• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Köln · Place of Destination: Unknown · Date: [Mitte November 1807]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Köln
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: [Mitte November 1807]
  • Notations: Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 470‒471.
  • Incipit: „[1] [Köln, Mitte November 1807]

    I. Griechisch.

    Steil zumeist mir steinern versteigender Gott
    Apollon ist. Der bleiern hackrige Wort-
    klump bricht hervor mit Weh des [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-8
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,I,42
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 20 x 12,5 cm
[1] [Köln, Mitte November 1807]

I. Griechisch.

Steil zumeist mir steinern versteigender Gott
Apollon ist. Der bleiern hackrige Wort-
klump bricht hervor mit Weh des Zahns, des Lesenden Lohn.
Knirschend anfangs zu kaun bemüht das Gedicht,
Ihm hängt es im Leim klebend Kiesel-
steine des Buchbinders wie. –
Aber von Zahngrimmen Schmerz
Eilend freier geübt schon,
Braust im geflügelten Hirne
Bald des Hellenen schönere Sylbenwuth.
____________

[II.] Altdeutsch.

Es gehen zwei Butzemänner im Reich herum
Mit der kleinen Kilikeia, mit der großen Kumkum.

Der eine klimpert um den Brei herum
Bidibum auf der Trumm, Bidibum, bidibum.

Der andre schaut sich nach den Fräulein um
Mit der kleinen Kilikeia mit der großen Kumkum.

[2] Sie drehen sich beide recht artig herum
Bidibum Bidibum.

Gute Nacht Butzemänner, dreht euch weiter um,
Mit der kleinen Kilikeia, mit der großen Kumkum.


Wer hat dieß feine Liedlein gemacht? –
Es kamen entlang drei Enten den Bach,
Die haben dieß Liedlein usw.
____________

III. Spanisch.

An dem Quell der Langenweile
Lag die Dichtkunst hingegossen,
Ihre Kinder die Vokale
Brachten große Wasserblumen
Aus den Blumen Funken wurden,
Kleine Lichter funkelnd kamen,
Die zu Wasser bald erloschen
Als Romanzen Thalwärts eilen,
Die nun fließen und nun funkeln
Auf des Klanges leichten Spuren.
____________

[3] IV. Das klare Geheimniß.

Vielseitigkeit wird auf des Lebens Gipfeln nur
Gefunden, wo des reinen Daseyns heitres Nichts,
In zarter Redensarten klarem Schein verhüllt,
Auf schwankem Seil der Bildung hin und wieder spielt.
So redʼ und bilde Dich, gebildet rede fort!
Doch was in Kunst, in Reden, Handeln Du beginnst
Es sey Dir niemals ungebildet voller Ernst.
____________

[4] Liebster Bruder,
ich schicke Dir hier einige Späße, denn da das Wetter schon sehr schlecht zu werden anfängt, so darf man das Lachen nicht ganz verlernen. Schreib mir nun wie sie Dir gefallen; bei dem Griechisch hatte ich den ersten Chor in Schützens Niobe vor Augen.
Vor allen Dingen aber sei ja recht fleißig am Mittelalter. Was giebst Du? – Walther oder den heil. Anno – und doch auch Minnelieder? Der Walther wäre aber gewiß noch schöner als der Anno. – Könntest Du nicht auch, einiges aus Deinem Litteratur Heft über das Mittelalter als litterarische Umrisse auswählen? – Du willst einmal etwas Ganzes über Geschichte der Poesie liefern. Aber das geschieht doch so bald nicht, und Du nimmst Dir also eigentlich nichts dadurch vorweg. Thu es, wenn es nicht mit wichtigeren Zwecken streitet. Vor allem aber schreib mir ja recht bald und recht ausführlich. Herzlich freuen soll es mich, wenn die Zwerge Dir einen Augenblick Deutscher guter Laune gewähren. –
Meine Frau grüßt herzlich.
Friedrich

Hast Du gedichtet, so schick mir ja eine Abschrift.
[1] [Köln, Mitte November 1807]

I. Griechisch.

Steil zumeist mir steinern versteigender Gott
Apollon ist. Der bleiern hackrige Wort-
klump bricht hervor mit Weh des Zahns, des Lesenden Lohn.
Knirschend anfangs zu kaun bemüht das Gedicht,
Ihm hängt es im Leim klebend Kiesel-
steine des Buchbinders wie. –
Aber von Zahngrimmen Schmerz
Eilend freier geübt schon,
Braust im geflügelten Hirne
Bald des Hellenen schönere Sylbenwuth.
____________

[II.] Altdeutsch.

Es gehen zwei Butzemänner im Reich herum
Mit der kleinen Kilikeia, mit der großen Kumkum.

Der eine klimpert um den Brei herum
Bidibum auf der Trumm, Bidibum, bidibum.

Der andre schaut sich nach den Fräulein um
Mit der kleinen Kilikeia mit der großen Kumkum.

[2] Sie drehen sich beide recht artig herum
Bidibum Bidibum.

Gute Nacht Butzemänner, dreht euch weiter um,
Mit der kleinen Kilikeia, mit der großen Kumkum.


Wer hat dieß feine Liedlein gemacht? –
Es kamen entlang drei Enten den Bach,
Die haben dieß Liedlein usw.
____________

III. Spanisch.

An dem Quell der Langenweile
Lag die Dichtkunst hingegossen,
Ihre Kinder die Vokale
Brachten große Wasserblumen
Aus den Blumen Funken wurden,
Kleine Lichter funkelnd kamen,
Die zu Wasser bald erloschen
Als Romanzen Thalwärts eilen,
Die nun fließen und nun funkeln
Auf des Klanges leichten Spuren.
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[3] IV. Das klare Geheimniß.

Vielseitigkeit wird auf des Lebens Gipfeln nur
Gefunden, wo des reinen Daseyns heitres Nichts,
In zarter Redensarten klarem Schein verhüllt,
Auf schwankem Seil der Bildung hin und wieder spielt.
So redʼ und bilde Dich, gebildet rede fort!
Doch was in Kunst, in Reden, Handeln Du beginnst
Es sey Dir niemals ungebildet voller Ernst.
____________

[4] Liebster Bruder,
ich schicke Dir hier einige Späße, denn da das Wetter schon sehr schlecht zu werden anfängt, so darf man das Lachen nicht ganz verlernen. Schreib mir nun wie sie Dir gefallen; bei dem Griechisch hatte ich den ersten Chor in Schützens Niobe vor Augen.
Vor allen Dingen aber sei ja recht fleißig am Mittelalter. Was giebst Du? – Walther oder den heil. Anno – und doch auch Minnelieder? Der Walther wäre aber gewiß noch schöner als der Anno. – Könntest Du nicht auch, einiges aus Deinem Litteratur Heft über das Mittelalter als litterarische Umrisse auswählen? – Du willst einmal etwas Ganzes über Geschichte der Poesie liefern. Aber das geschieht doch so bald nicht, und Du nimmst Dir also eigentlich nichts dadurch vorweg. Thu es, wenn es nicht mit wichtigeren Zwecken streitet. Vor allem aber schreib mir ja recht bald und recht ausführlich. Herzlich freuen soll es mich, wenn die Zwerge Dir einen Augenblick Deutscher guter Laune gewähren. –
Meine Frau grüßt herzlich.
Friedrich

Hast Du gedichtet, so schick mir ja eine Abschrift.
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