• Sophie Bernhardi to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Rom · Place of Destination: Unknown · Date: 11.01.1806
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Sophie Bernhardi
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Rom
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 11.01.1806
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 273‒276.
  • Incipit: „[1] Rom den 11ten Ja[nuar] 1806
    Ich schreibe Ihnen schon wieder liebster Freund obgleich Sie meinen langen Brief kaum gelesen haben können. [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,15,44
  • Number of Pages: 8 S. auf Doppelbl., hs. m. Paraphe
  • Format: 18,5 x 12 cm
[1] Rom den 11ten Ja[nuar] 1806
Ich schreibe Ihnen schon wieder liebster Freund obgleich Sie meinen langen Brief kaum gelesen haben können. Ich bitte Sie noch einmal den ja sogleich zu vernichten, und wen[n] Sie es noch nicht gethan haben, mir doch nun ja zu antworten. Ich bin so lange in ewigen Sorgen. Sie glauben es nicht mein geliebter Bruder welch eine Sehnsucht ich oft habe mit Ihnen zu sprechen. Komt es mir doch immer vor als müsten mir Sie recht in die tiefsten Falten meines Herzens sehen. Ich weiß es nicht ob in Ihnen wie in mir der Wunsch lebt uns bald einmal wiederzusehen. Ich bin mir recht deutlich bewußt daß es auf uns beide jezt einen recht wohlthätigen Einfluß haben würde. Ich kann es mir nicht läugnen wie ich es auch zurückdenke daß Sie hier in Rom nicht heiter frei und unbefangen gegen mich währen. Ich hatte wie jezt das brünstigste Verlangen mein ganzes Herz in Ihren Busen auszuschütten, und darum war ich so furchtbahr erschüttert wie ich Sie mir so verändert fand. Ich kann mir nichts grausameres denken als wen[n] ich es noch einmal so finden solte. Doch kann daß jezt nicht sein, zu deutlich habe ich es gesagt daß es ja keine Hinderung Ihrer brüderlichen Zärtlichkeit sein kann, wen[n] Sie sich noch für andere Menschen interessiren, und nicht [2] allein für mich. Es kann Ihnen nicht der Erguß eines liebenden Gemühts gleichgültig geworden sein, und Sie sind durch Ihr Herz gezwungen die Poesie meines Lebens mit mir zu führen. Ich will aufhören, ich könte noch lange fortfahren und Ihnen vielerlei sagen, aber gar zu trostloß ist es daß ich keine Antwort habe und aus keinen Zeichen sehe ob Sie noch eben so für mich gesint sind, daß Sie dergleichen Worte mit Theilnahme lesen können. Und doch muß es so sein, war doch unser Leben mit einander nichts anders als der reinste Zusammenklang zweier liebenden Gemühter. Hatt sich mir doch deutlich Ihr grosmühtiges sich selbst aufopferndes Herz gezeigt. Ja ich kann es nicht ohne die lebhafteste Rührung [sagen,] Sie sind wahrhaft mein Bruder, es sind alle Bande der Convenienz längst zwischen uns gefallen. Meine Eltern haben Sie ja sterbend noch zu ihren Kindern gerechnet, und meine Mutter sagte mir noch den lezten Tag ihres Lebens daß Sie mein treuer Freund und mein Bruder sein wirden, daß Ihre grosmühtige Liebe mich durch mein ganzes Leben begleiten wirde. Ach ein Geist der schon so nahe an der Grenze dieses Lebens steht, sieht gewiß mit sichern Bliken in die Zukunft. Mein innigst geliebter Bruder reden Sie doch nur einmal recht aus Ihrer fühlenden zärtlichen [3] Seele zu mir, und Sie werden mich unglaublich trösten. Reden Sie nicht mit mir mit Kälte wohin sich auch Ihre Leidenschaften und Wünsche richten mögen. Ist mir doch oft als tönten in meiner Seele die Schwingungen der Musick des Himmels und ich möchte diese Klänge in Worte fassen und damit Ihr Herz anrühren. Ich will nicht weiter so fortfahren ich will mich mit Gewalt in die Prosa des Lebens zwingen.
