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$viewFile = '/var/www/awschlegel/version-07-19/app/View/Letters/view.ctp' $dataForView = array( 'html' => '<span class="index-887 tp-20326 ">Bonn</span> d. 3<span class="offset-4 ">ten</span> Jun. [18]33<br><span class="doc-3472 ">Ihr gehaltvoller Brief</span>, mein hochgeehrter Herr und Freund, blieb nach meiner gewöhnlichen Saumseligkeit lange unbeantwortet. Unterdessen habe ich <span class="index-2600 tp-20327 ">ein Buch</span> gesendet, das rechnen Sie mir wohl für einen Brief an. Überhaupt ist es mit dem Schreiben ein mühseliger Notbehelf. Kommen Sie denn gar nicht einmal an die schönen Ufer des Rheines? Etwa in den nächsten Herbstferien? Dann finden Sie mich gewiß hier, und zu allem was mein Haus und meine Bibliothek vermag, sind Sie bestens eingeladen.<br>Mit <span class="index-6740 tp-45127 slant-italic ">Parjanyas</span> schalten Sie nach Belieben, wie mit allen meinen etymologischen Schnurrpfeifereien. Bei <span class="slant-italic ">Fairguni</span> treffen wir zusammen. Ich hatte es ganz vergessen, aber heute sehe ich zufällig, daß ich in <span class="index-3761 tp-20328 index-3762 tp-20329 ">Zahns</span><span class="index-3761 tp-20328 "> Glossar</span> das Sartische Wort schon vor Jahren mit einem Fragezeichen an den Rand geschrieben habe. Von <span class="slant-italic ">Parjanyas</span> weiß ich keine befriedigende Ableitung; so ist es mit manchen Götternamen. <span class="index-2553 tp-20330 ">Wilson</span> hat auch <span class="slant-italic ">paryanyas</span>. Das könnte <span class="slant-italic ">pari-anyas</span> bedeuten, περὶ ἄλλος, rings herum anders, von dem Wechsel der Jahreszeiten. Die Corruption aus y halbvocal in j (das Italiänische ge) die wir wohl in den heutigen Mundarten kennen, müßte dann schon sehr alt seyn. Die Indischen Grammatiker zählen es unter die durch Uńâdi-Affixe gebildeten Wörter, d. h. sie wissen keine regelmäßige Ableitung zu finden. Im <span class="index-3763 tp-20331 ">Amara Cosha</span> steht es unter den vieldeutigen Wörtern mit nur zwei Bedeutungen, eine Donnerwolke und <span class="index-6739 tp-45128 ">Indras</span>. Aber der Amara Cosha ist keinesweges vollständig. In <span class="index-3764 tp-20332 ">der Bhag.[avad] G.[îtâ]</span> steht <span class="slant-italic ">parjanya</span> ausgemacht für den befruchtenden Regen. Das Verhältniß der Konsonanten zu <span class="slant-italic ">Fairguni</span> wäre wohl richtig. Freilich sollte für das j, welches immer einem ursprünglichen g gleich gilt, im Gothischen k stehen; aber wir müssen wohl annehmen, daß das Zusammentreffen zweier Konsonanten nicht selten die Lautverschiebung sistirt hat.<br>Ich finde in meinem Glossar gleich daneben eine andre Zusammenstellung angemerkt: <span class="slant-italic ">Fairhvus</span> Skr. <span class="slant-italic ">pârçva</span>. Ich bezeichne der Anschaulichkeit wegen durch ç das palatale ś, wofür im Lateinischen und Griechischen gewöhnlich k, im Gothischen h steht. <span class="slant-italic ">pârçva</span>, <span class="weight-bold ">latus</span>, abgeleitet von <span class="slant-italic ">parçu</span>, die Rippe; gleichsam die Gesamtheit der Rippen. Die Bedeutung ist wunderbar verschieden, die Identität der Elemente nach den Gesetzen der Lautverschiebung vollkommen.<br>Ebenso ist es mit <span class="slant-italic ">atathni</span>, wobei <span class="index-3231 tp-67516 ">Reinwald</span> an das Persische <span class="slant-italic ">adad</span> gedacht hat. <span class="index-2566 tp-20333 ">Lassen</span> sagt mir, Sie hätten auch snskr. <span class="slant-italic ">âditya</span>, <span class="weight-bold ">sol</span>, angeführt. Die Consonanten sind ganz in der Ordnung: aus der media wird im Gothischen tenuis, aus der tenuis, – adspirata; ĭ für ă hat auch nichts auf sich; aber das ā fällt hinderlich. <span class="slant-italic ">āditya</span> soll ein Patronymicum seyn, von <span class="index-6743 tp-45130 slant-italic ">ădĭtĭ</span>. Diese ist die Mutter der Götter, wie im Gegensatz <span class="index-6744 tp-45131 slant-italic ">diti</span> der Ungötter. Wenn man die allegorische Deutung gelten läßt, so wäre <span class="slant-italic ">aditi</span>, die personificirte Helle, der Tag, <span class="slant-italic ">diti</span> die Nacht, <span class="slant-italic ">atath-ni</span> ein Collectivum von <span class="weight-bold ">Tag</span>.<br>Die mythologischen Übergänge sind wichtig, wegen der Geschichte der Religionen. Nur muß man vorsichtiger zu Werke gehn als <span class="index-3766 tp-20335 ">S. W. Jones</span>, der jedoch zwei bis 3 richtige Bemerkungen hat.<br>Man trifft auf wunderbare Spuren, um so unverdächtiger, je weniger man sie erwartet hatte. Wir sehen jetzt schon, wiewohl noch wie durch einen Nebel, daß die Altpersische und die Brahmanische aus Einer Quelle her geflossen, daß <span class="index-3767 tp-20336 ">Zoroaster</span> als ein Reformator gegen die einreißende Vielgötterei aufgetreten.<br>Denken Sie, letzthin finde ich im <span class="index-1154 tp-20337 ">Râmâyańa</span>, in einer Beschreibung aller Länder des Erdbodens, einige von den Lügen <span class="index-3768 tp-20338 ">des Ktesias</span> wieder: namentlich die Einfüßigen Menschen, und die Ohrigen, wie sie <span class="index-3768 tp-20339 ">der Vf. </span><span class="index-3768 tp-20339 index-3769 tp-20340 ">des </span><span class="index-3768 tp-20339 index-3769 tp-20340 index-5949 tp-45132 ">Herzog Ernst</span> nennt: <span class="slant-italic ">Karńaprâvâraka</span>, wörtlich die Ohren-bemäntelten. Ktesias war also nicht Erfinder, sondern fehlte nur darin, daß er Erzählungen, aus fabelhaften Büchern geschöpft, für geographische Wahrheiten nahm. War schon unter den letzten Achaemeniden einiger litterarische Verkehr zwischen Persien und Indien? Unter den Sassaniden ist es nicht zu läugnen.<br><span class="index-2471 tp-20343 ">Silvestre de Sacy</span> hat von meinen <span class="index-2600 tp-45133 slant-italic ">Réflexions</span> Gelegenheit genommen, mir <span class="index-3771 tp-20344 ">sein </span><span class="index-3771 tp-20344 slant-italic ">Mémoire</span> <span class="doc-5778 ">zu senden</span>, <span class="index-5519 tp-46446 ">worin er die Erfindung von </span><span class="index-5519 tp-46446 index-6745 tp-45134 ">1001 Nacht</span><span class="index-5519 tp-46446 "> ausschließlich den Arabern vindicirt</span>. Hierauf <span class="doc-2718 ">ein ausführliches Schreiben von mir</span>, worin ich ihm unter andern die zweite Erzählung der Einleitung, von dem Verständnisse der Thiersprachen, nach ihren Grundzügen im <span class="index-1154 tp-45135 ">Râmâyańa</span> nachgewiesen habe. Die Persischen und Arabischen Interpolationen läugne ich nicht nur nicht, sondern ich behaupte sie, und glaube sie bestimmt nachweisen zu können. Das Indische erkennt man an der Dämono- und Thaumatologie, an Form und Geist der Erfindung, an dem durch die Verkleidung hindurchblickenden Costum, pp. Da der alte Herr, weil er den Widerspruch nicht liebt, meinen Brief hinter den Spiegel gesteckt zu haben scheint, <span class="index-3647 tp-76892 ">so werde ich ihn nächstens drucken lassen</span>.<br>Ich schreibe vom hundertsten ins tausendste: Sie müssen schon so vorlieb nehmen, sonst käme es gar nicht zu Staude.<br>Warum ich mich mit Toto und <span class="index-6742 tp-45136 ">Totila</span> nicht begnügen will? Weil der Mann aus dem Geschlechte der Balthen war, und also einen Heerführer und Fürstennamen haben mußte. Theodorich war aber in diesem Geschlechte üblich. Toto und Totila sind nicht weiter von Theodorich entfernt, als Fritz und Fritzchen von Friedrich, lange nicht so weit als Rucco von Ragnemundus, welches nun einmal feststeht. Die Frage über die uralten ὑποκοριστικά wird wichtig für ein deutsches Onomasticon, welches zu schaffen wohl Noth thäte. <span class="index-8 tp-20345 ">Mein Bruder</span> hat <span class="index-520 tp-20346 ">die Bemerkung gemacht</span>, daß die wirklich onomatopoetischen Wörter sich durch Wiederholungen kundgeben, z.B. <span class="slant-italic ">murmur</span>, <span class="slant-italic ">susurrus</span>, <span class="slant-italic ">turtur</span>, <span class="slant-italic ">cuculus</span>. Ich meyne, es wäre oft auch so mit den vertraulichen Abkürzungen der Namen <span class="slant-italic ">Gogo</span>, <span class="slant-italic ">Mumustus</span>, <span class="slant-italic ">Pipin</span>, <span class="slant-italic ">Poppo</span> etc. Wenn Sie von allen diesen Etymologien schaffen sollen, werden Sie in Noth gerathen.<br>Bei der Stelle in <span class="index-194 tp-20347 ">den Nibelungen</span> sind wir, wie ich sehe, nicht einmal über das Material einig. Sie lesen <span class="slant-italic ">jāriā</span>; das gäbe einen lahmen Vers. Ich las immer <span class="slant-italic ">jăríă</span>.<br>Es ist um die Sprachvergleichung eine schöne und cüriöse Sache, aber durch die Überschwemmung mit unreifen Schriften wird sie mir zum Greuel. Wenn ich <span class="index-3562 tp-20348 ">Ihre Grammatik</span> zur Hand nehme, so erwacht meine ganze Lust daran wieder, ich bin dann in Gefahr, die gegenwärtige Arbeit zu versäumen, und <span class="index-2566 tp-45137 ">Hr. Lassen</span> pflegt dann auf meine Bitte das verführerische Buch in meine Bibliothek so wegzustellen, daß ich es nicht wiederfinden kann.<br>Die Juristen haben einen unglaublichen Respect <span class="index-3746 tp-45140 ">vor Ihnen</span> bekommen. Es ist aber doch eine harte Zumuthung daß die armen Leute alle die Sprachen wissen sollen, da sie meistens nicht einmal gründlich Latein wissen. Auch mir, ich will es nur gestehen, wären Übersetzungen sehr willkommen gewesen.<br>Sie sagen einige vermittelnde Worte über mein Verhältniß mit <span class="index-2426 tp-20349 ">Bopp</span>. Er hat mir allerdings sehr üble Streiche gespielt, aber das darf auf das Urtheil über seine wissenschaftlichen Leistungen keinen Einfluß haben, und hat es auch bei mir nicht gehabt. Mich verdroß die kleinigkeitskrämerische und pedantische Richtung, welche er dem Studium des Sanskrit gab. Ich hatte es unternommen, um die herrlichen Dichtungen und die Lehren der alten Weisen kennen zu lernen, auch in der Hoffnung neue Aufschlüsse über die Vorwelt und den Gang des menschlichen Geistes zu erlangen. – <span class="index-9 tp-20350 ">W. v. Humboldt</span> könnte ich hier wohl nicht als einen unparteiischen Schiedsrichter anerkennen. Bopp ist sein <span class="slant-italic ">amanuensis</span>, in <span class="index-15 tp-20351 ">Berlin</span> sein Geschöpf, und Humboldt hat ihn ja selbst in das Unwesen mit der barbarischen Wortzerreißung hineingestoßen. Der Eifer, womit H.[umboldt], ein Mann von so umfassendem Geist, diese Sache betrieb, wäre mir unbegreiflich, wenn ich nicht wüßte, daß er im Sanskrit immer nur ein Anfänger geblieben ist. Ich habe damals mit Humboldt Briefe darüber gewechselt, seinen Satz: in allen gebildeten Sprachen habe man große Sorgfalt auf die Worttrennung gewendet, widerlegt, und gezeigt, daß es nach Beschaffenheit der Sprachen verschieden war und seyn mußte: alles vergeblich! Nun, im <span class="index-3772 tp-20352 ">Vendidad</span> steht nach jedem Wort freilich ein Punkt; aber wie wäre es im Sanskrit möglich, bei den unaufhörlichen Synalöphen?<br>Sie werden schon gesehen haben, daß ich in <span class="index-2600 tp-45139 ">den </span><span class="index-2600 tp-45139 slant-italic ">Réflexions</span> säuberlich mit <span class="index-2426 tp-45138 ">Bopp</span> verfahren bin. Dem Auslande gegenüber schickte es sich nicht anders. Er scheint sich denn auch wieder annähern zu wollen, und hat mir <span class="index-6746 tp-45141 ">sein Zendisches</span> geschickt. So nenne ich es mit Recht, weil in allem übrigen eben nichts neues ist. Aber dieser Artikel ist gründlich gearbeitet, und leicht das beste was er noch ans Licht gebracht. Mich ergötzt sein Wesen mit dem <span class="index-6208 tp-45142 ">Pânini</span>. <span class="index-2566 tp-20353 index-6747 tp-45143 ">Lassens</span><span class="index-6747 tp-45143 "> nachdrückliche Zurechtweisung</span> hat so viel gewirkt, daß er sich den Schein giebt, als sey er auch in dem alten Grammatiker nicht unbewandert. Aber er versteht ihn nicht zum besten, und schneidet Gesichter dazu, gerade wie Pistol, als ihn Fluellen gezwungen hat, Knoblauch zu essen: <span class="index-1448 tp-20354 ">„Ich essʼ, und essʼ, und fluche.“</span><br>Da beim Zend die Sprachvergleichung ein Hauptmittel zum Verständniß zu gelangen, so muß man damit anfangen. Hier ist also <span class="index-2426 tp-45144 ">Bopp</span> ziemlich in seinem Fach. Zur Auslegung und vollends zur Kritik der Texte hat er einmal kein Talent.<br>Die Präpositionen als Casuszeichen hat <span class="index-2426 tp-45145 ">B.[opp]</span> nun aufgegeben: desto besser! So spart er uns die Widerlegung, die zwar leicht genug gewesen wäre. Nun müssen es aber die Pronomina seyn, die bei ihm mit allen möglichen Brühen aufgetischt werden; da weiß ich nicht ob wir nicht aus dem Regen in die Traufe kommen. Überhaupt ist die Agglutination eine mechanische Hypothese, die am Ende nichts erklärt. Denn wenn man z. B. eins, das Verbum substantivum, zu conjugiren wußte, so konnte man auch alles conjugiren, und brauchte nicht zu leimen. Das V.[erbum] Substantivum ist aber, als solches, das späteste aller Verba. Mit den wahrhaft historischen Agglutinationen z. B. dem Futurum der Romanischen Sprachen ist es ganz etwas anders.<br>Was sagen Sie zu <span class="index-3641 tp-20355 index-3773 tp-20356 ">Hrn. Lachmanns</span><span class="index-3773 tp-20356 "> Artigkeiten gegen mich</span>? Ich enthalte mich jeder Bemerkung, da er Sie seinen Freund hat nennen dürfen. Überdieß bin ich für die Preßfreiheit. Wenn der Autor sich keinen Zwang anzuthun braucht, so kommen seine Gesinnungen, seine Absichten, und besonders seine gesellschaftlichen Sitten um so deutlicher zum Vorschein. Mir wäre es recht, wenn er auch sein Porträt beigefügt hätte.<br>Man sagt mir, ich sei auch von <span class="index-1342 tp-20357 ">Hammer</span> heftig angegriffen, im <span class="index-3774 tp-20358 slant-italic ">Foreign quarterly Review</span>, und von <span class="index-3775 tp-20360 ">dem wild gewordenen Juden Heine</span> in <span class="index-171 tp-20359 ">Paris</span>. Ich hätte viel zu thun, wenn ich das alles lesen, oder gar etwas darauf erwiedern sollte.<br>Leben Sie recht wohl, und lassen Sie mich bald erwünschte Nachrichten hören. Zwei Zeilen, des Inhalts, daß Sie uns zu besuchen gedenken, sollen für den längsten Brief gelten.<br>Ganz der Ihrige<br><span class="weight-bold ">A. W. v. 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Nach dem Schulbesuch in Kassel studierte er zusammen mit seinem Bruder Wilhelm Rechtswissenschaften an der Universität Marburg, wo Friedrich Carl von Savigny zu seinen Lehrern gehörte. Als Savigny 1804 wegen wissenschaftlicher Forschungen nach Paris reiste, ließ er Grimm bald nachkommen. Jacob Grimm wandte sich jedoch von den rechtswissenschaftlichen Studien ab und widmete sich der altdeutschen Literatur. Nach Ende des Studiums zog er nach Kassel. Grimm wurde 1808 Bibliothekar des König Jérômes auf Schloss Wilhelmshöhe und 1809 auch zum Auditor im Staatsrat ernannt. 1813, nach Rückkehr des Kurfürsten Wilhelm I., wurde er zum Legationssekretär des hessischen Gesandten auserkoren. Von 1814 bis 1815 nahm er am Wiener Kongress teil. Bis Ende 1815 war er zudem Beauftragter Preußens für Handschriften in Paris. 1816 wurde er wie sein Bruder Bibliothekssekretär in Kassel. 