• Sophie Bernhardi to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Wien · Place of Destination: Unknown · Date: 01.06.1808
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Sophie Bernhardi
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Wien
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 01.06.1808
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 547‒550.
  • Incipit: „[1] Wien den 1ten Juni 1808
    Ich wolte Ihnen mein theuerster Freund jeden Tag nach Ihrer Abreise schreiben, aber Gott weiß wie [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-5
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,20,4
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. Paraphe
  • Format: 25 x 20,2 cm
[1] Wien den 1ten Juni 1808
Ich wolte Ihnen mein theuerster Freund jeden Tag nach Ihrer Abreise schreiben, aber Gott weiß wie es komt, ich bin so zerstöhrt von ewigen Kopfschmerzen so angegriffen, daß es mir würcklich die höchste Anstrengung ist überhaupt zu schreiben. Als ich Ihnen meine Zweifel über den Charakter des Grafen Fin..[ckenstein] äusserte, tadelten Sie eigentlich meine Ansicht und massen ihr gar keinen Glauben bei. Waß werden Sie nun sagen wenn ich Ihnen melde, daß es sich gleich den Tag nach Ihrer Abreise bestätigt hat, wie volkommen gegründet mein Argwohn war. Er hatte Ihnen versprochen die Sache gelinde zu betreiben, sich erst von dem Kuhn Bericht abstatten zu lassen usw. er sagte Ihnen er habe von dem Minister Stein den Auftrag Kuhns Foderung im Nahmen Bernhardis nach einer Reklamation der Kinder, von seiten des Cammergerichts zu unterstützen. Er bath Sie endlich ihn nicht zu compromittiren und zu thun als [ob] ich diese Nachrichten auf andern Wegen hätte.
Ich ließ mich den Tag nach Ihrer Abreise bei ihm melden, um ihn darüber aufzuklären daß die Sache mit dem Cammergericht ein Betrug sei, weil dies jezt gar nicht reklamiren könne, und ihm einen Brief über meine Angelegenheiten an den Minister Stein zu geben. Er sprach den Bedienten persöhnlich, und ließ mir durch diesen mündlich sagen er habe Ihnen ja alles gesagt waß er bekommen habe, von seinem Hofe, und waß er thun könne, und er könne mich nicht sprechen. So weit ist nun selbst Humbold nie gegangen, so oft ich den sprechen wolte kam er nach meinem Hause, und wodurch habe ich den[n] die öffentliche Achtung verlohren, daß irgend ein Mensch es weigern dürfte mich zu sprechen? Zugleich sehen Sie wie lächerlich sein geheimer Beistand ist, waß er Ihnen so dringend auftrug zu verschweigen sagt er selber meinem Bedienten. Wie roh ist zugleich sein Betragen, daß er mündlich gegen den Bedienten mich zu sehen weigert, und mich in den Augen meiner Leute, auf eine gemeine [2] Weise erniedrigt.
