• Georg Andreas Reimer to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Coppet · Date: 16.05.1812
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Georg Andreas Reimer
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 16.05.1812
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 272‒274.
  • Incipit: „[1] Berlin am 16 May 1812
    Die Beantwortung Ihres gütigen Briefes, den ich in Leipzig empfing, verehrter Herr Professor, gehört zu den [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-35028
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.18,Nr.22
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19,4 x 12 cm
[1] Berlin am 16 May 1812
Die Beantwortung Ihres gütigen Briefes, den ich in Leipzig empfing, verehrter Herr Professor, gehört zu den ersten und angenehmsten Geschäften nach meiner von dorther erfolgten Rückkehr.
Ihre Besorgnisse über die wirkliche Abtretung des Verlages vom Shakspear wird die Einlage vollständig heben, da die Lage des Ungerschen Geschäfts leider so verwickelt ist, daß der offenbare Concurs nun nicht länger zu vermeiden steht, um so weniger daher an irgend eine neue Unternehmung zu denken ist, oder an Fortführung einer angefangenen.
Bei der wohlwollenden Bereitwilligkeit welche mir Ihr Brief zur Uebertragung des Geschäfts in meine Hände zeigt, stände daher unserer Vereinigung dazu nichts weiter entgegen, und in diesem Betracht habe ich nicht nur die Tilgung Ihrer Forderung an die Ungersche Handlung übernommen, soweit solche das Honorar angeht, sondern ich werde, sobald Sie es genehmigen, auch den Inhalt einer anderweitigen kleinen Schuld von 19 Rth. 6 Gr. abtragen.
Ihre Vorschläge über das künftig festzusetzende Honorar erwarte ich nun, und Ihre Billigkeit überzeugt mich im voraus, daß die Erfüllung Ihrer Forderungen mir nicht schwer fallen wird. Erlauben Sie mir indeß um Ihre Ansicht von der Lage der Sache etwas näher zu bestimmen folgendes anzuführen. So gegründet Ihre Bemerkung ist, daß Ihr Ruf und der Ihrer vortreflichen Bearbeitung des Shakspear seit Anfang des Unternehmens bedeutend gewachsen ist, ja wol immerwährend zunimmt und zunehmen muß, so gewiß ist es auch, daß in eben diesem Verhältniß [2] vielleicht die Zeiten dem Buchhandel ungünstig geworden sind, und daß die lange Zögerung und die Ungewißheit der Vollendung des einmal unternommenen Werks dem Absatz nicht weniger in den Weg getreten sind. Wie wahr diese Bemerkung ist mögen Sie selbst daraus abnehmen, daß der Absatz des neuen Bandes noch kaum auf 600 Exemplare im Ganzen gestiegen ist. Sie kennen selbst ungefähr den Betrag der sämmtlichen Auslagen für Druck, Papier pp um nach Abzug derselben übersehen zu können, welcher baare Vortheil sich bisher ergeben hat, oder ob keiner.
Inzwischen sage ich dies keinesweges um mich dadurch einer mäßigen Erhöhung des Honorars ganz zu entziehen, sondern ich wünschte nur, daß Sie bei Bestimmung desselben auch neben den günstigeren noch die erschwerenden Bedingungen berücksichtigen möchten.
Es wäre nun freilich erwünscht, wenn die 2te Abtheilung des 9ten Bandes bereits zu Michaelis erscheinen könnte, weil jetzt besonders eine schnellere Folge der Stücke nöthig seyn dürfte, um dadurch zu zeigen, daß es Ihnen rechter Ernst sey mit der Vollendung des Ganzen, und daß eine so lange Störung, wie die einmal entstandene, nicht mehr zu besorgen sei. Würden Sie nun Heinrich VIII folgen lassen oder Macbeth?
Wenn Sie etwa eine fernerweite Ankündigung für nöthig achten sollten, ließe sich daher nicht eine angemessene Gelegenheit finden die unerhörte Unverschämtheit der Hrn. Gebrüder Voß gebührend zu züchtigen? In unsrer Literatur ist eine solche Frechheit wol ohne Beispiel; ja man hätte glauben können, es sei alles reine Persiflage der frühern Bestrebungen dieser Herren und ihrer ehedem schon laut gewordenen Anmaßung.
