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Was ich am meisten bewundern muß, ist, daß die Masse des gesammelten Stoffes, und die ungeheuern Gedulds-Arbeiten, die sie haben vornehmen müssen, der immer regen Empfänglichkeit für das innerste Wesen der Sprache, dem divinatorischen Scharfsinne, der geistreichen Ansicht niemals den mindesten Abbruch gethan haben. Dieses schreib ich nicht bloß Ihnen, als eine vertrauliche Äußerung: ich wünsche, ganz Deutschland möge erfahren, wie gern ich mich für Ihren Schüler erkläre. Ich bin sehr häufig in dem Falle, Sie in <span class="index-3628 tp-19750 ">meinen Vorlesungen</span> zu erwähnen; und es geschieht nie in einem andern Sinne.<br>Ich hatte gehofft, im vorigen Herbst eine Reise nach <span class="index-15 tp-19739 ">Berlin</span> machen zu können, und dabei war mein Augenmerk ganz besonders auf <span class="index-1517 tp-19740 ">Cassel</span> gerichtet, wo ich einige Tage zu verweilen gedachte. 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Aber es würde Ihnen einen Genuß gewähren; sowohl <anchor type="b" n="2566" ana="11" xml:id="NidB19745"/>mein gelehrter Mitarbeiter Hr. Lassen<anchor type="e" n="2566" ana="11" xml:id="NidE19745"/> als ich selbst, wir würden uns beeifern, Ihnen jede Erleichterung entgegen zu bringen und Sie lernen mehr in einem Monat als andre Schüler in Jahren. Überlegen Sie doch ja, ob es nicht möglich zu machen ist.<lb/><anchor type="b" n="3627" ana="12" xml:id="NidB19749"/>Ihre sehr willkommnen Aufsätze<anchor type="e" n="3627" ana="12" xml:id="NidE19749"/> werde ich in dem ersten Hefte des 3ten Bandes <anchor type="b" n="2322" ana="13" xml:id="NidB44936"/>der Indischen Bibliothek<anchor type="e" n="2322" ana="13" xml:id="NidE44936"/> abdrucken lassen. Das letzte Heft des 2ten war bereits im Druck und hatte seine vollständige Bestimmung, als ich sie empfing. Nächstens sende ich es Ihnen. Das erste Buch von dem Texte <anchor type="b" n="1154" ana="12" xml:id="NidB19747"/>des Râmâyańa<anchor type="e" n="1154" ana="12" xml:id="NidE19747"/> ist gedruckt, <anchor type="b" n="3516" ana="12" xml:id="NidB19746"/>der Band<anchor type="e" n="3516" ana="12" xml:id="NidE19746"/> soll, denke ich, im Laufe des Jahres mit der Lateinischen Übersetzung erscheinen. <anchor type="b" n="3626" ana="12" xml:id="NidB19748"/>Eine kurzgefaßte Grammatik des Sanskrit in Lateinischer Sprache<anchor type="e" n="3626" ana="12" xml:id="NidE19748"/> habe ich auch angefangen auszuarbeiten, bin aber noch nicht über die ersten Capitel hinausgekommen.<lb/>Empfangen Sie, mein hochgeehrtester Herr und Freund, die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung.<lb/>Ihr ergebenster<lb/><hi rend="weight:bold">A. W. v. 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Wohlgeb. haben mir durch <span class="doc-3469 ">Ihr freundschaftliches Schreiben</span> eine sehr große Freude gewährt, wobei ich nur beklagen muß, daß der Brief unerwünschte Nachrichten von Ihrem Befinden enthält. Diese habe ich, Ihrem Auftrage gemäß, <span class="index-1105 tp-19736 ">meinem Freunde Welcker</span> mitgetheilt, der sie mit der aufrichtigsten Theilnahme aufgenommen hat, und über die gemeldeten Trauerfälle ganz bestürzt gewesen ist.