• August Wilhelm von Schlegel to Georg Andreas Reimer

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Berlin · Date: 02.04.1825
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Georg Andreas Reimer
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 02.04.1825
  • Notations: Abschrift. – Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 422‒423.
  • Incipit: „[1] Erlauben Sie mir, hochgeehrtester Herr, um die Antwort auf Ihren soeben empfangenen Brief nicht zu verzögern, wie es so leicht [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-35028
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.18,Nr.32
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 25 x 20,9 cm
[1] Erlauben Sie mir, hochgeehrtester Herr, um die Antwort auf Ihren soeben empfangenen Brief nicht zu verzögern, wie es so leicht wider meinen besten Willen geschehen könnte, mich über die wesentlichen Punkte nur ganz aphoristisch zu erklären.
Ew. Wohlgeb. schätzen die Kosten des bereits gedruckten auf mehr als 800 Thl. Ich wünsche Sie nicht in Schaden zu bringen, es möge also dabei sein Bewenden haben falls Sie meinen gegenseitigen Foderungen Genüge leisten. Ich verlange Tiecks Veränderungen nicht im voraus zu sehen, ich würde doch in keinem Fall ein Urtheil darüber äußern. Denn wenn ich sie misbilligte, so möchte ich vielleicht Unrecht haben und meinen Freund kränken, wenn ich sie billigte, bände ich mir die Hände für die Zukunft. Das Recht, die von mir übersetzten Stücke noch irgend einmal durchzuarbeiten, um sie der Vollendung näher zu bringen, will ich mir aber durchaus vorbehalten. Nun wäre es wohl billig, in einer Vorerinnerung von Ihnen oder von Tieck selbst zu bemerken, daß die Veränderungen von diesem ohne meine Theilnahme vorgenommen worden sind. Man könnte sich darauf berufen, daß ich zu Tiecks Talent und Einsicht in diesem Fache das größte Zutrauen kundgegeben habe, u.s.w.
Ferner muß ich Sie bitten, mir die Zahl der jetzt auf verschiednem Papiere und zu verschiednen Preisen gedruckten Exemplare der neuen Ausgabe anzuzeigen, und mir die Versicherung zu geben, daß Sie nach Absatz derselben nicht ohne meine Einwilligung und ohne einen neuen mit mir abgeschlossnen Vertrag zu einem wiederholten Abdruck der von mir übersetzten Stücke schreiten wollen.
Die mir zustehende Entschädigung überlasse ich Ihnen nach einer billigen Schätzung selbst zu bestimmen, da ich von der Zahl der Exemplare und den sonst zu berücksichtigenden Umständen nicht unterrichtet bin.
[2] Ich wünschte nun, Ew. Wohlgebohren möchten, um unser gegenseitiges Verhältniß, diesen Verlag betreffend, für die Zukunft festzustellen, den Entwurf zu einem förmlichen Vertrage aufsetzen, und dabei die Bedingungen vorschlagen, die Ihnen selbst billig dünken.
Bei Gelegenheit wünschte ich wohl zu erfahren, wie viel Exemplare der ersten Ausgabe seit Ihrer Acquisition derselben abgesetzt worden sind.
Wollen Sie nicht die Besitzer dieser Ausgabe durch einen besondern Abdruck der von Tieck zu liefernden Stücke bedenken?
Um Ihnen meinen guten Willen zu beweisen, sende ich Ihnen die wenigen übersetzten Blätter von Heinrich VIII, womit Tieck nach Gefallen schalten mag. Dieß Bruchstück war mir ganz abhanden gekommen, doch habe ich es in einem Winkel meiner Bibliothek wieder gefunden. Ich bemerke noch, daß mein Freund Graf Baudissin eine Übersetzung dieses Schauspiels gegeben, die ich niemals mit dem Original verglichen habe, wovon ich aber viel gutes voraussetze.
