• Ernst zu Münster to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: London · Place of Destination: Unknown · Date: 13.05.1813
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Ernst zu Münster
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: London
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 13.05.1813
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 286‒288.
  • Incipit: „[1] London d 13 May 1813
    P. P.
    Ew. Wohlgebohren
    mir sehr werthes Schreiben vom 15 Merz habe ich erst im April zu erhalten [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34292
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.15,Nr.76
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,2 x 18,8 cm
[1] London d 13 May 1813
P. P.
Ew. Wohlgebohren
mir sehr werthes Schreiben vom 15 Merz habe ich erst im April zu erhalten die Ehre gehabt. Ich hoffe daß Sie die Güte haben werden den Theil der Verzögerung dieser Antwort, der mir zur Last zu fallen scheint, zu entschuldigen. Die plötzliche, aber leider zum Theil nur kurze Befreyung eines Theils unsers Vaterlands hat mich mit unaufschieblichen Arbeiten überhäuft. Wäre dieses nicht der Fall gewesen so würde ich Ihnen früher für die mir gütigst mitgetheilte interessante Abhandlung gedankt haben. Wir stimmen in diesem wichtigen Gegenstande in den mehrsten Puncten miteinander überein. Ich sehe aus den Zeitungen daß Ew. Wohlgebohren als Geheimer CabinetsRath in Kgl. Schwedische Dienste getreten sind. Dies wird Ihnen vermuthlich die Einsicht der [2] Verhandlungen gewähren die über diesen Gegenstand mit dem hiesigen Hofe statt gefunden haben. Mein Memoire über Teutschlands künftige Verfassung, und über die Behandlung der Angelegenheiten wärend des Kriegs, einige Bemerkungen über den Breslauer Tractat u. d. gl. sind dem Schwedischen Hofe mitgetheilt worden: und es wird mich sehr schmeicheln wenn meine Bemerkungen Ihren Beyfall erhalten sollten.
Ich habe alle Ursache zu wünschen daß der Kronprinz von Schweden sich nicht aus dem Einfluß verdrängen lasse den seine Lage Ihm auf Teutschlands Angelegenheiten darbiethet. Preußen wird es versuchen Ihn zu bewegen daß Er sich seines Rechts, in dieser Hinsicht, begebe; Ich hoffe dieser Fürst sieht zu hell um nicht die Wichtigkeit der Teutschen Angelegenheiten für ganz [3] Europa zu fühlen. Preußen hat uns viel geschadet. Sein jetziger Entschluß ist ganz das Werk der Nation, nicht des Hofes. Dieser zeigt im Gegentheil, schon bey seinem Erwachen, aus seinem politischen Todesschlaaf, daß das Unglück seine Grundsätze nicht ganz geläutert hat – daß Er auf Unterdrückung Andrer, und auf Ausdehnung seines, in Teutschland nicht geschäzten, Regierungssystems denkt.
Ich besorge sehr daß man zu wenig thut um die Teutschen zur Vereinigung zu bewegen. Der Kampf selbst, zu dem man sie auffodert wird blutig und schrecklich seyn. Was soll sie also reitzen, wenn man ihnen nicht jenseits der Crise, einen Zustand zeigt, der ihres Strebens werth sey? Die Fürsten schrekt man ab, indem man Ihnen einen vielköpfigen Dictator zeigt dem Sie für iezt ihre Gewalt, ohne die Zusicherung selbige jemals zurük zu erhalten, übergeben sollen. Werden diese Fürsten die Ihnen ergebnen Völker anfeuern? und werden die Teutschen von selbst aufstehn wenn man sie mit preußischer [4] Auscultanten und Assessoren Despotie, mit Vertauschung an Danemark u.d.gl. droht?
Mittlerweile zieht Östreich den Süden, nebst Sachsen in sein System. Dies System scheint iezt ganz für uns zu seyn. Allein wie wird es sich verhalten, wenn B[ona]p[ar]te Vortheile erringen sollte? Wird man uns den[n] nicht zu einem nachtheiligen Frieden zwingen wollen
Ew. Wohlgebohren danke ich recht sehr für die mir über Ihren Herrn Bruder mitgetheilten Nachrichten. Es freut mich stets außerordentlich wenn meine Landsleute sich durch Ihre Grundsetze und Kenntnisse wie Er auszeichnen.
