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$viewFile = '/var/www/awschlegel/version-07-19/app/View/Letters/view.ctp' $dataForView = array( 'html' => '<span class="index-887 tp-20383 ">Bonn</span> d. 5<span class="offset-4 ">tn</span> Jan. 1834<br>Sie haben mir, mein hochverehrter Herr und Freund, durch das Geschenk <span class="index-3788 tp-20385 ">Ihres neuen Werkes</span> eine lebhafte Freude gemacht. Da ich meine eigene Saumseligkeit im Briefwechsel kenne, so will ich die Bezeugung meines Dankes nicht bis dahin verschieben, wenn ich Muße gefunden haben werde das reichhaltige Buch gründlich zu studiren. Ich bin zwar wie ein Habicht darüber hergefallen, aber ich darf doch nur flüchtig naschen, da ich eben in einer ganz andern Arbeit stecke. Einige Bemerkungen über Nebendinge sind Ihnen vielleicht nicht unwillkommen.<br><span class="index-3787 tp-20384 ">Hr. Ewald</span> hat Ihnen, wie zu erwarten stand, die Namen im <span class="index-3696 tp-20386 ">Hitôpadêśa</span> ganz richtig gedeutet. Die Ableitungssylbe <span class="slant-italic ">Ka</span> (nicht <span class="slant-italic ">aka</span>, das a gehört zum Hauptworte) ist verkleinernd, hypokoristisch, zuweilen mit einem Nebenbegriff der Geringschätzung, zuweilen bloß aneignend. Z. B. <span class="slant-italic ">laghu</span>, leicht, <span class="slant-italic ">patana</span>, der Flug: davon die Krähe: <span class="slant-italic ">laghu patanaka</span>, <span class="weight-bold ">Levipennis</span>; die Feldmaus, weil sie aufspeichert, von <span class="slant-italic ">hirańya</span>, Gold, <span class="slant-italic ">hiranyaka</span>, Chrysillus. Aber bei weitem nicht alle Namen im Hitôpadêśa endigen so. Alle sind bedeutsam, entweder malerisch oder charakteristisch, ich erinnere mich keiner solchen, die willkührlich aus der Menschenwelt entlehnt wären.<br>Seite CCLXXII u. f. wird überall für <span class="index-3696 tp-45151 ">Hitôpadêśa</span> <span class="index-3789 tp-20390 ">Panchatantra</span> zu setzen seyn. Nur von dem letzten gilt, was Sie von jenem sagen. Sie scheinen <span class="index-2385 tp-20387 ">Colebrookeʼs</span> Vorrede zu <span class="index-3798 tp-20413 ">der </span><span class="index-3798 tp-20413 index-5048 tp-45152 ">Seramporer</span><span class="index-3798 tp-20413 "> Ausgabe des Hitôpadêśa</span> nicht gelesen zu haben. Das Buch ist noch bei dem Buchhändler <span class="index-6661 tp-45153 ">der Ostindischen Compagnie</span>, und wegen der eben erwähnten Vorrede, theils auch als der erste von Europäern besorgte Text verdient es einen Platz in <span class="index-6248 tp-45154 ">der </span><span class="index-6248 tp-45154 index-2 tp-20414 ">Göttingischen</span><span class="index-6248 tp-45154 "> Bibliothek</span>. Ferner <span class="index-2471 tp-20415 index-3799 tp-20416 ">Silvestre de Sacyʼs</span><span class="index-3799 tp-20416 "> Einleitung zu dem Arabischen Calilah</span>. <span class="index-2553 tp-20389 index-3800 tp-20417 ">Wilsons</span><span class="index-3800 tp-20417 "> Auszug aus dem Panchatantra in </span><span class="index-3800 tp-20417 index-6748 tp-45156 ">den </span><span class="index-3800 tp-20417 index-6748 tp-45156 slant-italic ">Transactions of </span><span class="index-3800 tp-20417 index-6748 tp-45156 slant-italic index-6183 tp-45155 ">the Royal Asiatic Society of Great Britain</span>.<br>Als ich im J. 1823 einige Monate in <span class="index-292 tp-20388 ">London</span> zubrachte, sah ich noch nicht voraus, daß ich mir die Episode mit <span class="index-3517 tp-45158 ">der Ausgabe des </span><span class="index-3517 tp-45158 index-3696 tp-45157 ">Hitôpadêśa</span> erlauben würde, sonst hätte ich meine Aufmerksamkeit sogleich mit auf das <span class="index-3789 tp-45159 ">Panchatantra</span> gerichtet. Dieser Name bedeutet nicht die fünf Listen, sondern die fünf Abhandlungen. Nicht der Hitôpadêśa sondern das P.[ancha] T.[antra] ist das Original aller durch Vorder-Asien und Europa verbreiteten Übersetzungen und Nachahmungen. Der Hitôpadêśa ist, soviel ich weiß, erst in neueren Zeiten über die Gränzen Indiens hinausgekommen. Das P. T. wurde von dem Leibarzte <span class="index-3790 tp-20392 ">des Nuschirwan</span> nach Persien gebracht, es war also um die Mitte des 6<span class="offset-4 ">ten</span> Jh. nicht nur vorhanden, sondern schon berühmt. Ob man es aber darum in das 2<span class="offset-4 ">te</span> Jh. zurückschieben darf? Wenn wir erst eine kritische Ausgabe des P. T. haben, dann wird sich mit mehr Sicherheit davon sprechen lassen. <span class="index-2385 tp-45160 ">Colebrooke</span> hat eine Erwähnung des Astronomen <span class="index-3791 tp-20393 ">Varâhamihira</span> daraus angeführt, aber mehr um das Zeitalter des Astronomen, als um das Alter des Fabelbuchs zu bestimmen. In beiden Büchern wird der Erzähler Vishnu-śarman genannt; aber es ist nicht genau zu sagen, der Verfasser habe so geheißen; Vishnu-śarman ist vielmehr eine erdichtete Person. Der Vf. beider Bücher blieb anonym, vermuthlich aus dem ganz natürlichen Grunde, weil er mehr Sammler als Erfinder war.<br><span class="index-3696 tp-45161 ">Der Hitôpadêśa</span> kann demnach schwerlich früher als in das 7<span class="offset-4 ">te</span> Jh. gesetzt werden. Ich bin noch nicht ausdrücklich auf Zeitbestimmungen ausgegangen, doch fallen mir ein paar bei. Der Schauplatz, nämlich der Schauplatz der Einfassung, ist in <span class="index-3792 tp-20394 ">Pâtaliputra</span>, dem Palibothra <span class="index-3801 tp-20418 ">des Megasthenes</span>, und in allen Handschriften heißt es im Praesens: die Stadt liegt am Ufer des Ganges. Aber nun wissen wir wieder nicht, wann diese große Hauptstadt verödet worden. In L. 11, fab. 2 wird in <span class="index-3793 tp-20395 ">Magadha</span>, dem Stammlande der Buddhistischen Religion, ein <span class="index-6753 tp-45187 ">Buddha</span>-Tempel, <span class="slant-italic ">vihâra</span>, gebaut. Die Benennung dieser Provinz Behar, ist eben nichts anders als der eben erwähnte Name. Dieß deutet auf eine Zeit, wo die Buddhistische Religion dort noch frei ausgeübt ward.<br>Der Vf. <span class="index-3696 tp-45162 ">des Hitôpadêśa</span> sagt ganz redlich und bescheiden:<br>„Der Freunde Wahl, die Entzweiung, der Krieg ferner, der Friede dann,<br>Wird, geschöpft aus den <span class="weight-bold ">Fünf-Büchern</span>, und aus andern, beschrieben hier.“<br>Die Erzählungen im <span class="index-3789 tp-45164 ">P. T.</span> sind ausführlicher und zahlreicher; <span class="index-3696 tp-45163 ">der Hitôpadêśa</span> ist reicher an Sentenzen, und das hat wohl hauptsächlich sein Glück gemacht. Es ist eine Anthologie aus der gesamten Alt-Indischen Litteratur. Viele dieser Sprüche sind sehr alt, aus <span class="index-3717 tp-20398 ">dem Gesetzbuch des Manu</span>, <span class="index-1154 tp-20396 ">dem Râmâyańa</span>, <span class="index-3521 tp-20397 ">dem Mahâ Bhârata</span>; andre mehr modern von <span class="index-3794 tp-20399 ">Bhartrihari</span>, aus Schauspielen, u.s.w. <span class="index-2566 tp-20400 ">Herr Lassen</span> hat schon mehrere nachgewiesen. Dieses wird, bei gehöriger Vorsicht gegen die Interpolationen, zu relativen Zeitbestimmungen führen. Überhaupt ergiebt sich aus mancherlei Kennzeichen daß die dramatische Kunst schon ziemlich entwickelt war, als der Hitôpadêśa abgefaßt ward.<br>Der Ursprung der Thierfabel muß aber dennoch bei den Indiern in ein entferntes Alterthum gesetzt werden. Anspielungen, sprüchwörtliche Redensarten, deuten schon bei <span class="index-3717 tp-45165 ">Manu</span> darauf. So allgemein bekannt waren diese Fabelgleichnisse, daß eigne Worte dafür ausgeprägt wurden. Lesen Sie doch <span class="index-2566 tp-45166 ">Lassens</span> Anmerkung zu Dist. 34 der Einleitung <span class="index-3517 tp-45167 ">des Hitôpadêśa</span>. <span class="index-2553 tp-45168 ">Wilson</span> hat in der neuen Ausgabe <span class="index-3484 tp-20419 ">seines Lexicons</span> das Wort <span class="slant-italic ">Kâkatâlîya</span>, aber er hat es ganz falsch erklärt. Folgendes Beispiel steht im <span class="index-1154 tp-45169 ">Râmâyańa</span> L. 11, c. XII, 40. <span class="slant-italic ">śyêna</span>, der Habicht, <span class="slant-italic ">Kapôta</span>, die Taube; hieraus zusammengesetzt <span class="slant-italic ">śyênakapôtîya</span>, heißt: die Geschichte vom Habicht und der Taube. Eine vom Habicht verfolgte Taube rettet sich in den Busen eines Königs. Der Habicht sagt Du thust mir Unrecht, König, da Du mir meinen schon sichern Raub vorenthältst. Der König erwiedert: Begehre alles was Du willst, nur laß mich meinen Schützling retten. Der Habicht fodert zum Ersatz des Königs eignes Herz, dieser giebt es ihm, um sein Wort zu halten, und kommt dafür in den Himmel. Diese ganze Anspielung hat der Dichter in einen einzigen Vers gefaßt. Ferner giebt es eine Anzahl Wörter welche die Feindschaft zweier Thiergattungen z. B. Krähe und Ente, durch die beiden Namen mit einer Ableitungssylbe ausdrücken.<br>Nachträglich bemerke ich, daß die Namen der beiden Schakals vortrefflich zu ihren Rollen passen, <span class="slant-italic ">damanaka</span>, der Wohlgezogenling, predigt die Grundsätze der Servilität, <span class="slant-italic ">Karaṫaka</span>, der Krähenhafte, macht sich mausig mit Reden, versteht sich in Abwesenheit des Löwen; jener ist aber der Schlauere und Gewandtere.<br>Für das aufgefundene Zeugniß <span class="index-3795 tp-20401 ">des Themistius</span> bin ich Ihnen sehr dankbar. Das Baktrische und Syrische Reich konnten wohl eine Brücke bilden, aber ich vermuthe weit frühere Verpflanzungen Indischer Dichtung. Woher haben die Griechen ihre sieben Weisen? Sie konnten ja nicht einmal über die Personen einig werden. Die sieben Weisen Indiens sind uralt, und als die Sterne des großen Bären an den Himmel versetzt. Ist nicht <span class="index-3742 tp-45170 ">Aesopus</span> selbst eine morgenländische Fabelfigur?<br>Auf die Erfindung <span class="index-6041 tp-45171 ">des Reinhart</span>, diese biographische Zusammenstellung von Fuchs und Wolf habe ich von Seiten Indiens nicht den mindesten Anspruch zu machen: beide sind keine Indischen Fabelthiere, und scheinen überhaupt die Einbildungskraft der Dichter wenig beschäftigt zu haben, wiewohl die Namen der classischen Sprache nicht fehlen. Freilich die Rolle des Fuchses spielt so ziemlich der Schakal, doch scheinen die Sitten der beiden Gattungen noch beträchtlich verschieden zu seyn. Die heutigen Bengalen nennen den Fuchs einen kleinen Schakal.<br>Ich bin mit ihnen über den Grundsatz einig, daß man nicht unnützer Weise Entlehnungen annehmen muß. Doch scheint mir folgendes ein untrügliches Kennzeichen zu seyn. Wenn in zwei Exemplaren derselben Fabel eine andre Thiergattung substituirt wird, so ist die Erfindung gewiß da zu Hause, wo die Handlung am besten mit der Naturgeschichte übereinstimmt. In den sieben weisen Meistern rettet ein Hund das Kind in der Wiege, indem er eine Schlange tödtet, und wird dafür von seinem Herrn aus Mißverständniß umgebracht. Die Fabel steht im <span class="index-3696 tp-45172 ">Hitôpadêśa</span>, aber da ist es eine Art Wiesel, <span class="slant-italic ">viverraichneumon</span>, ein beliebtes Hausthierchen, dessen Feindschaft mit den Schlangen in Indien sprüchwörtlich bekannt ist. Hier könnten wir freilich dieses Kennzeichen entbehren, denn jenes Buch ist ja ausgemacht eine über <span class="index-1218 tp-20402 ">Constantinopel</span> nach Europa gebrachte Indische Dichtung. Vermuthlich nach einer Persischen Übertragung, denn in dem Griechischen Text heißt der Vater des verläumdeten Prinzen, Cyrus.<br>Der Indische Name des Wolfes ist <span class="slant-italic ">vŕika</span>, mit r vocalis. Das Litthauische schließt sich am nächsten an. Wir haben aber in zwei Altitalischen Mundarten zwei Exemplare. In dem einen sind die Buchstaben stehen geblieben, und die Thiergattung ist vertauscht; in dem andern hat sich die Thiergattung behauptet, und ein Buchstabe ist nach einer bekannten Regel vertauscht. Lateinisch <span class="slant-italic ">hircus</span>, ursprünglich <span class="slant-italic ">Fircus</span> oder <span class="slant-italic ">Vircus</span>. Dieß wäre also den Beispielen in <span class="index-2322 tp-20403 ">der Indischen Bibliothek</span> beizufügen. Samnitisch oder Oskisch <span class="slant-italic ">hirpus</span> oder <span class="slant-italic ">Firpus</span>, der Wolf. Da <span class="slant-italic ">vulfs</span> im Gothischen seine Wurzel hat so möchte ich nicht versuchen es mit <span class="slant-italic ">wrika</span> zu identificiren; noch weniger, wie <span class="index-2426 tp-45173 ">Bopp</span> gethan, <span class="slant-italic ">lupus</span> und λύκος. Unter sich sind diese Namen genau verbunden, auch in der Quantität übereinstimmend; von den übrigen möchte ich sie aber lieber sondern. ἀλώπηξ scheint mir auch fremd und unerklärlich, und am wenigsten möchte ich hier, wo vom ursprünglichen die Rede ist, den Corruptionen des Neugriechischen und der Romanischen Mundarten eine Stelle gönnen. Sollte das Spanische <span class="slant-italic ">raposo</span> nicht aus <span class="slant-italic ">rabiosus</span> entstanden seyn? Stammt das Französische <span class="slant-italic ">fouine</span> wirklich von <span class="slant-italic ">foin</span> her, oder vielleicht von dem Gothischen <span class="slant-italic ">faúhô</span>? Im Sanskrit heißt der Fuchs <span class="slant-italic ">Khikhi</span>, dieß scheint Nachahmung des Geschreies zu seyn; sonst umschreibend: <span class="slant-italic ">ulkâ-mukhin</span>, Brandschnauze.<br>Es ist merkwürdig, daß in der Indischen Fabel und selbst in der Sprache der Löwe als der König der Thierwelt erscheint, da ihm doch der Tiger diese Ehre hätte streitig machen können, welcher dort weit häufiger und allgemeiner verbreitet ist. Die Dichter schildern häufig die Kämpfe des Löwen mit dem Elephanten, und jenen immer als den Sieger. Haben doch die Engländer noch ganz vor kurzem sogar die Existenz des Löwen in Indien bezweifelt. Vielleicht war dieses Thier immer mehr in dem nördlichen Theile des Landes zu Hause. Desto räthselhafter wäre der Name von Ceylon, <span class="slant-italic ">Sinhâla</span>, Aufenthalt des Löwen. Überhaupt ist der dichterische Ruhm des Löwen seit <span class="index-274 tp-20405 ">Homer</span> von Asien ausgegangen, von Ländern, wo das Geschlecht jetzt ausgestorben ist; die bildende Kunst der Aegyptier und Griechen aber hat ihre Modelle aus Africa hergenommen. In Bezug auf den Asiatischen Löwen ist in der Naturgeschichte noch eine vollkommene Lücke. Daß im <span class="index-6041 tp-45174 ">Reinhart</span> der Löwe König der Thierwelt ist, muß doch wohl dem Vorbilde des classischen Alterthums oder dem Einflusse der Kreuzzüge zugeschrieben werden. Durch diese kam er ja auch in die Heraldik.<br>Da Sie, wie ich sehe, mit <span class="index-2491 tp-20407 ">Fauriel</span> in einem persönlichen Verhältnisse stehen, so wird es Ihnen vielleicht nicht uninteressant seyn, zu lesen <span class="index-3803 tp-20421 ">was ich über </span><span class="index-3803 tp-20421 index-3802 tp-20420 ">seine Schrift vom Ursprunge der Rittergedichte</span><span class="index-3803 tp-20421 "> gesagt habe</span>. Es steht, in mehrere Artikel vertheilt, im <span class="index-3796 tp-20408 slant-italic ">Journal des Débats</span>, vom October bis Januar.<br>Sie scheinen anzunehmen im Süden von Frankreich sey weniger Deutsches Geblüt als im Norden. Ich sollte meynen, wenigstens eben so viel, nämlich außer dem Fränkischen, Westgothisches, Ostgothisches und Burgundisches. Man sehe nur die Namen in den Diplomen.<br>Seyn Sie versichert, mein hochverehrter Freund, die Berichtigung eines Irrthums ist mir immer willkommen, wie übelwollend und in welchem Tone sie immer vorgetragen werden möge. Nur muß ich mich erst überzeugt haben, daß es wirklich eine Berichtigung ist, und beim <span class="index-930 tp-45176 ">Perceval</span> höre ich manches zuversichtlich behaupten, was mir noch sehr problematisch scheint. Die Namen sind entsetzlich corrumpirt, entweder durch die Abschreiber, oder durch ungenaue Auffassung und ungeschickte Schreibung von Seiten <span class="index-826 tp-45177 ">des Dichters</span> selbst. Und dieß ist geschehen bei Namen, deren Laute sich ganz bequem in Deutschen Buchstaben ausdrücken ließen z. B. <span class="slant-italic ">Pelrapeire</span> für <span class="slant-italic ">Belrepaire</span>. Was halten Sie von folgenden in <span class="index-2189 tp-20410 ">dem Fragment des Titurel</span> vorkommenden Namen: der Fürst von <span class="slant-italic ">Graswaldane</span>, und der Hund <span class="slant-italic ">Gardeviaz</span>? Sind die Formen Französisch oder Provenzalisch? Das erste bedeutet <span class="index-6749 tp-45178 slant-italic ">Grésivaudan</span>, Provenzalisch vermuthlich <span class="slant-italic ">Grasivaldana</span>. Bemerken Sie, daß in dem modernen geographischen Namen noch eine Spur der südlichen Mundart stehen geblieben ist, denn um ächt Französisch zu seyn, müßte es – <span class="slant-italic ">vaudain</span> oder – <span class="slant-italic ">vaudaine</span> heißen. Den zweiten Namen hat der Dichter ganz richtig erklärt. Provenzalisch <span class="slant-italic ">gardaviátz</span>, es ist von <span class="slant-italic ">viát</span> nicht von <span class="slant-italic ">vía</span>.<br>Bei der Bemerkung über die <span class="index-274 tp-45179 ">Homerischen</span> Namen p. CCXXIX erlauben Sie mir, den <span class="index-6750 tp-45180 ">Trojanischen</span> Helden Sans-souci, <span class="index-6751 tp-45181 ">Οὐκαλέγων</span>, in Erinnerung zu bringen. Meines Erachtens sind in Homer sehr viele Namen von Nebenpersonen rein ersonnen, und zwar zum Theil sprechend. Unsre Ansichten vom alten Epos weichen darin von einander ab, daß Sie der instinctmäßig wirkenden Überlieferung mehr zuschreiben, ich der besonnenen und absichtlichen Dichtung. Dieß wissen wir ja beiderseits lange, und wollen uns, hoffe ich, nicht darum entzweien.<br>Ich habe Ihnen mehr vorgeschwatzt, als ich anfangs zu thun gedachte. Ich hätte mir auch diese Episode nicht erlauben dürfen, wenn nicht gerade durch Krankheit des auf das Sanskrit eingeübten Setzers ein Stillstand in der Druckerei eingetreten wäre.<br>Ich habe zwei Übersetzungen <span class="index-3696 tp-45182 ">des Hitôpadêśa</span> in der Arbeit: <span class="index-3517 tp-20425 ">eine Lateinische</span> und eine Deutsche mit versificirten Sentenzen. Beide kosten mir viele Mühe und rücken nur langsam vor.<br>Haben Sie <span class="index-3804 tp-20422 ">einige Abhandlungen über die Sprache, die Künste und geselligen Verfassungen der Thiere von </span><span class="index-3804 tp-20422 index-3797 tp-20411 ">Dupont de Nemours</span> gelesen? Sie sind aus treuer Beobachtung der Natur geschrieben, ich habe die mündlichen Mittheilungen des liebenswürdigen Greises darüber oft mit Vergnügen angehört. Bei <span class="index-6792 tp-63703 ">der Französischen Akademie</span> haben sie ihn ausgelacht besonders mit seinen Sprachen der Vögel, weil sie eben keinen Sinn dafür und den Mechanismus im Kopfe hatten.<br>So mußte es kommen, daß die Engländer bei Ihnen für das Angelsächsische in die Schule gehen. <span class="index-3805 tp-20423 ">Eine correcte Ausgabe </span><span class="index-3805 tp-20423 index-6752 tp-45184 ">des Beowulf</span> und <span class="index-3807 tp-20424 index-930 tp-70880 ">des Perceval</span>, beide zwar ohne Entwickelung der kritischen Gründe: gewiß recht schön und wünschenswerth!<br>Nun wollte ich nur, es fänden sich hülfreiche Gelehrte, welche uns andern die schwierigen Gedichte ausführlich erklärten.<br>Warum kommen Sie denn gar nicht einmal an den Rhein? Es ist ja jetzt so leicht geworden. Auf dem Herwege gingen Sie über <span class="index-897 tp-20412 ">Mainz</span>, von wo man den Strom bis hieher in einem halben Tage hinunter fliegt; den Rückweg nähmen Sie durch Westphalen.<br>Leben Sie recht wohl, und seyn Sie meiner regen Teilnahme an allen Ihren Unternehmungen und meiner freundschaftlichsten Gesinnungen versichert.<br>Ganz der Ihrige<br><span class="weight-bold ">A. W. v. Schlegel</span><br><br>d. 9<span class="offset-4 ">t</span> Febr.<br>Pag. CCLXXXI ist <span class="slant-italic ">rachasi</span> keine Thiergattung, sondern eine dämonische Riesin, richtig geschrieben <span class="slant-italic ">râkshasî</span>. – <span class="slant-italic ">Sommona-codom</span> ist der corrumpirte Name <span class="index-6753 tp-45186 ">des Buddha</span>. Der zweite Bestandtheil ist <span class="slant-italic ">Gôtama</span>, über den ersten zweifelt man, ob es <span class="slant-italic ">samâna</span> oder <span class="slant-italic ">śramańa</span> seyn soll.', 'isaprint' => true, 'isnewtranslation' => false, 'statemsg' => 'betamsg13', 'cittitle' => 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/748', 'description' => 'August Wilhelm von Schlegel an Jacob Grimm am 05.01.1834 bis 09.02.1834, Bonn', 'adressatort' => 'Unknown', 'absendeort' => 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>', 'date' => '05.01.1834 bis 09.02.1834', 'adressat' => array( (int) 2858 => array( 'ID' => '2858', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-08-22 12:30:46', 'timelastchg' => '2018-01-11 13:49:51', 'key' => 'AWS-ap-0096', 'docTyp' => array( [maximum depth reached] ), '39_geschlecht' => 'm', '39_name' => 'Grimm, Jacob', '39_gebdatum' => '1785-01-04', '39_toddatum' => '1863-09-20', '39_pdb' => 'GND', '39_dbid' => '118542257 ', '39_geburtsort' => array( [maximum depth reached] ), '39_sterbeort' => array( [maximum depth reached] ), '39_lebenwirken' => 'Philologe, Historiker, Bibliothekar Jacob Grimm verbrachte seine Kindheit in Steinau an der Straße. Nach dem Schulbesuch in Kassel studierte er zusammen mit seinem Bruder Wilhelm Rechtswissenschaften an der Universität Marburg, wo Friedrich Carl von Savigny zu seinen Lehrern gehörte. Als Savigny 1804 wegen wissenschaftlicher Forschungen nach Paris reiste, ließ er Grimm bald nachkommen. Jacob Grimm wandte sich jedoch von den rechtswissenschaftlichen Studien ab und widmete sich der altdeutschen Literatur. Nach Ende des Studiums zog er nach Kassel. Grimm wurde 1808 Bibliothekar des König Jérômes auf Schloss Wilhelmshöhe und 1809 auch zum Auditor im Staatsrat ernannt. 1813, nach Rückkehr des Kurfürsten Wilhelm I., wurde er zum Legationssekretär des hessischen Gesandten auserkoren. Von 1814 bis 1815 nahm er am Wiener Kongress teil. Bis Ende 1815 war er zudem Beauftragter Preußens für Handschriften in Paris. 1816 wurde er wie sein Bruder Bibliothekssekretär in Kassel. 1830 wurde Jacob Grimm als ordentlicher Professor nach Göttingen berufen. Als Mitunterzeichner des Protestes der „Göttinger Sieben“ wurden beide Brüder 1837 durch den König von Hannover ihres Amtes enthoben. In der Folge lebten sie wieder in Kassel. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. lud 1841 beide Brüder nach Berlin ein, wo sie sich niederließen, um an der dortigen Universität zu lehren. Im selben Jahr erfolgte die Aufnahme als Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften, 1852 die Wahl als Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Jacob Grimm war auch politisch engagiert, der Frankfurter Nationalversammlung gehörte er 1848/49 als Abgeordneter mit Platz im „rechten Centrum“ an. Zusammen mit seinem Bruder Wilhelm gilt Jacob Grimm als Begründer der germanistischen Altertumswissenschaften und der deutschen Philologie. Berühmt wurden die beiden Brüder durch ihre gemeinsame Sammlung von Kinder- und Hausmärchen und ihr wegweisendes Projekt eines Deutschen Wörterbuchs (ab 1838, 1. Band 1854). Die Sammlung der „Kinder- und Hausmärchen“ wurde vor allem durch Jacob in Gang gebracht. Der erste Band erschien 1812, der zweite 1815.', '39_quellen' => 'NDB@https://www.deutsche-biographie.de/gnd118542257.html#ndbcontent@ ADB@https://www.deutsche-biographie.de/gnd118542257.html#adbcontent@ WBIS@http://db.saur.de/WBIS/basicSearch.jsf@D487-413-X@ extern@Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Hg. v. Josef Körner. Bd. II. S. 117,195-196.@ extern@Roger Paulin: August Wilhelm Schlegel. Cosmopolitan of Art and Poetry. Cambridge 2016, S. 576.@ Wikipedia@https://de.wikipedia.org/wiki/Jacob_Grimm@', '39_werke' => 'Briefwechsel zwischen Jacob und Wilhelm Grimm aus der Jugendzeit Grimm, Jacob. - Hamburg : Severus, 2013, Nachdr. der Orig.-Ausg. von 1881 Deutsche Mythologie Grimm, Jacob. - Wiesbaden : Marixverl., 2007, Vollst. Ausg., neu gesetzte, korrigierte und überarb. Ausg. Märchen Grimm, Jacob. - Stuttgart : Reclam, 2012', '39_beziehung' => 'Zu Beginn ihrer Bekanntschaft verhielt sich Schlegel eher feindselig gegenüber Jacob Grimm. Er sah die Brüder Grimm als Konkurrenten. Die Sammlung „Altdeutsche Wälder“ (1813) der Brüder Grimm kritisierte er in den „Heidelberger Jahrbüchern“ polemisch. Später besserte sich das Verhältnis, Schlegel schätzte die sprachwissenschaftlichen Forschungen Jacob Grimms. Schlegel war vor allem als wertvoller Ratgeber im Hinblick auf das Sanskrit gefragt.', '39_status_person' => 'Vollständig', '39_namevar' => 'Grimm, Jacob Ludwig Carl Grimm, Jakob Ludwig Karl Adelphōn Gkrim', '39_sourcename0' => 'AWS-ap-0096-0.jpg', 'folders' => array( [maximum depth reached] ), '_label' => '', '_descr' => '', '_model' => 'Person', '_model_title' => 'Person', '_model_titles' => 'People', '_url' => '' ) ), 'adrCitation' => 'Jacob Grimm', 'absender' => array(), 'absCitation' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'percount' => (int) 1, 'notabs' => false, 'tabs' => array( 'text' => array( 'content' => 'Volltext Druck', 'exists' => '1' ), 'druck' => array( 'exists' => '1', 'content' => 'Digitalisat Druck' ) ), 'parallelview' => array( (int) 0 => '1', (int) 1 => '1' ), 'dzi_imagesHand' => array(), 'dzi_imagesDruck' => array( (int) 0 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/796f32b62f730b898043275d77ca0f47.jpg.xml', (int) 1 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/cd4865b16610e4873b8085e1813c2747.jpg.xml', (int) 2 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/2d14c534ea58399b0a4d23735a4403c5.jpg.xml', (int) 3 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/01776f078919a2355f2db543ea9f8293.jpg.xml', (int) 4 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/85aa2416741ebea6ab0b0d48e615e3ab.jpg.xml', (int) 5 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/b1ea45d9ebf1620e5f74dc5b2e902ef8.jpg.xml', (int) 6 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/3687c193c4b601a5509f10cea2cf40e2.jpg.xml' ), 'indexesintext' => array( 'Namen' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ), (int) 3 => array( [maximum depth reached] ), (int) 4 => array( [maximum depth reached] ), (int) 5 => array( [maximum depth reached] ), (int) 6 => array( [maximum depth reached] ), (int) 7 => array( [maximum depth reached] ), (int) 8 => array( [maximum depth reached] ), (int) 9 => array( [maximum depth reached] ), (int) 10 => array( [maximum depth reached] ), (int) 11 => array( [maximum depth reached] ), (int) 12 => array( [maximum depth reached] ), (int) 13 => array( [maximum depth reached] ), (int) 14 => array( [maximum depth reached] ), (int) 15 => array( [maximum depth reached] ), (int) 16 => array( [maximum depth reached] ), (int) 17 => array( [maximum depth reached] ) ), 'Körperschaften' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ), (int) 3 => array( [maximum depth reached] ) ), 'Orte' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ), (int) 3 => array( [maximum depth reached] ), (int) 4 => array( [maximum depth reached] ), (int) 5 => array( [maximum depth reached] ), (int) 6 => array( [maximum depth reached] ), (int) 7 => array( [maximum depth reached] ), (int) 8 => array( [maximum depth reached] ), (int) 9 => array( [maximum depth reached] ) ), 'Werke' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ), (int) 3 => array( [maximum depth reached] ), (int) 4 => array( [maximum depth reached] ), (int) 5 => array( [maximum depth reached] ), (int) 6 => array( [maximum depth reached] ), (int) 7 => array( [maximum depth reached] ), (int) 8 => array( [maximum depth reached] ), (int) 9 => array( [maximum depth reached] ), (int) 10 => array( [maximum depth reached] ), (int) 11 => array( [maximum depth reached] ), (int) 12 => array( [maximum depth reached] ), (int) 13 => array( [maximum depth reached] ), (int) 14 => array( [maximum depth reached] ), (int) 15 => array( [maximum depth reached] ), (int) 16 => array( [maximum depth reached] ), (int) 17 => array( [maximum depth reached] ), (int) 18 => array( [maximum depth reached] ), (int) 19 => array( [maximum depth reached] ) ), 'Periodika' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ) ) ), 'right' => '', 'left' => 'text', 'handschrift' => array(), 'druck' => array( 'Datengeber' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden <a target="_blank" href="http://slub-dresden.de"><i class="fa fa-external-link" aria-hidden="true"></i></a>', 'OAI Id' => '343347008 <a target="_blank" href="http://digital.slub-dresden.de/id343347008"><i class="fa fa-external-link" aria-hidden="true"></i></a>', 'Bibliographische Angabe' => 'Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 509‒515.', 'Incipit' => '„Bonn d. 5tn Jan. 1834<br>Sie haben mir, mein hochverehrter Herr und Freund, durch das Geschenk Ihres neuen Werkes eine lebhafte Freude [...]