[3] Was die neue Ausgabe des Ganzen anbetrifft, so muß ich natürlich darin Ihnen beipflichten, daß vorerst die angefangene Ausgabe etwas weiter vor gerückt seyn muß, um nach und nach die Exemplare wenigstens großentheils abzusetzen, sodann könnten späterhin wie die vollständigen Exemplare großentheits verkauft wären, beide Ausgaben bequem nebeneinander erscheinen, so daß wie in der neuen Ausgabe ein neues Stück vorkäme solches zugleich im besondern Abdruk für die Besitzer der ersten Ausgabe nebenher erscheinen könnte, wodurch also die letztern auch in ihren Rechten ungekränkt blieben.
Der Abdruk einer Ausgabe des englischen Originals hat freilich die von Ihnen angegebenen Schwierigkeiten, und müßte also dies Unternehmen wol ruhigern Zeiten vorbehalten bleiben, inzwischen freut es mich daß mein Vorschlag im ganzen gütige Aufnahme bei Ihnen gefunden hat.
Eine besondere Freude hat mir Ihre Aeußerung der Herausgabe des Liedes der Niebelungen gemacht, und ich würde gern bereit seyn unter Bedingungen, wie sie Zeit und Verhältnisse erlauben den Verlag zu übernehmen; für mich hat der Vorschlag noch ein ganz besonderes Interesse, da ich mit einem ausgezeichneten Künstler (nach meiner Ueberzeugung der erste der seit langer Zeit aufgetreten ist) über den Verlag von Zeichnungen zu dem herrlichen Gedicht abgeschlossen habe. [4] Dies ist der vortrefliche Cornelius dessen überaus anmuthige und kräftige Zeichnungen zum Faust ihm Goethes höchsten Beifall erworben haben, und der gegenwärtig in Rom lebt. Ich habe diese prächtigen Bilder bei Boisseré gesehen, der sie Ostern 1811 mit in Leipzig hatte, und habe mich nicht satt daran sehen können. – Wie vortreflich würde sich also beides verbinden lassen. Und Theilnahme dächte ich müßte diese Unternehmung auch allgemein erregen. Erfreuen Sie mich bald durch Ihre Mittheilungen hierüber.
Lassen Sie mich Ihrem Wohlwollen empfohlen bleiben und gestatten Sie mir die Versicherung ausgezeichneter Hochachtung und Ergebenheit.
G. Reimer
[1] Berlin am 16 May 1812
Die Beantwortung Ihres gütigen Briefes, den ich in Leipzig empfing, verehrter Herr Professor, gehört zu den ersten und angenehmsten Geschäften nach meiner von dorther erfolgten Rückkehr.
Ihre Besorgnisse über die wirkliche Abtretung des Verlages vom Shakspear wird die Einlage vollständig heben, da die Lage des Ungerschen Geschäfts leider so verwickelt ist, daß der offenbare Concurs nun nicht länger zu vermeiden steht, um so weniger daher an irgend eine neue Unternehmung zu denken ist, oder an Fortführung einer angefangenen.
Bei der wohlwollenden Bereitwilligkeit welche mir Ihr Brief zur Uebertragung des Geschäfts in meine Hände zeigt, stände daher unserer Vereinigung dazu nichts weiter entgegen, und in diesem Betracht habe ich nicht nur die Tilgung Ihrer Forderung an die Ungersche Handlung übernommen, soweit solche das Honorar angeht, sondern ich werde, sobald Sie es genehmigen, auch den Inhalt einer anderweitigen kleinen Schuld von 19 Rth. 6 Gr. abtragen.
Ihre Vorschläge über das künftig festzusetzende Honorar erwarte ich nun, und Ihre Billigkeit überzeugt mich im voraus, daß die Erfüllung Ihrer Forderungen mir nicht schwer fallen wird. Erlauben Sie mir indeß um Ihre Ansicht von der Lage der Sache etwas näher zu bestimmen folgendes anzuführen. So gegründet Ihre Bemerkung ist, daß Ihr Ruf und der Ihrer vortreflichen Bearbeitung des Shakspear seit Anfang des Unternehmens bedeutend gewachsen ist, ja wol immerwährend zunimmt und zunehmen muß, so gewiß ist es auch, daß in eben diesem Verhältniß [2] vielleicht die Zeiten dem Buchhandel ungünstig geworden sind, und daß die lange Zögerung und die Ungewißheit der Vollendung des einmal unternommenen Werks dem Absatz nicht weniger in den Weg getreten sind. Wie wahr diese Bemerkung ist mögen Sie selbst daraus abnehmen, daß der Absatz des neuen Bandes noch kaum auf 600 Exemplare im Ganzen gestiegen ist. Sie kennen selbst ungefähr den Betrag der sämmtlichen Auslagen für Druck, Papier pp um nach Abzug derselben übersehen zu können, welcher baare Vortheil sich bisher ergeben hat, oder ob keiner.