1830 wurde Jacob Grimm als ordentlicher Professor nach Göttingen berufen. Als Mitunterzeichner des Protestes der „Göttinger Sieben“ wurden beide Brüder 1837 durch den König von Hannover ihres Amtes enthoben. In der Folge lebten sie wieder in Kassel. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. lud 1841 beide Brüder nach Berlin ein, wo sie sich niederließen, um an der dortigen Universität zu lehren. Im selben Jahr erfolgte die Aufnahme als Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften, 1852 die Wahl als Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Jacob Grimm war auch politisch engagiert, der Frankfurter Nationalversammlung gehörte er 1848/49 als Abgeordneter mit Platz im „rechten Centrum“ an. Zusammen mit seinem Bruder Wilhelm gilt Jacob Grimm als Begründer der germanistischen Altertumswissenschaften und der deutschen Philologie. Berühmt wurden die beiden Brüder durch ihre gemeinsame Sammlung von Kinder- und Hausmärchen und ihr wegweisendes Projekt eines Deutschen Wörterbuchs (ab 1838, 1. Band 1854). 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Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 504‒508.', 'Incipit' => '„Bonn d. 3ten Jun. [18]33<br>Ihr gehaltvoller Brief, mein hochgeehrter Herr und Freund, blieb nach meiner gewöhnlichen Saumseligkeit lange unbeantwortet. 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Ich bezeichne der Anschaulichkeit wegen durch ç das palatale ś, wofür im Lateinischen und Griechischen gewöhnlich k, im Gothischen h steht. <span class="slant-italic ">pârçva</span>, <span class="weight-bold ">latus</span>, abgeleitet von <span class="slant-italic ">parçu</span>, die Rippe; gleichsam die Gesamtheit der Rippen. Die Bedeutung ist wunderbar verschieden, die Identität der Elemente nach den Gesetzen der Lautverschiebung vollkommen.<br>Ebenso ist es mit <span class="slant-italic ">atathni</span>, wobei <span class="index-3231 tp-67516 ">Reinwald</span> an das Persische <span class="slant-italic ">adad</span> gedacht hat. <span class="index-2566 tp-20333 ">Lassen</span> sagt mir, Sie hätten auch snskr. <span class="slant-italic ">âditya</span>, <span class="weight-bold ">sol</span>, angeführt. 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Ktesias war also nicht Erfinder, sondern fehlte nur darin, daß er Erzählungen, aus fabelhaften Büchern geschöpft, für geographische Wahrheiten nahm. War schon unter den letzten Achaemeniden einiger litterarische Verkehr zwischen Persien und Indien? Unter den Sassaniden ist es nicht zu läugnen.<br><span class="index-2471 tp-20343 ">Silvestre de Sacy</span> hat von meinen <span class="index-2600 tp-45133 slant-italic ">Réflexions</span> Gelegenheit genommen, mir <span class="index-3771 tp-20344 ">sein </span><span class="index-3771 tp-20344 slant-italic ">Mémoire</span> <span class="doc-5778 ">zu senden</span>, <span class="index-5519 tp-46446 ">worin er die Erfindung von </span><span class="index-5519 tp-46446 index-6745 tp-45134 ">1001 Nacht</span><span class="index-5519 tp-46446 "> ausschließlich den Arabern vindicirt</span>. Hierauf <span class="doc-2718 ">ein ausführliches Schreiben von mir</span>, worin ich ihm unter andern die zweite Erzählung der Einleitung, von dem Verständnisse der Thiersprachen, nach ihren Grundzügen im <span class="index-1154 tp-45135 ">Râmâyańa</span> nachgewiesen habe. Die Persischen und Arabischen Interpolationen läugne ich nicht nur nicht, sondern ich behaupte sie, und glaube sie bestimmt nachweisen zu können. Das Indische erkennt man an der Dämono- und Thaumatologie, an Form und Geist der Erfindung, an dem durch die Verkleidung hindurchblickenden Costum, pp. Da der alte Herr, weil er den Widerspruch nicht liebt, meinen Brief hinter den Spiegel gesteckt zu haben scheint, <span class="index-3647 tp-76892 ">so werde ich ihn nächstens drucken lassen</span>.<br>Ich schreibe vom hundertsten ins tausendste: Sie müssen schon so vorlieb nehmen, sonst käme es gar nicht zu Staude.<br>Warum ich mich mit Toto und <span class="index-6742 tp-45136 ">Totila</span> nicht begnügen will? Weil der Mann aus dem Geschlechte der Balthen war, und also einen Heerführer und Fürstennamen haben mußte. Theodorich war aber in diesem Geschlechte üblich. Toto und Totila sind nicht weiter von Theodorich entfernt, als Fritz und Fritzchen von Friedrich, lange nicht so weit als Rucco von Ragnemundus, welches nun einmal feststeht. Die Frage über die uralten ὑποκοριστικά wird wichtig für ein deutsches Onomasticon, welches zu schaffen wohl Noth thäte. <span class="index-8 tp-20345 ">Mein Bruder</span> hat <span class="index-520 tp-20346 ">die Bemerkung gemacht</span>, daß die wirklich onomatopoetischen Wörter sich durch Wiederholungen kundgeben, z.B. <span class="slant-italic ">murmur</span>, <span class="slant-italic ">susurrus</span>, <span class="slant-italic ">turtur</span>, <span class="slant-italic ">cuculus</span>. Ich meyne, es wäre oft auch so mit den vertraulichen Abkürzungen der Namen <span class="slant-italic ">Gogo</span>, <span class="slant-italic ">Mumustus</span>, <span class="slant-italic ">Pipin</span>, <span class="slant-italic ">Poppo</span> etc. Wenn Sie von allen diesen Etymologien schaffen sollen, werden Sie in Noth gerathen.<br>Bei der Stelle in <span class="index-194 tp-20347 ">den Nibelungen</span> sind wir, wie ich sehe, nicht einmal über das Material einig. Sie lesen <span class="slant-italic ">jāriā</span>; das gäbe einen lahmen Vers. Ich las immer <span class="slant-italic ">jăríă</span>.<br>Es ist um die Sprachvergleichung eine schöne und cüriöse Sache, aber durch die Überschwemmung mit unreifen Schriften wird sie mir zum Greuel. Wenn ich <span class="index-3562 tp-20348 ">Ihre Grammatik</span> zur Hand nehme, so erwacht meine ganze Lust daran wieder, ich bin dann in Gefahr, die gegenwärtige Arbeit zu versäumen, und <span class="index-2566 tp-45137 ">Hr. Lassen</span> pflegt dann auf meine Bitte das verführerische Buch in meine Bibliothek so wegzustellen, daß ich es nicht wiederfinden kann.<br>Die Juristen haben einen unglaublichen Respect <span class="index-3746 tp-45140 ">vor Ihnen</span> bekommen. Es ist aber doch eine harte Zumuthung daß die armen Leute alle die Sprachen wissen sollen, da sie meistens nicht einmal gründlich Latein wissen. Auch mir, ich will es nur gestehen, wären Übersetzungen sehr willkommen gewesen.<br>Sie sagen einige vermittelnde Worte über mein Verhältniß mit <span class="index-2426 tp-20349 ">Bopp</span>. Er hat mir allerdings sehr üble Streiche gespielt, aber das darf auf das Urtheil über seine wissenschaftlichen Leistungen keinen Einfluß haben, und hat es auch bei mir nicht gehabt. Mich verdroß die kleinigkeitskrämerische und pedantische Richtung, welche er dem Studium des Sanskrit gab. Ich hatte es unternommen, um die herrlichen Dichtungen und die Lehren der alten Weisen kennen zu lernen, auch in der Hoffnung neue Aufschlüsse über die Vorwelt und den Gang des menschlichen Geistes zu erlangen. – <span class="index-9 tp-20350 ">W. v. Humboldt</span> könnte ich hier wohl nicht als einen unparteiischen Schiedsrichter anerkennen. Bopp ist sein <span class="slant-italic ">amanuensis</span>, in <span class="index-15 tp-20351 ">Berlin</span> sein Geschöpf, und Humboldt hat ihn ja selbst in das Unwesen mit der barbarischen Wortzerreißung hineingestoßen. Der Eifer, womit H.[umboldt], ein Mann von so umfassendem Geist, diese Sache betrieb, wäre mir unbegreiflich, wenn ich nicht wüßte, daß er im Sanskrit immer nur ein Anfänger geblieben ist. Ich habe damals mit Humboldt Briefe darüber gewechselt, seinen Satz: in allen gebildeten Sprachen habe man große Sorgfalt auf die Worttrennung gewendet, widerlegt, und gezeigt, daß es nach Beschaffenheit der Sprachen verschieden war und seyn mußte: alles vergeblich! Nun, im <span class="index-3772 tp-20352 ">Vendidad</span> steht nach jedem Wort freilich ein Punkt; aber wie wäre es im Sanskrit möglich, bei den unaufhörlichen Synalöphen?<br>Sie werden schon gesehen haben, daß ich in <span class="index-2600 tp-45139 ">den </span><span class="index-2600 tp-45139 slant-italic ">Réflexions</span> säuberlich mit <span class="index-2426 tp-45138 ">Bopp</span> verfahren bin. Dem Auslande gegenüber schickte es sich nicht anders. Er scheint sich denn auch wieder annähern zu wollen, und hat mir <span class="index-6746 tp-45141 ">sein Zendisches</span> geschickt. So nenne ich es mit Recht, weil in allem übrigen eben nichts neues ist. Aber dieser Artikel ist gründlich gearbeitet, und leicht das beste was er noch ans Licht gebracht. Mich ergötzt sein Wesen mit dem <span class="index-6208 tp-45142 ">Pânini</span>. <span class="index-2566 tp-20353 index-6747 tp-45143 ">Lassens</span><span class="index-6747 tp-45143 "> nachdrückliche Zurechtweisung</span> hat so viel gewirkt, daß er sich den Schein giebt, als sey er auch in dem alten Grammatiker nicht unbewandert. Aber er versteht ihn nicht zum besten, und schneidet Gesichter dazu, gerade wie Pistol, als ihn Fluellen gezwungen hat, Knoblauch zu essen: <span class="index-1448 tp-20354 ">„Ich essʼ, und essʼ, und fluche.“</span><br>Da beim Zend die Sprachvergleichung ein Hauptmittel zum Verständniß zu gelangen, so muß man damit anfangen. Hier ist also <span class="index-2426 tp-45144 ">Bopp</span> ziemlich in seinem Fach. Zur Auslegung und vollends zur Kritik der Texte hat er einmal kein Talent.<br>Die Präpositionen als Casuszeichen hat <span class="index-2426 tp-45145 ">B.[opp]</span> nun aufgegeben: desto besser! So spart er uns die Widerlegung, die zwar leicht genug gewesen wäre. Nun müssen es aber die Pronomina seyn, die bei ihm mit allen möglichen Brühen aufgetischt werden; da weiß ich nicht ob wir nicht aus dem Regen in die Traufe kommen. Überhaupt ist die Agglutination eine mechanische Hypothese, die am Ende nichts erklärt. Denn wenn man z. B. eins, das Verbum substantivum, zu conjugiren wußte, so konnte man auch alles conjugiren, und brauchte nicht zu leimen. Das V.[erbum] Substantivum ist aber, als solches, das späteste aller Verba. Mit den wahrhaft historischen Agglutinationen z. B. dem Futurum der Romanischen Sprachen ist es ganz etwas anders.<br>Was sagen Sie zu <span class="index-3641 tp-20355 index-3773 tp-20356 ">Hrn. Lachmanns</span><span class="index-3773 tp-20356 "> Artigkeiten gegen mich</span>? Ich enthalte mich jeder Bemerkung, da er Sie seinen Freund hat nennen dürfen. Überdieß bin ich für die Preßfreiheit. Wenn der Autor sich keinen Zwang anzuthun braucht, so kommen seine Gesinnungen, seine Absichten, und besonders seine gesellschaftlichen Sitten um so deutlicher zum Vorschein. Mir wäre es recht, wenn er auch sein Porträt beigefügt hätte.<br>Man sagt mir, ich sei auch von <span class="index-1342 tp-20357 ">Hammer</span> heftig angegriffen, im <span class="index-3774 tp-20358 slant-italic ">Foreign quarterly Review</span>, und von <span class="index-3775 tp-20360 ">dem wild gewordenen Juden Heine</span> in <span class="index-171 tp-20359 ">Paris</span>. Ich hätte viel zu thun, wenn ich das alles lesen, oder gar etwas darauf erwiedern sollte.<br>Leben Sie recht wohl, und lassen Sie mich bald erwünschte Nachrichten hören. Zwei Zeilen, des Inhalts, daß Sie uns zu besuchen gedenken, sollen für den längsten Brief gelten.<br>Ganz der Ihrige<br><span class="weight-bold ">A. W. v. Schlegel</span>', '36_xml' => '<p><placeName key="887">Bonn</placeName> d. 3<hi rend="offset:4">ten</hi> Jun. [18]33<lb/><ref target="fud://3472">Ihr gehaltvoller Brief</ref>, mein hochgeehrter Herr und Freund, blieb nach meiner gewöhnlichen Saumseligkeit lange unbeantwortet. Unterdessen habe ich <name key="2600" type="work">ein Buch</name> gesendet, das rechnen Sie mir wohl für einen Brief an. Überhaupt ist es mit dem Schreiben ein mühseliger Notbehelf. Kommen Sie denn gar nicht einmal an die schönen Ufer des Rheines? Etwa in den nächsten Herbstferien? Dann finden Sie mich gewiß hier, und zu allem was mein Haus und meine Bibliothek vermag, sind Sie bestens eingeladen.<lb/>Mit <persName key="6740"><hi rend="slant:italic">Parjanyas</hi></persName> schalten Sie nach Belieben, wie mit allen meinen etymologischen Schnurrpfeifereien. 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Lassen</persName> pflegt dann auf meine Bitte das verführerische Buch in meine Bibliothek so wegzustellen, daß ich es nicht wiederfinden kann.<lb/>Die Juristen haben einen unglaublichen Respect <name key="3746" type="work">vor Ihnen</name> bekommen. Es ist aber doch eine harte Zumuthung daß die armen Leute alle die Sprachen wissen sollen, da sie meistens nicht einmal gründlich Latein wissen. Auch mir, ich will es nur gestehen, wären Übersetzungen sehr willkommen gewesen.<lb/>Sie sagen einige vermittelnde Worte über mein Verhältniß mit <persName key="2426">Bopp</persName>. Er hat mir allerdings sehr üble Streiche gespielt, aber das darf auf das Urtheil über seine wissenschaftlichen Leistungen keinen Einfluß haben, und hat es auch bei mir nicht gehabt. Mich verdroß die kleinigkeitskrämerische und pedantische Richtung, welche er dem Studium des Sanskrit gab. Ich hatte es unternommen, um die herrlichen Dichtungen und die Lehren der alten Weisen kennen zu lernen, auch in der Hoffnung neue Aufschlüsse über die Vorwelt und den Gang des menschlichen Geistes zu erlangen. – <persName key="9">W. v. Humboldt</persName> könnte ich hier wohl nicht als einen unparteiischen Schiedsrichter anerkennen. Bopp ist sein <hi rend="slant:italic">amanuensis</hi>, in <placeName key="15">Berlin</placeName> sein Geschöpf, und Humboldt hat ihn ja selbst in das Unwesen mit der barbarischen Wortzerreißung hineingestoßen. Der Eifer, womit H.[umboldt], ein Mann von so umfassendem Geist, diese Sache betrieb, wäre mir unbegreiflich, wenn ich nicht wüßte, daß er im Sanskrit immer nur ein Anfänger geblieben ist. Ich habe damals mit Humboldt Briefe darüber gewechselt, seinen Satz: in allen gebildeten Sprachen habe man große Sorgfalt auf die Worttrennung gewendet, widerlegt, und gezeigt, daß es nach Beschaffenheit der Sprachen verschieden war und seyn mußte: alles vergeblich! Nun, im <name key="3772" type="work">Vendidad</name> steht nach jedem Wort freilich ein Punkt; aber wie wäre es im Sanskrit möglich, bei den unaufhörlichen Synalöphen?<lb/>Sie werden schon gesehen haben, daß ich in <name key="2600" type="work">den <hi rend="slant:italic">Réflexions</hi></name> säuberlich mit <persName key="2426">Bopp</persName> verfahren bin. Dem Auslande gegenüber schickte es sich nicht anders. Er scheint sich denn auch wieder annähern zu wollen, und hat mir <name key="6746" type="work">sein Zendisches</name> geschickt. So nenne ich es mit Recht, weil in allem übrigen eben nichts neues ist. Aber dieser Artikel ist gründlich gearbeitet, und leicht das beste was er noch ans Licht gebracht. Mich ergötzt sein Wesen mit dem <persName key="6208">Pânini</persName>. <name key="6747" type="work"><persName key="2566">Lassens</persName> nachdrückliche Zurechtweisung</name> hat so viel gewirkt, daß er sich den Schein giebt, als sey er auch in dem alten Grammatiker nicht unbewandert. Aber er versteht ihn nicht zum besten, und schneidet Gesichter dazu, gerade wie Pistol, als ihn Fluellen gezwungen hat, Knoblauch zu essen: <name key="1448" type="work">„Ich essʼ, und essʼ, und fluche.“</name><lb/>Da beim Zend die Sprachvergleichung ein Hauptmittel zum Verständniß zu gelangen, so muß man damit anfangen. Hier ist also <persName key="2426">Bopp</persName> ziemlich in seinem Fach. Zur Auslegung und vollends zur Kritik der Texte hat er einmal kein Talent.