“' ), 'docmain' => array( 'ID' => '1210', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-01-24 16:52:19', 'timelastchg' => '2017-11-08 18:13:16', 'key' => 'AWS-aw-00u4', 'docTyp' => array( 'name' => 'Brief', 'id' => '36' ), 'index_koerperschaften_15' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ), (int) 3 => array( [maximum depth reached] ) ), 'index_personen_11' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ), (int) 3 => array( [maximum depth reached] ), (int) 4 => array( [maximum depth reached] ), (int) 5 => array( [maximum depth reached] ), (int) 6 => array( [maximum depth reached] ), (int) 7 => array( [maximum depth reached] ), (int) 8 => array( [maximum depth reached] ), (int) 9 => array( [maximum depth reached] ), (int) 10 => array( [maximum depth reached] ), (int) 11 => array( [maximum depth reached] ), (int) 12 => array( [maximum depth reached] ), (int) 13 => array( [maximum depth reached] ), (int) 14 => array( [maximum depth reached] ), (int) 15 => array( [maximum depth reached] ), (int) 16 => array( [maximum depth reached] ), (int) 17 => array( [maximum depth reached] ) ), 'index_werke_12' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ), (int) 3 => array( [maximum depth reached] ), (int) 4 => array( [maximum depth reached] ), (int) 5 => array( [maximum depth reached] ), (int) 6 => array( [maximum depth reached] ), (int) 7 => array( [maximum depth reached] ), (int) 8 => array( [maximum depth reached] ), (int) 9 => array( [maximum depth reached] ), (int) 10 => array( [maximum depth reached] ), (int) 11 => array( [maximum depth reached] ), (int) 12 => array( [maximum depth reached] ), (int) 13 => array( [maximum depth reached] ), (int) 14 => array( [maximum depth reached] ), (int) 15 => array( [maximum depth reached] ), (int) 16 => array( [maximum depth reached] ), (int) 17 => array( [maximum depth reached] ), (int) 18 => array( [maximum depth reached] ), (int) 19 => array( [maximum depth reached] ) ), 'index_orte_10' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ), (int) 3 => array( [maximum depth reached] ), (int) 4 => array( [maximum depth reached] ), (int) 5 => array( [maximum depth reached] ), (int) 6 => array( [maximum depth reached] ), (int) 7 => array( [maximum depth reached] ), (int) 8 => array( [maximum depth reached] ), (int) 9 => array( [maximum depth reached] ) ), 'index_periodika_13' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_html' => '<span class="index-887 tp-20383 ">Bonn</span> d. 5<span class="offset-4 ">tn</span> Jan. 1834<br>Sie haben mir, mein hochverehrter Herr und Freund, durch das Geschenk <span class="index-3788 tp-20385 ">Ihres neuen Werkes</span> eine lebhafte Freude gemacht. Da ich meine eigene Saumseligkeit im Briefwechsel kenne, so will ich die Bezeugung meines Dankes nicht bis dahin verschieben, wenn ich Muße gefunden haben werde das reichhaltige Buch gründlich zu studiren. Ich bin zwar wie ein Habicht darüber hergefallen, aber ich darf doch nur flüchtig naschen, da ich eben in einer ganz andern Arbeit stecke. Einige Bemerkungen über Nebendinge sind Ihnen vielleicht nicht unwillkommen.<br><span class="index-3787 tp-20384 ">Hr. Ewald</span> hat Ihnen, wie zu erwarten stand, die Namen im <span class="index-3696 tp-20386 ">Hitôpadêśa</span> ganz richtig gedeutet. Die Ableitungssylbe <span class="slant-italic ">Ka</span> (nicht <span class="slant-italic ">aka</span>, das a gehört zum Hauptworte) ist verkleinernd, hypokoristisch, zuweilen mit einem Nebenbegriff der Geringschätzung, zuweilen bloß aneignend. Z. B. <span class="slant-italic ">laghu</span>, leicht, <span class="slant-italic ">patana</span>, der Flug: davon die Krähe: <span class="slant-italic ">laghu patanaka</span>, <span class="weight-bold ">Levipennis</span>; die Feldmaus, weil sie aufspeichert, von <span class="slant-italic ">hirańya</span>, Gold, <span class="slant-italic ">hiranyaka</span>, Chrysillus. Aber bei weitem nicht alle Namen im Hitôpadêśa endigen so. Alle sind bedeutsam, entweder malerisch oder charakteristisch, ich erinnere mich keiner solchen, die willkührlich aus der Menschenwelt entlehnt wären.<br>Seite CCLXXII u. f. wird überall für <span class="index-3696 tp-45151 ">Hitôpadêśa</span> <span class="index-3789 tp-20390 ">Panchatantra</span> zu setzen seyn. Nur von dem letzten gilt, was Sie von jenem sagen. Sie scheinen <span class="index-2385 tp-20387 ">Colebrookeʼs</span> Vorrede zu <span class="index-3798 tp-20413 ">der </span><span class="index-3798 tp-20413 index-5048 tp-45152 ">Seramporer</span><span class="index-3798 tp-20413 "> Ausgabe des Hitôpadêśa</span> nicht gelesen zu haben. Das Buch ist noch bei dem Buchhändler <span class="index-6661 tp-45153 ">der Ostindischen Compagnie</span>, und wegen der eben erwähnten Vorrede, theils auch als der erste von Europäern besorgte Text verdient es einen Platz in <span class="index-6248 tp-45154 ">der </span><span class="index-6248 tp-45154 index-2 tp-20414 ">Göttingischen</span><span class="index-6248 tp-45154 "> Bibliothek</span>. Ferner <span class="index-2471 tp-20415 index-3799 tp-20416 ">Silvestre de Sacyʼs</span><span class="index-3799 tp-20416 "> Einleitung zu dem Arabischen Calilah</span>. <span class="index-2553 tp-20389 index-3800 tp-20417 ">Wilsons</span><span class="index-3800 tp-20417 "> Auszug aus dem Panchatantra in </span><span class="index-3800 tp-20417 index-6748 tp-45156 ">den </span><span class="index-3800 tp-20417 index-6748 tp-45156 slant-italic ">Transactions of </span><span class="index-3800 tp-20417 index-6748 tp-45156 slant-italic index-6183 tp-45155 ">the Royal Asiatic Society of Great Britain</span>.<br>Als ich im J. 1823 einige Monate in <span class="index-292 tp-20388 ">London</span> zubrachte, sah ich noch nicht voraus, daß ich mir die Episode mit <span class="index-3517 tp-45158 ">der Ausgabe des </span><span class="index-3517 tp-45158 index-3696 tp-45157 ">Hitôpadêśa</span> erlauben würde, sonst hätte ich meine Aufmerksamkeit sogleich mit auf das <span class="index-3789 tp-45159 ">Panchatantra</span> gerichtet. Dieser Name bedeutet nicht die fünf Listen, sondern die fünf Abhandlungen. Nicht der Hitôpadêśa sondern das P.[ancha] T.[antra] ist das Original aller durch Vorder-Asien und Europa verbreiteten Übersetzungen und Nachahmungen. Der Hitôpadêśa ist, soviel ich weiß, erst in neueren Zeiten über die Gränzen Indiens hinausgekommen. Das P. T. wurde von dem Leibarzte <span class="index-3790 tp-20392 ">des Nuschirwan</span> nach Persien gebracht, es war also um die Mitte des 6<span class="offset-4 ">ten</span> Jh. nicht nur vorhanden, sondern schon berühmt. Ob man es aber darum in das 2<span class="offset-4 ">te</span> Jh. zurückschieben darf? Wenn wir erst eine kritische Ausgabe des P. T. haben, dann wird sich mit mehr Sicherheit davon sprechen lassen. <span class="index-2385 tp-45160 ">Colebrooke</span> hat eine Erwähnung des Astronomen <span class="index-3791 tp-20393 ">Varâhamihira</span> daraus angeführt, aber mehr um das Zeitalter des Astronomen, als um das Alter des Fabelbuchs zu bestimmen. In beiden Büchern wird der Erzähler Vishnu-śarman genannt; aber es ist nicht genau zu sagen, der Verfasser habe so geheißen; Vishnu-śarman ist vielmehr eine erdichtete Person. Der Vf. beider Bücher blieb anonym, vermuthlich aus dem ganz natürlichen Grunde, weil er mehr Sammler als Erfinder war.<br><span class="index-3696 tp-45161 ">Der Hitôpadêśa</span> kann demnach schwerlich früher als in das 7<span class="offset-4 ">te</span> Jh. gesetzt werden. Ich bin noch nicht ausdrücklich auf Zeitbestimmungen ausgegangen, doch fallen mir ein paar bei. Der Schauplatz, nämlich der Schauplatz der Einfassung, ist in <span class="index-3792 tp-20394 ">Pâtaliputra</span>, dem Palibothra <span class="index-3801 tp-20418 ">des Megasthenes</span>, und in allen Handschriften heißt es im Praesens: die Stadt liegt am Ufer des Ganges. Aber nun wissen wir wieder nicht, wann diese große Hauptstadt verödet worden. In L. 11, fab. 2 wird in <span class="index-3793 tp-20395 ">Magadha</span>, dem Stammlande der Buddhistischen Religion, ein <span class="index-6753 tp-45187 ">Buddha</span>-Tempel, <span class="slant-italic ">vihâra</span>, gebaut. Die Benennung dieser Provinz Behar, ist eben nichts anders als der eben erwähnte Name. Dieß deutet auf eine Zeit, wo die Buddhistische Religion dort noch frei ausgeübt ward.<br>Der Vf. <span class="index-3696 tp-45162 ">des Hitôpadêśa</span> sagt ganz redlich und bescheiden:<br>„Der Freunde Wahl, die Entzweiung, der Krieg ferner, der Friede dann,<br>Wird, geschöpft aus den <span class="weight-bold ">Fünf-Büchern</span>, und aus andern, beschrieben hier.“<br>Die Erzählungen im <span class="index-3789 tp-45164 ">P. T.</span> sind ausführlicher und zahlreicher; <span class="index-3696 tp-45163 ">der Hitôpadêśa</span> ist reicher an Sentenzen, und das hat wohl hauptsächlich sein Glück gemacht. Es ist eine Anthologie aus der gesamten Alt-Indischen Litteratur. Viele dieser Sprüche sind sehr alt, aus <span class="index-3717 tp-20398 ">dem Gesetzbuch des Manu</span>, <span class="index-1154 tp-20396 ">dem Râmâyańa</span>, <span class="index-3521 tp-20397 ">dem Mahâ Bhârata</span>; andre mehr modern von <span class="index-3794 tp-20399 ">Bhartrihari</span>, aus Schauspielen, u.s.w. <span class="index-2566 tp-20400 ">Herr Lassen</span> hat schon mehrere nachgewiesen. Dieses wird, bei gehöriger Vorsicht gegen die Interpolationen, zu relativen Zeitbestimmungen führen. Überhaupt ergiebt sich aus mancherlei Kennzeichen daß die dramatische Kunst schon ziemlich entwickelt war, als der Hitôpadêśa abgefaßt ward.<br>Der Ursprung der Thierfabel muß aber dennoch bei den Indiern in ein entferntes Alterthum gesetzt werden. Anspielungen, sprüchwörtliche Redensarten, deuten schon bei <span class="index-3717 tp-45165 ">Manu</span> darauf. So allgemein bekannt waren diese Fabelgleichnisse, daß eigne Worte dafür ausgeprägt wurden. Lesen Sie doch <span class="index-2566 tp-45166 ">Lassens</span> Anmerkung zu Dist. 34 der Einleitung <span class="index-3517 tp-45167 ">des Hitôpadêśa</span>. <span class="index-2553 tp-45168 ">Wilson</span> hat in der neuen Ausgabe <span class="index-3484 tp-20419 ">seines Lexicons</span> das Wort <span class="slant-italic ">Kâkatâlîya</span>, aber er hat es ganz falsch erklärt. Folgendes Beispiel steht im <span class="index-1154 tp-45169 ">Râmâyańa</span> L. 11, c. XII, 40. <span class="slant-italic ">śyêna</span>, der Habicht, <span class="slant-italic ">Kapôta</span>, die Taube; hieraus zusammengesetzt <span class="slant-italic ">śyênakapôtîya</span>, heißt: die Geschichte vom Habicht und der Taube. Eine vom Habicht verfolgte Taube rettet sich in den Busen eines Königs. Der Habicht sagt Du thust mir Unrecht, König, da Du mir meinen schon sichern Raub vorenthältst. Der König erwiedert: Begehre alles was Du willst, nur laß mich meinen Schützling retten. Der Habicht fodert zum Ersatz des Königs eignes Herz, dieser giebt es ihm, um sein Wort zu halten, und kommt dafür in den Himmel. Diese ganze Anspielung hat der Dichter in einen einzigen Vers gefaßt. Ferner giebt es eine Anzahl Wörter welche die Feindschaft zweier Thiergattungen z. B. Krähe und Ente, durch die beiden Namen mit einer Ableitungssylbe ausdrücken.<br>Nachträglich bemerke ich, daß die Namen der beiden Schakals vortrefflich zu ihren Rollen passen, <span class="slant-italic ">damanaka</span>, der Wohlgezogenling, predigt die Grundsätze der Servilität, <span class="slant-italic ">Karaṫaka</span>, der Krähenhafte, macht sich mausig mit Reden, versteht sich in Abwesenheit des Löwen; jener ist aber der Schlauere und Gewandtere.<br>Für das aufgefundene Zeugniß <span class="index-3795 tp-20401 ">des Themistius</span> bin ich Ihnen sehr dankbar. Das Baktrische und Syrische Reich konnten wohl eine Brücke bilden, aber ich vermuthe weit frühere Verpflanzungen Indischer Dichtung. Woher haben die Griechen ihre sieben Weisen? Sie konnten ja nicht einmal über die Personen einig werden. Die sieben Weisen Indiens sind uralt, und als die Sterne des großen Bären an den Himmel versetzt. Ist nicht <span class="index-3742 tp-45170 ">Aesopus</span> selbst eine morgenländische Fabelfigur?<br>Auf die Erfindung <span class="index-6041 tp-45171 ">des Reinhart</span>, diese biographische Zusammenstellung von Fuchs und Wolf habe ich von Seiten Indiens nicht den mindesten Anspruch zu machen: beide sind keine Indischen Fabelthiere, und scheinen überhaupt die Einbildungskraft der Dichter wenig beschäftigt zu haben, wiewohl die Namen der classischen Sprache nicht fehlen. Freilich die Rolle des Fuchses spielt so ziemlich der Schakal, doch scheinen die Sitten der beiden Gattungen noch beträchtlich verschieden zu seyn. Die heutigen Bengalen nennen den Fuchs einen kleinen Schakal.<br>Ich bin mit ihnen über den Grundsatz einig, daß man nicht unnützer Weise Entlehnungen annehmen muß. Doch scheint mir folgendes ein untrügliches Kennzeichen zu seyn. Wenn in zwei Exemplaren derselben Fabel eine andre Thiergattung substituirt wird, so ist die Erfindung gewiß da zu Hause, wo die Handlung am besten mit der Naturgeschichte übereinstimmt. In den sieben weisen Meistern rettet ein Hund das Kind in der Wiege, indem er eine Schlange tödtet, und wird dafür von seinem Herrn aus Mißverständniß umgebracht. Die Fabel steht im <span class="index-3696 tp-45172 ">Hitôpadêśa</span>, aber da ist es eine Art Wiesel, <span class="slant-italic ">viverraichneumon</span>, ein beliebtes Hausthierchen, dessen Feindschaft mit den Schlangen in Indien sprüchwörtlich bekannt ist. Hier könnten wir freilich dieses Kennzeichen entbehren, denn jenes Buch ist ja ausgemacht eine über <span class="index-1218 tp-20402 ">Constantinopel</span> nach Europa gebrachte Indische Dichtung. Vermuthlich nach einer Persischen Übertragung, denn in dem Griechischen Text heißt der Vater des verläumdeten Prinzen, Cyrus.<br>Der Indische Name des Wolfes ist <span class="slant-italic ">vŕika</span>, mit r vocalis. Das Litthauische schließt sich am nächsten an. Wir haben aber in zwei Altitalischen Mundarten zwei Exemplare. In dem einen sind die Buchstaben stehen geblieben, und die Thiergattung ist vertauscht; in dem andern hat sich die Thiergattung behauptet, und ein Buchstabe ist nach einer bekannten Regel vertauscht. Lateinisch <span class="slant-italic ">hircus</span>, ursprünglich <span class="slant-italic ">Fircus</span> oder <span class="slant-italic ">Vircus</span>. Dieß wäre also den Beispielen in <span class="index-2322 tp-20403 ">der Indischen Bibliothek</span> beizufügen. Samnitisch oder Oskisch <span class="slant-italic ">hirpus</span> oder <span class="slant-italic ">Firpus</span>, der Wolf. Da <span class="slant-italic ">vulfs</span> im Gothischen seine Wurzel hat so möchte ich nicht versuchen es mit <span class="slant-italic ">wrika</span> zu identificiren; noch weniger, wie <span class="index-2426 tp-45173 ">Bopp</span> gethan, <span class="slant-italic ">lupus</span> und λύκος. Unter sich sind diese Namen genau verbunden, auch in der Quantität übereinstimmend; von den übrigen möchte ich sie aber lieber sondern. ἀλώπηξ scheint mir auch fremd und unerklärlich, und am wenigsten möchte ich hier, wo vom ursprünglichen die Rede ist, den Corruptionen des Neugriechischen und der Romanischen Mundarten eine Stelle gönnen. Sollte das Spanische <span class="slant-italic ">raposo</span> nicht aus <span class="slant-italic ">rabiosus</span> entstanden seyn? Stammt das Französische <span class="slant-italic ">fouine</span> wirklich von <span class="slant-italic ">foin</span> her, oder vielleicht von dem Gothischen <span class="slant-italic ">faúhô</span>? Im Sanskrit heißt der Fuchs <span class="slant-italic ">Khikhi</span>, dieß scheint Nachahmung des Geschreies zu seyn; sonst umschreibend: <span class="slant-italic ">ulkâ-mukhin</span>, Brandschnauze.<br>Es ist merkwürdig, daß in der Indischen Fabel und selbst in der Sprache der Löwe als der König der Thierwelt erscheint, da ihm doch der Tiger diese Ehre hätte streitig machen können, welcher dort weit häufiger und allgemeiner verbreitet ist. Die Dichter schildern häufig die Kämpfe des Löwen mit dem Elephanten, und jenen immer als den Sieger. Haben doch die Engländer noch ganz vor kurzem sogar die Existenz des Löwen in Indien bezweifelt. Vielleicht war dieses Thier immer mehr in dem nördlichen Theile des Landes zu Hause. Desto räthselhafter wäre der Name von Ceylon, <span class="slant-italic ">Sinhâla</span>, Aufenthalt des Löwen. Überhaupt ist der dichterische Ruhm des Löwen seit <span class="index-274 tp-20405 ">Homer</span> von Asien ausgegangen, von Ländern, wo das Geschlecht jetzt ausgestorben ist; die bildende Kunst der Aegyptier und Griechen aber hat ihre Modelle aus Africa hergenommen. In Bezug auf den Asiatischen Löwen ist in der Naturgeschichte noch eine vollkommene Lücke. Daß im <span class="index-6041 tp-45174 ">Reinhart</span> der Löwe König der Thierwelt ist, muß doch wohl dem Vorbilde des classischen Alterthums oder dem Einflusse der Kreuzzüge zugeschrieben werden. Durch diese kam er ja auch in die Heraldik.<br>Da Sie, wie ich sehe, mit <span class="index-2491 tp-20407 ">Fauriel</span> in einem persönlichen Verhältnisse stehen, so wird es Ihnen vielleicht nicht uninteressant seyn, zu lesen <span class="index-3803 tp-20421 ">was ich über </span><span class="index-3803 tp-20421 index-3802 tp-20420 ">seine Schrift vom Ursprunge der Rittergedichte</span><span class="index-3803 tp-20421 "> gesagt habe</span>. Es steht, in mehrere Artikel vertheilt, im <span class="index-3796 tp-20408 slant-italic ">Journal des Débats</span>, vom October bis Januar.<br>Sie scheinen anzunehmen im Süden von Frankreich sey weniger Deutsches Geblüt als im Norden. Ich sollte meynen, wenigstens eben so viel, nämlich außer dem Fränkischen, Westgothisches, Ostgothisches und Burgundisches. Man sehe nur die Namen in den Diplomen.<br>Seyn Sie versichert, mein hochverehrter Freund, die Berichtigung eines Irrthums ist mir immer willkommen, wie übelwollend und in welchem Tone sie immer vorgetragen werden möge. Nur muß ich mich erst überzeugt haben, daß es wirklich eine Berichtigung ist, und beim <span class="index-930 tp-45176 ">Perceval</span> höre ich manches zuversichtlich behaupten, was mir noch sehr problematisch scheint. Die Namen sind entsetzlich corrumpirt, entweder durch die Abschreiber, oder durch ungenaue Auffassung und ungeschickte Schreibung von Seiten <span class="index-826 tp-45177 ">des Dichters</span> selbst. Und dieß ist geschehen bei Namen, deren Laute sich ganz bequem in Deutschen Buchstaben ausdrücken ließen z. B. <span class="slant-italic ">Pelrapeire</span> für <span class="slant-italic ">Belrepaire</span>. Was halten Sie von folgenden in <span class="index-2189 tp-20410 ">dem Fragment des Titurel</span> vorkommenden Namen: der Fürst von <span class="slant-italic ">Graswaldane</span>, und der Hund <span class="slant-italic ">Gardeviaz</span>? Sind die Formen Französisch oder Provenzalisch? Das erste bedeutet <span class="index-6749 tp-45178 slant-italic ">Grésivaudan</span>, Provenzalisch vermuthlich <span class="slant-italic ">Grasivaldana</span>. Bemerken Sie, daß in dem modernen geographischen Namen noch eine Spur der südlichen Mundart stehen geblieben ist, denn um ächt Französisch zu seyn, müßte es – <span class="slant-italic ">vaudain</span> oder – <span class="slant-italic ">vaudaine</span> heißen. Den zweiten Namen hat der Dichter ganz richtig erklärt. Provenzalisch <span class="slant-italic ">gardaviátz</span>, es ist von <span class="slant-italic ">viát</span> nicht von <span class="slant-italic ">vía</span>.<br>Bei der Bemerkung über die <span class="index-274 tp-45179 ">Homerischen</span> Namen p. CCXXIX erlauben Sie mir, den <span class="index-6750 tp-45180 ">Trojanischen</span> Helden Sans-souci, <span class="index-6751 tp-45181 ">Οὐκαλέγων</span>, in Erinnerung zu bringen. Meines Erachtens sind in Homer sehr viele Namen von Nebenpersonen rein ersonnen, und zwar zum Theil sprechend. Unsre Ansichten vom alten Epos weichen darin von einander ab, daß Sie der instinctmäßig wirkenden Überlieferung mehr zuschreiben, ich der besonnenen und absichtlichen Dichtung. Dieß wissen wir ja beiderseits lange, und wollen uns, hoffe ich, nicht darum entzweien.<br>Ich habe Ihnen mehr vorgeschwatzt, als ich anfangs zu thun gedachte. Ich hätte mir auch diese Episode nicht erlauben dürfen, wenn nicht gerade durch Krankheit des auf das Sanskrit eingeübten Setzers ein Stillstand in der Druckerei eingetreten wäre.<br>Ich habe zwei Übersetzungen <span class="index-3696 tp-45182 ">des Hitôpadêśa</span> in der Arbeit: <span class="index-3517 tp-20425 ">eine Lateinische</span> und eine Deutsche mit versificirten Sentenzen. Beide kosten mir viele Mühe und rücken nur langsam vor.<br>Haben Sie <span class="index-3804 tp-20422 ">einige Abhandlungen über die Sprache, die Künste und geselligen Verfassungen der Thiere von </span><span class="index-3804 tp-20422 index-3797 tp-20411 ">Dupont de Nemours</span> gelesen? Sie sind aus treuer Beobachtung der Natur geschrieben, ich habe die mündlichen Mittheilungen des liebenswürdigen Greises darüber oft mit Vergnügen angehört. Bei <span class="index-6792 tp-63703 ">der Französischen Akademie</span> haben sie ihn ausgelacht besonders mit seinen Sprachen der Vögel, weil sie eben keinen Sinn dafür und den Mechanismus im Kopfe hatten.<br>So mußte es kommen, daß die Engländer bei Ihnen für das Angelsächsische in die Schule gehen. <span class="index-3805 tp-20423 ">Eine correcte Ausgabe </span><span class="index-3805 tp-20423 index-6752 tp-45184 ">des Beowulf</span> und <span class="index-3807 tp-20424 index-930 tp-70880 ">des Perceval</span>, beide zwar ohne Entwickelung der kritischen Gründe: gewiß recht schön und wünschenswerth!<br>Nun wollte ich nur, es fänden sich hülfreiche Gelehrte, welche uns andern die schwierigen Gedichte ausführlich erklärten.<br>Warum kommen Sie denn gar nicht einmal an den Rhein? Es ist ja jetzt so leicht geworden. Auf dem Herwege gingen Sie über <span class="index-897 tp-20412 ">Mainz</span>, von wo man den Strom bis hieher in einem halben Tage hinunter fliegt; den Rückweg nähmen Sie durch Westphalen.<br>Leben Sie recht wohl, und seyn Sie meiner regen Teilnahme an allen Ihren Unternehmungen und meiner freundschaftlichsten Gesinnungen versichert.<br>Ganz der Ihrige<br><span class="weight-bold ">A. W. v. Schlegel</span><br><br>d. 9<span class="offset-4 ">t</span> Febr.<br>Pag. CCLXXXI ist <span class="slant-italic ">rachasi</span> keine Thiergattung, sondern eine dämonische Riesin, richtig geschrieben <span class="slant-italic ">râkshasî</span>. – <span class="slant-italic ">Sommona-codom</span> ist der corrumpirte Name <span class="index-6753 tp-45186 ">des Buddha</span>. Der zweite Bestandtheil ist <span class="slant-italic ">Gôtama</span>, über den ersten zweifelt man, ob es <span class="slant-italic ">samâna</span> oder <span class="slant-italic ">śramańa</span> seyn soll.', '36_xml' => '<p><placeName key="887">Bonn</placeName> d. 5<hi rend="offset:4">tn</hi> Jan. 1834<lb/>Sie haben mir, mein hochverehrter Herr und Freund, durch das Geschenk <name key="3788" type="work">Ihres neuen Werkes</name> eine lebhafte Freude gemacht. Da ich meine eigene Saumseligkeit im Briefwechsel kenne, so will ich die Bezeugung meines Dankes nicht bis dahin verschieben, wenn ich Muße gefunden haben werde das reichhaltige Buch gründlich zu studiren. Ich bin zwar wie ein Habicht darüber hergefallen, aber ich darf doch nur flüchtig naschen, da ich eben in einer ganz andern Arbeit stecke. Einige Bemerkungen über Nebendinge sind Ihnen vielleicht nicht unwillkommen.<lb/><persName key="3787">Hr. Ewald</persName> hat Ihnen, wie zu erwarten stand, die Namen im <name key="3696" type="work">Hitôpadêśa</name> ganz richtig gedeutet. Die Ableitungssylbe <hi rend="slant:italic">Ka</hi> (nicht <hi rend="slant:italic">aka</hi>, das a gehört zum Hauptworte) ist verkleinernd, hypokoristisch, zuweilen mit einem Nebenbegriff der Geringschätzung, zuweilen bloß aneignend. Z. B. <hi rend="slant:italic">laghu</hi>, leicht, <hi rend="slant:italic">patana</hi>, der Flug: davon die Krähe: <hi rend="slant:italic">laghu patanaka</hi>, <hi rend="weight:bold">Levipennis</hi>; die Feldmaus, weil sie aufspeichert, von <hi rend="slant:italic">hirańya</hi>, Gold, <hi rend="slant:italic">hiranyaka</hi>, Chrysillus. Aber bei weitem nicht alle Namen im Hitôpadêśa endigen so. Alle sind bedeutsam, entweder malerisch oder charakteristisch, ich erinnere mich keiner solchen, die willkührlich aus der Menschenwelt entlehnt wären.