• Franz Karl Leopold von Seckendorf-Aberdar to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Wien · Place of Destination: Basel · Date: 15.06.1808
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Franz Karl Leopold von Seckendorf-Aberdar
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Wien
  • Place of Destination: Basel
  • Date: 15.06.1808
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 556‒558.
  • Incipit: „[1] Wien, 15. Jun. 1808.
    Hätte ich ahnen können, daß Sie sich solange in Dresden, und wahrscheinlich auch in Weimar aufhalten würden, [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-6
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,21,82
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,8 x 11,3 cm
[1] Wien, 15. Jun. 1808.
Hätte ich ahnen können, daß Sie sich solange in Dresden, und wahrscheinlich auch in Weimar aufhalten würden, so wäre Ihnen längst ein Brief von mir nachgeeilt, aber diese laufen von hier bis W.[eimar] 14 Tage, ich glaubte also nicht, daß er Sie dort erreichen könnte. Diesen sende ich nun nach Frankfurt, möge er nicht lange auf Sie warten, denn ich bedarf schleuniger Antwort. Zuerst also 1) Schaumburg erbietet sich, Ihre hiesigen Vorlesungen in Verlag zu nehmen und mit 25 f. Conventions Geld zu honoriren – wenn Sie diesen Vorschlag annehmen, so wünscht er das vollständige Manuscript sehr bald zu erhalten. Haschka hat es negoziirt. Collin und ich sind für [2] die Annahme, und halten es für nothwendig, den durch den mündlichen Vortrag ausgestreuten Samen zur Reife zu bringen.
2.) Ich habe mich von Stoll durch Übereinkunft, und pekuniäre Aufopferung getrennt, und besorge nun die Redaktion des Prometheus ganz allein; doch wird sein Name noch einige Monate lang auf dem Titel stehn. Sein wirklich unleidliches Benehmen bei dem 4ten Heft, dessen Erscheinung er 3 Wochen über die Zeit verzögert hat, machte, daß ich auf Auseinandersezung bestand, und Erichson hat dies in der Güte arrangirt, ohne daß wir mündlich nur ein Wort gewechselt hätten. Desto besser.
3.) Goethe hat von Carlsbad Beiträge gesendet, unter andren einen zwar anonymen aber sicher von ihm selbst herrührenden gehaltreichen Aufsaz über Werner. [3] Ihre Abhandlung über das Verhältnis der Kunst zur Natur erscheint im 5ten Heft, das 4te wird in 3 Tagen fertig. – Lieber Freund! sobald Sie in Ihrer Heimat zurück sind, so vergessen Sie mich nicht, und senden Sie mir ja recht bald Fortsezungen aus den Berliner Vorlesungen. Ich warte täglich auf die Ankunft Ihres Bruders, jezt sagt mir Moriz Odonel, er sei am 10ten von Dresden weg. Ich gehe heute zu Madam Bernhardi mich erkundigen. – Frau v. Nuys war sehr lange krank, vorgestern besuchte ich [sie], fand sie auf, und sichtbar gebessert, sie geht aber nicht ohne Hilfe und mit großer Anstrengung – rheumatisches Fieber. – Best soll eine sehr vortheilhafte Aussicht als Spitalarzt nach Rußland haben, besinnt sich aber noch, ob er sie annehmen will. Ich fürchte, da wird wenig innere Kraft geweckt werden können.
[4] So melancholisch und schwarz sehend Sie mich zuweilen diesen Winter gesehen haben, so sehr haben sich jezt wieder Hoffnung und Thätigkeit belebt. Jezt weiß ich, daß es meine Sache ist, und diese, wenn ich ganz und frei für sie wirken kann, habe ich nie von dem Ziele selbst getrennt. Nun muß, nun wird es auch gehn. Aber nun liegt auch alles daran, die Zeitschrift durch innern Gehalt zu gründen, und ihr durch unausgesezten Fleiß einen raschen regelmäsigen Gang zu geben. Aber sie muß auch Charakter haben, philosophischen wie ästhetischen. Hier gilt es eine feste Vereinigung. – Eine bedeutende Revoluzion ist seit wenigen Tage vorgefallen, der alte Kollowrath, und Staats Rath Baldacci von den Geschäften entfernt, Commandeur Zinzendorf Kabinets Minister – schwerlich kan sich nun Zichy halten. Man spricht von einer Akademie der Wissenschaften.