Denselben Tag sprach der Nuntius diesen edlen Grafen, und leitete das Gespräch auf mich, und Sie können denken in welchem Geiste Sie gesprochen haben mögen da der Beschluß des Gespräches dieser ist, daß der Nuntius fragte, also anders können Sie nicht handlen? darauf er antwortete, Nein den[n] der Vater hat volkommen recht, darauf erwiederte der Nuntius: Wohl so werden Sie es uns andern Ministern nicht verdenken, wenn wir alles gegen Sie thun, um die Mutter und Kinder zu beschützen. Denselben Abend erfuhr ich daß er seine Note beim Grafen Stadion eingereicht und sie so nachdrücklich als möglich unterstüzt hat und durchaus die Herausgabe der Kinder fodert. Ein Umstand dabei macht es mir nun überhaupt zweifelhaft ob er einen Auftrag von dem Minister Stein dazu hat, und nicht vieleicht bloß durch den König Schierstäd von seinem auswärtigen Minister Genelli, denn in seiner Note an Stadion beruft er sich auf gar keinen Auftrag, führt auch gar keine Gründe für die Herausgabe der Kinder an, als weil Bernhardi recht hätte, durch diese Unschicklichkeit, und Verletzung der Form hat er nun noch obendrein die hiesige Regierung beleidigt, und eine bedeutende Person sagte mir darüber, unsere Regierung ißt den[n] doch warhaftig nicht solche, welche nicht selbst zusähe, bevor sie handelt, und die Herausgabe von Menschen, grosse oder kleine, ist vollends keine solche Kleinigkeit die man unbesehens thäte, zum Schluß gab mir derselbe den Rath es zu machen wie die hiesige Regierung, und mich um F[inckenstein] gar nicht zu bekümmern. Wenn Sie mein Urtheil hart finden, so wünschte ich nur daß Sie einmal mit Ihrem Freund Har...[denberg] über ihn sprächen, dan würden Sie alle meine Ansichten gelinde finden, und zugleich zugeben daß er sich der Graf nemlich in Geschäften gar nicht zu nehmen weiß, den[n] darin verachtet ihn Har.[denberg] unsäglich. Ich bitte Sie aber Liebster Freund F[inckensteins] Betragen allen auch der Frau v Stael zu verschweigen, es führt doch zu nichts, denn Sie werden nun wohl einsehen, daß es wieder die alte Comödie [3] ist, er wolte durch seine Bereitwilligkeit, meine Klagen nachher schon im voraus verdächtig machen, daß ich dan als eine Feindseelige intrigante Person erscheine, die bei dem besten Willen für sie, stad ihn dankbahr anzuerkennen, immer nur Verfolgung sieht usw. Und daß würde ihm auch gelingen, Frau v. Stael wird seinen Worten immer mehr als meinen glauben, sprechen Sie also gar nichts darüber da es doch vergeblich sein würde. Zudem könte es auch andere compromittiren, denn Sie können wohl denken daß ich alle diese Nachrichten aus den ersten Quellen habe.
Ich habe nun alle Schritte gethan die nöthig wahren, und Sie können vollkommen ruhig sein. Ich sprach den Erzbischof, der sich würklich mit einer so väterlichen Theilnahme für mich und meine Kinder interessirte, daß es mir Thränen auspreßte. Felix gewahn ganz sein Herz, er hatte beide beständig in den Armen, und sie spielten mit ihm wie mit einen alten Bekannten. Darauf bemerkten die Kinder daß davon die Rede wahr daß sie von mir solten, und standen ganz traurig beiseit, der Erzbischof redete sie nun wieder an und sagte sie solten lustig sein, und beide brachen in Thränen, und lauten Jammern aus und riefen, wir können nicht lustig sein, wenn wir von der Mutter sollen. Dies bewegte ihn selbst so sehr daß er seine Rührung nicht verbergen konte. Er tröstete mich und sie, und versprach mir allen seinen Einfluß beim Kaiser anzuwenden, damit Bernhardis Verlangen abgewiesen würde.
Denselben Tag foderte der Prinz Anton Bruder des Königs von Sachsen, ein Memoire von mir an den Kaiser, und er selbst hat es übergeben, und mit allen Nachdruck unterstüzt, zugleich hat der Nuntius eine Note beim Kaiser eingereicht, und ihn gebethen die Kinder der katholischen Religion zu erhalten. Sie sehen also daß ich darüber wohl ruhig sein kann, und daß man meine lieben Kinder nicht so leicht von meinem Herzen reissen wird. Sie können aber auch wohl selbst urtheilen, wie sehr alle diese Dienge mich angegriffen haben, da jeder einzelne Vorfall mir eine grosse Bewegung des Gemüthes verursachte, wenn ich auch äusserlich ruhig blieb. Diese Erschütterungen wurden noch vermehrt durch einen Brief meines Bruders Ludwig, der von einem tief gekränkten und zerstöhrten Gemüth zeigt, und [4] zugleich deutlich die Sehnsucht zeigt, die Liebe seiner alten Freunde wieder zu gewinnen, da er viele der Menschen die ihn jezt umgeben so tief verachten muß. Es würde Sie rühren es zu lesen, wie sehr er sich sehnt Sie wiederzusehen, er hoft Sie in Dresden zu finden und geth dahin. Wenn Sie mein geliebter Bruder mich oft zu hart finden, weil ich die Menschen kenne ohne sie zu hassen, so bitte ich tadeln Sie mich wenigstens nicht darüber, daß meine Milde allen bereit bleibt, so wie sie ihrer bedürfen, wenn ich auch nicht so bereitwillig meine Achtung gewähren kann. Glauben Sie nun nicht daß ich durch meines Bruders Brief nun schon ganz anders über ihn denke, aber er hat mich gerührt und tief erschüttert, und es währe doch grausam, und gegen alle Liebe, nicht anzunehmen daß die Vertilgung mancher Flecken möglich sei. Kurz ich bitte weiter nichts als vertilgen Sie ihn nicht aus Ihrer Liebe, er schmachtet wie in einer dürren Wüste nach einer Quelle, nach der Liebe seiner Freunde.
