• Christian Friedrich Tieck to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Rom · Place of Destination: Unknown · Date: [13. September 1806]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Friedrich Tieck
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Rom
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: [13. September 1806]
  • Notations: Datum sowie Absendeort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 366‒368.
  • Incipit: „[1] [Rom 13. September 1806]
    Da meine Schwester, Dir geliebter Bruder und Freund so weitläuftig schreibt, so habe ich nur das was [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,15,71
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,2 x 12,1 cm
[1] [Rom 13. September 1806]
Da meine Schwester, Dir geliebter Bruder und Freund so weitläuftig schreibt, so habe ich nur das was mich unmittelbar angeth zu schreiben. Ich hätte schon längst die Vignetten zu Deiner Elegie angefangen, wenn ich nicht erst an demselben Tage als wir Deinen Brief bekamen das Exemplar welches Du uns geschikt von Humboldt zurückbekommen, die andern sind noch immer nicht angekommen. Ich mache sie nun aber sehr bald. Die drei Sachen die Du genannt hast. Wie Du es aber mit den anderen meinst must Du mir noch einmal schreiben, Ocnus und der Esel ist sehr schön, doch würde es nicht passen um ein ganzes Quartblatt deshalb zwischen zu legen, auch möchte es sich nicht gut ausnehmen zwischen den Druk hinein Kupferstiche zu machen, und damit die Verse zu unterbrechen, Du must mir deshalb schreiben nothwendig wie Du es gemeint hast. Die Landschaft die Du haben willst um sie in Kupfer zu stechen, must Du mir auch noch einmal schreiben. 1. ob es eine Gegend, ausserhalb Rom, also Aussicht auf das Gebirge sein soll, oder ob es eine Ansicht, eines Theils von Rom sein soll. 2. in welcher Grösse und welches Format sie haben soll, Dein Brief ist zweifelhaft, ob sie auch zu der Elegie soll, und wozu soll das Portrait? Dies leztre will ich Dir auf jeden Fall selbst machen, sei es daß es gemalt, oder gezeichnet sein sollte, wenn ich nur ein ähnliches Bild der F[rau] v. St.[aël] habhaft werden kann um es danach zu machen. Du hast auch nicht geschrieben, ob dies ganze oder halbe Figur sein soll und in welcher grösse. Auf alle diese Dinge bitte ich [2] recht sehr antworte mir bald. Dann sollst Du gewiß mit den Zeichnungen zufriden sein, die ich Dir sobald sie fertig sind zuschike.
Jezt noch einiges von meinen Arbeiten. Das Modell des Basreliefs für Fr.[au] v. St[aël] ist seit geraumer Zeit fertig nur leider habe ich noch immer keinen Marmor, der erst aus Carara kommen muß, doch erwarte ich ihn täglich. Es ist von der erstaunlichsten Schwierigkeit ein gut stük Marmor zu einem Basrelief zu finden, weil alles in unförmlichen Klötzen gebrochen wird, und man also ein sehr grosses Stück zerschneiden muß um nur eine mäßig grosse vierekige Tafel zu haben. Ich habe in der zwischenzeit ein anderes grösseres Basrelief angefangen, Admet der die Alceste auf dem mit Löw und Eber bespannten Waagen, den Apollo als Hirt führt vom erstaunten Vater abholt, nach derselben Composizion wie ich es schon einmahl in Weimar, aber viel kleiner ausgeführt habe.
Das Basrelief der Fr.[au] v. St.[aël] habe ich mehreren Künstlern gezeigt, die sehr damit zufrieden sind. Besonders gefällt die Figur welche Fr.[au] v. St[aël] darstellt, und Marin findet das Portrait H. Necker welches er selbst einmal gemacht sehr ähnlich. Canova hatt die Idee ausserordentlich gefallen, und er trug mir auf Dir von seinetwegen, mit vielen Grüssen [an] Fr.[au] v. St.[aël] zu schreiben. Thorwaldsen hatt besonders die Gewänder gelobt. Ich schreibe dergleichen so ausführlich weil H. v. H.[umboldt] oder Sie nicht ermangeln werden gelegentlich mich herunter zu setzen, obgleich sie sich bis jezt noch nicht die Mühe gegeben das Kleinste von mir auzusehn.
Ein andermal will ich Dir weitläuftiger schreiben besonders [3] über Millers Composizionen zu Mahlereien, ich habe es schon längst thun wollen, aber Du weist wie träge ich zum schreiben bin, besonders wenn es ein wenig verständig sein soll.