<lb/>Die Präpositionen als Casuszeichen hat <persName key="2426">B.[opp]</persName> nun aufgegeben: desto besser! So spart er uns die Widerlegung, die zwar leicht genug gewesen wäre. Nun müssen es aber die Pronomina seyn, die bei ihm mit allen möglichen Brühen aufgetischt werden; da weiß ich nicht ob wir nicht aus dem Regen in die Traufe kommen. Überhaupt ist die Agglutination eine mechanische Hypothese, die am Ende nichts erklärt. Denn wenn man z. B. eins, das Verbum substantivum, zu conjugiren wußte, so konnte man auch alles conjugiren, und brauchte nicht zu leimen. Das V.[erbum] Substantivum ist aber, als solches, das späteste aller Verba. Mit den wahrhaft historischen Agglutinationen z. B. dem Futurum der Romanischen Sprachen ist es ganz etwas anders.<lb/>Was sagen Sie zu <name key="3773" type="work"><persName key="3641">Hrn. Lachmanns</persName> Artigkeiten gegen mich</name>? Ich enthalte mich jeder Bemerkung, da er Sie seinen Freund hat nennen dürfen. Überdieß bin ich für die Preßfreiheit. Wenn der Autor sich keinen Zwang anzuthun braucht, so kommen seine Gesinnungen, seine Absichten, und besonders seine gesellschaftlichen Sitten um so deutlicher zum Vorschein. Mir wäre es recht, wenn er auch sein Porträt beigefügt hätte.<lb/>Man sagt mir, ich sei auch von <persName key="1342">Hammer</persName> heftig angegriffen, im <name key="3774" type="periodical"><hi rend="slant:italic">Foreign quarterly Review</hi></name>, und von <persName key="3775">dem wild gewordenen Juden Heine</persName> in <placeName key="171">Paris</placeName>. Ich hätte viel zu thun, wenn ich das alles lesen, oder gar etwas darauf erwiedern sollte.<lb/>Leben Sie recht wohl, und lassen Sie mich bald erwünschte Nachrichten hören. Zwei Zeilen, des Inhalts, daß Sie uns zu besuchen gedenken, sollen für den längsten Brief gelten.<lb/>Ganz der Ihrige<lb/><hi rend="weight:bold">A. W. v. Schlegel</hi></p>', '36_xml_standoff' => '<anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB20326"/>Bonn<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE20326"/> d. 3<hi rend="offset:4">ten</hi> Jun. [18]33<lb/><ref target="fud://3472">Ihr gehaltvoller Brief</ref>, mein hochgeehrter Herr und Freund, blieb nach meiner gewöhnlichen Saumseligkeit lange unbeantwortet. Unterdessen habe ich <anchor type="b" n="2600" ana="12" xml:id="NidB20327"/>ein Buch<anchor type="e" n="2600" ana="12" xml:id="NidE20327"/> gesendet, das rechnen Sie mir wohl für einen Brief an. Überhaupt ist es mit dem Schreiben ein mühseliger Notbehelf. Kommen Sie denn gar nicht einmal an die schönen Ufer des Rheines? Etwa in den nächsten Herbstferien? Dann finden Sie mich gewiß hier, und zu allem was mein Haus und meine Bibliothek vermag, sind Sie bestens eingeladen.<lb/>Mit <anchor type="b" n="6740" ana="11" xml:id="NidB45127"/><hi rend="slant:italic">Parjanyas</hi><anchor type="e" n="6740" ana="11" xml:id="NidE45127"/> schalten Sie nach Belieben, wie mit allen meinen etymologischen Schnurrpfeifereien. Bei <hi rend="slant:italic">Fairguni</hi> treffen wir zusammen. Ich hatte es ganz vergessen, aber heute sehe ich zufällig, daß ich in <anchor type="b" n="3761" ana="12" xml:id="NidB20328"/><anchor type="b" n="3762" ana="11" xml:id="NidB20329"/>Zahns<anchor type="e" n="3762" ana="11" xml:id="NidE20329"/> Glossar<anchor type="e" n="3761" ana="12" xml:id="NidE20328"/> das Sartische Wort schon vor Jahren mit einem Fragezeichen an den Rand geschrieben habe. Von <hi rend="slant:italic">Parjanyas</hi> weiß ich keine befriedigende Ableitung; so ist es mit manchen Götternamen. <anchor type="b" n="2553" ana="11" xml:id="NidB20330"/>Wilson<anchor type="e" n="2553" ana="11" xml:id="NidE20330"/> hat auch <hi rend="slant:italic">paryanyas</hi>. Das könnte <hi rend="slant:italic">pari-anyas</hi> bedeuten, περὶ ἄλλος, rings herum anders, von dem Wechsel der Jahreszeiten. Die Corruption aus y halbvocal in j (das Italiänische ge) die wir wohl in den heutigen Mundarten kennen, müßte dann schon sehr alt seyn. Die Indischen Grammatiker zählen es unter die durch Uńâdi-Affixe gebildeten Wörter, d. h. sie wissen keine regelmäßige Ableitung zu finden. Im <anchor type="b" n="3763" ana="12" xml:id="NidB20331"/>Amara Cosha<anchor type="e" n="3763" ana="12" xml:id="NidE20331"/> steht es unter den vieldeutigen Wörtern mit nur zwei Bedeutungen, eine Donnerwolke und <anchor type="b" n="6739" ana="11" xml:id="NidB45128"/>Indras<anchor type="e" n="6739" ana="11" xml:id="NidE45128"/>. Aber der Amara Cosha ist keinesweges vollständig. In <anchor type="b" n="3764" ana="12" xml:id="NidB20332"/>der Bhag.[avad] G.[îtâ]<anchor type="e" n="3764" ana="12" xml:id="NidE20332"/> steht <hi rend="slant:italic">parjanya</hi> ausgemacht für den befruchtenden Regen. Das Verhältniß der Konsonanten zu <hi rend="slant:italic">Fairguni</hi> wäre wohl richtig. Freilich sollte für das j, welches immer einem ursprünglichen g gleich gilt, im Gothischen k stehen; aber wir müssen wohl annehmen, daß das Zusammentreffen zweier Konsonanten nicht selten die Lautverschiebung sistirt hat.<lb/>Ich finde in meinem Glossar gleich daneben eine andre Zusammenstellung angemerkt: <hi rend="slant:italic">Fairhvus</hi> Skr. <hi rend="slant:italic">pârçva</hi>. Ich bezeichne der Anschaulichkeit wegen durch ç das palatale ś, wofür im Lateinischen und Griechischen gewöhnlich k, im Gothischen h steht. <hi rend="slant:italic">pârçva</hi>, <hi rend="weight:bold">latus</hi>, abgeleitet von <hi rend="slant:italic">parçu</hi>, die Rippe; gleichsam die Gesamtheit der Rippen. Die Bedeutung ist wunderbar verschieden, die Identität der Elemente nach den Gesetzen der Lautverschiebung vollkommen.<lb/>Ebenso ist es mit <hi rend="slant:italic">atathni</hi>, wobei <anchor type="b" n="3231" ana="11" xml:id="NidB67516"/>Reinwald<anchor type="e" n="3231" ana="11" xml:id="NidE67516"/> an das Persische <hi rend="slant:italic">adad</hi> gedacht hat. <anchor type="b" n="2566" ana="11" xml:id="NidB20333"/>Lassen<anchor type="e" n="2566" ana="11" xml:id="NidE20333"/> sagt mir, Sie hätten auch snskr. <hi rend="slant:italic">âditya</hi>, <hi rend="weight:bold">sol</hi>, angeführt. Die Consonanten sind ganz in der Ordnung: aus der media wird im Gothischen tenuis, aus der tenuis, – adspirata; ĭ für ă hat auch nichts auf sich; aber das ā fällt hinderlich. <hi rend="slant:italic">āditya</hi> soll ein Patronymicum seyn, von <anchor type="b" n="6743" ana="11" xml:id="NidB45130"/><hi rend="slant:italic">ădĭtĭ</hi><anchor type="e" n="6743" ana="11" xml:id="NidE45130"/>. Diese ist die Mutter der Götter, wie im Gegensatz <anchor type="b" n="6744" ana="11" xml:id="NidB45131"/><hi rend="slant:italic">diti</hi><anchor type="e" n="6744" ana="11" xml:id="NidE45131"/> der Ungötter. Wenn man die allegorische Deutung gelten läßt, so wäre <hi rend="slant:italic">aditi</hi>, die personificirte Helle, der Tag, <hi rend="slant:italic">diti</hi> die Nacht, <hi rend="slant:italic">atath-ni</hi> ein Collectivum von <hi rend="weight:bold">Tag</hi>.<lb/>Die mythologischen Übergänge sind wichtig, wegen der Geschichte der Religionen. Nur muß man vorsichtiger zu Werke gehn als <anchor type="b" n="3766" ana="11" xml:id="NidB20335"/>S. W. Jones<anchor type="e" n="3766" ana="11" xml:id="NidE20335"/>, der jedoch zwei bis 3 richtige Bemerkungen hat.<lb/>Man trifft auf wunderbare Spuren, um so unverdächtiger, je weniger man sie erwartet hatte. Wir sehen jetzt schon, wiewohl noch wie durch einen Nebel, daß die Altpersische und die Brahmanische aus Einer Quelle her geflossen, daß <anchor type="b" n="3767" ana="11" xml:id="NidB20336"/>Zoroaster<anchor type="e" n="3767" ana="11" xml:id="NidE20336"/> als ein Reformator gegen die einreißende Vielgötterei aufgetreten.<lb/>Denken Sie, letzthin finde ich im <anchor type="b" n="1154" ana="12" xml:id="NidB20337"/>Râmâyańa<anchor type="e" n="1154" ana="12" xml:id="NidE20337"/>, in einer Beschreibung aller Länder des Erdbodens, einige von den Lügen <anchor type="b" n="3768" ana="11" xml:id="NidB20338"/>des Ktesias<anchor type="e" n="3768" ana="11" xml:id="NidE20338"/> wieder: namentlich die Einfüßigen Menschen, und die Ohrigen, wie sie <anchor type="b" n="3768" ana="11" xml:id="NidB20339"/>der Vf. <anchor type="b" n="3769" ana="12" xml:id="NidB20340"/>des <anchor type="b" n="5949" ana="12" xml:id="NidB45132"/>Herzog Ernst<anchor type="e" n="5949" ana="12" xml:id="NidE45132"/><anchor type="e" n="3769" ana="12" xml:id="NidE20340"/><anchor type="e" n="3768" ana="11" xml:id="NidE20339"/> nennt: <hi rend="slant:italic">Karńaprâvâraka</hi>, wörtlich die Ohren-bemäntelten. Ktesias war also nicht Erfinder, sondern fehlte nur darin, daß er Erzählungen, aus fabelhaften Büchern geschöpft, für geographische Wahrheiten nahm. War schon unter den letzten Achaemeniden einiger litterarische Verkehr zwischen Persien und Indien? Unter den Sassaniden ist es nicht zu läugnen.<lb/><anchor type="b" n="2471" ana="11" xml:id="NidB20343"/>Silvestre de Sacy<anchor type="e" n="2471" ana="11" xml:id="NidE20343"/> hat von meinen <anchor type="b" n="2600" ana="12" xml:id="NidB45133"/><hi rend="slant:italic">Réflexions</hi><anchor type="e" n="2600" ana="12" xml:id="NidE45133"/> Gelegenheit genommen, mir <anchor type="b" n="3771" ana="12" xml:id="NidB20344"/>sein <hi rend="slant:italic">Mémoire</hi><anchor type="e" n="3771" ana="12" xml:id="NidE20344"/> <ref target="fud://5778">zu senden</ref>, <anchor type="b" n="5519" ana="12" xml:id="NidB46446"/>worin er die Erfindung von <anchor type="b" n="6745" ana="12" xml:id="NidB45134"/>1001 Nacht<anchor type="e" n="6745" ana="12" xml:id="NidE45134"/> ausschließlich den Arabern vindicirt<anchor type="e" n="5519" ana="12" xml:id="NidE46446"/>. Hierauf <ref target="fud://2718">ein ausführliches Schreiben von mir</ref>, worin ich ihm unter andern die zweite Erzählung der Einleitung, von dem Verständnisse der Thiersprachen, nach ihren Grundzügen im <anchor type="b" n="1154" ana="12" xml:id="NidB45135"/>Râmâyańa<anchor type="e" n="1154" ana="12" xml:id="NidE45135"/> nachgewiesen habe. Die Persischen und Arabischen Interpolationen läugne ich nicht nur nicht, sondern ich behaupte sie, und glaube sie bestimmt nachweisen zu können. Das Indische erkennt man an der Dämono- und Thaumatologie, an Form und Geist der Erfindung, an dem durch die Verkleidung hindurchblickenden Costum, pp. Da der alte Herr, weil er den Widerspruch nicht liebt, meinen Brief hinter den Spiegel gesteckt zu haben scheint, <anchor type="b" n="3647" ana="12" xml:id="NidB76892"/>so werde ich ihn nächstens drucken lassen<anchor type="e" n="3647" ana="12" xml:id="NidE76892"/>.<lb/>Ich schreibe vom hundertsten ins tausendste: Sie müssen schon so vorlieb nehmen, sonst käme es gar nicht zu Staude.<lb/>Warum ich mich mit Toto und <anchor type="b" n="6742" ana="11" xml:id="NidB45136"/>Totila<anchor type="e" n="6742" ana="11" xml:id="NidE45136"/> nicht begnügen will? Weil der Mann aus dem Geschlechte der Balthen war, und also einen Heerführer und Fürstennamen haben mußte. Theodorich war aber in diesem Geschlechte üblich. Toto und Totila sind nicht weiter von Theodorich entfernt, als Fritz und Fritzchen von Friedrich, lange nicht so weit als Rucco von Ragnemundus, welches nun einmal feststeht. Die Frage über die uralten ὑποκοριστικά wird wichtig für ein deutsches Onomasticon, welches zu schaffen wohl Noth thäte. <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB20345"/>Mein Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE20345"/> hat <anchor type="b" n="520" ana="12" xml:id="NidB20346"/>die Bemerkung gemacht<anchor type="e" n="520" ana="12" xml:id="NidE20346"/>, daß die wirklich onomatopoetischen Wörter sich durch Wiederholungen kundgeben, z.B. <hi rend="slant:italic">murmur</hi>, <hi rend="slant:italic">susurrus</hi>, <hi rend="slant:italic">turtur</hi>, <hi rend="slant:italic">cuculus</hi>. Ich meyne, es wäre oft auch so mit den vertraulichen Abkürzungen der Namen <hi rend="slant:italic">Gogo</hi>, <hi rend="slant:italic">Mumustus</hi>, <hi rend="slant:italic">Pipin</hi>, <hi rend="slant:italic">Poppo</hi> etc. Wenn Sie von allen diesen Etymologien schaffen sollen, werden Sie in Noth gerathen.<lb/>Bei der Stelle in <anchor type="b" n="194" ana="12" xml:id="NidB20347"/>den Nibelungen<anchor type="e" n="194" ana="12" xml:id="NidE20347"/> sind wir, wie ich sehe, nicht einmal über das Material einig. Sie lesen <hi rend="slant:italic">jāriā</hi>; das gäbe einen lahmen Vers. Ich las immer <hi rend="slant:italic">jăríă</hi>.<lb/>Es ist um die Sprachvergleichung eine schöne und cüriöse Sache, aber durch die Überschwemmung mit unreifen Schriften wird sie mir zum Greuel. Wenn ich <anchor type="b" n="3562" ana="12" xml:id="NidB20348"/>Ihre Grammatik<anchor type="e" n="3562" ana="12" xml:id="NidE20348"/> zur Hand nehme, so erwacht meine ganze Lust daran wieder, ich bin dann in Gefahr, die gegenwärtige Arbeit zu versäumen, und <anchor type="b" n="2566" ana="11" xml:id="NidB45137"/>Hr. Lassen<anchor type="e" n="2566" ana="11" xml:id="NidE45137"/> pflegt dann auf meine Bitte das verführerische Buch in meine Bibliothek so wegzustellen, daß ich es nicht wiederfinden kann.<lb/>Die Juristen haben einen unglaublichen Respect <anchor type="b" n="3746" ana="12" xml:id="NidB45140"/>vor Ihnen<anchor type="e" n="3746" ana="12" xml:id="NidE45140"/> bekommen. Es ist aber doch eine harte Zumuthung daß die armen Leute alle die Sprachen wissen sollen, da sie meistens nicht einmal gründlich Latein wissen. Auch mir, ich will es nur gestehen, wären Übersetzungen sehr willkommen gewesen.<lb/>Sie sagen einige vermittelnde Worte über mein Verhältniß mit <anchor type="b" n="2426" ana="11" xml:id="NidB20349"/>Bopp<anchor type="e" n="2426" ana="11" xml:id="NidE20349"/>. Er hat mir allerdings sehr üble Streiche gespielt, aber das darf auf das Urtheil über seine wissenschaftlichen Leistungen keinen Einfluß haben, und hat es auch bei mir nicht gehabt. Mich verdroß die kleinigkeitskrämerische und pedantische Richtung, welche er dem Studium des Sanskrit gab. Ich hatte es unternommen, um die herrlichen Dichtungen und die Lehren der alten Weisen kennen zu lernen, auch in der Hoffnung neue Aufschlüsse über die Vorwelt und den Gang des menschlichen Geistes zu erlangen. – <anchor type="b" n="9" ana="11" xml:id="NidB20350"/>W. v. Humboldt<anchor type="e" n="9" ana="11" xml:id="NidE20350"/> könnte ich hier wohl nicht als einen unparteiischen Schiedsrichter anerkennen. Bopp ist sein <hi rend="slant:italic">amanuensis</hi>, in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB20351"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE20351"/> sein Geschöpf, und Humboldt hat ihn ja selbst in das Unwesen mit der barbarischen Wortzerreißung hineingestoßen. Der Eifer, womit H.[umboldt], ein Mann von so umfassendem Geist, diese Sache betrieb, wäre mir unbegreiflich, wenn ich nicht wüßte, daß er im Sanskrit immer nur ein Anfänger geblieben ist. Ich habe damals mit Humboldt Briefe darüber gewechselt, seinen Satz: in allen gebildeten Sprachen habe man große Sorgfalt auf die Worttrennung gewendet, widerlegt, und gezeigt, daß es nach Beschaffenheit der Sprachen verschieden war und seyn mußte: alles vergeblich! Nun, im <anchor type="b" n="3772" ana="12" xml:id="NidB20352"/>Vendidad<anchor type="e" n="3772" ana="12" xml:id="NidE20352"/> steht nach jedem Wort freilich ein Punkt; aber wie wäre es im Sanskrit möglich, bei den unaufhörlichen Synalöphen?