<lb/>Seite CCLXXII u. f. wird überall für <name key="3696" type="work">Hitôpadêśa</name> <name key="3789" type="work">Panchatantra</name> zu setzen seyn. Nur von dem letzten gilt, was Sie von jenem sagen. Sie scheinen <persName key="2385">Colebrookeʼs</persName> Vorrede zu <name key="3798" type="work">der <placeName key="5048">Seramporer</placeName> Ausgabe des Hitôpadêśa</name> nicht gelesen zu haben. Das Buch ist noch bei dem Buchhändler <orgName key="6661">der Ostindischen Compagnie</orgName>, und wegen der eben erwähnten Vorrede, theils auch als der erste von Europäern besorgte Text verdient es einen Platz in <orgName key="6248">der <placeName key="2">Göttingischen</placeName> Bibliothek</orgName>. Ferner <name key="3799" type="work"><persName key="2471">Silvestre de Sacyʼs</persName> Einleitung zu dem Arabischen Calilah</name>. <name key="3800" type="work"><persName key="2553">Wilsons</persName> Auszug aus dem Panchatantra in <name key="6748" type="periodical">den <hi rend="slant:italic">Transactions of <orgName key="6183">the Royal Asiatic Society of Great Britain</orgName></hi></name></name>.<lb/>Als ich im J. 1823 einige Monate in <placeName key="292">London</placeName> zubrachte, sah ich noch nicht voraus, daß ich mir die Episode mit <name key="3517" type="work">der Ausgabe des <name key="3696" type="work">Hitôpadêśa</name></name> erlauben würde, sonst hätte ich meine Aufmerksamkeit sogleich mit auf das <name key="3789" type="work">Panchatantra</name> gerichtet. Dieser Name bedeutet nicht die fünf Listen, sondern die fünf Abhandlungen. Nicht der Hitôpadêśa sondern das P.[ancha] T.[antra] ist das Original aller durch Vorder-Asien und Europa verbreiteten Übersetzungen und Nachahmungen. Der Hitôpadêśa ist, soviel ich weiß, erst in neueren Zeiten über die Gränzen Indiens hinausgekommen. Das P. T. wurde von dem Leibarzte <persName key="3790">des Nuschirwan</persName> nach Persien gebracht, es war also um die Mitte des 6<hi rend="offset:4">ten</hi> Jh. nicht nur vorhanden, sondern schon berühmt. Ob man es aber darum in das 2<hi rend="offset:4">te</hi> Jh. zurückschieben darf? Wenn wir erst eine kritische Ausgabe des P. T. haben, dann wird sich mit mehr Sicherheit davon sprechen lassen. <persName key="2385">Colebrooke</persName> hat eine Erwähnung des Astronomen <persName key="3791">Varâhamihira</persName> daraus angeführt, aber mehr um das Zeitalter des Astronomen, als um das Alter des Fabelbuchs zu bestimmen. In beiden Büchern wird der Erzähler Vishnu-śarman genannt; aber es ist nicht genau zu sagen, der Verfasser habe so geheißen; Vishnu-śarman ist vielmehr eine erdichtete Person. Der Vf. beider Bücher blieb anonym, vermuthlich aus dem ganz natürlichen Grunde, weil er mehr Sammler als Erfinder war.<lb/><name key="3696" type="work">Der Hitôpadêśa</name> kann demnach schwerlich früher als in das 7<hi rend="offset:4">te</hi> Jh. gesetzt werden. Ich bin noch nicht ausdrücklich auf Zeitbestimmungen ausgegangen, doch fallen mir ein paar bei. Der Schauplatz, nämlich der Schauplatz der Einfassung, ist in <placeName key="3792">Pâtaliputra</placeName>, dem Palibothra <persName key="3801">des Megasthenes</persName>, und in allen Handschriften heißt es im Praesens: die Stadt liegt am Ufer des Ganges. Aber nun wissen wir wieder nicht, wann diese große Hauptstadt verödet worden. In L. 11, fab. 2 wird in <placeName key="3793">Magadha</placeName>, dem Stammlande der Buddhistischen Religion, ein <persName key="6753">Buddha</persName>-Tempel, <hi rend="slant:italic">vihâra</hi>, gebaut. Die Benennung dieser Provinz Behar, ist eben nichts anders als der eben erwähnte Name. Dieß deutet auf eine Zeit, wo die Buddhistische Religion dort noch frei ausgeübt ward.<lb/>Der Vf. <name key="3696" type="work">des Hitôpadêśa</name> sagt ganz redlich und bescheiden:<lb/>„Der Freunde Wahl, die Entzweiung, der Krieg ferner, der Friede dann,<lb/>Wird, geschöpft aus den <hi rend="weight:bold">Fünf-Büchern</hi>, und aus andern, beschrieben hier.“<lb/>Die Erzählungen im <name key="3789" type="work">P. T.</name> sind ausführlicher und zahlreicher; <name key="3696" type="work">der Hitôpadêśa</name> ist reicher an Sentenzen, und das hat wohl hauptsächlich sein Glück gemacht. Es ist eine Anthologie aus der gesamten Alt-Indischen Litteratur. Viele dieser Sprüche sind sehr alt, aus <name key="3717" type="work">dem Gesetzbuch des Manu</name>, <name key="1154" type="work">dem Râmâyańa</name>, <name key="3521" type="work">dem Mahâ Bhârata</name>; andre mehr modern von <persName key="3794">Bhartrihari</persName>, aus Schauspielen, u.s.w. <persName key="2566">Herr Lassen</persName> hat schon mehrere nachgewiesen. Dieses wird, bei gehöriger Vorsicht gegen die Interpolationen, zu relativen Zeitbestimmungen führen. Überhaupt ergiebt sich aus mancherlei Kennzeichen daß die dramatische Kunst schon ziemlich entwickelt war, als der Hitôpadêśa abgefaßt ward.<lb/>Der Ursprung der Thierfabel muß aber dennoch bei den Indiern in ein entferntes Alterthum gesetzt werden. Anspielungen, sprüchwörtliche Redensarten, deuten schon bei <name key="3717" type="work">Manu</name> darauf. So allgemein bekannt waren diese Fabelgleichnisse, daß eigne Worte dafür ausgeprägt wurden. Lesen Sie doch <persName key="2566">Lassens</persName> Anmerkung zu Dist. 34 der Einleitung <name key="3517" type="work">des Hitôpadêśa</name>. <persName key="2553">Wilson</persName> hat in der neuen Ausgabe <name key="3484" type="work">seines Lexicons</name> das Wort <hi rend="slant:italic">Kâkatâlîya</hi>, aber er hat es ganz falsch erklärt. Folgendes Beispiel steht im <name key="1154" type="work">Râmâyańa</name> L. 11, c. XII, 40. <hi rend="slant:italic">śyêna</hi>, der Habicht, <hi rend="slant:italic">Kapôta</hi>, die Taube; hieraus zusammengesetzt <hi rend="slant:italic">śyênakapôtîya</hi>, heißt: die Geschichte vom Habicht und der Taube. Eine vom Habicht verfolgte Taube rettet sich in den Busen eines Königs. Der Habicht sagt Du thust mir Unrecht, König, da Du mir meinen schon sichern Raub vorenthältst. Der König erwiedert: Begehre alles was Du willst, nur laß mich meinen Schützling retten. Der Habicht fodert zum Ersatz des Königs eignes Herz, dieser giebt es ihm, um sein Wort zu halten, und kommt dafür in den Himmel. Diese ganze Anspielung hat der Dichter in einen einzigen Vers gefaßt. Ferner giebt es eine Anzahl Wörter welche die Feindschaft zweier Thiergattungen z. B. Krähe und Ente, durch die beiden Namen mit einer Ableitungssylbe ausdrücken.<lb/>Nachträglich bemerke ich, daß die Namen der beiden Schakals vortrefflich zu ihren Rollen passen, <hi rend="slant:italic">damanaka</hi>, der Wohlgezogenling, predigt die Grundsätze der Servilität, <hi rend="slant:italic">Karaṫaka</hi>, der Krähenhafte, macht sich mausig mit Reden, versteht sich in Abwesenheit des Löwen; jener ist aber der Schlauere und Gewandtere.<lb/>Für das aufgefundene Zeugniß <persName key="3795">des Themistius</persName> bin ich Ihnen sehr dankbar. Das Baktrische und Syrische Reich konnten wohl eine Brücke bilden, aber ich vermuthe weit frühere Verpflanzungen Indischer Dichtung. Woher haben die Griechen ihre sieben Weisen? Sie konnten ja nicht einmal über die Personen einig werden. Die sieben Weisen Indiens sind uralt, und als die Sterne des großen Bären an den Himmel versetzt. Ist nicht <persName key="3742">Aesopus</persName> selbst eine morgenländische Fabelfigur?<lb/>Auf die Erfindung <name key="6041" type="work">des Reinhart</name>, diese biographische Zusammenstellung von Fuchs und Wolf habe ich von Seiten Indiens nicht den mindesten Anspruch zu machen: beide sind keine Indischen Fabelthiere, und scheinen überhaupt die Einbildungskraft der Dichter wenig beschäftigt zu haben, wiewohl die Namen der classischen Sprache nicht fehlen. Freilich die Rolle des Fuchses spielt so ziemlich der Schakal, doch scheinen die Sitten der beiden Gattungen noch beträchtlich verschieden zu seyn. Die heutigen Bengalen nennen den Fuchs einen kleinen Schakal.<lb/>Ich bin mit ihnen über den Grundsatz einig, daß man nicht unnützer Weise Entlehnungen annehmen muß. Doch scheint mir folgendes ein untrügliches Kennzeichen zu seyn. Wenn in zwei Exemplaren derselben Fabel eine andre Thiergattung substituirt wird, so ist die Erfindung gewiß da zu Hause, wo die Handlung am besten mit der Naturgeschichte übereinstimmt. In den sieben weisen Meistern rettet ein Hund das Kind in der Wiege, indem er eine Schlange tödtet, und wird dafür von seinem Herrn aus Mißverständniß umgebracht. Die Fabel steht im <name key="3696" type="work">Hitôpadêśa</name>, aber da ist es eine Art Wiesel, <hi rend="slant:italic">viverraichneumon</hi>, ein beliebtes Hausthierchen, dessen Feindschaft mit den Schlangen in Indien sprüchwörtlich bekannt ist. Hier könnten wir freilich dieses Kennzeichen entbehren, denn jenes Buch ist ja ausgemacht eine über <placeName key="1218">Constantinopel</placeName> nach Europa gebrachte Indische Dichtung. Vermuthlich nach einer Persischen Übertragung, denn in dem Griechischen Text heißt der Vater des verläumdeten Prinzen, Cyrus.<lb/>Der Indische Name des Wolfes ist <hi rend="slant:italic">vŕika</hi>, mit r vocalis. Das Litthauische schließt sich am nächsten an. Wir haben aber in zwei Altitalischen Mundarten zwei Exemplare. In dem einen sind die Buchstaben stehen geblieben, und die Thiergattung ist vertauscht; in dem andern hat sich die Thiergattung behauptet, und ein Buchstabe ist nach einer bekannten Regel vertauscht. Lateinisch <hi rend="slant:italic">hircus</hi>, ursprünglich <hi rend="slant:italic">Fircus</hi> oder <hi rend="slant:italic">Vircus</hi>. Dieß wäre also den Beispielen in <name key="2322" type="periodical">der Indischen Bibliothek</name> beizufügen. Samnitisch oder Oskisch <hi rend="slant:italic">hirpus</hi> oder <hi rend="slant:italic">Firpus</hi>, der Wolf. Da <hi rend="slant:italic">vulfs</hi> im Gothischen seine Wurzel hat so möchte ich nicht versuchen es mit <hi rend="slant:italic">wrika</hi> zu identificiren; noch weniger, wie <persName key="2426">Bopp</persName> gethan, <hi rend="slant:italic">lupus</hi> und λύκος. Unter sich sind diese Namen genau verbunden, auch in der Quantität übereinstimmend; von den übrigen möchte ich sie aber lieber sondern. ἀλώπηξ scheint mir auch fremd und unerklärlich, und am wenigsten möchte ich hier, wo vom ursprünglichen die Rede ist, den Corruptionen des Neugriechischen und der Romanischen Mundarten eine Stelle gönnen. Sollte das Spanische <hi rend="slant:italic">raposo</hi> nicht aus <hi rend="slant:italic">rabiosus</hi> entstanden seyn? Stammt das Französische <hi rend="slant:italic">fouine</hi> wirklich von <hi rend="slant:italic">foin</hi> her, oder vielleicht von dem Gothischen <hi rend="slant:italic">faúhô</hi>? Im Sanskrit heißt der Fuchs <hi rend="slant:italic">Khikhi</hi>, dieß scheint Nachahmung des Geschreies zu seyn; sonst umschreibend: <hi rend="slant:italic">ulkâ-mukhin</hi>, Brandschnauze.<lb/>Es ist merkwürdig, daß in der Indischen Fabel und selbst in der Sprache der Löwe als der König der Thierwelt erscheint, da ihm doch der Tiger diese Ehre hätte streitig machen können, welcher dort weit häufiger und allgemeiner verbreitet ist. Die Dichter schildern häufig die Kämpfe des Löwen mit dem Elephanten, und jenen immer als den Sieger. Haben doch die Engländer noch ganz vor kurzem sogar die Existenz des Löwen in Indien bezweifelt. Vielleicht war dieses Thier immer mehr in dem nördlichen Theile des Landes zu Hause. Desto räthselhafter wäre der Name von Ceylon, <hi rend="slant:italic">Sinhâla</hi>, Aufenthalt des Löwen. Überhaupt ist der dichterische Ruhm des Löwen seit <persName key="274">Homer</persName> von Asien ausgegangen, von Ländern, wo das Geschlecht jetzt ausgestorben ist; die bildende Kunst der Aegyptier und Griechen aber hat ihre Modelle aus Africa hergenommen. In Bezug auf den Asiatischen Löwen ist in der Naturgeschichte noch eine vollkommene Lücke. Daß im <name key="6041" type="work">Reinhart</name> der Löwe König der Thierwelt ist, muß doch wohl dem Vorbilde des classischen Alterthums oder dem Einflusse der Kreuzzüge zugeschrieben werden. Durch diese kam er ja auch in die Heraldik.<lb/>Da Sie, wie ich sehe, mit <persName key="2491">Fauriel</persName> in einem persönlichen Verhältnisse stehen, so wird es Ihnen vielleicht nicht uninteressant seyn, zu lesen <name key="3803" type="work">was ich über <name key="3802" type="work">seine Schrift vom Ursprunge der Rittergedichte</name> gesagt habe</name>. Es steht, in mehrere Artikel vertheilt, im <name key="3796" type="periodical"><hi rend="slant:italic">Journal des Débats</hi></name>, vom October bis Januar.<lb/>Sie scheinen anzunehmen im Süden von Frankreich sey weniger Deutsches Geblüt als im Norden. Ich sollte meynen, wenigstens eben so viel, nämlich außer dem Fränkischen, Westgothisches, Ostgothisches und Burgundisches. Man sehe nur die Namen in den Diplomen.<lb/>Seyn Sie versichert, mein hochverehrter Freund, die Berichtigung eines Irrthums ist mir immer willkommen, wie übelwollend und in welchem Tone sie immer vorgetragen werden möge. Nur muß ich mich erst überzeugt haben, daß es wirklich eine Berichtigung ist, und beim <name key="930" type="work">Perceval</name> höre ich manches zuversichtlich behaupten, was mir noch sehr problematisch scheint. Die Namen sind entsetzlich corrumpirt, entweder durch die Abschreiber, oder durch ungenaue Auffassung und ungeschickte Schreibung von Seiten <persName key="826">des Dichters</persName> selbst. Und dieß ist geschehen bei Namen, deren Laute sich ganz bequem in Deutschen Buchstaben ausdrücken ließen z. B. <hi rend="slant:italic">Pelrapeire</hi> für <hi rend="slant:italic">Belrepaire</hi>. Was halten Sie von folgenden in <name key="2189" type="work">dem Fragment des Titurel</name> vorkommenden Namen: der Fürst von <hi rend="slant:italic">Graswaldane</hi>, und der Hund <hi rend="slant:italic">Gardeviaz</hi>? Sind die Formen Französisch oder Provenzalisch? Das erste bedeutet <placeName key="6749"><hi rend="slant:italic">Grésivaudan</hi></placeName>, Provenzalisch vermuthlich <hi rend="slant:italic">Grasivaldana</hi>. Bemerken Sie, daß in dem modernen geographischen Namen noch eine Spur der südlichen Mundart stehen geblieben ist, denn um ächt Französisch zu seyn, müßte es – <hi rend="slant:italic">vaudain</hi> oder – <hi rend="slant:italic">vaudaine</hi> heißen. Den zweiten Namen hat der Dichter ganz richtig erklärt. Provenzalisch <hi rend="slant:italic">gardaviátz</hi>, es ist von <hi rend="slant:italic">viát</hi> nicht von <hi rend="slant:italic">vía</hi>.<lb/>Bei der Bemerkung über die <persName key="274">Homerischen</persName> Namen p. CCXXIX erlauben Sie mir, den <placeName key="6750">Trojanischen</placeName> Helden Sans-souci, <persName key="6751">Οὐκαλέγων</persName>, in Erinnerung zu bringen. Meines Erachtens sind in Homer sehr viele Namen von Nebenpersonen rein ersonnen, und zwar zum Theil sprechend. Unsre Ansichten vom alten Epos weichen darin von einander ab, daß Sie der instinctmäßig wirkenden Überlieferung mehr zuschreiben, ich der besonnenen und absichtlichen Dichtung. Dieß wissen wir ja beiderseits lange, und wollen uns, hoffe ich, nicht darum entzweien.<lb/>Ich habe Ihnen mehr vorgeschwatzt, als ich anfangs zu thun gedachte. Ich hätte mir auch diese Episode nicht erlauben dürfen, wenn nicht gerade durch Krankheit des auf das Sanskrit eingeübten Setzers ein Stillstand in der Druckerei eingetreten wäre.<lb/>Ich habe zwei Übersetzungen <name key="3696" type="work">des Hitôpadêśa</name> in der Arbeit: <name key="3517" type="work">eine Lateinische</name> und eine Deutsche mit versificirten Sentenzen. Beide kosten mir viele Mühe und rücken nur langsam vor.<lb/>Haben Sie <name key="3804" type="work">einige Abhandlungen über die Sprache, die Künste und geselligen Verfassungen der Thiere von <persName key="3797">Dupont de Nemours</persName></name> gelesen? Sie sind aus treuer Beobachtung der Natur geschrieben, ich habe die mündlichen Mittheilungen des liebenswürdigen Greises darüber oft mit Vergnügen angehört. Bei <orgName key="6792">der Französischen Akademie</orgName> haben sie ihn ausgelacht besonders mit seinen Sprachen der Vögel, weil sie eben keinen Sinn dafür und den Mechanismus im Kopfe hatten.<lb/>So mußte es kommen, daß die Engländer bei Ihnen für das Angelsächsische in die Schule gehen. <name key="3805" type="work">Eine correcte Ausgabe <name key="6752" type="work">des Beowulf</name></name> und <name key="3807" type="work"><name key="930" type="work">des Perceval</name></name>, beide zwar ohne Entwickelung der kritischen Gründe: gewiß recht schön und wünschenswerth!<lb/>Nun wollte ich nur, es fänden sich hülfreiche Gelehrte, welche uns andern die schwierigen Gedichte ausführlich erklärten.<lb/>Warum kommen Sie denn gar nicht einmal an den Rhein? Es ist ja jetzt so leicht geworden. Auf dem Herwege gingen Sie über <placeName key="897">Mainz</placeName>, von wo man den Strom bis hieher in einem halben Tage hinunter fliegt; den Rückweg nähmen Sie durch Westphalen.<lb/>Leben Sie recht wohl, und seyn Sie meiner regen Teilnahme an allen Ihren Unternehmungen und meiner freundschaftlichsten Gesinnungen versichert.<lb/>Ganz der Ihrige<lb/><hi rend="weight:bold">A. W. v. Schlegel</hi><lb/><lb/>d. 9<hi rend="offset:4">t</hi> Febr.<lb/>Pag. CCLXXXI ist <hi rend="slant:italic">rachasi</hi> keine Thiergattung, sondern eine dämonische Riesin, richtig geschrieben <hi rend="slant:italic">râkshasî</hi>. – <hi rend="slant:italic">Sommona-codom</hi> ist der corrumpirte Name <persName key="6753">des Buddha</persName>. 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Aber bei weitem nicht alle Namen im Hitôpadêśa endigen so. Alle sind bedeutsam, entweder malerisch oder charakteristisch, ich erinnere mich keiner solchen, die willkührlich aus der Menschenwelt entlehnt wären.<lb/>Seite CCLXXII u. f. wird überall für <anchor type="b" n="3696" ana="12" xml:id="NidB45151"/>Hitôpadêśa<anchor type="e" n="3696" ana="12" xml:id="NidE45151"/> <anchor type="b" n="3789" ana="12" xml:id="NidB20390"/>Panchatantra<anchor type="e" n="3789" ana="12" xml:id="NidE20390"/> zu setzen seyn. Nur von dem letzten gilt, was Sie von jenem sagen. Sie scheinen <anchor type="b" n="2385" ana="11" xml:id="NidB20387"/>Colebrookeʼs<anchor type="e" n="2385" ana="11" xml:id="NidE20387"/> Vorrede zu <anchor type="b" n="3798" ana="12" xml:id="NidB20413"/>der <anchor type="b" n="5048" ana="10" xml:id="NidB45152"/>Seramporer<anchor type="e" n="5048" ana="10" xml:id="NidE45152"/> Ausgabe des Hitôpadêśa<anchor type="e" n="3798" ana="12" xml:id="NidE20413"/> nicht gelesen zu haben. Das Buch ist noch bei dem Buchhändler <anchor type="b" n="6661" ana="15" xml:id="NidB45153"/>der Ostindischen Compagnie<anchor type="e" n="6661" ana="15" xml:id="NidE45153"/>, und wegen der eben erwähnten Vorrede, theils auch als der erste von Europäern besorgte Text verdient es einen Platz in <anchor type="b" n="6248" ana="15" xml:id="NidB45154"/>der <anchor type="b" n="2" ana="10" xml:id="NidB20414"/>Göttingischen<anchor type="e" n="2" ana="10" xml:id="NidE20414"/> Bibliothek<anchor type="e" n="6248" ana="15" xml:id="NidE45154"/>. Ferner <anchor type="b" n="3799" ana="12" xml:id="NidB20416"/><anchor type="b" n="2471" ana="11" xml:id="NidB20415"/>Silvestre de Sacyʼs<anchor type="e" n="2471" ana="11" xml:id="NidE20415"/> Einleitung zu dem Arabischen Calilah<anchor type="e" n="3799" ana="12" xml:id="NidE20416"/>. <anchor type="b" n="3800" ana="12" xml:id="NidB20417"/><anchor type="b" n="2553" ana="11" xml:id="NidB20389"/>Wilsons<anchor type="e" n="2553" ana="11" xml:id="NidE20389"/> Auszug aus dem Panchatantra in <anchor type="b" n="6748" ana="13" xml:id="NidB45156"/>den <hi rend="slant:italic">Transactions of <anchor type="b" n="6183" ana="15" xml:id="NidB45155"/>the Royal Asiatic Society of Great Britain<anchor type="e" n="6183" ana="15" xml:id="NidE45155"/></hi><anchor type="e" n="6748" ana="13" xml:id="NidE45156"/><anchor type="e" n="3800" ana="12" xml:id="NidE20417"/>.<lb/>Als ich im J. 1823 einige Monate in <anchor type="b" n="292" ana="10" xml:id="NidB20388"/>London<anchor type="e" n="292" ana="10" xml:id="NidE20388"/> zubrachte, sah ich noch nicht voraus, daß ich mir die Episode mit <anchor type="b" n="3517" ana="12" xml:id="NidB45158"/>der Ausgabe des <anchor type="b" n="3696" ana="12" xml:id="NidB45157"/>Hitôpadêśa<anchor type="e" n="3696" ana="12" xml:id="NidE45157"/><anchor type="e" n="3517" ana="12" xml:id="NidE45158"/> erlauben würde, sonst hätte ich meine Aufmerksamkeit sogleich mit auf das <anchor type="b" n="3789" ana="12" xml:id="NidB45159"/>Panchatantra<anchor type="e" n="3789" ana="12" xml:id="NidE45159"/> gerichtet. Dieser Name bedeutet nicht die fünf Listen, sondern die fünf Abhandlungen. Nicht der Hitôpadêśa sondern das P.[ancha] T.[antra] ist das Original aller durch Vorder-Asien und Europa verbreiteten Übersetzungen und Nachahmungen. Der Hitôpadêśa ist, soviel ich weiß, erst in neueren Zeiten über die Gränzen Indiens hinausgekommen. Das P. T. wurde von dem Leibarzte <anchor type="b" n="3790" ana="11" xml:id="NidB20392"/>des Nuschirwan<anchor type="e" n="3790" ana="11" xml:id="NidE20392"/> nach Persien gebracht, es war also um die Mitte des 6<hi rend="offset:4">ten</hi> Jh. nicht nur vorhanden, sondern schon berühmt. Ob man es aber darum in das 2<hi rend="offset:4">te</hi> Jh. zurückschieben darf? Wenn wir erst eine kritische Ausgabe des P. T. haben, dann wird sich mit mehr Sicherheit davon sprechen lassen. <anchor type="b" n="2385" ana="11" xml:id="NidB45160"/>Colebrooke<anchor type="e" n="2385" ana="11" xml:id="NidE45160"/> hat eine Erwähnung des Astronomen <anchor type="b" n="3791" ana="11" xml:id="NidB20393"/>Varâhamihira<anchor type="e" n="3791" ana="11" xml:id="NidE20393"/> daraus angeführt, aber mehr um das Zeitalter des Astronomen, als um das Alter des Fabelbuchs zu bestimmen. In beiden Büchern wird der Erzähler Vishnu-śarman genannt; aber es ist nicht genau zu sagen, der Verfasser habe so geheißen; Vishnu-śarman ist vielmehr eine erdichtete Person. Der Vf. beider Bücher blieb anonym, vermuthlich aus dem ganz natürlichen Grunde, weil er mehr Sammler als Erfinder war.<lb/><anchor type="b" n="3696" ana="12" xml:id="NidB45161"/>Der Hitôpadêśa<anchor type="e" n="3696" ana="12" xml:id="NidE45161"/> kann demnach schwerlich früher als in das 7<hi rend="offset:4">te</hi> Jh. gesetzt werden. Ich bin noch nicht ausdrücklich auf Zeitbestimmungen ausgegangen, doch fallen mir ein paar bei. Der Schauplatz, nämlich der Schauplatz der Einfassung, ist in <anchor type="b" n="3792" ana="10" xml:id="NidB20394"/>Pâtaliputra<anchor type="e" n="3792" ana="10" xml:id="NidE20394"/>, dem Palibothra <anchor type="b" n="3801" ana="11" xml:id="NidB20418"/>des Megasthenes<anchor type="e" n="3801" ana="11" xml:id="NidE20418"/>, und in allen Handschriften heißt es im Praesens: die Stadt liegt am Ufer des Ganges. Aber nun wissen wir wieder nicht, wann diese große Hauptstadt verödet worden. In L. 11, fab. 2 wird in <anchor type="b" n="3793" ana="10" xml:id="NidB20395"/>Magadha<anchor type="e" n="3793" ana="10" xml:id="NidE20395"/>, dem Stammlande der Buddhistischen Religion, ein <anchor type="b" n="6753" ana="11" xml:id="NidB45187"/>Buddha<anchor type="e" n="6753" ana="11" xml:id="NidE45187"/>-Tempel, <hi rend="slant:italic">vihâra</hi>, gebaut. Die Benennung dieser Provinz Behar, ist eben nichts anders als der eben erwähnte Name. Dieß deutet auf eine Zeit, wo die Buddhistische Religion dort noch frei ausgeübt ward.<lb/>Der Vf. <anchor type="b" n="3696" ana="12" xml:id="NidB45162"/>des Hitôpadêśa<anchor type="e" n="3696" ana="12" xml:id="NidE45162"/> sagt ganz redlich und bescheiden:<lb/>„Der Freunde Wahl, die Entzweiung, der Krieg ferner, der Friede dann,<lb/>Wird, geschöpft aus den <hi rend="weight:bold">Fünf-Büchern</hi>, und aus andern, beschrieben hier.“<lb/>Die Erzählungen im <anchor type="b" n="3789" ana="12" xml:id="NidB45164"/>P. T.<anchor type="e" n="3789" ana="12" xml:id="NidE45164"/> sind ausführlicher und zahlreicher; <anchor type="b" n="3696" ana="12" xml:id="NidB45163"/>der Hitôpadêśa<anchor type="e" n="3696" ana="12" xml:id="NidE45163"/> ist reicher an Sentenzen, und das hat wohl hauptsächlich sein Glück gemacht. Es ist eine Anthologie aus der gesamten Alt-Indischen Litteratur. Viele dieser Sprüche sind sehr alt, aus <anchor type="b" n="3717" ana="12" xml:id="NidB20398"/>dem Gesetzbuch des Manu<anchor type="e" n="3717" ana="12" xml:id="NidE20398"/>, <anchor type="b" n="1154" ana="12" xml:id="NidB20396"/>dem Râmâyańa<anchor type="e" n="1154" ana="12" xml:id="NidE20396"/>, <anchor type="b" n="3521" ana="12" xml:id="NidB20397"/>dem Mahâ Bhârata<anchor type="e" n="3521" ana="12" xml:id="NidE20397"/>; andre mehr modern von <anchor type="b" n="3794" ana="11" xml:id="NidB20399"/>Bhartrihari<anchor type="e" n="3794" ana="11" xml:id="NidE20399"/>, aus Schauspielen, u.s.w. <anchor type="b" n="2566" ana="11" xml:id="NidB20400"/>Herr Lassen<anchor type="e" n="2566" ana="11" xml:id="NidE20400"/> hat schon mehrere nachgewiesen. Dieses wird, bei gehöriger Vorsicht gegen die Interpolationen, zu relativen Zeitbestimmungen führen. Überhaupt ergiebt sich aus mancherlei Kennzeichen daß die dramatische Kunst schon ziemlich entwickelt war, als der Hitôpadêśa abgefaßt ward.<lb/>Der Ursprung der Thierfabel muß aber dennoch bei den Indiern in ein entferntes Alterthum gesetzt werden. Anspielungen, sprüchwörtliche Redensarten, deuten schon bei <anchor type="b" n="3717" ana="12" xml:id="NidB45165"/>Manu<anchor type="e" n="3717" ana="12" xml:id="NidE45165"/> darauf. So allgemein bekannt waren diese Fabelgleichnisse, daß eigne Worte dafür ausgeprägt wurden. Lesen Sie doch <anchor type="b" n="2566" ana="11" xml:id="NidB45166"/>Lassens<anchor type="e" n="2566" ana="11" xml:id="NidE45166"/> Anmerkung zu Dist. 34 der Einleitung <anchor type="b" n="3517" ana="12" xml:id="NidB45167"/>des Hitôpadêśa<anchor type="e" n="3517" ana="12" xml:id="NidE45167"/>. <anchor type="b" n="2553" ana="11" xml:id="NidB45168"/>Wilson<anchor type="e" n="2553" ana="11" xml:id="NidE45168"/> hat in der neuen Ausgabe <anchor type="b" n="3484" ana="12" xml:id="NidB20419"/>seines Lexicons<anchor type="e" n="3484" ana="12" xml:id="NidE20419"/> das Wort <hi rend="slant:italic">Kâkatâlîya</hi>, aber er hat es ganz falsch erklärt. Folgendes Beispiel steht im <anchor type="b" n="1154" ana="12" xml:id="NidB45169"/>Râmâyańa<anchor type="e" n="1154" ana="12" xml:id="NidE45169"/> L. 11, c. XII, 40. <hi rend="slant:italic">śyêna</hi>, der Habicht, <hi rend="slant:italic">Kapôta</hi>, die Taube; hieraus zusammengesetzt <hi rend="slant:italic">śyênakapôtîya</hi>, heißt: die Geschichte vom Habicht und der Taube. Eine vom Habicht verfolgte Taube rettet sich in den Busen eines Königs. Der Habicht sagt Du thust mir Unrecht, König, da Du mir meinen schon sichern Raub vorenthältst. Der König erwiedert: Begehre alles was Du willst, nur laß mich meinen Schützling retten. Der Habicht fodert zum Ersatz des Königs eignes Herz, dieser giebt es ihm, um sein Wort zu halten, und kommt dafür in den Himmel. Diese ganze Anspielung hat der Dichter in einen einzigen Vers gefaßt. Ferner giebt es eine Anzahl Wörter welche die Feindschaft zweier Thiergattungen z. B. Krähe und Ente, durch die beiden Namen mit einer Ableitungssylbe ausdrücken.