• August Wilhelm von Schlegel to Ludwig Tieck

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Unknown · Date: 15.03.1802
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Ludwig Tieck
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 15.03.1802
    Printed Text
  • Bibliography: Ludwig Tieck und die Brüder Schlegel. Briefe. Hg. v. Edgar Lohner auf der Grundlage der von Henry Lüdeke besorgten Edition. München 1972, S. 108‒109.
  • Incipit: „[1] Berlin, den 15. März 1802
    Liebster Freund!
    Am Sonnabend Mittag ist dein Brief angekommen, und ich habe noch gleich an demselben Tage [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-37187
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.7,Nr.66(21)
  • Number of Pages: 5 S., hs.
  • Format: 19 x 11,9 cm
[1] Berlin, den 15. März 1802
Liebster Freund!
Am Sonnabend Mittag ist dein Brief angekommen, und ich habe noch gleich an demselben Tage den Octavian, deinem Auftrage gemäß, an Frommann mit einem Briefe abgeschickt. Es freut mich außerordentlich, daß er nun noch auf Ostern erscheint; ich bin begierig zu wissen, ob allein, oder als dritter Band der Romantischen Dichtungen. Melde doch, was du jetzt vorhast, und ob die zweyte Hälfte des Octavian bald nachfolgen wird.
Deine Schwester hatte sich schon vorigen Posttag und wiederum heute vorgenommen dir zu schreiben, allein nicht Kräfte genug gehabt; es würde sie zu sehr ergreifen. Sie ist leider die ganze Zeit unpäßlich gewesen, jedoch hoffe ich, daß du dich deswegen nicht zu beunruhigen brauchst. [2] Ihre Übel rühren wohl hauptsächlich aus allzu großer Schwäche und Reizbarkeit her. Wir waren heute Vormittag spazieren, und wollen auch jetzt eben ins Schauspiel. Es ist heute das Benefiz der Unzelmann, eine neue französische Operette.
Ich bin beschämt, daß ich dir in Erwiederung des Octavian immer noch nicht den Jon habe senden können. Meinen Brouillon mag ich nicht gern hergeben, und die erste Abschrift, die ich selbst hier habe nehmen lassen, hat mein Abschreiber noch in Händen, um die zweyte darnach zu verfertigen. Ich hoffe allernächstens eine große Sendung nach Dresden zu veranstalten, wo der letzte Band vom Shakspeare für dich, die fertig gedruckten Mährchen deiner Schwester, worin verschiedenes, was du noch nicht kennst, der Don Quixote 4. Theil, die Abschrift vom Jon, und die Exemplare vom Alarcos zugleich ankommen sollen. Sage doch Friedrichen er möchte mir wegen [3] der Zahl derselben, die er selbst oder ich in seinem Namen von Unger begehren möchte, und wegen der Vertheilung und Versendung Aufträge ertheilen. Da ich mir vorläufig einige von Unger ausgebeten, hat er mir 6 auf Velin geschickt, wobey der Medusenkopf sich beträchtlich besser ausnimmt, und mir dazu sagen lassen, die übrigen wären beym Buchbinder und würden brochirt. Da sie ungeheftet sind, habe ich sie sogleich zum Buchbinder geschickt. –
Die Aushängebogen, sage an Friedrich, hätte ich Humboldten und Brinkmann auf ihr dringendes Bitten geliehen. Den letzten sprach ich noch nicht darüber; Humboldt ist eigens zu mir gekommen, und hat sich mit vielem Respect geäußert. Dein Bruder ist sehr fleißig und hat, da er nicht mehr lange wird hier bleiben können, viel zu arbeiten. Die Büste der Tochter des Minister Haugwitz, Gräfin Kalkreuth ist eben fertig geworden, [4] die der Frau von Berg wird auch bald so weit seyn, und jetzt modellirt er die Gräfin Voß. – Er hat fast gewisse Aussichten, das Portrait der Königin ebenfalls zu machen, wenn es nicht etwa durch Schadow, dessen Schwester Kammerfrau bey ihr ist, hintertrieben wird. Man muß also nicht davon reden. Indessen hat die Königin es selbst verschiedentlich gesagt, und hinzugefügt: sie wünsche den Bildhauer Tieck besonders auch deswegen kennen zu lernen, um mit ihm von seinem Bruder zu sprechen, den sie als Dichter so sehr habe rühmen hören. – Es scheint, daß wir jetzt unter den Prinzen bey Hofe und sonst, verschiedne Freunde haben; es wäre drollig, wenn einmal die verrufene Partey die protegirte würde.