Ich soll Dich auch noch im Nahmen der Schwester bitten das Du ja so bald als möglich nach Berlin schreiben möchtest, die Veranstaltung wegen der M.[adam] Unger und der Bibliothek zu treffen, weil ja sonst natürlich meiner Schwester Worte nichts helfen, wenn Du sie nicht bestätigst, überhaupt scheint mir unser Justiz Commißär, entweder die Sache nicht recht anzusehn oder zu nachläßig zu betreiben. Das übel ist daß sich so viele Menschen durch B.[ernhardis] anstellen hintergehen lassen, und unsre Verwandten selbst gegen uns Parthei nehmen, denn wenn unsre Schwägerin selbst immer gegen unsre Schwester spricht, so werden natürlich leicht die Menschen kühler. Es ist unrecht sich rächen zu wollen, aber doch kann ich den Gedanken der Rache nicht immer ganz unterdrücken, gegen dieses Weib, und ihre nichtswürdige Umgebung. Ich bin neugierig welchen Effekt Dein Brief auf Fouquet gehabt hatt, schreibe uns doch wenn Du Antwort von ihm hast.
Wir legen Dir hier den Brief der Schneider Wittwe bei, und mache es so wie Dir die Schwester geschrieben und befehle ja an daß Dir der Brief in Acht genommen wird. Es ist fast unmöglich anders als daß es eine [4] Betrügerei des Saubern Herrn ist.
Abschrift des Briefs den Bernhardi mir mit dem Blatte der Schneiderwittwe nach Weimar geschikt.

Berlin den 13 April 1805
Dies beiliegende Blatt für Schlegel ist heute früh an mich abgegeben, da ich den Schreiber und den Inhalt kannte so habe ich es erbrochen, wozu ich in diesem Falle Vollmacht hatte, habe ich jedoch daran Unrecht gethan, so bitte ich um Verzeihung. Ich habe hierauf Rechnung gefodert aber noch nicht erhalten und erwarte Aufträge wohin ich diese schicken [soll]. Ueberschickte Gelder werde ich durch Quittungen belegen, auch bin ich nach Auftrag bereit Terminalzahlungen einzugehn.

Das übrige des Briefs betrift andre Dinge, nacher hatt er noch einmahl geschrieben die Rechnung wäre eingelaufen, betrüge 107 Thaler, und er wolle sie behalten um die unrichtigkeit seiner eignen zu beweisen.
Leb wohl behalte uns lieb, und antworte bald.
Dein Bruder
Fr.[iedrich] Tieck
[1] [Rom 13. September 1806]
Da meine Schwester, Dir geliebter Bruder und Freund so weitläuftig schreibt, so habe ich nur das was mich unmittelbar angeth zu schreiben. Ich hätte schon längst die Vignetten zu Deiner Elegie angefangen, wenn ich nicht erst an demselben Tage als wir Deinen Brief bekamen das Exemplar welches Du uns geschikt von Humboldt zurückbekommen, die andern sind noch immer nicht angekommen. Ich mache sie nun aber sehr bald. Die drei Sachen die Du genannt hast. Wie Du es aber mit den anderen meinst must Du mir noch einmal schreiben, Ocnus und der Esel ist sehr schön, doch würde es nicht passen um ein ganzes Quartblatt deshalb zwischen zu legen, auch möchte es sich nicht gut ausnehmen zwischen den Druk hinein Kupferstiche zu machen, und damit die Verse zu unterbrechen, Du must mir deshalb schreiben nothwendig wie Du es gemeint hast. Die Landschaft die Du haben willst um sie in Kupfer zu stechen, must Du mir auch noch einmal schreiben. 1. ob es eine Gegend, ausserhalb Rom, also Aussicht auf das Gebirge sein soll, oder ob es eine Ansicht, eines Theils von Rom sein soll. 2. in welcher Grösse und welches Format sie haben soll, Dein Brief ist zweifelhaft, ob sie auch zu der Elegie soll, und wozu soll das Portrait? Dies leztre will ich Dir auf jeden Fall selbst machen, sei es daß es gemalt, oder gezeichnet sein sollte, wenn ich nur ein ähnliches Bild der F[rau] v. St.[aël] habhaft werden kann um es danach zu machen. Du hast auch nicht geschrieben, ob dies ganze oder halbe Figur sein soll und in welcher grösse. Auf alle diese Dinge bitte ich [2] recht sehr antworte mir bald. Dann sollst Du gewiß mit den Zeichnungen zufriden sein, die ich Dir sobald sie fertig sind zuschike.