Ich weiß nicht, ob Sie überhaupt die rechten Maaßregeln ergriffen haben, indem Sie sich auf einen Wettstreit der Schnelligkeit und Wohlfeilheit mit der Göschenschen Übersetzung einließen. Ich würde in solchen Fällen eine vornehme Gleichgültigkeit anrathen. So einfältig ist das Publicum nicht, daß es den Unterschied der ihm vorgesetzten Kost, auch ohne alle gelehrte Kritik, nicht spüren sollte. Der Verleger der Voßischen Übersetzung hat nichts gespart, um sie ausposaunen zu lassen, wobei ganz unwürdig von mir gesprochen worden ist. Ich habe nie ein öffentliches Wort gesagt, um ihr [3] Abbruch zu thun, wie es mir so leicht gefallen wäre. Nur unter Freunden erlaubte ich mir zu scherzen, ich könne nicht mit diesem Manne wetteifern der nicht bloß Übersetzungen, sondern Übersetzer in seinen Söhnen ans Licht schaffe, und bis in die zweite oder dritte Generation hinein übersetze. – Dennoch haben, wie es scheint, nur wenige die Voßische Übersetzung hinunterwürgen können, und sie ist von selbst ins Stocken gerathen. Und Voß ist doch ein mit Recht berühmter Mann, Göschens Geselle hingegen ein obscurer Mensch und von obscuren Menschen empfohlen.
Sagen Sie meinem Jugendfreunde Tieck, daß ich ihm immer herzlich zugethan bleibe, und mich der Heiterkeit seines Geistes erfreue, die sich in seinen Novellen kund giebt, wovon einige, namentlich die Zopfgeschichte und die Gemählde, wirklich bewundernswürdig sind. Ich höre, er hat die Direction des Dresdner Theaters übernommen. Wie hat er sich nur dazu entschließen können, sich mit Maulaffen und Meerkatzen herumzuhetzen?
Könnten Sie mir nicht Aufschluß darüber geben, wie es mit den Blumensträußen und meinem Calderon steht? Man versichert mir, der letzte sei ganz erschöpft.
Mit der ausgezeichnetsten p
abgesendet d. 2ten April
1825
nebst dem Anfange von Heinrich VIII.
[4]
[1] Erlauben Sie mir, hochgeehrtester Herr, um die Antwort auf Ihren soeben empfangenen Brief nicht zu verzögern, wie es so leicht wider meinen besten Willen geschehen könnte, mich über die wesentlichen Punkte nur ganz aphoristisch zu erklären.
Ew. Wohlgeb. schätzen die Kosten des bereits gedruckten auf mehr als 800 Thl. Ich wünsche Sie nicht in Schaden zu bringen, es möge also dabei sein Bewenden haben falls Sie meinen gegenseitigen Foderungen Genüge leisten. Ich verlange Tiecks Veränderungen nicht im voraus zu sehen, ich würde doch in keinem Fall ein Urtheil darüber äußern. Denn wenn ich sie misbilligte, so möchte ich vielleicht Unrecht haben und meinen Freund kränken, wenn ich sie billigte, bände ich mir die Hände für die Zukunft. Das Recht, die von mir übersetzten Stücke noch irgend einmal durchzuarbeiten, um sie der Vollendung näher zu bringen, will ich mir aber durchaus vorbehalten. Nun wäre es wohl billig, in einer Vorerinnerung von Ihnen oder von Tieck selbst zu bemerken, daß die Veränderungen von diesem ohne meine Theilnahme vorgenommen worden sind. Man könnte sich darauf berufen, daß ich zu Tiecks Talent und Einsicht in diesem Fache das größte Zutrauen kundgegeben habe, u.s.w.
Ferner muß ich Sie bitten, mir die Zahl der jetzt auf verschiednem Papiere und zu verschiednen Preisen gedruckten Exemplare der neuen Ausgabe anzuzeigen, und mir die Versicherung zu geben, daß Sie nach Absatz derselben nicht ohne meine Einwilligung und ohne einen neuen mit mir abgeschlossnen Vertrag zu einem wiederholten Abdruck der von mir übersetzten Stücke schreiten wollen.
