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Wohlgeboren den meine Anfrage betreffenden Verhandlungen <span class="index-6155 tp-78074 ">Einer Hochlöblichen philosophischen Fakultät zu </span><span class="index-6155 tp-78074 index-887 tp-78062 ">Bonn</span> geschenkt haben, kann ich nicht umhin, die von <span class="index-5440 tp-78063 ">Einem Hohen Ministerium</span> mir gewordene Entscheidung ergebenst mitzutheilen. Sehnsuchtsvoll erwartend sah ich dieser Gelegenheit entgegen, um mit den Gefühlen eines dankenden Herzens vor Ew. Wohlgebohren zu treten; aber der Inhalt des Hohen Rescriptes hat mich dergestalt überrascht, daß ich im Hinblick auf meine nunmehr Rath- und That-los scheinende Gegenwart alle Fassung verloren habe. Der Umstand, daß auch ich meine Frage unmittelbar für eine Rechtsfrage gehalten, die als solche der gesammten Hochlöblichen Fakultät zur Entscheidung vorzulegen sei, hat mich immer nur mit den besten Erwartungen erfüllt, indem ich auf der andern Seite der Hoffnung war, die von der zuständigen Abtheilung aufgeworfene Frage nach meiner wissenschaftlichen Tüchtigkeit durch <span class="index-12816 tp-78076 ">eine bald erscheinende Schrift über den Pantheismus in der Philosophie von </span><span class="index-12816 tp-78076 index-12815 tp-78075 ">Thales</span><span class="index-12816 tp-78076 "> bis </span><span class="index-12816 tp-78076 index-174 tp-78072 ">Hegel</span> einigermaßen beantworten zu können. Die Freude, einen so friedlichen Ausgang herbeigeführt zu sehen, sollte mir nicht werden. Nichtsdestoweniger <span class="notice-43356 ">[2]</span> würde ich mich mit der Ungunst meiner nunmehrigen Lage noch abzufinden streben, wenn ich nicht die harte Beschuldigung hinnehmen sollte, namentlich gegen <span class="index-1077 tp-78064 ">Herrn Prof. </span><span class="index-1077 tp-78064 family-courier ">Windischmann</span> unwürdige Insinuationen mir erlaubt zu haben. – „Ich werde es nicht dulden, daß Sie hier lesen; ich werde alles aufbieten, um sie abzuhalten. Ihre Philosophie ist der tiefste Reflexions-Standpunkt, der jeden höher liegenden, ächt speculativen Standpunkt für Schwärmerei und Mystizismus hält und verwirft. Mag ein eingefleischter <span class="index-149 tp-78065 ">Kant</span>ianer, oder wer sonst, hier auftreten wollen, ich werde ihm nicht hinderlich sein; aber die Philosophie, zu der Sie sich bekennen, werde ich nicht wieder neben mir aufkommen lassen. 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Metaphysik ernstlicher erwogen, so wären sie heute nicht mehr <anchor type="b" n="12812" ana="11" xml:id="NidB78067"/>Hermes<anchor type="e" n="12812" ana="11" xml:id="NidE78067"/>ianer“. – Mit diesen und ähnlichen Ausdrücken entließ mich <anchor type="b" n="1077" ana="11" xml:id="NidB78066"/>Herr Prof. <hi rend="family:Courier">W.</hi><anchor type="e" n="1077" ana="11" xml:id="NidE78066"/> als ich Ihn von meinem Vorhaben, bei der hiesigen Hochl. philos. Fakultät als Privatdocent aufzutreten, in Kenntniß zu setzen wagte. Die Aussichten waren nicht die freundlichsten, und die alleinige Ueberzeugung von der Güte meiner Sache konnte mich ermuntern, das begonnene Werk nicht sofort wieder aufzugeben. Und wenn ich nach Ablauf der Verhandlungen mich <milestone unit="start" n="43357"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="43357"/> genöthigt sah, mit offenem Vertrauen bei Einem Hohen Ministerium einzukommen, so geschah dies nach vielseitiger Aufmunterung vorzugsweise in Erinnerung an jenes unzweideutige Begegniß, an dem ich für meine Vorstellungen eine authentische Quelle zu haben, glauben mußte.<lb/>Indem Ew. Wohlgeboren ich die abschließende Antwort Eines Hohen Ministeriums zur vorläufigen Ansicht beizulegen mich beehre, verharre ich mit der größten Hochachtung<lb/>Ew. 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[1] Wohlgeborner Herr,
Hochgeehrtester Herr Professor!
