• Franz Xaver Klinger to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Unknown · Date: 18.06.1807
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Franz Xaver Klinger
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 18.06.1807
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 413.
  • Incipit: „[1] Paris d. 18. Jun. [1]807.
    Verehrtester Freund,
    Daß ich mit der Bestellung Ihrer Aufträge weniger saumselig war, als mit der Beantwortung Ihres [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-6
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,21,49
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,3 x 11,9 cm
[1] Paris d. 18. Jun. [1]807.
Verehrtester Freund,
Daß ich mit der Bestellung Ihrer Aufträge weniger saumselig war, als mit der Beantwortung Ihres erfreuenden Briefes, werden Sie zum Theil schon durch Mad. Chezy erfahren haben. Fräulein v. Winkel war sehr angenehm überrascht durch den schönen Beweis Ihres Andenkens, welchen sie nicht so bald erwartet hatte. Sie trägt mir angelegentlichst auf, Ihnen dafür zu danken, und zu versichern, daß diese neue Zierde des Gedenkbuches ihr unschätzbar bleiben werde. Sie hat nun eine wichtige Aufgabe zur Übung ihres Mahlertalentes genommen, eine Copie des sogenannten Hieronymus des Correggio, welche Arbeit ihrem geistvollen Fleiß und feinem Sinn gewiß in bedeutendem Grade gelingen, und mehr Ehre bringen muß, als manches anspruchvolle Originalbild eitler Kunstjünger unsrer Tage.
Ich habe nun auch die Corinna gelesen, und mich an dem großen Reichthum klar ausgesprochener, herrlicher Gedanken und Gefühle wahrhaft erquickt. Dabei empfand ich von neuem welch ein Glück mir durch die persönliche Bekanntschaft der edlen Verfasserinn zu Theil wurde, die der Glanz des ausgebreitetsten Ruhmes nicht hinderte auch mich mit so vieler Güte und Nachsicht aufzunehmen. In Kölln ist [2] man nun fleissig mit der Übersetzung beschäftigt, oder wohl schon damit zu Ende. Ihr Hr Bruder befindet sich wohl; ich habe, fast zugleich mit dem Ihrigen, einen Brief von ihm erhalten. Hier sind nun viele Leute recht lüstern nach Ihrer Comparaison, und Graf Metternich kann es kaum erwarten Sie auch französisch gedruckt zu sehen.
Mein Vorrath an literärischen Neuigkeiten ist sehr unbeträchtlich; auch muß ich vermuthen daß Koreff Ihnen das wichtigste schon mitgetheilt hat. Sie verlieren nur wenig indem Sie von deutscher Literatur entfernt leben, denn mehr als jemals kann es jezt heissen: das Gute ist nicht neu, und das Neue ist nicht gut. Aber wir hoffen, daß Sie uns Deutsche nicht ganz vergessen werden, die Ihrer nicht so leicht entbehren, und mit Sehnsucht jeder neuen Gabe von Ihnen entgegensehen.
Leben Sie recht gesund und heiter, und gedenken Sie ferner noch in Güte
Ihres
ergebensten Freundes
Fr. Xaver Klinger
[3]
N.[ach] Schr.[ift:] Ihrem Wunsche gemäß füge ich meine Adresse bei: aux soins de Mr Tourneisen fils, Rue de Seine No 12. Alle unsre Pariser Freunde empfehlen sich Ihnen bestens.
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[1] Paris d. 18. Jun. [1]807.
Verehrtester Freund,
Daß ich mit der Bestellung Ihrer Aufträge weniger saumselig war, als mit der Beantwortung Ihres erfreuenden Briefes, werden Sie zum Theil schon durch Mad. Chezy erfahren haben. Fräulein v. Winkel war sehr angenehm überrascht durch den schönen Beweis Ihres Andenkens, welchen sie nicht so bald erwartet hatte. Sie trägt mir angelegentlichst auf, Ihnen dafür zu danken, und zu versichern, daß diese neue Zierde des Gedenkbuches ihr unschätzbar bleiben werde. Sie hat nun eine wichtige Aufgabe zur Übung ihres Mahlertalentes genommen, eine Copie des sogenannten Hieronymus des Correggio, welche Arbeit ihrem geistvollen Fleiß und feinem Sinn gewiß in bedeutendem Grade gelingen, und mehr Ehre bringen muß, als manches anspruchvolle Originalbild eitler Kunstjünger unsrer Tage.
Ich habe nun auch die Corinna gelesen, und mich an dem großen Reichthum klar ausgesprochener, herrlicher Gedanken und Gefühle wahrhaft erquickt. Dabei empfand ich von neuem welch ein Glück mir durch die persönliche Bekanntschaft der edlen Verfasserinn zu Theil wurde, die der Glanz des ausgebreitetsten Ruhmes nicht hinderte auch mich mit so vieler Güte und Nachsicht aufzunehmen. In Kölln ist [2] man nun fleissig mit der Übersetzung beschäftigt, oder wohl schon damit zu Ende. Ihr Hr Bruder befindet sich wohl; ich habe, fast zugleich mit dem Ihrigen, einen Brief von ihm erhalten. Hier sind nun viele Leute recht lüstern nach Ihrer Comparaison, und Graf Metternich kann es kaum erwarten Sie auch französisch gedruckt zu sehen.
Mein Vorrath an literärischen Neuigkeiten ist sehr unbeträchtlich; auch muß ich vermuthen daß Koreff Ihnen das wichtigste schon mitgetheilt hat. Sie verlieren nur wenig indem Sie von deutscher Literatur entfernt leben, denn mehr als jemals kann es jezt heissen: das Gute ist nicht neu, und das Neue ist nicht gut. Aber wir hoffen, daß Sie uns Deutsche nicht ganz vergessen werden, die Ihrer nicht so leicht entbehren, und mit Sehnsucht jeder neuen Gabe von Ihnen entgegensehen.
Leben Sie recht gesund und heiter, und gedenken Sie ferner noch in Güte
Ihres
ergebensten Freundes
Fr. Xaver Klinger
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N.[ach] Schr.[ift:] Ihrem Wunsche gemäß füge ich meine Adresse bei: aux soins de Mr Tourneisen fils, Rue de Seine No 12. Alle unsre Pariser Freunde empfehlen sich Ihnen bestens.
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