<lb/>Nachträglich bemerke ich, daß die Namen der beiden Schakals vortrefflich zu ihren Rollen passen, <hi rend="slant:italic">damanaka</hi>, der Wohlgezogenling, predigt die Grundsätze der Servilität, <hi rend="slant:italic">Karaṫaka</hi>, der Krähenhafte, macht sich mausig mit Reden, versteht sich in Abwesenheit des Löwen; jener ist aber der Schlauere und Gewandtere.<lb/>Für das aufgefundene Zeugniß <anchor type="b" n="3795" ana="11" xml:id="NidB20401"/>des Themistius<anchor type="e" n="3795" ana="11" xml:id="NidE20401"/> bin ich Ihnen sehr dankbar. Das Baktrische und Syrische Reich konnten wohl eine Brücke bilden, aber ich vermuthe weit frühere Verpflanzungen Indischer Dichtung. Woher haben die Griechen ihre sieben Weisen? Sie konnten ja nicht einmal über die Personen einig werden. Die sieben Weisen Indiens sind uralt, und als die Sterne des großen Bären an den Himmel versetzt. Ist nicht <anchor type="b" n="3742" ana="11" xml:id="NidB45170"/>Aesopus<anchor type="e" n="3742" ana="11" xml:id="NidE45170"/> selbst eine morgenländische Fabelfigur?<lb/>Auf die Erfindung <anchor type="b" n="6041" ana="12" xml:id="NidB45171"/>des Reinhart<anchor type="e" n="6041" ana="12" xml:id="NidE45171"/>, diese biographische Zusammenstellung von Fuchs und Wolf habe ich von Seiten Indiens nicht den mindesten Anspruch zu machen: beide sind keine Indischen Fabelthiere, und scheinen überhaupt die Einbildungskraft der Dichter wenig beschäftigt zu haben, wiewohl die Namen der classischen Sprache nicht fehlen. Freilich die Rolle des Fuchses spielt so ziemlich der Schakal, doch scheinen die Sitten der beiden Gattungen noch beträchtlich verschieden zu seyn. Die heutigen Bengalen nennen den Fuchs einen kleinen Schakal.<lb/>Ich bin mit ihnen über den Grundsatz einig, daß man nicht unnützer Weise Entlehnungen annehmen muß. Doch scheint mir folgendes ein untrügliches Kennzeichen zu seyn. Wenn in zwei Exemplaren derselben Fabel eine andre Thiergattung substituirt wird, so ist die Erfindung gewiß da zu Hause, wo die Handlung am besten mit der Naturgeschichte übereinstimmt. In den sieben weisen Meistern rettet ein Hund das Kind in der Wiege, indem er eine Schlange tödtet, und wird dafür von seinem Herrn aus Mißverständniß umgebracht. Die Fabel steht im <anchor type="b" n="3696" ana="12" xml:id="NidB45172"/>Hitôpadêśa<anchor type="e" n="3696" ana="12" xml:id="NidE45172"/>, aber da ist es eine Art Wiesel, <hi rend="slant:italic">viverraichneumon</hi>, ein beliebtes Hausthierchen, dessen Feindschaft mit den Schlangen in Indien sprüchwörtlich bekannt ist. Hier könnten wir freilich dieses Kennzeichen entbehren, denn jenes Buch ist ja ausgemacht eine über <anchor type="b" n="1218" ana="10" xml:id="NidB20402"/>Constantinopel<anchor type="e" n="1218" ana="10" xml:id="NidE20402"/> nach Europa gebrachte Indische Dichtung. Vermuthlich nach einer Persischen Übertragung, denn in dem Griechischen Text heißt der Vater des verläumdeten Prinzen, Cyrus.<lb/>Der Indische Name des Wolfes ist <hi rend="slant:italic">vŕika</hi>, mit r vocalis. Das Litthauische schließt sich am nächsten an. Wir haben aber in zwei Altitalischen Mundarten zwei Exemplare. In dem einen sind die Buchstaben stehen geblieben, und die Thiergattung ist vertauscht; in dem andern hat sich die Thiergattung behauptet, und ein Buchstabe ist nach einer bekannten Regel vertauscht. Lateinisch <hi rend="slant:italic">hircus</hi>, ursprünglich <hi rend="slant:italic">Fircus</hi> oder <hi rend="slant:italic">Vircus</hi>. Dieß wäre also den Beispielen in <anchor type="b" n="2322" ana="13" xml:id="NidB20403"/>der Indischen Bibliothek<anchor type="e" n="2322" ana="13" xml:id="NidE20403"/> beizufügen. Samnitisch oder Oskisch <hi rend="slant:italic">hirpus</hi> oder <hi rend="slant:italic">Firpus</hi>, der Wolf. Da <hi rend="slant:italic">vulfs</hi> im Gothischen seine Wurzel hat so möchte ich nicht versuchen es mit <hi rend="slant:italic">wrika</hi> zu identificiren; noch weniger, wie <anchor type="b" n="2426" ana="11" xml:id="NidB45173"/>Bopp<anchor type="e" n="2426" ana="11" xml:id="NidE45173"/> gethan, <hi rend="slant:italic">lupus</hi> und λύκος. Unter sich sind diese Namen genau verbunden, auch in der Quantität übereinstimmend; von den übrigen möchte ich sie aber lieber sondern. ἀλώπηξ scheint mir auch fremd und unerklärlich, und am wenigsten möchte ich hier, wo vom ursprünglichen die Rede ist, den Corruptionen des Neugriechischen und der Romanischen Mundarten eine Stelle gönnen. Sollte das Spanische <hi rend="slant:italic">raposo</hi> nicht aus <hi rend="slant:italic">rabiosus</hi> entstanden seyn? Stammt das Französische <hi rend="slant:italic">fouine</hi> wirklich von <hi rend="slant:italic">foin</hi> her, oder vielleicht von dem Gothischen <hi rend="slant:italic">faúhô</hi>? Im Sanskrit heißt der Fuchs <hi rend="slant:italic">Khikhi</hi>, dieß scheint Nachahmung des Geschreies zu seyn; sonst umschreibend: <hi rend="slant:italic">ulkâ-mukhin</hi>, Brandschnauze.<lb/>Es ist merkwürdig, daß in der Indischen Fabel und selbst in der Sprache der Löwe als der König der Thierwelt erscheint, da ihm doch der Tiger diese Ehre hätte streitig machen können, welcher dort weit häufiger und allgemeiner verbreitet ist. Die Dichter schildern häufig die Kämpfe des Löwen mit dem Elephanten, und jenen immer als den Sieger. Haben doch die Engländer noch ganz vor kurzem sogar die Existenz des Löwen in Indien bezweifelt. Vielleicht war dieses Thier immer mehr in dem nördlichen Theile des Landes zu Hause. Desto räthselhafter wäre der Name von Ceylon, <hi rend="slant:italic">Sinhâla</hi>, Aufenthalt des Löwen. Überhaupt ist der dichterische Ruhm des Löwen seit <anchor type="b" n="274" ana="11" xml:id="NidB20405"/>Homer<anchor type="e" n="274" ana="11" xml:id="NidE20405"/> von Asien ausgegangen, von Ländern, wo das Geschlecht jetzt ausgestorben ist; die bildende Kunst der Aegyptier und Griechen aber hat ihre Modelle aus Africa hergenommen. In Bezug auf den Asiatischen Löwen ist in der Naturgeschichte noch eine vollkommene Lücke. Daß im <anchor type="b" n="6041" ana="12" xml:id="NidB45174"/>Reinhart<anchor type="e" n="6041" ana="12" xml:id="NidE45174"/> der Löwe König der Thierwelt ist, muß doch wohl dem Vorbilde des classischen Alterthums oder dem Einflusse der Kreuzzüge zugeschrieben werden. Durch diese kam er ja auch in die Heraldik.<lb/>Da Sie, wie ich sehe, mit <anchor type="b" n="2491" ana="11" xml:id="NidB20407"/>Fauriel<anchor type="e" n="2491" ana="11" xml:id="NidE20407"/> in einem persönlichen Verhältnisse stehen, so wird es Ihnen vielleicht nicht uninteressant seyn, zu lesen <anchor type="b" n="3803" ana="12" xml:id="NidB20421"/>was ich über <anchor type="b" n="3802" ana="12" xml:id="NidB20420"/>seine Schrift vom Ursprunge der Rittergedichte<anchor type="e" n="3802" ana="12" xml:id="NidE20420"/> gesagt habe<anchor type="e" n="3803" ana="12" xml:id="NidE20421"/>. Es steht, in mehrere Artikel vertheilt, im <anchor type="b" n="3796" ana="13" xml:id="NidB20408"/><hi rend="slant:italic">Journal des Débats</hi><anchor type="e" n="3796" ana="13" xml:id="NidE20408"/>, vom October bis Januar.<lb/>Sie scheinen anzunehmen im Süden von Frankreich sey weniger Deutsches Geblüt als im Norden. Ich sollte meynen, wenigstens eben so viel, nämlich außer dem Fränkischen, Westgothisches, Ostgothisches und Burgundisches. Man sehe nur die Namen in den Diplomen.<lb/>Seyn Sie versichert, mein hochverehrter Freund, die Berichtigung eines Irrthums ist mir immer willkommen, wie übelwollend und in welchem Tone sie immer vorgetragen werden möge. Nur muß ich mich erst überzeugt haben, daß es wirklich eine Berichtigung ist, und beim <anchor type="b" n="930" ana="12" xml:id="NidB45176"/>Perceval<anchor type="e" n="930" ana="12" xml:id="NidE45176"/> höre ich manches zuversichtlich behaupten, was mir noch sehr problematisch scheint. Die Namen sind entsetzlich corrumpirt, entweder durch die Abschreiber, oder durch ungenaue Auffassung und ungeschickte Schreibung von Seiten <anchor type="b" n="826" ana="11" xml:id="NidB45177"/>des Dichters<anchor type="e" n="826" ana="11" xml:id="NidE45177"/> selbst. Und dieß ist geschehen bei Namen, deren Laute sich ganz bequem in Deutschen Buchstaben ausdrücken ließen z. B. <hi rend="slant:italic">Pelrapeire</hi> für <hi rend="slant:italic">Belrepaire</hi>. Was halten Sie von folgenden in <anchor type="b" n="2189" ana="12" xml:id="NidB20410"/>dem Fragment des Titurel<anchor type="e" n="2189" ana="12" xml:id="NidE20410"/> vorkommenden Namen: der Fürst von <hi rend="slant:italic">Graswaldane</hi>, und der Hund <hi rend="slant:italic">Gardeviaz</hi>? Sind die Formen Französisch oder Provenzalisch? Das erste bedeutet <anchor type="b" n="6749" ana="10" xml:id="NidB45178"/><hi rend="slant:italic">Grésivaudan</hi><anchor type="e" n="6749" ana="10" xml:id="NidE45178"/>, Provenzalisch vermuthlich <hi rend="slant:italic">Grasivaldana</hi>. Bemerken Sie, daß in dem modernen geographischen Namen noch eine Spur der südlichen Mundart stehen geblieben ist, denn um ächt Französisch zu seyn, müßte es – <hi rend="slant:italic">vaudain</hi> oder – <hi rend="slant:italic">vaudaine</hi> heißen. Den zweiten Namen hat der Dichter ganz richtig erklärt. Provenzalisch <hi rend="slant:italic">gardaviátz</hi>, es ist von <hi rend="slant:italic">viát</hi> nicht von <hi rend="slant:italic">vía</hi>.<lb/>Bei der Bemerkung über die <anchor type="b" n="274" ana="11" xml:id="NidB45179"/>Homerischen<anchor type="e" n="274" ana="11" xml:id="NidE45179"/> Namen p. CCXXIX erlauben Sie mir, den <anchor type="b" n="6750" ana="10" xml:id="NidB45180"/>Trojanischen<anchor type="e" n="6750" ana="10" xml:id="NidE45180"/> Helden Sans-souci, <anchor type="b" n="6751" ana="11" xml:id="NidB45181"/>Οὐκαλέγων<anchor type="e" n="6751" ana="11" xml:id="NidE45181"/>, in Erinnerung zu bringen. Meines Erachtens sind in Homer sehr viele Namen von Nebenpersonen rein ersonnen, und zwar zum Theil sprechend. Unsre Ansichten vom alten Epos weichen darin von einander ab, daß Sie der instinctmäßig wirkenden Überlieferung mehr zuschreiben, ich der besonnenen und absichtlichen Dichtung. Dieß wissen wir ja beiderseits lange, und wollen uns, hoffe ich, nicht darum entzweien.<lb/>Ich habe Ihnen mehr vorgeschwatzt, als ich anfangs zu thun gedachte. Ich hätte mir auch diese Episode nicht erlauben dürfen, wenn nicht gerade durch Krankheit des auf das Sanskrit eingeübten Setzers ein Stillstand in der Druckerei eingetreten wäre.<lb/>Ich habe zwei Übersetzungen <anchor type="b" n="3696" ana="12" xml:id="NidB45182"/>des Hitôpadêśa<anchor type="e" n="3696" ana="12" xml:id="NidE45182"/> in der Arbeit: <anchor type="b" n="3517" ana="12" xml:id="NidB20425"/>eine Lateinische<anchor type="e" n="3517" ana="12" xml:id="NidE20425"/> und eine Deutsche mit versificirten Sentenzen. Beide kosten mir viele Mühe und rücken nur langsam vor.<lb/>Haben Sie <anchor type="b" n="3804" ana="12" xml:id="NidB20422"/>einige Abhandlungen über die Sprache, die Künste und geselligen Verfassungen der Thiere von <anchor type="b" n="3797" ana="11" xml:id="NidB20411"/>Dupont de Nemours<anchor type="e" n="3797" ana="11" xml:id="NidE20411"/><anchor type="e" n="3804" ana="12" xml:id="NidE20422"/> gelesen? Sie sind aus treuer Beobachtung der Natur geschrieben, ich habe die mündlichen Mittheilungen des liebenswürdigen Greises darüber oft mit Vergnügen angehört. Bei <anchor type="b" n="6792" ana="15" xml:id="NidB63703"/>der Französischen Akademie<anchor type="e" n="6792" ana="15" xml:id="NidE63703"/> haben sie ihn ausgelacht besonders mit seinen Sprachen der Vögel, weil sie eben keinen Sinn dafür und den Mechanismus im Kopfe hatten.<lb/>So mußte es kommen, daß die Engländer bei Ihnen für das Angelsächsische in die Schule gehen. <anchor type="b" n="3805" ana="12" xml:id="NidB20423"/>Eine correcte Ausgabe <anchor type="b" n="6752" ana="12" xml:id="NidB45184"/>des Beowulf<anchor type="e" n="6752" ana="12" xml:id="NidE45184"/><anchor type="e" n="3805" ana="12" xml:id="NidE20423"/> und <anchor type="b" n="3807" ana="12" xml:id="NidB20424"/><anchor type="b" n="930" ana="12" xml:id="NidB70880"/>des Perceval<anchor type="e" n="930" ana="12" xml:id="NidE70880"/><anchor type="e" n="3807" ana="12" xml:id="NidE20424"/>, beide zwar ohne Entwickelung der kritischen Gründe: gewiß recht schön und wünschenswerth!<lb/>Nun wollte ich nur, es fänden sich hülfreiche Gelehrte, welche uns andern die schwierigen Gedichte ausführlich erklärten.<lb/>Warum kommen Sie denn gar nicht einmal an den Rhein? Es ist ja jetzt so leicht geworden. Auf dem Herwege gingen Sie über <anchor type="b" n="897" ana="10" xml:id="NidB20412"/>Mainz<anchor type="e" n="897" ana="10" xml:id="NidE20412"/>, von wo man den Strom bis hieher in einem halben Tage hinunter fliegt; den Rückweg nähmen Sie durch Westphalen.<lb/>Leben Sie recht wohl, und seyn Sie meiner regen Teilnahme an allen Ihren Unternehmungen und meiner freundschaftlichsten Gesinnungen versichert.<lb/>Ganz der Ihrige<lb/><hi rend="weight:bold">A. W. v. Schlegel</hi><lb/><lb/>d. 9<hi rend="offset:4">t</hi> Febr.<lb/>Pag. CCLXXXI ist <hi rend="slant:italic">rachasi</hi> keine Thiergattung, sondern eine dämonische Riesin, richtig geschrieben <hi rend="slant:italic">râkshasî</hi>. – <hi rend="slant:italic">Sommona-codom</hi> ist der corrumpirte Name <anchor type="b" n="6753" ana="11" xml:id="NidB45186"/>des Buddha<anchor type="e" n="6753" ana="11" xml:id="NidE45186"/>. Der zweite Bestandtheil ist <hi rend="slant:italic">Gôtama</hi>, über den ersten zweifelt man, ob es <hi rend="slant:italic">samâna</hi> oder <hi rend="slant:italic">śramańa</hi> seyn soll.', '36_datengeber' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purl' => '343347008', '36_briefid' => '343347008_AWSanJGrimm_050109021834', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_leitd' => 'Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. 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Da ich meine eigene Saumseligkeit im Briefwechsel kenne, so will ich die Bezeugung meines Dankes nicht bis dahin verschieben, wenn ich Muße gefunden haben werde das reichhaltige Buch gründlich zu studiren. Ich bin zwar wie ein Habicht darüber hergefallen, aber ich darf doch nur flüchtig naschen, da ich eben in einer ganz andern Arbeit stecke. Einige Bemerkungen über Nebendinge sind Ihnen vielleicht nicht unwillkommen.<br><span class="index-3787 tp-20384 ">Hr. Ewald</span> hat Ihnen, wie zu erwarten stand, die Namen im <span class="index-3696 tp-20386 ">Hitôpadêśa</span> ganz richtig gedeutet. Die Ableitungssylbe <span class="slant-italic ">Ka</span> (nicht <span class="slant-italic ">aka</span>, das a gehört zum Hauptworte) ist verkleinernd, hypokoristisch, zuweilen mit einem Nebenbegriff der Geringschätzung, zuweilen bloß aneignend. Z. B. <span class="slant-italic ">laghu</span>, leicht, <span class="slant-italic ">patana</span>, der Flug: davon die Krähe: <span class="slant-italic ">laghu patanaka</span>, <span class="weight-bold ">Levipennis</span>; die Feldmaus, weil sie aufspeichert, von <span class="slant-italic ">hirańya</span>, Gold, <span class="slant-italic ">hiranyaka</span>, Chrysillus. Aber bei weitem nicht alle Namen im Hitôpadêśa endigen so. Alle sind bedeutsam, entweder malerisch oder charakteristisch, ich erinnere mich keiner solchen, die willkührlich aus der Menschenwelt entlehnt wären.<br>Seite CCLXXII u. f. wird überall für <span class="index-3696 tp-45151 ">Hitôpadêśa</span> <span class="index-3789 tp-20390 ">Panchatantra</span> zu setzen seyn. Nur von dem letzten gilt, was Sie von jenem sagen. Sie scheinen <span class="index-2385 tp-20387 ">Colebrookeʼs</span> Vorrede zu <span class="index-3798 tp-20413 ">der </span><span class="index-3798 tp-20413 index-5048 tp-45152 ">Seramporer</span><span class="index-3798 tp-20413 "> Ausgabe des Hitôpadêśa</span> nicht gelesen zu haben. Das Buch ist noch bei dem Buchhändler <span class="index-6661 tp-45153 ">der Ostindischen Compagnie</span>, und wegen der eben erwähnten Vorrede, theils auch als der erste von Europäern besorgte Text verdient es einen Platz in <span class="index-6248 tp-45154 ">der </span><span class="index-6248 tp-45154 index-2 tp-20414 ">Göttingischen</span><span class="index-6248 tp-45154 "> Bibliothek</span>. Ferner <span class="index-2471 tp-20415 index-3799 tp-20416 ">Silvestre de Sacyʼs</span><span class="index-3799 tp-20416 "> Einleitung zu dem Arabischen Calilah</span>. <span class="index-2553 tp-20389 index-3800 tp-20417 ">Wilsons</span><span class="index-3800 tp-20417 "> Auszug aus dem Panchatantra in </span><span class="index-3800 tp-20417 index-6748 tp-45156 ">den </span><span class="index-3800 tp-20417 index-6748 tp-45156 slant-italic ">Transactions of </span><span class="index-3800 tp-20417 index-6748 tp-45156 slant-italic index-6183 tp-45155 ">the Royal Asiatic Society of Great Britain</span>.<br>Als ich im J. 1823 einige Monate in <span class="index-292 tp-20388 ">London</span> zubrachte, sah ich noch nicht voraus, daß ich mir die Episode mit <span class="index-3517 tp-45158 ">der Ausgabe des </span><span class="index-3517 tp-45158 index-3696 tp-45157 ">Hitôpadêśa</span> erlauben würde, sonst hätte ich meine Aufmerksamkeit sogleich mit auf das <span class="index-3789 tp-45159 ">Panchatantra</span> gerichtet. Dieser Name bedeutet nicht die fünf Listen, sondern die fünf Abhandlungen. Nicht der Hitôpadêśa sondern das P.[ancha] T.[antra] ist das Original aller durch Vorder-Asien und Europa verbreiteten Übersetzungen und Nachahmungen. Der Hitôpadêśa ist, soviel ich weiß, erst in neueren Zeiten über die Gränzen Indiens hinausgekommen. Das P. T. wurde von dem Leibarzte <span class="index-3790 tp-20392 ">des Nuschirwan</span> nach Persien gebracht, es war also um die Mitte des 6<span class="offset-4 ">ten</span> Jh. nicht nur vorhanden, sondern schon berühmt. Ob man es aber darum in das 2<span class="offset-4 ">te</span> Jh. zurückschieben darf? Wenn wir erst eine kritische Ausgabe des P. T. haben, dann wird sich mit mehr Sicherheit davon sprechen lassen. <span class="index-2385 tp-45160 ">Colebrooke</span> hat eine Erwähnung des Astronomen <span class="index-3791 tp-20393 ">Varâhamihira</span> daraus angeführt, aber mehr um das Zeitalter des Astronomen, als um das Alter des Fabelbuchs zu bestimmen. In beiden Büchern wird der Erzähler Vishnu-śarman genannt; aber es ist nicht genau zu sagen, der Verfasser habe so geheißen; Vishnu-śarman ist vielmehr eine erdichtete Person. Der Vf. beider Bücher blieb anonym, vermuthlich aus dem ganz natürlichen Grunde, weil er mehr Sammler als Erfinder war.<br><span class="index-3696 tp-45161 ">Der Hitôpadêśa</span> kann demnach schwerlich früher als in das 7<span class="offset-4 ">te</span> Jh. gesetzt werden. Ich bin noch nicht ausdrücklich auf Zeitbestimmungen ausgegangen, doch fallen mir ein paar bei. Der Schauplatz, nämlich der Schauplatz der Einfassung, ist in <span class="index-3792 tp-20394 ">Pâtaliputra</span>, dem Palibothra <span class="index-3801 tp-20418 ">des Megasthenes</span>, und in allen Handschriften heißt es im Praesens: die Stadt liegt am Ufer des Ganges. Aber nun wissen wir wieder nicht, wann diese große Hauptstadt verödet worden. In L. 11, fab. 2 wird in <span class="index-3793 tp-20395 ">Magadha</span>, dem Stammlande der Buddhistischen Religion, ein <span class="index-6753 tp-45187 ">Buddha</span>-Tempel, <span class="slant-italic ">vihâra</span>, gebaut. Die Benennung dieser Provinz Behar, ist eben nichts anders als der eben erwähnte Name. Dieß deutet auf eine Zeit, wo die Buddhistische Religion dort noch frei ausgeübt ward.<br>Der Vf. <span class="index-3696 tp-45162 ">des Hitôpadêśa</span> sagt ganz redlich und bescheiden:<br>„Der Freunde Wahl, die Entzweiung, der Krieg ferner, der Friede dann,<br>Wird, geschöpft aus den <span class="weight-bold ">Fünf-Büchern</span>, und aus andern, beschrieben hier.“<br>Die Erzählungen im <span class="index-3789 tp-45164 ">P. T.</span> sind ausführlicher und zahlreicher; <span class="index-3696 tp-45163 ">der Hitôpadêśa</span> ist reicher an Sentenzen, und das hat wohl hauptsächlich sein Glück gemacht. Es ist eine Anthologie aus der gesamten Alt-Indischen Litteratur. Viele dieser Sprüche sind sehr alt, aus <span class="index-3717 tp-20398 ">dem Gesetzbuch des Manu</span>, <span class="index-1154 tp-20396 ">dem Râmâyańa</span>, <span class="index-3521 tp-20397 ">dem Mahâ Bhârata</span>; andre mehr modern von <span class="index-3794 tp-20399 ">Bhartrihari</span>, aus Schauspielen, u.s.w. <span class="index-2566 tp-20400 ">Herr Lassen</span> hat schon mehrere nachgewiesen. Dieses wird, bei gehöriger Vorsicht gegen die Interpolationen, zu relativen Zeitbestimmungen führen. Überhaupt ergiebt sich aus mancherlei Kennzeichen daß die dramatische Kunst schon ziemlich entwickelt war, als der Hitôpadêśa abgefaßt ward.<br>Der Ursprung der Thierfabel muß aber dennoch bei den Indiern in ein entferntes Alterthum gesetzt werden. Anspielungen, sprüchwörtliche Redensarten, deuten schon bei <span class="index-3717 tp-45165 ">Manu</span> darauf. So allgemein bekannt waren diese Fabelgleichnisse, daß eigne Worte dafür ausgeprägt wurden. Lesen Sie doch <span class="index-2566 tp-45166 ">Lassens</span> Anmerkung zu Dist. 34 der Einleitung <span class="index-3517 tp-45167 ">des Hitôpadêśa</span>. <span class="index-2553 tp-45168 ">Wilson</span> hat in der neuen Ausgabe <span class="index-3484 tp-20419 ">seines Lexicons</span> das Wort <span class="slant-italic ">Kâkatâlîya</span>, aber er hat es ganz falsch erklärt. Folgendes Beispiel steht im <span class="index-1154 tp-45169 ">Râmâyańa</span> L. 11, c. XII, 40. <span class="slant-italic ">śyêna</span>, der Habicht, <span class="slant-italic ">Kapôta</span>, die Taube; hieraus zusammengesetzt <span class="slant-italic ">śyênakapôtîya</span>, heißt: die Geschichte vom Habicht und der Taube. Eine vom Habicht verfolgte Taube rettet sich in den Busen eines Königs. Der Habicht sagt Du thust mir Unrecht, König, da Du mir meinen schon sichern Raub vorenthältst. Der König erwiedert: Begehre alles was Du willst, nur laß mich meinen Schützling retten. Der Habicht fodert zum Ersatz des Königs eignes Herz, dieser giebt es ihm, um sein Wort zu halten, und kommt dafür in den Himmel. Diese ganze Anspielung hat der Dichter in einen einzigen Vers gefaßt. Ferner giebt es eine Anzahl Wörter welche die Feindschaft zweier Thiergattungen z. B. Krähe und Ente, durch die beiden Namen mit einer Ableitungssylbe ausdrücken.<br>Nachträglich bemerke ich, daß die Namen der beiden Schakals vortrefflich zu ihren Rollen passen, <span class="slant-italic ">damanaka</span>, der Wohlgezogenling, predigt die Grundsätze der Servilität, <span class="slant-italic ">Karaṫaka</span>, der Krähenhafte, macht sich mausig mit Reden, versteht sich in Abwesenheit des Löwen; jener ist aber der Schlauere und Gewandtere.<br>Für das aufgefundene Zeugniß <span class="index-3795 tp-20401 ">des Themistius</span> bin ich Ihnen sehr dankbar. Das Baktrische und Syrische Reich konnten wohl eine Brücke bilden, aber ich vermuthe weit frühere Verpflanzungen Indischer Dichtung. Woher haben die Griechen ihre sieben Weisen? Sie konnten ja nicht einmal über die Personen einig werden. Die sieben Weisen Indiens sind uralt, und als die Sterne des großen Bären an den Himmel versetzt. Ist nicht <span class="index-3742 tp-45170 ">Aesopus</span> selbst eine morgenländische Fabelfigur?<br>Auf die Erfindung <span class="index-6041 tp-45171 ">des Reinhart</span>, diese biographische Zusammenstellung von Fuchs und Wolf habe ich von Seiten Indiens nicht den mindesten Anspruch zu machen: beide sind keine Indischen Fabelthiere, und scheinen überhaupt die Einbildungskraft der Dichter wenig beschäftigt zu haben, wiewohl die Namen der classischen Sprache nicht fehlen. Freilich die Rolle des Fuchses spielt so ziemlich der Schakal, doch scheinen die Sitten der beiden Gattungen noch beträchtlich verschieden zu seyn. Die heutigen Bengalen nennen den Fuchs einen kleinen Schakal.<br>Ich bin mit ihnen über den Grundsatz einig, daß man nicht unnützer Weise Entlehnungen annehmen muß. Doch scheint mir folgendes ein untrügliches Kennzeichen zu seyn. Wenn in zwei Exemplaren derselben Fabel eine andre Thiergattung substituirt wird, so ist die Erfindung gewiß da zu Hause, wo die Handlung am besten mit der Naturgeschichte übereinstimmt. In den sieben weisen Meistern rettet ein Hund das Kind in der Wiege, indem er eine Schlange tödtet, und wird dafür von seinem Herrn aus Mißverständniß umgebracht. Die Fabel steht im <span class="index-3696 tp-45172 ">Hitôpadêśa</span>, aber da ist es eine Art Wiesel, <span class="slant-italic ">viverraichneumon</span>, ein beliebtes Hausthierchen, dessen Feindschaft mit den Schlangen in Indien sprüchwörtlich bekannt ist. Hier könnten wir freilich dieses Kennzeichen entbehren, denn jenes Buch ist ja ausgemacht eine über <span class="index-1218 tp-20402 ">Constantinopel</span> nach Europa gebrachte Indische Dichtung. Vermuthlich nach einer Persischen Übertragung, denn in dem Griechischen Text heißt der Vater des verläumdeten Prinzen, Cyrus.<br>Der Indische Name des Wolfes ist <span class="slant-italic ">vŕika</span>, mit r vocalis. Das Litthauische schließt sich am nächsten an. Wir haben aber in zwei Altitalischen Mundarten zwei Exemplare. In dem einen sind die Buchstaben stehen geblieben, und die Thiergattung ist vertauscht; in dem andern hat sich die Thiergattung behauptet, und ein Buchstabe ist nach einer bekannten Regel vertauscht. Lateinisch <span class="slant-italic ">hircus</span>, ursprünglich <span class="slant-italic ">Fircus</span> oder <span class="slant-italic ">Vircus</span>. Dieß wäre also den Beispielen in <span class="index-2322 tp-20403 ">der Indischen Bibliothek</span> beizufügen. Samnitisch oder Oskisch <span class="slant-italic ">hirpus</span> oder <span class="slant-italic ">Firpus</span>, der Wolf. Da <span class="slant-italic ">vulfs</span> im Gothischen seine Wurzel hat so möchte ich nicht versuchen es mit <span class="slant-italic ">wrika</span> zu identificiren; noch weniger, wie <span class="index-2426 tp-45173 ">Bopp</span> gethan, <span class="slant-italic ">lupus</span> und λύκος. Unter sich sind diese Namen genau verbunden, auch in der Quantität übereinstimmend; von den übrigen möchte ich sie aber lieber sondern. ἀλώπηξ scheint mir auch fremd und unerklärlich, und am wenigsten möchte ich hier, wo vom ursprünglichen die Rede ist, den Corruptionen des Neugriechischen und der Romanischen Mundarten eine Stelle gönnen. Sollte das Spanische <span class="slant-italic ">raposo</span> nicht aus <span class="slant-italic ">rabiosus</span> entstanden seyn? Stammt das Französische <span class="slant-italic ">fouine</span> wirklich von <span class="slant-italic ">foin</span> her, oder vielleicht von dem Gothischen <span class="slant-italic ">faúhô</span>? Im Sanskrit heißt der Fuchs <span class="slant-italic ">Khikhi</span>, dieß scheint Nachahmung des Geschreies zu seyn; sonst umschreibend: <span class="slant-italic ">ulkâ-mukhin</span>, Brandschnauze.