Ich habe Briefe aus Rom, auch von der Herzogin, sie ist ausser Gefahr des Lebens, allein noch so schwach daß sie noch nicht wieder schreiben kann. Wie sehr hat es mich gerührt, ihr Brief ist mit höchster Anstrengung mit zitternden Händen geschrieben, daß man Mühe hat ihn zu lesen, und dennoch ist mir ihre Liebe immer bereit. Sie hat an alle Menschen sogleich hieher geschrieben, um mein Gesuch zu unterstützen. O mein Freund wie sündlich würde ich sein, wenn ich die Liebe in meinem Herzen unterdrüken wolte da mir so viele Liebe gebothen wird. Leben Sie wohl mein herzlich geliebter Freund. Lassen Sie mich wieder einige Zeilen Ihrer Hand sehen, und nicht die Entfernung die Freundschaft hemmen.
S[ophie] T[ieck]

Mein Bruder Ludwig meint Zimmer in Heidelberg würde Flore und Blantscheflur gerne nehmen. Erfüllen Sie Knorrings brennenden Wunsch daß es noch in diesem Sommer gedruckt wird, und wenn Sie keinen andern Verleger wissen biethen Sie es ihm doch an. Unsere Geschäfte mit den Kohlen und dem Glase in Rom gehen gut.
[1] Wien den 1ten Juni 1808
Ich wolte Ihnen mein theuerster Freund jeden Tag nach Ihrer Abreise schreiben, aber Gott weiß wie es komt, ich bin so zerstöhrt von ewigen Kopfschmerzen so angegriffen, daß es mir würcklich die höchste Anstrengung ist überhaupt zu schreiben. Als ich Ihnen meine Zweifel über den Charakter des Grafen Fin..[ckenstein] äusserte, tadelten Sie eigentlich meine Ansicht und massen ihr gar keinen Glauben bei. Waß werden Sie nun sagen wenn ich Ihnen melde, daß es sich gleich den Tag nach Ihrer Abreise bestätigt hat, wie volkommen gegründet mein Argwohn war. Er hatte Ihnen versprochen die Sache gelinde zu betreiben, sich erst von dem Kuhn Bericht abstatten zu lassen usw. er sagte Ihnen er habe von dem Minister Stein den Auftrag Kuhns Foderung im Nahmen Bernhardis nach einer Reklamation der Kinder, von seiten des Cammergerichts zu unterstützen. Er bath Sie endlich ihn nicht zu compromittiren und zu thun als [ob] ich diese Nachrichten auf andern Wegen hätte.