In Erinnerung an die gütige Theilnahme, welche Ew. Wohlgeboren den meine Anfrage betreffenden Verhandlungen Einer Hochlöblichen philosophischen Fakultät zu Bonn geschenkt haben, kann ich nicht umhin, die von Einem Hohen Ministerium mir gewordene Entscheidung ergebenst mitzutheilen. Sehnsuchtsvoll erwartend sah ich dieser Gelegenheit entgegen, um mit den Gefühlen eines dankenden Herzens vor Ew. Wohlgebohren zu treten; aber der Inhalt des Hohen Rescriptes hat mich dergestalt überrascht, daß ich im Hinblick auf meine nunmehr Rath- und That-los scheinende Gegenwart alle Fassung verloren habe. Der Umstand, daß auch ich meine Frage unmittelbar für eine Rechtsfrage gehalten, die als solche der gesammten Hochlöblichen Fakultät zur Entscheidung vorzulegen sei, hat mich immer nur mit den besten Erwartungen erfüllt, indem ich auf der andern Seite der Hoffnung war, die von der zuständigen Abtheilung aufgeworfene Frage nach meiner wissenschaftlichen Tüchtigkeit durch eine bald erscheinende Schrift über den Pantheismus in der Philosophie von Thales bis Hegel einigermaßen beantworten zu können. Die Freude, einen so friedlichen Ausgang herbeigeführt zu sehen, sollte mir nicht werden. Nichtsdestoweniger [2] würde ich mich mit der Ungunst meiner nunmehrigen Lage noch abzufinden streben, wenn ich nicht die harte Beschuldigung hinnehmen sollte, namentlich gegen Herrn Prof. Windischmann unwürdige Insinuationen mir erlaubt zu haben. – „Ich werde es nicht dulden, daß Sie hier lesen; ich werde alles aufbieten, um sie abzuhalten. Ihre Philosophie ist der tiefste Reflexions-Standpunkt, der jeden höher liegenden, ächt speculativen Standpunkt für Schwärmerei und Mystizismus hält und verwirft. Mag ein eingefleischter Kantianer, oder wer sonst, hier auftreten wollen, ich werde ihm nicht hinderlich sein; aber die Philosophie, zu der Sie sich bekennen, werde ich nicht wieder neben mir aufkommen lassen. Man hat mir zweimal diese Philosophie aufgedrungen, Esser u. Elvenich haben hier gelehrt; aber beim drittes Male.... Mißverstehen sie mich nicht, ich grabe ihnen keine Grube; sie sehen, daß ich offen zu Werke gehe. Von ihrer Theologie rede ich nicht: der Papst hat sie verdammt.... Hätten sie meine Vorlesungen über Logik u. Metaphysik ernstlicher erwogen, so wären sie heute nicht mehr Hermesianer“. – Mit diesen und ähnlichen Ausdrücken entließ mich Herr Prof. W. als ich Ihn von meinem Vorhaben, bei der hiesigen Hochl. philos. Fakultät als Privatdocent aufzutreten, in Kenntniß zu setzen wagte. Die Aussichten waren nicht die freundlichsten, und die alleinige Ueberzeugung von der Güte meiner Sache konnte mich ermuntern, das begonnene Werk nicht sofort wieder aufzugeben. Und wenn ich nach Ablauf der Verhandlungen mich [3] genöthigt sah, mit offenem Vertrauen bei Einem Hohen Ministerium einzukommen, so geschah dies nach vielseitiger Aufmunterung vorzugsweise in Erinnerung an jenes unzweideutige Begegniß, an dem ich für meine Vorstellungen eine authentische Quelle zu haben, glauben mußte.
Indem Ew. Wohlgeboren ich die abschließende Antwort Eines Hohen Ministeriums zur vorläufigen Ansicht beizulegen mich beehre, verharre ich mit der größten Hochachtung
Ew. Wohlgeboren
ergebenster
Dr. Volckmuth.