<br>Es ist merkwürdig, daß in der Indischen Fabel und selbst in der Sprache der Löwe als der König der Thierwelt erscheint, da ihm doch der Tiger diese Ehre hätte streitig machen können, welcher dort weit häufiger und allgemeiner verbreitet ist. Die Dichter schildern häufig die Kämpfe des Löwen mit dem Elephanten, und jenen immer als den Sieger. Haben doch die Engländer noch ganz vor kurzem sogar die Existenz des Löwen in Indien bezweifelt. Vielleicht war dieses Thier immer mehr in dem nördlichen Theile des Landes zu Hause. Desto räthselhafter wäre der Name von Ceylon, <span class="slant-italic ">Sinhâla</span>, Aufenthalt des Löwen. Überhaupt ist der dichterische Ruhm des Löwen seit <span class="index-274 tp-20405 ">Homer</span> von Asien ausgegangen, von Ländern, wo das Geschlecht jetzt ausgestorben ist; die bildende Kunst der Aegyptier und Griechen aber hat ihre Modelle aus Africa hergenommen. In Bezug auf den Asiatischen Löwen ist in der Naturgeschichte noch eine vollkommene Lücke. Daß im <span class="index-6041 tp-45174 ">Reinhart</span> der Löwe König der Thierwelt ist, muß doch wohl dem Vorbilde des classischen Alterthums oder dem Einflusse der Kreuzzüge zugeschrieben werden. Durch diese kam er ja auch in die Heraldik.<br>Da Sie, wie ich sehe, mit <span class="index-2491 tp-20407 ">Fauriel</span> in einem persönlichen Verhältnisse stehen, so wird es Ihnen vielleicht nicht uninteressant seyn, zu lesen <span class="index-3803 tp-20421 ">was ich über </span><span class="index-3803 tp-20421 index-3802 tp-20420 ">seine Schrift vom Ursprunge der Rittergedichte</span><span class="index-3803 tp-20421 "> gesagt habe</span>. Es steht, in mehrere Artikel vertheilt, im <span class="index-3796 tp-20408 slant-italic ">Journal des Débats</span>, vom October bis Januar.<br>Sie scheinen anzunehmen im Süden von Frankreich sey weniger Deutsches Geblüt als im Norden. Ich sollte meynen, wenigstens eben so viel, nämlich außer dem Fränkischen, Westgothisches, Ostgothisches und Burgundisches. Man sehe nur die Namen in den Diplomen.<br>Seyn Sie versichert, mein hochverehrter Freund, die Berichtigung eines Irrthums ist mir immer willkommen, wie übelwollend und in welchem Tone sie immer vorgetragen werden möge. Nur muß ich mich erst überzeugt haben, daß es wirklich eine Berichtigung ist, und beim <span class="index-930 tp-45176 ">Perceval</span> höre ich manches zuversichtlich behaupten, was mir noch sehr problematisch scheint. Die Namen sind entsetzlich corrumpirt, entweder durch die Abschreiber, oder durch ungenaue Auffassung und ungeschickte Schreibung von Seiten <span class="index-826 tp-45177 ">des Dichters</span> selbst. Und dieß ist geschehen bei Namen, deren Laute sich ganz bequem in Deutschen Buchstaben ausdrücken ließen z. B. <span class="slant-italic ">Pelrapeire</span> für <span class="slant-italic ">Belrepaire</span>. Was halten Sie von folgenden in <span class="index-2189 tp-20410 ">dem Fragment des Titurel</span> vorkommenden Namen: der Fürst von <span class="slant-italic ">Graswaldane</span>, und der Hund <span class="slant-italic ">Gardeviaz</span>? Sind die Formen Französisch oder Provenzalisch? Das erste bedeutet <span class="index-6749 tp-45178 slant-italic ">Grésivaudan</span>, Provenzalisch vermuthlich <span class="slant-italic ">Grasivaldana</span>. Bemerken Sie, daß in dem modernen geographischen Namen noch eine Spur der südlichen Mundart stehen geblieben ist, denn um ächt Französisch zu seyn, müßte es – <span class="slant-italic ">vaudain</span> oder – <span class="slant-italic ">vaudaine</span> heißen. Den zweiten Namen hat der Dichter ganz richtig erklärt. Provenzalisch <span class="slant-italic ">gardaviátz</span>, es ist von <span class="slant-italic ">viát</span> nicht von <span class="slant-italic ">vía</span>.<br>Bei der Bemerkung über die <span class="index-274 tp-45179 ">Homerischen</span> Namen p. CCXXIX erlauben Sie mir, den <span class="index-6750 tp-45180 ">Trojanischen</span> Helden Sans-souci, <span class="index-6751 tp-45181 ">Οὐκαλέγων</span>, in Erinnerung zu bringen. Meines Erachtens sind in Homer sehr viele Namen von Nebenpersonen rein ersonnen, und zwar zum Theil sprechend. Unsre Ansichten vom alten Epos weichen darin von einander ab, daß Sie der instinctmäßig wirkenden Überlieferung mehr zuschreiben, ich der besonnenen und absichtlichen Dichtung. Dieß wissen wir ja beiderseits lange, und wollen uns, hoffe ich, nicht darum entzweien.<br>Ich habe Ihnen mehr vorgeschwatzt, als ich anfangs zu thun gedachte. Ich hätte mir auch diese Episode nicht erlauben dürfen, wenn nicht gerade durch Krankheit des auf das Sanskrit eingeübten Setzers ein Stillstand in der Druckerei eingetreten wäre.<br>Ich habe zwei Übersetzungen <span class="index-3696 tp-45182 ">des Hitôpadêśa</span> in der Arbeit: <span class="index-3517 tp-20425 ">eine Lateinische</span> und eine Deutsche mit versificirten Sentenzen. Beide kosten mir viele Mühe und rücken nur langsam vor.<br>Haben Sie <span class="index-3804 tp-20422 ">einige Abhandlungen über die Sprache, die Künste und geselligen Verfassungen der Thiere von </span><span class="index-3804 tp-20422 index-3797 tp-20411 ">Dupont de Nemours</span> gelesen? Sie sind aus treuer Beobachtung der Natur geschrieben, ich habe die mündlichen Mittheilungen des liebenswürdigen Greises darüber oft mit Vergnügen angehört. Bei <span class="index-6792 tp-63703 ">der Französischen Akademie</span> haben sie ihn ausgelacht besonders mit seinen Sprachen der Vögel, weil sie eben keinen Sinn dafür und den Mechanismus im Kopfe hatten.<br>So mußte es kommen, daß die Engländer bei Ihnen für das Angelsächsische in die Schule gehen. <span class="index-3805 tp-20423 ">Eine correcte Ausgabe </span><span class="index-3805 tp-20423 index-6752 tp-45184 ">des Beowulf</span> und <span class="index-3807 tp-20424 index-930 tp-70880 ">des Perceval</span>, beide zwar ohne Entwickelung der kritischen Gründe: gewiß recht schön und wünschenswerth!<br>Nun wollte ich nur, es fänden sich hülfreiche Gelehrte, welche uns andern die schwierigen Gedichte ausführlich erklärten.<br>Warum kommen Sie denn gar nicht einmal an den Rhein? Es ist ja jetzt so leicht geworden. Auf dem Herwege gingen Sie über <span class="index-897 tp-20412 ">Mainz</span>, von wo man den Strom bis hieher in einem halben Tage hinunter fliegt; den Rückweg nähmen Sie durch Westphalen.<br>Leben Sie recht wohl, und seyn Sie meiner regen Teilnahme an allen Ihren Unternehmungen und meiner freundschaftlichsten Gesinnungen versichert.<br>Ganz der Ihrige<br><span class="weight-bold ">A. W. v. Schlegel</span><br><br>d. 9<span class="offset-4 ">t</span> Febr.<br>Pag. CCLXXXI ist <span class="slant-italic ">rachasi</span> keine Thiergattung, sondern eine dämonische Riesin, richtig geschrieben <span class="slant-italic ">râkshasî</span>. – <span class="slant-italic ">Sommona-codom</span> ist der corrumpirte Name <span class="index-6753 tp-45186 ">des Buddha</span>. Der zweite Bestandtheil ist <span class="slant-italic ">Gôtama</span>, über den ersten zweifelt man, ob es <span class="slant-italic ">samâna</span> oder <span class="slant-italic ">śramańa</span> seyn soll.' $isaprint = true $isnewtranslation = false $statemsg = 'betamsg13' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/748' $description = 'August Wilhelm von Schlegel an Jacob Grimm am 05.01.1834 bis 09.02.1834, Bonn' $adressatort = 'Unknown' $absendeort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $date = '05.01.1834 bis 09.02.1834' $adressat = array( (int) 2858 => array( 'ID' => '2858', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-08-22 12:30:46', 'timelastchg' => '2018-01-11 13:49:51', 'key' => 'AWS-ap-0096', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_geschlecht' => 'm', '39_name' => 'Grimm, Jacob', '39_gebdatum' => '1785-01-04', '39_toddatum' => '1863-09-20', '39_pdb' => 'GND', '39_dbid' => '118542257 ', '39_geburtsort' => array( 'ID' => '5411', 'content' => 'Hanau', 'bemerkung' => 'GND:4023201-3', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ), '39_sterbeort' => array( 'ID' => '15', 'content' => 'Berlin', 'bemerkung' => 'GND:2004272-3', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ), '39_lebenwirken' => 'Philologe, Historiker, Bibliothekar Jacob Grimm verbrachte seine Kindheit in Steinau an der Straße. Nach dem Schulbesuch in Kassel studierte er zusammen mit seinem Bruder Wilhelm Rechtswissenschaften an der Universität Marburg, wo Friedrich Carl von Savigny zu seinen Lehrern gehörte. Als Savigny 1804 wegen wissenschaftlicher Forschungen nach Paris reiste, ließ er Grimm bald nachkommen. Jacob Grimm wandte sich jedoch von den rechtswissenschaftlichen Studien ab und widmete sich der altdeutschen Literatur. Nach Ende des Studiums zog er nach Kassel. Grimm wurde 1808 Bibliothekar des König Jérômes auf Schloss Wilhelmshöhe und 1809 auch zum Auditor im Staatsrat ernannt. 1813, nach Rückkehr des Kurfürsten Wilhelm I., wurde er zum Legationssekretär des hessischen Gesandten auserkoren. Von 1814 bis 1815 nahm er am Wiener Kongress teil. Bis Ende 1815 war er zudem Beauftragter Preußens für Handschriften in Paris. 1816 wurde er wie sein Bruder Bibliothekssekretär in Kassel. 1830 wurde Jacob Grimm als ordentlicher Professor nach Göttingen berufen. Als Mitunterzeichner des Protestes der „Göttinger Sieben“ wurden beide Brüder 1837 durch den König von Hannover ihres Amtes enthoben. In der Folge lebten sie wieder in Kassel. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. lud 1841 beide Brüder nach Berlin ein, wo sie sich niederließen, um an der dortigen Universität zu lehren. Im selben Jahr erfolgte die Aufnahme als Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften, 1852 die Wahl als Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Jacob Grimm war auch politisch engagiert, der Frankfurter Nationalversammlung gehörte er 1848/49 als Abgeordneter mit Platz im „rechten Centrum“ an. Zusammen mit seinem Bruder Wilhelm gilt Jacob Grimm als Begründer der germanistischen Altertumswissenschaften und der deutschen Philologie. Berühmt wurden die beiden Brüder durch ihre gemeinsame Sammlung von Kinder- und Hausmärchen und ihr wegweisendes Projekt eines Deutschen Wörterbuchs (ab 1838, 1. Band 1854). Die Sammlung der „Kinder- und Hausmärchen“ wurde vor allem durch Jacob in Gang gebracht. Der erste Band erschien 1812, der zweite 1815.', '39_quellen' => 'NDB@https://www.deutsche-biographie.de/gnd118542257.html#ndbcontent@ ADB@https://www.deutsche-biographie.de/gnd118542257.html#adbcontent@ WBIS@http://db.saur.de/WBIS/basicSearch.jsf@D487-413-X@ extern@Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Hg. v. Josef Körner. Bd. II. S. 117,195-196.@ extern@Roger Paulin: August Wilhelm Schlegel. Cosmopolitan of Art and Poetry. Cambridge 2016, S. 576.@ Wikipedia@https://de.wikipedia.org/wiki/Jacob_Grimm@', '39_werke' => 'Briefwechsel zwischen Jacob und Wilhelm Grimm aus der Jugendzeit Grimm, Jacob. - Hamburg : Severus, 2013, Nachdr. der Orig.-Ausg. von 1881 Deutsche Mythologie Grimm, Jacob. - Wiesbaden : Marixverl., 2007, Vollst. Ausg., neu gesetzte, korrigierte und überarb. Ausg. Märchen Grimm, Jacob. - Stuttgart : Reclam, 2012', '39_beziehung' => 'Zu Beginn ihrer Bekanntschaft verhielt sich Schlegel eher feindselig gegenüber Jacob Grimm. Er sah die Brüder Grimm als Konkurrenten. Die Sammlung „Altdeutsche Wälder“ (1813) der Brüder Grimm kritisierte er in den „Heidelberger Jahrbüchern“ polemisch. Später besserte sich das Verhältnis, Schlegel schätzte die sprachwissenschaftlichen Forschungen Jacob Grimms. 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Da ich meine eigene Saumseligkeit im Briefwechsel kenne, so will ich die Bezeugung meines Dankes nicht bis dahin verschieben, wenn ich Muße gefunden haben werde das reichhaltige Buch gründlich zu studiren. Ich bin zwar wie ein Habicht darüber hergefallen, aber ich darf doch nur flüchtig naschen, da ich eben in einer ganz andern Arbeit stecke. Einige Bemerkungen über Nebendinge sind Ihnen vielleicht nicht unwillkommen.<br><span class="index-3787 tp-20384 ">Hr. Ewald</span> hat Ihnen, wie zu erwarten stand, die Namen im <span class="index-3696 tp-20386 ">Hitôpadêśa</span> ganz richtig gedeutet. Die Ableitungssylbe <span class="slant-italic ">Ka</span> (nicht <span class="slant-italic ">aka</span>, das a gehört zum Hauptworte) ist verkleinernd, hypokoristisch, zuweilen mit einem Nebenbegriff der Geringschätzung, zuweilen bloß aneignend. Z. B. <span class="slant-italic ">laghu</span>, leicht, <span class="slant-italic ">patana</span>, der Flug: davon die Krähe: <span class="slant-italic ">laghu patanaka</span>, <span class="weight-bold ">Levipennis</span>; die Feldmaus, weil sie aufspeichert, von <span class="slant-italic ">hirańya</span>, Gold, <span class="slant-italic ">hiranyaka</span>, Chrysillus. Aber bei weitem nicht alle Namen im Hitôpadêśa endigen so. Alle sind bedeutsam, entweder malerisch oder charakteristisch, ich erinnere mich keiner solchen, die willkührlich aus der Menschenwelt entlehnt wären.<br>Seite CCLXXII u. f. wird überall für <span class="index-3696 tp-45151 ">Hitôpadêśa</span> <span class="index-3789 tp-20390 ">Panchatantra</span> zu setzen seyn. Nur von dem letzten gilt, was Sie von jenem sagen. Sie scheinen <span class="index-2385 tp-20387 ">Colebrookeʼs</span> Vorrede zu <span class="index-3798 tp-20413 ">der </span><span class="index-3798 tp-20413 index-5048 tp-45152 ">Seramporer</span><span class="index-3798 tp-20413 "> Ausgabe des Hitôpadêśa</span> nicht gelesen zu haben. Das Buch ist noch bei dem Buchhändler <span class="index-6661 tp-45153 ">der Ostindischen Compagnie</span>, und wegen der eben erwähnten Vorrede, theils auch als der erste von Europäern besorgte Text verdient es einen Platz in <span class="index-6248 tp-45154 ">der </span><span class="index-6248 tp-45154 index-2 tp-20414 ">Göttingischen</span><span class="index-6248 tp-45154 "> Bibliothek</span>. Ferner <span class="index-2471 tp-20415 index-3799 tp-20416 ">Silvestre de Sacyʼs</span><span class="index-3799 tp-20416 "> Einleitung zu dem Arabischen Calilah</span>. <span class="index-2553 tp-20389 index-3800 tp-20417 ">Wilsons</span><span class="index-3800 tp-20417 "> Auszug aus dem Panchatantra in </span><span class="index-3800 tp-20417 index-6748 tp-45156 ">den </span><span class="index-3800 tp-20417 index-6748 tp-45156 slant-italic ">Transactions of </span><span class="index-3800 tp-20417 index-6748 tp-45156 slant-italic index-6183 tp-45155 ">the Royal Asiatic Society of Great Britain</span>.<br>Als ich im J. 1823 einige Monate in <span class="index-292 tp-20388 ">London</span> zubrachte, sah ich noch nicht voraus, daß ich mir die Episode mit <span class="index-3517 tp-45158 ">der Ausgabe des </span><span class="index-3517 tp-45158 index-3696 tp-45157 ">Hitôpadêśa</span> erlauben würde, sonst hätte ich meine Aufmerksamkeit sogleich mit auf das <span class="index-3789 tp-45159 ">Panchatantra</span> gerichtet. Dieser Name bedeutet nicht die fünf Listen, sondern die fünf Abhandlungen. Nicht der Hitôpadêśa sondern das P.[ancha] T.[antra] ist das Original aller durch Vorder-Asien und Europa verbreiteten Übersetzungen und Nachahmungen. Der Hitôpadêśa ist, soviel ich weiß, erst in neueren Zeiten über die Gränzen Indiens hinausgekommen. Das P. T. wurde von dem Leibarzte <span class="index-3790 tp-20392 ">des Nuschirwan</span> nach Persien gebracht, es war also um die Mitte des 6<span class="offset-4 ">ten</span> Jh. nicht nur vorhanden, sondern schon berühmt. Ob man es aber darum in das 2<span class="offset-4 ">te</span> Jh. zurückschieben darf? Wenn wir erst eine kritische Ausgabe des P. T. haben, dann wird sich mit mehr Sicherheit davon sprechen lassen. <span class="index-2385 tp-45160 ">Colebrooke</span> hat eine Erwähnung des Astronomen <span class="index-3791 tp-20393 ">Varâhamihira</span> daraus angeführt, aber mehr um das Zeitalter des Astronomen, als um das Alter des Fabelbuchs zu bestimmen. In beiden Büchern wird der Erzähler Vishnu-śarman genannt; aber es ist nicht genau zu sagen, der Verfasser habe so geheißen; Vishnu-śarman ist vielmehr eine erdichtete Person. Der Vf. beider Bücher blieb anonym, vermuthlich aus dem ganz natürlichen Grunde, weil er mehr Sammler als Erfinder war.<br><span class="index-3696 tp-45161 ">Der Hitôpadêśa</span> kann demnach schwerlich früher als in das 7<span class="offset-4 ">te</span> Jh. gesetzt werden. Ich bin noch nicht ausdrücklich auf Zeitbestimmungen ausgegangen, doch fallen mir ein paar bei. Der Schauplatz, nämlich der Schauplatz der Einfassung, ist in <span class="index-3792 tp-20394 ">Pâtaliputra</span>, dem Palibothra <span class="index-3801 tp-20418 ">des Megasthenes</span>, und in allen Handschriften heißt es im Praesens: die Stadt liegt am Ufer des Ganges. Aber nun wissen wir wieder nicht, wann diese große Hauptstadt verödet worden. In L. 11, fab. 2 wird in <span class="index-3793 tp-20395 ">Magadha</span>, dem Stammlande der Buddhistischen Religion, ein <span class="index-6753 tp-45187 ">Buddha</span>-Tempel, <span class="slant-italic ">vihâra</span>, gebaut. Die Benennung dieser Provinz Behar, ist eben nichts anders als der eben erwähnte Name. Dieß deutet auf eine Zeit, wo die Buddhistische Religion dort noch frei ausgeübt ward.<br>Der Vf. <span class="index-3696 tp-45162 ">des Hitôpadêśa</span> sagt ganz redlich und bescheiden:<br>„Der Freunde Wahl, die Entzweiung, der Krieg ferner, der Friede dann,<br>Wird, geschöpft aus den <span class="weight-bold ">Fünf-Büchern</span>, und aus andern, beschrieben hier.“<br>Die Erzählungen im <span class="index-3789 tp-45164 ">P. T.</span> sind ausführlicher und zahlreicher; <span class="index-3696 tp-45163 ">der Hitôpadêśa</span> ist reicher an Sentenzen, und das hat wohl hauptsächlich sein Glück gemacht. Es ist eine Anthologie aus der gesamten Alt-Indischen Litteratur. Viele dieser Sprüche sind sehr alt, aus <span class="index-3717 tp-20398 ">dem Gesetzbuch des Manu</span>, <span class="index-1154 tp-20396 ">dem Râmâyańa</span>, <span class="index-3521 tp-20397 ">dem Mahâ Bhârata</span>; andre mehr modern von <span class="index-3794 tp-20399 ">Bhartrihari</span>, aus Schauspielen, u.s.w. <span class="index-2566 tp-20400 ">Herr Lassen</span> hat schon mehrere nachgewiesen. Dieses wird, bei gehöriger Vorsicht gegen die Interpolationen, zu relativen Zeitbestimmungen führen. Überhaupt ergiebt sich aus mancherlei Kennzeichen daß die dramatische Kunst schon ziemlich entwickelt war, als der Hitôpadêśa abgefaßt ward.<br>Der Ursprung der Thierfabel muß aber dennoch bei den Indiern in ein entferntes Alterthum gesetzt werden. Anspielungen, sprüchwörtliche Redensarten, deuten schon bei <span class="index-3717 tp-45165 ">Manu</span> darauf. So allgemein bekannt waren diese Fabelgleichnisse, daß eigne Worte dafür ausgeprägt wurden. Lesen Sie doch <span class="index-2566 tp-45166 ">Lassens</span> Anmerkung zu Dist. 34 der Einleitung <span class="index-3517 tp-45167 ">des Hitôpadêśa</span>. <span class="index-2553 tp-45168 ">Wilson</span> hat in der neuen Ausgabe <span class="index-3484 tp-20419 ">seines Lexicons</span> das Wort <span class="slant-italic ">Kâkatâlîya</span>, aber er hat es ganz falsch erklärt. Folgendes Beispiel steht im <span class="index-1154 tp-45169 ">Râmâyańa</span> L. 11, c. XII, 40. <span class="slant-italic ">śyêna</span>, der Habicht, <span class="slant-italic ">Kapôta</span>, die Taube; hieraus zusammengesetzt <span class="slant-italic ">śyênakapôtîya</span>, heißt: die Geschichte vom Habicht und der Taube. Eine vom Habicht verfolgte Taube rettet sich in den Busen eines Königs. Der Habicht sagt Du thust mir Unrecht, König, da Du mir meinen schon sichern Raub vorenthältst. Der König erwiedert: Begehre alles was Du willst, nur laß mich meinen Schützling retten. Der Habicht fodert zum Ersatz des Königs eignes Herz, dieser giebt es ihm, um sein Wort zu halten, und kommt dafür in den Himmel. Diese ganze Anspielung hat der Dichter in einen einzigen Vers gefaßt. Ferner giebt es eine Anzahl Wörter welche die Feindschaft zweier Thiergattungen z. B. Krähe und Ente, durch die beiden Namen mit einer Ableitungssylbe ausdrücken.<br>Nachträglich bemerke ich, daß die Namen der beiden Schakals vortrefflich zu ihren Rollen passen, <span class="slant-italic ">damanaka</span>, der Wohlgezogenling, predigt die Grundsätze der Servilität, <span class="slant-italic ">Karaṫaka</span>, der Krähenhafte, macht sich mausig mit Reden, versteht sich in Abwesenheit des Löwen; jener ist aber der Schlauere und Gewandtere.<br>Für das aufgefundene Zeugniß <span class="index-3795 tp-20401 ">des Themistius</span> bin ich Ihnen sehr dankbar. Das Baktrische und Syrische Reich konnten wohl eine Brücke bilden, aber ich vermuthe weit frühere Verpflanzungen Indischer Dichtung. Woher haben die Griechen ihre sieben Weisen? Sie konnten ja nicht einmal über die Personen einig werden. Die sieben Weisen Indiens sind uralt, und als die Sterne des großen Bären an den Himmel versetzt. Ist nicht <span class="index-3742 tp-45170 ">Aesopus</span> selbst eine morgenländische Fabelfigur?<br>Auf die Erfindung <span class="index-6041 tp-45171 ">des Reinhart</span>, diese biographische Zusammenstellung von Fuchs und Wolf habe ich von Seiten Indiens nicht den mindesten Anspruch zu machen: beide sind keine Indischen Fabelthiere, und scheinen überhaupt die Einbildungskraft der Dichter wenig beschäftigt zu haben, wiewohl die Namen der classischen Sprache nicht fehlen. Freilich die Rolle des Fuchses spielt so ziemlich der Schakal, doch scheinen die Sitten der beiden Gattungen noch beträchtlich verschieden zu seyn. Die heutigen Bengalen nennen den Fuchs einen kleinen Schakal.<br>Ich bin mit ihnen über den Grundsatz einig, daß man nicht unnützer Weise Entlehnungen annehmen muß. Doch scheint mir folgendes ein untrügliches Kennzeichen zu seyn. Wenn in zwei Exemplaren derselben Fabel eine andre Thiergattung substituirt wird, so ist die Erfindung gewiß da zu Hause, wo die Handlung am besten mit der Naturgeschichte übereinstimmt. In den sieben weisen Meistern rettet ein Hund das Kind in der Wiege, indem er eine Schlange tödtet, und wird dafür von seinem Herrn aus Mißverständniß umgebracht. Die Fabel steht im <span class="index-3696 tp-45172 ">Hitôpadêśa</span>, aber da ist es eine Art Wiesel, <span class="slant-italic ">viverraichneumon</span>, ein beliebtes Hausthierchen, dessen Feindschaft mit den Schlangen in Indien sprüchwörtlich bekannt ist. Hier könnten wir freilich dieses Kennzeichen entbehren, denn jenes Buch ist ja ausgemacht eine über <span class="index-1218 tp-20402 ">Constantinopel</span> nach Europa gebrachte Indische Dichtung. Vermuthlich nach einer Persischen Übertragung, denn in dem Griechischen Text heißt der Vater des verläumdeten Prinzen, Cyrus.<br>Der Indische Name des Wolfes ist <span class="slant-italic ">vŕika</span>, mit r vocalis. Das Litthauische schließt sich am nächsten an. Wir haben aber in zwei Altitalischen Mundarten zwei Exemplare. In dem einen sind die Buchstaben stehen geblieben, und die Thiergattung ist vertauscht; in dem andern hat sich die Thiergattung behauptet, und ein Buchstabe ist nach einer bekannten Regel vertauscht. Lateinisch <span class="slant-italic ">hircus</span>, ursprünglich <span class="slant-italic ">Fircus</span> oder <span class="slant-italic ">Vircus</span>. Dieß wäre also den Beispielen in <span class="index-2322 tp-20403 ">der Indischen Bibliothek</span> beizufügen. Samnitisch oder Oskisch <span class="slant-italic ">hirpus</span> oder <span class="slant-italic ">Firpus</span>, der Wolf. Da <span class="slant-italic ">vulfs</span> im Gothischen seine Wurzel hat so möchte ich nicht versuchen es mit <span class="slant-italic ">wrika</span> zu identificiren; noch weniger, wie <span class="index-2426 tp-45173 ">Bopp</span> gethan, <span class="slant-italic ">lupus</span> und λύκος. Unter sich sind diese Namen genau verbunden, auch in der Quantität übereinstimmend; von den übrigen möchte ich sie aber lieber sondern. ἀλώπηξ scheint mir auch fremd und unerklärlich, und am wenigsten möchte ich hier, wo vom ursprünglichen die Rede ist, den Corruptionen des Neugriechischen und der Romanischen Mundarten eine Stelle gönnen. Sollte das Spanische <span class="slant-italic ">raposo</span> nicht aus <span class="slant-italic ">rabiosus</span> entstanden seyn? Stammt das Französische <span class="slant-italic ">fouine</span> wirklich von <span class="slant-italic ">foin</span> her, oder vielleicht von dem Gothischen <span class="slant-italic ">faúhô</span>? Im Sanskrit heißt der Fuchs <span class="slant-italic ">Khikhi</span>, dieß scheint Nachahmung des Geschreies zu seyn; sonst umschreibend: <span class="slant-italic ">ulkâ-mukhin</span>, Brandschnauze.<br>Es ist merkwürdig, daß in der Indischen Fabel und selbst in der Sprache der Löwe als der König der Thierwelt erscheint, da ihm doch der Tiger diese Ehre hätte streitig machen können, welcher dort weit häufiger und allgemeiner verbreitet ist. Die Dichter schildern häufig die Kämpfe des Löwen mit dem Elephanten, und jenen immer als den Sieger. Haben doch die Engländer noch ganz vor kurzem sogar die Existenz des Löwen in Indien bezweifelt. Vielleicht war dieses Thier immer mehr in dem nördlichen Theile des Landes zu Hause. Desto räthselhafter wäre der Name von Ceylon, <span class="slant-italic ">Sinhâla</span>, Aufenthalt des Löwen. Überhaupt ist der dichterische Ruhm des Löwen seit <span class="index-274 tp-20405 ">Homer</span> von Asien ausgegangen, von Ländern, wo das Geschlecht jetzt ausgestorben ist; die bildende Kunst der Aegyptier und Griechen aber hat ihre Modelle aus Africa hergenommen. In Bezug auf den Asiatischen Löwen ist in der Naturgeschichte noch eine vollkommene Lücke. Daß im <span class="index-6041 tp-45174 ">Reinhart</span> der Löwe König der Thierwelt ist, muß doch wohl dem Vorbilde des classischen Alterthums oder dem Einflusse der Kreuzzüge zugeschrieben werden. Durch diese kam er ja auch in die Heraldik.<br>Da Sie, wie ich sehe, mit <span class="index-2491 tp-20407 ">Fauriel</span> in einem persönlichen Verhältnisse stehen, so wird es Ihnen vielleicht nicht uninteressant seyn, zu lesen <span class="index-3803 tp-20421 ">was ich über </span><span class="index-3803 tp-20421 index-3802 tp-20420 ">seine Schrift vom Ursprunge der Rittergedichte</span><span class="index-3803 tp-20421 "> gesagt habe</span>. Es steht, in mehrere Artikel vertheilt, im <span class="index-3796 tp-20408 slant-italic ">Journal des Débats</span>, vom October bis Januar.