<lb/>Sie werden schon gesehen haben, daß ich in <anchor type="b" n="2600" ana="12" xml:id="NidB45139"/>den <hi rend="slant:italic">Réflexions</hi><anchor type="e" n="2600" ana="12" xml:id="NidE45139"/> säuberlich mit <anchor type="b" n="2426" ana="11" xml:id="NidB45138"/>Bopp<anchor type="e" n="2426" ana="11" xml:id="NidE45138"/> verfahren bin. Dem Auslande gegenüber schickte es sich nicht anders. Er scheint sich denn auch wieder annähern zu wollen, und hat mir <anchor type="b" n="6746" ana="12" xml:id="NidB45141"/>sein Zendisches<anchor type="e" n="6746" ana="12" xml:id="NidE45141"/> geschickt. So nenne ich es mit Recht, weil in allem übrigen eben nichts neues ist. Aber dieser Artikel ist gründlich gearbeitet, und leicht das beste was er noch ans Licht gebracht. Mich ergötzt sein Wesen mit dem <anchor type="b" n="6208" ana="11" xml:id="NidB45142"/>Pânini<anchor type="e" n="6208" ana="11" xml:id="NidE45142"/>. <anchor type="b" n="6747" ana="12" xml:id="NidB45143"/><anchor type="b" n="2566" ana="11" xml:id="NidB20353"/>Lassens<anchor type="e" n="2566" ana="11" xml:id="NidE20353"/> nachdrückliche Zurechtweisung<anchor type="e" n="6747" ana="12" xml:id="NidE45143"/> hat so viel gewirkt, daß er sich den Schein giebt, als sey er auch in dem alten Grammatiker nicht unbewandert. Aber er versteht ihn nicht zum besten, und schneidet Gesichter dazu, gerade wie Pistol, als ihn Fluellen gezwungen hat, Knoblauch zu essen: <anchor type="b" n="1448" ana="12" xml:id="NidB20354"/>„Ich essʼ, und essʼ, und fluche.“<anchor type="e" n="1448" ana="12" xml:id="NidE20354"/><lb/>Da beim Zend die Sprachvergleichung ein Hauptmittel zum Verständniß zu gelangen, so muß man damit anfangen. Hier ist also <anchor type="b" n="2426" ana="11" xml:id="NidB45144"/>Bopp<anchor type="e" n="2426" ana="11" xml:id="NidE45144"/> ziemlich in seinem Fach. Zur Auslegung und vollends zur Kritik der Texte hat er einmal kein Talent.<lb/>Die Präpositionen als Casuszeichen hat <anchor type="b" n="2426" ana="11" xml:id="NidB45145"/>B.[opp]<anchor type="e" n="2426" ana="11" xml:id="NidE45145"/> nun aufgegeben: desto besser! So spart er uns die Widerlegung, die zwar leicht genug gewesen wäre. Nun müssen es aber die Pronomina seyn, die bei ihm mit allen möglichen Brühen aufgetischt werden; da weiß ich nicht ob wir nicht aus dem Regen in die Traufe kommen. Überhaupt ist die Agglutination eine mechanische Hypothese, die am Ende nichts erklärt. Denn wenn man z. B. eins, das Verbum substantivum, zu conjugiren wußte, so konnte man auch alles conjugiren, und brauchte nicht zu leimen. Das V.[erbum] Substantivum ist aber, als solches, das späteste aller Verba. Mit den wahrhaft historischen Agglutinationen z. B. dem Futurum der Romanischen Sprachen ist es ganz etwas anders.<lb/>Was sagen Sie zu <anchor type="b" n="3773" ana="12" xml:id="NidB20356"/><anchor type="b" n="3641" ana="11" xml:id="NidB20355"/>Hrn. Lachmanns<anchor type="e" n="3641" ana="11" xml:id="NidE20355"/> Artigkeiten gegen mich<anchor type="e" n="3773" ana="12" xml:id="NidE20356"/>? Ich enthalte mich jeder Bemerkung, da er Sie seinen Freund hat nennen dürfen. Überdieß bin ich für die Preßfreiheit. Wenn der Autor sich keinen Zwang anzuthun braucht, so kommen seine Gesinnungen, seine Absichten, und besonders seine gesellschaftlichen Sitten um so deutlicher zum Vorschein. Mir wäre es recht, wenn er auch sein Porträt beigefügt hätte.<lb/>Man sagt mir, ich sei auch von <anchor type="b" n="1342" ana="11" xml:id="NidB20357"/>Hammer<anchor type="e" n="1342" ana="11" xml:id="NidE20357"/> heftig angegriffen, im <anchor type="b" n="3774" ana="13" xml:id="NidB20358"/><hi rend="slant:italic">Foreign quarterly Review</hi><anchor type="e" n="3774" ana="13" xml:id="NidE20358"/>, und von <anchor type="b" n="3775" ana="11" xml:id="NidB20360"/>dem wild gewordenen Juden Heine<anchor type="e" n="3775" ana="11" xml:id="NidE20360"/><anchor type="e" n="2426" ana="11" xml:id="NidE45144"/> in <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB20359"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE20359"/>. 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[18]33<br><span class="doc-3472 ">Ihr gehaltvoller Brief</span>, mein hochgeehrter Herr und Freund, blieb nach meiner gewöhnlichen Saumseligkeit lange unbeantwortet. Unterdessen habe ich <span class="index-2600 tp-20327 ">ein Buch</span> gesendet, das rechnen Sie mir wohl für einen Brief an. Überhaupt ist es mit dem Schreiben ein mühseliger Notbehelf. Kommen Sie denn gar nicht einmal an die schönen Ufer des Rheines? Etwa in den nächsten Herbstferien? Dann finden Sie mich gewiß hier, und zu allem was mein Haus und meine Bibliothek vermag, sind Sie bestens eingeladen.<br>Mit <span class="index-6740 tp-45127 slant-italic ">Parjanyas</span> schalten Sie nach Belieben, wie mit allen meinen etymologischen Schnurrpfeifereien. Bei <span class="slant-italic ">Fairguni</span> treffen wir zusammen. Ich hatte es ganz vergessen, aber heute sehe ich zufällig, daß ich in <span class="index-3761 tp-20328 index-3762 tp-20329 ">Zahns</span><span class="index-3761 tp-20328 "> Glossar</span> das Sartische Wort schon vor Jahren mit einem Fragezeichen an den Rand geschrieben habe. Von <span class="slant-italic ">Parjanyas</span> weiß ich keine befriedigende Ableitung; so ist es mit manchen Götternamen. <span class="index-2553 tp-20330 ">Wilson</span> hat auch <span class="slant-italic ">paryanyas</span>. Das könnte <span class="slant-italic ">pari-anyas</span> bedeuten, περὶ ἄλλος, rings herum anders, von dem Wechsel der Jahreszeiten. Die Corruption aus y halbvocal in j (das Italiänische ge) die wir wohl in den heutigen Mundarten kennen, müßte dann schon sehr alt seyn. Die Indischen Grammatiker zählen es unter die durch Uńâdi-Affixe gebildeten Wörter, d. h. sie wissen keine regelmäßige Ableitung zu finden. Im <span class="index-3763 tp-20331 ">Amara Cosha</span> steht es unter den vieldeutigen Wörtern mit nur zwei Bedeutungen, eine Donnerwolke und <span class="index-6739 tp-45128 ">Indras</span>. Aber der Amara Cosha ist keinesweges vollständig. In <span class="index-3764 tp-20332 ">der Bhag.[avad] G.[îtâ]</span> steht <span class="slant-italic ">parjanya</span> ausgemacht für den befruchtenden Regen. Das Verhältniß der Konsonanten zu <span class="slant-italic ">Fairguni</span> wäre wohl richtig. Freilich sollte für das j, welches immer einem ursprünglichen g gleich gilt, im Gothischen k stehen; aber wir müssen wohl annehmen, daß das Zusammentreffen zweier Konsonanten nicht selten die Lautverschiebung sistirt hat.<br>Ich finde in meinem Glossar gleich daneben eine andre Zusammenstellung angemerkt: <span class="slant-italic ">Fairhvus</span> Skr. <span class="slant-italic ">pârçva</span>. Ich bezeichne der Anschaulichkeit wegen durch ç das palatale ś, wofür im Lateinischen und Griechischen gewöhnlich k, im Gothischen h steht. <span class="slant-italic ">pârçva</span>, <span class="weight-bold ">latus</span>, abgeleitet von <span class="slant-italic ">parçu</span>, die Rippe; gleichsam die Gesamtheit der Rippen. Die Bedeutung ist wunderbar verschieden, die Identität der Elemente nach den Gesetzen der Lautverschiebung vollkommen.<br>Ebenso ist es mit <span class="slant-italic ">atathni</span>, wobei <span class="index-3231 tp-67516 ">Reinwald</span> an das Persische <span class="slant-italic ">adad</span> gedacht hat. <span class="index-2566 tp-20333 ">Lassen</span> sagt mir, Sie hätten auch snskr. <span class="slant-italic ">âditya</span>, <span class="weight-bold ">sol</span>, angeführt. Die Consonanten sind ganz in der Ordnung: aus der media wird im Gothischen tenuis, aus der tenuis, – adspirata; ĭ für ă hat auch nichts auf sich; aber das ā fällt hinderlich. <span class="slant-italic ">āditya</span> soll ein Patronymicum seyn, von <span class="index-6743 tp-45130 slant-italic ">ădĭtĭ</span>. Diese ist die Mutter der Götter, wie im Gegensatz <span class="index-6744 tp-45131 slant-italic ">diti</span> der Ungötter. Wenn man die allegorische Deutung gelten läßt, so wäre <span class="slant-italic ">aditi</span>, die personificirte Helle, der Tag, <span class="slant-italic ">diti</span> die Nacht, <span class="slant-italic ">atath-ni</span> ein Collectivum von <span class="weight-bold ">Tag</span>.<br>Die mythologischen Übergänge sind wichtig, wegen der Geschichte der Religionen. Nur muß man vorsichtiger zu Werke gehn als <span class="index-3766 tp-20335 ">S. W. Jones</span>, der jedoch zwei bis 3 richtige Bemerkungen hat.<br>Man trifft auf wunderbare Spuren, um so unverdächtiger, je weniger man sie erwartet hatte. Wir sehen jetzt schon, wiewohl noch wie durch einen Nebel, daß die Altpersische und die Brahmanische aus Einer Quelle her geflossen, daß <span class="index-3767 tp-20336 ">Zoroaster</span> als ein Reformator gegen die einreißende Vielgötterei aufgetreten.<br>Denken Sie, letzthin finde ich im <span class="index-1154 tp-20337 ">Râmâyańa</span>, in einer Beschreibung aller Länder des Erdbodens, einige von den Lügen <span class="index-3768 tp-20338 ">des Ktesias</span> wieder: namentlich die Einfüßigen Menschen, und die Ohrigen, wie sie <span class="index-3768 tp-20339 ">der Vf. </span><span class="index-3768 tp-20339 index-3769 tp-20340 ">des </span><span class="index-3768 tp-20339 index-3769 tp-20340 index-5949 tp-45132 ">Herzog Ernst</span> nennt: <span class="slant-italic ">Karńaprâvâraka</span>, wörtlich die Ohren-bemäntelten. Ktesias war also nicht Erfinder, sondern fehlte nur darin, daß er Erzählungen, aus fabelhaften Büchern geschöpft, für geographische Wahrheiten nahm. War schon unter den letzten Achaemeniden einiger litterarische Verkehr zwischen Persien und Indien? Unter den Sassaniden ist es nicht zu läugnen.<br><span class="index-2471 tp-20343 ">Silvestre de Sacy</span> hat von meinen <span class="index-2600 tp-45133 slant-italic ">Réflexions</span> Gelegenheit genommen, mir <span class="index-3771 tp-20344 ">sein </span><span class="index-3771 tp-20344 slant-italic ">Mémoire</span> <span class="doc-5778 ">zu senden</span>, <span class="index-5519 tp-46446 ">worin er die Erfindung von </span><span class="index-5519 tp-46446 index-6745 tp-45134 ">1001 Nacht</span><span class="index-5519 tp-46446 "> ausschließlich den Arabern vindicirt</span>. Hierauf <span class="doc-2718 ">ein ausführliches Schreiben von mir</span>, worin ich ihm unter andern die zweite Erzählung der Einleitung, von dem Verständnisse der Thiersprachen, nach ihren Grundzügen im <span class="index-1154 tp-45135 ">Râmâyańa</span> nachgewiesen habe. Die Persischen und Arabischen Interpolationen läugne ich nicht nur nicht, sondern ich behaupte sie, und glaube sie bestimmt nachweisen zu können. Das Indische erkennt man an der Dämono- und Thaumatologie, an Form und Geist der Erfindung, an dem durch die Verkleidung hindurchblickenden Costum, pp. Da der alte Herr, weil er den Widerspruch nicht liebt, meinen Brief hinter den Spiegel gesteckt zu haben scheint, <span class="index-3647 tp-76892 ">so werde ich ihn nächstens drucken lassen</span>.<br>Ich schreibe vom hundertsten ins tausendste: Sie müssen schon so vorlieb nehmen, sonst käme es gar nicht zu Staude.<br>Warum ich mich mit Toto und <span class="index-6742 tp-45136 ">Totila</span> nicht begnügen will? Weil der Mann aus dem Geschlechte der Balthen war, und also einen Heerführer und Fürstennamen haben mußte. Theodorich war aber in diesem Geschlechte üblich. Toto und Totila sind nicht weiter von Theodorich entfernt, als Fritz und Fritzchen von Friedrich, lange nicht so weit als Rucco von Ragnemundus, welches nun einmal feststeht. Die Frage über die uralten ὑποκοριστικά wird wichtig für ein deutsches Onomasticon, welches zu schaffen wohl Noth thäte. <span class="index-8 tp-20345 ">Mein Bruder</span> hat <span class="index-520 tp-20346 ">die Bemerkung gemacht</span>, daß die wirklich onomatopoetischen Wörter sich durch Wiederholungen kundgeben, z.B. <span class="slant-italic ">murmur</span>, <span class="slant-italic ">susurrus</span>, <span class="slant-italic ">turtur</span>, <span class="slant-italic ">cuculus</span>. Ich meyne, es wäre oft auch so mit den vertraulichen Abkürzungen der Namen <span class="slant-italic ">Gogo</span>, <span class="slant-italic ">Mumustus</span>, <span class="slant-italic ">Pipin</span>, <span class="slant-italic ">Poppo</span> etc. Wenn Sie von allen diesen Etymologien schaffen sollen, werden Sie in Noth gerathen.<br>Bei der Stelle in <span class="index-194 tp-20347 ">den Nibelungen</span> sind wir, wie ich sehe, nicht einmal über das Material einig. Sie lesen <span class="slant-italic ">jāriā</span>; das gäbe einen lahmen Vers. Ich las immer <span class="slant-italic ">jăríă</span>.<br>Es ist um die Sprachvergleichung eine schöne und cüriöse Sache, aber durch die Überschwemmung mit unreifen Schriften wird sie mir zum Greuel. Wenn ich <span class="index-3562 tp-20348 ">Ihre Grammatik</span> zur Hand nehme, so erwacht meine ganze Lust daran wieder, ich bin dann in Gefahr, die gegenwärtige Arbeit zu versäumen, und <span class="index-2566 tp-45137 ">Hr. Lassen</span> pflegt dann auf meine Bitte das verführerische Buch in meine Bibliothek so wegzustellen, daß ich es nicht wiederfinden kann.<br>Die Juristen haben einen unglaublichen Respect <span class="index-3746 tp-45140 ">vor Ihnen</span> bekommen. Es ist aber doch eine harte Zumuthung daß die armen Leute alle die Sprachen wissen sollen, da sie meistens nicht einmal gründlich Latein wissen. Auch mir, ich will es nur gestehen, wären Übersetzungen sehr willkommen gewesen.<br>Sie sagen einige vermittelnde Worte über mein Verhältniß mit <span class="index-2426 tp-20349 ">Bopp</span>. Er hat mir allerdings sehr üble Streiche gespielt, aber das darf auf das Urtheil über seine wissenschaftlichen Leistungen keinen Einfluß haben, und hat es auch bei mir nicht gehabt. Mich verdroß die kleinigkeitskrämerische und pedantische Richtung, welche er dem Studium des Sanskrit gab. Ich hatte es unternommen, um die herrlichen Dichtungen und die Lehren der alten Weisen kennen zu lernen, auch in der Hoffnung neue Aufschlüsse über die Vorwelt und den Gang des menschlichen Geistes zu erlangen. – <span class="index-9 tp-20350 ">W. v. Humboldt</span> könnte ich hier wohl nicht als einen unparteiischen Schiedsrichter anerkennen. Bopp ist sein <span class="slant-italic ">amanuensis</span>, in <span class="index-15 tp-20351 ">Berlin</span> sein Geschöpf, und Humboldt hat ihn ja selbst in das Unwesen mit der barbarischen Wortzerreißung hineingestoßen. Der Eifer, womit H.[umboldt], ein Mann von so umfassendem Geist, diese Sache betrieb, wäre mir unbegreiflich, wenn ich nicht wüßte, daß er im Sanskrit immer nur ein Anfänger geblieben ist. Ich habe damals mit Humboldt Briefe darüber gewechselt, seinen Satz: in allen gebildeten Sprachen habe man große Sorgfalt auf die Worttrennung gewendet, widerlegt, und gezeigt, daß es nach Beschaffenheit der Sprachen verschieden war und seyn mußte: alles vergeblich! Nun, im <span class="index-3772 tp-20352 ">Vendidad</span> steht nach jedem Wort freilich ein Punkt; aber wie wäre es im Sanskrit möglich, bei den unaufhörlichen Synalöphen?<br>Sie werden schon gesehen haben, daß ich in <span class="index-2600 tp-45139 ">den </span><span class="index-2600 tp-45139 slant-italic ">Réflexions</span> säuberlich mit <span class="index-2426 tp-45138 ">Bopp</span> verfahren bin. Dem Auslande gegenüber schickte es sich nicht anders. Er scheint sich denn auch wieder annähern zu wollen, und hat mir <span class="index-6746 tp-45141 ">sein Zendisches</span> geschickt. So nenne ich es mit Recht, weil in allem übrigen eben nichts neues ist. Aber dieser Artikel ist gründlich gearbeitet, und leicht das beste was er noch ans Licht gebracht. Mich ergötzt sein Wesen mit dem <span class="index-6208 tp-45142 ">Pânini</span>. <span class="index-2566 tp-20353 index-6747 tp-45143 ">Lassens</span><span class="index-6747 tp-45143 "> nachdrückliche Zurechtweisung</span> hat so viel gewirkt, daß er sich den Schein giebt, als sey er auch in dem alten Grammatiker nicht unbewandert. Aber er versteht ihn nicht zum besten, und schneidet Gesichter dazu, gerade wie Pistol, als ihn Fluellen gezwungen hat, Knoblauch zu essen: <span class="index-1448 tp-20354 ">„Ich essʼ, und essʼ, und fluche.