Wesselingen den 5ten Nov. 1836.
[4] [leer]
Hochgeehrtester Herr Professor!
In Erinnerung an die gütige Theilnahme, welche Ew. Wohlgeboren den meine Anfrage betreffenden Verhandlungen Einer Hochlöblichen philosophischen Fakultät zu Bonn geschenkt haben, kann ich nicht umhin, die von Einem Hohen Ministerium mir gewordene Entscheidung ergebenst mitzutheilen. Sehnsuchtsvoll erwartend sah ich dieser Gelegenheit entgegen, um mit den Gefühlen eines dankenden Herzens vor Ew. Wohlgebohren zu treten; aber der Inhalt des Hohen Rescriptes hat mich dergestalt überrascht, daß ich im Hinblick auf meine nunmehr Rath- und That-los scheinende Gegenwart alle Fassung verloren habe. Der Umstand, daß auch ich meine Frage unmittelbar für eine Rechtsfrage gehalten, die als solche der gesammten Hochlöblichen Fakultät zur Entscheidung vorzulegen sei, hat mich immer nur mit den besten Erwartungen erfüllt, indem ich auf der andern Seite der Hoffnung war, die von der zuständigen Abtheilung aufgeworfene Frage nach meiner wissenschaftlichen Tüchtigkeit durch eine bald erscheinende Schrift über den Pantheismus in der Philosophie von Thales bis Hegel einigermaßen beantworten zu können. Die Freude, einen so friedlichen Ausgang herbeigeführt zu sehen, sollte mir nicht werden. Nichtsdestoweniger [2] würde ich mich mit der Ungunst meiner nunmehrigen Lage noch abzufinden streben, wenn ich nicht die harte Beschuldigung hinnehmen sollte, namentlich gegen Herrn Prof. Windischmann unwürdige Insinuationen mir erlaubt zu haben. – „Ich werde es nicht dulden, daß Sie hier lesen; ich werde alles aufbieten, um sie abzuhalten. Ihre Philosophie ist der tiefste Reflexions-Standpunkt, der jeden höher liegenden, ächt speculativen Standpunkt für Schwärmerei und Mystizismus hält und verwirft. Mag ein eingefleischter Kantianer, oder wer sonst, hier auftreten wollen, ich werde ihm nicht hinderlich sein; aber die Philosophie, zu der Sie sich bekennen, werde ich nicht wieder neben mir aufkommen lassen. Man hat mir zweimal diese Philosophie aufgedrungen, Esser u. Elvenich haben hier gelehrt; aber beim drittes Male.... Mißverstehen sie mich nicht, ich grabe ihnen keine Grube; sie sehen, daß ich offen zu Werke gehe. Von ihrer Theologie rede ich nicht: der Papst hat sie verdammt.... Hätten sie meine Vorlesungen über Logik u. Metaphysik ernstlicher erwogen, so wären sie heute nicht mehr Hermesianer“. – Mit diesen und ähnlichen Ausdrücken entließ mich Herr Prof. W. als ich Ihn von meinem Vorhaben, bei der hiesigen Hochl. philos. Fakultät als Privatdocent aufzutreten, in Kenntniß zu setzen wagte. Die Aussichten waren nicht die freundlichsten, und die alleinige Ueberzeugung von der Güte meiner Sache konnte mich ermuntern, das begonnene Werk nicht sofort wieder aufzugeben. Und wenn ich nach Ablauf der Verhandlungen mich [3] genöthigt sah, mit offenem Vertrauen bei Einem Hohen Ministerium einzukommen, so geschah dies nach vielseitiger Aufmunterung vorzugsweise in Erinnerung an jenes unzweideutige Begegniß, an dem ich für meine Vorstellungen eine authentische Quelle zu haben, glauben mußte.
Indem Ew. Wohlgeboren ich die abschließende Antwort Eines Hohen Ministeriums zur vorläufigen Ansicht beizulegen mich beehre, verharre ich mit der größten Hochachtung
Ew. Wohlgeboren
ergebenster
Dr. Volckmuth.
Wesselingen den 5ten Nov. 1836.
[4] [leer]