<br>Sie scheinen anzunehmen im Süden von Frankreich sey weniger Deutsches Geblüt als im Norden. Ich sollte meynen, wenigstens eben so viel, nämlich außer dem Fränkischen, Westgothisches, Ostgothisches und Burgundisches. Man sehe nur die Namen in den Diplomen.<br>Seyn Sie versichert, mein hochverehrter Freund, die Berichtigung eines Irrthums ist mir immer willkommen, wie übelwollend und in welchem Tone sie immer vorgetragen werden möge. Nur muß ich mich erst überzeugt haben, daß es wirklich eine Berichtigung ist, und beim <span class="index-930 tp-45176 ">Perceval</span> höre ich manches zuversichtlich behaupten, was mir noch sehr problematisch scheint. Die Namen sind entsetzlich corrumpirt, entweder durch die Abschreiber, oder durch ungenaue Auffassung und ungeschickte Schreibung von Seiten <span class="index-826 tp-45177 ">des Dichters</span> selbst. Und dieß ist geschehen bei Namen, deren Laute sich ganz bequem in Deutschen Buchstaben ausdrücken ließen z. B. <span class="slant-italic ">Pelrapeire</span> für <span class="slant-italic ">Belrepaire</span>. Was halten Sie von folgenden in <span class="index-2189 tp-20410 ">dem Fragment des Titurel</span> vorkommenden Namen: der Fürst von <span class="slant-italic ">Graswaldane</span>, und der Hund <span class="slant-italic ">Gardeviaz</span>? Sind die Formen Französisch oder Provenzalisch? Das erste bedeutet <span class="index-6749 tp-45178 slant-italic ">Grésivaudan</span>, Provenzalisch vermuthlich <span class="slant-italic ">Grasivaldana</span>. Bemerken Sie, daß in dem modernen geographischen Namen noch eine Spur der südlichen Mundart stehen geblieben ist, denn um ächt Französisch zu seyn, müßte es – <span class="slant-italic ">vaudain</span> oder – <span class="slant-italic ">vaudaine</span> heißen. Den zweiten Namen hat der Dichter ganz richtig erklärt. Provenzalisch <span class="slant-italic ">gardaviátz</span>, es ist von <span class="slant-italic ">viát</span> nicht von <span class="slant-italic ">vía</span>.<br>Bei der Bemerkung über die <span class="index-274 tp-45179 ">Homerischen</span> Namen p. CCXXIX erlauben Sie mir, den <span class="index-6750 tp-45180 ">Trojanischen</span> Helden Sans-souci, <span class="index-6751 tp-45181 ">Οὐκαλέγων</span>, in Erinnerung zu bringen. Meines Erachtens sind in Homer sehr viele Namen von Nebenpersonen rein ersonnen, und zwar zum Theil sprechend. Unsre Ansichten vom alten Epos weichen darin von einander ab, daß Sie der instinctmäßig wirkenden Überlieferung mehr zuschreiben, ich der besonnenen und absichtlichen Dichtung. Dieß wissen wir ja beiderseits lange, und wollen uns, hoffe ich, nicht darum entzweien.<br>Ich habe Ihnen mehr vorgeschwatzt, als ich anfangs zu thun gedachte. Ich hätte mir auch diese Episode nicht erlauben dürfen, wenn nicht gerade durch Krankheit des auf das Sanskrit eingeübten Setzers ein Stillstand in der Druckerei eingetreten wäre.<br>Ich habe zwei Übersetzungen <span class="index-3696 tp-45182 ">des Hitôpadêśa</span> in der Arbeit: <span class="index-3517 tp-20425 ">eine Lateinische</span> und eine Deutsche mit versificirten Sentenzen. Beide kosten mir viele Mühe und rücken nur langsam vor.<br>Haben Sie <span class="index-3804 tp-20422 ">einige Abhandlungen über die Sprache, die Künste und geselligen Verfassungen der Thiere von </span><span class="index-3804 tp-20422 index-3797 tp-20411 ">Dupont de Nemours</span> gelesen? Sie sind aus treuer Beobachtung der Natur geschrieben, ich habe die mündlichen Mittheilungen des liebenswürdigen Greises darüber oft mit Vergnügen angehört. Bei <span class="index-6792 tp-63703 ">der Französischen Akademie</span> haben sie ihn ausgelacht besonders mit seinen Sprachen der Vögel, weil sie eben keinen Sinn dafür und den Mechanismus im Kopfe hatten.<br>So mußte es kommen, daß die Engländer bei Ihnen für das Angelsächsische in die Schule gehen. <span class="index-3805 tp-20423 ">Eine correcte Ausgabe </span><span class="index-3805 tp-20423 index-6752 tp-45184 ">des Beowulf</span> und <span class="index-3807 tp-20424 index-930 tp-70880 ">des Perceval</span>, beide zwar ohne Entwickelung der kritischen Gründe: gewiß recht schön und wünschenswerth!<br>Nun wollte ich nur, es fänden sich hülfreiche Gelehrte, welche uns andern die schwierigen Gedichte ausführlich erklärten.<br>Warum kommen Sie denn gar nicht einmal an den Rhein? Es ist ja jetzt so leicht geworden. Auf dem Herwege gingen Sie über <span class="index-897 tp-20412 ">Mainz</span>, von wo man den Strom bis hieher in einem halben Tage hinunter fliegt; den Rückweg nähmen Sie durch Westphalen.<br>Leben Sie recht wohl, und seyn Sie meiner regen Teilnahme an allen Ihren Unternehmungen und meiner freundschaftlichsten Gesinnungen versichert.<br>Ganz der Ihrige<br><span class="weight-bold ">A. W. v. Schlegel</span><br><br>d. 9<span class="offset-4 ">t</span> Febr.<br>Pag. CCLXXXI ist <span class="slant-italic ">rachasi</span> keine Thiergattung, sondern eine dämonische Riesin, richtig geschrieben <span class="slant-italic ">râkshasî</span>. – <span class="slant-italic ">Sommona-codom</span> ist der corrumpirte Name <span class="index-6753 tp-45186 ">des Buddha</span>. Der zweite Bestandtheil ist <span class="slant-italic ">Gôtama</span>, über den ersten zweifelt man, ob es <span class="slant-italic ">samâna</span> oder <span class="slant-italic ">śramańa</span> seyn soll.', '36_xml' => '<p><placeName key="887">Bonn</placeName> d. 5<hi rend="offset:4">tn</hi> Jan. 1834<lb/>Sie haben mir, mein hochverehrter Herr und Freund, durch das Geschenk <name key="3788" type="work">Ihres neuen Werkes</name> eine lebhafte Freude gemacht. Da ich meine eigene Saumseligkeit im Briefwechsel kenne, so will ich die Bezeugung meines Dankes nicht bis dahin verschieben, wenn ich Muße gefunden haben werde das reichhaltige Buch gründlich zu studiren. Ich bin zwar wie ein Habicht darüber hergefallen, aber ich darf doch nur flüchtig naschen, da ich eben in einer ganz andern Arbeit stecke. Einige Bemerkungen über Nebendinge sind Ihnen vielleicht nicht unwillkommen.<lb/><persName key="3787">Hr. Ewald</persName> hat Ihnen, wie zu erwarten stand, die Namen im <name key="3696" type="work">Hitôpadêśa</name> ganz richtig gedeutet. Die Ableitungssylbe <hi rend="slant:italic">Ka</hi> (nicht <hi rend="slant:italic">aka</hi>, das a gehört zum Hauptworte) ist verkleinernd, hypokoristisch, zuweilen mit einem Nebenbegriff der Geringschätzung, zuweilen bloß aneignend. Z. B. <hi rend="slant:italic">laghu</hi>, leicht, <hi rend="slant:italic">patana</hi>, der Flug: davon die Krähe: <hi rend="slant:italic">laghu patanaka</hi>, <hi rend="weight:bold">Levipennis</hi>; die Feldmaus, weil sie aufspeichert, von <hi rend="slant:italic">hirańya</hi>, Gold, <hi rend="slant:italic">hiranyaka</hi>, Chrysillus. Aber bei weitem nicht alle Namen im Hitôpadêśa endigen so. Alle sind bedeutsam, entweder malerisch oder charakteristisch, ich erinnere mich keiner solchen, die willkührlich aus der Menschenwelt entlehnt wären.<lb/>Seite CCLXXII u. f. wird überall für <name key="3696" type="work">Hitôpadêśa</name> <name key="3789" type="work">Panchatantra</name> zu setzen seyn. Nur von dem letzten gilt, was Sie von jenem sagen. Sie scheinen <persName key="2385">Colebrookeʼs</persName> Vorrede zu <name key="3798" type="work">der <placeName key="5048">Seramporer</placeName> Ausgabe des Hitôpadêśa</name> nicht gelesen zu haben. Das Buch ist noch bei dem Buchhändler <orgName key="6661">der Ostindischen Compagnie</orgName>, und wegen der eben erwähnten Vorrede, theils auch als der erste von Europäern besorgte Text verdient es einen Platz in <orgName key="6248">der <placeName key="2">Göttingischen</placeName> Bibliothek</orgName>. Ferner <name key="3799" type="work"><persName key="2471">Silvestre de Sacyʼs</persName> Einleitung zu dem Arabischen Calilah</name>. <name key="3800" type="work"><persName key="2553">Wilsons</persName> Auszug aus dem Panchatantra in <name key="6748" type="periodical">den <hi rend="slant:italic">Transactions of <orgName key="6183">the Royal Asiatic Society of Great Britain</orgName></hi></name></name>.<lb/>Als ich im J. 1823 einige Monate in <placeName key="292">London</placeName> zubrachte, sah ich noch nicht voraus, daß ich mir die Episode mit <name key="3517" type="work">der Ausgabe des <name key="3696" type="work">Hitôpadêśa</name></name> erlauben würde, sonst hätte ich meine Aufmerksamkeit sogleich mit auf das <name key="3789" type="work">Panchatantra</name> gerichtet. Dieser Name bedeutet nicht die fünf Listen, sondern die fünf Abhandlungen. Nicht der Hitôpadêśa sondern das P.[ancha] T.[antra] ist das Original aller durch Vorder-Asien und Europa verbreiteten Übersetzungen und Nachahmungen. Der Hitôpadêśa ist, soviel ich weiß, erst in neueren Zeiten über die Gränzen Indiens hinausgekommen. Das P. T. wurde von dem Leibarzte <persName key="3790">des Nuschirwan</persName> nach Persien gebracht, es war also um die Mitte des 6<hi rend="offset:4">ten</hi> Jh. nicht nur vorhanden, sondern schon berühmt. Ob man es aber darum in das 2<hi rend="offset:4">te</hi> Jh. zurückschieben darf? Wenn wir erst eine kritische Ausgabe des P. T. haben, dann wird sich mit mehr Sicherheit davon sprechen lassen. <persName key="2385">Colebrooke</persName> hat eine Erwähnung des Astronomen <persName key="3791">Varâhamihira</persName> daraus angeführt, aber mehr um das Zeitalter des Astronomen, als um das Alter des Fabelbuchs zu bestimmen. In beiden Büchern wird der Erzähler Vishnu-śarman genannt; aber es ist nicht genau zu sagen, der Verfasser habe so geheißen; Vishnu-śarman ist vielmehr eine erdichtete Person. Der Vf. beider Bücher blieb anonym, vermuthlich aus dem ganz natürlichen Grunde, weil er mehr Sammler als Erfinder war.<lb/><name key="3696" type="work">Der Hitôpadêśa</name> kann demnach schwerlich früher als in das 7<hi rend="offset:4">te</hi> Jh. gesetzt werden. Ich bin noch nicht ausdrücklich auf Zeitbestimmungen ausgegangen, doch fallen mir ein paar bei. Der Schauplatz, nämlich der Schauplatz der Einfassung, ist in <placeName key="3792">Pâtaliputra</placeName>, dem Palibothra <persName key="3801">des Megasthenes</persName>, und in allen Handschriften heißt es im Praesens: die Stadt liegt am Ufer des Ganges. Aber nun wissen wir wieder nicht, wann diese große Hauptstadt verödet worden. In L. 11, fab. 2 wird in <placeName key="3793">Magadha</placeName>, dem Stammlande der Buddhistischen Religion, ein <persName key="6753">Buddha</persName>-Tempel, <hi rend="slant:italic">vihâra</hi>, gebaut. Die Benennung dieser Provinz Behar, ist eben nichts anders als der eben erwähnte Name. Dieß deutet auf eine Zeit, wo die Buddhistische Religion dort noch frei ausgeübt ward.<lb/>Der Vf. <name key="3696" type="work">des Hitôpadêśa</name> sagt ganz redlich und bescheiden:<lb/>„Der Freunde Wahl, die Entzweiung, der Krieg ferner, der Friede dann,<lb/>Wird, geschöpft aus den <hi rend="weight:bold">Fünf-Büchern</hi>, und aus andern, beschrieben hier.“<lb/>Die Erzählungen im <name key="3789" type="work">P. T.</name> sind ausführlicher und zahlreicher; <name key="3696" type="work">der Hitôpadêśa</name> ist reicher an Sentenzen, und das hat wohl hauptsächlich sein Glück gemacht. Es ist eine Anthologie aus der gesamten Alt-Indischen Litteratur. Viele dieser Sprüche sind sehr alt, aus <name key="3717" type="work">dem Gesetzbuch des Manu</name>, <name key="1154" type="work">dem Râmâyańa</name>, <name key="3521" type="work">dem Mahâ Bhârata</name>; andre mehr modern von <persName key="3794">Bhartrihari</persName>, aus Schauspielen, u.s.w. <persName key="2566">Herr Lassen</persName> hat schon mehrere nachgewiesen. Dieses wird, bei gehöriger Vorsicht gegen die Interpolationen, zu relativen Zeitbestimmungen führen. Überhaupt ergiebt sich aus mancherlei Kennzeichen daß die dramatische Kunst schon ziemlich entwickelt war, als der Hitôpadêśa abgefaßt ward.<lb/>Der Ursprung der Thierfabel muß aber dennoch bei den Indiern in ein entferntes Alterthum gesetzt werden. Anspielungen, sprüchwörtliche Redensarten, deuten schon bei <name key="3717" type="work">Manu</name> darauf. So allgemein bekannt waren diese Fabelgleichnisse, daß eigne Worte dafür ausgeprägt wurden. Lesen Sie doch <persName key="2566">Lassens</persName> Anmerkung zu Dist. 34 der Einleitung <name key="3517" type="work">des Hitôpadêśa</name>. <persName key="2553">Wilson</persName> hat in der neuen Ausgabe <name key="3484" type="work">seines Lexicons</name> das Wort <hi rend="slant:italic">Kâkatâlîya</hi>, aber er hat es ganz falsch erklärt. Folgendes Beispiel steht im <name key="1154" type="work">Râmâyańa</name> L. 11, c. XII, 40. <hi rend="slant:italic">śyêna</hi>, der Habicht, <hi rend="slant:italic">Kapôta</hi>, die Taube; hieraus zusammengesetzt <hi rend="slant:italic">śyênakapôtîya</hi>, heißt: die Geschichte vom Habicht und der Taube. Eine vom Habicht verfolgte Taube rettet sich in den Busen eines Königs. Der Habicht sagt Du thust mir Unrecht, König, da Du mir meinen schon sichern Raub vorenthältst. Der König erwiedert: Begehre alles was Du willst, nur laß mich meinen Schützling retten. Der Habicht fodert zum Ersatz des Königs eignes Herz, dieser giebt es ihm, um sein Wort zu halten, und kommt dafür in den Himmel. Diese ganze Anspielung hat der Dichter in einen einzigen Vers gefaßt. Ferner giebt es eine Anzahl Wörter welche die Feindschaft zweier Thiergattungen z. B. Krähe und Ente, durch die beiden Namen mit einer Ableitungssylbe ausdrücken.<lb/>Nachträglich bemerke ich, daß die Namen der beiden Schakals vortrefflich zu ihren Rollen passen, <hi rend="slant:italic">damanaka</hi>, der Wohlgezogenling, predigt die Grundsätze der Servilität, <hi rend="slant:italic">Karaṫaka</hi>, der Krähenhafte, macht sich mausig mit Reden, versteht sich in Abwesenheit des Löwen; jener ist aber der Schlauere und Gewandtere.<lb/>Für das aufgefundene Zeugniß <persName key="3795">des Themistius</persName> bin ich Ihnen sehr dankbar. Das Baktrische und Syrische Reich konnten wohl eine Brücke bilden, aber ich vermuthe weit frühere Verpflanzungen Indischer Dichtung. Woher haben die Griechen ihre sieben Weisen? Sie konnten ja nicht einmal über die Personen einig werden. Die sieben Weisen Indiens sind uralt, und als die Sterne des großen Bären an den Himmel versetzt. Ist nicht <persName key="3742">Aesopus</persName> selbst eine morgenländische Fabelfigur?<lb/>Auf die Erfindung <name key="6041" type="work">des Reinhart</name>, diese biographische Zusammenstellung von Fuchs und Wolf habe ich von Seiten Indiens nicht den mindesten Anspruch zu machen: beide sind keine Indischen Fabelthiere, und scheinen überhaupt die Einbildungskraft der Dichter wenig beschäftigt zu haben, wiewohl die Namen der classischen Sprache nicht fehlen. Freilich die Rolle des Fuchses spielt so ziemlich der Schakal, doch scheinen die Sitten der beiden Gattungen noch beträchtlich verschieden zu seyn. Die heutigen Bengalen nennen den Fuchs einen kleinen Schakal.<lb/>Ich bin mit ihnen über den Grundsatz einig, daß man nicht unnützer Weise Entlehnungen annehmen muß. Doch scheint mir folgendes ein untrügliches Kennzeichen zu seyn. Wenn in zwei Exemplaren derselben Fabel eine andre Thiergattung substituirt wird, so ist die Erfindung gewiß da zu Hause, wo die Handlung am besten mit der Naturgeschichte übereinstimmt. In den sieben weisen Meistern rettet ein Hund das Kind in der Wiege, indem er eine Schlange tödtet, und wird dafür von seinem Herrn aus Mißverständniß umgebracht. Die Fabel steht im <name key="3696" type="work">Hitôpadêśa</name>, aber da ist es eine Art Wiesel, <hi rend="slant:italic">viverraichneumon</hi>, ein beliebtes Hausthierchen, dessen Feindschaft mit den Schlangen in Indien sprüchwörtlich bekannt ist. Hier könnten wir freilich dieses Kennzeichen entbehren, denn jenes Buch ist ja ausgemacht eine über <placeName key="1218">Constantinopel</placeName> nach Europa gebrachte Indische Dichtung. Vermuthlich nach einer Persischen Übertragung, denn in dem Griechischen Text heißt der Vater des verläumdeten Prinzen, Cyrus.<lb/>Der Indische Name des Wolfes ist <hi rend="slant:italic">vŕika</hi>, mit r vocalis. Das Litthauische schließt sich am nächsten an. Wir haben aber in zwei Altitalischen Mundarten zwei Exemplare. In dem einen sind die Buchstaben stehen geblieben, und die Thiergattung ist vertauscht; in dem andern hat sich die Thiergattung behauptet, und ein Buchstabe ist nach einer bekannten Regel vertauscht. Lateinisch <hi rend="slant:italic">hircus</hi>, ursprünglich <hi rend="slant:italic">Fircus</hi> oder <hi rend="slant:italic">Vircus</hi>. Dieß wäre also den Beispielen in <name key="2322" type="periodical">der Indischen Bibliothek</name> beizufügen. Samnitisch oder Oskisch <hi rend="slant:italic">hirpus</hi> oder <hi rend="slant:italic">Firpus</hi>, der Wolf. 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Im Sanskrit heißt der Fuchs <hi rend="slant:italic">Khikhi</hi>, dieß scheint Nachahmung des Geschreies zu seyn; sonst umschreibend: <hi rend="slant:italic">ulkâ-mukhin</hi>, Brandschnauze.<lb/>Es ist merkwürdig, daß in der Indischen Fabel und selbst in der Sprache der Löwe als der König der Thierwelt erscheint, da ihm doch der Tiger diese Ehre hätte streitig machen können, welcher dort weit häufiger und allgemeiner verbreitet ist. Die Dichter schildern häufig die Kämpfe des Löwen mit dem Elephanten, und jenen immer als den Sieger. Haben doch die Engländer noch ganz vor kurzem sogar die Existenz des Löwen in Indien bezweifelt. Vielleicht war dieses Thier immer mehr in dem nördlichen Theile des Landes zu Hause. Desto räthselhafter wäre der Name von Ceylon, <hi rend="slant:italic">Sinhâla</hi>, Aufenthalt des Löwen. 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Es steht, in mehrere Artikel vertheilt, im <name key="3796" type="periodical"><hi rend="slant:italic">Journal des Débats</hi></name>, vom October bis Januar.<lb/>Sie scheinen anzunehmen im Süden von Frankreich sey weniger Deutsches Geblüt als im Norden. Ich sollte meynen, wenigstens eben so viel, nämlich außer dem Fränkischen, Westgothisches, Ostgothisches und Burgundisches. Man sehe nur die Namen in den Diplomen.<lb/>Seyn Sie versichert, mein hochverehrter Freund, die Berichtigung eines Irrthums ist mir immer willkommen, wie übelwollend und in welchem Tone sie immer vorgetragen werden möge. Nur muß ich mich erst überzeugt haben, daß es wirklich eine Berichtigung ist, und beim <name key="930" type="work">Perceval</name> höre ich manches zuversichtlich behaupten, was mir noch sehr problematisch scheint. Die Namen sind entsetzlich corrumpirt, entweder durch die Abschreiber, oder durch ungenaue Auffassung und ungeschickte Schreibung von Seiten <persName key="826">des Dichters</persName> selbst. Und dieß ist geschehen bei Namen, deren Laute sich ganz bequem in Deutschen Buchstaben ausdrücken ließen z. B. <hi rend="slant:italic">Pelrapeire</hi> für <hi rend="slant:italic">Belrepaire</hi>. Was halten Sie von folgenden in <name key="2189" type="work">dem Fragment des Titurel</name> vorkommenden Namen: der Fürst von <hi rend="slant:italic">Graswaldane</hi>, und der Hund <hi rend="slant:italic">Gardeviaz</hi>? Sind die Formen Französisch oder Provenzalisch? Das erste bedeutet <placeName key="6749"><hi rend="slant:italic">Grésivaudan</hi></placeName>, Provenzalisch vermuthlich <hi rend="slant:italic">Grasivaldana</hi>. Bemerken Sie, daß in dem modernen geographischen Namen noch eine Spur der südlichen Mundart stehen geblieben ist, denn um ächt Französisch zu seyn, müßte es – <hi rend="slant:italic">vaudain</hi> oder – <hi rend="slant:italic">vaudaine</hi> heißen. Den zweiten Namen hat der Dichter ganz richtig erklärt. Provenzalisch <hi rend="slant:italic">gardaviátz</hi>, es ist von <hi rend="slant:italic">viát</hi> nicht von <hi rend="slant:italic">vía</hi>.<lb/>Bei der Bemerkung über die <persName key="274">Homerischen</persName> Namen p. CCXXIX erlauben Sie mir, den <placeName key="6750">Trojanischen</placeName> Helden Sans-souci, <persName key="6751">Οὐκαλέγων</persName>, in Erinnerung zu bringen. Meines Erachtens sind in Homer sehr viele Namen von Nebenpersonen rein ersonnen, und zwar zum Theil sprechend. Unsre Ansichten vom alten Epos weichen darin von einander ab, daß Sie der instinctmäßig wirkenden Überlieferung mehr zuschreiben, ich der besonnenen und absichtlichen Dichtung. Dieß wissen wir ja beiderseits lange, und wollen uns, hoffe ich, nicht darum entzweien.<lb/>Ich habe Ihnen mehr vorgeschwatzt, als ich anfangs zu thun gedachte. Ich hätte mir auch diese Episode nicht erlauben dürfen, wenn nicht gerade durch Krankheit des auf das Sanskrit eingeübten Setzers ein Stillstand in der Druckerei eingetreten wäre.<lb/>Ich habe zwei Übersetzungen <name key="3696" type="work">des Hitôpadêśa</name> in der Arbeit: <name key="3517" type="work">eine Lateinische</name> und eine Deutsche mit versificirten Sentenzen. Beide kosten mir viele Mühe und rücken nur langsam vor.<lb/>Haben Sie <name key="3804" type="work">einige Abhandlungen über die Sprache, die Künste und geselligen Verfassungen der Thiere von <persName key="3797">Dupont de Nemours</persName></name> gelesen? Sie sind aus treuer Beobachtung der Natur geschrieben, ich habe die mündlichen Mittheilungen des liebenswürdigen Greises darüber oft mit Vergnügen angehört. Bei <orgName key="6792">der Französischen Akademie</orgName> haben sie ihn ausgelacht besonders mit seinen Sprachen der Vögel, weil sie eben keinen Sinn dafür und den Mechanismus im Kopfe hatten.<lb/>So mußte es kommen, daß die Engländer bei Ihnen für das Angelsächsische in die Schule gehen. <name key="3805" type="work">Eine correcte Ausgabe <name key="6752" type="work">des Beowulf</name></name> und <name key="3807" type="work"><name key="930" type="work">des Perceval</name></name>, beide zwar ohne Entwickelung der kritischen Gründe: gewiß recht schön und wünschenswerth!<lb/>Nun wollte ich nur, es fänden sich hülfreiche Gelehrte, welche uns andern die schwierigen Gedichte ausführlich erklärten.<lb/>Warum kommen Sie denn gar nicht einmal an den Rhein? Es ist ja jetzt so leicht geworden. Auf dem Herwege gingen Sie über <placeName key="897">Mainz</placeName>, von wo man den Strom bis hieher in einem halben Tage hinunter fliegt; den Rückweg nähmen Sie durch Westphalen.<lb/>Leben Sie recht wohl, und seyn Sie meiner regen Teilnahme an allen Ihren Unternehmungen und meiner freundschaftlichsten Gesinnungen versichert.<lb/>Ganz der Ihrige<lb/><hi rend="weight:bold">A. W. v. Schlegel</hi><lb/><lb/>d. 9<hi rend="offset:4">t</hi> Febr.<lb/>Pag. CCLXXXI ist <hi rend="slant:italic">rachasi</hi> keine Thiergattung, sondern eine dämonische Riesin, richtig geschrieben <hi rend="slant:italic">râkshasî</hi>. – <hi rend="slant:italic">Sommona-codom</hi> ist der corrumpirte Name <persName key="6753">des Buddha</persName>. Der zweite Bestandtheil ist <hi rend="slant:italic">Gôtama</hi>, über den ersten zweifelt man, ob es <hi rend="slant:italic">samâna</hi> oder <hi rend="slant:italic">śramańa</hi> seyn soll.</p>', '36_xml_standoff' => '<anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB20383"/>Bonn<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE20383"/> d. 5<hi rend="offset:4">tn</hi> Jan. 1834<lb/>Sie haben mir, mein hochverehrter Herr und Freund, durch das Geschenk <anchor type="b" n="3788" ana="12" xml:id="NidB20385"/>Ihres neuen Werkes<anchor type="e" n="3788" ana="12" xml:id="NidE20385"/> eine lebhafte Freude gemacht. Da ich meine eigene Saumseligkeit im Briefwechsel kenne, so will ich die Bezeugung meines Dankes nicht bis dahin verschieben, wenn ich Muße gefunden haben werde das reichhaltige Buch gründlich zu studiren. Ich bin zwar wie ein Habicht darüber hergefallen, aber ich darf doch nur flüchtig naschen, da ich eben in einer ganz andern Arbeit stecke. Einige Bemerkungen über Nebendinge sind Ihnen vielleicht nicht unwillkommen.<lb/><anchor type="b" n="3787" ana="11" xml:id="NidB20384"/>Hr. Ewald<anchor type="e" n="3787" ana="11" xml:id="NidE20384"/> hat Ihnen, wie zu erwarten stand, die Namen im <anchor type="b" n="3696" ana="12" xml:id="NidB20386"/>Hitôpadêśa<anchor type="e" n="3696" ana="12" xml:id="NidE20386"/> ganz richtig gedeutet. Die Ableitungssylbe <hi rend="slant:italic">Ka</hi> (nicht <hi rend="slant:italic">aka</hi>, das a gehört zum Hauptworte) ist verkleinernd, hypokoristisch, zuweilen mit einem Nebenbegriff der Geringschätzung, zuweilen bloß aneignend. Z. B. <hi rend="slant:italic">laghu</hi>, leicht, <hi rend="slant:italic">patana</hi>, der Flug: davon die Krähe: <hi rend="slant:italic">laghu patanaka</hi>, <hi rend="weight:bold">Levipennis</hi>; die Feldmaus, weil sie aufspeichert, von <hi rend="slant:italic">hirańya</hi>, Gold, <hi rend="slant:italic">hiranyaka</hi>, Chrysillus. Aber bei weitem nicht alle Namen im Hitôpadêśa endigen so. Alle sind bedeutsam, entweder malerisch oder charakteristisch, ich erinnere mich keiner solchen, die willkührlich aus der Menschenwelt entlehnt wären.<lb/>Seite CCLXXII u. f. wird überall für <anchor type="b" n="3696" ana="12" xml:id="NidB45151"/>Hitôpadêśa<anchor type="e" n="3696" ana="12" xml:id="NidE45151"/> <anchor type="b" n="3789" ana="12" xml:id="NidB20390"/>Panchatantra<anchor type="e" n="3789" ana="12" xml:id="NidE20390"/> zu setzen seyn. Nur von dem letzten gilt, was Sie von jenem sagen. Sie scheinen <anchor type="b" n="2385" ana="11" xml:id="NidB20387"/>Colebrookeʼs<anchor type="e" n="2385" ana="11" xml:id="NidE20387"/> Vorrede zu <anchor type="b" n="3798" ana="12" xml:id="NidB20413"/>der <anchor type="b" n="5048" ana="10" xml:id="NidB45152"/>Seramporer<anchor type="e" n="5048" ana="10" xml:id="NidE45152"/> Ausgabe des Hitôpadêśa<anchor type="e" n="3798" ana="12" xml:id="NidE20413"/> nicht gelesen zu haben. Das Buch ist noch bei dem Buchhändler <anchor type="b" n="6661" ana="15" xml:id="NidB45153"/>der Ostindischen Compagnie<anchor type="e" n="6661" ana="15" xml:id="NidE45153"/>, und wegen der eben erwähnten Vorrede, theils auch als der erste von Europäern besorgte Text verdient es einen Platz in <anchor type="b" n="6248" ana="15" xml:id="NidB45154"/>der <anchor type="b" n="2" ana="10" xml:id="NidB20414"/>Göttingischen<anchor type="e" n="2" ana="10" xml:id="NidE20414"/> Bibliothek<anchor type="e" n="6248" ana="15" xml:id="NidE45154"/>. Ferner <anchor type="b" n="3799" ana="12" xml:id="NidB20416"/><anchor type="b" n="2471" ana="11" xml:id="NidB20415"/>Silvestre de Sacyʼs<anchor type="e" n="2471" ana="11" xml:id="NidE20415"/> Einleitung zu dem Arabischen Calilah<anchor type="e" n="3799" ana="12" xml:id="NidE20416"/>. <anchor type="b" n="3800" ana="12" xml:id="NidB20417"/><anchor type="b" n="2553" ana="11" xml:id="NidB20389"/>Wilsons<anchor type="e" n="2553" ana="11" xml:id="NidE20389"/> Auszug aus dem Panchatantra in <anchor type="b" n="6748" ana="13" xml:id="NidB45156"/>den <hi rend="slant:italic">Transactions of <anchor type="b" n="6183" ana="15" xml:id="NidB45155"/>the Royal Asiatic Society of Great Britain<anchor type="e" n="6183" ana="15" xml:id="NidE45155"/></hi><anchor type="e" n="6748" ana="13" xml:id="NidE45156"/><anchor type="e" n="3800" ana="12" xml:id="NidE20417"/>.