Inzwischen sage ich dies keinesweges um mich dadurch einer mäßigen Erhöhung des Honorars ganz zu entziehen, sondern ich wünschte nur, daß Sie bei Bestimmung desselben auch neben den günstigeren noch die erschwerenden Bedingungen berücksichtigen möchten.
Es wäre nun freilich erwünscht, wenn die 2te Abtheilung des 9ten Bandes bereits zu Michaelis erscheinen könnte, weil jetzt besonders eine schnellere Folge der Stücke nöthig seyn dürfte, um dadurch zu zeigen, daß es Ihnen rechter Ernst sey mit der Vollendung des Ganzen, und daß eine so lange Störung, wie die einmal entstandene, nicht mehr zu besorgen sei. Würden Sie nun Heinrich VIII folgen lassen oder Macbeth?
Wenn Sie etwa eine fernerweite Ankündigung für nöthig achten sollten, ließe sich daher nicht eine angemessene Gelegenheit finden die unerhörte Unverschämtheit der Hrn. Gebrüder Voß gebührend zu züchtigen? In unsrer Literatur ist eine solche Frechheit wol ohne Beispiel; ja man hätte glauben können, es sei alles reine Persiflage der frühern Bestrebungen dieser Herren und ihrer ehedem schon laut gewordenen Anmaßung.
[3] Was die neue Ausgabe des Ganzen anbetrifft, so muß ich natürlich darin Ihnen beipflichten, daß vorerst die angefangene Ausgabe etwas weiter vor gerückt seyn muß, um nach und nach die Exemplare wenigstens großentheils abzusetzen, sodann könnten späterhin wie die vollständigen Exemplare großentheits verkauft wären, beide Ausgaben bequem nebeneinander erscheinen, so daß wie in der neuen Ausgabe ein neues Stück vorkäme solches zugleich im besondern Abdruk für die Besitzer der ersten Ausgabe nebenher erscheinen könnte, wodurch also die letztern auch in ihren Rechten ungekränkt blieben.
Der Abdruk einer Ausgabe des englischen Originals hat freilich die von Ihnen angegebenen Schwierigkeiten, und müßte also dies Unternehmen wol ruhigern Zeiten vorbehalten bleiben, inzwischen freut es mich daß mein Vorschlag im ganzen gütige Aufnahme bei Ihnen gefunden hat.
Eine besondere Freude hat mir Ihre Aeußerung der Herausgabe des Liedes der Niebelungen gemacht, und ich würde gern bereit seyn unter Bedingungen, wie sie Zeit und Verhältnisse erlauben den Verlag zu übernehmen; für mich hat der Vorschlag noch ein ganz besonderes Interesse, da ich mit einem ausgezeichneten Künstler (nach meiner Ueberzeugung der erste der seit langer Zeit aufgetreten ist) über den Verlag von Zeichnungen zu dem herrlichen Gedicht abgeschlossen habe. [4] Dies ist der vortrefliche Cornelius dessen überaus anmuthige und kräftige Zeichnungen zum Faust ihm Goethes höchsten Beifall erworben haben, und der gegenwärtig in Rom lebt. Ich habe diese prächtigen Bilder bei Boisseré gesehen, der sie Ostern 1811 mit in Leipzig hatte, und habe mich nicht satt daran sehen können. – Wie vortreflich würde sich also beides verbinden lassen. Und Theilnahme dächte ich müßte diese Unternehmung auch allgemein erregen. Erfreuen Sie mich bald durch Ihre Mittheilungen hierüber.
Lassen Sie mich Ihrem Wohlwollen empfohlen bleiben und gestatten Sie mir die Versicherung ausgezeichneter Hochachtung und Ergebenheit.
G. Reimer
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