• August Wilhelm von Schlegel to Franz Bopp

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Unknown · Date: 07.08.1824
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Franz Bopp
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 07.08.1824
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 362642923
  • Bibliography: Lefmann, S.: Franz Bopp, sein Leben und seine Wissenschaft. Erste Hälfte. Berlin 1891, S. 95‒97.
  • Incipit: „Bonn d. 7ten Aug. 1824.
    Hochgeehrtester Herr Professor!
    E. W. haben mir durch Uebersendung Ihrer Episoden aus dem Mahâ-Bhârata eine sehr große Freude [...]“
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Bonn d. 7ten Aug. 1824.
Hochgeehrtester Herr Professor!
E. W. haben mir durch Uebersendung Ihrer Episoden aus dem Mahâ-Bhârata eine sehr große Freude gemacht; ich sage Ihnen meinen besten Dank dafür, und wünsche Ihnen Glück zu der gelungenen Unternehmung. Sie müssen verzeihen, daß ich hiemit so lange im Rückstande geblieben bin. Ich hatte, diese Zeit, hier nicht einen Augenblick freie Muße, da ich neben meinen gewöhnlichen Amtsgeschäften die Lateinische Rede zur Geburtstags-Feier unsers Königs ausarbeiten mußte. Daher kommt es auch, daß ich Ihr Werk noch nicht ganz gelesen, sondern nur hier und da darin genascht habe.
Der Guß ist vollkommen gelungen, u. macht Ihrer einsichtsvollen Leitung alle Ehre. Sie werden aus dem 25sten Hefte des Journal Asiatique sehen, daß ich dieses Urtheil auch gegen die Asiat. Gesellschaft in Paris geäußert habe. Einige kleine Feinheiten sind vielleicht nicht beobachtet worden: allein dieß war auch kaum möglich. Ich habe z. B. das . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Mit zwanzig bis dreißig Stempeln würde man weit reichen, u. in Paris werden sie ohne Zweifel am besten und wohlfeilsten verfertigt. Aber ein Sachverständiger muß die Arbeit leiten, u. ich sehe noch nicht voraus, wie bald ich wieder werde dorthin kommen können. Da Hr. Fauriel weit verreist ist, so weiß ich jetzt niemanden, dem ich es auftragen könnte. Mit Chézy ist nichts anzufangen; überdieß hat er auf eine höchst abgeschmackte Weise seine Eifersucht gegen mich an den Tag gelegt. Er liefert nichts, und ärgert sich, wenn andre thätiger sind. Nun, Ihr neues Werk ist wiederum ein Anlaß zu Lamentationen für ihn und seine Schüler. Diese scheinen auch nicht sehr stark zu seyn. Der eine hat im Eingange des Durgâ-Mâhâtmyam mṛgayâvyâjena übersetzt: in eine Thierhaut eingehüllt, statt daß es heißen sollte: unter dem Vorwande der Jagd.
Der Druck ist im Ganzen auch sehr gut ausgefallen, nur will ich Ihnen aus eigner Erfahrung den Rath geben, die Schwärze mäßig auftragen zu lassen, dagegen aber ein Papier zu wählen, das sie willig annimmt. Die Walze statt der Ballen wird mit Vortheil gebraucht, auch leiden dabei die unterschnittenen Züge weniger die Gefahr des Abbrechens.
Mit der Trennung der Wörter noch weiter zu gehen möchte ich nicht anrathen. Mich dünkt, man kann sie sich nur bei solchen Schlußconsonanten erlauben, welche am Schlusse der Verse geduldet werden, und diese sind einzig die vier tenues; (c ist ganz unerlaubt, u. p mögen selten vorkommen, t u. k allein sind häufig) denn hieraus ergiebt sich, daß die im Laufe der Rede allerdings die Wörter schließenden mediae u. Halbvocale, wie in dem Beispiele p. XXIII, nur durch Vermittlung des folgenden sonoren Buchstaben für aussprechbar erachtet werden. Dagegen möchte ich anrathen, das t vor dem ç nicht zu verwandeln, u. nicht mehr tacchrutvâ sondern tat çrutvâ zu schreiben, wie es unzählig oft in den Handschriften steht, und auch in den Grammatiken frei gelassen ist.
