem Neuenhausen, Wallmoden, Wangen[2]heims Garten, Marienwerder & gewesen, und dabey noch alles sehnswürdige von H. gesehen, Bibliothek des Herzogs Palais &. ja sogar haben wir hier in unserer großen Laube ein paar mal getanzt den Abend nach Tisch; einmahl hatten wir einige Prager, daß andere mal Hoboisten. Mir deucht daß sie alle 3 in den 2 Jahren daß ich sie nicht gesehen gewonnen hatten. Caroline ist ein sehr hübsches Mädchen; sie hat sich bey meinen beyden Eltern sehr insinuirt. Sie wird nun doch ihres Herzens Wunsch erfüllt sehen, nemlich dem Herrn (Koch, ihren vormahligen Lehrer) zu theil zu wer[3]den! Der Vater giebt zwar seine Einwilligung nicht gerne, aber er giebt sie doch. Koch hat eine Predigerstelle in einer kleinen sächsischen Stadt, von ohngefehr 500 bis 600 Rth. bekommen.
Man kann sich nun freilich keine rechte idée machen, wie sie sich als Landprediger Frau paßen wird; da sie bisher nicht nur alles sehr bequem sondern auch elegant und reichlich gewöhnt gewesen. Die Eltern kamen um sie abzuholen und blieben einen Tag da, es sollte eigentlich eine Surprise seyn, aber es wurde früher entdeckt, und es war uns auch lieb um unsere Maaßregeln darnach nehmen zu können. Den Tag hatten wir denn Fremde zu Mittag. Die Tan[4]te Caroline war auch hier. Carolinchen S. suchte den Baum, worin sie mal ehedem ihren Namen mit den deinigen verbunden hinein geschnitzt! Sie hätte dich gerne noch hier gefunden, und hat mir nun, so wie auch ihre Brüder viele Empfe[h]lungen an dir aufgetragen.
Heute Nachmittags, haben wir ziemlich große Teegeselschaft gehabt, wovon ich auch noch ein bischen müde und Luck bin; du must daher mit diesem Briefe so vorlieb nehmen.
Mit Lüchow daß scheint doch immer noch sehr ungewiß zu seyn ob mein Bruder wird Rechnung darauf machen können. Man sagt auch daß vielleicht Schrader aus London, von dort aus würde dahin gesetzt werden, ich wollte [5] nur daß die Besetzungen erst überstanden, und alles ins reine wäre, so lange die Ungewisheit dauert daß ist sehr fatal. Uebrigens hat mein Vater sichre Nachrichten daß es eine sehr wünschenswerthe Stelle ist.
Meine Mutter hat den Pirmonter Brunnen bey kleinen Portionen, und daß Bad angefangen, und es scheint ihr auch recht gut zu bekommen. Der Vater befindet sich bis auf einem kleinen Schnupfen der nichts zu bedeuten hat überaus wohl. Wir werden noch wohl ein 4 Wochen hier bleiben auf dem Garten, wenn die Witterung es erlaubt. Den einen Postag den du hier noch hättest zugeben können, kann ich noch gar nicht ver[6]winden.
Die Mutter frägt ob du das Buch schon an den Herrn von Ahrenswaldt geschickt hättest?
Viele herzliche Grüße von allen. Ich eile zu schließen denn eben soll ich mit Carln nach der List nach Papens.
Dienstag Nachmittags H Schlegel
[7] [leer]
[8] [leer]
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[1] 1793 den 25sten August
Liebster Bruder,
Dein letzter Brief traf gerade hier ein, wie wir nach unserer Art, ein sehr wüstes Leben führten; wie die jungen Schindlers hier waren! Wir sind recht vergnügt zusammen gewesen, Morgens Mitt Nachmittags Abends beständig auf Promenaden, und auf den Füßen. Du wirst daß leicht begreifen können wenn ich dir sage daß wir binnen den 8 Tagen daß sie hier waren, auf Platen Garten, den Lindner Berge Herrenhausen, Monbrillant, dem Neuenhausen, Wallmoden, Wangen[2]heims Garten, Marienwerder & gewesen, und dabey noch alles sehnswürdige von H. gesehen, Bibliothek des Herzogs Palais &. ja sogar haben wir hier in unserer großen Laube ein paar mal getanzt den Abend nach Tisch; einmahl hatten wir einige Prager, daß andere mal Hoboisten. Mir deucht daß sie alle 3 in den 2 Jahren daß ich sie nicht gesehen gewonnen hatten. Caroline ist ein sehr hübsches Mädchen; sie hat sich bey meinen beyden Eltern sehr insinuirt. Sie wird nun doch ihres Herzens Wunsch erfüllt sehen, nemlich dem Herrn (Koch, ihren vormahligen Lehrer) zu theil zu wer[3]den! Der Vater giebt zwar seine Einwilligung nicht gerne, aber er giebt sie doch. Koch hat eine Predigerstelle in einer kleinen sächsischen Stadt, von ohngefehr 500 bis 600 Rth. bekommen.
Man kann sich nun freilich keine rechte idée machen, wie sie sich als Landprediger Frau paßen wird; da sie bisher nicht nur alles sehr bequem sondern auch elegant und reichlich gewöhnt gewesen. Die Eltern kamen um sie abzuholen und blieben einen Tag da, es sollte eigentlich eine Surprise seyn, aber es wurde früher entdeckt, und es war uns auch lieb um unsere Maaßregeln darnach nehmen zu können. Den Tag hatten wir denn Fremde zu Mittag. Die Tan[4]te Caroline war auch hier. Carolinchen S. suchte den Baum, worin sie mal ehedem ihren Namen mit den deinigen verbunden hinein geschnitzt! Sie hätte dich gerne noch hier gefunden, und hat mir nun, so wie auch ihre Brüder viele Empfe[h]lungen an dir aufgetragen.
Heute Nachmittags, haben wir ziemlich große Teegeselschaft gehabt, wovon ich auch noch ein bischen müde und Luck bin; du must daher mit diesem Briefe so vorlieb nehmen.
Mit Lüchow daß scheint doch immer noch sehr ungewiß zu seyn ob mein Bruder wird Rechnung darauf machen können. Man sagt auch daß vielleicht Schrader aus London, von dort aus würde dahin gesetzt werden, ich wollte [5] nur daß die Besetzungen erst überstanden, und alles ins reine wäre, so lange die Ungewisheit dauert daß ist sehr fatal. Uebrigens hat mein Vater sichre Nachrichten daß es eine sehr wünschenswerthe Stelle ist.
Meine Mutter hat den Pirmonter Brunnen bey kleinen Portionen, und daß Bad angefangen, und es scheint ihr auch recht gut zu bekommen. Der Vater befindet sich bis auf einem kleinen Schnupfen der nichts zu bedeuten hat überaus wohl. Wir werden noch wohl ein 4 Wochen hier bleiben auf dem Garten, wenn die Witterung es erlaubt. Den einen Postag den du hier noch hättest zugeben können, kann ich noch gar nicht ver[6]winden.
Die Mutter frägt ob du das Buch schon an den Herrn von Ahrenswaldt geschickt hättest?
Viele herzliche Grüße von allen. Ich eile zu schließen denn eben soll ich mit Carln nach der List nach Papens.
Dienstag Nachmittags H Schlegel
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