• August Wilhelm von Schlegel to Ludwig Tieck

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Unknown · Date: 28.05.1801
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Ludwig Tieck
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 28.05.1801
    Printed Text
  • Bibliography: Ludwig Tieck und die Brüder Schlegel. Briefe. Hg. v. Edgar Lohner auf der Grundlage der von Henry Lüdeke besorgten Edition. München 1972, S. 68‒69.
  • Incipit: „[1] Berlin, den 28. Mai 1801
    Es ist ganz und gar nicht fein von dir, Freund Tieck, daß du mir nicht schreibst. [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-37187
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.7,Nr.66(14)
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,8 x 11,9 cm
[1] Berlin, den 28. Mai 1801
Es ist ganz und gar nicht fein von dir, Freund Tieck, daß du mir nicht schreibst. Meinen Brief mit den Aufträgen hast du gewiß noch in Leipzig erhalten, und wenn du in Ansehung derselben nichts hast thun können, so hättest du mir wenigstens dieß melden sollen, damit ich weitere Schritte thun konnte. Diese Unterlassung würde in der That so aussehn, als ob du dich um das Schicksal meines Shakspeare wenig kümmertest, wenn ich dich nicht besser kennte. Ich will dich indessen von allem Schreiben hierüber für jetzt lossprechen, – ich bin auf einem andern Wege so gut von der Lage der Sachen unterrichtet, wie ich es durch einen Brief von dir nur immer seyn könnte.
Ferner verweist mich Cotta wegen der Verabredungen über den Druck des Almanachs an dich. Wahrhaftig an den rechten! Worauf, zum Henker, wartest du denn noch, mir dergleichen Nachrichten zu ertheilen? Was ist noch für Zeit zu versäumen? Wenn der Almanach zeitig auf Michaelis erscheinen soll, so muß der Druck doch gewiß mit dem Julius seinen Anfang [2] nehmen. Da ich so manche Mühe bey der Herausgabe freywillig übernommen habe, sollte dir es doch nicht zu beschwerlich dünken, ein paar Zeilen zu schreiben.
Endlich habe ich Dich schon vor der Reise nach Leipzig gebeten, mir die geistlichen Lieder von Hardenberg, und den Camaldulenser von Schütze zu schicken. Es ist nothwendig, daß ich das vorräthige beysammen habe, um zu übersehen und zu ordnen. In des Teufels Namen, schick, oder du wirst mich sehr böse machen.
Caroline wird dir eine neue Romanze und ein Sonett von mir geschickt haben. Ich bin in diesen Tagen mit Henry VI. Part. 3 fertig geworden, und mache nun noch verschiedenes für den Almanach. Von dir erwarte ich recht sehr bald etwas neues. Vor allen Dingen den Moses, den du ja an der Spitze zu sehen wünschtest. Soll er da wirklich hinkommen, so mußt du Hand ans Werk legen; gewartet kann auf ihn nicht werden.
Von Friedrich ist unterdeß noch nichts weiter eingelaufen, als wovon ich neulich schrieb. Über die Sachen, die er überhaupt zu geben gedenkt, wirst du ihn selbst gesprochen haben. Mnioch hat [3] ein vortreffliches Gedicht Hellenik und Romantik für den Almanach eingeschickt. – Von deiner Schwester habe ich ein Gedicht in Stanzen bekommen, das ich nun abschreibe, um einige Kleinigkeiten zu ändern. Die Epigramme von Röschlaub auf Reinhold habe ich: es fragt sich, ob ihretwegen von der Maxime, nichts Litterarisches aufzunehmen, abgewichen werden soll. Gries hat sich erkundigt, ob wir Beyträge annähmen. Caroline hat es aber höflich abgelehnt. Vermehren soll mit seinem Almanach in einiger Noth seyn. Er hat Beckern in Dresden eine Parthie eigner Fabricate gegen andre auszutauschen angeboten. Dem Becker mußt du um des Himmels willen nichts für sein Taschenbuch geben. Er wird dich vermuthlich sehr darum angehen.
Ich habe bey den Gedichten, die ich dir zusenden muß, noch die Mühe des Abschreibens, da sie sonst verlohren gehen könnten. Indessen sollen sie sogleich erfolgen, wenn ich die Sachen von Hardenberg und Schütze habe. Schickst du diese aber nicht mit umgehender Post, so werde ich dich von neuem mahnen, und zwar, [4] da du einmal weißt, was ich will, durch ein bloßes Couvert ohne Brief darin, welches ich posttäglich so lange wiederhohlen werde, bis ich sie habe.
Lebe übrigens recht wohl, und grüß deine liebe Frau.
AWS
Noch eins: sind dir die beiden Lieder aus dem Heinrich von Afterdingen: Lob des Weines und Bergmannsleben erinnerlich, und billigst du die Wahl?
Noch eins: Schreib an Karl von Hardenberg über seine eingesandten Gedichte, oder schicke sie mir zurück, damit ich es thun kann. Besser wäre es aber, du thätest es, da ich mich auf Jakob Böhme noch gar nicht verstehe. Und thue auch das bald, bald, bald!
