• August Wilhelm von Schlegel to Karl Josef Hieronymus Windischmann

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Unknown · Date: [Ende Januar 1822]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Karl Josef Hieronymus Windischmann
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: [Ende Januar 1822]
  • Notations: Datum erschlossen. Korrektur des erschlossenen Datums nach Körner 1930, Bd. 2, S. 172.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 387‒388.
  • Incipit: „[Bonn, Februar 1822]
    Theuerster Freund
    Ich habe schon seit einiger Zeit über mein Verhältniß mit Bopp mit Ihnen sprechen wollen. Gestern bekam ich [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-37222
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.9,Nr.86(4)
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 20,5 x 12,5 cm
[Bonn, Februar 1822]
Theuerster Freund
Ich habe schon seit einiger Zeit über mein Verhältniß mit Bopp mit Ihnen sprechen wollen. Gestern bekam ich wieder einen Brief aus Berlin, der mir viel üblen Humor gemacht hat, weil ich daraus schließen muß, daß Bopp immerfort an meiner Indischen Druckschrift mäkelt, und sich dabey doch einbildet, ich hätte nichts eiligeres zu thun, als sie ihm nach Berlin zu schaffen, damit er etwa eher als ich damit etwas könnte drucken lassen. Dagegen werde ich nun schon das Nöthige beym Ministerio einlegen. Es wäre nicht billig, daß mir ein Andrer die Früchte meiner mit unsäglichen Mühseligkeiten zu Stande gebrachten Arbeit vorweg nähme.
Ich habe ihm immer nützlich zu werden gesucht. Meine Recension seines Nalus, war wohlwollend, entschieden in der Absicht geschrieben, seine Anstellung durch die Bayerische Regierung zu fördern. Dieß hat er damals anerkannt, aber seit sich die Aussicht in Berlin ihm geöffnet, ist er ganz verändert. Schon in seiner Englischen Abhandlung hat er viele mündlich mitgetheilte Ideen von mir benutzt, ohne mich zu erwähnen: doch daran bin ich gewohnt, und am Ende auch reich genug, um es nicht zu achten. Seine alberne Äußerung über den Hitôpadêsa, als ob ich nicht im Stande wäre, das Buch gehörig auszulegen, habe ich Ihnen mitgetheilt. – Seit 15 Monaten ist das zweyte Heft meiner Indischen Bibliothek heraus, er hätte in einem gelehrten Blatte, etwa den Wiener Jahrbüchern oder den Göttingischen Anzeigen, wo man es gern genommen hätte, davon nach Würden sprechen sollen – dieß war indicirt – aber er hat sich wohl gehütet, irgend eine Sylbe öffentlicher Anerkennung fallen zu lassen. Da hat sich Kosegarten, der mir doch gar keine Verbindlichkeiten hat, ganz anders genommen.
Wenn es nicht zu einer entschiedenen Feindseligkeit kommen soll, wozu ich denn auch mit Schnabel und Klauen ausgerüstet bin, so ist es dringend, Bopp baldigst aufzufodern zu erklären, ob er gesonnen ist, in diesem Fache gemeinschaftlich mit mir in einem freundschaftlichen Verhältnisse zu arbeiten. Eine angemaßte Superiorität und magistrale Manieren will ich mir freylich nicht gefallen lassen. Wollen Sie an ihn schreiben? sonst muß ich es thun. Das erste wodurch er aus der Zweydeutigkeit seines Betragens herausgehen kann, ist etwas öffentliches denn ich frage nichts nach Privat-Erklärungen, wobey immer eine reservatio mentalis ist.
Ich komme etwa heute nach sieben Uhr zu Ihnen.
Ganz der Ihrige
A.W. v. Schlegel

Dienstag Vormitt.
Da es eben keine Kenner des Sanscrit giebt, so findet der, welcher dafür gilt, leicht Glauben. Bopp kann mir also vorläufig in Berlin schaden, es kann mich nöthigen, dahin zu reisen, wo ich dann schon die Sache durch meine Gegenwart ins gleiche bringen würde. Übrigens bin ich der Anerkennung aus London und Calcutta sehr gewiß.
[Bonn, Februar 1822]
Theuerster Freund
Ich habe schon seit einiger Zeit über mein Verhältniß mit Bopp mit Ihnen sprechen wollen. Gestern bekam ich wieder einen Brief aus Berlin, der mir viel üblen Humor gemacht hat, weil ich daraus schließen muß, daß Bopp immerfort an meiner Indischen Druckschrift mäkelt, und sich dabey doch einbildet, ich hätte nichts eiligeres zu thun, als sie ihm nach Berlin zu schaffen, damit er etwa eher als ich damit etwas könnte drucken lassen. Dagegen werde ich nun schon das Nöthige beym Ministerio einlegen. Es wäre nicht billig, daß mir ein Andrer die Früchte meiner mit unsäglichen Mühseligkeiten zu Stande gebrachten Arbeit vorweg nähme.
Ich habe ihm immer nützlich zu werden gesucht. Meine Recension seines Nalus, war wohlwollend, entschieden in der Absicht geschrieben, seine Anstellung durch die Bayerische Regierung zu fördern. Dieß hat er damals anerkannt, aber seit sich die Aussicht in Berlin ihm geöffnet, ist er ganz verändert. Schon in seiner Englischen Abhandlung hat er viele mündlich mitgetheilte Ideen von mir benutzt, ohne mich zu erwähnen: doch daran bin ich gewohnt, und am Ende auch reich genug, um es nicht zu achten. Seine alberne Äußerung über den Hitôpadêsa, als ob ich nicht im Stande wäre, das Buch gehörig auszulegen, habe ich Ihnen mitgetheilt. – Seit 15 Monaten ist das zweyte Heft meiner Indischen Bibliothek heraus, er hätte in einem gelehrten Blatte, etwa den Wiener Jahrbüchern oder den Göttingischen Anzeigen, wo man es gern genommen hätte, davon nach Würden sprechen sollen – dieß war indicirt – aber er hat sich wohl gehütet, irgend eine Sylbe öffentlicher Anerkennung fallen zu lassen. Da hat sich Kosegarten, der mir doch gar keine Verbindlichkeiten hat, ganz anders genommen.
Wenn es nicht zu einer entschiedenen Feindseligkeit kommen soll, wozu ich denn auch mit Schnabel und Klauen ausgerüstet bin, so ist es dringend, Bopp baldigst aufzufodern zu erklären, ob er gesonnen ist, in diesem Fache gemeinschaftlich mit mir in einem freundschaftlichen Verhältnisse zu arbeiten. Eine angemaßte Superiorität und magistrale Manieren will ich mir freylich nicht gefallen lassen. Wollen Sie an ihn schreiben? sonst muß ich es thun. Das erste wodurch er aus der Zweydeutigkeit seines Betragens herausgehen kann, ist etwas öffentliches denn ich frage nichts nach Privat-Erklärungen, wobey immer eine reservatio mentalis ist.
Ich komme etwa heute nach sieben Uhr zu Ihnen.
Ganz der Ihrige
A.W. v. Schlegel

Dienstag Vormitt.
Da es eben keine Kenner des Sanscrit giebt, so findet der, welcher dafür gilt, leicht Glauben. Bopp kann mir also vorläufig in Berlin schaden, es kann mich nöthigen, dahin zu reisen, wo ich dann schon die Sache durch meine Gegenwart ins gleiche bringen würde. Übrigens bin ich der Anerkennung aus London und Calcutta sehr gewiß.
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