Ich ließ mich den Tag nach Ihrer Abreise bei ihm melden, um ihn darüber aufzuklären daß die Sache mit dem Cammergericht ein Betrug sei, weil dies jezt gar nicht reklamiren könne, und ihm einen Brief über meine Angelegenheiten an den Minister Stein zu geben. Er sprach den Bedienten persöhnlich, und ließ mir durch diesen mündlich sagen er habe Ihnen ja alles gesagt waß er bekommen habe, von seinem Hofe, und waß er thun könne, und er könne mich nicht sprechen. So weit ist nun selbst Humbold nie gegangen, so oft ich den sprechen wolte kam er nach meinem Hause, und wodurch habe ich den[n] die öffentliche Achtung verlohren, daß irgend ein Mensch es weigern dürfte mich zu sprechen? Zugleich sehen Sie wie lächerlich sein geheimer Beistand ist, waß er Ihnen so dringend auftrug zu verschweigen sagt er selber meinem Bedienten. Wie roh ist zugleich sein Betragen, daß er mündlich gegen den Bedienten mich zu sehen weigert, und mich in den Augen meiner Leute, auf eine gemeine [2] Weise erniedrigt.
Denselben Tag sprach der Nuntius diesen edlen Grafen, und leitete das Gespräch auf mich, und Sie können denken in welchem Geiste Sie gesprochen haben mögen da der Beschluß des Gespräches dieser ist, daß der Nuntius fragte, also anders können Sie nicht handlen? darauf er antwortete, Nein den[n] der Vater hat volkommen recht, darauf erwiederte der Nuntius: Wohl so werden Sie es uns andern Ministern nicht verdenken, wenn wir alles gegen Sie thun, um die Mutter und Kinder zu beschützen. Denselben Abend erfuhr ich daß er seine Note beim Grafen Stadion eingereicht und sie so nachdrücklich als möglich unterstüzt hat und durchaus die Herausgabe der Kinder fodert. Ein Umstand dabei macht es mir nun überhaupt zweifelhaft ob er einen Auftrag von dem Minister Stein dazu hat, und nicht vieleicht bloß durch den König Schierstäd von seinem auswärtigen Minister Genelli, denn in seiner Note an Stadion beruft er sich auf gar keinen Auftrag, führt auch gar keine Gründe für die Herausgabe der Kinder an, als weil Bernhardi recht hätte, durch diese Unschicklichkeit, und Verletzung der Form hat er nun noch obendrein die hiesige Regierung beleidigt, und eine bedeutende Person sagte mir darüber, unsere Regierung ißt den[n] doch warhaftig nicht solche, welche nicht selbst zusähe, bevor sie handelt, und die Herausgabe von Menschen, grosse oder kleine, ist vollends keine solche Kleinigkeit die man unbesehens thäte, zum Schluß gab mir derselbe den Rath es zu machen wie die hiesige Regierung, und mich um F[inckenstein] gar nicht zu bekümmern. Wenn Sie mein Urtheil hart finden, so wünschte ich nur daß Sie einmal mit Ihrem Freund Har...[denberg] über ihn sprächen, dan würden Sie alle meine Ansichten gelinde finden, und zugleich zugeben daß er sich der Graf nemlich in Geschäften gar nicht zu nehmen weiß, den[n] darin verachtet ihn Har.[denberg] unsäglich. Ich bitte Sie aber Liebster Freund F[inckensteins] Betragen allen auch der Frau v Stael zu verschweigen, es führt doch zu nichts, denn Sie werden nun wohl einsehen, daß es wieder die alte Comödie [3] ist, er wolte durch seine Bereitwilligkeit, meine Klagen nachher schon im voraus verdächtig machen, daß ich dan als eine Feindseelige intrigante Person erscheine, die bei dem besten Willen für sie, stad ihn dankbahr anzuerkennen, immer nur Verfolgung sieht usw. Und daß würde ihm auch gelingen, Frau v. Stael wird seinen Worten immer mehr als meinen glauben, sprechen Sie also gar nichts darüber da es doch vergeblich sein würde. Zudem könte es auch andere compromittiren, denn Sie können wohl denken daß ich alle diese Nachrichten aus den ersten Quellen habe.