“</span><br>Da beim Zend die Sprachvergleichung ein Hauptmittel zum Verständniß zu gelangen, so muß man damit anfangen. Hier ist also <span class="index-2426 tp-45144 ">Bopp</span> ziemlich in seinem Fach. Zur Auslegung und vollends zur Kritik der Texte hat er einmal kein Talent.<br>Die Präpositionen als Casuszeichen hat <span class="index-2426 tp-45145 ">B.[opp]</span> nun aufgegeben: desto besser! So spart er uns die Widerlegung, die zwar leicht genug gewesen wäre. Nun müssen es aber die Pronomina seyn, die bei ihm mit allen möglichen Brühen aufgetischt werden; da weiß ich nicht ob wir nicht aus dem Regen in die Traufe kommen. Überhaupt ist die Agglutination eine mechanische Hypothese, die am Ende nichts erklärt. Denn wenn man z. B. eins, das Verbum substantivum, zu conjugiren wußte, so konnte man auch alles conjugiren, und brauchte nicht zu leimen. Das V.[erbum] Substantivum ist aber, als solches, das späteste aller Verba. Mit den wahrhaft historischen Agglutinationen z. B. dem Futurum der Romanischen Sprachen ist es ganz etwas anders.<br>Was sagen Sie zu <span class="index-3641 tp-20355 index-3773 tp-20356 ">Hrn. Lachmanns</span><span class="index-3773 tp-20356 "> Artigkeiten gegen mich</span>? Ich enthalte mich jeder Bemerkung, da er Sie seinen Freund hat nennen dürfen. Überdieß bin ich für die Preßfreiheit. Wenn der Autor sich keinen Zwang anzuthun braucht, so kommen seine Gesinnungen, seine Absichten, und besonders seine gesellschaftlichen Sitten um so deutlicher zum Vorschein. Mir wäre es recht, wenn er auch sein Porträt beigefügt hätte.<br>Man sagt mir, ich sei auch von <span class="index-1342 tp-20357 ">Hammer</span> heftig angegriffen, im <span class="index-3774 tp-20358 slant-italic ">Foreign quarterly Review</span>, und von <span class="index-3775 tp-20360 ">dem wild gewordenen Juden Heine</span> in <span class="index-171 tp-20359 ">Paris</span>. Ich hätte viel zu thun, wenn ich das alles lesen, oder gar etwas darauf erwiedern sollte.<br>Leben Sie recht wohl, und lassen Sie mich bald erwünschte Nachrichten hören. Zwei Zeilen, des Inhalts, daß Sie uns zu besuchen gedenken, sollen für den längsten Brief gelten.<br>Ganz der Ihrige<br><span class="weight-bold ">A. W. v. 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Nach dem Schulbesuch in Kassel studierte er zusammen mit seinem Bruder Wilhelm Rechtswissenschaften an der Universität Marburg, wo Friedrich Carl von Savigny zu seinen Lehrern gehörte. Als Savigny 1804 wegen wissenschaftlicher Forschungen nach Paris reiste, ließ er Grimm bald nachkommen. Jacob Grimm wandte sich jedoch von den rechtswissenschaftlichen Studien ab und widmete sich der altdeutschen Literatur. Nach Ende des Studiums zog er nach Kassel. Grimm wurde 1808 Bibliothekar des König Jérômes auf Schloss Wilhelmshöhe und 1809 auch zum Auditor im Staatsrat ernannt. 1813, nach Rückkehr des Kurfürsten Wilhelm I., wurde er zum Legationssekretär des hessischen Gesandten auserkoren. Von 1814 bis 1815 nahm er am Wiener Kongress teil. Bis Ende 1815 war er zudem Beauftragter Preußens für Handschriften in Paris. 1816 wurde er wie sein Bruder Bibliothekssekretär in Kassel. 1830 wurde Jacob Grimm als ordentlicher Professor nach Göttingen berufen. Als Mitunterzeichner des Protestes der „Göttinger Sieben“ wurden beide Brüder 1837 durch den König von Hannover ihres Amtes enthoben. In der Folge lebten sie wieder in Kassel. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. lud 1841 beide Brüder nach Berlin ein, wo sie sich niederließen, um an der dortigen Universität zu lehren. Im selben Jahr erfolgte die Aufnahme als Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften, 1852 die Wahl als Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Jacob Grimm war auch politisch engagiert, der Frankfurter Nationalversammlung gehörte er 1848/49 als Abgeordneter mit Platz im „rechten Centrum“ an. Zusammen mit seinem Bruder Wilhelm gilt Jacob Grimm als Begründer der germanistischen Altertumswissenschaften und der deutschen Philologie. Berühmt wurden die beiden Brüder durch ihre gemeinsame Sammlung von Kinder- und Hausmärchen und ihr wegweisendes Projekt eines Deutschen Wörterbuchs (ab 1838, 1. Band 1854). 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Märchen Grimm, Jacob. - Stuttgart : Reclam, 2012', '39_beziehung' => 'Zu Beginn ihrer Bekanntschaft verhielt sich Schlegel eher feindselig gegenüber Jacob Grimm. Er sah die Brüder Grimm als Konkurrenten. Die Sammlung „Altdeutsche Wälder“ (1813) der Brüder Grimm kritisierte er in den „Heidelberger Jahrbüchern“ polemisch. Später besserte sich das Verhältnis, Schlegel schätzte die sprachwissenschaftlichen Forschungen Jacob Grimms. 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Ich hatte es ganz vergessen, aber heute sehe ich zufällig, daß ich in <span class="index-3761 tp-20328 index-3762 tp-20329 ">Zahns</span><span class="index-3761 tp-20328 "> Glossar</span> das Sartische Wort schon vor Jahren mit einem Fragezeichen an den Rand geschrieben habe. Von <span class="slant-italic ">Parjanyas</span> weiß ich keine befriedigende Ableitung; so ist es mit manchen Götternamen. <span class="index-2553 tp-20330 ">Wilson</span> hat auch <span class="slant-italic ">paryanyas</span>. Das könnte <span class="slant-italic ">pari-anyas</span> bedeuten, περὶ ἄλλος, rings herum anders, von dem Wechsel der Jahreszeiten. Die Corruption aus y halbvocal in j (das Italiänische ge) die wir wohl in den heutigen Mundarten kennen, müßte dann schon sehr alt seyn. Die Indischen Grammatiker zählen es unter die durch Uńâdi-Affixe gebildeten Wörter, d. h. sie wissen keine regelmäßige Ableitung zu finden. 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Ich bezeichne der Anschaulichkeit wegen durch ç das palatale ś, wofür im Lateinischen und Griechischen gewöhnlich k, im Gothischen h steht. <span class="slant-italic ">pârçva</span>, <span class="weight-bold ">latus</span>, abgeleitet von <span class="slant-italic ">parçu</span>, die Rippe; gleichsam die Gesamtheit der Rippen. Die Bedeutung ist wunderbar verschieden, die Identität der Elemente nach den Gesetzen der Lautverschiebung vollkommen.<br>Ebenso ist es mit <span class="slant-italic ">atathni</span>, wobei <span class="index-3231 tp-67516 ">Reinwald</span> an das Persische <span class="slant-italic ">adad</span> gedacht hat. <span class="index-2566 tp-20333 ">Lassen</span> sagt mir, Sie hätten auch snskr. <span class="slant-italic ">âditya</span>, <span class="weight-bold ">sol</span>, angeführt. Die Consonanten sind ganz in der Ordnung: aus der media wird im Gothischen tenuis, aus der tenuis, – adspirata; ĭ für ă hat auch nichts auf sich; aber das ā fällt hinderlich. <span class="slant-italic ">āditya</span> soll ein Patronymicum seyn, von <span class="index-6743 tp-45130 slant-italic ">ădĭtĭ</span>. Diese ist die Mutter der Götter, wie im Gegensatz <span class="index-6744 tp-45131 slant-italic ">diti</span> der Ungötter. Wenn man die allegorische Deutung gelten läßt, so wäre <span class="slant-italic ">aditi</span>, die personificirte Helle, der Tag, <span class="slant-italic ">diti</span> die Nacht, <span class="slant-italic ">atath-ni</span> ein Collectivum von <span class="weight-bold ">Tag</span>.<br>Die mythologischen Übergänge sind wichtig, wegen der Geschichte der Religionen. Nur muß man vorsichtiger zu Werke gehn als <span class="index-3766 tp-20335 ">S. W. 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Hierauf <span class="doc-2718 ">ein ausführliches Schreiben von mir</span>, worin ich ihm unter andern die zweite Erzählung der Einleitung, von dem Verständnisse der Thiersprachen, nach ihren Grundzügen im <span class="index-1154 tp-45135 ">Râmâyańa</span> nachgewiesen habe. Die Persischen und Arabischen Interpolationen läugne ich nicht nur nicht, sondern ich behaupte sie, und glaube sie bestimmt nachweisen zu können. Das Indische erkennt man an der Dämono- und Thaumatologie, an Form und Geist der Erfindung, an dem durch die Verkleidung hindurchblickenden Costum, pp. Da der alte Herr, weil er den Widerspruch nicht liebt, meinen Brief hinter den Spiegel gesteckt zu haben scheint, <span class="index-3647 tp-76892 ">so werde ich ihn nächstens drucken lassen</span>.<br>Ich schreibe vom hundertsten ins tausendste: Sie müssen schon so vorlieb nehmen, sonst käme es gar nicht zu Staude.<br>Warum ich mich mit Toto und <span class="index-6742 tp-45136 ">Totila</span> nicht begnügen will? Weil der Mann aus dem Geschlechte der Balthen war, und also einen Heerführer und Fürstennamen haben mußte. Theodorich war aber in diesem Geschlechte üblich. Toto und Totila sind nicht weiter von Theodorich entfernt, als Fritz und Fritzchen von Friedrich, lange nicht so weit als Rucco von Ragnemundus, welches nun einmal feststeht. Die Frage über die uralten ὑποκοριστικά wird wichtig für ein deutsches Onomasticon, welches zu schaffen wohl Noth thäte. <span class="index-8 tp-20345 ">Mein Bruder</span> hat <span class="index-520 tp-20346 ">die Bemerkung gemacht</span>, daß die wirklich onomatopoetischen Wörter sich durch Wiederholungen kundgeben, z.B. <span class="slant-italic ">murmur</span>, <span class="slant-italic ">susurrus</span>, <span class="slant-italic ">turtur</span>, <span class="slant-italic ">cuculus</span>. Ich meyne, es wäre oft auch so mit den vertraulichen Abkürzungen der Namen <span class="slant-italic ">Gogo</span>, <span class="slant-italic ">Mumustus</span>, <span class="slant-italic ">Pipin</span>, <span class="slant-italic ">Poppo</span> etc. Wenn Sie von allen diesen Etymologien schaffen sollen, werden Sie in Noth gerathen.<br>Bei der Stelle in <span class="index-194 tp-20347 ">den Nibelungen</span> sind wir, wie ich sehe, nicht einmal über das Material einig. Sie lesen <span class="slant-italic ">jāriā</span>; das gäbe einen lahmen Vers. Ich las immer <span class="slant-italic ">jăríă</span>.<br>Es ist um die Sprachvergleichung eine schöne und cüriöse Sache, aber durch die Überschwemmung mit unreifen Schriften wird sie mir zum Greuel. Wenn ich <span class="index-3562 tp-20348 ">Ihre Grammatik</span> zur Hand nehme, so erwacht meine ganze Lust daran wieder, ich bin dann in Gefahr, die gegenwärtige Arbeit zu versäumen, und <span class="index-2566 tp-45137 ">Hr. Lassen</span> pflegt dann auf meine Bitte das verführerische Buch in meine Bibliothek so wegzustellen, daß ich es nicht wiederfinden kann.<br>Die Juristen haben einen unglaublichen Respect <span class="index-3746 tp-45140 ">vor Ihnen</span> bekommen. Es ist aber doch eine harte Zumuthung daß die armen Leute alle die Sprachen wissen sollen, da sie meistens nicht einmal gründlich Latein wissen. Auch mir, ich will es nur gestehen, wären Übersetzungen sehr willkommen gewesen.<br>Sie sagen einige vermittelnde Worte über mein Verhältniß mit <span class="index-2426 tp-20349 ">Bopp</span>. Er hat mir allerdings sehr üble Streiche gespielt, aber das darf auf das Urtheil über seine wissenschaftlichen Leistungen keinen Einfluß haben, und hat es auch bei mir nicht gehabt. Mich verdroß die kleinigkeitskrämerische und pedantische Richtung, welche er dem Studium des Sanskrit gab. Ich hatte es unternommen, um die herrlichen Dichtungen und die Lehren der alten Weisen kennen zu lernen, auch in der Hoffnung neue Aufschlüsse über die Vorwelt und den Gang des menschlichen Geistes zu erlangen. – <span class="index-9 tp-20350 ">W. v. Humboldt</span> könnte ich hier wohl nicht als einen unparteiischen Schiedsrichter anerkennen. Bopp ist sein <span class="slant-italic ">amanuensis</span>, in <span class="index-15 tp-20351 ">Berlin</span> sein Geschöpf, und Humboldt hat ihn ja selbst in das Unwesen mit der barbarischen Wortzerreißung hineingestoßen. Der Eifer, womit H.[umboldt], ein Mann von so umfassendem Geist, diese Sache betrieb, wäre mir unbegreiflich, wenn ich nicht wüßte, daß er im Sanskrit immer nur ein Anfänger geblieben ist. Ich habe damals mit Humboldt Briefe darüber gewechselt, seinen Satz: in allen gebildeten Sprachen habe man große Sorgfalt auf die Worttrennung gewendet, widerlegt, und gezeigt, daß es nach Beschaffenheit der Sprachen verschieden war und seyn mußte: alles vergeblich! Nun, im <span class="index-3772 tp-20352 ">Vendidad</span> steht nach jedem Wort freilich ein Punkt; aber wie wäre es im Sanskrit möglich, bei den unaufhörlichen Synalöphen?<br>Sie werden schon gesehen haben, daß ich in <span class="index-2600 tp-45139 ">den </span><span class="index-2600 tp-45139 slant-italic ">Réflexions</span> säuberlich mit <span class="index-2426 tp-45138 ">Bopp</span> verfahren bin. Dem Auslande gegenüber schickte es sich nicht anders. Er scheint sich denn auch wieder annähern zu wollen, und hat mir <span class="index-6746 tp-45141 ">sein Zendisches</span> geschickt. So nenne ich es mit Recht, weil in allem übrigen eben nichts neues ist. Aber dieser Artikel ist gründlich gearbeitet, und leicht das beste was er noch ans Licht gebracht. Mich ergötzt sein Wesen mit dem <span class="index-6208 tp-45142 ">Pânini</span>. <span class="index-2566 tp-20353 index-6747 tp-45143 ">Lassens</span><span class="index-6747 tp-45143 "> nachdrückliche Zurechtweisung</span> hat so viel gewirkt, daß er sich den Schein giebt, als sey er auch in dem alten Grammatiker nicht unbewandert. Aber er versteht ihn nicht zum besten, und schneidet Gesichter dazu, gerade wie Pistol, als ihn Fluellen gezwungen hat, Knoblauch zu essen: <span class="index-1448 tp-20354 ">„Ich essʼ, und essʼ, und fluche.“</span><br>Da beim Zend die Sprachvergleichung ein Hauptmittel zum Verständniß zu gelangen, so muß man damit anfangen. Hier ist also <span class="index-2426 tp-45144 ">Bopp</span> ziemlich in seinem Fach. Zur Auslegung und vollends zur Kritik der Texte hat er einmal kein Talent.<br>Die Präpositionen als Casuszeichen hat <span class="index-2426 tp-45145 ">B.[opp]</span> nun aufgegeben: desto besser! So spart er uns die Widerlegung, die zwar leicht genug gewesen wäre. Nun müssen es aber die Pronomina seyn, die bei ihm mit allen möglichen Brühen aufgetischt werden; da weiß ich nicht ob wir nicht aus dem Regen in die Traufe kommen. Überhaupt ist die Agglutination eine mechanische Hypothese, die am Ende nichts erklärt. Denn wenn man z. B. eins, das Verbum substantivum, zu conjugiren wußte, so konnte man auch alles conjugiren, und brauchte nicht zu leimen. Das V.[erbum] Substantivum ist aber, als solches, das späteste aller Verba. Mit den wahrhaft historischen Agglutinationen z. B. dem Futurum der Romanischen Sprachen ist es ganz etwas anders.<br>Was sagen Sie zu <span class="index-3641 tp-20355 index-3773 tp-20356 ">Hrn. Lachmanns</span><span class="index-3773 tp-20356 "> Artigkeiten gegen mich</span>? Ich enthalte mich jeder Bemerkung, da er Sie seinen Freund hat nennen dürfen. Überdieß bin ich für die Preßfreiheit. Wenn der Autor sich keinen Zwang anzuthun braucht, so kommen seine Gesinnungen, seine Absichten, und besonders seine gesellschaftlichen Sitten um so deutlicher zum Vorschein. Mir wäre es recht, wenn er auch sein Porträt beigefügt hätte.