Gewiß, es kann Sie nicht befremden, wenn ich wieder einmal meine Bitte wiederhole: Ew. Hochwohlgeboren möchten mich doch recht bald in den Stand setzen, den Druck Ihres Werks, 3te Auflage, auszuführen.
Es ist ein Fall, der mir in meinem ganzen Geschäftsleben noch nicht vorgekommen ist: während die Autoren es sonst kaum erwarten können, bis es der Absatz ihrer Bücher zuläßt, eine neue Auflage zu veranstalten, lassen Sie, hochzuverehrender Herr, das Publicum und den Verleger Jahre lang vergeblich darauf harren! ‒
Ich muß es Ihnen gestehen, daß ich in großer Versuchung gewesen, den Abdruck unverändert nach der 2ten Auflage machen zu lassen, und Ew. Hochwohlgeboren dann plötzlich durch Uebersendung der beiden ersten Bände zu überraschen, Sie dann bittend, Zusätze, Änderungen u.s.w. ‒ wie es freilich nur bei den alten Classikern zu geschehen pflegt, ‒ als Variae lectiones, Noten etc. dem 3ten Band beizufügen. ‒
Die Furcht, daß Ihnen eine solche Eigenmächtigkeit mißfallen müßte, daß dem deutschen Publicum dadurch die Möglichkeit geraubt würde, das Werk in seiner vollkommensten Gestaltung aus Ihren Händen zu erhalten, und endlich auch der Umstand haben mich davon zurückhalten müssen, daß die 2te Auflage nicht correct genug gedruckt ist, um hiernach einen von Druckfehlern völlig freien Abdruck mit Sicherheit herstellen zu können. ‒
Gestatten mir Ew. Hochwohlgeboren, Sie darauf aufmerksam zu machen, wie sehr mein Interesse gefährdet wird, dadurch, daß ich nun schon über drei Jahre jeden Augenblick dieses mit nicht ganz unbedeutenden Kosten verknüpfte Geschäft auszuführen bereit bleibe, und noch immer nicht beginnen kann. Geben Sie mir die Hoffnung daß die Ausführung nicht mehr ferne sey und genehmigen Sie die Versicherung aufrichtiger Verehrung
Ew. Hochwohlgeboren
ergebenster
C. F. Winter Verlagshandl.
Heidelberg 9. July 1839.
Von Schlegels Hand: beantw[ortet] d[en] 5ten August 39.