• Dorothea von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Wien · Place of Destination: Bonn · Date: 09.01.1830
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Dorothea von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Wien
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 09.01.1830
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 362647739
  • Bibliography: Geiger, Ludwig: Dichter und Frauen. Neue Sammlung. Berlin 1899, S. 153‒155.
  • Incipit: „[1] Wien 9. Januar 1830
    Alser Vorstadt, Floriani Gasse No. 96.
    Verehrter Herr Schwager!
    Anliegend erfolgt ein Wechsel von 291 fl. 40 kr. Konventionsmünze, [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34097
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.23,Nr.47
  • Number of Pages: 3S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 25,2 x 21,9 cm
    Language
  • German
[1] Wien 9. Januar 1830
Alser Vorstadt, Floriani Gasse No. 96.
Verehrter Herr Schwager!
Anliegend erfolgt ein Wechsel von 291 fl. 40 kr. Konventionsmünze, welche im Rheinischen 24 fl. Fuß 350 Gulden betragen. Er ist auf Ihren Namen ausgestellt, und auf Sicht zahlbar, so daß es keines weitern endossements bedarf, um sogleich und ohne alles Hinderniß ausgezahlt zu werden. Das Aviso ist von dem Banquier bereits an die Herren Metzler in Frankfurt abgesendet worden.
Ganz unerwartet allerdings kömmt mir des vortrefflichen Freundes Windischmann seine gerechte Forderung! Lebenslang bleibe ich ihm verpflichtet für seine zarte Schonung des Freundes; diese selbst mag auch aber wohl Ursache seyn, daß er, nach so vielen Jahren, diese Schuld endlich völlig vergessen haben mag. Wie herzlich gern ich auch diese Schuld so gleich tilgen möchte, so muß ich doch gestehen, daß ich für jetzt ganz außer Stande bin es zu thun, weil noch vor wenigen Wochen eine andere Forderung der Hermannischen Buchhandlung in Frankfurth an mich ergangen ist, von 170 fl. Konventionsgeld, in welcher ich, da sie sich bey den Landrechten zur gesetzten Zeit nicht gemeldet hatte, allerdings eben so wenig eine Ahndung gehabt hatte, als von der bey Windischmann. Ich habe die Hermannische Forderung berichtet, damit ist es aber auch für jetzt mit meinem Zahlungsvermögen zu Ende! ‒ Es bleibt mir nichts übrig, als dem Antrag gemäß, welchen Sie die Güte hatten mir in Ihrem letzten Schreiben zu machen, die Zahlung Ihrer Schuld dringendern Anforderungen nachstehen zu lassen, dankbar anzunehmen, und Sie zu bitten, daß Sie von der überschickten Summe, dem guten Windischmann in meinem Namen die schuldigen 150 f. zuzustellen, die übrigen 200 f. aber einstweilen als ein a compte annehmen, bis ich im Stande seyn werde das Fehlende zu ersetzen, welches ich am sichersten durch die Fortsetzung der Herausgabe der sämmtlichen Werke, zu bewerkstelligen hoffe, über welche ich mit Herrn Reimer in Unterhandlung getreten bin, dessen definitive [2] Antwort auf unsere billigsten Anträge, ich täglich erwarte. Nebst Cotta, der eine sehr beträchtliche Forderung hat, soll dann gleich auch der Ihnen zukommende Rest berücksichtigt werden, wenn ich nicht schon etwa früher auf irgend eine Art mich dazu im Stande gesetzt sehe. ‒ Alle meine Kräfte will ich dazu verwenden, so viel als immer möglich die Verpflichtungen zu lösen, die den seeligen Friedrich unglücklicher Weise so drückend belasteten! Es ist dabey weiter nichts so verdienstliches, wenn ich mich jetzt der Sorge und dem Kummer nicht entziehe, welche er so lange allein getragen, immer nur darauf bedacht ihn von mir entfernt und geheim zu halten, aus zu vieler zärtlichen Schonung, während er selber sich immer mehr und tiefer hinein verwickelte. So viel an mir liegt, soll kein Gedanke zu seiner Unehre, kein Flecken auf seinem Andenken haften; Ruhe und Frieden seiner liebevollen Seele. . . . . .
Daß Philipp einen Ruf nach Frankfurth erhalten hat, ist nun gewiß, er wird die Reise dahin wohl in den Sommermonathen antreten; einige angefangene Arbeiten al fresco müssen erst noch in Rom vollendet, die Niederkunft seiner Frau abgewartet [3] werden u.s.w. Ob ich nun erst nach Rom reisen, und von dort aus die Familie begleitend wieder nach Deutschland zurückkehre? ob ich von hier aus gleich nach Frankfurth reise? ob ich wohl überhaupt noch dazu gelange eine Reise zu unternehmen das hängt begreiflicher Weise von gar manchen günstigen Umständen ab. Wie sehnlichst ich es wünsche mich mit meiner Familie zu vereinigen, dem geliebten Rheinstrom noch ein Lebewohl zuzurufen, und an seinen lieben Ufern Sie noch einmal und dann noch mehrere werthe Personen dort wieder zu sehen, und mich dann noch mancher guten Stunde zu erinnern, das weiß Gott, sowie er es auch allein weiß, ob mir die Erfüllung dieser Wünsche wird gestattet seyn. Leben Sie recht wohl, und leben Sie noch recht lange, und lassen Sie mich Ihrem brüderlichen Wohlwollen empfohlen seyn.
Dorothea Wittwe von Schlegel.