<br>Sie sind mir zuvorgekommen: längst hatte ich mir vorgesetzt Ihnen zu schreiben, um Ihnen meine Bewunderung und meinen Dank für so vielfache Belehrung auszudrücken. Ein wissenschaftliches Schreiben an Sie, oder vielmehr eine Reihe von Briefen will ich <span class="index-2322 tp-19737 ">meiner Indischen Bibliothek</span> einrücken. 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Nach dem Schulbesuch in Kassel studierte er zusammen mit seinem Bruder Wilhelm Rechtswissenschaften an der Universität Marburg, wo Friedrich Carl von Savigny zu seinen Lehrern gehörte. Als Savigny 1804 wegen wissenschaftlicher Forschungen nach Paris reiste, ließ er Grimm bald nachkommen. Jacob Grimm wandte sich jedoch von den rechtswissenschaftlichen Studien ab und widmete sich der altdeutschen Literatur. Nach Ende des Studiums zog er nach Kassel. Grimm wurde 1808 Bibliothekar des König Jérômes auf Schloss Wilhelmshöhe und 1809 auch zum Auditor im Staatsrat ernannt. 1813, nach Rückkehr des Kurfürsten Wilhelm I., wurde er zum Legationssekretär des hessischen Gesandten auserkoren. Von 1814 bis 1815 nahm er am Wiener Kongress teil. Bis Ende 1815 war er zudem Beauftragter Preußens für Handschriften in Paris. 1816 wurde er wie sein Bruder Bibliothekssekretär in Kassel. 1830 wurde Jacob Grimm als ordentlicher Professor nach Göttingen berufen. Als Mitunterzeichner des Protestes der „Göttinger Sieben“ wurden beide Brüder 1837 durch den König von Hannover ihres Amtes enthoben. In der Folge lebten sie wieder in Kassel. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. lud 1841 beide Brüder nach Berlin ein, wo sie sich niederließen, um an der dortigen Universität zu lehren. Im selben Jahr erfolgte die Aufnahme als Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften, 1852 die Wahl als Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Jacob Grimm war auch politisch engagiert, der Frankfurter Nationalversammlung gehörte er 1848/49 als Abgeordneter mit Platz im „rechten Centrum“ an. Zusammen mit seinem Bruder Wilhelm gilt Jacob Grimm als Begründer der germanistischen Altertumswissenschaften und der deutschen Philologie. Berühmt wurden die beiden Brüder durch ihre gemeinsame Sammlung von Kinder- und Hausmärchen und ihr wegweisendes Projekt eines Deutschen Wörterbuchs (ab 1838, 1. Band 1854). 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Bonn d. 17ten Jan. 1827
Mein hochgeehrtester Herr und Freund!
Ew. Wohlgeb. haben mir durch Ihr freundschaftliches Schreiben eine sehr große Freude gewährt, wobei ich nur beklagen muß, daß der Brief unerwünschte Nachrichten von Ihrem Befinden enthält. Diese habe ich, Ihrem Auftrage gemäß, meinem Freunde Welcker mitgetheilt, der sie mit der aufrichtigsten Theilnahme aufgenommen hat, und über die gemeldeten Trauerfälle ganz bestürzt gewesen ist.