<br>Man sagt mir, ich sei auch von <span class="index-1342 tp-20357 ">Hammer</span> heftig angegriffen, im <span class="index-3774 tp-20358 slant-italic ">Foreign quarterly Review</span>, und von <span class="index-3775 tp-20360 ">dem wild gewordenen Juden Heine</span> in <span class="index-171 tp-20359 ">Paris</span>. Ich hätte viel zu thun, wenn ich das alles lesen, oder gar etwas darauf erwiedern sollte.<br>Leben Sie recht wohl, und lassen Sie mich bald erwünschte Nachrichten hören. Zwei Zeilen, des Inhalts, daß Sie uns zu besuchen gedenken, sollen für den längsten Brief gelten.<br>Ganz der Ihrige<br><span class="weight-bold ">A. W. v. Schlegel</span>', '36_xml' => '<p><placeName key="887">Bonn</placeName> d. 3<hi rend="offset:4">ten</hi> Jun. [18]33<lb/><ref target="fud://3472">Ihr gehaltvoller Brief</ref>, mein hochgeehrter Herr und Freund, blieb nach meiner gewöhnlichen Saumseligkeit lange unbeantwortet. Unterdessen habe ich <name key="2600" type="work">ein Buch</name> gesendet, das rechnen Sie mir wohl für einen Brief an. Überhaupt ist es mit dem Schreiben ein mühseliger Notbehelf. Kommen Sie denn gar nicht einmal an die schönen Ufer des Rheines? Etwa in den nächsten Herbstferien? Dann finden Sie mich gewiß hier, und zu allem was mein Haus und meine Bibliothek vermag, sind Sie bestens eingeladen.<lb/>Mit <persName key="6740"><hi rend="slant:italic">Parjanyas</hi></persName> schalten Sie nach Belieben, wie mit allen meinen etymologischen Schnurrpfeifereien. 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Ich habe damals mit Humboldt Briefe darüber gewechselt, seinen Satz: in allen gebildeten Sprachen habe man große Sorgfalt auf die Worttrennung gewendet, widerlegt, und gezeigt, daß es nach Beschaffenheit der Sprachen verschieden war und seyn mußte: alles vergeblich! Nun, im <name key="3772" type="work">Vendidad</name> steht nach jedem Wort freilich ein Punkt; aber wie wäre es im Sanskrit möglich, bei den unaufhörlichen Synalöphen?<lb/>Sie werden schon gesehen haben, daß ich in <name key="2600" type="work">den <hi rend="slant:italic">Réflexions</hi></name> säuberlich mit <persName key="2426">Bopp</persName> verfahren bin. Dem Auslande gegenüber schickte es sich nicht anders. Er scheint sich denn auch wieder annähern zu wollen, und hat mir <name key="6746" type="work">sein Zendisches</name> geschickt. So nenne ich es mit Recht, weil in allem übrigen eben nichts neues ist. Aber dieser Artikel ist gründlich gearbeitet, und leicht das beste was er noch ans Licht gebracht. 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Nun müssen es aber die Pronomina seyn, die bei ihm mit allen möglichen Brühen aufgetischt werden; da weiß ich nicht ob wir nicht aus dem Regen in die Traufe kommen. Überhaupt ist die Agglutination eine mechanische Hypothese, die am Ende nichts erklärt. Denn wenn man z. B. eins, das Verbum substantivum, zu conjugiren wußte, so konnte man auch alles conjugiren, und brauchte nicht zu leimen. Das V.[erbum] Substantivum ist aber, als solches, das späteste aller Verba. Mit den wahrhaft historischen Agglutinationen z. B. dem Futurum der Romanischen Sprachen ist es ganz etwas anders.<lb/>Was sagen Sie zu <name key="3773" type="work"><persName key="3641">Hrn. Lachmanns</persName> Artigkeiten gegen mich</name>? Ich enthalte mich jeder Bemerkung, da er Sie seinen Freund hat nennen dürfen. Überdieß bin ich für die Preßfreiheit. Wenn der Autor sich keinen Zwang anzuthun braucht, so kommen seine Gesinnungen, seine Absichten, und besonders seine gesellschaftlichen Sitten um so deutlicher zum Vorschein. Mir wäre es recht, wenn er auch sein Porträt beigefügt hätte.<lb/>Man sagt mir, ich sei auch von <persName key="1342">Hammer</persName> heftig angegriffen, im <name key="3774" type="periodical"><hi rend="slant:italic">Foreign quarterly Review</hi></name>, und von <persName key="3775">dem wild gewordenen Juden Heine</persName> in <placeName key="171">Paris</placeName>. Ich hätte viel zu thun, wenn ich das alles lesen, oder gar etwas darauf erwiedern sollte.<lb/>Leben Sie recht wohl, und lassen Sie mich bald erwünschte Nachrichten hören. Zwei Zeilen, des Inhalts, daß Sie uns zu besuchen gedenken, sollen für den längsten Brief gelten.<lb/>Ganz der Ihrige<lb/><hi rend="weight:bold">A. W. v. Schlegel</hi></p>', '36_xml_standoff' => '<anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB20326"/>Bonn<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE20326"/> d. 3<hi rend="offset:4">ten</hi> Jun. [18]33<lb/><ref target="fud://3472">Ihr gehaltvoller Brief</ref>, mein hochgeehrter Herr und Freund, blieb nach meiner gewöhnlichen Saumseligkeit lange unbeantwortet. Unterdessen habe ich <anchor type="b" n="2600" ana="12" xml:id="NidB20327"/>ein Buch<anchor type="e" n="2600" ana="12" xml:id="NidE20327"/> gesendet, das rechnen Sie mir wohl für einen Brief an. Überhaupt ist es mit dem Schreiben ein mühseliger Notbehelf. Kommen Sie denn gar nicht einmal an die schönen Ufer des Rheines? Etwa in den nächsten Herbstferien? Dann finden Sie mich gewiß hier, und zu allem was mein Haus und meine Bibliothek vermag, sind Sie bestens eingeladen.<lb/>Mit <anchor type="b" n="6740" ana="11" xml:id="NidB45127"/><hi rend="slant:italic">Parjanyas</hi><anchor type="e" n="6740" ana="11" xml:id="NidE45127"/> schalten Sie nach Belieben, wie mit allen meinen etymologischen Schnurrpfeifereien. Bei <hi rend="slant:italic">Fairguni</hi> treffen wir zusammen. Ich hatte es ganz vergessen, aber heute sehe ich zufällig, daß ich in <anchor type="b" n="3761" ana="12" xml:id="NidB20328"/><anchor type="b" n="3762" ana="11" xml:id="NidB20329"/>Zahns<anchor type="e" n="3762" ana="11" xml:id="NidE20329"/> Glossar<anchor type="e" n="3761" ana="12" xml:id="NidE20328"/> das Sartische Wort schon vor Jahren mit einem Fragezeichen an den Rand geschrieben habe. Von <hi rend="slant:italic">Parjanyas</hi> weiß ich keine befriedigende Ableitung; so ist es mit manchen Götternamen. <anchor type="b" n="2553" ana="11" xml:id="NidB20330"/>Wilson<anchor type="e" n="2553" ana="11" xml:id="NidE20330"/> hat auch <hi rend="slant:italic">paryanyas</hi>. Das könnte <hi rend="slant:italic">pari-anyas</hi> bedeuten, περὶ ἄλλος, rings herum anders, von dem Wechsel der Jahreszeiten. Die Corruption aus y halbvocal in j (das Italiänische ge) die wir wohl in den heutigen Mundarten kennen, müßte dann schon sehr alt seyn. Die Indischen Grammatiker zählen es unter die durch Uńâdi-Affixe gebildeten Wörter, d. h. sie wissen keine regelmäßige Ableitung zu finden. Im <anchor type="b" n="3763" ana="12" xml:id="NidB20331"/>Amara Cosha<anchor type="e" n="3763" ana="12" xml:id="NidE20331"/> steht es unter den vieldeutigen Wörtern mit nur zwei Bedeutungen, eine Donnerwolke und <anchor type="b" n="6739" ana="11" xml:id="NidB45128"/>Indras<anchor type="e" n="6739" ana="11" xml:id="NidE45128"/>. Aber der Amara Cosha ist keinesweges vollständig. In <anchor type="b" n="3764" ana="12" xml:id="NidB20332"/>der Bhag.[avad] G.[îtâ]<anchor type="e" n="3764" ana="12" xml:id="NidE20332"/> steht <hi rend="slant:italic">parjanya</hi> ausgemacht für den befruchtenden Regen. Das Verhältniß der Konsonanten zu <hi rend="slant:italic">Fairguni</hi> wäre wohl richtig. Freilich sollte für das j, welches immer einem ursprünglichen g gleich gilt, im Gothischen k stehen; aber wir müssen wohl annehmen, daß das Zusammentreffen zweier Konsonanten nicht selten die Lautverschiebung sistirt hat.<lb/>Ich finde in meinem Glossar gleich daneben eine andre Zusammenstellung angemerkt: <hi rend="slant:italic">Fairhvus</hi> Skr. <hi rend="slant:italic">pârçva</hi>. Ich bezeichne der Anschaulichkeit wegen durch ç das palatale ś, wofür im Lateinischen und Griechischen gewöhnlich k, im Gothischen h steht. <hi rend="slant:italic">pârçva</hi>, <hi rend="weight:bold">latus</hi>, abgeleitet von <hi rend="slant:italic">parçu</hi>, die Rippe; gleichsam die Gesamtheit der Rippen. Die Bedeutung ist wunderbar verschieden, die Identität der Elemente nach den Gesetzen der Lautverschiebung vollkommen.<lb/>Ebenso ist es mit <hi rend="slant:italic">atathni</hi>, wobei <anchor type="b" n="3231" ana="11" xml:id="NidB67516"/>Reinwald<anchor type="e" n="3231" ana="11" xml:id="NidE67516"/> an das Persische <hi rend="slant:italic">adad</hi> gedacht hat. <anchor type="b" n="2566" ana="11" xml:id="NidB20333"/>Lassen<anchor type="e" n="2566" ana="11" xml:id="NidE20333"/> sagt mir, Sie hätten auch snskr. <hi rend="slant:italic">âditya</hi>, <hi rend="weight:bold">sol</hi>, angeführt. Die Consonanten sind ganz in der Ordnung: aus der media wird im Gothischen tenuis, aus der tenuis, – adspirata; ĭ für ă hat auch nichts auf sich; aber das ā fällt hinderlich. <hi rend="slant:italic">āditya</hi> soll ein Patronymicum seyn, von <anchor type="b" n="6743" ana="11" xml:id="NidB45130"/><hi rend="slant:italic">ădĭtĭ</hi><anchor type="e" n="6743" ana="11" xml:id="NidE45130"/>. Diese ist die Mutter der Götter, wie im Gegensatz <anchor type="b" n="6744" ana="11" xml:id="NidB45131"/><hi rend="slant:italic">diti</hi><anchor type="e" n="6744" ana="11" xml:id="NidE45131"/> der Ungötter. Wenn man die allegorische Deutung gelten läßt, so wäre <hi rend="slant:italic">aditi</hi>, die personificirte Helle, der Tag, <hi rend="slant:italic">diti</hi> die Nacht, <hi rend="slant:italic">atath-ni</hi> ein Collectivum von <hi rend="weight:bold">Tag</hi>.<lb/>Die mythologischen Übergänge sind wichtig, wegen der Geschichte der Religionen. Nur muß man vorsichtiger zu Werke gehn als <anchor type="b" n="3766" ana="11" xml:id="NidB20335"/>S. W. Jones<anchor type="e" n="3766" ana="11" xml:id="NidE20335"/>, der jedoch zwei bis 3 richtige Bemerkungen hat.<lb/>Man trifft auf wunderbare Spuren, um so unverdächtiger, je weniger man sie erwartet hatte. Wir sehen jetzt schon, wiewohl noch wie durch einen Nebel, daß die Altpersische und die Brahmanische aus Einer Quelle her geflossen, daß <anchor type="b" n="3767" ana="11" xml:id="NidB20336"/>Zoroaster<anchor type="e" n="3767" ana="11" xml:id="NidE20336"/> als ein Reformator gegen die einreißende Vielgötterei aufgetreten.<lb/>Denken Sie, letzthin finde ich im <anchor type="b" n="1154" ana="12" xml:id="NidB20337"/>Râmâyańa<anchor type="e" n="1154" ana="12" xml:id="NidE20337"/>, in einer Beschreibung aller Länder des Erdbodens, einige von den Lügen <anchor type="b" n="3768" ana="11" xml:id="NidB20338"/>des Ktesias<anchor type="e" n="3768" ana="11" xml:id="NidE20338"/> wieder: namentlich die Einfüßigen Menschen, und die Ohrigen, wie sie <anchor type="b" n="3768" ana="11" xml:id="NidB20339"/>der Vf. <anchor type="b" n="3769" ana="12" xml:id="NidB20340"/>des <anchor type="b" n="5949" ana="12" xml:id="NidB45132"/>Herzog Ernst<anchor type="e" n="5949" ana="12" xml:id="NidE45132"/><anchor type="e" n="3769" ana="12" xml:id="NidE20340"/><anchor type="e" n="3768" ana="11" xml:id="NidE20339"/> nennt: <hi rend="slant:italic">Karńaprâvâraka</hi>, wörtlich die Ohren-bemäntelten. Ktesias war also nicht Erfinder, sondern fehlte nur darin, daß er Erzählungen, aus fabelhaften Büchern geschöpft, für geographische Wahrheiten nahm. War schon unter den letzten Achaemeniden einiger litterarische Verkehr zwischen Persien und Indien? Unter den Sassaniden ist es nicht zu läugnen.<lb/><anchor type="b" n="2471" ana="11" xml:id="NidB20343"/>Silvestre de Sacy<anchor type="e" n="2471" ana="11" xml:id="NidE20343"/> hat von meinen <anchor type="b" n="2600" ana="12" xml:id="NidB45133"/><hi rend="slant:italic">Réflexions</hi><anchor type="e" n="2600" ana="12" xml:id="NidE45133"/> Gelegenheit genommen, mir <anchor type="b" n="3771" ana="12" xml:id="NidB20344"/>sein <hi rend="slant:italic">Mémoire</hi><anchor type="e" n="3771" ana="12" xml:id="NidE20344"/> <ref target="fud://5778">zu senden</ref>, <anchor type="b" n="5519" ana="12" xml:id="NidB46446"/>worin er die Erfindung von <anchor type="b" n="6745" ana="12" xml:id="NidB45134"/>1001 Nacht<anchor type="e" n="6745" ana="12" xml:id="NidE45134"/> ausschließlich den Arabern vindicirt<anchor type="e" n="5519" ana="12" xml:id="NidE46446"/>. Hierauf <ref target="fud://2718">ein ausführliches Schreiben von mir</ref>, worin ich ihm unter andern die zweite Erzählung der Einleitung, von dem Verständnisse der Thiersprachen, nach ihren Grundzügen im <anchor type="b" n="1154" ana="12" xml:id="NidB45135"/>Râmâyańa<anchor type="e" n="1154" ana="12" xml:id="NidE45135"/> nachgewiesen habe. Die Persischen und Arabischen Interpolationen läugne ich nicht nur nicht, sondern ich behaupte sie, und glaube sie bestimmt nachweisen zu können. Das Indische erkennt man an der Dämono- und Thaumatologie, an Form und Geist der Erfindung, an dem durch die Verkleidung hindurchblickenden Costum, pp. Da der alte Herr, weil er den Widerspruch nicht liebt, meinen Brief hinter den Spiegel gesteckt zu haben scheint, <anchor type="b" n="3647" ana="12" xml:id="NidB76892"/>so werde ich ihn nächstens drucken lassen<anchor type="e" n="3647" ana="12" xml:id="NidE76892"/>.<lb/>Ich schreibe vom hundertsten ins tausendste: Sie müssen schon so vorlieb nehmen, sonst käme es gar nicht zu Staude.<lb/>Warum ich mich mit Toto und <anchor type="b" n="6742" ana="11" xml:id="NidB45136"/>Totila<anchor type="e" n="6742" ana="11" xml:id="NidE45136"/> nicht begnügen will? Weil der Mann aus dem Geschlechte der Balthen war, und also einen Heerführer und Fürstennamen haben mußte. Theodorich war aber in diesem Geschlechte üblich. Toto und Totila sind nicht weiter von Theodorich entfernt, als Fritz und Fritzchen von Friedrich, lange nicht so weit als Rucco von Ragnemundus, welches nun einmal feststeht. Die Frage über die uralten ὑποκοριστικά wird wichtig für ein deutsches Onomasticon, welches zu schaffen wohl Noth thäte. <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB20345"/>Mein Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE20345"/> hat <anchor type="b" n="520" ana="12" xml:id="NidB20346"/>die Bemerkung gemacht<anchor type="e" n="520" ana="12" xml:id="NidE20346"/>, daß die wirklich onomatopoetischen Wörter sich durch Wiederholungen kundgeben, z.B. <hi rend="slant:italic">murmur</hi>, <hi rend="slant:italic">susurrus</hi>, <hi rend="slant:italic">turtur</hi>, <hi rend="slant:italic">cuculus</hi>. Ich meyne, es wäre oft auch so mit den vertraulichen Abkürzungen der Namen <hi rend="slant:italic">Gogo</hi>, <hi rend="slant:italic">Mumustus</hi>, <hi rend="slant:italic">Pipin</hi>, <hi rend="slant:italic">Poppo</hi> etc. Wenn Sie von allen diesen Etymologien schaffen sollen, werden Sie in Noth gerathen.<lb/>Bei der Stelle in <anchor type="b" n="194" ana="12" xml:id="NidB20347"/>den Nibelungen<anchor type="e" n="194" ana="12" xml:id="NidE20347"/> sind wir, wie ich sehe, nicht einmal über das Material einig. Sie lesen <hi rend="slant:italic">jāriā</hi>; das gäbe einen lahmen Vers. Ich las immer <hi rend="slant:italic">jăríă</hi>.<lb/>Es ist um die Sprachvergleichung eine schöne und cüriöse Sache, aber durch die Überschwemmung mit unreifen Schriften wird sie mir zum Greuel. Wenn ich <anchor type="b" n="3562" ana="12" xml:id="NidB20348"/>Ihre Grammatik<anchor type="e" n="3562" ana="12" xml:id="NidE20348"/> zur Hand nehme, so erwacht meine ganze Lust daran wieder, ich bin dann in Gefahr, die gegenwärtige Arbeit zu versäumen, und <anchor type="b" n="2566" ana="11" xml:id="NidB45137"/>Hr. Lassen<anchor type="e" n="2566" ana="11" xml:id="NidE45137"/> pflegt dann auf meine Bitte das verführerische Buch in meine Bibliothek so wegzustellen, daß ich es nicht wiederfinden kann.