Leben Sie wol, empfehlen Sie mich Frau v. Stael recht freundschaftlich, ich hoffe auf ihre Erlaubnis, ihr nach Copet zu schreiben. – Wahrscheinlich werden Sie in Frankfurt meinen Vater, badischen Minister, kennen lernen, dort meiner in Ehren zu gedenken.
Adressiren Sie Ihre Antwort an Geistinger (unter Couvert).
Seckendorf.
[1] Wien, 15. Jun. 1808.
Hätte ich ahnen können, daß Sie sich solange in Dresden, und wahrscheinlich auch in Weimar aufhalten würden, so wäre Ihnen längst ein Brief von mir nachgeeilt, aber diese laufen von hier bis W.[eimar] 14 Tage, ich glaubte also nicht, daß er Sie dort erreichen könnte. Diesen sende ich nun nach Frankfurt, möge er nicht lange auf Sie warten, denn ich bedarf schleuniger Antwort. Zuerst also 1) Schaumburg erbietet sich, Ihre hiesigen Vorlesungen in Verlag zu nehmen und mit 25 f. Conventions Geld zu honoriren – wenn Sie diesen Vorschlag annehmen, so wünscht er das vollständige Manuscript sehr bald zu erhalten. Haschka hat es negoziirt. Collin und ich sind für [2] die Annahme, und halten es für nothwendig, den durch den mündlichen Vortrag ausgestreuten Samen zur Reife zu bringen.
2.) Ich habe mich von Stoll durch Übereinkunft, und pekuniäre Aufopferung getrennt, und besorge nun die Redaktion des Prometheus ganz allein; doch wird sein Name noch einige Monate lang auf dem Titel stehn. Sein wirklich unleidliches Benehmen bei dem 4ten Heft, dessen Erscheinung er 3 Wochen über die Zeit verzögert hat, machte, daß ich auf Auseinandersezung bestand, und Erichson hat dies in der Güte arrangirt, ohne daß wir mündlich nur ein Wort gewechselt hätten. Desto besser.
3.) Goethe hat von Carlsbad Beiträge gesendet, unter andren einen zwar anonymen aber sicher von ihm selbst herrührenden gehaltreichen Aufsaz über Werner. [3] Ihre Abhandlung über das Verhältnis der Kunst zur Natur erscheint im 5ten Heft, das 4te wird in 3 Tagen fertig. – Lieber Freund! sobald Sie in Ihrer Heimat zurück sind, so vergessen Sie mich nicht, und senden Sie mir ja recht bald Fortsezungen aus den Berliner Vorlesungen. Ich warte täglich auf die Ankunft Ihres Bruders, jezt sagt mir Moriz Odonel, er sei am 10ten von Dresden weg. Ich gehe heute zu Madam Bernhardi mich erkundigen. – Frau v. Nuys war sehr lange krank, vorgestern besuchte ich [sie], fand sie auf, und sichtbar gebessert, sie geht aber nicht ohne Hilfe und mit großer Anstrengung – rheumatisches Fieber. – Best soll eine sehr vortheilhafte Aussicht als Spitalarzt nach Rußland haben, besinnt sich aber noch, ob er sie annehmen will. Ich fürchte, da wird wenig innere Kraft geweckt werden können.
[4] So melancholisch und schwarz sehend Sie mich zuweilen diesen Winter gesehen haben, so sehr haben sich jezt wieder Hoffnung und Thätigkeit belebt. Jezt weiß ich, daß es meine Sache ist, und diese, wenn ich ganz und frei für sie wirken kann, habe ich nie von dem Ziele selbst getrennt. Nun muß, nun wird es auch gehn. Aber nun liegt auch alles daran, die Zeitschrift durch innern Gehalt zu gründen, und ihr durch unausgesezten Fleiß einen raschen regelmäsigen Gang zu geben. Aber sie muß auch Charakter haben, philosophischen wie ästhetischen. Hier gilt es eine feste Vereinigung. – Eine bedeutende Revoluzion ist seit wenigen Tage vorgefallen, der alte Kollowrath, und Staats Rath Baldacci von den Geschäften entfernt, Commandeur Zinzendorf Kabinets Minister – schwerlich kan sich nun Zichy halten. Man spricht von einer Akademie der Wissenschaften.
Leben Sie wol, empfehlen Sie mich Frau v. Stael recht freundschaftlich, ich hoffe auf ihre Erlaubnis, ihr nach Copet zu schreiben. – Wahrscheinlich werden Sie in Frankfurt meinen Vater, badischen Minister, kennen lernen, dort meiner in Ehren zu gedenken.
Adressiren Sie Ihre Antwort an Geistinger (unter Couvert).
Seckendorf.
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