Sie sind mir zuvorgekommen: längst hatte ich mir vorgesetzt Ihnen zu schreiben, um Ihnen meine Bewunderung und meinen Dank für so vielfache Belehrung auszudrücken. Ein wissenschaftliches Schreiben an Sie, oder vielmehr eine Reihe von Briefen will ich meiner Indischen Bibliothek einrücken. Der Inhalt ist seit geraumer Zeit in meinem Kopfe fertig: mancherlei Störungen und Arbeiten anderer Art haben die Ausführung verzögert, wie denn immer die besten Vorsätze am langsamsten zur Wirklichkeit zu gelangen pflegen. Mit der nachdrücklichsten Anerkennung Ihrer großen Verdienste um die Wissenschaft und um das deutsche Vaterland werde ich anfangen, und dann zu einzelnen Erörterungen fortgehn. Bestätigungen aus eigner Forschung, besonders über das Sanskrit, habe ich Ihnen in Menge entgegen zu bringen; Zweifel und Einwendungen meistens nur bei mehr hypothetischen Punkten der Sprachvergleichung und Etymologie. Mir schwindelt ordentlich, wenn ich bedenke, welche unermeßliche Bahn Sie in einem Zeitraum von etwa zwölf Jahren nicht nur durchlaufen, sondern zuerst geöffnet haben. Was ich am meisten bewundern muß, ist, daß die Masse des gesammelten Stoffes, und die ungeheuern Gedulds-Arbeiten, die sie haben vornehmen müssen, der immer regen Empfänglichkeit für das innerste Wesen der Sprache, dem divinatorischen Scharfsinne, der geistreichen Ansicht niemals den mindesten Abbruch gethan haben. Dieses schreib ich nicht bloß Ihnen, als eine vertrauliche Äußerung: ich wünsche, ganz Deutschland möge erfahren, wie gern ich mich für Ihren Schüler erkläre. Ich bin sehr häufig in dem Falle, Sie in meinen Vorlesungen zu erwähnen; und es geschieht nie in einem andern Sinne.
Ich hatte gehofft, im vorigen Herbst eine Reise nach Berlin machen zu können, und dabei war mein Augenmerk ganz besonders auf Cassel gerichtet, wo ich einige Tage zu verweilen gedachte. Jetzt habe ich es mir nur für die Osterferien vorgenommen, und werde es gewiß ausführen, wenn nicht unvorhergesehene Hindernisse in den Weg treten, und dann treffe ich schon vor Ostern in Cassel ein. – Ich habe Ihnen aber noch etwas anderes vorzuschlagen. Könnten Sie sich nicht einen Urlaub während der Sommer-Monate auswirken, und wenigstens einige Wochen in Bonn zubringen. Sie ließen sich gefallen, mein Haus- und Tischgenosse zu seyn, wir könnten manches besprechen, und dabei uns auf Spaziergängen der heitern Gegend erfreuen. Wir haben zu viel wissenschaftliche Berührungen, als daß sie sich in ein paar Tagen abthun ließen. Das Sanskrit wissen Sie zwar in bedeutendem Grade, ohne es förmlich erlernt zu haben; es wird Ihnen, wenn Sie sich an die Lesung der Schriften begeben, wie ein alter Bekannter erscheinen. Aber es würde Ihnen einen Genuß gewähren; sowohl mein gelehrter Mitarbeiter Hr. Lassen als ich selbst, wir würden uns beeifern, Ihnen jede Erleichterung entgegen zu bringen und Sie lernen mehr in einem Monat als andre Schüler in Jahren. Überlegen Sie doch ja, ob es nicht möglich zu machen ist.
Ihre sehr willkommnen Aufsätze werde ich in dem ersten Hefte des 3ten Bandes der Indischen Bibliothek abdrucken lassen. Das letzte Heft des 2ten war bereits im Druck und hatte seine vollständige Bestimmung, als ich sie empfing. Nächstens sende ich es Ihnen. Das erste Buch von dem Texte des Râmâyańa ist gedruckt, der Band soll, denke ich, im Laufe des Jahres mit der Lateinischen Übersetzung erscheinen. Eine kurzgefaßte Grammatik des Sanskrit in Lateinischer Sprache habe ich auch angefangen auszuarbeiten, bin aber noch nicht über die ersten Capitel hinausgekommen.
Empfangen Sie, mein hochgeehrtester Herr und Freund, die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung.
Ihr ergebenster
A. W. v. Schlegel
Ich höre, Prof. Bopp hat in der neuen Berliner Literatur Zeitung Ihr Werk anzuzeigen übernommen. Er hat viel Scharfsinn in grammatischen Dingen, wenn er nur nicht allzu einseitig gewisse Lieblings-Ansichten von der Sprachbildung verfolgte, auf die ich gar nicht eingehen kann.
Mein hochgeehrtester Herr und Freund!
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