• Hans Christian Genelli to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Alt Madlitz · Place of Destination: Paris · Date: 01.04.1818
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Hans Christian Genelli
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Alt Madlitz
  • Place of Destination: Paris
  • Date: 01.04.1818
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 320‒321.
  • Incipit: „Hochwohlgeborner Herr
    Höchst verehrter Freund
    Sie haben nicht nur mir eine köstliche Freude gewährt, sondern auch eine unverdiente Ehre erwiesen, indem Sie einst [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-33708
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.9,Nr.13
  • Number of Pages: 2S., hs. m. U.
  • Format: 25,6 x 20,5 cm
Hochwohlgeborner Herr
Höchst verehrter Freund
Sie haben nicht nur mir eine köstliche Freude gewährt, sondern auch eine unverdiente Ehre erwiesen, indem Sie einst mir ein Exemplar Ihrer trefflichen Vorlesungen überschickten. Sogar haben Sie in denselben eine schmeichelhafte Erwähnung meiner gethan, und in dem freundlichen Schreiben, womit das Geschenk begleitet war, forderten Sie mich auf, meine Gedanken über die Scenische Darstellungsart der attischen Dramen schriftlich zu entwickeln. Obgleich ich schon damals in einiger Art mit diesem Gegenstande beschäftiget war, so ist doch nicht zu leugnen, daß es zuerst jene Ihre Aufforderung war, die mich auf den Gedanken brachte, ihn für die Welt zu bearbeiten.
Sie sind also unstreitig der erste Veranlasser zu dieser Schrift, die ich schon darum mich verpflichtet fühle, Ihnen vorzulegen. Ob sie Ihren Beifall verdiene? Das wünschte ich freilich am liebsten von Ihnen selber zu erfahren. Lange genug habe ich zwar daran gearbeitet: ich bedurfte gar vieler Vorarbeiten, und Hülfsmittel, die in meiner so beschränkten Lage schwer zu finden sind, auch waren jene Zeiten überhaupt für die Herausgabe solcher Schriften nichts weniger als günstig, am wenigsten einem Menschen ohne alle Autorität, wie ich bin; ohne die thätige Bemühung des G.[eheimen] R.[athes] Wolf wäre diese wol noch ungedruckt geblieben. Doch mit all der vielen Muße, die ich hierdurch auf meine Arbeit zu verwenden behielt, wird es einem Manne von Ihrer Stellung doch wol nur zu merklich bleiben, daß ihr Verfasser kein Schriftgelehrter ist; ich muß meine Hoffnung einzig darauf beschränken, oh der Künstlersinn, der doch wol darin sich ausgesprochen haben wird, sein Recht allein vor Ihrem Richterstule zu behaupten vermag. Über die nämliche Materie hat neuerdings sich auch ein Kanngießer vernehmen lassen, der unleugbar sich zu den Schriftgelehrten rechnet; er scheint mir aber dabei so roh, so alles Kunstsinnes beraubt, und selbst in seiner aufgehäuften Erudition so übereilt, daß ich nicht vermuthe, seine Arbeit könne der meinigen Eintrag thun.
Mag jezt ihr Urtheil ausfallen, wie es wolle, immer wird das bloße Zugegensein meines Versuches unter Ihrem übrigen Bücher-Vorrathe den Dienst leisten können, Sie zuweilen an jene Zeit zu erinnern, wo ich täglich das Glück hatte, Ihres fruchtbaren Umganges zu genießen, was schon allein für mich Gewinn wäre; ein größerer wäre es freilich, wenn er Sie zu einer ernsten und rücksichtslosen Kritik anzureizen vermöchte. Dann brächte er einen unmittelbaren Gewinst, auch mir selber, der ich aber – auch ohne dies mit unwandelbarer Hochachtung verbleibe
Ewr Hochwohlgeboren
ganz ergebener
Genelli
Madlitz bei Fürstenwalde in der Kur-Mark.
Den 1ten April 1818
Hochwohlgeborner Herr
Höchst verehrter Freund
Sie haben nicht nur mir eine köstliche Freude gewährt, sondern auch eine unverdiente Ehre erwiesen, indem Sie einst mir ein Exemplar Ihrer trefflichen Vorlesungen überschickten. Sogar haben Sie in denselben eine schmeichelhafte Erwähnung meiner gethan, und in dem freundlichen Schreiben, womit das Geschenk begleitet war, forderten Sie mich auf, meine Gedanken über die Scenische Darstellungsart der attischen Dramen schriftlich zu entwickeln. Obgleich ich schon damals in einiger Art mit diesem Gegenstande beschäftiget war, so ist doch nicht zu leugnen, daß es zuerst jene Ihre Aufforderung war, die mich auf den Gedanken brachte, ihn für die Welt zu bearbeiten.
Sie sind also unstreitig der erste Veranlasser zu dieser Schrift, die ich schon darum mich verpflichtet fühle, Ihnen vorzulegen. Ob sie Ihren Beifall verdiene? Das wünschte ich freilich am liebsten von Ihnen selber zu erfahren. Lange genug habe ich zwar daran gearbeitet: ich bedurfte gar vieler Vorarbeiten, und Hülfsmittel, die in meiner so beschränkten Lage schwer zu finden sind, auch waren jene Zeiten überhaupt für die Herausgabe solcher Schriften nichts weniger als günstig, am wenigsten einem Menschen ohne alle Autorität, wie ich bin; ohne die thätige Bemühung des G.[eheimen] R.[athes] Wolf wäre diese wol noch ungedruckt geblieben. Doch mit all der vielen Muße, die ich hierdurch auf meine Arbeit zu verwenden behielt, wird es einem Manne von Ihrer Stellung doch wol nur zu merklich bleiben, daß ihr Verfasser kein Schriftgelehrter ist; ich muß meine Hoffnung einzig darauf beschränken, oh der Künstlersinn, der doch wol darin sich ausgesprochen haben wird, sein Recht allein vor Ihrem Richterstule zu behaupten vermag. Über die nämliche Materie hat neuerdings sich auch ein Kanngießer vernehmen lassen, der unleugbar sich zu den Schriftgelehrten rechnet; er scheint mir aber dabei so roh, so alles Kunstsinnes beraubt, und selbst in seiner aufgehäuften Erudition so übereilt, daß ich nicht vermuthe, seine Arbeit könne der meinigen Eintrag thun.
Mag jezt ihr Urtheil ausfallen, wie es wolle, immer wird das bloße Zugegensein meines Versuches unter Ihrem übrigen Bücher-Vorrathe den Dienst leisten können, Sie zuweilen an jene Zeit zu erinnern, wo ich täglich das Glück hatte, Ihres fruchtbaren Umganges zu genießen, was schon allein für mich Gewinn wäre; ein größerer wäre es freilich, wenn er Sie zu einer ernsten und rücksichtslosen Kritik anzureizen vermöchte. Dann brächte er einen unmittelbaren Gewinst, auch mir selber, der ich aber – auch ohne dies mit unwandelbarer Hochachtung verbleibe
Ewr Hochwohlgeboren
ganz ergebener
Genelli
Madlitz bei Fürstenwalde in der Kur-Mark.
Den 1ten April 1818
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