Deine Schwester hat uns mit ihrem Befinden manchmal recht in Sorge gesetzt. Wenn sie nur erst ihre Wochen überstanden hat, denke ich, soll es besser gehn.
[1] Berlin, den 28. Mai 1801
Es ist ganz und gar nicht fein von dir, Freund Tieck, daß du mir nicht schreibst. Meinen Brief mit den Aufträgen hast du gewiß noch in Leipzig erhalten, und wenn du in Ansehung derselben nichts hast thun können, so hättest du mir wenigstens dieß melden sollen, damit ich weitere Schritte thun konnte. Diese Unterlassung würde in der That so aussehn, als ob du dich um das Schicksal meines Shakspeare wenig kümmertest, wenn ich dich nicht besser kennte. Ich will dich indessen von allem Schreiben hierüber für jetzt lossprechen, – ich bin auf einem andern Wege so gut von der Lage der Sachen unterrichtet, wie ich es durch einen Brief von dir nur immer seyn könnte.
Ferner verweist mich Cotta wegen der Verabredungen über den Druck des Almanachs an dich. Wahrhaftig an den rechten! Worauf, zum Henker, wartest du denn noch, mir dergleichen Nachrichten zu ertheilen? Was ist noch für Zeit zu versäumen? Wenn der Almanach zeitig auf Michaelis erscheinen soll, so muß der Druck doch gewiß mit dem Julius seinen Anfang [2] nehmen. Da ich so manche Mühe bey der Herausgabe freywillig übernommen habe, sollte dir es doch nicht zu beschwerlich dünken, ein paar Zeilen zu schreiben.
Endlich habe ich Dich schon vor der Reise nach Leipzig gebeten, mir die geistlichen Lieder von Hardenberg, und den Camaldulenser von Schütze zu schicken. Es ist nothwendig, daß ich das vorräthige beysammen habe, um zu übersehen und zu ordnen. In des Teufels Namen, schick, oder du wirst mich sehr böse machen.
Caroline wird dir eine neue Romanze und ein Sonett von mir geschickt haben. Ich bin in diesen Tagen mit Henry VI. Part. 3 fertig geworden, und mache nun noch verschiedenes für den Almanach. Von dir erwarte ich recht sehr bald etwas neues. Vor allen Dingen den Moses, den du ja an der Spitze zu sehen wünschtest. Soll er da wirklich hinkommen, so mußt du Hand ans Werk legen; gewartet kann auf ihn nicht werden.
Von Friedrich ist unterdeß noch nichts weiter eingelaufen, als wovon ich neulich schrieb. Über die Sachen, die er überhaupt zu geben gedenkt, wirst du ihn selbst gesprochen haben. Mnioch hat [3] ein vortreffliches Gedicht Hellenik und Romantik für den Almanach eingeschickt. – Von deiner Schwester habe ich ein Gedicht in Stanzen bekommen, das ich nun abschreibe, um einige Kleinigkeiten zu ändern. Die Epigramme von Röschlaub auf Reinhold habe ich: es fragt sich, ob ihretwegen von der Maxime, nichts Litterarisches aufzunehmen, abgewichen werden soll. Gries hat sich erkundigt, ob wir Beyträge annähmen. Caroline hat es aber höflich abgelehnt. Vermehren soll mit seinem Almanach in einiger Noth seyn. Er hat Beckern in Dresden eine Parthie eigner Fabricate gegen andre auszutauschen angeboten. Dem Becker mußt du um des Himmels willen nichts für sein Taschenbuch geben. Er wird dich vermuthlich sehr darum angehen.
Ich habe bey den Gedichten, die ich dir zusenden muß, noch die Mühe des Abschreibens, da sie sonst verlohren gehen könnten. Indessen sollen sie sogleich erfolgen, wenn ich die Sachen von Hardenberg und Schütze habe. Schickst du diese aber nicht mit umgehender Post, so werde ich dich von neuem mahnen, und zwar, [4] da du einmal weißt, was ich will, durch ein bloßes Couvert ohne Brief darin, welches ich posttäglich so lange wiederhohlen werde, bis ich sie habe.
Lebe übrigens recht wohl, und grüß deine liebe Frau.
AWS
Noch eins: sind dir die beiden Lieder aus dem Heinrich von Afterdingen: Lob des Weines und Bergmannsleben erinnerlich, und billigst du die Wahl?
Noch eins: Schreib an Karl von Hardenberg über seine eingesandten Gedichte, oder schicke sie mir zurück, damit ich es thun kann. Besser wäre es aber, du thätest es, da ich mich auf Jakob Böhme noch gar nicht verstehe. Und thue auch das bald, bald, bald!
Deine Schwester hat uns mit ihrem Befinden manchmal recht in Sorge gesetzt. Wenn sie nur erst ihre Wochen überstanden hat, denke ich, soll es besser gehn.
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