Noch habe ich jetzt keine neue Arbeit angefangen, ich kann nicht wohl eher, bis das Collegium zu Ende ist, welches mich [5] wöchentlich zweymal stört; dann wird es aber mit großem Eifer geschehn.
Deine Schwester will dir mit nächster Post das nähere über ihre Reise nach Dresden schreiben. Gehab dich unterdessen wohl, grüße deine liebe Frau und Friedrich.
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[1] Berlin, den 15. März 1802
Liebster Freund!
Am Sonnabend Mittag ist dein Brief angekommen, und ich habe noch gleich an demselben Tage den Octavian, deinem Auftrage gemäß, an Frommann mit einem Briefe abgeschickt. Es freut mich außerordentlich, daß er nun noch auf Ostern erscheint; ich bin begierig zu wissen, ob allein, oder als dritter Band der Romantischen Dichtungen. Melde doch, was du jetzt vorhast, und ob die zweyte Hälfte des Octavian bald nachfolgen wird.
Deine Schwester hatte sich schon vorigen Posttag und wiederum heute vorgenommen dir zu schreiben, allein nicht Kräfte genug gehabt; es würde sie zu sehr ergreifen. Sie ist leider die ganze Zeit unpäßlich gewesen, jedoch hoffe ich, daß du dich deswegen nicht zu beunruhigen brauchst. [2] Ihre Übel rühren wohl hauptsächlich aus allzu großer Schwäche und Reizbarkeit her. Wir waren heute Vormittag spazieren, und wollen auch jetzt eben ins Schauspiel. Es ist heute das Benefiz der Unzelmann, eine neue französische Operette.
Ich bin beschämt, daß ich dir in Erwiederung des Octavian immer noch nicht den Jon habe senden können. Meinen Brouillon mag ich nicht gern hergeben, und die erste Abschrift, die ich selbst hier habe nehmen lassen, hat mein Abschreiber noch in Händen, um die zweyte darnach zu verfertigen. Ich hoffe allernächstens eine große Sendung nach Dresden zu veranstalten, wo der letzte Band vom Shakspeare für dich, die fertig gedruckten Mährchen deiner Schwester, worin verschiedenes, was du noch nicht kennst, der Don Quixote 4. Theil, die Abschrift vom Jon, und die Exemplare vom Alarcos zugleich ankommen sollen. Sage doch Friedrichen er möchte mir wegen [3] der Zahl derselben, die er selbst oder ich in seinem Namen von Unger begehren möchte, und wegen der Vertheilung und Versendung Aufträge ertheilen. Da ich mir vorläufig einige von Unger ausgebeten, hat er mir 6 auf Velin geschickt, wobey der Medusenkopf sich beträchtlich besser ausnimmt, und mir dazu sagen lassen, die übrigen wären beym Buchbinder und würden brochirt. Da sie ungeheftet sind, habe ich sie sogleich zum Buchbinder geschickt. –
Die Aushängebogen, sage an Friedrich, hätte ich Humboldten und Brinkmann auf ihr dringendes Bitten geliehen. Den letzten sprach ich noch nicht darüber; Humboldt ist eigens zu mir gekommen, und hat sich mit vielem Respect geäußert. Dein Bruder ist sehr fleißig und hat, da er nicht mehr lange wird hier bleiben können, viel zu arbeiten. Die Büste der Tochter des Minister Haugwitz, Gräfin Kalkreuth ist eben fertig geworden, [4] die der Frau von Berg wird auch bald so weit seyn, und jetzt modellirt er die Gräfin Voß. – Er hat fast gewisse Aussichten, das Portrait der Königin ebenfalls zu machen, wenn es nicht etwa durch Schadow, dessen Schwester Kammerfrau bey ihr ist, hintertrieben wird. Man muß also nicht davon reden. Indessen hat die Königin es selbst verschiedentlich gesagt, und hinzugefügt: sie wünsche den Bildhauer Tieck besonders auch deswegen kennen zu lernen, um mit ihm von seinem Bruder zu sprechen, den sie als Dichter so sehr habe rühmen hören. – Es scheint, daß wir jetzt unter den Prinzen bey Hofe und sonst, verschiedne Freunde haben; es wäre drollig, wenn einmal die verrufene Partey die protegirte würde.
Noch habe ich jetzt keine neue Arbeit angefangen, ich kann nicht wohl eher, bis das Collegium zu Ende ist, welches mich [5] wöchentlich zweymal stört; dann wird es aber mit großem Eifer geschehn.
Deine Schwester will dir mit nächster Post das nähere über ihre Reise nach Dresden schreiben. Gehab dich unterdessen wohl, grüße deine liebe Frau und Friedrich.
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