Ich bitte Sie mich dem lieben Windischmann zu empfehlen und anderen Freunden. Buchholtz seine Adresse ist: Freyherr von Buchholtz K. K. Hofsekretair. Unter den Tuchlauben beym blauen Igel 1 Stock.
13ten. Der Brief ward am vorigen Posttag versäumt und geht erst heute ab.
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[1] Wien 9. Januar 1830
Alser Vorstadt, Floriani Gasse No. 96.
Verehrter Herr Schwager!
Anliegend erfolgt ein Wechsel von 291 fl. 40 kr. Konventionsmünze, welche im Rheinischen 24 fl. Fuß 350 Gulden betragen. Er ist auf Ihren Namen ausgestellt, und auf Sicht zahlbar, so daß es keines weitern endossements bedarf, um sogleich und ohne alles Hinderniß ausgezahlt zu werden. Das Aviso ist von dem Banquier bereits an die Herren Metzler in Frankfurt abgesendet worden.
Ganz unerwartet allerdings kömmt mir des vortrefflichen Freundes Windischmann seine gerechte Forderung! Lebenslang bleibe ich ihm verpflichtet für seine zarte Schonung des Freundes; diese selbst mag auch aber wohl Ursache seyn, daß er, nach so vielen Jahren, diese Schuld endlich völlig vergessen haben mag. Wie herzlich gern ich auch diese Schuld so gleich tilgen möchte, so muß ich doch gestehen, daß ich für jetzt ganz außer Stande bin es zu thun, weil noch vor wenigen Wochen eine andere Forderung der Hermannischen Buchhandlung in Frankfurth an mich ergangen ist, von 170 fl. Konventionsgeld, in welcher ich, da sie sich bey den Landrechten zur gesetzten Zeit nicht gemeldet hatte, allerdings eben so wenig eine Ahndung gehabt hatte, als von der bey Windischmann. Ich habe die Hermannische Forderung berichtet, damit ist es aber auch für jetzt mit meinem Zahlungsvermögen zu Ende! ‒ Es bleibt mir nichts übrig, als dem Antrag gemäß, welchen Sie die Güte hatten mir in Ihrem letzten Schreiben zu machen, die Zahlung Ihrer Schuld dringendern Anforderungen nachstehen zu lassen, dankbar anzunehmen, und Sie zu bitten, daß Sie von der überschickten Summe, dem guten Windischmann in meinem Namen die schuldigen 150 f. zuzustellen, die übrigen 200 f. aber einstweilen als ein a compte annehmen, bis ich im Stande seyn werde das Fehlende zu ersetzen, welches ich am sichersten durch die Fortsetzung der Herausgabe der sämmtlichen Werke, zu bewerkstelligen hoffe, über welche ich mit Herrn Reimer in Unterhandlung getreten bin, dessen definitive [2] Antwort auf unsere billigsten Anträge, ich täglich erwarte. Nebst Cotta, der eine sehr beträchtliche Forderung hat, soll dann gleich auch der Ihnen zukommende Rest berücksichtigt werden, wenn ich nicht schon etwa früher auf irgend eine Art mich dazu im Stande gesetzt sehe. ‒ Alle meine Kräfte will ich dazu verwenden, so viel als immer möglich die Verpflichtungen zu lösen, die den seeligen Friedrich unglücklicher Weise so drückend belasteten! Es ist dabey weiter nichts so verdienstliches, wenn ich mich jetzt der Sorge und dem Kummer nicht entziehe, welche er so lange allein getragen, immer nur darauf bedacht ihn von mir entfernt und geheim zu halten, aus zu vieler zärtlichen Schonung, während er selber sich immer mehr und tiefer hinein verwickelte. So viel an mir liegt, soll kein Gedanke zu seiner Unehre, kein Flecken auf seinem Andenken haften; Ruhe und Frieden seiner liebevollen Seele. . . . . .
Daß Philipp einen Ruf nach Frankfurth erhalten hat, ist nun gewiß, er wird die Reise dahin wohl in den Sommermonathen antreten; einige angefangene Arbeiten al fresco müssen erst noch in Rom vollendet, die Niederkunft seiner Frau abgewartet [3] werden u.s.w. Ob ich nun erst nach Rom reisen, und von dort aus die Familie begleitend wieder nach Deutschland zurückkehre? ob ich von hier aus gleich nach Frankfurth reise? ob ich wohl überhaupt noch dazu gelange eine Reise zu unternehmen das hängt begreiflicher Weise von gar manchen günstigen Umständen ab. Wie sehnlichst ich es wünsche mich mit meiner Familie zu vereinigen, dem geliebten Rheinstrom noch ein Lebewohl zuzurufen, und an seinen lieben Ufern Sie noch einmal und dann noch mehrere werthe Personen dort wieder zu sehen, und mich dann noch mancher guten Stunde zu erinnern, das weiß Gott, sowie er es auch allein weiß, ob mir die Erfüllung dieser Wünsche wird gestattet seyn. Leben Sie recht wohl, und leben Sie noch recht lange, und lassen Sie mich Ihrem brüderlichen Wohlwollen empfohlen seyn.
Dorothea Wittwe von Schlegel.
Ich bitte Sie mich dem lieben Windischmann zu empfehlen und anderen Freunden. Buchholtz seine Adresse ist: Freyherr von Buchholtz K. K. Hofsekretair. Unter den Tuchlauben beym blauen Igel 1 Stock.
13ten. Der Brief ward am vorigen Posttag versäumt und geht erst heute ab.
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