<lb/>Die Juristen haben einen unglaublichen Respect <anchor type="b" n="3746" ana="12" xml:id="NidB45140"/>vor Ihnen<anchor type="e" n="3746" ana="12" xml:id="NidE45140"/> bekommen. Es ist aber doch eine harte Zumuthung daß die armen Leute alle die Sprachen wissen sollen, da sie meistens nicht einmal gründlich Latein wissen. Auch mir, ich will es nur gestehen, wären Übersetzungen sehr willkommen gewesen.<lb/>Sie sagen einige vermittelnde Worte über mein Verhältniß mit <anchor type="b" n="2426" ana="11" xml:id="NidB20349"/>Bopp<anchor type="e" n="2426" ana="11" xml:id="NidE20349"/>. Er hat mir allerdings sehr üble Streiche gespielt, aber das darf auf das Urtheil über seine wissenschaftlichen Leistungen keinen Einfluß haben, und hat es auch bei mir nicht gehabt. Mich verdroß die kleinigkeitskrämerische und pedantische Richtung, welche er dem Studium des Sanskrit gab. Ich hatte es unternommen, um die herrlichen Dichtungen und die Lehren der alten Weisen kennen zu lernen, auch in der Hoffnung neue Aufschlüsse über die Vorwelt und den Gang des menschlichen Geistes zu erlangen. – <anchor type="b" n="9" ana="11" xml:id="NidB20350"/>W. v. Humboldt<anchor type="e" n="9" ana="11" xml:id="NidE20350"/> könnte ich hier wohl nicht als einen unparteiischen Schiedsrichter anerkennen. Bopp ist sein <hi rend="slant:italic">amanuensis</hi>, in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB20351"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE20351"/> sein Geschöpf, und Humboldt hat ihn ja selbst in das Unwesen mit der barbarischen Wortzerreißung hineingestoßen. Der Eifer, womit H.[umboldt], ein Mann von so umfassendem Geist, diese Sache betrieb, wäre mir unbegreiflich, wenn ich nicht wüßte, daß er im Sanskrit immer nur ein Anfänger geblieben ist. Ich habe damals mit Humboldt Briefe darüber gewechselt, seinen Satz: in allen gebildeten Sprachen habe man große Sorgfalt auf die Worttrennung gewendet, widerlegt, und gezeigt, daß es nach Beschaffenheit der Sprachen verschieden war und seyn mußte: alles vergeblich! Nun, im <anchor type="b" n="3772" ana="12" xml:id="NidB20352"/>Vendidad<anchor type="e" n="3772" ana="12" xml:id="NidE20352"/> steht nach jedem Wort freilich ein Punkt; aber wie wäre es im Sanskrit möglich, bei den unaufhörlichen Synalöphen?<lb/>Sie werden schon gesehen haben, daß ich in <anchor type="b" n="2600" ana="12" xml:id="NidB45139"/>den <hi rend="slant:italic">Réflexions</hi><anchor type="e" n="2600" ana="12" xml:id="NidE45139"/> säuberlich mit <anchor type="b" n="2426" ana="11" xml:id="NidB45138"/>Bopp<anchor type="e" n="2426" ana="11" xml:id="NidE45138"/> verfahren bin. Dem Auslande gegenüber schickte es sich nicht anders. Er scheint sich denn auch wieder annähern zu wollen, und hat mir <anchor type="b" n="6746" ana="12" xml:id="NidB45141"/>sein Zendisches<anchor type="e" n="6746" ana="12" xml:id="NidE45141"/> geschickt. So nenne ich es mit Recht, weil in allem übrigen eben nichts neues ist. Aber dieser Artikel ist gründlich gearbeitet, und leicht das beste was er noch ans Licht gebracht. Mich ergötzt sein Wesen mit dem <anchor type="b" n="6208" ana="11" xml:id="NidB45142"/>Pânini<anchor type="e" n="6208" ana="11" xml:id="NidE45142"/>. <anchor type="b" n="6747" ana="12" xml:id="NidB45143"/><anchor type="b" n="2566" ana="11" xml:id="NidB20353"/>Lassens<anchor type="e" n="2566" ana="11" xml:id="NidE20353"/> nachdrückliche Zurechtweisung<anchor type="e" n="6747" ana="12" xml:id="NidE45143"/> hat so viel gewirkt, daß er sich den Schein giebt, als sey er auch in dem alten Grammatiker nicht unbewandert. Aber er versteht ihn nicht zum besten, und schneidet Gesichter dazu, gerade wie Pistol, als ihn Fluellen gezwungen hat, Knoblauch zu essen: <anchor type="b" n="1448" ana="12" xml:id="NidB20354"/>„Ich essʼ, und essʼ, und fluche.“<anchor type="e" n="1448" ana="12" xml:id="NidE20354"/><lb/>Da beim Zend die Sprachvergleichung ein Hauptmittel zum Verständniß zu gelangen, so muß man damit anfangen. Hier ist also <anchor type="b" n="2426" ana="11" xml:id="NidB45144"/>Bopp<anchor type="e" n="2426" ana="11" xml:id="NidE45144"/> ziemlich in seinem Fach. Zur Auslegung und vollends zur Kritik der Texte hat er einmal kein Talent.<lb/>Die Präpositionen als Casuszeichen hat <anchor type="b" n="2426" ana="11" xml:id="NidB45145"/>B.[opp]<anchor type="e" n="2426" ana="11" xml:id="NidE45145"/> nun aufgegeben: desto besser! So spart er uns die Widerlegung, die zwar leicht genug gewesen wäre. Nun müssen es aber die Pronomina seyn, die bei ihm mit allen möglichen Brühen aufgetischt werden; da weiß ich nicht ob wir nicht aus dem Regen in die Traufe kommen. Überhaupt ist die Agglutination eine mechanische Hypothese, die am Ende nichts erklärt. Denn wenn man z. B. eins, das Verbum substantivum, zu conjugiren wußte, so konnte man auch alles conjugiren, und brauchte nicht zu leimen. Das V.[erbum] Substantivum ist aber, als solches, das späteste aller Verba. Mit den wahrhaft historischen Agglutinationen z. B. dem Futurum der Romanischen Sprachen ist es ganz etwas anders.<lb/>Was sagen Sie zu <anchor type="b" n="3773" ana="12" xml:id="NidB20356"/><anchor type="b" n="3641" ana="11" xml:id="NidB20355"/>Hrn. Lachmanns<anchor type="e" n="3641" ana="11" xml:id="NidE20355"/> Artigkeiten gegen mich<anchor type="e" n="3773" ana="12" xml:id="NidE20356"/>? Ich enthalte mich jeder Bemerkung, da er Sie seinen Freund hat nennen dürfen. Überdieß bin ich für die Preßfreiheit. Wenn der Autor sich keinen Zwang anzuthun braucht, so kommen seine Gesinnungen, seine Absichten, und besonders seine gesellschaftlichen Sitten um so deutlicher zum Vorschein. Mir wäre es recht, wenn er auch sein Porträt beigefügt hätte.<lb/>Man sagt mir, ich sei auch von <anchor type="b" n="1342" ana="11" xml:id="NidB20357"/>Hammer<anchor type="e" n="1342" ana="11" xml:id="NidE20357"/> heftig angegriffen, im <anchor type="b" n="3774" ana="13" xml:id="NidB20358"/><hi rend="slant:italic">Foreign quarterly Review</hi><anchor type="e" n="3774" ana="13" xml:id="NidE20358"/>, und von <anchor type="b" n="3775" ana="11" xml:id="NidB20360"/>dem wild gewordenen Juden Heine<anchor type="e" n="3775" ana="11" xml:id="NidE20360"/><anchor type="e" n="2426" ana="11" xml:id="NidE45144"/> in <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB20359"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE20359"/>. 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Nach dem Schulbesuch in Kassel studierte er zusammen mit seinem Bruder Wilhelm Rechtswissenschaften an der Universität Marburg, wo Friedrich Carl von Savigny zu seinen Lehrern gehörte. Als Savigny 1804 wegen wissenschaftlicher Forschungen nach Paris reiste, ließ er Grimm bald nachkommen. Jacob Grimm wandte sich jedoch von den rechtswissenschaftlichen Studien ab und widmete sich der altdeutschen Literatur. Nach Ende des Studiums zog er nach Kassel. Grimm wurde 1808 Bibliothekar des König Jérômes auf Schloss Wilhelmshöhe und 1809 auch zum Auditor im Staatsrat ernannt. 1813, nach Rückkehr des Kurfürsten Wilhelm I., wurde er zum Legationssekretär des hessischen Gesandten auserkoren. Von 1814 bis 1815 nahm er am Wiener Kongress teil. Bis Ende 1815 war er zudem Beauftragter Preußens für Handschriften in Paris. 1816 wurde er wie sein Bruder Bibliothekssekretär in Kassel. 1830 wurde Jacob Grimm als ordentlicher Professor nach Göttingen berufen. Als Mitunterzeichner des Protestes der „Göttinger Sieben“ wurden beide Brüder 1837 durch den König von Hannover ihres Amtes enthoben. In der Folge lebten sie wieder in Kassel. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. lud 1841 beide Brüder nach Berlin ein, wo sie sich niederließen, um an der dortigen Universität zu lehren. Im selben Jahr erfolgte die Aufnahme als Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften, 1852 die Wahl als Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Jacob Grimm war auch politisch engagiert, der Frankfurter Nationalversammlung gehörte er 1848/49 als Abgeordneter mit Platz im „rechten Centrum“ an. Zusammen mit seinem Bruder Wilhelm gilt Jacob Grimm als Begründer der germanistischen Altertumswissenschaften und der deutschen Philologie. Berühmt wurden die beiden Brüder durch ihre gemeinsame Sammlung von Kinder- und Hausmärchen und ihr wegweisendes Projekt eines Deutschen Wörterbuchs (ab 1838, 1. Band 1854). 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Märchen Grimm, Jacob. - Stuttgart : Reclam, 2012', '39_beziehung' => 'Zu Beginn ihrer Bekanntschaft verhielt sich Schlegel eher feindselig gegenüber Jacob Grimm. Er sah die Brüder Grimm als Konkurrenten. Die Sammlung „Altdeutsche Wälder“ (1813) der Brüder Grimm kritisierte er in den „Heidelberger Jahrbüchern“ polemisch. Später besserte sich das Verhältnis, Schlegel schätzte die sprachwissenschaftlichen Forschungen Jacob Grimms. Schlegel war vor allem als wertvoller Ratgeber im Hinblick auf das Sanskrit gefragt.', '39_status_person' => 'Vollständig', '39_namevar' => 'Grimm, Jacob Ludwig Carl Grimm, Jakob Ludwig Karl Adelphōn Gkrim', '39_sourcename0' => 'AWS-ap-0096-0.jpg', 'folders' => array( (int) 0 => 'Personen', (int) 1 => 'Personen' ), '_label' => '', '_descr' => '', '_model' => 'Person', '_model_title' => 'Person', '_model_titles' => 'People', '_url' => '' ) $version = 'version-07-19' $domain = 'https://august-wilhelm-schlegel.de' $url = 'https://august-wilhelm-schlegel.de/version-07-19' $purl_web = 'https://august-wilhelm-schlegel.de/version-07-19/briefid/746' $state = '01.07.2019' $citation = 'Digitale Edition der Korrespondenz August Wilhelm Schlegels [01.07.2019]; August Wilhelm von Schlegel an Jacob Grimm; 03.06.1833' $lettermsg1 = 'August Wilhelm Schlegel: Digitale Edition der Korrespondenz [Version-07-19]' $lettermsg2 = ' <a href="https://august-wilhelm-schlegel.de/version-07-19/briefid/746">https://august-wilhelm-schlegel.de/version-07-19/briefid/746</a>.' $changeLeit = array( (int) 0 => 'Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. 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Bonn d. 3ten Jun. [18]33
Ihr gehaltvoller Brief, mein hochgeehrter Herr und Freund, blieb nach meiner gewöhnlichen Saumseligkeit lange unbeantwortet. Unterdessen habe ich ein Buch gesendet, das rechnen Sie mir wohl für einen Brief an. Überhaupt ist es mit dem Schreiben ein mühseliger Notbehelf. Kommen Sie denn gar nicht einmal an die schönen Ufer des Rheines? Etwa in den nächsten Herbstferien? Dann finden Sie mich gewiß hier, und zu allem was mein Haus und meine Bibliothek vermag, sind Sie bestens eingeladen.
Mit Parjanyas schalten Sie nach Belieben, wie mit allen meinen etymologischen Schnurrpfeifereien. Bei Fairguni treffen wir zusammen. Ich hatte es ganz vergessen, aber heute sehe ich zufällig, daß ich in Zahns Glossar das Sartische Wort schon vor Jahren mit einem Fragezeichen an den Rand geschrieben habe. Von Parjanyas weiß ich keine befriedigende Ableitung; so ist es mit manchen Götternamen. Wilson hat auch paryanyas. Das könnte pari-anyas bedeuten, περὶ ἄλλος, rings herum anders, von dem Wechsel der Jahreszeiten. Die Corruption aus y halbvocal in j (das Italiänische ge) die wir wohl in den heutigen Mundarten kennen, müßte dann schon sehr alt seyn. Die Indischen Grammatiker zählen es unter die durch Uńâdi-Affixe gebildeten Wörter, d. h. sie wissen keine regelmäßige Ableitung zu finden. Im Amara Cosha steht es unter den vieldeutigen Wörtern mit nur zwei Bedeutungen, eine Donnerwolke und Indras. Aber der Amara Cosha ist keinesweges vollständig. In der Bhag.[avad] G.[îtâ] steht parjanya ausgemacht für den befruchtenden Regen. Das Verhältniß der Konsonanten zu Fairguni wäre wohl richtig. Freilich sollte für das j, welches immer einem ursprünglichen g gleich gilt, im Gothischen k stehen; aber wir müssen wohl annehmen, daß das Zusammentreffen zweier Konsonanten nicht selten die Lautverschiebung sistirt hat.
Ich finde in meinem Glossar gleich daneben eine andre Zusammenstellung angemerkt: Fairhvus Skr. pârçva. Ich bezeichne der Anschaulichkeit wegen durch ç das palatale ś, wofür im Lateinischen und Griechischen gewöhnlich k, im Gothischen h steht. pârçva, latus, abgeleitet von parçu, die Rippe; gleichsam die Gesamtheit der Rippen. Die Bedeutung ist wunderbar verschieden, die Identität der Elemente nach den Gesetzen der Lautverschiebung vollkommen.
Ebenso ist es mit atathni, wobei Reinwald an das Persische adad gedacht hat. Lassen sagt mir, Sie hätten auch snskr. âditya, sol, angeführt. Die Consonanten sind ganz in der Ordnung: aus der media wird im Gothischen tenuis, aus der tenuis, – adspirata; ĭ für ă hat auch nichts auf sich; aber das ā fällt hinderlich. āditya soll ein Patronymicum seyn, von ădĭtĭ. Diese ist die Mutter der Götter, wie im Gegensatz diti der Ungötter. Wenn man die allegorische Deutung gelten läßt, so wäre aditi, die personificirte Helle, der Tag, diti die Nacht, atath-ni ein Collectivum von Tag.
Die mythologischen Übergänge sind wichtig, wegen der Geschichte der Religionen. Nur muß man vorsichtiger zu Werke gehn als S. W. Jones, der jedoch zwei bis 3 richtige Bemerkungen hat.
Man trifft auf wunderbare Spuren, um so unverdächtiger, je weniger man sie erwartet hatte. Wir sehen jetzt schon, wiewohl noch wie durch einen Nebel, daß die Altpersische und die Brahmanische aus Einer Quelle her geflossen, daß Zoroaster als ein Reformator gegen die einreißende Vielgötterei aufgetreten.
Denken Sie, letzthin finde ich im Râmâyańa, in einer Beschreibung aller Länder des Erdbodens, einige von den Lügen des Ktesias wieder: namentlich die Einfüßigen Menschen, und die Ohrigen, wie sie der Vf. des Herzog Ernst nennt: Karńaprâvâraka, wörtlich die Ohren-bemäntelten. Ktesias war also nicht Erfinder, sondern fehlte nur darin, daß er Erzählungen, aus fabelhaften Büchern geschöpft, für geographische Wahrheiten nahm. War schon unter den letzten Achaemeniden einiger litterarische Verkehr zwischen Persien und Indien? Unter den Sassaniden ist es nicht zu läugnen.
Silvestre de Sacy hat von meinen Réflexions Gelegenheit genommen, mir sein Mémoire zu senden, worin er die Erfindung von 1001 Nacht ausschließlich den Arabern vindicirt. Hierauf ein ausführliches Schreiben von mir, worin ich ihm unter andern die zweite Erzählung der Einleitung, von dem Verständnisse der Thiersprachen, nach ihren Grundzügen im Râmâyańa nachgewiesen habe. Die Persischen und Arabischen Interpolationen läugne ich nicht nur nicht, sondern ich behaupte sie, und glaube sie bestimmt nachweisen zu können. Das Indische erkennt man an der Dämono- und Thaumatologie, an Form und Geist der Erfindung, an dem durch die Verkleidung hindurchblickenden Costum, pp. Da der alte Herr, weil er den Widerspruch nicht liebt, meinen Brief hinter den Spiegel gesteckt zu haben scheint, so werde ich ihn nächstens drucken lassen.
Ich schreibe vom hundertsten ins tausendste: Sie müssen schon so vorlieb nehmen, sonst käme es gar nicht zu Staude.
Warum ich mich mit Toto und Totila nicht begnügen will? Weil der Mann aus dem Geschlechte der Balthen war, und also einen Heerführer und Fürstennamen haben mußte. Theodorich war aber in diesem Geschlechte üblich. Toto und Totila sind nicht weiter von Theodorich entfernt, als Fritz und Fritzchen von Friedrich, lange nicht so weit als Rucco von Ragnemundus, welches nun einmal feststeht. Die Frage über die uralten ὑποκοριστικά wird wichtig für ein deutsches Onomasticon, welches zu schaffen wohl Noth thäte. Mein Bruder hat die Bemerkung gemacht, daß die wirklich onomatopoetischen Wörter sich durch Wiederholungen kundgeben, z.B. murmur, susurrus, turtur, cuculus. Ich meyne, es wäre oft auch so mit den vertraulichen Abkürzungen der Namen Gogo, Mumustus, Pipin, Poppo etc. Wenn Sie von allen diesen Etymologien schaffen sollen, werden Sie in Noth gerathen.