Einen Theil unseres hiesigen Lebens und unseres Umgangs können Sie schon aus meinem vorigen Briefe übersehen. Ich will Ihnen nun noch den andern hinzufügen. Wir sehen hier viel den Maler Mül[l]er und ich bin es der Warheit orndlich [schuldig] Ihnen von diesem Manne für den Sie sich schon sonst interressirt haben eine andere Beschreibung zu machen als man gewöhnlig in Deutschland thut, wohl nie ist über einen Menschen so verkehrt geurtheilt worden. Und ich glaube daß seine grosse Hefflichkeit und seine Wahrheitsliebe die bis zum Fantastischen geht ihm dieses zugezogen haben. Er hatt in der Art mit den Menschen umzugehen eine grosse Ähnlichkeit mit meinem Bruder Friedrich wie der nemlig in früherer Jugend war. Er wundert [sich] ausserorndlich naiv daß die Leute es übel nehmen wen[n] sie um sein Urtheil fragen und er antwortet: Ihr habt ja ganz etwas elendes hervorgebracht. Oder wen[n] ein Dichter ihm [4] eine Tragödie vorlißt, und er ihn nach dem ersten Ackt bittet aufzuhören, er könne es nicht aushalten. Dagegen aber ist seine Verehrung eben so stark. Ich habe ihn ganz entzückt von Ihrer Übersetzung des Calderon gesehn, und er kann sich gar nicht darüber zufrieden geben daß er so alt geworden ist ohne zu ahnden daß waß solches in der Welt ist. Er ist hier so abgeschnitten von Deutschland gewesen, daß er gar nicht gewußt hatt waß indeß aus der Sprache und aus allem geworden ist. Es ist wunderbahr daß ein Mensch der schon so alt ist und so viel wahres Elend erlebt hatt einen so frischen Jugendlichen Entusiasmuß behalten hatt. Dann muß ich Ihnen noch von den Riepenhausen schreiben, und Ihnen sagen daß ich meine Erwartungen von ihnen welche ich gegen Sie geäussert habe, zuricknehmen muß. Es ist warhaft betrübt zu sehen wie der Mensch Talente welche ihm gegeben sind, selber untergraben kann wen[n] er der Eitelkeit so raum über sich giebt. Ich habe geglaubt daß diese jungen Leute erst anfiengen, und nur als Anfang habe ich Ihre Arbeiten so ausserordentlich hoch gestelt. Ich glaube aber jezt, das ihre höchste Blühte schon vorüber ist, und daß sie schwerlich noch etwaß grosses leisten werden. Es ist traurig das die Jugend in so vielen Menschen die einzige Tugend [5] ist. Nun will ich Ihnen noch etwaß von mir und von meinen Brüdern schreiben. Friedrich arbeitet fleissig an dem Ba[s]relief, und in Ansehung seiner können Sie uns alle einen rechten Dienst leisten. Sie glauben gar nicht liebster Freund wie wichtig es für meinen Bruder wäre wen[n] er nach einander bestelte Arbeiten hätte, besonders da Humbolds ihn gegen Thorwalzen ein wenig unterdricken wollen. In Weimar ist schon lange die Anstalt gemacht Herder ein Denckmal zu errichten. Der Prediger Nebe in Oberweimar sammelt dazu die Subscribenten und man hatt meinem Bruder gemeldet daß er schon über 1000 Thaler habe. Könten Sie nun nicht Frau v. Stael bewegen etwaß dazu beizutragen? Nicht daß sie jezt Geld dafür ausgeben solte, sondern nur daß Sie z. B. an Voigt in Weimar schrieben daß Frau v. Stael unter den Subscribenten zu zählen sei und die Summe nennen welche sie dazu beitragen wolte so bald es zu stande käme. Ja sie könte vieleicht noch manche andere bestimmen dasselbe zu thun. Nicht ist es ihr Geld aber Sie wissen ja selbst daß viele Menschen dasselbe thun werden wen[n] sie hören Frau v. Stael hatt es gethan, dan miste es auch nicht sein als wolle sie damit einem jungen Mann unterstützen [6] den[n] daß grade könte meinem Bruder in seiner hiesigen Lage am meisten schaden. Sondern es muß erscheinen als der Wunsch etwaß dazu beizutragen daß Andenken eines grossen Geistes zu verewigen, wobei man sich freut daß die Ausführung dieses Werkes in die Hände eines