• Georg Moritz Godtschalck to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Koblenz · Place of Destination: Berlin · Date: 07.05.1827
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Georg Moritz Godtschalck
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Koblenz
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 07.05.1827
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 512515409
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,III,Nr.1
  • Number of Pages: 4 S., m. U.
  • Incipit: „[1] Hochwohlgeborener Herr,
    Hochgeehrtester Herr Professor!
    Euer Hoch[wohlgeboren werden gü]tigst entschuldigen, wenn ein Unbekan[nter] [...] bereitwillige Güte in Anspruch zu [nehmen] [...] [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
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[1] Hochwohlgeborener Herr,
Hochgeehrtester Herr Professor!
Euer Hoch[wohlgeboren werden gü]tigst entschuldigen, wenn ein Unbekan[nter] [...] bereitwillige Güte in Anspruch zu [nehmen] [...] [...]et.
Doch, die feste Zuvers[icht] gen[...] [da]ß Sie Hochgeehrtester Herr Professor meine Freyheit weniger verargen, wenn Sie aus de[m] Folgenden den Zweck der Ihnen übersandten Ar[b]eit vernehmen werden, be[2]ruhigt mich einigermaßen meiner Dreistheit wegen, Sie Hochgeehrtester Herr Professor um eine äußerst scharfe Rezension derselben ergebenst zu bitten.
Durchdrungen von Mitleid und edlem Menschengefühle gegen jene 11000 in der Graudenzer und Schwezer Niederung und zwischen Tiegenhoff und Elbing diesseits der Nogat, noch jetzt in Noth und Elend schmachtenden Unglücklichen, die, mit gen Himmel empor gehobenen Armen den Allmäch[tigen] um Rettung anflehn; beschloß ich zur Unterstützung jener Nothleidenden eine Arbeit zu fertigen.
Da aber dieselbe mein erster Versuch in lyrischem Versmaße zu dichten ist; so hege ich, eine ziemlich genaue Kenntniß des Vers-Bau’s abgerechnet, die aber nur ein Zweig der Dichtkunst ist, und deren Zweck dahin geht, irgend einem dichterischen Gedanken, die ihm angemessene dichterische Form zu geben, bedeutenden Zweifel, ob in der vorliegenden Arbeit wirkliche Poesie enthalten ist, und ob das Eigenthümliche der lyrischen Strophe darinnen auch beobachtet.
[3] Ihrem tief eindringenden Forschungsgeiste, Ihrer gründlichen Kenntniß im uneremeßlichen Reiche der Wissenschaften, Ihrer, dem unpartheiischen Urtheile einsichtsvoller Männer zufolge, im allumfassenden Gebiete jener schönen Kunst der Poesie, ausgezeichneten Bewandtheit, sey es anheim gestellt, ob die Ihnen Hochgeehrtester Herr Professor übersandte Arbeit, der Mitwelt zu übergeben einigermaßen würdig ist.
Der Verfasser derselben, dessen Geist schon frühe sich zur Dichtkunst neigte, dessen Liebe und Anhänglichkeit zu derselben, durch Ihre Verdienste um teutsche Kunst und Wissenschaft, durch Ihre poetischen Erzeugnisse, ermuntert ward und immer mehr und mehr ermuntert wird; ist ein 20jähriger Jüngling, der Sohn eines Gendarmerie-Kapitains, und Schüler des hiesigen Gymnasii. Verschiedenen anderen Dichtungen, die ich einem meiner Professoren Herrn A. Klein zur Durchsicht übergeben habe, ist kein ungünstiges Urtheil geworden, besonders denen im elegischen Versbaue. Eingestehen muß ich Ihnen jedoch Hochgeehrtester Herr Professor, daß nicht ein gewisser Ehrgeiz, nicht ein blendender Stolz, mich zu rastlosem [4] Eifer in meiner Ausbildung und Vervollkommnung in Bezug auf teutsche Dichtkunst anspornt, wie dieses heut zu Tage, da jeder dichten will, der Fall ist; nein, es ist ein unwillkührlich in meinem Innern sich regender Drang, eine gewisse Selbstzufriedenheit, ein inneres Wohlgefallen, an allem was teutsche Poesie betrifft, kurz, ein unnennbares Wonnegefühl, gleich, wie nach des biedern deutschen Jünglings Rückkehr, sich das Herz der Jungfrau sehnt, deren schneeigte Stirne die Blüthe edler Schaam noch ziert, und an deren wogendem Busen, eine Lilie, Sinnbild thronender Unschuld lachlend blüht.
Dürfte ich Sie Hochgeehrtester Herr Professor, zu meiner ferneren Ausbildung, da ich nur in dem Besitze einer einzigen Hülfsquelle (Dilschneiderʼs Verslehre) bin, gütigst ersuchen, mir einige Werke zur sorgfältigen Durchlesung angeben zu wollen: damit ich sofort in den Besitz derselben gelange.