Ich muß Ihnen die unangenehme Entdeckung einiger Druckfehler machen. Dieß darf Sie nicht wundern: man müßte Argus-Augen haben, um sie durchaus zu vermeiden. Haben Sie mir doch auch dergleichen im Bh. G. entdeckt, den ich so scharf geprüft, u. worin ich so viele Cartons eingefügt habe. Ich habe Hrn. Haughton in den ersten hundert Seiten seines Manus nicht weniger als 24 Druckfehler oder falsche Lesearten nachgewiesen. . . . . – Um über Ihre Auslegungen und den Inhalt Ihrer Anmerkungen etwas bedeutendes sagen zu können, müßte ich erst mehr gelesen haben. Wenn Sie mir aber eine allgemeine Bemerkung erlauben wollen, so wäre es diese, daß Sie zu schüchtern in der Conjectural-Kritik sind, u. dadurch mit der Auslegung ins Gedränge kommen. Um zweifelhafte Punkte der Grammatik zu beweisen, würde ich nur ganz authentische Texte gebrauchen, die schon vor Alters durch fortlaufende Commentare festgestellt sind. Vor allen Dingen aber hüten Sie sich, aus dem Seramporer Ram. in solchen Fällen etwas zu citiren. Das, worauf Sie sich nun schon zum zweitenmale (p. 71 d. Note in der Stelle 1, Cap. X, dist. 23) berufen, ist nichts als eine falsche Leseart. Ich finde in sechs Handschriften, welche drei verschiedenen Recensionen angehören, übereinstimmend den Imperativ statt des Infinitivs, u. das zweite Hemistich ganz anders, folgendermaßen: madîyaṃ nagaraṃ yâtu kâryaṃ hi mahadudyataṃ und dieses ist ohne Zweifel die wahre Leseart.
Es hat mich sehr gefreut, daß Sie meiner Emendation am Schlusse des Bh. G. Ihren Beifall geschenkt haben. Die Corruption ist alt, da sie schon Ṣridharasvâmin durch eine grammatische Ausflucht, wie wohl vergeblich, zu rechtfertigen sucht; auch findet sie sich in den meisten Handschriften. Jedoch fand ich meine Emendation schon durch zwei Handschriften bestätigt; u. zwar schreibt sich die eine aus Nêpâl her, die andre mikrographische besitze ich selbst.
Mit Vergnügen erfuhr ich in London, daß Ihre Ausgabe des Nalas beinahe ganz erschöpft sei. Sollten Sie eine neue veranstalten, so biete ich Ihnen die Mittheilung meiner kritischen Bemerkungen an. Doch könnten diese, wenn ich Muße dazu finde, auch wohl in einer besondern epistola critica vorgelegt werden.
Ihren Namen werde ich sehr gern auf meiner Subscribenten-Liste sehen; daß Sie aber den Subscriptions Preis wirklich erlegen sollten, kann ich schwerlich zugeben. Wiewohl ich von einem so weitläufigen Werke, wie der Râmâyana ist, nicht so viele Exemplare verschenken kann, wie vom Bh. G. so gehören Sie doch unter die kleine Zahl Gelehrten, denen ein Frei-Exemplar gebührt. Die Menge und die gewissenhafte Benutzung der Hülfsmittel dürfte die erste Lieferung um etwas verzögern. Auch wird es gut seyn, die Subscriptionen ans Indien abzuwarten, auf die ich wohl rechnen darf.
Ich habe mit großem Intresse Ihre Abhandlung in den Schriften der Berliner Akademie gelesen, u. den Umfang Ihrer Sprachkenntnisse bewundert. Ich vermißte nur eins dabei: eine Tabelle, worin die Pronomina der sämtlichen verglichenen Sprachen zusammengestellt wären. Doch vielleicht haben Sie diese am Schlusse beigefügt.