so verdienten Künstlers fält. Es läßt sich mit Gewißheit bestimmen wen[n] dies so zustande käme, daß mein Bruder bei unseren hiesigen Verbindungen bald sehr hoch oben stehen würde. Thun Sie dazu mein geliebter Freund waß Sie können und Sie werden sehen daß es uns hier in der Zukunft recht wohl gehen wird. Freilich jezt geht es uns schlecht, mit den Posten ist eine Unordnung und Knorrings Briefe bleiben aus, dazu ist es in Rom jezt sehr theuer und wir sind durch unsere Verhältnisse gezwungen durchaus nicht armseelig zu erscheinen, von Humbold ist nicht der geringste Beistand zu erwarten, und an meine hiesigen Freunde mag ich mich um nicht falsche Meinungen zu erregen nicht wenden. So ist unsere Lage für diesen Augenblick ein wenig desperat. Ich habe die Verwirrung aller Art und den Mangel aller Art eine lange Zeit ertragen und habe Ihnen mein geliebter [7] Freund nichts darüber schreiben mögen, jezt aber weiß ich mir nicht mehr zu helfen. Ja wen[n] ich selbst allen meinen Grundsätzen zuwieder handlen und von meiner Freundin der Herzogin etwaß bitten wolte so könte sie mir keine Kleinigkeit geben, wie ich auch so wie ich mit ihr stehe sie nicht fodern könte damit es nicht wie ein Almosen erschiene, und etwaß bedeutendes wäre ihr nicht möglich weil ihre Gelder seit 5 Mohnahten nicht ausgezalt sind, sie also schlim daran ist wie wir. Solte es Ihnen liebster Freund möglich sein so helfen Sie uns aus unserer üblen Lage. Es ist noch übel daß ich immer gehoft habe meine Sachen solten noch gedruckt werden, die Zeit vergeht aber und mein Bruder, der sich in den Kopf gesezt hatt die Abschrift von F[lore] und B[lanscheflur] zu machen komt nicht aus der Stelle. Doch ist ja jezt Hoffnung daß es bald geendigt sein wird. Antworten Sie mir ja bald lieber Freund. Meine Kinder lassen Sie herzlich grüssen Sie würden sich freuen wen[n] Sie sehen solten wie gesund und schön und starck sie werden. Sie solten doch einmal einen besondern kleinen Brief an die Kinder [8] schreiben. Sie glauben gar nicht wie glücklich Sie sie damit machen wirden. Leben Sie wohl mein geliebter Freund antworten Sie mir bald und erfreulich auf alles.
S[ophie] T[ieck]
[1] Rom den 11ten Ja[nuar] 1806
Ich schreibe Ihnen schon wieder liebster Freund obgleich Sie meinen langen Brief kaum gelesen haben können. Ich bitte Sie noch einmal den ja sogleich zu vernichten, und wen[n] Sie es noch nicht gethan haben, mir doch nun ja zu antworten. Ich bin so lange in ewigen Sorgen. Sie glauben es nicht mein geliebter Bruder welch eine Sehnsucht ich oft habe mit Ihnen zu sprechen. Komt es mir doch immer vor als müsten mir Sie recht in die tiefsten Falten meines Herzens sehen. Ich weiß es nicht ob in Ihnen wie in mir der Wunsch lebt uns bald einmal wiederzusehen. Ich bin mir recht deutlich bewußt daß es auf uns beide jezt einen recht wohlthätigen Einfluß haben würde. Ich kann es mir nicht läugnen wie ich es auch zurückdenke daß Sie hier in Rom nicht heiter frei und unbefangen gegen mich währen. Ich hatte wie jezt das brünstigste Verlangen mein ganzes Herz in Ihren Busen auszuschütten, und darum war ich so furchtbahr erschüttert wie ich Sie mir so verändert fand. Ich kann mir nichts grausameres denken als wen[n] ich es noch einmal so finden solte. Doch kann daß jezt nicht sein, zu deutlich habe ich es gesagt daß es ja keine Hinderung Ihrer brüderlichen Zärtlichkeit sein kann, wen[n] Sie sich noch für andere Menschen interessiren, und nicht [2] allein für mich. Es kann Ihnen nicht der Erguß eines liebenden Gemühts gleichgültig geworden sein, und Sie sind durch Ihr Herz gezwungen die Poesie meines Lebens mit mir zu führen. Ich will aufhören, ich könte noch lange