<lb/>Als ich im J. 1823 einige Monate in <anchor type="b" n="292" ana="10" xml:id="NidB20388"/>London<anchor type="e" n="292" ana="10" xml:id="NidE20388"/> zubrachte, sah ich noch nicht voraus, daß ich mir die Episode mit <anchor type="b" n="3517" ana="12" xml:id="NidB45158"/>der Ausgabe des <anchor type="b" n="3696" ana="12" xml:id="NidB45157"/>Hitôpadêśa<anchor type="e" n="3696" ana="12" xml:id="NidE45157"/><anchor type="e" n="3517" ana="12" xml:id="NidE45158"/> erlauben würde, sonst hätte ich meine Aufmerksamkeit sogleich mit auf das <anchor type="b" n="3789" ana="12" xml:id="NidB45159"/>Panchatantra<anchor type="e" n="3789" ana="12" xml:id="NidE45159"/> gerichtet. Dieser Name bedeutet nicht die fünf Listen, sondern die fünf Abhandlungen. Nicht der Hitôpadêśa sondern das P.[ancha] T.[antra] ist das Original aller durch Vorder-Asien und Europa verbreiteten Übersetzungen und Nachahmungen. Der Hitôpadêśa ist, soviel ich weiß, erst in neueren Zeiten über die Gränzen Indiens hinausgekommen. Das P. T. wurde von dem Leibarzte <anchor type="b" n="3790" ana="11" xml:id="NidB20392"/>des Nuschirwan<anchor type="e" n="3790" ana="11" xml:id="NidE20392"/> nach Persien gebracht, es war also um die Mitte des 6<hi rend="offset:4">ten</hi> Jh. nicht nur vorhanden, sondern schon berühmt. Ob man es aber darum in das 2<hi rend="offset:4">te</hi> Jh. zurückschieben darf? Wenn wir erst eine kritische Ausgabe des P. T. haben, dann wird sich mit mehr Sicherheit davon sprechen lassen. <anchor type="b" n="2385" ana="11" xml:id="NidB45160"/>Colebrooke<anchor type="e" n="2385" ana="11" xml:id="NidE45160"/> hat eine Erwähnung des Astronomen <anchor type="b" n="3791" ana="11" xml:id="NidB20393"/>Varâhamihira<anchor type="e" n="3791" ana="11" xml:id="NidE20393"/> daraus angeführt, aber mehr um das Zeitalter des Astronomen, als um das Alter des Fabelbuchs zu bestimmen. In beiden Büchern wird der Erzähler Vishnu-śarman genannt; aber es ist nicht genau zu sagen, der Verfasser habe so geheißen; Vishnu-śarman ist vielmehr eine erdichtete Person. Der Vf. beider Bücher blieb anonym, vermuthlich aus dem ganz natürlichen Grunde, weil er mehr Sammler als Erfinder war.<lb/><anchor type="b" n="3696" ana="12" xml:id="NidB45161"/>Der Hitôpadêśa<anchor type="e" n="3696" ana="12" xml:id="NidE45161"/> kann demnach schwerlich früher als in das 7<hi rend="offset:4">te</hi> Jh. gesetzt werden. Ich bin noch nicht ausdrücklich auf Zeitbestimmungen ausgegangen, doch fallen mir ein paar bei. Der Schauplatz, nämlich der Schauplatz der Einfassung, ist in <anchor type="b" n="3792" ana="10" xml:id="NidB20394"/>Pâtaliputra<anchor type="e" n="3792" ana="10" xml:id="NidE20394"/>, dem Palibothra <anchor type="b" n="3801" ana="11" xml:id="NidB20418"/>des Megasthenes<anchor type="e" n="3801" ana="11" xml:id="NidE20418"/>, und in allen Handschriften heißt es im Praesens: die Stadt liegt am Ufer des Ganges. Aber nun wissen wir wieder nicht, wann diese große Hauptstadt verödet worden. In L. 11, fab. 2 wird in <anchor type="b" n="3793" ana="10" xml:id="NidB20395"/>Magadha<anchor type="e" n="3793" ana="10" xml:id="NidE20395"/>, dem Stammlande der Buddhistischen Religion, ein <anchor type="b" n="6753" ana="11" xml:id="NidB45187"/>Buddha<anchor type="e" n="6753" ana="11" xml:id="NidE45187"/>-Tempel, <hi rend="slant:italic">vihâra</hi>, gebaut. Die Benennung dieser Provinz Behar, ist eben nichts anders als der eben erwähnte Name. Dieß deutet auf eine Zeit, wo die Buddhistische Religion dort noch frei ausgeübt ward.<lb/>Der Vf. <anchor type="b" n="3696" ana="12" xml:id="NidB45162"/>des Hitôpadêśa<anchor type="e" n="3696" ana="12" xml:id="NidE45162"/> sagt ganz redlich und bescheiden:<lb/>„Der Freunde Wahl, die Entzweiung, der Krieg ferner, der Friede dann,<lb/>Wird, geschöpft aus den <hi rend="weight:bold">Fünf-Büchern</hi>, und aus andern, beschrieben hier.“<lb/>Die Erzählungen im <anchor type="b" n="3789" ana="12" xml:id="NidB45164"/>P. T.<anchor type="e" n="3789" ana="12" xml:id="NidE45164"/> sind ausführlicher und zahlreicher; <anchor type="b" n="3696" ana="12" xml:id="NidB45163"/>der Hitôpadêśa<anchor type="e" n="3696" ana="12" xml:id="NidE45163"/> ist reicher an Sentenzen, und das hat wohl hauptsächlich sein Glück gemacht. Es ist eine Anthologie aus der gesamten Alt-Indischen Litteratur. Viele dieser Sprüche sind sehr alt, aus <anchor type="b" n="3717" ana="12" xml:id="NidB20398"/>dem Gesetzbuch des Manu<anchor type="e" n="3717" ana="12" xml:id="NidE20398"/>, <anchor type="b" n="1154" ana="12" xml:id="NidB20396"/>dem Râmâyańa<anchor type="e" n="1154" ana="12" xml:id="NidE20396"/>, <anchor type="b" n="3521" ana="12" xml:id="NidB20397"/>dem Mahâ Bhârata<anchor type="e" n="3521" ana="12" xml:id="NidE20397"/>; andre mehr modern von <anchor type="b" n="3794" ana="11" xml:id="NidB20399"/>Bhartrihari<anchor type="e" n="3794" ana="11" xml:id="NidE20399"/>, aus Schauspielen, u.s.w. <anchor type="b" n="2566" ana="11" xml:id="NidB20400"/>Herr Lassen<anchor type="e" n="2566" ana="11" xml:id="NidE20400"/> hat schon mehrere nachgewiesen. Dieses wird, bei gehöriger Vorsicht gegen die Interpolationen, zu relativen Zeitbestimmungen führen. Überhaupt ergiebt sich aus mancherlei Kennzeichen daß die dramatische Kunst schon ziemlich entwickelt war, als der Hitôpadêśa abgefaßt ward.<lb/>Der Ursprung der Thierfabel muß aber dennoch bei den Indiern in ein entferntes Alterthum gesetzt werden. Anspielungen, sprüchwörtliche Redensarten, deuten schon bei <anchor type="b" n="3717" ana="12" xml:id="NidB45165"/>Manu<anchor type="e" n="3717" ana="12" xml:id="NidE45165"/> darauf. So allgemein bekannt waren diese Fabelgleichnisse, daß eigne Worte dafür ausgeprägt wurden. Lesen Sie doch <anchor type="b" n="2566" ana="11" xml:id="NidB45166"/>Lassens<anchor type="e" n="2566" ana="11" xml:id="NidE45166"/> Anmerkung zu Dist. 34 der Einleitung <anchor type="b" n="3517" ana="12" xml:id="NidB45167"/>des Hitôpadêśa<anchor type="e" n="3517" ana="12" xml:id="NidE45167"/>. <anchor type="b" n="2553" ana="11" xml:id="NidB45168"/>Wilson<anchor type="e" n="2553" ana="11" xml:id="NidE45168"/> hat in der neuen Ausgabe <anchor type="b" n="3484" ana="12" xml:id="NidB20419"/>seines Lexicons<anchor type="e" n="3484" ana="12" xml:id="NidE20419"/> das Wort <hi rend="slant:italic">Kâkatâlîya</hi>, aber er hat es ganz falsch erklärt. Folgendes Beispiel steht im <anchor type="b" n="1154" ana="12" xml:id="NidB45169"/>Râmâyańa<anchor type="e" n="1154" ana="12" xml:id="NidE45169"/> L. 11, c. XII, 40. <hi rend="slant:italic">śyêna</hi>, der Habicht, <hi rend="slant:italic">Kapôta</hi>, die Taube; hieraus zusammengesetzt <hi rend="slant:italic">śyênakapôtîya</hi>, heißt: die Geschichte vom Habicht und der Taube. Eine vom Habicht verfolgte Taube rettet sich in den Busen eines Königs. Der Habicht sagt Du thust mir Unrecht, König, da Du mir meinen schon sichern Raub vorenthältst. Der König erwiedert: Begehre alles was Du willst, nur laß mich meinen Schützling retten. Der Habicht fodert zum Ersatz des Königs eignes Herz, dieser giebt es ihm, um sein Wort zu halten, und kommt dafür in den Himmel. Diese ganze Anspielung hat der Dichter in einen einzigen Vers gefaßt. Ferner giebt es eine Anzahl Wörter welche die Feindschaft zweier Thiergattungen z. B. Krähe und Ente, durch die beiden Namen mit einer Ableitungssylbe ausdrücken.<lb/>Nachträglich bemerke ich, daß die Namen der beiden Schakals vortrefflich zu ihren Rollen passen, <hi rend="slant:italic">damanaka</hi>, der Wohlgezogenling, predigt die Grundsätze der Servilität, <hi rend="slant:italic">Karaṫaka</hi>, der Krähenhafte, macht sich mausig mit Reden, versteht sich in Abwesenheit des Löwen; jener ist aber der Schlauere und Gewandtere.<lb/>Für das aufgefundene Zeugniß <anchor type="b" n="3795" ana="11" xml:id="NidB20401"/>des Themistius<anchor type="e" n="3795" ana="11" xml:id="NidE20401"/> bin ich Ihnen sehr dankbar. Das Baktrische und Syrische Reich konnten wohl eine Brücke bilden, aber ich vermuthe weit frühere Verpflanzungen Indischer Dichtung. Woher haben die Griechen ihre sieben Weisen? Sie konnten ja nicht einmal über die Personen einig werden. Die sieben Weisen Indiens sind uralt, und als die Sterne des großen Bären an den Himmel versetzt. Ist nicht <anchor type="b" n="3742" ana="11" xml:id="NidB45170"/>Aesopus<anchor type="e" n="3742" ana="11" xml:id="NidE45170"/> selbst eine morgenländische Fabelfigur?<lb/>Auf die Erfindung <anchor type="b" n="6041" ana="12" xml:id="NidB45171"/>des Reinhart<anchor type="e" n="6041" ana="12" xml:id="NidE45171"/>, diese biographische Zusammenstellung von Fuchs und Wolf habe ich von Seiten Indiens nicht den mindesten Anspruch zu machen: beide sind keine Indischen Fabelthiere, und scheinen überhaupt die Einbildungskraft der Dichter wenig beschäftigt zu haben, wiewohl die Namen der classischen Sprache nicht fehlen. Freilich die Rolle des Fuchses spielt so ziemlich der Schakal, doch scheinen die Sitten der beiden Gattungen noch beträchtlich verschieden zu seyn. Die heutigen Bengalen nennen den Fuchs einen kleinen Schakal.<lb/>Ich bin mit ihnen über den Grundsatz einig, daß man nicht unnützer Weise Entlehnungen annehmen muß. Doch scheint mir folgendes ein untrügliches Kennzeichen zu seyn. Wenn in zwei Exemplaren derselben Fabel eine andre Thiergattung substituirt wird, so ist die Erfindung gewiß da zu Hause, wo die Handlung am besten mit der Naturgeschichte übereinstimmt. In den sieben weisen Meistern rettet ein Hund das Kind in der Wiege, indem er eine Schlange tödtet, und wird dafür von seinem Herrn aus Mißverständniß umgebracht. Die Fabel steht im <anchor type="b" n="3696" ana="12" xml:id="NidB45172"/>Hitôpadêśa<anchor type="e" n="3696" ana="12" xml:id="NidE45172"/>, aber da ist es eine Art Wiesel, <hi rend="slant:italic">viverraichneumon</hi>, ein beliebtes Hausthierchen, dessen Feindschaft mit den Schlangen in Indien sprüchwörtlich bekannt ist. Hier könnten wir freilich dieses Kennzeichen entbehren, denn jenes Buch ist ja ausgemacht eine über <anchor type="b" n="1218" ana="10" xml:id="NidB20402"/>Constantinopel<anchor type="e" n="1218" ana="10" xml:id="NidE20402"/> nach Europa gebrachte Indische Dichtung. Vermuthlich nach einer Persischen Übertragung, denn in dem Griechischen Text heißt der Vater des verläumdeten Prinzen, Cyrus.<lb/>Der Indische Name des Wolfes ist <hi rend="slant:italic">vŕika</hi>, mit r vocalis. Das Litthauische schließt sich am nächsten an. Wir haben aber in zwei Altitalischen Mundarten zwei Exemplare. In dem einen sind die Buchstaben stehen geblieben, und die Thiergattung ist vertauscht; in dem andern hat sich die Thiergattung behauptet, und ein Buchstabe ist nach einer bekannten Regel vertauscht. Lateinisch <hi rend="slant:italic">hircus</hi>, ursprünglich <hi rend="slant:italic">Fircus</hi> oder <hi rend="slant:italic">Vircus</hi>. Dieß wäre also den Beispielen in <anchor type="b" n="2322" ana="13" xml:id="NidB20403"/>der Indischen Bibliothek<anchor type="e" n="2322" ana="13" xml:id="NidE20403"/> beizufügen. Samnitisch oder Oskisch <hi rend="slant:italic">hirpus</hi> oder <hi rend="slant:italic">Firpus</hi>, der Wolf. Da <hi rend="slant:italic">vulfs</hi> im Gothischen seine Wurzel hat so möchte ich nicht versuchen es mit <hi rend="slant:italic">wrika</hi> zu identificiren; noch weniger, wie <anchor type="b" n="2426" ana="11" xml:id="NidB45173"/>Bopp<anchor type="e" n="2426" ana="11" xml:id="NidE45173"/> gethan, <hi rend="slant:italic">lupus</hi> und λύκος. Unter sich sind diese Namen genau verbunden, auch in der Quantität übereinstimmend; von den übrigen möchte ich sie aber lieber sondern. ἀλώπηξ scheint mir auch fremd und unerklärlich, und am wenigsten möchte ich hier, wo vom ursprünglichen die Rede ist, den Corruptionen des Neugriechischen und der Romanischen Mundarten eine Stelle gönnen. Sollte das Spanische <hi rend="slant:italic">raposo</hi> nicht aus <hi rend="slant:italic">rabiosus</hi> entstanden seyn? Stammt das Französische <hi rend="slant:italic">fouine</hi> wirklich von <hi rend="slant:italic">foin</hi> her, oder vielleicht von dem Gothischen <hi rend="slant:italic">faúhô</hi>? Im Sanskrit heißt der Fuchs <hi rend="slant:italic">Khikhi</hi>, dieß scheint Nachahmung des Geschreies zu seyn; sonst umschreibend: <hi rend="slant:italic">ulkâ-mukhin</hi>, Brandschnauze.<lb/>Es ist merkwürdig, daß in der Indischen Fabel und selbst in der Sprache der Löwe als der König der Thierwelt erscheint, da ihm doch der Tiger diese Ehre hätte streitig machen können, welcher dort weit häufiger und allgemeiner verbreitet ist. Die Dichter schildern häufig die Kämpfe des Löwen mit dem Elephanten, und jenen immer als den Sieger. Haben doch die Engländer noch ganz vor kurzem sogar die Existenz des Löwen in Indien bezweifelt. Vielleicht war dieses Thier immer mehr in dem nördlichen Theile des Landes zu Hause. Desto räthselhafter wäre der Name von Ceylon, <hi rend="slant:italic">Sinhâla</hi>, Aufenthalt des Löwen. Überhaupt ist der dichterische Ruhm des Löwen seit <anchor type="b" n="274" ana="11" xml:id="NidB20405"/>Homer<anchor type="e" n="274" ana="11" xml:id="NidE20405"/> von Asien ausgegangen, von Ländern, wo das Geschlecht jetzt ausgestorben ist; die bildende Kunst der Aegyptier und Griechen aber hat ihre Modelle aus Africa hergenommen. In Bezug auf den Asiatischen Löwen ist in der Naturgeschichte noch eine vollkommene Lücke. Daß im <anchor type="b" n="6041" ana="12" xml:id="NidB45174"/>Reinhart<anchor type="e" n="6041" ana="12" xml:id="NidE45174"/> der Löwe König der Thierwelt ist, muß doch wohl dem Vorbilde des classischen Alterthums oder dem Einflusse der Kreuzzüge zugeschrieben werden. Durch diese kam er ja auch in die Heraldik.<lb/>Da Sie, wie ich sehe, mit <anchor type="b" n="2491" ana="11" xml:id="NidB20407"/>Fauriel<anchor type="e" n="2491" ana="11" xml:id="NidE20407"/> in einem persönlichen Verhältnisse stehen, so wird es Ihnen vielleicht nicht uninteressant seyn, zu lesen <anchor type="b" n="3803" ana="12" xml:id="NidB20421"/>was ich über <anchor type="b" n="3802" ana="12" xml:id="NidB20420"/>seine Schrift vom Ursprunge der Rittergedichte<anchor type="e" n="3802" ana="12" xml:id="NidE20420"/> gesagt habe<anchor type="e" n="3803" ana="12" xml:id="NidE20421"/>. Es steht, in mehrere Artikel vertheilt, im <anchor type="b" n="3796" ana="13" xml:id="NidB20408"/><hi rend="slant:italic">Journal des Débats</hi><anchor type="e" n="3796" ana="13" xml:id="NidE20408"/>, vom October bis Januar.<lb/>Sie scheinen anzunehmen im Süden von Frankreich sey weniger Deutsches Geblüt als im Norden. Ich sollte meynen, wenigstens eben so viel, nämlich außer dem Fränkischen, Westgothisches, Ostgothisches und Burgundisches. Man sehe nur die Namen in den Diplomen.<lb/>Seyn Sie versichert, mein hochverehrter Freund, die Berichtigung eines Irrthums ist mir immer willkommen, wie übelwollend und in welchem Tone sie immer vorgetragen werden möge. Nur muß ich mich erst überzeugt haben, daß es wirklich eine Berichtigung ist, und beim <anchor type="b" n="930" ana="12" xml:id="NidB45176"/>Perceval<anchor type="e" n="930" ana="12" xml:id="NidE45176"/> höre ich manches zuversichtlich behaupten, was mir noch sehr problematisch scheint. Die Namen sind entsetzlich corrumpirt, entweder durch die Abschreiber, oder durch ungenaue Auffassung und ungeschickte Schreibung von Seiten <anchor type="b" n="826" ana="11" xml:id="NidB45177"/>des Dichters<anchor type="e" n="826" ana="11" xml:id="NidE45177"/> selbst. Und dieß ist geschehen bei Namen, deren Laute sich ganz bequem in Deutschen Buchstaben ausdrücken ließen z. B. <hi rend="slant:italic">Pelrapeire</hi> für <hi rend="slant:italic">Belrepaire</hi>. Was halten Sie von folgenden in <anchor type="b" n="2189" ana="12" xml:id="NidB20410"/>dem Fragment des Titurel<anchor type="e" n="2189" ana="12" xml:id="NidE20410"/> vorkommenden Namen: der Fürst von <hi rend="slant:italic">Graswaldane</hi>, und der Hund <hi rend="slant:italic">Gardeviaz</hi>? Sind die Formen Französisch oder Provenzalisch? Das erste bedeutet <anchor type="b" n="6749" ana="10" xml:id="NidB45178"/><hi rend="slant:italic">Grésivaudan</hi><anchor type="e" n="6749" ana="10" xml:id="NidE45178"/>, Provenzalisch vermuthlich <hi rend="slant:italic">Grasivaldana</hi>. Bemerken Sie, daß in dem modernen geographischen Namen noch eine Spur der südlichen Mundart stehen geblieben ist, denn um ächt Französisch zu seyn, müßte es – <hi rend="slant:italic">vaudain</hi> oder – <hi rend="slant:italic">vaudaine</hi> heißen. Den zweiten Namen hat der Dichter ganz richtig erklärt. Provenzalisch <hi rend="slant:italic">gardaviátz</hi>, es ist von <hi rend="slant:italic">viát</hi> nicht von <hi rend="slant:italic">vía</hi>.<lb/>Bei der Bemerkung über die <anchor type="b" n="274" ana="11" xml:id="NidB45179"/>Homerischen<anchor type="e" n="274" ana="11" xml:id="NidE45179"/> Namen p. CCXXIX erlauben Sie mir, den <anchor type="b" n="6750" ana="10" xml:id="NidB45180"/>Trojanischen<anchor type="e" n="6750" ana="10" xml:id="NidE45180"/> Helden Sans-souci, <anchor type="b" n="6751" ana="11" xml:id="NidB45181"/>Οὐκαλέγων<anchor type="e" n="6751" ana="11" xml:id="NidE45181"/>, in Erinnerung zu bringen. Meines Erachtens sind in Homer sehr viele Namen von Nebenpersonen rein ersonnen, und zwar zum Theil sprechend. Unsre Ansichten vom alten Epos weichen darin von einander ab, daß Sie der instinctmäßig wirkenden Überlieferung mehr zuschreiben, ich der besonnenen und absichtlichen Dichtung. Dieß wissen wir ja beiderseits lange, und wollen uns, hoffe ich, nicht darum entzweien.<lb/>Ich habe Ihnen mehr vorgeschwatzt, als ich anfangs zu thun gedachte. Ich hätte mir auch diese Episode nicht erlauben dürfen, wenn nicht gerade durch Krankheit des auf das Sanskrit eingeübten Setzers ein Stillstand in der Druckerei eingetreten wäre.<lb/>Ich habe zwei Übersetzungen <anchor type="b" n="3696" ana="12" xml:id="NidB45182"/>des Hitôpadêśa<anchor type="e" n="3696" ana="12" xml:id="NidE45182"/> in der Arbeit: <anchor type="b" n="3517" ana="12" xml:id="NidB20425"/>eine Lateinische<anchor type="e" n="3517" ana="12" xml:id="NidE20425"/> und eine Deutsche mit versificirten Sentenzen. Beide kosten mir viele Mühe und rücken nur langsam vor.<lb/>Haben Sie <anchor type="b" n="3804" ana="12" xml:id="NidB20422"/>einige Abhandlungen über die Sprache, die Künste und geselligen Verfassungen der Thiere von <anchor type="b" n="3797" ana="11" xml:id="NidB20411"/>Dupont de Nemours<anchor type="e" n="3797" ana="11" xml:id="NidE20411"/><anchor type="e" n="3804" ana="12" xml:id="NidE20422"/> gelesen? Sie sind aus treuer Beobachtung der Natur geschrieben, ich habe die mündlichen Mittheilungen des liebenswürdigen Greises darüber oft mit Vergnügen angehört. Bei <anchor type="b" n="6792" ana="15" xml:id="NidB63703"/>der Französischen Akademie<anchor type="e" n="6792" ana="15" xml:id="NidE63703"/> haben sie ihn ausgelacht besonders mit seinen Sprachen der Vögel, weil sie eben keinen Sinn dafür und den Mechanismus im Kopfe hatten.<lb/>So mußte es kommen, daß die Engländer bei Ihnen für das Angelsächsische in die Schule gehen. <anchor type="b" n="3805" ana="12" xml:id="NidB20423"/>Eine correcte Ausgabe <anchor type="b" n="6752" ana="12" xml:id="NidB45184"/>des Beowulf<anchor type="e" n="6752" ana="12" xml:id="NidE45184"/><anchor type="e" n="3805" ana="12" xml:id="NidE20423"/> und <anchor type="b" n="3807" ana="12" xml:id="NidB20424"/><anchor type="b" n="930" ana="12" xml:id="NidB70880"/>des Perceval<anchor type="e" n="930" ana="12" xml:id="NidE70880"/><anchor type="e" n="3807" ana="12" xml:id="NidE20424"/>, beide zwar ohne Entwickelung der kritischen Gründe: gewiß recht schön und wünschenswerth!<lb/>Nun wollte ich nur, es fänden sich hülfreiche Gelehrte, welche uns andern die schwierigen Gedichte ausführlich erklärten.<lb/>Warum kommen Sie denn gar nicht einmal an den Rhein? Es ist ja jetzt so leicht geworden. Auf dem Herwege gingen Sie über <anchor type="b" n="897" ana="10" xml:id="NidB20412"/>Mainz<anchor type="e" n="897" ana="10" xml:id="NidE20412"/>, von wo man den Strom bis hieher in einem halben Tage hinunter fliegt; den Rückweg nähmen Sie durch Westphalen.<lb/>Leben Sie recht wohl, und seyn Sie meiner regen Teilnahme an allen Ihren Unternehmungen und meiner freundschaftlichsten Gesinnungen versichert.<lb/>Ganz der Ihrige<lb/><hi rend="weight:bold">A. W. v. Schlegel</hi><lb/><lb/>d. 9<hi rend="offset:4">t</hi> Febr.<lb/>Pag. CCLXXXI ist <hi rend="slant:italic">rachasi</hi> keine Thiergattung, sondern eine dämonische Riesin, richtig geschrieben <hi rend="slant:italic">râkshasî</hi>. – <hi rend="slant:italic">Sommona-codom</hi> ist der corrumpirte Name <anchor type="b" n="6753" ana="11" xml:id="NidB45186"/>des Buddha<anchor type="e" n="6753" ana="11" xml:id="NidE45186"/>. Der zweite Bestandtheil ist <hi rend="slant:italic">Gôtama</hi>, über den ersten zweifelt man, ob es <hi rend="slant:italic">samâna</hi> oder <hi rend="slant:italic">śramańa</hi> seyn soll.', '36_datengeber' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purl' => '343347008', '36_briefid' => '343347008_AWSanJGrimm_050109021834', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '887', 'content' => 'Bonn', 'bemerkung' => 'GND:1001909-1', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7297', 'content' => 'Jacob Grimm', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Grimm, Jacob', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_leitd' => 'Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. 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Nach dem Schulbesuch in Kassel studierte er zusammen mit seinem Bruder Wilhelm Rechtswissenschaften an der Universität Marburg, wo Friedrich Carl von Savigny zu seinen Lehrern gehörte. Als Savigny 1804 wegen wissenschaftlicher Forschungen nach Paris reiste, ließ er Grimm bald nachkommen. Jacob Grimm wandte sich jedoch von den rechtswissenschaftlichen Studien ab und widmete sich der altdeutschen Literatur. Nach Ende des Studiums zog er nach Kassel. Grimm wurde 1808 Bibliothekar des König Jérômes auf Schloss Wilhelmshöhe und 1809 auch zum Auditor im Staatsrat ernannt. 1813, nach Rückkehr des Kurfürsten Wilhelm I., wurde er zum Legationssekretär des hessischen Gesandten auserkoren. Von 1814 bis 1815 nahm er am Wiener Kongress teil. Bis Ende 1815 war er zudem Beauftragter Preußens für Handschriften in Paris. 1816 wurde er wie sein Bruder Bibliothekssekretär in Kassel. 1830 wurde Jacob Grimm als ordentlicher Professor nach Göttingen berufen. Als Mitunterzeichner des Protestes der „Göttinger Sieben“ wurden beide Brüder 1837 durch den König von Hannover ihres Amtes enthoben. In der Folge lebten sie wieder in Kassel. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. lud 1841 beide Brüder nach Berlin ein, wo sie sich niederließen, um an der dortigen Universität zu lehren. Im selben Jahr erfolgte die Aufnahme als Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften, 1852 die Wahl als Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Jacob Grimm war auch politisch engagiert, der Frankfurter Nationalversammlung gehörte er 1848/49 als Abgeordneter mit Platz im „rechten Centrum“ an. Zusammen mit seinem Bruder Wilhelm gilt Jacob Grimm als Begründer der germanistischen Altertumswissenschaften und der deutschen Philologie. Berühmt wurden die beiden Brüder durch ihre gemeinsame Sammlung von Kinder- und Hausmärchen und ihr wegweisendes Projekt eines Deutschen Wörterbuchs (ab 1838, 1. Band 1854). 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Bonn d. 5tn Jan. 1834
Sie haben mir, mein hochverehrter Herr und Freund, durch das Geschenk Ihres neuen Werkes eine lebhafte Freude gemacht. Da ich meine eigene Saumseligkeit im Briefwechsel kenne, so will ich die Bezeugung meines Dankes nicht bis dahin verschieben, wenn ich Muße gefunden haben werde das reichhaltige Buch gründlich zu studiren. Ich bin zwar wie ein Habicht darüber hergefallen, aber ich darf doch nur flüchtig naschen, da ich eben in einer ganz andern Arbeit stecke. Einige Bemerkungen über Nebendinge sind Ihnen vielleicht nicht unwillkommen.
Hr. Ewald hat Ihnen, wie zu erwarten stand, die Namen im Hitôpadêśa ganz richtig gedeutet. Die Ableitungssylbe Ka (nicht aka, das a gehört zum Hauptworte) ist verkleinernd, hypokoristisch, zuweilen mit einem Nebenbegriff der Geringschätzung, zuweilen bloß aneignend. Z. B. laghu, leicht, patana, der Flug: davon die Krähe: laghu patanaka, Levipennis; die Feldmaus, weil sie aufspeichert, von hirańya, Gold, hiranyaka, Chrysillus. Aber bei weitem nicht alle Namen im Hitôpadêśa endigen so. Alle sind bedeutsam, entweder malerisch oder charakteristisch, ich erinnere mich keiner solchen, die willkührlich aus der Menschenwelt entlehnt wären.
Seite CCLXXII u. f. wird überall für Hitôpadêśa Panchatantra zu setzen seyn. Nur von dem letzten gilt, was Sie von jenem sagen. Sie scheinen Colebrookeʼs Vorrede zu der Seramporer Ausgabe des Hitôpadêśa nicht gelesen zu haben. Das Buch ist noch bei dem Buchhändler der Ostindischen Compagnie, und wegen der eben erwähnten Vorrede, theils auch als der erste von Europäern besorgte Text verdient es einen Platz in der Göttingischen Bibliothek. Ferner Silvestre de Sacyʼs Einleitung zu dem Arabischen Calilah. Wilsons Auszug aus dem Panchatantra in den Transactions of the Royal Asiatic Society of Great Britain.
Als ich im J. 1823 einige Monate in London zubrachte, sah ich noch nicht voraus, daß ich mir die Episode mit der Ausgabe des Hitôpadêśa erlauben würde, sonst hätte ich meine Aufmerksamkeit sogleich mit auf das Panchatantra gerichtet. Dieser Name bedeutet nicht die fünf Listen, sondern die fünf Abhandlungen. Nicht der Hitôpadêśa sondern das P.[ancha] T.[antra] ist das Original aller durch Vorder-Asien und Europa verbreiteten Übersetzungen und Nachahmungen. Der Hitôpadêśa ist, soviel ich weiß, erst in neueren Zeiten über die Gränzen Indiens hinausgekommen. Das P. T. wurde von dem Leibarzte des Nuschirwan nach Persien gebracht, es war also um die Mitte des 6ten Jh. nicht nur vorhanden, sondern schon berühmt. Ob man es aber darum in das 2te Jh. zurückschieben darf? Wenn wir erst eine kritische Ausgabe des P. T. haben, dann wird sich mit mehr Sicherheit davon sprechen lassen. Colebrooke hat eine Erwähnung des Astronomen Varâhamihira daraus angeführt, aber mehr um das Zeitalter des Astronomen, als um das Alter des Fabelbuchs zu bestimmen. In beiden Büchern wird der Erzähler Vishnu-śarman genannt; aber es ist nicht genau zu sagen, der Verfasser habe so geheißen; Vishnu-śarman ist vielmehr eine erdichtete Person. Der Vf. beider Bücher blieb anonym, vermuthlich aus dem ganz natürlichen Grunde, weil er mehr Sammler als Erfinder war.