Ich habe nun alle Schritte gethan die nöthig wahren, und Sie können vollkommen ruhig sein. Ich sprach den Erzbischof, der sich würklich mit einer so väterlichen Theilnahme für mich und meine Kinder interessirte, daß es mir Thränen auspreßte. Felix gewahn ganz sein Herz, er hatte beide beständig in den Armen, und sie spielten mit ihm wie mit einen alten Bekannten. Darauf bemerkten die Kinder daß davon die Rede wahr daß sie von mir solten, und standen ganz traurig beiseit, der Erzbischof redete sie nun wieder an und sagte sie solten lustig sein, und beide brachen in Thränen, und lauten Jammern aus und riefen, wir können nicht lustig sein, wenn wir von der Mutter sollen. Dies bewegte ihn selbst so sehr daß er seine Rührung nicht verbergen konte. Er tröstete mich und sie, und versprach mir allen seinen Einfluß beim Kaiser anzuwenden, damit Bernhardis Verlangen abgewiesen würde.
Denselben Tag foderte der Prinz Anton Bruder des Königs von Sachsen, ein Memoire von mir an den Kaiser, und er selbst hat es übergeben, und mit allen Nachdruck unterstüzt, zugleich hat der Nuntius eine Note beim Kaiser eingereicht, und ihn gebethen die Kinder der katholischen Religion zu erhalten. Sie sehen also daß ich darüber wohl ruhig sein kann, und daß man meine lieben Kinder nicht so leicht von meinem Herzen reissen wird. Sie können aber auch wohl selbst urtheilen, wie sehr alle diese Dienge mich angegriffen haben, da jeder einzelne Vorfall mir eine grosse Bewegung des Gemüthes verursachte, wenn ich auch äusserlich ruhig blieb. Diese Erschütterungen wurden noch vermehrt durch einen Brief meines Bruders Ludwig, der von einem tief gekränkten und zerstöhrten Gemüth zeigt, und [4] zugleich deutlich die Sehnsucht zeigt, die Liebe seiner alten Freunde wieder zu gewinnen, da er viele der Menschen die ihn jezt umgeben so tief verachten muß. Es würde Sie rühren es zu lesen, wie sehr er sich sehnt Sie wiederzusehen, er hoft Sie in Dresden zu finden und geth dahin. Wenn Sie mein geliebter Bruder mich oft zu hart finden, weil ich die Menschen kenne ohne sie zu hassen, so bitte ich tadeln Sie mich wenigstens nicht darüber, daß meine Milde allen bereit bleibt, so wie sie ihrer bedürfen, wenn ich auch nicht so bereitwillig meine Achtung gewähren kann. Glauben Sie nun nicht daß ich durch meines Bruders Brief nun schon ganz anders über ihn denke, aber er hat mich gerührt und tief erschüttert, und es währe doch grausam, und gegen alle Liebe, nicht anzunehmen daß die Vertilgung mancher Flecken möglich sei. Kurz ich bitte weiter nichts als vertilgen Sie ihn nicht aus Ihrer Liebe, er schmachtet wie in einer dürren Wüste nach einer Quelle, nach der Liebe seiner Freunde.
Ich habe Briefe aus Rom, auch von der Herzogin, sie ist ausser Gefahr des Lebens, allein noch so schwach daß sie noch nicht wieder schreiben kann. Wie sehr hat es mich gerührt, ihr Brief ist mit höchster Anstrengung mit zitternden Händen geschrieben, daß man Mühe hat ihn zu lesen, und dennoch ist mir ihre Liebe immer bereit. Sie hat an alle Menschen sogleich hieher geschrieben, um mein Gesuch zu unterstützen. O mein Freund wie sündlich würde ich sein, wenn ich die Liebe in meinem Herzen unterdrüken wolte da mir so viele Liebe gebothen wird. Leben Sie wohl mein herzlich geliebter Freund. Lassen Sie mich wieder einige Zeilen Ihrer Hand sehen, und nicht die Entfernung die Freundschaft hemmen.
S[ophie] T[ieck]

Mein Bruder Ludwig meint Zimmer in Heidelberg würde Flore und Blantscheflur gerne nehmen. Erfüllen Sie Knorrings brennenden Wunsch daß es noch in diesem Sommer gedruckt wird, und wenn Sie keinen andern Verleger wissen biethen Sie es ihm doch an. Unsere Geschäfte mit den Kohlen und dem Glase in Rom gehen gut.
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