Der Genehmigung obigen Wunsches, wodurch Sie Hochgeehrtester Herr Professor, einen Sie ehrenden und achtenden Jüngling höchst verbindlich machen:
verharre ich mit der ausgezeichnetesten Hochachtung
Ihr
ganz ergebenster Diener
G. M. Godtschalck.
Koblenz den 7ten May 1827.
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[1] Hochwohlgeborener Herr,
Hochgeehrtester Herr Professor!
Euer Hoch[wohlgeboren werden gü]tigst entschuldigen, wenn ein Unbekan[nter] [...] bereitwillige Güte in Anspruch zu [nehmen] [...] [...]et.
Doch, die feste Zuvers[icht] gen[...] [da]ß Sie Hochgeehrtester Herr Professor meine Freyheit weniger verargen, wenn Sie aus de[m] Folgenden den Zweck der Ihnen übersandten Ar[b]eit vernehmen werden, be[2]ruhigt mich einigermaßen meiner Dreistheit wegen, Sie Hochgeehrtester Herr Professor um eine äußerst scharfe Rezension derselben ergebenst zu bitten.
Durchdrungen von Mitleid und edlem Menschengefühle gegen jene 11000 in der Graudenzer und Schwezer Niederung und zwischen Tiegenhoff und Elbing diesseits der Nogat, noch jetzt in Noth und Elend schmachtenden Unglücklichen, die, mit gen Himmel empor gehobenen Armen den Allmäch[tigen] um Rettung anflehn; beschloß ich zur Unterstützung jener Nothleidenden eine Arbeit zu fertigen.
Da aber dieselbe mein erster Versuch in lyrischem Versmaße zu dichten ist; so hege ich, eine ziemlich genaue Kenntniß des Vers-Bau’s abgerechnet, die aber nur ein Zweig der Dichtkunst ist, und deren Zweck dahin geht, irgend einem dichterischen Gedanken, die ihm angemessene dichterische Form zu geben, bedeutenden Zweifel, ob in der vorliegenden Arbeit wirkliche Poesie enthalten ist, und ob das Eigenthümliche der lyrischen Strophe darinnen auch beobachtet.
[3] Ihrem tief eindringenden Forschungsgeiste, Ihrer gründlichen Kenntniß im uneremeßlichen Reiche der Wissenschaften, Ihrer, dem unpartheiischen Urtheile einsichtsvoller Männer zufolge, im allumfassenden Gebiete jener schönen Kunst der Poesie, ausgezeichneten Bewandtheit, sey es anheim gestellt, ob die Ihnen Hochgeehrtester Herr Professor übersandte Arbeit, der Mitwelt zu übergeben einigermaßen würdig ist.
Der Verfasser derselben, dessen Geist schon frühe sich zur Dichtkunst neigte, dessen Liebe und Anhänglichkeit zu derselben, durch Ihre Verdienste um teutsche Kunst und Wissenschaft, durch Ihre poetischen Erzeugnisse, ermuntert ward und immer mehr und mehr ermuntert wird; ist ein 20jähriger Jüngling, der Sohn eines Gendarmerie-Kapitains, und Schüler des hiesigen Gymnasii. Verschiedenen anderen Dichtungen, die ich einem meiner Professoren Herrn A. Klein zur Durchsicht übergeben habe, ist kein ungünstiges Urtheil geworden, besonders denen im elegischen Versbaue. Eingestehen muß ich Ihnen jedoch Hochgeehrtester Herr Professor, daß nicht ein gewisser Ehrgeiz, nicht ein blendender Stolz, mich zu rastlosem [4] Eifer in meiner Ausbildung und Vervollkommnung in Bezug auf teutsche Dichtkunst anspornt, wie dieses heut zu Tage, da jeder dichten will, der Fall ist; nein, es ist ein unwillkührlich in meinem Innern sich regender Drang, eine gewisse Selbstzufriedenheit, ein inneres Wohlgefallen, an allem was teutsche Poesie betrifft, kurz, ein unnennbares Wonnegefühl, gleich, wie nach des biedern deutschen Jünglings Rückkehr, sich das Herz der Jungfrau sehnt, deren schneeigte Stirne die Blüthe edler Schaam noch ziert, und an deren wogendem Busen, eine Lilie, Sinnbild thronender Unschuld lachlend blüht.
Dürfte ich Sie Hochgeehrtester Herr Professor, zu meiner ferneren Ausbildung, da ich nur in dem Besitze einer einzigen Hülfsquelle (Dilschneiderʼs Verslehre) bin, gütigst ersuchen, mir einige Werke zur sorgfältigen Durchlesung angeben zu wollen: damit ich sofort in den Besitz derselben gelange.
Der Genehmigung obigen Wunsches, wodurch Sie Hochgeehrtester Herr Professor, einen Sie ehrenden und achtenden Jüngling höchst verbindlich machen:
verharre ich mit der ausgezeichnetesten Hochachtung
Ihr
ganz ergebenster Diener
G. M. Godtschalck.
Koblenz den 7ten May 1827.
· Beilage , [7. Mai 1827]
· Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
· Mscr.Dresd.e.90,III,Nr.1
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