Der Hitôpadêśa kann demnach schwerlich früher als in das 7te Jh. gesetzt werden. Ich bin noch nicht ausdrücklich auf Zeitbestimmungen ausgegangen, doch fallen mir ein paar bei. Der Schauplatz, nämlich der Schauplatz der Einfassung, ist in Pâtaliputra, dem Palibothra des Megasthenes, und in allen Handschriften heißt es im Praesens: die Stadt liegt am Ufer des Ganges. Aber nun wissen wir wieder nicht, wann diese große Hauptstadt verödet worden. In L. 11, fab. 2 wird in Magadha, dem Stammlande der Buddhistischen Religion, ein Buddha-Tempel, vihâra, gebaut. Die Benennung dieser Provinz Behar, ist eben nichts anders als der eben erwähnte Name. Dieß deutet auf eine Zeit, wo die Buddhistische Religion dort noch frei ausgeübt ward.
Der Vf. des Hitôpadêśa sagt ganz redlich und bescheiden:
„Der Freunde Wahl, die Entzweiung, der Krieg ferner, der Friede dann,
Wird, geschöpft aus den Fünf-Büchern, und aus andern, beschrieben hier.“
Die Erzählungen im P. T. sind ausführlicher und zahlreicher; der Hitôpadêśa ist reicher an Sentenzen, und das hat wohl hauptsächlich sein Glück gemacht. Es ist eine Anthologie aus der gesamten Alt-Indischen Litteratur. Viele dieser Sprüche sind sehr alt, aus dem Gesetzbuch des Manu, dem Râmâyańa, dem Mahâ Bhârata; andre mehr modern von Bhartrihari, aus Schauspielen, u.s.w. Herr Lassen hat schon mehrere nachgewiesen. Dieses wird, bei gehöriger Vorsicht gegen die Interpolationen, zu relativen Zeitbestimmungen führen. Überhaupt ergiebt sich aus mancherlei Kennzeichen daß die dramatische Kunst schon ziemlich entwickelt war, als der Hitôpadêśa abgefaßt ward.
Der Ursprung der Thierfabel muß aber dennoch bei den Indiern in ein entferntes Alterthum gesetzt werden. Anspielungen, sprüchwörtliche Redensarten, deuten schon bei Manu darauf. So allgemein bekannt waren diese Fabelgleichnisse, daß eigne Worte dafür ausgeprägt wurden. Lesen Sie doch Lassens Anmerkung zu Dist. 34 der Einleitung des Hitôpadêśa. Wilson hat in der neuen Ausgabe seines Lexicons das Wort Kâkatâlîya, aber er hat es ganz falsch erklärt. Folgendes Beispiel steht im Râmâyańa L. 11, c. XII, 40. śyêna, der Habicht, Kapôta, die Taube; hieraus zusammengesetzt śyênakapôtîya, heißt: die Geschichte vom Habicht und der Taube. Eine vom Habicht verfolgte Taube rettet sich in den Busen eines Königs. Der Habicht sagt Du thust mir Unrecht, König, da Du mir meinen schon sichern Raub vorenthältst. Der König erwiedert: Begehre alles was Du willst, nur laß mich meinen Schützling retten. Der Habicht fodert zum Ersatz des Königs eignes Herz, dieser giebt es ihm, um sein Wort zu halten, und kommt dafür in den Himmel. Diese ganze Anspielung hat der Dichter in einen einzigen Vers gefaßt. Ferner giebt es eine Anzahl Wörter welche die Feindschaft zweier Thiergattungen z. B. Krähe und Ente, durch die beiden Namen mit einer Ableitungssylbe ausdrücken.
Nachträglich bemerke ich, daß die Namen der beiden Schakals vortrefflich zu ihren Rollen passen, damanaka, der Wohlgezogenling, predigt die Grundsätze der Servilität, Karaṫaka, der Krähenhafte, macht sich mausig mit Reden, versteht sich in Abwesenheit des Löwen; jener ist aber der Schlauere und Gewandtere.
Für das aufgefundene Zeugniß des Themistius bin ich Ihnen sehr dankbar. Das Baktrische und Syrische Reich konnten wohl eine Brücke bilden, aber ich vermuthe weit frühere Verpflanzungen Indischer Dichtung. Woher haben die Griechen ihre sieben Weisen? Sie konnten ja nicht einmal über die Personen einig werden. Die sieben Weisen Indiens sind uralt, und als die Sterne des großen Bären an den Himmel versetzt. Ist nicht Aesopus selbst eine morgenländische Fabelfigur?
Auf die Erfindung des Reinhart, diese biographische Zusammenstellung von Fuchs und Wolf habe ich von Seiten Indiens nicht den mindesten Anspruch zu machen: beide sind keine Indischen Fabelthiere, und scheinen überhaupt die Einbildungskraft der Dichter wenig beschäftigt zu haben, wiewohl die Namen der classischen Sprache nicht fehlen. Freilich die Rolle des Fuchses spielt so ziemlich der Schakal, doch scheinen die Sitten der beiden Gattungen noch beträchtlich verschieden zu seyn. Die heutigen Bengalen nennen den Fuchs einen kleinen Schakal.
Ich bin mit ihnen über den Grundsatz einig, daß man nicht unnützer Weise Entlehnungen annehmen muß. Doch scheint mir folgendes ein untrügliches Kennzeichen zu seyn. Wenn in zwei Exemplaren derselben Fabel eine andre Thiergattung substituirt wird, so ist die Erfindung gewiß da zu Hause, wo die Handlung am besten mit der Naturgeschichte übereinstimmt. In den sieben weisen Meistern rettet ein Hund das Kind in der Wiege, indem er eine Schlange tödtet, und wird dafür von seinem Herrn aus Mißverständniß umgebracht. Die Fabel steht im Hitôpadêśa, aber da ist es eine Art Wiesel, viverraichneumon, ein beliebtes Hausthierchen, dessen Feindschaft mit den Schlangen in Indien sprüchwörtlich bekannt ist. Hier könnten wir freilich dieses Kennzeichen entbehren, denn jenes Buch ist ja ausgemacht eine über Constantinopel nach Europa gebrachte Indische Dichtung. Vermuthlich nach einer Persischen Übertragung, denn in dem Griechischen Text heißt der Vater des verläumdeten Prinzen, Cyrus.
Der Indische Name des Wolfes ist vŕika, mit r vocalis. Das Litthauische schließt sich am nächsten an. Wir haben aber in zwei Altitalischen Mundarten zwei Exemplare. In dem einen sind die Buchstaben stehen geblieben, und die Thiergattung ist vertauscht; in dem andern hat sich die Thiergattung behauptet, und ein Buchstabe ist nach einer bekannten Regel vertauscht. Lateinisch hircus, ursprünglich Fircus oder Vircus. Dieß wäre also den Beispielen in der Indischen Bibliothek beizufügen. Samnitisch oder Oskisch hirpus oder Firpus, der Wolf. Da vulfs im Gothischen seine Wurzel hat so möchte ich nicht versuchen es mit wrika zu identificiren; noch weniger, wie Bopp gethan, lupus und λύκος. Unter sich sind diese Namen genau verbunden, auch in der Quantität übereinstimmend; von den übrigen möchte ich sie aber lieber sondern. ἀλώπηξ scheint mir auch fremd und unerklärlich, und am wenigsten möchte ich hier, wo vom ursprünglichen die Rede ist, den Corruptionen des Neugriechischen und der Romanischen Mundarten eine Stelle gönnen. Sollte das Spanische raposo nicht aus rabiosus entstanden seyn? Stammt das Französische fouine wirklich von foin her, oder vielleicht von dem Gothischen faúhô? Im Sanskrit heißt der Fuchs Khikhi, dieß scheint Nachahmung des Geschreies zu seyn; sonst umschreibend: ulkâ-mukhin, Brandschnauze.
Es ist merkwürdig, daß in der Indischen Fabel und selbst in der Sprache der Löwe als der König der Thierwelt erscheint, da ihm doch der Tiger diese Ehre hätte streitig machen können, welcher dort weit häufiger und allgemeiner verbreitet ist. Die Dichter schildern häufig die Kämpfe des Löwen mit dem Elephanten, und jenen immer als den Sieger. Haben doch die Engländer noch ganz vor kurzem sogar die Existenz des Löwen in Indien bezweifelt. Vielleicht war dieses Thier immer mehr in dem nördlichen Theile des Landes zu Hause. Desto räthselhafter wäre der Name von Ceylon, Sinhâla, Aufenthalt des Löwen. Überhaupt ist der dichterische Ruhm des Löwen seit Homer von Asien ausgegangen, von Ländern, wo das Geschlecht jetzt ausgestorben ist; die bildende Kunst der Aegyptier und Griechen aber hat ihre Modelle aus Africa hergenommen. In Bezug auf den Asiatischen Löwen ist in der Naturgeschichte noch eine vollkommene Lücke. Daß im Reinhart der Löwe König der Thierwelt ist, muß doch wohl dem Vorbilde des classischen Alterthums oder dem Einflusse der Kreuzzüge zugeschrieben werden. Durch diese kam er ja auch in die Heraldik.
Da Sie, wie ich sehe, mit Fauriel in einem persönlichen Verhältnisse stehen, so wird es Ihnen vielleicht nicht uninteressant seyn, zu lesen was ich über seine Schrift vom Ursprunge der Rittergedichte gesagt habe. Es steht, in mehrere Artikel vertheilt, im Journal des Débats, vom October bis Januar.
Sie scheinen anzunehmen im Süden von Frankreich sey weniger Deutsches Geblüt als im Norden. Ich sollte meynen, wenigstens eben so viel, nämlich außer dem Fränkischen, Westgothisches, Ostgothisches und Burgundisches. Man sehe nur die Namen in den Diplomen.
Seyn Sie versichert, mein hochverehrter Freund, die Berichtigung eines Irrthums ist mir immer willkommen, wie übelwollend und in welchem Tone sie immer vorgetragen werden möge. Nur muß ich mich erst überzeugt haben, daß es wirklich eine Berichtigung ist, und beim Perceval höre ich manches zuversichtlich behaupten, was mir noch sehr problematisch scheint. Die Namen sind entsetzlich corrumpirt, entweder durch die Abschreiber, oder durch ungenaue Auffassung und ungeschickte Schreibung von Seiten des Dichters selbst. Und dieß ist geschehen bei Namen, deren Laute sich ganz bequem in Deutschen Buchstaben ausdrücken ließen z. B. Pelrapeire für Belrepaire. Was halten Sie von folgenden in dem Fragment des Titurel vorkommenden Namen: der Fürst von Graswaldane, und der Hund Gardeviaz? Sind die Formen Französisch oder Provenzalisch? Das erste bedeutet Grésivaudan, Provenzalisch vermuthlich Grasivaldana. Bemerken Sie, daß in dem modernen geographischen Namen noch eine Spur der südlichen Mundart stehen geblieben ist, denn um ächt Französisch zu seyn, müßte es – vaudain oder – vaudaine heißen. Den zweiten Namen hat der Dichter ganz richtig erklärt. Provenzalisch gardaviátz, es ist von viát nicht von vía.
Bei der Bemerkung über die Homerischen Namen p. CCXXIX erlauben Sie mir, den Trojanischen Helden Sans-souci, Οὐκαλέγων, in Erinnerung zu bringen. Meines Erachtens sind in Homer sehr viele Namen von Nebenpersonen rein ersonnen, und zwar zum Theil sprechend. Unsre Ansichten vom alten Epos weichen darin von einander ab, daß Sie der instinctmäßig wirkenden Überlieferung mehr zuschreiben, ich der besonnenen und absichtlichen Dichtung. Dieß wissen wir ja beiderseits lange, und wollen uns, hoffe ich, nicht darum entzweien.
Ich habe Ihnen mehr vorgeschwatzt, als ich anfangs zu thun gedachte. Ich hätte mir auch diese Episode nicht erlauben dürfen, wenn nicht gerade durch Krankheit des auf das Sanskrit eingeübten Setzers ein Stillstand in der Druckerei eingetreten wäre.
Ich habe zwei Übersetzungen des Hitôpadêśa in der Arbeit: eine Lateinische und eine Deutsche mit versificirten Sentenzen. Beide kosten mir viele Mühe und rücken nur langsam vor.
Haben Sie einige Abhandlungen über die Sprache, die Künste und geselligen Verfassungen der Thiere von Dupont de Nemours gelesen? Sie sind aus treuer Beobachtung der Natur geschrieben, ich habe die mündlichen Mittheilungen des liebenswürdigen Greises darüber oft mit Vergnügen angehört. Bei der Französischen Akademie haben sie ihn ausgelacht besonders mit seinen Sprachen der Vögel, weil sie eben keinen Sinn dafür und den Mechanismus im Kopfe hatten.
So mußte es kommen, daß die Engländer bei Ihnen für das Angelsächsische in die Schule gehen. Eine correcte Ausgabe des Beowulf und des Perceval, beide zwar ohne Entwickelung der kritischen Gründe: gewiß recht schön und wünschenswerth!
Nun wollte ich nur, es fänden sich hülfreiche Gelehrte, welche uns andern die schwierigen Gedichte ausführlich erklärten.
Warum kommen Sie denn gar nicht einmal an den Rhein? Es ist ja jetzt so leicht geworden. Auf dem Herwege gingen Sie über Mainz, von wo man den Strom bis hieher in einem halben Tage hinunter fliegt; den Rückweg nähmen Sie durch Westphalen.
Leben Sie recht wohl, und seyn Sie meiner regen Teilnahme an allen Ihren Unternehmungen und meiner freundschaftlichsten Gesinnungen versichert.
Ganz der Ihrige
A. W. v. Schlegel
d. 9t Febr.
Pag. CCLXXXI ist rachasi keine Thiergattung, sondern eine dämonische Riesin, richtig geschrieben râkshasî. – Sommona-codom ist der corrumpirte Name des Buddha. Der zweite Bestandtheil ist Gôtama, über den ersten zweifelt man, ob es samâna oder śramańa seyn soll.
Sie haben mir, mein hochverehrter Herr und Freund, durch das Geschenk Ihres neuen Werkes eine lebhafte Freude gemacht. Da ich meine eigene Saumseligkeit im Briefwechsel kenne, so will ich die Bezeugung meines Dankes nicht bis dahin verschieben, wenn ich Muße gefunden haben werde das reichhaltige Buch gründlich zu studiren. Ich bin zwar wie ein Habicht darüber hergefallen, aber ich darf doch nur flüchtig naschen, da ich eben in einer ganz andern Arbeit stecke. Einige Bemerkungen über Nebendinge sind Ihnen vielleicht nicht unwillkommen.
Hr. Ewald hat Ihnen, wie zu erwarten stand, die Namen im Hitôpadêśa ganz richtig gedeutet. Die Ableitungssylbe Ka (nicht aka, das a gehört zum Hauptworte) ist verkleinernd, hypokoristisch, zuweilen mit einem Nebenbegriff der Geringschätzung, zuweilen bloß aneignend. Z. B. laghu, leicht, patana, der Flug: davon die Krähe: laghu patanaka, Levipennis; die Feldmaus, weil sie aufspeichert, von hirańya, Gold, hiranyaka, Chrysillus. Aber bei weitem nicht alle Namen im Hitôpadêśa endigen so. Alle sind bedeutsam, entweder malerisch oder charakteristisch, ich erinnere mich keiner solchen, die willkührlich aus der Menschenwelt entlehnt wären.
Seite CCLXXII u. f. wird überall für Hitôpadêśa Panchatantra zu setzen seyn. Nur von dem letzten gilt, was Sie von jenem sagen. Sie scheinen Colebrookeʼs Vorrede zu der Seramporer Ausgabe des Hitôpadêśa nicht gelesen zu haben. Das Buch ist noch bei dem Buchhändler der Ostindischen Compagnie, und wegen der eben erwähnten Vorrede, theils auch als der erste von Europäern besorgte Text verdient es einen Platz in der Göttingischen Bibliothek. Ferner Silvestre de Sacyʼs Einleitung zu dem Arabischen Calilah. Wilsons Auszug aus dem Panchatantra in den Transactions of the Royal Asiatic Society of Great Britain.
Als ich im J. 1823 einige Monate in London zubrachte, sah ich noch nicht voraus, daß ich mir die Episode mit der Ausgabe des Hitôpadêśa erlauben würde, sonst hätte ich meine Aufmerksamkeit sogleich mit auf das Panchatantra gerichtet. Dieser Name bedeutet nicht die fünf Listen, sondern die fünf Abhandlungen. Nicht der Hitôpadêśa sondern das P.[ancha] T.[antra] ist das Original aller durch Vorder-Asien und Europa verbreiteten Übersetzungen und Nachahmungen. Der Hitôpadêśa ist, soviel ich weiß, erst in neueren Zeiten über die Gränzen Indiens hinausgekommen. Das P. T. wurde von dem Leibarzte des Nuschirwan nach Persien gebracht, es war also um die Mitte des 6ten Jh. nicht nur vorhanden, sondern schon berühmt. Ob man es aber darum in das 2te Jh. zurückschieben darf? Wenn wir erst eine kritische Ausgabe des P. T. haben, dann wird sich mit mehr Sicherheit davon sprechen lassen. Colebrooke hat eine Erwähnung des Astronomen Varâhamihira daraus angeführt, aber mehr um das Zeitalter des Astronomen, als um das Alter des Fabelbuchs zu bestimmen. In beiden Büchern wird der Erzähler Vishnu-śarman genannt; aber es ist nicht genau zu sagen, der Verfasser habe so geheißen; Vishnu-śarman ist vielmehr eine erdichtete Person. Der Vf. beider Bücher blieb anonym, vermuthlich aus dem ganz natürlichen Grunde, weil er mehr Sammler als Erfinder war.
Der Hitôpadêśa kann demnach schwerlich früher als in das 7te Jh. gesetzt werden. Ich bin noch nicht ausdrücklich auf Zeitbestimmungen ausgegangen, doch fallen mir ein paar bei. Der Schauplatz, nämlich der Schauplatz der Einfassung, ist in Pâtaliputra, dem Palibothra des Megasthenes, und in allen Handschriften heißt es im Praesens: die Stadt liegt am Ufer des Ganges. Aber nun wissen wir wieder nicht, wann diese große Hauptstadt verödet worden. In L. 11, fab. 2 wird in Magadha, dem Stammlande der Buddhistischen Religion, ein Buddha-Tempel, vihâra, gebaut. Die Benennung dieser Provinz Behar, ist eben nichts anders als der eben erwähnte Name. Dieß deutet auf eine Zeit, wo die Buddhistische Religion dort noch frei ausgeübt ward.
Der Vf. des Hitôpadêśa sagt ganz redlich und bescheiden:
„Der Freunde Wahl, die Entzweiung, der Krieg ferner, der Friede dann,
Wird, geschöpft aus den Fünf-Büchern, und aus andern, beschrieben hier.“
Die Erzählungen im P. T. sind ausführlicher und zahlreicher; der Hitôpadêśa ist reicher an Sentenzen, und das hat wohl hauptsächlich sein Glück gemacht. Es ist eine Anthologie aus der gesamten Alt-Indischen Litteratur. Viele dieser Sprüche sind sehr alt, aus dem Gesetzbuch des Manu, dem Râmâyańa, dem Mahâ Bhârata; andre mehr modern von Bhartrihari, aus Schauspielen, u.s.w. Herr Lassen hat schon mehrere nachgewiesen. Dieses wird, bei gehöriger Vorsicht gegen die Interpolationen, zu relativen Zeitbestimmungen führen. Überhaupt ergiebt sich aus mancherlei Kennzeichen daß die dramatische Kunst schon ziemlich entwickelt war, als der Hitôpadêśa abgefaßt ward.
Der Ursprung der Thierfabel muß aber dennoch bei den Indiern in ein entferntes Alterthum gesetzt werden. Anspielungen, sprüchwörtliche Redensarten, deuten schon bei Manu darauf. So allgemein bekannt waren diese Fabelgleichnisse, daß eigne Worte dafür ausgeprägt wurden. Lesen Sie doch Lassens Anmerkung zu Dist. 34 der Einleitung des Hitôpadêśa. Wilson hat in der neuen Ausgabe seines Lexicons das Wort Kâkatâlîya, aber er hat es ganz falsch erklärt. Folgendes Beispiel steht im Râmâyańa L. 11, c. XII, 40. śyêna, der Habicht, Kapôta, die Taube; hieraus zusammengesetzt śyênakapôtîya, heißt: die Geschichte vom Habicht und der Taube. Eine vom Habicht verfolgte Taube rettet sich in den Busen eines Königs. Der Habicht sagt Du thust mir Unrecht, König, da Du mir meinen schon sichern Raub vorenthältst. Der König erwiedert: Begehre alles was Du willst, nur laß mich meinen Schützling retten. Der Habicht fodert zum Ersatz des Königs eignes Herz, dieser giebt es ihm, um sein Wort zu halten, und kommt dafür in den Himmel. Diese ganze Anspielung hat der Dichter in einen einzigen Vers gefaßt. Ferner giebt es eine Anzahl Wörter welche die Feindschaft zweier Thiergattungen z. B. Krähe und Ente, durch die beiden Namen mit einer Ableitungssylbe ausdrücken.
Nachträglich bemerke ich, daß die Namen der beiden Schakals vortrefflich zu ihren Rollen passen, damanaka, der Wohlgezogenling, predigt die Grundsätze der Servilität, Karaṫaka, der Krähenhafte, macht sich mausig mit Reden, versteht sich in Abwesenheit des Löwen; jener ist aber der Schlauere und Gewandtere.
Für das aufgefundene Zeugniß des Themistius bin ich Ihnen sehr dankbar. Das Baktrische und Syrische Reich konnten wohl eine Brücke bilden, aber ich vermuthe weit frühere Verpflanzungen Indischer Dichtung. Woher haben die Griechen ihre sieben Weisen? Sie konnten ja nicht einmal über die Personen einig werden. Die sieben Weisen Indiens sind uralt, und als die Sterne des großen Bären an den Himmel versetzt. Ist nicht Aesopus selbst eine morgenländische Fabelfigur?
Auf die Erfindung des Reinhart, diese biographische Zusammenstellung von Fuchs und Wolf habe ich von Seiten Indiens nicht den mindesten Anspruch zu machen: beide sind keine Indischen Fabelthiere, und scheinen überhaupt die Einbildungskraft der Dichter wenig beschäftigt zu haben, wiewohl die Namen der classischen Sprache nicht fehlen. Freilich die Rolle des Fuchses spielt so ziemlich der Schakal, doch scheinen die Sitten der beiden Gattungen noch beträchtlich verschieden zu seyn. Die heutigen Bengalen nennen den Fuchs einen kleinen Schakal.
Ich bin mit ihnen über den Grundsatz einig, daß man nicht unnützer Weise Entlehnungen annehmen muß. Doch scheint mir folgendes ein untrügliches Kennzeichen zu seyn. Wenn in zwei Exemplaren derselben Fabel eine andre Thiergattung substituirt wird, so ist die Erfindung gewiß da zu Hause, wo die Handlung am besten mit der Naturgeschichte übereinstimmt. In den sieben weisen Meistern rettet ein Hund das Kind in der Wiege, indem er eine Schlange tödtet, und wird dafür von seinem Herrn aus Mißverständniß umgebracht. Die Fabel steht im Hitôpadêśa, aber da ist es eine Art Wiesel, viverraichneumon, ein beliebtes Hausthierchen, dessen Feindschaft mit den Schlangen in Indien sprüchwörtlich bekannt ist. Hier könnten wir freilich dieses Kennzeichen entbehren, denn jenes Buch ist ja ausgemacht eine über Constantinopel nach Europa gebrachte Indische Dichtung. Vermuthlich nach einer Persischen Übertragung, denn in dem Griechischen Text heißt der Vater des verläumdeten Prinzen, Cyrus.
Der Indische Name des Wolfes ist vŕika, mit r vocalis. Das Litthauische schließt sich am nächsten an. Wir haben aber in zwei Altitalischen Mundarten zwei Exemplare. In dem einen sind die Buchstaben stehen geblieben, und die Thiergattung ist vertauscht; in dem andern hat sich die Thiergattung behauptet, und ein Buchstabe ist nach einer bekannten Regel vertauscht. Lateinisch hircus, ursprünglich Fircus oder Vircus. Dieß wäre also den Beispielen in der Indischen Bibliothek beizufügen. Samnitisch oder Oskisch hirpus oder Firpus, der Wolf. Da vulfs im Gothischen seine Wurzel hat so möchte ich nicht versuchen es mit wrika zu identificiren; noch weniger, wie Bopp gethan, lupus und λύκος. Unter sich sind diese Namen genau verbunden, auch in der Quantität übereinstimmend; von den übrigen möchte ich sie aber lieber sondern. ἀλώπηξ scheint mir auch fremd und unerklärlich, und am wenigsten möchte ich hier, wo vom ursprünglichen die Rede ist, den Corruptionen des Neugriechischen und der Romanischen Mundarten eine Stelle gönnen. Sollte das Spanische raposo nicht aus rabiosus entstanden seyn? Stammt das Französische fouine wirklich von foin her, oder vielleicht von dem Gothischen faúhô? Im Sanskrit heißt der Fuchs Khikhi, dieß scheint Nachahmung des Geschreies zu seyn; sonst umschreibend: ulkâ-mukhin, Brandschnauze.
Es ist merkwürdig, daß in der Indischen Fabel und selbst in der Sprache der Löwe als der König der Thierwelt erscheint, da ihm doch der Tiger diese Ehre hätte streitig machen können, welcher dort weit häufiger und allgemeiner verbreitet ist. Die Dichter schildern häufig die Kämpfe des Löwen mit dem Elephanten, und jenen immer als den Sieger. Haben doch die Engländer noch ganz vor kurzem sogar die Existenz des Löwen in Indien bezweifelt. Vielleicht war dieses Thier immer mehr in dem nördlichen Theile des Landes zu Hause. Desto räthselhafter wäre der Name von Ceylon, Sinhâla, Aufenthalt des Löwen. Überhaupt ist der dichterische Ruhm des Löwen seit Homer von Asien ausgegangen, von Ländern, wo das Geschlecht jetzt ausgestorben ist; die bildende Kunst der Aegyptier und Griechen aber hat ihre Modelle aus Africa hergenommen. In Bezug auf den Asiatischen Löwen ist in der Naturgeschichte noch eine vollkommene Lücke. Daß im Reinhart der Löwe König der Thierwelt ist, muß doch wohl dem Vorbilde des classischen Alterthums oder dem Einflusse der Kreuzzüge zugeschrieben werden. Durch diese kam er ja auch in die Heraldik.
Da Sie, wie ich sehe, mit Fauriel in einem persönlichen Verhältnisse stehen, so wird es Ihnen vielleicht nicht uninteressant seyn, zu lesen was ich über seine Schrift vom Ursprunge der Rittergedichte gesagt habe. Es steht, in mehrere Artikel vertheilt, im Journal des Débats, vom October bis Januar.
Sie scheinen anzunehmen im Süden von Frankreich sey weniger Deutsches Geblüt als im Norden. Ich sollte meynen, wenigstens eben so viel, nämlich außer dem Fränkischen, Westgothisches, Ostgothisches und Burgundisches. Man sehe nur die Namen in den Diplomen.
Seyn Sie versichert, mein hochverehrter Freund, die Berichtigung eines Irrthums ist mir immer willkommen, wie übelwollend und in welchem Tone sie immer vorgetragen werden möge. Nur muß ich mich erst überzeugt haben, daß es wirklich eine Berichtigung ist, und beim Perceval höre ich manches zuversichtlich behaupten, was mir noch sehr problematisch scheint. Die Namen sind entsetzlich corrumpirt, entweder durch die Abschreiber, oder durch ungenaue Auffassung und ungeschickte Schreibung von Seiten des Dichters selbst. Und dieß ist geschehen bei Namen, deren Laute sich ganz bequem in Deutschen Buchstaben ausdrücken ließen z. B. Pelrapeire für Belrepaire. Was halten Sie von folgenden in dem Fragment des Titurel vorkommenden Namen: der Fürst von Graswaldane, und der Hund Gardeviaz? Sind die Formen Französisch oder Provenzalisch? Das erste bedeutet Grésivaudan, Provenzalisch vermuthlich Grasivaldana. Bemerken Sie, daß in dem modernen geographischen Namen noch eine Spur der südlichen Mundart stehen geblieben ist, denn um ächt Französisch zu seyn, müßte es – vaudain oder – vaudaine heißen. Den zweiten Namen hat der Dichter ganz richtig erklärt. Provenzalisch gardaviátz, es ist von viát nicht von vía.
Bei der Bemerkung über die Homerischen Namen p. CCXXIX erlauben Sie mir, den Trojanischen Helden Sans-souci, Οὐκαλέγων, in Erinnerung zu bringen. Meines Erachtens sind in Homer sehr viele Namen von Nebenpersonen rein ersonnen, und zwar zum Theil sprechend. Unsre Ansichten vom alten Epos weichen darin von einander ab, daß Sie der instinctmäßig wirkenden Überlieferung mehr zuschreiben, ich der besonnenen und absichtlichen Dichtung. Dieß wissen wir ja beiderseits lange, und wollen uns, hoffe ich, nicht darum entzweien.
Ich habe Ihnen mehr vorgeschwatzt, als ich anfangs zu thun gedachte. Ich hätte mir auch diese Episode nicht erlauben dürfen, wenn nicht gerade durch Krankheit des auf das Sanskrit eingeübten Setzers ein Stillstand in der Druckerei eingetreten wäre.
Ich habe zwei Übersetzungen des Hitôpadêśa in der Arbeit: eine Lateinische und eine Deutsche mit versificirten Sentenzen. Beide kosten mir viele Mühe und rücken nur langsam vor.
Haben Sie einige Abhandlungen über die Sprache, die Künste und geselligen Verfassungen der Thiere von Dupont de Nemours gelesen? Sie sind aus treuer Beobachtung der Natur geschrieben, ich habe die mündlichen Mittheilungen des liebenswürdigen Greises darüber oft mit Vergnügen angehört. Bei der Französischen Akademie haben sie ihn ausgelacht besonders mit seinen Sprachen der Vögel, weil sie eben keinen Sinn dafür und den Mechanismus im Kopfe hatten.
So mußte es kommen, daß die Engländer bei Ihnen für das Angelsächsische in die Schule gehen. Eine correcte Ausgabe des Beowulf und des Perceval, beide zwar ohne Entwickelung der kritischen Gründe: gewiß recht schön und wünschenswerth!
Nun wollte ich nur, es fänden sich hülfreiche Gelehrte, welche uns andern die schwierigen Gedichte ausführlich erklärten.
Warum kommen Sie denn gar nicht einmal an den Rhein? Es ist ja jetzt so leicht geworden. Auf dem Herwege gingen Sie über Mainz, von wo man den Strom bis hieher in einem halben Tage hinunter fliegt; den Rückweg nähmen Sie durch Westphalen.
Leben Sie recht wohl, und seyn Sie meiner regen Teilnahme an allen Ihren Unternehmungen und meiner freundschaftlichsten Gesinnungen versichert.
Ganz der Ihrige
A. W. v. Schlegel
d. 9t Febr.
Pag. CCLXXXI ist rachasi keine Thiergattung, sondern eine dämonische Riesin, richtig geschrieben râkshasî. – Sommona-codom ist der corrumpirte Name des Buddha. Der zweite Bestandtheil ist Gôtama, über den ersten zweifelt man, ob es samâna oder śramańa seyn soll.