Bei der Stelle in den Nibelungen sind wir, wie ich sehe, nicht einmal über das Material einig. Sie lesen jāriā; das gäbe einen lahmen Vers. Ich las immer jăríă.
Es ist um die Sprachvergleichung eine schöne und cüriöse Sache, aber durch die Überschwemmung mit unreifen Schriften wird sie mir zum Greuel. Wenn ich Ihre Grammatik zur Hand nehme, so erwacht meine ganze Lust daran wieder, ich bin dann in Gefahr, die gegenwärtige Arbeit zu versäumen, und Hr. Lassen pflegt dann auf meine Bitte das verführerische Buch in meine Bibliothek so wegzustellen, daß ich es nicht wiederfinden kann.
Die Juristen haben einen unglaublichen Respect vor Ihnen bekommen. Es ist aber doch eine harte Zumuthung daß die armen Leute alle die Sprachen wissen sollen, da sie meistens nicht einmal gründlich Latein wissen. Auch mir, ich will es nur gestehen, wären Übersetzungen sehr willkommen gewesen.
Sie sagen einige vermittelnde Worte über mein Verhältniß mit Bopp. Er hat mir allerdings sehr üble Streiche gespielt, aber das darf auf das Urtheil über seine wissenschaftlichen Leistungen keinen Einfluß haben, und hat es auch bei mir nicht gehabt. Mich verdroß die kleinigkeitskrämerische und pedantische Richtung, welche er dem Studium des Sanskrit gab. Ich hatte es unternommen, um die herrlichen Dichtungen und die Lehren der alten Weisen kennen zu lernen, auch in der Hoffnung neue Aufschlüsse über die Vorwelt und den Gang des menschlichen Geistes zu erlangen. – W. v. Humboldt könnte ich hier wohl nicht als einen unparteiischen Schiedsrichter anerkennen. Bopp ist sein amanuensis, in Berlin sein Geschöpf, und Humboldt hat ihn ja selbst in das Unwesen mit der barbarischen Wortzerreißung hineingestoßen. Der Eifer, womit H.[umboldt], ein Mann von so umfassendem Geist, diese Sache betrieb, wäre mir unbegreiflich, wenn ich nicht wüßte, daß er im Sanskrit immer nur ein Anfänger geblieben ist. Ich habe damals mit Humboldt Briefe darüber gewechselt, seinen Satz: in allen gebildeten Sprachen habe man große Sorgfalt auf die Worttrennung gewendet, widerlegt, und gezeigt, daß es nach Beschaffenheit der Sprachen verschieden war und seyn mußte: alles vergeblich! Nun, im Vendidad steht nach jedem Wort freilich ein Punkt; aber wie wäre es im Sanskrit möglich, bei den unaufhörlichen Synalöphen?
Sie werden schon gesehen haben, daß ich in den Réflexions säuberlich mit Bopp verfahren bin. Dem Auslande gegenüber schickte es sich nicht anders. Er scheint sich denn auch wieder annähern zu wollen, und hat mir sein Zendisches geschickt. So nenne ich es mit Recht, weil in allem übrigen eben nichts neues ist. Aber dieser Artikel ist gründlich gearbeitet, und leicht das beste was er noch ans Licht gebracht. Mich ergötzt sein Wesen mit dem Pânini. Lassens nachdrückliche Zurechtweisung hat so viel gewirkt, daß er sich den Schein giebt, als sey er auch in dem alten Grammatiker nicht unbewandert. Aber er versteht ihn nicht zum besten, und schneidet Gesichter dazu, gerade wie Pistol, als ihn Fluellen gezwungen hat, Knoblauch zu essen: „Ich essʼ, und essʼ, und fluche.“
Da beim Zend die Sprachvergleichung ein Hauptmittel zum Verständniß zu gelangen, so muß man damit anfangen. Hier ist also Bopp ziemlich in seinem Fach. Zur Auslegung und vollends zur Kritik der Texte hat er einmal kein Talent.
Die Präpositionen als Casuszeichen hat B.[opp] nun aufgegeben: desto besser! So spart er uns die Widerlegung, die zwar leicht genug gewesen wäre. Nun müssen es aber die Pronomina seyn, die bei ihm mit allen möglichen Brühen aufgetischt werden; da weiß ich nicht ob wir nicht aus dem Regen in die Traufe kommen. Überhaupt ist die Agglutination eine mechanische Hypothese, die am Ende nichts erklärt. Denn wenn man z. B. eins, das Verbum substantivum, zu conjugiren wußte, so konnte man auch alles conjugiren, und brauchte nicht zu leimen. Das V.[erbum] Substantivum ist aber, als solches, das späteste aller Verba. Mit den wahrhaft historischen Agglutinationen z. B. dem Futurum der Romanischen Sprachen ist es ganz etwas anders.
Was sagen Sie zu Hrn. Lachmanns Artigkeiten gegen mich? Ich enthalte mich jeder Bemerkung, da er Sie seinen Freund hat nennen dürfen. Überdieß bin ich für die Preßfreiheit. Wenn der Autor sich keinen Zwang anzuthun braucht, so kommen seine Gesinnungen, seine Absichten, und besonders seine gesellschaftlichen Sitten um so deutlicher zum Vorschein. Mir wäre es recht, wenn er auch sein Porträt beigefügt hätte.
Man sagt mir, ich sei auch von Hammer heftig angegriffen, im Foreign quarterly Review, und von dem wild gewordenen Juden Heine in Paris. Ich hätte viel zu thun, wenn ich das alles lesen, oder gar etwas darauf erwiedern sollte.
Leben Sie recht wohl, und lassen Sie mich bald erwünschte Nachrichten hören. Zwei Zeilen, des Inhalts, daß Sie uns zu besuchen gedenken, sollen für den längsten Brief gelten.
Ganz der Ihrige
A. W. v. Schlegel
Ihr gehaltvoller Brief, mein hochgeehrter Herr und Freund, blieb nach meiner gewöhnlichen Saumseligkeit lange unbeantwortet. Unterdessen habe ich ein Buch gesendet, das rechnen Sie mir wohl für einen Brief an. Überhaupt ist es mit dem Schreiben ein mühseliger Notbehelf. Kommen Sie denn gar nicht einmal an die schönen Ufer des Rheines? Etwa in den nächsten Herbstferien? Dann finden Sie mich gewiß hier, und zu allem was mein Haus und meine Bibliothek vermag, sind Sie bestens eingeladen.
Mit Parjanyas schalten Sie nach Belieben, wie mit allen meinen etymologischen Schnurrpfeifereien. Bei Fairguni treffen wir zusammen. Ich hatte es ganz vergessen, aber heute sehe ich zufällig, daß ich in Zahns Glossar das Sartische Wort schon vor Jahren mit einem Fragezeichen an den Rand geschrieben habe. Von Parjanyas weiß ich keine befriedigende Ableitung; so ist es mit manchen Götternamen. Wilson hat auch paryanyas. Das könnte pari-anyas bedeuten, περὶ ἄλλος, rings herum anders, von dem Wechsel der Jahreszeiten. Die Corruption aus y halbvocal in j (das Italiänische ge) die wir wohl in den heutigen Mundarten kennen, müßte dann schon sehr alt seyn. Die Indischen Grammatiker zählen es unter die durch Uńâdi-Affixe gebildeten Wörter, d. h. sie wissen keine regelmäßige Ableitung zu finden. Im Amara Cosha steht es unter den vieldeutigen Wörtern mit nur zwei Bedeutungen, eine Donnerwolke und Indras. Aber der Amara Cosha ist keinesweges vollständig. In der Bhag.[avad] G.[îtâ] steht parjanya ausgemacht für den befruchtenden Regen. Das Verhältniß der Konsonanten zu Fairguni wäre wohl richtig. Freilich sollte für das j, welches immer einem ursprünglichen g gleich gilt, im Gothischen k stehen; aber wir müssen wohl annehmen, daß das Zusammentreffen zweier Konsonanten nicht selten die Lautverschiebung sistirt hat.
Ich finde in meinem Glossar gleich daneben eine andre Zusammenstellung angemerkt: Fairhvus Skr. pârçva. Ich bezeichne der Anschaulichkeit wegen durch ç das palatale ś, wofür im Lateinischen und Griechischen gewöhnlich k, im Gothischen h steht. pârçva, latus, abgeleitet von parçu, die Rippe; gleichsam die Gesamtheit der Rippen. Die Bedeutung ist wunderbar verschieden, die Identität der Elemente nach den Gesetzen der Lautverschiebung vollkommen.
Ebenso ist es mit atathni, wobei Reinwald an das Persische adad gedacht hat. Lassen sagt mir, Sie hätten auch snskr. âditya, sol, angeführt. Die Consonanten sind ganz in der Ordnung: aus der media wird im Gothischen tenuis, aus der tenuis, – adspirata; ĭ für ă hat auch nichts auf sich; aber das ā fällt hinderlich. āditya soll ein Patronymicum seyn, von ădĭtĭ. Diese ist die Mutter der Götter, wie im Gegensatz diti der Ungötter. Wenn man die allegorische Deutung gelten läßt, so wäre aditi, die personificirte Helle, der Tag, diti die Nacht, atath-ni ein Collectivum von Tag.
Die mythologischen Übergänge sind wichtig, wegen der Geschichte der Religionen. Nur muß man vorsichtiger zu Werke gehn als S. W. Jones, der jedoch zwei bis 3 richtige Bemerkungen hat.
Man trifft auf wunderbare Spuren, um so unverdächtiger, je weniger man sie erwartet hatte. Wir sehen jetzt schon, wiewohl noch wie durch einen Nebel, daß die Altpersische und die Brahmanische aus Einer Quelle her geflossen, daß Zoroaster als ein Reformator gegen die einreißende Vielgötterei aufgetreten.
Denken Sie, letzthin finde ich im Râmâyańa, in einer Beschreibung aller Länder des Erdbodens, einige von den Lügen des Ktesias wieder: namentlich die Einfüßigen Menschen, und die Ohrigen, wie sie der Vf. des Herzog Ernst nennt: Karńaprâvâraka, wörtlich die Ohren-bemäntelten. Ktesias war also nicht Erfinder, sondern fehlte nur darin, daß er Erzählungen, aus fabelhaften Büchern geschöpft, für geographische Wahrheiten nahm. War schon unter den letzten Achaemeniden einiger litterarische Verkehr zwischen Persien und Indien? Unter den Sassaniden ist es nicht zu läugnen.
Silvestre de Sacy hat von meinen Réflexions Gelegenheit genommen, mir sein Mémoire zu senden, worin er die Erfindung von 1001 Nacht ausschließlich den Arabern vindicirt. Hierauf ein ausführliches Schreiben von mir, worin ich ihm unter andern die zweite Erzählung der Einleitung, von dem Verständnisse der Thiersprachen, nach ihren Grundzügen im Râmâyańa nachgewiesen habe. Die Persischen und Arabischen Interpolationen läugne ich nicht nur nicht, sondern ich behaupte sie, und glaube sie bestimmt nachweisen zu können. Das Indische erkennt man an der Dämono- und Thaumatologie, an Form und Geist der Erfindung, an dem durch die Verkleidung hindurchblickenden Costum, pp. Da der alte Herr, weil er den Widerspruch nicht liebt, meinen Brief hinter den Spiegel gesteckt zu haben scheint, so werde ich ihn nächstens drucken lassen.
Ich schreibe vom hundertsten ins tausendste: Sie müssen schon so vorlieb nehmen, sonst käme es gar nicht zu Staude.
Warum ich mich mit Toto und Totila nicht begnügen will? Weil der Mann aus dem Geschlechte der Balthen war, und also einen Heerführer und Fürstennamen haben mußte. Theodorich war aber in diesem Geschlechte üblich. Toto und Totila sind nicht weiter von Theodorich entfernt, als Fritz und Fritzchen von Friedrich, lange nicht so weit als Rucco von Ragnemundus, welches nun einmal feststeht. Die Frage über die uralten ὑποκοριστικά wird wichtig für ein deutsches Onomasticon, welches zu schaffen wohl Noth thäte. Mein Bruder hat die Bemerkung gemacht, daß die wirklich onomatopoetischen Wörter sich durch Wiederholungen kundgeben, z.B. murmur, susurrus, turtur, cuculus. Ich meyne, es wäre oft auch so mit den vertraulichen Abkürzungen der Namen Gogo, Mumustus, Pipin, Poppo etc. Wenn Sie von allen diesen Etymologien schaffen sollen, werden Sie in Noth gerathen.
Bei der Stelle in den Nibelungen sind wir, wie ich sehe, nicht einmal über das Material einig. Sie lesen jāriā; das gäbe einen lahmen Vers. Ich las immer jăríă.
Es ist um die Sprachvergleichung eine schöne und cüriöse Sache, aber durch die Überschwemmung mit unreifen Schriften wird sie mir zum Greuel. Wenn ich Ihre Grammatik zur Hand nehme, so erwacht meine ganze Lust daran wieder, ich bin dann in Gefahr, die gegenwärtige Arbeit zu versäumen, und Hr. Lassen pflegt dann auf meine Bitte das verführerische Buch in meine Bibliothek so wegzustellen, daß ich es nicht wiederfinden kann.
Die Juristen haben einen unglaublichen Respect vor Ihnen bekommen. Es ist aber doch eine harte Zumuthung daß die armen Leute alle die Sprachen wissen sollen, da sie meistens nicht einmal gründlich Latein wissen. Auch mir, ich will es nur gestehen, wären Übersetzungen sehr willkommen gewesen.
Sie sagen einige vermittelnde Worte über mein Verhältniß mit Bopp. Er hat mir allerdings sehr üble Streiche gespielt, aber das darf auf das Urtheil über seine wissenschaftlichen Leistungen keinen Einfluß haben, und hat es auch bei mir nicht gehabt. Mich verdroß die kleinigkeitskrämerische und pedantische Richtung, welche er dem Studium des Sanskrit gab. Ich hatte es unternommen, um die herrlichen Dichtungen und die Lehren der alten Weisen kennen zu lernen, auch in der Hoffnung neue Aufschlüsse über die Vorwelt und den Gang des menschlichen Geistes zu erlangen. – W. v. Humboldt könnte ich hier wohl nicht als einen unparteiischen Schiedsrichter anerkennen. Bopp ist sein amanuensis, in Berlin sein Geschöpf, und Humboldt hat ihn ja selbst in das Unwesen mit der barbarischen Wortzerreißung hineingestoßen. Der Eifer, womit H.[umboldt], ein Mann von so umfassendem Geist, diese Sache betrieb, wäre mir unbegreiflich, wenn ich nicht wüßte, daß er im Sanskrit immer nur ein Anfänger geblieben ist. Ich habe damals mit Humboldt Briefe darüber gewechselt, seinen Satz: in allen gebildeten Sprachen habe man große Sorgfalt auf die Worttrennung gewendet, widerlegt, und gezeigt, daß es nach Beschaffenheit der Sprachen verschieden war und seyn mußte: alles vergeblich! Nun, im Vendidad steht nach jedem Wort freilich ein Punkt; aber wie wäre es im Sanskrit möglich, bei den unaufhörlichen Synalöphen?
Sie werden schon gesehen haben, daß ich in den Réflexions säuberlich mit Bopp verfahren bin. Dem Auslande gegenüber schickte es sich nicht anders. Er scheint sich denn auch wieder annähern zu wollen, und hat mir sein Zendisches geschickt. So nenne ich es mit Recht, weil in allem übrigen eben nichts neues ist. Aber dieser Artikel ist gründlich gearbeitet, und leicht das beste was er noch ans Licht gebracht. Mich ergötzt sein Wesen mit dem Pânini. Lassens nachdrückliche Zurechtweisung hat so viel gewirkt, daß er sich den Schein giebt, als sey er auch in dem alten Grammatiker nicht unbewandert. Aber er versteht ihn nicht zum besten, und schneidet Gesichter dazu, gerade wie Pistol, als ihn Fluellen gezwungen hat, Knoblauch zu essen: „Ich essʼ, und essʼ, und fluche.“
Da beim Zend die Sprachvergleichung ein Hauptmittel zum Verständniß zu gelangen, so muß man damit anfangen. Hier ist also Bopp ziemlich in seinem Fach. Zur Auslegung und vollends zur Kritik der Texte hat er einmal kein Talent.
Die Präpositionen als Casuszeichen hat B.[opp] nun aufgegeben: desto besser! So spart er uns die Widerlegung, die zwar leicht genug gewesen wäre. Nun müssen es aber die Pronomina seyn, die bei ihm mit allen möglichen Brühen aufgetischt werden; da weiß ich nicht ob wir nicht aus dem Regen in die Traufe kommen. Überhaupt ist die Agglutination eine mechanische Hypothese, die am Ende nichts erklärt. Denn wenn man z. B. eins, das Verbum substantivum, zu conjugiren wußte, so konnte man auch alles conjugiren, und brauchte nicht zu leimen. Das V.[erbum] Substantivum ist aber, als solches, das späteste aller Verba. Mit den wahrhaft historischen Agglutinationen z. B. dem Futurum der Romanischen Sprachen ist es ganz etwas anders.
Was sagen Sie zu Hrn. Lachmanns Artigkeiten gegen mich? Ich enthalte mich jeder Bemerkung, da er Sie seinen Freund hat nennen dürfen. Überdieß bin ich für die Preßfreiheit. Wenn der Autor sich keinen Zwang anzuthun braucht, so kommen seine Gesinnungen, seine Absichten, und besonders seine gesellschaftlichen Sitten um so deutlicher zum Vorschein. Mir wäre es recht, wenn er auch sein Porträt beigefügt hätte.
Man sagt mir, ich sei auch von Hammer heftig angegriffen, im Foreign quarterly Review, und von dem wild gewordenen Juden Heine in Paris. Ich hätte viel zu thun, wenn ich das alles lesen, oder gar etwas darauf erwiedern sollte.
Leben Sie recht wohl, und lassen Sie mich bald erwünschte Nachrichten hören. Zwei Zeilen, des Inhalts, daß Sie uns zu besuchen gedenken, sollen für den längsten Brief gelten.
Ganz der Ihrige
A. W. v. Schlegel