fortfahren und Ihnen vielerlei sagen, aber gar zu trostloß ist es daß ich keine Antwort habe und aus keinen Zeichen sehe ob Sie noch eben so für mich gesint sind, daß Sie dergleichen Worte mit Theilnahme lesen können. Und doch muß es so sein, war doch unser Leben mit einander nichts anders als der reinste Zusammenklang zweier liebenden Gemühter. Hatt sich mir doch deutlich Ihr grosmühtiges sich selbst aufopferndes Herz gezeigt. Ja ich kann es nicht ohne die lebhafteste Rührung [sagen,] Sie sind wahrhaft mein Bruder, es sind alle Bande der Convenienz längst zwischen uns gefallen. Meine Eltern haben Sie ja sterbend noch zu ihren Kindern gerechnet, und meine Mutter sagte mir noch den lezten Tag ihres Lebens daß Sie mein treuer Freund und mein Bruder sein wirden, daß Ihre grosmühtige Liebe mich durch mein ganzes Leben begleiten wirde. Ach ein Geist der schon so nahe an der Grenze dieses Lebens steht, sieht gewiß mit sichern Bliken in die Zukunft. Mein innigst geliebter Bruder reden Sie doch nur einmal recht aus Ihrer fühlenden zärtlichen [3] Seele zu mir, und Sie werden mich unglaublich trösten. Reden Sie nicht mit mir mit Kälte wohin sich auch Ihre Leidenschaften und Wünsche richten mögen. Ist mir doch oft als tönten in meiner Seele die Schwingungen der Musick des Himmels und ich möchte diese Klänge in Worte fassen und damit Ihr Herz anrühren. Ich will nicht weiter so fortfahren ich will mich mit Gewalt in die Prosa des Lebens zwingen.
Einen Theil unseres hiesigen Lebens und unseres Umgangs können Sie schon aus meinem vorigen Briefe übersehen. Ich will Ihnen nun noch den andern hinzufügen. Wir sehen hier viel den Maler Mül[l]er und ich bin es der Warheit orndlich [schuldig] Ihnen von diesem Manne für den Sie sich schon sonst interressirt haben eine andere Beschreibung zu machen als man gewöhnlig in Deutschland thut, wohl nie ist über einen Menschen so verkehrt geurtheilt worden. Und ich glaube daß seine grosse Hefflichkeit und seine Wahrheitsliebe die bis zum Fantastischen geht ihm dieses zugezogen haben. Er hatt in der Art mit den Menschen umzugehen eine grosse Ähnlichkeit mit meinem Bruder Friedrich wie der nemlig in früherer Jugend war. Er wundert [sich] ausserorndlich naiv daß die Leute es übel nehmen wen[n] sie um sein Urtheil fragen und er antwortet: Ihr habt ja ganz etwas elendes hervorgebracht. Oder wen[n] ein Dichter ihm [4] eine Tragödie vorlißt, und er ihn nach dem ersten Ackt bittet aufzuhören, er könne es nicht aushalten. Dagegen aber ist seine Verehrung eben so stark. Ich habe ihn ganz entzückt von Ihrer Übersetzung des Calderon gesehn, und er kann sich gar nicht darüber zufrieden geben daß er so alt geworden ist ohne zu ahnden daß waß solches in der Welt ist. Er ist hier so abgeschnitten von Deutschland gewesen, daß er gar nicht gewußt hatt waß indeß aus der Sprache und aus allem geworden ist. Es ist wunderbahr daß ein Mensch der schon so alt ist und so viel wahres Elend erlebt hatt einen so frischen Jugendlichen Entusiasmuß behalten hatt. Dann muß ich Ihnen noch von den Riepenhausen schreiben, und Ihnen sagen daß ich meine Erwartungen von ihnen welche ich gegen Sie geäussert habe, zuricknehmen muß. Es ist warhaft betrübt zu sehen wie der Mensch Talente welche ihm gegeben sind, selber untergraben kann wen[n] er der Eitelkeit so raum über sich giebt. Ich habe geglaubt daß diese jungen Leute erst anfiengen, und nur als Anfang habe ich Ihre Arbeiten so ausserordentlich hoch gestelt. Ich glaube aber jezt, das ihre höchste Blühte schon vorüber ist, und daß sie schwerlich noch etwaß grosses leisten werden. Es ist traurig das die Jugend in so vielen Menschen die einzige Tugend [5] ist. Nun will ich