Verzeihen Sie den geringen Inhalt dieses Briefes. Ich muß dringender Geschäfte wegen hier abbrechen, wenn der schon zu lange verzögerte Brief nicht von neuem mehrere Tage liegen bleiben soll. Ich wünsche Ihnen Gesundheit u. heitre Stimmung zur ferneren Bearbeitung unsres gemeinschaftlichen Faches u. bin mit der ausgezeichnetsten Hochachtung
Ihr ergebenster
A. W. von Schlegel.
Wenn Sie der Deutlichkeit wegen für Anfänger noch eine stärkere Sonderung der Wörter wünschen, als sie bei der bisher befolgten Methode Statt finden kann, so würde ich die Punkte unter der Linie anrathen, die Colebrooke im A. C. gebraucht hat. Mit wenigen Stempeln ließe sich unsre Schrift dazu einrichten.
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Bonn d. 7ten Aug. 1824.
Hochgeehrtester Herr Professor!
E. W. haben mir durch Uebersendung Ihrer Episoden aus dem Mahâ-Bhârata eine sehr große Freude gemacht; ich sage Ihnen meinen besten Dank dafür, und wünsche Ihnen Glück zu der gelungenen Unternehmung. Sie müssen verzeihen, daß ich hiemit so lange im Rückstande geblieben bin. Ich hatte, diese Zeit, hier nicht einen Augenblick freie Muße, da ich neben meinen gewöhnlichen Amtsgeschäften die Lateinische Rede zur Geburtstags-Feier unsers Königs ausarbeiten mußte. Daher kommt es auch, daß ich Ihr Werk noch nicht ganz gelesen, sondern nur hier und da darin genascht habe.
Der Guß ist vollkommen gelungen, u. macht Ihrer einsichtsvollen Leitung alle Ehre. Sie werden aus dem 25sten Hefte des Journal Asiatique sehen, daß ich dieses Urtheil auch gegen die Asiat. Gesellschaft in Paris geäußert habe. Einige kleine Feinheiten sind vielleicht nicht beobachtet worden: allein dieß war auch kaum möglich. Ich habe z. B. das . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Mit zwanzig bis dreißig Stempeln würde man weit reichen, u. in Paris werden sie ohne Zweifel am besten und wohlfeilsten verfertigt. Aber ein Sachverständiger muß die Arbeit leiten, u. ich sehe noch nicht voraus, wie bald ich wieder werde dorthin kommen können. Da Hr. Fauriel weit verreist ist, so weiß ich jetzt niemanden, dem ich es auftragen könnte. Mit Chézy ist nichts anzufangen; überdieß hat er auf eine höchst abgeschmackte Weise seine Eifersucht gegen mich an den Tag gelegt. Er liefert nichts, und ärgert sich, wenn andre thätiger sind. Nun, Ihr neues Werk ist wiederum ein Anlaß zu Lamentationen für ihn und seine Schüler. Diese scheinen auch nicht sehr stark zu seyn. Der eine hat im Eingange des Durgâ-Mâhâtmyam mṛgayâvyâjena übersetzt: in eine Thierhaut eingehüllt, statt daß es heißen sollte: unter dem Vorwande der Jagd.
Der Druck ist im Ganzen auch sehr gut ausgefallen, nur will ich Ihnen aus eigner Erfahrung den Rath geben, die Schwärze mäßig auftragen zu lassen, dagegen aber ein Papier zu wählen, das sie willig annimmt. Die Walze statt der Ballen wird mit Vortheil gebraucht, auch leiden dabei die unterschnittenen Züge weniger die Gefahr des Abbrechens.
Mit der Trennung der Wörter noch weiter zu gehen möchte ich nicht anrathen. Mich dünkt, man kann sie sich nur bei solchen Schlußconsonanten erlauben, welche am Schlusse der Verse geduldet werden, und diese sind einzig die vier tenues; (c ist ganz unerlaubt, u. p mögen selten vorkommen, t u. k allein sind häufig) denn hieraus ergiebt sich, daß die im Laufe der Rede allerdings die Wörter schließenden mediae u. Halbvocale, wie in dem Beispiele p. XXIII, nur durch Vermittlung des folgenden sonoren Buchstaben für aussprechbar erachtet werden. Dagegen möchte ich anrathen, das t vor dem ç nicht zu verwandeln, u. nicht mehr tacchrutvâ sondern tat çrutvâ zu schreiben, wie es unzählig oft in den Handschriften steht, und auch in den Grammatiken frei gelassen ist.
