• August Wilhelm von Schlegel to Heinrich Voß

  • Place of Dispatch: Coppet · Place of Destination: Unknown · Date: 20.06.1807
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Heinrich Voß
  • Place of Dispatch: Coppet
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 20.06.1807
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 201‒202.
  • Incipit: „Coppet d. 20 Jun 1807
    Hochgeehrtester Herr Professor!
    Der Zufall hat mir ohne meine Schuld in den Augen Ew. Wohlgebohren das Ansehen einer [...]“
    Manuscript
  • Provider: Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv
  • Classification Number: GSA 96/2531
Coppet d. 20 Jun 1807
Hochgeehrtester Herr Professor!
Der Zufall hat mir ohne meine Schuld in den Augen Ew. Wohlgebohren das Ansehen einer unfreundlichen Nachläßigkeit gegeben. Seit einem Jahre hielt ich mich in Frankreich auf, die hier an mich eingelaufenen Packete waren liegen geblieben, und so fand ich erst vor einigen Wochen bey meiner Zurückkunft das mir von Ihnen gütig zugedachte Exemplar Ihres Lear und Othello, nebst Ihrem Briefe vom 8ten Aug., und einen andern von Hrn. Frommann vom 11ten Oct., vor. Ihre vortrefflichen Übersetzungen hatte ich mir schon in Paris verschafft und große Freude daran gehabt. Ich danke Ihnen von Herzen für die Art wie Sie meiner in der Vorrede erwähnen, noch mehr beschämen Sie mich durch alles verbindliche, was Sie mir in Ihrem Briefe sagen. In der Behandlung der Sprache und im Versbaue kann man vielleicht selbst einem unvollkommnen Vorgänger einige Vortheile absehen, aber die Weise, wie Sie den Dichter fühlen, erlernt sich nicht, und ist ganz Ihr eigen. Da meine Antwort so lange verzögert worden so wird die Jenaische Allg. Lit. Zeitung sich vermuthlich schon beeifert haben, von einer so merkwürdigen Erscheinung dem Publicum Nachricht zu geben. Sollte dieß nicht seyn, so bin ich gern bereit, nach Ihrer Auffoderung die Anzeige zu übernehmen, wiewohl ich befürchte, dem Vorwurf der Anmaßung schwerlich entgehen zu können, wenn ich über die Arbeit eines Mitwerbers ein öffentliches Urtheil fälle.
Sie haben mir durch diesen schönen Wetteifer einen neuen Antrieb gegeben, endlich einmal die lange versprochene Fortsetzung zu liefern. Bald hoffe ich Ihr Geschenk mit dem 9ten Bande, welcher Richard III und Heinrich VIII enthalten wird erwiedern zu können.
Das übersetzte Stück aus den Eumeniden des Aeschylus, welches ich bey Gelegenheit der Stollbergischen Übersetzung in die ALZ eingerückt, ist Ihnen sehr gern zu Diensten, falls Sie etwas zu Ihrem Gebrauch taugliches darin finden. Es ist dieß freylich eine sehr flüchtige Arbeit, die ich einmal in einer einzigen Nacht fertig geschafft, da ich am nächsten Morgen in einer öffentlichen Vorlesung ein Stück vom Aeschylus mitzutheilen wünschte.
Empfangen Sie die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung von
Ihrem
ergebensten
A. W. Schlegel
Coppet d. 20 Jun 1807
Hochgeehrtester Herr Professor!
Der Zufall hat mir ohne meine Schuld in den Augen Ew. Wohlgebohren das Ansehen einer unfreundlichen Nachläßigkeit gegeben. Seit einem Jahre hielt ich mich in Frankreich auf, die hier an mich eingelaufenen Packete waren liegen geblieben, und so fand ich erst vor einigen Wochen bey meiner Zurückkunft das mir von Ihnen gütig zugedachte Exemplar Ihres Lear und Othello, nebst Ihrem Briefe vom 8ten Aug., und einen andern von Hrn. Frommann vom 11ten Oct., vor. Ihre vortrefflichen Übersetzungen hatte ich mir schon in Paris verschafft und große Freude daran gehabt. Ich danke Ihnen von Herzen für die Art wie Sie meiner in der Vorrede erwähnen, noch mehr beschämen Sie mich durch alles verbindliche, was Sie mir in Ihrem Briefe sagen. In der Behandlung der Sprache und im Versbaue kann man vielleicht selbst einem unvollkommnen Vorgänger einige Vortheile absehen, aber die Weise, wie Sie den Dichter fühlen, erlernt sich nicht, und ist ganz Ihr eigen. Da meine Antwort so lange verzögert worden so wird die Jenaische Allg. Lit. Zeitung sich vermuthlich schon beeifert haben, von einer so merkwürdigen Erscheinung dem Publicum Nachricht zu geben. Sollte dieß nicht seyn, so bin ich gern bereit, nach Ihrer Auffoderung die Anzeige zu übernehmen, wiewohl ich befürchte, dem Vorwurf der Anmaßung schwerlich entgehen zu können, wenn ich über die Arbeit eines Mitwerbers ein öffentliches Urtheil fälle.
Sie haben mir durch diesen schönen Wetteifer einen neuen Antrieb gegeben, endlich einmal die lange versprochene Fortsetzung zu liefern. Bald hoffe ich Ihr Geschenk mit dem 9ten Bande, welcher Richard III und Heinrich VIII enthalten wird erwiedern zu können.
Das übersetzte Stück aus den Eumeniden des Aeschylus, welches ich bey Gelegenheit der Stollbergischen Übersetzung in die ALZ eingerückt, ist Ihnen sehr gern zu Diensten, falls Sie etwas zu Ihrem Gebrauch taugliches darin finden. Es ist dieß freylich eine sehr flüchtige Arbeit, die ich einmal in einer einzigen Nacht fertig geschafft, da ich am nächsten Morgen in einer öffentlichen Vorlesung ein Stück vom Aeschylus mitzutheilen wünschte.
Empfangen Sie die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung von
Ihrem
ergebensten
A. W. Schlegel
×
×