Ihnen noch etwaß von mir und von meinen Brüdern schreiben. Friedrich arbeitet fleissig an dem Ba[s]relief, und in Ansehung seiner können Sie uns alle einen rechten Dienst leisten. Sie glauben gar nicht liebster Freund wie wichtig es für meinen Bruder wäre wen[n] er nach einander bestelte Arbeiten hätte, besonders da Humbolds ihn gegen Thorwalzen ein wenig unterdricken wollen. In Weimar ist schon lange die Anstalt gemacht Herder ein Denckmal zu errichten. Der Prediger Nebe in Oberweimar sammelt dazu die Subscribenten und man hatt meinem Bruder gemeldet daß er schon über 1000 Thaler habe. Könten Sie nun nicht Frau v. Stael bewegen etwaß dazu beizutragen? Nicht daß sie jezt Geld dafür ausgeben solte, sondern nur daß Sie z. B. an Voigt in Weimar schrieben daß Frau v. Stael unter den Subscribenten zu zählen sei und die Summe nennen welche sie dazu beitragen wolte so bald es zu stande käme. Ja sie könte vieleicht noch manche andere bestimmen dasselbe zu thun. Nicht ist es ihr Geld aber Sie wissen ja selbst daß viele Menschen dasselbe thun werden wen[n] sie hören Frau v. Stael hatt es gethan, dan miste es auch nicht sein als wolle sie damit einem jungen Mann unterstützen [6] den[n] daß grade könte meinem Bruder in seiner hiesigen Lage am meisten schaden. Sondern es muß erscheinen als der Wunsch etwaß dazu beizutragen daß Andenken eines grossen Geistes zu verewigen, wobei man sich freut daß die Ausführung dieses Werkes in die Hände eines so verdienten Künstlers fält. Es läßt sich mit Gewißheit bestimmen wen[n] dies so zustande käme, daß mein Bruder bei unseren hiesigen Verbindungen bald sehr hoch oben stehen würde. Thun Sie dazu mein geliebter Freund waß Sie können und Sie werden sehen daß es uns hier in der Zukunft recht wohl gehen wird. Freilich jezt geht es uns schlecht, mit den Posten ist eine Unordnung und Knorrings Briefe bleiben aus, dazu ist es in Rom jezt sehr theuer und wir sind durch unsere Verhältnisse gezwungen durchaus nicht armseelig zu erscheinen, von Humbold ist nicht der geringste Beistand zu erwarten, und an meine hiesigen Freunde mag ich mich um nicht falsche Meinungen zu erregen nicht wenden. So ist unsere Lage für diesen Augenblick ein wenig desperat. Ich habe die Verwirrung aller Art und den Mangel aller Art eine lange Zeit ertragen und habe Ihnen mein geliebter [7] Freund nichts darüber schreiben mögen, jezt aber weiß ich mir nicht mehr zu helfen. Ja wen[n] ich selbst allen meinen Grundsätzen zuwieder handlen und von meiner Freundin der Herzogin etwaß bitten wolte so könte sie mir keine Kleinigkeit geben, wie ich auch so wie ich mit ihr stehe sie nicht fodern könte damit es nicht wie ein Almosen erschiene, und etwaß bedeutendes wäre ihr nicht möglich weil ihre Gelder seit 5 Mohnahten nicht ausgezalt sind, sie also schlim daran ist wie wir. Solte es Ihnen liebster Freund möglich sein so helfen Sie uns aus unserer üblen Lage. Es ist noch übel daß ich immer gehoft habe meine Sachen solten noch gedruckt werden, die Zeit vergeht aber und mein Bruder, der sich in den Kopf gesezt hatt die Abschrift von F[lore] und B[lanscheflur] zu machen komt nicht aus der Stelle. Doch ist ja jezt Hoffnung daß es bald geendigt sein wird. Antworten Sie mir ja bald lieber Freund. Meine Kinder lassen Sie herzlich grüssen Sie würden sich freuen wen[n] Sie sehen solten wie gesund und schön und starck sie werden. Sie solten doch einmal einen besondern kleinen Brief an die Kinder [8] schreiben. Sie glauben gar nicht wie glücklich Sie sie damit machen wirden. Leben Sie wohl mein geliebter Freund antworten Sie mir bald und erfreulich auf alles.
S[ophie] T[ieck]
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