Ich muß Ihnen die unangenehme Entdeckung einiger Druckfehler machen. Dieß darf Sie nicht wundern: man müßte Argus-Augen haben, um sie durchaus zu vermeiden. Haben Sie mir doch auch dergleichen im Bh. G. entdeckt, den ich so scharf geprüft, u. worin ich so viele Cartons eingefügt habe. Ich habe Hrn. Haughton in den ersten hundert Seiten seines Manus nicht weniger als 24 Druckfehler oder falsche Lesearten nachgewiesen. . . . . – Um über Ihre Auslegungen und den Inhalt Ihrer Anmerkungen etwas bedeutendes sagen zu können, müßte ich erst mehr gelesen haben. Wenn Sie mir aber eine allgemeine Bemerkung erlauben wollen, so wäre es diese, daß Sie zu schüchtern in der Conjectural-Kritik sind, u. dadurch mit der Auslegung ins Gedränge kommen. Um zweifelhafte Punkte der Grammatik zu beweisen, würde ich nur ganz authentische Texte gebrauchen, die schon vor Alters durch fortlaufende Commentare festgestellt sind. Vor allen Dingen aber hüten Sie sich, aus dem Seramporer Ram. in solchen Fällen etwas zu citiren. Das, worauf Sie sich nun schon zum zweitenmale (p. 71 d. Note in der Stelle 1, Cap. X, dist. 23) berufen, ist nichts als eine falsche Leseart. Ich finde in sechs Handschriften, welche drei verschiedenen Recensionen angehören, übereinstimmend den Imperativ statt des Infinitivs, u. das zweite Hemistich ganz anders, folgendermaßen: madîyaṃ nagaraṃ yâtu kâryaṃ hi mahadudyataṃ und dieses ist ohne Zweifel die wahre Leseart.
Es hat mich sehr gefreut, daß Sie meiner Emendation am Schlusse des Bh. G. Ihren Beifall geschenkt haben. Die Corruption ist alt, da sie schon Ṣridharasvâmin durch eine grammatische Ausflucht, wie wohl vergeblich, zu rechtfertigen sucht; auch findet sie sich in den meisten Handschriften. Jedoch fand ich meine Emendation schon durch zwei Handschriften bestätigt; u. zwar schreibt sich die eine aus Nêpâl her, die andre mikrographische besitze ich selbst.
Mit Vergnügen erfuhr ich in London, daß Ihre Ausgabe des Nalas beinahe ganz erschöpft sei. Sollten Sie eine neue veranstalten, so biete ich Ihnen die Mittheilung meiner kritischen Bemerkungen an. Doch könnten diese, wenn ich Muße dazu finde, auch wohl in einer besondern epistola critica vorgelegt werden.
Ihren Namen werde ich sehr gern auf meiner Subscribenten-Liste sehen; daß Sie aber den Subscriptions Preis wirklich erlegen sollten, kann ich schwerlich zugeben. Wiewohl ich von einem so weitläufigen Werke, wie der Râmâyana ist, nicht so viele Exemplare verschenken kann, wie vom Bh. G. so gehören Sie doch unter die kleine Zahl Gelehrten, denen ein Frei-Exemplar gebührt. Die Menge und die gewissenhafte Benutzung der Hülfsmittel dürfte die erste Lieferung um etwas verzögern. Auch wird es gut seyn, die Subscriptionen ans Indien abzuwarten, auf die ich wohl rechnen darf.
Ich habe mit großem Intresse Ihre Abhandlung in den Schriften der Berliner Akademie gelesen, u. den Umfang Ihrer Sprachkenntnisse bewundert. Ich vermißte nur eins dabei: eine Tabelle, worin die Pronomina der sämtlichen verglichenen Sprachen zusammengestellt wären. Doch vielleicht haben Sie diese am Schlusse beigefügt.
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Ihr ergebenster
A. W. von Schlegel.
Wenn Sie der Deutlichkeit wegen für Anfänger noch eine stärkere Sonderung der Wörter wünschen, als sie bei der bisher befolgten Methode Statt finden kann, so würde ich die Punkte unter der Linie anrathen, die Colebrooke im A. C. gebraucht hat. Mit wenigen Stempeln ließe sich unsre Schrift dazu einrichten.
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