Jezt noch einiges von meinen Arbeiten. Das Modell des Basreliefs für Fr.[au] v. St[aël] ist seit geraumer Zeit fertig nur leider habe ich noch immer keinen Marmor, der erst aus Carara kommen muß, doch erwarte ich ihn täglich. Es ist von der erstaunlichsten Schwierigkeit ein gut stük Marmor zu einem Basrelief zu finden, weil alles in unförmlichen Klötzen gebrochen wird, und man also ein sehr grosses Stück zerschneiden muß um nur eine mäßig grosse vierekige Tafel zu haben. Ich habe in der zwischenzeit ein anderes grösseres Basrelief angefangen, Admet der die Alceste auf dem mit Löw und Eber bespannten Waagen, den Apollo als Hirt führt vom erstaunten Vater abholt, nach derselben Composizion wie ich es schon einmahl in Weimar, aber viel kleiner ausgeführt habe.
Das Basrelief der Fr.[au] v. St.[aël] habe ich mehreren Künstlern gezeigt, die sehr damit zufrieden sind. Besonders gefällt die Figur welche Fr.[au] v. St[aël] darstellt, und Marin findet das Portrait H. Necker welches er selbst einmal gemacht sehr ähnlich. Canova hatt die Idee ausserordentlich gefallen, und er trug mir auf Dir von seinetwegen, mit vielen Grüssen [an] Fr.[au] v. St.[aël] zu schreiben. Thorwaldsen hatt besonders die Gewänder gelobt. Ich schreibe dergleichen so ausführlich weil H. v. H.[umboldt] oder Sie nicht ermangeln werden gelegentlich mich herunter zu setzen, obgleich sie sich bis jezt noch nicht die Mühe gegeben das Kleinste von mir auzusehn.
Ein andermal will ich Dir weitläuftiger schreiben besonders [3] über Millers Composizionen zu Mahlereien, ich habe es schon längst thun wollen, aber Du weist wie träge ich zum schreiben bin, besonders wenn es ein wenig verständig sein soll.
Ich soll Dich auch noch im Nahmen der Schwester bitten das Du ja so bald als möglich nach Berlin schreiben möchtest, die Veranstaltung wegen der M.[adam] Unger und der Bibliothek zu treffen, weil ja sonst natürlich meiner Schwester Worte nichts helfen, wenn Du sie nicht bestätigst, überhaupt scheint mir unser Justiz Commißär, entweder die Sache nicht recht anzusehn oder zu nachläßig zu betreiben. Das übel ist daß sich so viele Menschen durch B.[ernhardis] anstellen hintergehen lassen, und unsre Verwandten selbst gegen uns Parthei nehmen, denn wenn unsre Schwägerin selbst immer gegen unsre Schwester spricht, so werden natürlich leicht die Menschen kühler. Es ist unrecht sich rächen zu wollen, aber doch kann ich den Gedanken der Rache nicht immer ganz unterdrücken, gegen dieses Weib, und ihre nichtswürdige Umgebung. Ich bin neugierig welchen Effekt Dein Brief auf Fouquet gehabt hatt, schreibe uns doch wenn Du Antwort von ihm hast.
Wir legen Dir hier den Brief der Schneider Wittwe bei, und mache es so wie Dir die Schwester geschrieben und befehle ja an daß Dir der Brief in Acht genommen wird. Es ist fast unmöglich anders als daß es eine [4] Betrügerei des Saubern Herrn ist.
Abschrift des Briefs den Bernhardi mir mit dem Blatte der Schneiderwittwe nach Weimar geschikt.

Berlin den 13 April 1805
Dies beiliegende Blatt für Schlegel ist heute früh an mich abgegeben, da ich den Schreiber und den Inhalt kannte so habe ich es erbrochen, wozu ich in diesem Falle Vollmacht hatte, habe ich jedoch daran Unrecht gethan, so bitte ich um Verzeihung. Ich habe hierauf Rechnung gefodert aber noch nicht erhalten und erwarte Aufträge wohin ich diese schicken [soll]. Ueberschickte Gelder werde ich durch Quittungen belegen, auch bin ich nach Auftrag bereit Terminalzahlungen einzugehn.

Das übrige des Briefs betrift andre Dinge, nacher hatt er noch einmahl geschrieben die Rechnung wäre eingelaufen, betrüge 107 Thaler, und er wolle sie behalten um die unrichtigkeit seiner eignen zu beweisen.
Leb wohl behalte uns lieb, und antworte bald.
Dein Bruder
Fr.[iedrich] Tieck
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