Der Verstorbene hatte, wie Hochihnen wohl nicht unbekannt ist, schon mehre[2]re Mahle Anfälle von apoplektischer Natur gehabt, am stärksten wohl vor etwa sechs Jahren, und dann von Zeit zu Zeit, mehrmals bedenkliche Schwindel etc. Von jener Zeit her ließ er sich nach der Vorschrift Malfattis etwa von Jahr zu Jahr, oder auch öfterer, schröpfen und Blutegel legen und hielt im ganzen gute Diät. Seitdem er durch die neu unternommenen Lehrkurse auch wieder nach außen hin thätig zu seyn angefangen hatte, wie er es nach innen zu seyn nie aufgehört hatte, dürfte er sich wohl zu erschöpfend angestrengt haben; namentlich dadurch daß er die Vorlesungen immer erst in dem Zwischenraum von einer zur andern verfaßte und niederschrieb, wohl auch, daß er den lezten Kurs zu Dresden zu bald nach den früheren unternommen hatte. Die Organe des höheren Denkens und geistigen Erkennens hatten eine solche leichte Beweglichkeit gewonnen, daß er wohl selbst nicht inne wurde, wie die Organe des körperlichen Lebens durch Mangel an Schlaf oder durch zu anstrengenden Gebrauch aufgerieben wurden. In einem Briefe, welchen er wenige Tage vor seinem Tode an seine Gemahlin geschrieben, sprach er selbst in merkwürdiger Weise von dem Strom der Gedanken, der ihn mehr als je ergreife und erfülle. Ich wollte die Stelle abschriftlich mittheilen, habe aber die Wittwe, als ich sie darum bitten wollte, nicht zu Hause getroffen. Mir erübrigt nur, angelegentliche Empfehlungen von ihrer Seite und meinerseits die Bitte beyzufügen, die Versicherung meiner verehrenden Gesinnungen auch bei einer so traurigen Veranlassung zu genehmigen.
Euer Hochwohlgebohrnen
gehorsam-ergebenster
v. Bucholtz
Wien 22 Jänner 1829
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