Die mir zustehende Entschädigung überlasse ich Ihnen nach einer billigen Schätzung selbst zu bestimmen, da ich von der Zahl der Exemplare und den sonst zu berücksichtigenden Umständen nicht unterrichtet bin.
[2] Ich wünschte nun, Ew. Wohlgebohren möchten, um unser gegenseitiges Verhältniß, diesen Verlag betreffend, für die Zukunft festzustellen, den Entwurf zu einem förmlichen Vertrage aufsetzen, und dabei die Bedingungen vorschlagen, die Ihnen selbst billig dünken.
Bei Gelegenheit wünschte ich wohl zu erfahren, wie viel Exemplare der ersten Ausgabe seit Ihrer Acquisition derselben abgesetzt worden sind.
Wollen Sie nicht die Besitzer dieser Ausgabe durch einen besondern Abdruck der von Tieck zu liefernden Stücke bedenken?
Um Ihnen meinen guten Willen zu beweisen, sende ich Ihnen die wenigen übersetzten Blätter von Heinrich VIII, womit Tieck nach Gefallen schalten mag. Dieß Bruchstück war mir ganz abhanden gekommen, doch habe ich es in einem Winkel meiner Bibliothek wieder gefunden. Ich bemerke noch, daß mein Freund Graf Baudissin eine Übersetzung dieses Schauspiels gegeben, die ich niemals mit dem Original verglichen habe, wovon ich aber viel gutes voraussetze.
Ich weiß nicht, ob Sie überhaupt die rechten Maaßregeln ergriffen haben, indem Sie sich auf einen Wettstreit der Schnelligkeit und Wohlfeilheit mit der Göschenschen Übersetzung einließen. Ich würde in solchen Fällen eine vornehme Gleichgültigkeit anrathen. So einfältig ist das Publicum nicht, daß es den Unterschied der ihm vorgesetzten Kost, auch ohne alle gelehrte Kritik, nicht spüren sollte. Der Verleger der Voßischen Übersetzung hat nichts gespart, um sie ausposaunen zu lassen, wobei ganz unwürdig von mir gesprochen worden ist. Ich habe nie ein öffentliches Wort gesagt, um ihr [3] Abbruch zu thun, wie es mir so leicht gefallen wäre. Nur unter Freunden erlaubte ich mir zu scherzen, ich könne nicht mit diesem Manne wetteifern der nicht bloß Übersetzungen, sondern Übersetzer in seinen Söhnen ans Licht schaffe, und bis in die zweite oder dritte Generation hinein übersetze. – Dennoch haben, wie es scheint, nur wenige die Voßische Übersetzung hinunterwürgen können, und sie ist von selbst ins Stocken gerathen. Und Voß ist doch ein mit Recht berühmter Mann, Göschens Geselle hingegen ein obscurer Mensch und von obscuren Menschen empfohlen.
Sagen Sie meinem Jugendfreunde Tieck, daß ich ihm immer herzlich zugethan bleibe, und mich der Heiterkeit seines Geistes erfreue, die sich in seinen Novellen kund giebt, wovon einige, namentlich die Zopfgeschichte und die Gemählde, wirklich bewundernswürdig sind. Ich höre, er hat die Direction des Dresdner Theaters übernommen. Wie hat er sich nur dazu entschließen können, sich mit Maulaffen und Meerkatzen herumzuhetzen?
Könnten Sie mir nicht Aufschluß darüber geben, wie es mit den Blumensträußen und meinem Calderon steht? Man versichert mir, der letzte sei ganz erschöpft.
Mit der ausgezeichnetsten p
abgesendet d. 2ten April
1825
nebst dem Anfange von Heinrich VIII.
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