• Ludwig Tieck to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Ziebingen · Place of Destination: Berlin · Date: [April 1802]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Ludwig Tieck
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Ziebingen
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: [April 1802]
  • Notations: Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Ludwig Tieck und die Brüder Schlegel. Briefe. Hg. v. Edgar Lohner auf der Grundlage der von Henry Lüdeke besorgten Edition. München 1972, S. 109‒110.
  • Incipit: „[1] [Ziebingen, April (?) 1802]
    Mein theurer Freund,
    Ich danke dir recht sehr für die Nachrichten, die du mir hast zukommen lassen, ich [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-36934
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.28,Nr.77
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,8 x 11,5 cm
[1] [Ziebingen, April (?) 1802]
Mein theurer Freund,
Ich danke dir recht sehr für die Nachrichten, die du mir hast zukommen lassen, ich bin recht sehr um meine Schwester besorgt gewesen, auch ist meine Furcht noch nicht aufgehoben. Ich sehe nun mit Verlangen neuen Briefen und deinem Ion entgegen, auf den ich mich sehr freue. Den 2ten Theil des Octavian werdet ihr nun wohl erst im Druck lesen können, weil ich nicht Zeit genug habe, mein Manuskript noch einmal abschreiben zu lassen. Treibe doch meinen Bruder an, daß er nicht zu lange in Berlin verweilt, weil er sonst darüber gewiß seine Arbeit in Weimar verliehrt, denn die Menschen dort sind gar zu unzuverlässig.
Für heute habe ich eine Bitte an dich, [2] ein kleines Geschäft, von welchem ich dir zutraue, daß du es besser besorgen kannst als ich, und die geringe Mühe gern übernimmst. Es ist nehmlich schon länger als ein Jahr, daß ich mit dem Buchhändler Braun in Berlin, der den Verlag des jüngern Nicolai an sich gekauft hat, über eine neue Ausgabe der Volksmärchen gesprochen habe. Es sollte nur ein Band werden, ohngefähr 30 Bogen stark, und enthalten den Blaubart, ganz umgearbeitet, meist in Versen geschrieben, die Heymonskinder, den blonden Eckbert, und die Magelone, ebenfalls umgearbeitet, nebst einigen ganz neuen Sachen, vielleicht das Rothkäppchen aus den Dichtungen: den Kater wollte ich gerne zum Prolog für eine neue Ausgabe des Zerbino [3] behalten, und auf den 3ten Band möchte ich gar keine Rücksicht nehmen. Sei doch so gut und sprich nun mit dem Verleger, du hast die beste Art von uns allen, dergleichen Geschäfte zu machen, und überlege vorher, wie viel du in meinem Nahmen dafür fodern kannst, sehr viel erwarte ich nicht, du kannst also sehn, wie du mit ihm einig wirst, doch auch nicht gar zu wenig, weil ich immer Mühe davon habe. Ich übergebe dir die ganze Vollmacht, hierüber zu handeln, wie es dir gut dünkt, und nach deiner Überzeugung den Contrakt abzuschliessen, wenn der Verleger überall noch zu einer neuen Auflage aufgelegt ist. Nach unserm ersten Gespräch sollte diese Auflage schon diese Messe erscheinen, indessen hat [4] es sich nicht gemacht, nun dächte ich, wäre es Zeit bis zur künftigen Ostermesse. Bezeigt er Lust dazu, und du kannst einiges Geld im voraus darauf erhalten, so käme es mir gerade sehr recht, weil ich es recht nöthig brauche. Du siehst, daß ich Raum zu ganz neuen Gedichten behalte, wenn ich nicht mehr aufnehme, als das genannte, ja ich bin auch noch in Ansehung der Magelone zweifelhaft. Auch deinen Rath hierüber wünsche ich zu erfahren und was überhaupt geändert werden müste. – Ich bin in Eil, grüsse meine lieben Geschwister herzlich, auch Fichte.
Der Deinige. L. T.
[1] [Ziebingen, April (?) 1802]
Mein theurer Freund,
Ich danke dir recht sehr für die Nachrichten, die du mir hast zukommen lassen, ich bin recht sehr um meine Schwester besorgt gewesen, auch ist meine Furcht noch nicht aufgehoben. Ich sehe nun mit Verlangen neuen Briefen und deinem Ion entgegen, auf den ich mich sehr freue. Den 2ten Theil des Octavian werdet ihr nun wohl erst im Druck lesen können, weil ich nicht Zeit genug habe, mein Manuskript noch einmal abschreiben zu lassen. Treibe doch meinen Bruder an, daß er nicht zu lange in Berlin verweilt, weil er sonst darüber gewiß seine Arbeit in Weimar verliehrt, denn die Menschen dort sind gar zu unzuverlässig.
Für heute habe ich eine Bitte an dich, [2] ein kleines Geschäft, von welchem ich dir zutraue, daß du es besser besorgen kannst als ich, und die geringe Mühe gern übernimmst. Es ist nehmlich schon länger als ein Jahr, daß ich mit dem Buchhändler Braun in Berlin, der den Verlag des jüngern Nicolai an sich gekauft hat, über eine neue Ausgabe der Volksmärchen gesprochen habe. Es sollte nur ein Band werden, ohngefähr 30 Bogen stark, und enthalten den Blaubart, ganz umgearbeitet, meist in Versen geschrieben, die Heymonskinder, den blonden Eckbert, und die Magelone, ebenfalls umgearbeitet, nebst einigen ganz neuen Sachen, vielleicht das Rothkäppchen aus den Dichtungen: den Kater wollte ich gerne zum Prolog für eine neue Ausgabe des Zerbino [3] behalten, und auf den 3ten Band möchte ich gar keine Rücksicht nehmen. Sei doch so gut und sprich nun mit dem Verleger, du hast die beste Art von uns allen, dergleichen Geschäfte zu machen, und überlege vorher, wie viel du in meinem Nahmen dafür fodern kannst, sehr viel erwarte ich nicht, du kannst also sehn, wie du mit ihm einig wirst, doch auch nicht gar zu wenig, weil ich immer Mühe davon habe. Ich übergebe dir die ganze Vollmacht, hierüber zu handeln, wie es dir gut dünkt, und nach deiner Überzeugung den Contrakt abzuschliessen, wenn der Verleger überall noch zu einer neuen Auflage aufgelegt ist. Nach unserm ersten Gespräch sollte diese Auflage schon diese Messe erscheinen, indessen hat [4] es sich nicht gemacht, nun dächte ich, wäre es Zeit bis zur künftigen Ostermesse. Bezeigt er Lust dazu, und du kannst einiges Geld im voraus darauf erhalten, so käme es mir gerade sehr recht, weil ich es recht nöthig brauche. Du siehst, daß ich Raum zu ganz neuen Gedichten behalte, wenn ich nicht mehr aufnehme, als das genannte, ja ich bin auch noch in Ansehung der Magelone zweifelhaft. Auch deinen Rath hierüber wünsche ich zu erfahren und was überhaupt geändert werden müste. – Ich bin in Eil, grüsse meine lieben Geschwister herzlich, auch Fichte.
Der Deinige. L. T.
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