Ich habe die Ehre mit besonderer Hochachtung zu seyn
Ew. Hochwohlgebohren
ganz gehorsamer Diener
Graf v. Münster
[1] London d 13 May 1813
P. P.
Ew. Wohlgebohren
mir sehr werthes Schreiben vom 15 Merz habe ich erst im April zu erhalten die Ehre gehabt. Ich hoffe daß Sie die Güte haben werden den Theil der Verzögerung dieser Antwort, der mir zur Last zu fallen scheint, zu entschuldigen. Die plötzliche, aber leider zum Theil nur kurze Befreyung eines Theils unsers Vaterlands hat mich mit unaufschieblichen Arbeiten überhäuft. Wäre dieses nicht der Fall gewesen so würde ich Ihnen früher für die mir gütigst mitgetheilte interessante Abhandlung gedankt haben. Wir stimmen in diesem wichtigen Gegenstande in den mehrsten Puncten miteinander überein. Ich sehe aus den Zeitungen daß Ew. Wohlgebohren als Geheimer CabinetsRath in Kgl. Schwedische Dienste getreten sind. Dies wird Ihnen vermuthlich die Einsicht der [2] Verhandlungen gewähren die über diesen Gegenstand mit dem hiesigen Hofe statt gefunden haben. Mein Memoire über Teutschlands künftige Verfassung, und über die Behandlung der Angelegenheiten wärend des Kriegs, einige Bemerkungen über den Breslauer Tractat u. d. gl. sind dem Schwedischen Hofe mitgetheilt worden: und es wird mich sehr schmeicheln wenn meine Bemerkungen Ihren Beyfall erhalten sollten.
Ich habe alle Ursache zu wünschen daß der Kronprinz von Schweden sich nicht aus dem Einfluß verdrängen lasse den seine Lage Ihm auf Teutschlands Angelegenheiten darbiethet. Preußen wird es versuchen Ihn zu bewegen daß Er sich seines Rechts, in dieser Hinsicht, begebe; Ich hoffe dieser Fürst sieht zu hell um nicht die Wichtigkeit der Teutschen Angelegenheiten für ganz [3] Europa zu fühlen. Preußen hat uns viel geschadet. Sein jetziger Entschluß ist ganz das Werk der Nation, nicht des Hofes. Dieser zeigt im Gegentheil, schon bey seinem Erwachen, aus seinem politischen Todesschlaaf, daß das Unglück seine Grundsätze nicht ganz geläutert hat – daß Er auf Unterdrückung Andrer, und auf Ausdehnung seines, in Teutschland nicht geschäzten, Regierungssystems denkt.
Ich besorge sehr daß man zu wenig thut um die Teutschen zur Vereinigung zu bewegen. Der Kampf selbst, zu dem man sie auffodert wird blutig und schrecklich seyn. Was soll sie also reitzen, wenn man ihnen nicht jenseits der Crise, einen Zustand zeigt, der ihres Strebens werth sey? Die Fürsten schrekt man ab, indem man Ihnen einen vielköpfigen Dictator zeigt dem Sie für iezt ihre Gewalt, ohne die Zusicherung selbige jemals zurük zu erhalten, übergeben sollen. Werden diese Fürsten die Ihnen ergebnen Völker anfeuern? und werden die Teutschen von selbst aufstehn wenn man sie mit preußischer [4] Auscultanten und Assessoren Despotie, mit Vertauschung an Danemark u.d.gl. droht?
Mittlerweile zieht Östreich den Süden, nebst Sachsen in sein System. Dies System scheint iezt ganz für uns zu seyn. Allein wie wird es sich verhalten, wenn B[ona]p[ar]te Vortheile erringen sollte? Wird man uns den[n] nicht zu einem nachtheiligen Frieden zwingen wollen
Ew. Wohlgebohren danke ich recht sehr für die mir über Ihren Herrn Bruder mitgetheilten Nachrichten. Es freut mich stets außerordentlich wenn meine Landsleute sich durch Ihre Grundsetze und Kenntnisse wie Er auszeichnen.
Ich habe die Ehre mit besonderer Hochachtung zu seyn
Ew. Hochwohlgebohren
ganz gehorsamer Diener
Graf v. Münster
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